Folge 461

  • Heizen, dämmen & sanieren – Gut fürs Klima, aber unbezahlbar?

    Folge 461 (29 Min.)
    Millionen Häuser müssen modernisiert werden für Klima und Wärmewende. Die Kosten gehen in die Milliarden. Wie kann die Abkehr von fossilen Brennstoffen im Heizungskeller gelingen? Mehr als ein Drittel des gesamten deutschen Energiebedarfs wird zum Heizen und zur Bereitstellung von Warmwasser benötigt. Doch um die geplante Umstellung auf Wärmepumpe & Co. wird seit Monaten gestritten. Das private Heim ist zur nationalen Mammutaufgabe geworden. Über 80 Prozent der häuslichen Wärme wird noch mit fossiler Energie erzeugt. Soll Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral sein, müssen 21 Millionen Gebäude dringend „grüner“ werden.
    Für die Sanierung bleiben also nur zwei Jahrzehnte Zeit. Ein Wimpernschlag im Baugewerbe. Ein Drittel aller deutschen Gebäude ist in einem energetisch schlechten Zustand, deshalb mahnt auch die EU eine zügige Modernisierung an. Es gilt das „worst first“-Prinzip. Das Einsparpotenzial ist im alten Baubestand am größten, deshalb sollen die größten CO2-Schleudern als erste saniert werden. Nur wie, wenn Technik und Fachkräfte knapp sind und Kredite teuer? Ein energetisches Sorgenkind steht in Glückstadt.
    Lennart und Anna ziehen diesen Sommer mit ihren beiden Kleinkindern von Berlin auf die Baustelle – in Omas Häuschen aus den 1960er-Jahren. Die beiden Lehrer haben sich für einen Rundumschlag entschieden: Ölheizung raus, Wärmepumpe und Fußbodenheizung rein, Dämmung wo nötig, später soll eine Photovoltaikanlage aufs Dach. Doch ständig ändern sich die staatlichen Förderbedingungen, der Bau verzögert sich, und das Lehrerehepaar muss aufpassen, dass die Kosten nicht explodieren.
    Dabei sind sie in der privilegierten Situation, sich die Sanierung leisten zu können. In Zukunft sind sie vor steigenden Energiekosten weitestgehend geschützt. Aber was ist mit den anderen? Knapp ein Drittel der deutschen Hauseigentümer wohnt in schlecht sanierten Häusern, 20 Prozent davon mit nur geringen Vermögen bis 100.000 Euro. Sie können sich keine hohen Investitionssummen leisten. Wie man die Wärmewende in den eigenen vier Wänden so günstig wie möglich umsetzen kann, hat der Wissenschaftler Andreas Schmitz ausprobiert.
    Vor drei Jahren zog er mit seiner Familie in ein kaum saniertes Haus mit Ölheizung. Er heizt vorrangig mit fünf Klimaanlagen, die nichts anderes sind als Wärmepumpen, und spart so mindestens 1600 Euro Heizkosten im Jahr. Als „Akkudoktor“ macht er anderen mit seinem
    YouTube-Kanal Mut, sich an der Wärmewende zu beteiligen. Auch ohne hohe Investitionskosten gibt es viele kleine, clevere Lösungen, um das eigene Haus zu dekarbonisieren. Gerade erst startete Andreas eine Petition im Bundestag, um das Betreiben von Balkonsolaranlagen zu vereinfachen, auch um Mietern mehr Rechte einzuräumen, Solaranlagen zu installieren.
    Deutschland ist Mieterland, fast die Hälfte aller Deutschen lebt zur Miete. Sind sie zu Passivität verdammt und sollen nur die Kosten stemmen? Der denkmalgeschützte Friedrich-Ebert-Hof aus den 1920er-Jahren in Hamburg wird saniert. Die Mieterinnen und Mieter leben seit drei Jahren mit den Belastungen einer Großbaustelle. Vieles läuft schief, und die meisten sind frustriert vom Verhalten der Vermieterin, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA, die über 25 Millionen Euro für die Modernisierung des historischen Ensembles investiert.
    Mit Fertigstellung wird die Nettokaltmiete von acht Euro auf zwölf Euro pro Quadratmeter steigen. Die Regierung streitet seit Monaten über einen faireren sozialen Ausgleich und die Novelle des Heizungsgesetzes. Karsten Neuhoff vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW und Mieterschutzverbände fordern eine Warmmietenkostenneutrale finanzielle Beteiligung der Mieter und kritisieren die aktuelle Modernisierungsumlage auf die Mieter als sozial unverträglich, unfair und zu hoch.
    Die Wohnungsverbände hingegen sagen, ohne finanzielle Beteiligung der Mieter gehe es nicht. Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, ist der Überzeugung, dass für die unsanierten Bestände aus den 1960er- und 1970er-Jahren die C02-Neutralität nicht bezahlbar und die Dekarbonisierung im Gebäudesektor nur über die Bereitstellung höherer Mengen erneuerbarer Energie zu erreichen sei. Der Ansatz des Genossenschaftsprojekts Gröninger Hof ist im Vergleich zum Friedrich-Ebert-Hof sozial verträglicher.
    Wenn die Pläne der Baugemeinschaft klappen, wird ein Parkhaus aus den 1960er-Jahren in bezahlbare Wohnungen verwandelt, dann vollzieht sich die grüne Wende dort sozial gerechter und so ressourcenschonend wie möglich. Die Mieterinnen und Mieter können sich an allen Entscheidungen aktiv beteiligen. Der eingeschlagene Weg zu mehr Klimaschutz und energetischer Unabhängigkeit auch im Gebäudebereich ist kein leichter. Doch hinter den Fassaden aus Beton und Glas verbirgt sich ein ungeheures Potenzial, auf das man nicht verzichten kann, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.08.20233satDeutsche Online-PremiereMo 28.08.2023ZDFmediathek

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