Reinigungs- und Desinfektionsmittel versprechen sichere Sauberkeit im Haushalt. Für die Industrie ist die Angst vor Keimen ein Milliardengeschäft. „Wenn ich zuhause putze, dann benutze ich antibakterielle Reiniger. Gegen Keime, die ins Haus getragen werden, hilft einfache Seife nicht, da bin ich hundertprozentig sicher!“, so Petra Rebhahn, Mutter dreier Kinder. So wie die 40-jährige Hausfrau denken immer mehr Verbraucher. 1,3 Millionen Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel kaufen die Deutschen jedes Jahr. Für einen Vier-Personen-Haushalt bedeutet das einen Jahresverbrauch von 64 Kilogramm. Aber was ist der Preis der glänzenden Sauberkeit? Etwa jeder dritte Deutsche erkrankt inzwischen an Allergien, manche Mediziner vermuten, dass daran auch übertriebene Reinlichkeit schuld ist: „Die Evolution hat uns nicht
dafür gemacht, ständig mit Desinfektionsmitteln und Reinigern umzugehen. Vor allem Kinder brauchen den Kontakt zu Umweltkeimen, um ihr Immunsystem zu trainieren“, meint Professor Michael Zemlin von der Universitätsklinik Marburg. Außerdem sind viele Reinigungsmittel wegen ihrer Inhaltstoffe umstritten, manche können Allergien auslösen, andere Chemikalien reichern sich über das Abwasser in der Umwelt an und finden sich am Ende in der Nahrung wieder. Für ihre Dokumentation gelangen Carsten Rau und Hauke Wendler ungewöhnliche Einblicke in die Welt des deutschen Hygienewahns und der um sich greifenden Angst vor Keimen. Außerdem haben die Autoren mit Hilfe von Wissenschaftlern überprüft, was antibakterielle Reiniger im Privathaushalt tatsächlich bringen und welche Risiken mit ihnen verbunden sind. (Text: NDR)