Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Türkei. Doch die autoritäre Politik von Präsident Erdogan hat zu einer starken Abkühlung der wirtschaftlichen Beziehungen geführt. Viele Investitionen liegen auf Eis. Der gescheiterte Putschversuch, die Terroranschläge in Istanbul, die Kurdenpolitik von Präsident Erdogan sowie Massenverhaftungen und Massenentlassungen führen zu einem dramatischen Vertrauensverlust. Schon zuvor waren deutsche Unternehmen zurückhaltender geworden mit Investitionen: 2015 lagen sie nur noch bei 340 Millionen Euro nach 540 Millionen Euro im Vorjahr. Die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen haben eine lange Tradition. Siemens ist seit 160 Jahren in der Türkei tätig. Mercedes und MAN bauen dort seit 50 Jahren Lastwagen und Busse und überall im Land trifft man auf deutsche Einzelhandelsketten. Das
Handelsvolumen erreichte 2015 einen Rekordwert von 36,8 Milliarden Euro. Nach den großen Konzernen zog es auch immer mehr Mittelständler in die Türkei. Für deutsche Firmen war das Land wegen seines großen Binnenmarktes und seiner jungen, konsumfreudigen Bevölkerung äußerst attraktiv. Inzwischen leidet die deutsche Wirtschaft immer mehr unter dem „Erdogan-Abschwung“. Die türkische Währung hat massiv an Wert verloren. Banken und Unternehmen können ihre Schulden kaum noch bedienen. Das so wichtige Tourismusgeschäft ist eingebrochen. Experten rechnen mit einem Rückgang um 25%. Damit gehen der Wirtschaft Einnahmen in Höhe von sieben Milliarden Euro flöten. Firmenpleiten und hohe Arbeitslosigkeit drohen. Präsident Erdogans erklärtes Ziel, in die Top-Ten der Volkswirtschaften weltweit aufzusteigen, rückt damit in weite Ferne. (Text: 3sat)