„Am laufenden Band“ lief von 1974 bis 1979 insgesamt 51 Mal im Ersten (unter Federführung des WDR und Radio Bremen). Carrell selbst setzte sich für eine deutsche Adaption der Sendung „Een van de acht“ ein, die er aus dem niederländischen Fernsehen kannte, und schaffte damit seinen endgültigen Durchbruch in Deutschland. In jeder Ausgabe traten vier Kandidaten-Paare gegeneinander an, die aus unterschiedlichen Generationen der gleichen Familie bestehen mussten – also beispielsweise Mutter und Sohn oder Großvater und Enkelin. Die Spiele waren in jeder Sendung anders, was bis heute für die unbändige Kreativität der Macher spricht. Dabei wurde den Teilnehmern einiges abverlangt, vor allem Menschenkenntnis, Kreativität und Schlagfertigkeit. So galt es, Ratespiele zu absolvieren, die Reaktionen der Spielpartner vorherzusagen oder improvisiert zu schauspielern.
Die Kandidaten-Paare schieden im K.o.-Verfahren aus. Am Ende einer jeden Ausgabe erwartete den Gewinner als Höhepunkt das titelgebende laufende Band. Darauf zogen reichlich Gegenstände an dem Kandidaten vorbei. Alle Gegenstände bzw. die sich dahinter verbergenden Preise, an den sich der Kandidat anschließend innerhalb von 30 Sekunden erinnern konnte, gehörten dann ihm bzw. ihr. Immer dabei war das Fragezeichen, hinter dem sich ein Überraschungspreis verbarg.
Um 1:35 Uhr folgt eine komplette Folge der „Rudi Carrell Show“ aus den späten 1980er Jahren (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Sendung aus den 1960ern). Zwei britische Vorbilder wurden von Carrell zu einer deutschen Samstagabendshow verschmolzen: „Surprise Surprise“ und „Live Sounds“. Einerseits überraschte Carrell Menschen und erfüllte ihnen einen lange gehegten großen Traum. Die zu Überraschenden saßen oft im Studiopublikum, wussten aber nicht, dass Carrell sie plötzlich ansprechen würde.
Der zweite wesentliche Bestandteil der Show waren Auftritte junger Künstler, die Stars imitierten und deren Lieder nachsangen. Carrell kündigte die Auftritte stets mit einem Spruch à la „Eben noch in der Apotheke, jetzt auf der Show-Bühne!“ an. Die Studiozuschauer bestimmten am Ende den Sieger. Der markante Titelsong war das von Carrell selbst gesungene „Lass Dich überraschen“ – daher wird „Die Rudi Carrell Show“ oft auch mit der ZDF-Show „Lass Dich überraschen“ verwechselt, die das Konzept aufgriff, jedoch von Thomas Ohrner moderiert wurde. Von 1988 bis 1992 liefen insgesamt 32 Ausgaben der „Rudi Carrell Show“. Der NDR wiederholt die 14. Folge vom 2. Dezember 1989, in der der Jahressieger der Nachwuchstalente gekürt wurde. Unter anderem wurden Songs von Whitney Houston, Peter Maffay, Louis Armstrong und Harald Juhnke zum Besten gegeben.
Die verflixte 7
Abgeschlossen wird die Rudi-Carrell-Nacht um 3:10 Uhr mit „Die verflixte 7“. Bei der Show handelte es sich um eine Adaption der spanischen Sendung „Un, Dos, Tres“, von der Carrell zuvor auch eine niederländische Variante an den Start gebracht hatte. In der Samstagabendshow, die von 1984 bis 1987 insgesamt 20 Mal lief, traten zunächst drei Kandidaten-Ehepaare aus der BRD und Österreich in witzigen und kuriosen Spielen gegeneinander an.
Ikonisch und titelgebend war vor allem das Finalspiel. Das übrig gebliebene Ehepaar spielte nun sieben Runden, in denen es Symbole auszusortieren galt, die jeweils für einen Gewinn standen. Die Schwierigkeit bestand darin herauszufinden, was die Symbole bedeuten könnten. Denn nur was am Ende übrig blieb, durfte behalten werden. Die Preise waren von sehr unterschiedlichem Wert und reichten vom Bügeleisen bis zum Auto oder einer Reise – auch eine Niete war immer dabei. Dabei handelte es sich zwar auch um einen Sachpreis, doch wirklich anfangen konnte man damit nichts – wie etwa mit einer Wagenladung mit Zehntausenden von Kaugummis. Sobald ein Symbol aussortiert wurde, präsentierte Carrell dem Paar, was sie nicht gewonnen hatten, mit dem Satz: „Das wäre Ihr Preis gewesen!“
Bei Rudi Carrell fiel mir schon als Kind unangenehm auf, dass alles so unverhohlen abgekartet war. Ja, ja, ich kenn ihn auch, den alten Carrell-Spruch: "Wenn du was aus dem Ärmel zaubern willst, musst du vorher was reintun." Aber: Als Zuschauer will ich halt nicht mit der Nase draufgestoßen werden, dass da vorher was reingetan wurde.
Zoppo_Trump schrieb: ------------------------------------------------------- > Bei Rudi Carrell fiel mir schon als Kind > unangenehm auf, dass alles so unverhohlen > abgekartet war. > Ja, ja, ich kenn ihn auch, den alten > Carrell-Spruch: "Wenn du was aus dem Ärmel > zaubern willst, musst du vorher was reintun." > Aber: Als Zuschauer will ich halt nicht mit der > Nase draufgestoßen werden, dass da vorher was > reingetan wurde.
Ja, bei den vom NDR wiederholten Sendungen sind mir auch die einstudierten Gags mit den Stargästen aufgefallen. Klar, das kann man machen, aber zum Teil wirkte das sehr bemüht, z.B. mit La Toya Jackson.
Meine Lieblingssendung mit Carrell bleibt (mit großem Abstand) "Rudis Tagesshow".
Spoonman schrieb: ------------------------------------------------------- > Ja, bei den vom NDR wiederholten Sendungen sind > mir auch die einstudierten Gags mit den > Stargästen aufgefallen. Klar, das kann man > machen, aber zum Teil wirkte das sehr bemüht, > z.B. mit La Toya Jackson.
Das mit La Toya Jackson hab ich auch gesehen. Irgendwie wirkt das aus heutiger Sicht schon ein bisschen zum Fremdschämen. Ist die Frage, ob man das damals wirklich lustig fand oder schon da eher deplatziert.
Mir ist es allemal lieber, ein Showmaster übt und probt seine Showeinlagen bis ins kleinste Detail um perfekt und möglichst fehlerfrei zu wirken, als das gesagt wird: "Lass man gut sein, besser gehts nicht. Die Zuschauer sind so saumäßig blöde, die checken das gar nicht." Von dieser Sorte gibt es bestimmt einige.
Das Lied "lass dich überraschen" und der Satz "das wär Ihr Preis gewesen" klingt mir immer noch in den Ohren. Allerdings war damals das "laufende Band" meine Lieblingsshow von Rudi Carell. Auch wenn er privat nicht einfach gewesen sein soll, er ist und bleibt der erste Gedanke, wenn das Wort "Showmaster" fällt.
Roy Kabel schrieb: ------------------------------------------------------- Auch wenn er privat > nicht einfach gewesen sein soll, er ist und bleibt > der erste Gedanke, wenn das Wort "Showmaster" > fällt.
Ich glaube vielmehr, er war eher "dienstlich" unangenehm, da pedantisch und cholerisch. Privat war er doch eher wählerisch mit seinem Freundeskreis und innerhalb diesem anerkannt und beliebt.
Don (1977) schrieb: ------------------------------------------------------- > Am laufenden Band (Folge 17)
Wow, Hansjörg Felmy wurde also extra aus Wien eingeflogen, damit er dem Sieger mitteilen konnte, dass er eine Rolle in einem Haferkamp-Tatort gewonnen hatte. Ist denn überliefert, ob der Gewinner tatsächlich im Krimi zu sehen war? Es könnte sich um die Folge "Fortuna III" gehandelt haben, die am 7. Juni 1976 ausgestrahlt wurde. ("Zwei Leben" war laut https://de.wikipedia.org/wiki/Tatort:_Zwei_Leben_(1976)#Hintergr%C3%BCnde schon abgedreht.)
Diese Show habe ich damals wahrscheinlich noch meistens zusammen mit meinen Eltern gesehen, aber eher widerwillig. So wirklich spannend fand ich das Konzept unter dem Motto "Das wäre Ihr Preis gewesen" nicht.
Bei der "Rudi Carrell Show" ab 1988 war ich dann endgültig raus.
User 1444810 am
Hätte er erleben können. Diese blöde Raucherei!
Christian-Uwe (geb. 1969) am
Toll, dass es die Klassiker wieder im TV gibt. Ich hoffe auch in der ARD Mediathek. Ein paar Tage früher wird Heinz Schenk 100 Jahre, nächstes Jahr Hans Rosenthal ebenfalls 100. Ich freue mich auf die angekündigten neuen Dokus rund um den "Blauen Bock" und "Dalli Dalli".
Doktor_Klinker-Emden (geb. 1980) am
Danke für die tollen Programmtipps! Freue mich vor allem auf die "Rudi Carrell Show", weil ich die damals sicher sogar direkt gesehen habe. Bei Rudi war alles so perfekt geplant, dass die Überraschungen tatsächlich emotional funktioniert haben. Großartige Unterhaltung.
mork.vom.ork am
"...und zeigt kurz vor seinem Ehrentag am 13. Dezember um Mitternacht „NDR Talk Momente..." Das ist dann bereits der 14. Dezember.
Ziebigker (geb. 1961) am
Wenn man ihn wirklich ehren will, dann gehören die Sendungen auf den Samstag oder Sonntag nachmittags.
User 1444810 am
An den Samstag gibt es schon lange kein sehenswertes Abendprogramm mehr - auf keinem Sender. Früher war das ein echter Familienfernsehabend.
Chris7 (geb. 1974) am
Tja, es heißt eben immer: "einen anderen Sendeplatz haben wir nicht zur Verfügung" .... Bla bla bla... Ja nee, is klar. Statt einfach mal irgendwelche abendlichen Reportagen mitten in die Nacht auf 04:20 Uhr zu legen und dann die Mega-Einschaltquoten zu erwarten.... (das geht natürlich auch nicht....)!?!?!?!?
Serienfan00010 (geb. 1975) am
Wer guckt den Nachts TV?.
MoniMausi am
Kann mir mal einer erklären, warum die Verantwortlichen so unschlau sind, und immer NACHTS die Sendungen zur Erinnerung zeigen??? Sorry, da frag ich mich echt, ob das Rudi Carrell wirklich ehren würde, wenn man ihn in die Nacht verdrängt.
User 8104 am
Schonmal was von DVR und/oder MEDIATHEK gehört?
Thorsten H. (geb. 1982) am
Mediathek schön und gut, aber die Shows werden wohl aus rechtlichen Gründen nicht in der Mediathek verfügbar sein.
Ist nämlich mit der Sendung Musikladen genau so, läuft auch immer mitten in der Nacht, und ist in der Mediathek dann leider nicht verfügbar...