„Wenn ein Kind die Eltern in den Arm nehmen muss, stimmt für alle Beteiligten etwas nicht.“ Was es bedeutet, nach der Shoa als Jude in Deutschland aufzuwachsen und sich immer fremd zu fühlen, schildert Michel Friedman in der „nachtlinie“. Was ihn aber vor allem geprägt hat, ist die schwierige Beziehung und zugleich die tiefe Verbundenheit mit seinen traumatisierten Eltern, die den Holocaust überlebt, aber Schlimmstes erlitten hatten. Die Mutter musste mitansehen, wie ihr Vater im Ghetto erschossen wurde. „Diese Liebe war eine nicht lebbare Liebe,“ sagt
Michel Friedman. Dass die Eltern immer traurig waren, habe er „jeden Tag gespürt und versucht, den Eltern ein Lächeln abzuringen, einfach sie glücklich werden zu lassen“ und „irgendwann das Gefühl gehabt: Ich bin dran schuld, dass sie es nicht sind. Also ich schaffe es nicht.“ Im Gespräch mit Andreas Bönte stellt Michel Friedman sein biographisch gefärbtes Buch „Fremd“ vor. Der Jurist, Autor und Moderator, als streitfreudig bekannt, offenbart in ungewöhnlich leisem Ton Einblicke in ein Leben, an dem er zu scheitern drohte. (Text: BR Fernsehen)
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