NDR Kultur – Das Journal Folge 22: Folge 22 (2021/2022)
Folge 22
Folge 22 (2021/2022)
Folge 22 (30 Min.)
Was ist uns gutes Essen wert? Diskussion um Lebensmittelpreise Die Billigproduktion von Fleisch muss aufhören, fordert der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen). Er wünscht sich mehr Wertschätzung für Lebensmittel. Gemeinsam mit seiner Parteigenossin Steffi Lemke, der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, plant er „eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die unserer Umwelt, Natur und dem Klimaschutz nützt“. Auch viele Bauern wollen Veränderung: Bei einer Demonstration in Berlin setzten sie sich für höhere Erzeugerpreise und eine nachhaltigere Agrarpolitik ein. Doch Sozialverbände schlagen Alarm und fordern einen sozialen Ausgleich, denn teurer werdende Lebensmittel seien für zu viele Menschen nicht mehr bezahlbar. Schon jetzt haben die Tafeln immer stärkeren Zulauf. In Deutschland wird über das Essen und die Landwirtschaft diskutiert: Was ist uns gutes Essen wert, das Tierwohl, Nachhaltigkeit und Ökologie berücksichtigt? Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Landwirt, einem Spitzenkoch und mit einem Menschen, der Lebensmittel von der Tafel bekommt. Die neuen Rechten und ihre Kinder: der Dokumentarfilm „Kleine Germanen“ Als Kind hat Elsa mit dem Großvater Soldat gespielt. Mit ausgestrecktem rechtem Arm hat sie „Für Führer, Volk und Vaterland!“ gerufen und war ganz stolz darauf. Heute blickt sie auf eine Kindheit zurück, die auf Hass und Lügen gebaut war, und versucht zu verstehen, was die Erziehung in einem rechtsradikalen Umfeld aus ihr und ihren eigenen Kindern gemacht hat. Ausgehend von dieser wahren Geschichte gewährt „Kleine Germanen“ in einer ungewöhnlichen Verbindung aus Animations- und Dokumentarfilm Einblicke in eine beängstigende verborgene Parallelwelt in Deutschland. Der Film zeigt, wie Rechtsextreme ihre Kinder drillen, wie sie ihre Kinder in einem demokratiefeindlichen Umfeld und nach dogmatischen Prinzipien rechtsextremer Ideologie erziehen. Die Dokumentation der Filmemacher Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger kam zuerst 2019 ins Kino, jetzt wird sie im NDR Fernsehen gezeigt: am 8. Februar, 00:00 Uhr. Mit Blick auf die Rolle von Rechtsextremen in den Corona-Protesten ist der Film aktueller denn je. Schön, praktisch und umweltfeindlich: das Ende der Plastiktüte Seit dem 1. Januar 2022 dürfen in Deutschland keine Plastiktüten mehr ausgegeben oder verkauft werden. Das betrifft allerdings erst einmal nur Tüten mit einer Wandstärke von 15 bis
50 Mikrometer. Ist ökologisch sinnvoll, und trotzdem ist es der Abschied von einem Alltagsgegenstand, der eine tragende Rolle gespielt hat. Und zwar nicht nur praktisch. Die Plastiktüten erzählen seit fast 60 Jahren Alltags- und Konsumgeschichte, sie wurden zum Teil von Künstler*innen gestaltet, einige wurden so bekannt, dass man gar keinen Markennamen mehr aufdrucken musste, um zu wissen, in welchem Laden eingekauft wurde. Es sind leider genau die Tüten, die vielen Menschen so viel Freude gemacht haben. Sie haben den Alltag auf den Straßen bunter aussehen lassen. Ganz nebenbei konnte jeder erkennen und sollte das auch, wer wo einkaufen war. Zum Abschied haben der Kulturwissenschaftler Frank Lang und die Kunsthistorikerin Christina Thomson ein Buch über den Alltagsgegenstand veröffentlicht: „Tüten aus Plastik“ (Prestel Verlag). Im „Kulturjournal“ sprechen die Autoren des Bildbandes und ein Plastiktütensammler aus Wismar. Eine ganz besondere Alltags- und Konsumgeschichte. „Ende in Sicht“: Ronja von Rönnes Roman über Depressionen Zwei Frauen, denen der Tod näher ist als das Leben: Die 69-jährige Hella und die 15-jährige Juli sind die Heldinnen in Ronja von Rönnes neuem Roman „Ende in Sicht“. Die beiden begegnen sich, als Hella zum Sterben in die Schweiz fährt und Juli beim Sprung von der Autobahnbrücke ausgerechnet vor Hellas altem Passat landet. Auf dem gemeinsamen Roadtrip durch Deutschland nähern sich die beiden sehr unterschiedlichen Frauen einander an. „Ende in Sicht“ ist ein melancholisch-lakonisches Buch über eine Krankheit, an der Ronja von Rönne selbst leidet. Sie hat es nicht wegen, sondern trotz ihrer Depressionen geschrieben. Im „Kulturjournal“ spricht die Schriftstellerin und Moderatorin über ihre Krankheit, über die Verzweiflung am Leben und das Aufbäumen dagegen, auf das sie stolz ist. Graphic-Novel über David Bowie: „Starman“ von Comiczeichner Reinhard Kleist Im Januar wäre er 75 geworden: David Bowie, unvergessener Held der Popgeschichte und ein Musiker, der sich ständig neu erfand. Anfang der 1970er-Jahre schuf er die Kunstfigur eines schillernden Rockstars: „Ziggy Stardust“ machte ihn berühmt. Jetzt hat sich Reinhard Kleist, der mit seinen illustrierten Porträts von Johnny Cash, Fidel Castro und Nick Cave bekannt geworden ist, David Bowie gewidmet. Der Comiczeichner verwebt die Erfindung von „Ziggy Stardust“ mit Bowies Ringen, gleichzeitig Kunstfigur und großer Künstler zu werden. Er erzählt von seinem provokanten Spiel mit Geschlechterrollen und Identitäten. „Starman“ ist im Hamburger Carlsen Verlag erschienen. (Text: NDR)
Deutsche TV-PremiereMo. 31.01.2022NDRDeutsche Streaming-PremiereSa. 29.01.2022ARD Mediathek