ARD plant offenbar neues Video-on-Demand-Portal

Senderbund will Netflix mit deutschen TV-Sendungen Konkurrenz machen

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 15.10.2014, 17:35 Uhr

ARD plant offenbar neues Video-on-Demand-Portal – Senderbund will Netflix mit deutschen TV-Sendungen Konkurrenz machen – Bild: ARD

Erst vor rund einem Jahr hatten sich die deutschen Öffentlich-Rechtlichen beim Versuch, eine kommerzielle Video-on-Demand-Plattform an den Start zu bringen, eine blutige Nase geholt. Damals hatte das Kartellamt dem gemeinsamen Projekt von ARD und ZDF mit dem Arbeitstitel „Germany’s Gold“ eine Absage erteilt, da es gegen die Wettbewerbsvorschriften verstoße (fernsehserien.de berichtete). Jetzt möchte die ARD Medienberichten zufolge bei einer ähnlichen Plattform einsteigen, die deutsche Produktionsfirmen lancieren wollen.

Das Handelsblatt hat auf der TV-Messe MIPCOM in Cannes erfahren, dass mehrere große Fernseh-Produktionsstudios wie Brainpool („TV total“, „Stromberg“) und Beta Film („Unsere Mütter, unsere Väter“, „Kommissar Rex“ oder auch die italienische Serie „Gomorrha“) eine Netflix-Konkurrenz mit eigenen, deutschen Inhalten planen. Dazu soll auch die kommerzielle Verwertungstochter einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt mit ins Boot geholt werden, offenbar der ARD. Derzeit prüfe man die Möglichkeiten, ein solches Angebot unter den kartellrechtlichen Beschränkungen zu entwickeln, so eine namentlich nicht genannte, dem Projekt nahestehende Person gegenüber der Zeitung.

Dass das ZDF diesmal nicht offiziell dabei ist, muss nicht heißen, dass auch dessen Sendungen nicht auf der zu gründenden Online-Plattform vertreten wären. Meistens behalten ohnehin die jeweiligen Produktionsfirmen die Verwertungsrechte außerhalb der TV-Ausstrahlung.

Die bestehenden Mediatheken von ARD und ZDF haben das Problem, dass sie die meisten Sendungen wegen rundfunkrechtlicher Beschränkungen nur für sieben Tage nach der TV-Ausstrahlung zugänglich machen dürfen. Danach erfolgt die Zwangs-„Depublizierung“ – ein Ärgernis, wenn man bedenkt, dass die Gebührenzahler diese Sendungen überwiegend selbst finanziert haben. Die neue Plattform wäre ein kommerzielles Unternehmen, das sich vermutlich über Werbung und Abo- oder Abrufgebühren finanzieren würde. Sie würde deshalb nicht unter die Einschränkungen des Rundfunkrechts fallen. Für die Produktionsfirmen wäre sie hingegen eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle.

Im Nachbarland Österreich hat der öffentlich-rechtliche ORF übrigens bereits vor einigen Monaten auf den damals noch bevorstehenden Start der US-Online-Videothek Netflix reagiert: Man sicherte sich mit „Flimmit“ gleich sein eigenes Streamingportal, das ORF-Fernseh- und Kinoproduktionen anbietet. Zur Beteiligung an diesem Angebot lud ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auch die deutschen Kollegen von ARD und ZDF herzlich ein.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Die einzig interessante Frage: Nochmal zahlen, obwohl man dafür schon über die Zwangssteuer ausgenommen worden ist?

    Mich wundert es jedenfalls nicht, daß die Zahl der illegalen Downloads nicht sinkt.
    • am via tvforen.de

      Hallo

      In den Niederlanden ist es möglich. Vor ein paar Monaten haben sich NPO (öffentlich-rechtlich), RTL Nederland und SBS Broadcasting zusammengeschlossen und betreiben ein gemeinsames VoD-Portal.

      https://www.nlziet.nl/
      • am via tvforen.de

        Die 7-Tage-Beschränkung ist kein rundfunkrechtlicher Tatbestand sondern ein freiwilliger Kniefall vor den Verlegern, deren Interessen den Politikern in den Rundfunkräten überaus wichtig sind.
        • am via tvforen.de

          Hallo tomgilles

          Wer erinnert sich?
          Als ARD/ZDF den Videotext einführten haben die Verleger auch protestiert weil die Nachrichten nun auch im Videotext verfügbar waren.
          Als Zugeständnis hat man dann Seiten mit den Presse-Schlagzeilen mit in das Angebot aufgenommen.

      weitere Meldungen

      Hol dir jetzt die fernsehserien.de App