Mehr und schnellere Abschiebungen von Menschen ohne Bleiberecht, das fordert Thomas de Maizière von den Ländern. Der Bundesminister des Innern drängt angesichts der Flüchtlingszahlen auf eine Verstärkung der sogenannten Rückführungen. Doch wie laufen Abschiebungen konkret ab? Und gibt es eine Alternative zu diesen Einsätzen? Der Dokumentation „45 Min Protokoll einer Abschiebung“ gelingt es erstmals, ein umfassendes Bild einer Abschiebung zu zeigen: von der Planung der aufwändigen Maßnahmen über den nächtlichen Einsatz der Zuführkommandos in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland. Und der heiklen Frage, was die Menschen dort erwartet. Zuführkommandos heißen die Trupps von Polizei und Ausländerbehörde, die den Auftrag haben, die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern vorzunehmen. Sie kommen in der Nacht oder am frühen Morgen, reißen Familien aus dem Schlaf, geben ihnen eine halbe Stunde Zeit zum Packen und setzen sie in ein Flugzeug: Mehr als 22.000 Männer, Frauen und Kinder mussten Deutschland im Jahr 2015 auf diesem Wege
verlassen. Nach monatelangen Recherchen hatte das Team um Regisseur Hauke Wendler, der zu diesem Thema bereits den mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm „Wadim“ realisiert hat, die Möglichkeit, in Mecklenburg-Vorpommern eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden in drei Tagen mehr als 200 Asylbewerber nach Albanien ausgewiesen. Ein Wunschprojekt von Lorenz Caffier, dem Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der in diesen Nächten persönlich vor Ort war. Abschiebung, eine umstrittene Maßnahme: In Rheinland-Pfalz zum Beispiel setzt die zuständige Ministerin Anne Spiegel anstelle von Abschiebungen auf sogenannte „freiwillige Ausreisen“. Das sei nicht nur menschenwürdiger, so die Ministerin, sondern auch wirtschaftlicher. Die Dokumentation „45 Min Protokoll einer Abschiebung“ fasst die verschiedenen Ansätze sachlich zusammen, damit der Zuschauer sich ein eigenes Bild machen kann. Vor allem aber gelingt es dem Film, die nächtlichen Abschiebungen zu dokumentieren und so ein wichtiges Thema an die Öffentlichkeit zu bringen, von dem bislang kaum Bilder existieren. (Text: NDR)