Folge 28

  • Weiblich, obdachlos, unsichtbar – Frauen zwischen Straße und Notunterkunft

    Folge 28 (45 Min.)
    Bis vor fünf Jahren führte Maike (Name von der Red. geändert) noch ein bürgerliches Leben, auch wenn sie es nie ganz einfach hatte. Die 49-Jährige arbeitete Vollzeit als Altenpflegerin für Demenzkranke und zog alleine zwei Kinder groß. Dann verlor sie ihren Job und wenige Monate später ihre Wohnung. Das Jobcenter hatte ihren Antrag auf Arbeitslosengeld 2 zu spät bearbeitet. Maike konnte deshalb ihre Miete nicht mehr zahlen. Zunächst schlief sie im Hinterzimmer eines Ladens, bei dem sie unentgeltlich aushalf und duschte sich im Hallenbad.
    Als das nicht mehr ging, musste sie in Notunterkünften übernachten, oder sie lief die ganze Nacht durch die Stadt. Frauen machen etwa ein Viertel aller Wohnungslosen in Deutschland aus. Und es trifft auch immer mehr Menschen aus der Mittelschicht. Die Gründe sind vielfältig: Steigende Mietpreise, Trennung, Jobverlust und Krankheit gehören dazu. Im Straßenbild sind obdachlose Frauen meistens kaum sichtbar. Sie versuchen nicht aufzufallen, sind gewalttätigen Übergriffen aber oft schutzlos ausgesetzt – auf der Straße, in Notübernachtungen und Wohnheimen.
    Maike hat das erlebt: „Eines Nachts bin ich aufgewacht, weil eine Frau mir mit ihren Fäusten ins Gesicht schlug. In so einer Notunterkunft ist man mit vielen Frauen konfrontiert, die man im normalen Alltag meiden würde. Sie haben psychische Probleme,
    manche sind depressiv oder gewalttätig.“ Dagmar würde man nie ansehen, dass sie wohnungslos ist. Die 59-Jährige wohnt mit ihrem erwachsenen Sohn in zwei kleinen Holzhütten auf der Straße. Trotz Wohnungslosigkeit hat es die ehemalige Einzelhandelskauffrau geschafft, sich einen kleinen Putzjob zu besorgen.
    Ihr Verdienst liegt allerdings unter dem Sozialhilfesatz, so dass ihr eine Aufstockung zustehen würde. Da das Jobcenter dieser Zahlung nicht nachkommt, muss Dagmar mit etwa 100 Euro im Monat über die Runden kommen. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt, hungrig ins Bett zu gehen. Woran sie sich aber nie gewöhnen wird, sind die täglichen üblen Beschimpfungen, sexuellen Anzüglichkeiten und Schikanen, denen sie als wohnungslose Frau in ihrem Bretterverschlag oft schutzlos ausgeliefert ist.
    „Ich fühle mich wie lebendig begraben. Oft höre ich Nachts, wenn ich auf meiner Matratze versuche zu schlafen, wie Männer an die Wand meiner Hütte pinkeln“, erzählt Dagmar. Und auch wenn man endlich der Straße entkommen ist – wie die 26-Jährige Steffi – heißt das noch lange nicht, dass man wieder ein normales Leben führen kann. Noch immer leidet sie unter Erfahrungen, die sie gemacht hat, als sie Monate lang unter einer Brücke schlief. Bisher gibt es seitens Politik und Gesellschaft wenig Hilfsangebote für obdachlose Frauen wie Steffi, Dagmar und Maike. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.10.2020WDR

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Di 26.01.2021
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Mi 06.01.2021
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Sa 02.01.2021
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Sa 10.10.2020
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Mi 07.10.2020
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09:05–
Do 01.10.2020
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Reviews & Kommentare

  • (geb. 1953) am

    Ich habe Ihren Beitrag gestern gesehen und kann nicht glauben, was ich da gesehen habe. Es geht vor allem um Dagmar und ihren Sohn. Wieso bekommen die keine Unterstützung, egal in welcher Art. Es kann doch nicht sein, dass sie von 100 € im Monat leben müssen. Wenn man da von leben überhaupt sprechen kann. Es gibt doch Sozialhilfe, HartzIV, Tafeln, Hilfsorganisationen usw., die in solchen Fällen helfen. Es macht mich wütend und mehr als traurig, wenn ich einen solchen Bericht sehe. Warum hilft hier keiner und bei Migranten wird sich um alles gekümmert? Das kann doch nicht sein? Die zwei Menschen gehen sogar arbeiten, andere leben nur von Vater Staat und denen wirds oft vorn und hinten reingeschoben. Warum lässt man diese Menschen, nur weil sie zurückhaltend sind und nicht ständig irgendwo um Hilfe betteln, so alleine? Das kann und darf nicht sein. Wenn das, was ich gesehen habe, der Wahrheit entspricht, schäme ich mich als Bürger dieses Landes.
    Es wäre schön, wenn Sie diesem Fall nochmals nachgehen könnten. Ansonsten verzweifle ich an der Menschheit und an der Demokratie.

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