NDR Story Folge 229: Unsere Sparkassen: Wer kassiert die Gewinne?
Folge 229
Unsere Sparkassen: Wer kassiert die Gewinne?
Folge 229 (45 Min.)
Jeder kennt die Institute der Sparkassen. Deren Chefs sind stolz auf die regionale Verwurzelung und das gute Image ihrer Institute. Die Sparkassen verstehen sich gerne als „die Guten“ unter den Banken, schließlich sind sie laut Satzung dem Gemeinwohl verpflichtet. Keine schlechte Grundlage für gute Geschäfte. Diese spülen seit Langem ordentliche Gewinne in die Tresore der Sparkassen. Allein im Jahr 2015 haben die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in Norddeutschland rund 650 Millionen Euro verdient, vor Steuern. Doch wohin mit dem Geld? Diese Frage stellt sich jedes Jahr auf Neue. Einen Teil der Gewinne könnten die Sparkassen an Landkreise und Städte abführen, zu denen sie gehören. Doch das passiert kaum. Warum eigentlich nicht? Eine Erklärung ist das Verhältnis der Sparkassenvorstände zu Landräten und Oberbürgermeistern. Denn die könnten die Gewinne für die Kommunen einfordern; als Verwaltungsräte sind sie für die Kontrolle der Sparkassen zuständig. Doch die meisten lassen den Sparkassenvorständen freie Hand über die Gewinne. Deren wichtigstes Argument: Sie bräuchten hohe Rücklagen. Sparkassen-Kritiker wie Prof. Ralf Jasny sehen den Grund für diese Entwicklung in der mangelnden Kontrolle des Vorstands durch die zuständigen Kommunalpolitiker, bei denen die bankfachliche Qualifikation nicht auf den ersten Blick ersichtlich
ist. Er fordert kompetentere Aufsichtsgremien, die unabhängig sind von Parteizugehörigkeit. Wenn einzelne Lokalpolitiker doch nach einer sogenannten Ausschüttung fragen, verweisen die Sparkassen gerne auf ihr finanzielles Engagement bei Sponsoring und Spenden für wohltätige Zwecke, Sport und Kultur. Zu heftigen Konfrontationen zwischen Politik und Sparkasse kommt es höchst selten. Niemals wurde öffentlich heftiger um die Gewinne gestritten als im Jahr 2016 zwischen dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel und der ansässigen Stadtsparkasse. Er betont: „Eine derartige Kompromisslosigkeit, wie ich sie bei der Sparkasse vorgefunden habe, habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.“ Sparkassenvorstand Michael Meyer spricht dagegen von einem „einigermaßen lauten Vorgang“, den er aber „gar nicht so unnormal“ finde. Die Vertreter der Sparkassen rechtfertigen sich mit schwierigen Zeiten. Die Niedrigzinsphase würde die Gewinne auffressen, die Bankenaufsicht setze sie unter Druck und immer weniger Kunden besuchten die Filialen. Auch an der Schließung von Geschäftsstellen führe deshalb kein Weg vorbei. Dennoch geht es den Sparkassen in Norddeutschland heute vielerorts noch gut. Im Jahr 2015 wurde sogar mehr Gewinn gemacht als im Jahr zuvor. „45 Min“ berichtet über den Umgang von Kommunalpolitikern und Vorständen mit den Gewinnen der Sparkassen. (Text: NDR)