„Counterpart“ nach zwei Staffeln bei Starz abgesetzt

Senderchef Chris Albrecht nimmt nach zehn Jahren seinen Hut

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 12.02.2019, 13:15 Uhr

Die Himmel über den Berlins – „Counterpart“ – Bild: Starz
Die Himmel über den Berlins – „Counterpart“

Der amerikanische Pay-TV-Sender Starz hat entschieden, keine dritte Staffel seiner Science-Fiction-Serie „Counterpart“ zu bestellen. J. K. Simmons spielt darin den kleinen Bürokraten Howard Silk in einer mysteriösen UN-Behörde in Berlin, der in ein welterschütterndes Geheimnis eingeweiht wird: Seit knapp 30 Jahren existiert neben unserer Welt eine Parallelwelt. Das Serienfinale wird somit voraussichtlich am kommenden Sonntag (17. Februar 2019) bei Starz in den USA laufen – und parallel in Deutschland beim Streaming-Angebot Starzplay (über Amazon Channels) verfügbar werden. Die Macher haben die Hoffnung auf eine Rettung allerdings noch nicht aufgegeben.

Starz hatte seinerzeit bei Media Rights Capital (MRC; auch „House of Cards“) gleich zwei je zehnteilige Staffeln von „Counterpart“ auf einen Schlag bestellt. Die Tatsache, dass Oscar-Gewinner Simmons darin eine Doppelrolle als zwei Howards aus unterschiedlichen Welten spielt, dürfte bei Starz Hoffnungen auf Emmy-Ehren geweckt haben – denn Kritikerpreise sind im Wettkampf der Pay-TV-Sender in der Außendarstellung wichtig. Und hier führen HBO und Netflix das Feld der Bezahlanbieter an. „Counterpart“ wurde allerdings nur für den Vorspann nominiert (und gewann). Trotz Kritikerlob ist die Fangemeinde von unter 500.000 Zuschauern (Live+3) zu klein.

Nachdem Starz Ende vergangenen Jahres in Sachen „Counterpart“-Verlängerung abgewunken hatte, hatte MRC wie jetzt bekannt wurde, die Vorverträge mit den Darstellern bis zum 1. Februar verlängern können, um eine neue Heimat zu finden. Das ist aber bisher nicht gelungen, auch wenn MRC weiterhin mit potentiellen Abnehmern im Gespräch ist.

Bei Starz stehen die Zeichen aktuell zudem auf Wandel: Der langjährige Senderchef Chris Albrecht (66) wird das Unternehmen nach zehn Jahren verlassen, obwohl sein 2016 zuletzt verlängerter Vertrag noch zwei weitere Jahre läuft. Im Hintergrund steht der vor zwei Jahren geschehene Aufkauf von Starz durch Lionsgate und die mittlerweile vollzogene Integration des Pay-TV-Senders in das Mutterunternehmen, wobei die Aufgaben von Albrechts Position als CEO von Starz mehr oder weniger der Zuständigkeit und den Strukturen des Mutterkonzerns zukommen.

Unter der Ägide von Albrecht wechselte Starz gleich zweifach die Struktur – erst weg von der bisherigen Mutter Liberty Media hin zu einer Existenz als unabhängige Unternehmen und dann unter das Dach der neuen Firmenmutter Lionsgate. Starz begann unter anderem mit „Spartacus“ den Einstieg in Eigenproduktionen mit „Power“ und „Outlander“ folgten weitere Hits. Die Abonnentenzahl ist nach Unternehmensangaben von 17 Millionen im Jahr 2010 auf 25,1 Millionen angestiegen (+48 Prozent), daneben startete unter Albrecht 2016 das sendereigene Streaming-Angebot.

Während Albrecht sich in einem Interview mit Deadline über das Erreichte zufrieden zeigt und somit den jetzigen Zeitpunkt als ideal für den Aufbruch in eine weitere Karrierestation hält, berichtet Hollywood Reporter von einem Zerwürfnis von Albrecht mit Lionsgate CEO Jon Feltheimer. Der wollte etwa Produktionen seines Studios bei Starz sehen, während Albrecht vor allem die Qualität als Maßstab anlegte und das Schwesterstudio für ihn wie jedes andere Unternehmen war. Aktuelle Hollywood-Fusionen geschehen aber immer unter dem Gesichtspunkt, Geld zu sparen und Kräfte zu bündeln und Produktion, Ausstrahlung und Streaming in einer Hand zu vereinen. Letztendlich, summiert der Hollywood Reporter, sind zwei Chefs, die die Geschicke eines Senders bestimmen wollen, halt einer zu viel.

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