FerienSerien: „Rebellion“

Mitreißender Blick auf den Unabhängigkeitskampf Irlands vom Britischen Empire

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 19.07.2016, 18:00 Uhr (erstmals veröffentlicht am 13.07.2016)

„Rebellion“ – Bild: RTÉ
„Rebellion“

Dieser Artikel ist Teil unserer Artikel-Reihe FerienSerien.

Rechtzeitig zum Brexit-Votum hat Netflix eine Miniserie in sein Angebot aufgenommen, die teilweise wie ein Kommentar zu den jetzt wieder aufkeimenden Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten und Nordiren vom Vereinigten Königreich gelesen werden kann. Der Fünfteiler „Rebellion“ des irischen öffentlich-rechtlichen Senders RTÉ schildert die dramatischen Ereignisse rund um den Osteraufstand in Dublin, der sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährte, aus der Sicht mehrerer Familien. Dabei stehen insbesondere drei junge Frauen im Mittelpunkt, die wegen ihrer unterschiedlich starken Unterstützung der Unabhängigkeitsbewegung in Gefahr geraten.

Worum geht es in „Rebellion“?
Die Handlung setzt 1916 kurz vor Ausbruch des Osteraufstands in Dublin ein. Drei Freundinnen finden sich zunächst auf verschiedenen Seiten des britisch-irischen Konflikts wieder: Während die burschikose Frances O’Flaherty (Ruth Bradley) unter der Tarnung einer gälischen Sprachschule Jugendliche für den bewaffneten Kampf gegen die britische Herrschaft ausbildet, arbeitet ihre Freundin May Lacy (Sarah Greene) als Sekretärin für einen britischen Spitzenbeamten, mit dem sie zudem eine Affäre hat. Ihre Loyalität wird auf die Probe gestellt, als Frances sie bittet, ihr geheime Unterlagen aus dem Sitz der britischen Verwaltung, Dublin Castle, zu besorgen. Dritte im Bunde ist die Medizinstudentin Elizabeth Butler (Charlie Murphy), Tochter einer wohlhabenden Familie. Ihre loyal zur Krone stehenden Eltern (Michelle Fairley und Ian McElhinney) wollen sie mit einem Parlamentsabgeordneten verheiraten, ihr Herz gehört aber dem sozialistischen Patrioten Jimmy Mahon (Brian Gleeson).

Während Jimmy und Elizabeth an vorderster Front bei der gewaltsamen Einnahme der Dubliner Hauptpost mitkämpfen, steht Jimmys Bruder Arthur (Barry Ward) als Angehöriger der britischen Armee auf der anderen Seite der Rebellion, ist innerlich aber gespalten. Er erkennt das Unrecht, das seinen Landsleuten durch die Besatzer angetan wird, kann aber die Armee nicht verlassen, weil er seine Familie ernähren muss. Als der Kampf für eine irische Republik scheitert, nehmen die Briten mit Schnellverfahren und standrechtlichen Erschießungen Rache an den Aufständischen. Das führt letztlich aber dazu, dass sich auch bis dahin loyale Iren zunehmend von der britischen Herrschaft distanzieren.

Hintergründe
Mit sechs Millionen Euro ist die Miniserie die teuerste Dramaserie, die der irische Rundfunk RTÉ bislang in Auftrag gegeben hat. Der Sender wurde dafür mit Einschaltquoten von bis zu 41 Prozent der TV-Haushalte belohnt. Inhaltlich war die Serie hingegen umstritten, da sie sich bei der Darstellung der historischen Ereignisse viele Freiheiten nimmt.

Die Schauspieler sind hierzulande überwiegend wenig bekannt. Lediglich Michelle Fairley und Ian McElhinney dürften „Game of Thrones“-Zuschauer natürlich vertraut sein. Barry Ward spielte die Hauptrolle im vorletzten Film von Altmeister Ken Loach, „Jimmy’s Hall“.

Für wen ist „Rebellion“ zu empfehlen?
Grundsätzlich für jeden, der eine spannende Serie sehen will, die auf einem wichtigen Ereignis der jüngeren Geschichte basiert. „Rebellion“ bietet eine Vielzahl interessanter Figuren und Konflikte, die oft über Dialoge vermittelt werden. In den beiden mittleren Episoden gibt es aber auch eine Menge spannender Action. Dabei ist das Drehbuch klar auf der Seite der irischen Aufständischen, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen, zeigt aber auch die generelle Sinnlosigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen und das durch sie verursachte Leid mit großer emotionaler Wucht. Neben der politischen Handlung beleuchtet die Serie auch die privaten Beziehungen der Hauptfiguren, was manchmal etwas zu sehr in Richtung Soap abzudriften droht.

Darüber hinaus sind die Parallelen zur derzeitigen politischen Situation im Vereinigten Königreich interessant. Hier kann man sehen, wohin es führt, wenn eine Nation (die Engländer) die berechtigten Interessen einer anderen nach Selbstbestimmung ignoriert. Bekanntermaßen führten die Aufstände letztlich zur Unabhängigkeit der Republik Irland und damit zum (weiteren) Zerfall des Britischen Empire. Nordirland konnte erst nach jahrzehntelangen blutigen Auseinandersetzungen befriedet werden, die nach dem Brexit-Votum wieder auszubrechen drohen. Ob die Schotten sich gefallen lassen, dass die Mehrheit der Engländer sich wieder mal über ihre Interessen hinweggesetzt hat, ist eine andere virulente Frage. Damit ist auch heute der endgültige Zerfall des UK wieder ein nicht unrealistisches Szenario.

Verfügbarkeit
Die Miniserie ist im deutschsprachigen Raum bei Netflix verfügbar.

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