unvollständige Liste – 2021, Folge 250–255
Jutta Hoffmann – Die Fahrradfahrerin von Sanssouci
Folge 250Jutta Hoffmann – auch wenn der Westen ihre deutsche Karriere Ost eher peripher bis gar nicht wahrnehmen konnte – gehört zweifellos zu den bedeutendsten lebenden Schauspielerinnen Deutschlands. Für viele ist sie sogar die Größte! Und es ist wahr: Keine andere deutsche Schauspielerin hat so viele Frauen durch die Jahrhunderte und Jahrzehnte verkörpert wie sie: als Frau am Hofe Weimars, als Bankierstochter im 1. Weltkrieg, kleine Angestellte in der Weltwirtschaftskrise, als Arbeiterin, Lehrerin oder Ehefrau im Sozialismus, als Schwägerin von Motzki, als Potsdamer Kommissarin Wanda Rosenbaum und zuletzt als obdachlose Mutter von Wohlstandskindern in München.
Wie Frauen sein können, das hat sie gespielt: sehnsüchtig, selbstbewusst, zerbrechlich, kämpferisch, widerspenstig, emanzipiert, himmelhochjauchzend, heiter, hübsch, verwegen … Jutta Hoffmann wurde am 3. März 1941 in Ammendorf bei Halle geboren. Fünf Jahre später klingelt an der Haustür ein Mann. „Ich war fünf Jahre alt. Ich öffne, und da ist mir gegenüber ein sehr schönes bärtiges Männerantlitz, ein Kriegskamerad von meinem Vater, der sagt: Euer Papa kommt bald nach Hause, er ist noch in Frankreich.
Und was war dieser Mann?“ – „Schauspieler!“ Mit vierzehn ging sie zur Laienspielgruppe der Buna-Werke in Schkopau (Plaste und Elaste), wo ihr Vater arbeitete. Nach dem Abitur bewarb sie sich mit Erfolg an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Noch während der Ausbildung engagierte sie das Berliner Maxim-Gorki-Theater. Vor allem die DEFA-Filme in den sechziger und siebziger Jahren machten sie zu der „Hoffmann“.
Nach ihrem Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976 werden die Rollenangebote immer spärlicher. Sie erhält eine „Arbeitserlaubnis für das nichtsozialistische Ausland“. So wird sie im Westen zum Theater-Star. Sie spielt in Inszenierungen von Luc Bondy und Peter Zadek in Salzburg, München, Hamburg. 1982 zieht sie nach München. 2017 spielte sie in dem TV-Film „Ein Teil von uns“ die Obdachlose Wanda. Mit brutaler Intensität. Ihre (bisher) letzte große Rolle. „Niemand hält sein Gesicht der Welt so schön trotzig hin wie Jutta Hoffmann“, schrieb damals „Die Zeit“. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.03.2021 MDR Gustav Mahler in Leipzig: Geburt eines Titanen
Folge 251Gustav Mahlers Werke sind heute in den Konzertsälen omnipräsent. In Büchern und Filmen ist das Leben und Wirken des perfektionistischen Dirigenten und Komponisten breit ausgeleuchtet. Und doch bleibt eine Episode in seiner Biografie unterbelichtet: Mahlers Zeit in Leipzig. Dabei sind diese Lebensjahre für ihn von großer Bedeutung. Mahler ist 26, als er 1886 nach Leipzig kommt. Damals gilt die Stadt neben Paris und Wien als das Musikzentrum Europas. Das Neue Theater, an dem Mahler als Dirigent engagiert wird, ist eines der modernsten in Europa. Als Kapellmeister macht er sich schnell einen Namen.
Mit der Uraufführung der von ihm bearbeiteten Oper „Die drei Pintos“ von Carl Maria von Weber präsentiert sich Mahler erstmals einer größeren Öffentlichkeit als Meister der Klangfarben. Der Gefeierte schreibt: „Ich bin mit einem Schlage eine bekannte Persönlichkeit geworden und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt.“ Beflügelt vom Erfolg schreibt Mahler im Mai 1888 in nur sechs Wochen seine erste Sinfonie nieder, die er eine Zeit lang mit der Bezeichnung „Titan“ versah. Nach der Fertigstellung steht für ihn fest, dass das Komponieren von nun an seine Bestimmung ist.
In Leipzig entsteht auch ein Großteil seiner „Wunderhorn“-Lieder, von denen einige in spätere Sinfonien einfließen. Nach knapp zwei Jahren verlässt Mahler die Stadt. Doch kehrt er immer wieder in die Musikmetropole zurück, um seine Sinfonien zu dirigieren. Bedeutend ist sein Besuch im November 1905: Im Aufnahmestudio der Firma Hugo Popper & Co spielte er auf einem Flügel der Leipziger Firma Feurich mit eingebauten mechanischen Tonrollen Lieder und Sinfoniesätze ein – ein Dokument von unschätzbarem Wert. Denn Mahler stirbt mit nur 50 Jahren im Jahr 1911. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 20.05.2021 MDR Dennis Russel Davies – Ein Amerikaner in Leipzig
Folge 252 (30 Min.)Wann immer es möglich ist, geht er zu Fuß, steigt jede Treppe herauf und hinunter, ist ständig in Bewegung. Kraft und Ausdauer braucht Dennis Russell Davies, der seit 50 Jahren am Dirigentenpult steht. Dazu ist er mit einer großen Lust an allem Neuen und mit einer großen Portion Humor gesegnet. 2020 hat der Amerikaner einen neuen Job übernommen: Er ist Chefdirigent des MDR-Sinfonieorchesters. Daneben ist er Künstlerischer Leiter der Philharmonie im tschechischen Brno. Seine Karriere streckt sich über ein halbes Jahrhundert, wenige Kollegen in der Branche sind länger dabei.
Nach dem Klavier- und Dirigierstudium sowie einer Promotion an der Juilliard School in New York blieb Davies zunächst in seinem Heimatland und dirigierte das Saint Paul Chamber Orchestra in Minnesota. 1979 bekommt er einen „Grammy“ für eine Aaron-Copland-Einspielung. In den 1980er Jahren verlegt er seinen Lebensmittelpunkt nach Europa. Stuttgart, Bonn, Basel und Linz sind die nächsten Stationen. Was Dennis Russell Davies vor vielen anderen in seinem Handwerk auszeichnet, ist sein Interesse für zeitgenössische Musik dies- und jenseits der Sinfonik.
Davies hat Duke Ellington und Miles Davis aufgeführt, auch Ausflüge in Pop und Jazz unternommen. Aber im Mittelpunkt seines Interesses stehen Meister der klassischen Moderne wie John Cage, Philip Glass, Arvo Pärt und Giya Kancheli. Und er ist ein großer Bruckner-Verehrer. Der Film beobachtet den Alltag des Künstlers und Menschen, zeugt von der Erfüllung einer späten Liebe, wie er einst selbst sagte: der Leitung des MDR-Rundfunkorchesters. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 17.06.2021 MDR Richard Paulick – Architekt der DDR
Folge 253 (30 Min.)Ob Berliner Staatsoper oder PCK Schwedt, ob Stalinallee oder Hoyerswerda, ob Verkehrshochschule Dresden oder am Ende Halle-Neustadt, der Architekt Richard Paulick (1903 – 1979) prägte mit seinen Bauten die DDR. Aber auch im fernen China hat dieser Mensch Spuren hinterlassen, allerdings nicht im Namen des Sozialismus, sondern ganz im Gegenteil – als Innenarchitekt für Nachtklubs und Luxuswohnungen in Shanghai. Der Bauhausjünger und Büroleiter von Walter Gropius floh schon 1933 vor den Nazis ans andere Ende der Welt und er hatte Erfolg als Unternehmer, Hochschullehrer und Stadtplaner.
1949 marschieren die Kommunisten in die Metropole ein, für Paulick, zu diesem Zeitpunkt Chef der Stadtplanung, endet die gute Zeit in China. Der Weltbürger möchte eigentlich in die USA, da erreicht ihn ein Brief seines Vaters aus der Ostdeutschen Heimat. Er überzeugt seinen Sohn, in die DDR zu kommen und sich am Aufbau des Sozialismus zu beteiligen. Und tatsächlich, die DDR ermöglicht ihm die Umsetzung seiner vom Bauhaus geprägten Visionen auf den Großbaustellen der Republik.
Der Bau von Halle West (später Halle-Neustadt) – einer „Stadt für die Chemiearbeiter“ – sollte sein Lebenswerk krönen. Tatsächlich wurde gerade Halle-Neustadt zum Exempel für den Wandel von Visionen in Realität. Aus der Lösung Neubauwohnung wurde mit den Jahrzehnten das Problem „Platte“, sie stand nicht mehr für Warmwasser, Müllschlucker und Fernheizung, sondern schlicht für Monotonie in Beton. Mehr als drei Millionen Plattenbauwohnungen wurden in der DDR gebaut. Beinahe jeder zweite Ostdeutsche hat einen Teil seines Lebens in der „Platte“ verbracht.
Natürlich hat Richard Paulick diese Wohnungen nicht alle gebaut, aber als Bauhäusler war er zutiefst davon überzeugt, dass das Wohnungsproblem der Massen nur mit industriellem Bauen zu lösen ist. So kam es, dass der weltgewandte und Erfolg gewohnte Architekt Richard Paulick als Impresario des industriellen Wohnungsbaues letztlich die Lebenswelt und dadurch die Erinnerung so vieler Menschen prägte. So gesehen ist er tatsächlich der „Architekt der DDR“ und sein Vermächtnis wirkt bis heute. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 07.10.2021 MDR Deutsche Streaming-Premiere Mo. 04.10.2021 ARD Mediathek Michael Succow – Der alte Mann und das Moor
Folge 254 (30 Min.)Michael Succow auf Rügen.Bild: MDR/ Ulf WogensteinDie weiten Strände der Ostsee, der schroffe Harz, die romantische sächsische Schweiz: Es gibt viele Orte in Ostdeutschland, die glücklich machen. Hier kann sich die Natur entfalten, hier ist die Welt intakt. Und das ist kein geographischer Zufall, sondern das Ergebnis harten Ringens: Angeführt von einem der engagiertesten Naturschützer der Welt: Michael Succow. Der 1941 geborene Sohn eines Bauern ist Moorexperte von Weltrang, Professor für Geobotanik und Landschaftsökologie, Preisträger des Alternativen Nobelpreises und Gründer der Succow-Stiftung, die sich weltweit für Natur-, Moor-, und Klimaschutz einsetzt.
Michael Succows Biografie ist die Lebensgeschichte eines Mannes, dem es gelungen ist, einen Teil dieser Welt vor dem Untergang zu retten. Dank Succow entstehen 1990 die ersten Nationalparks in Ostdeutschland. Wer ist dieser Mann, der so etwas schafft? Als einziger von drei Geschwistern darf er zum Studium der Biologie an die Universität Greifswald. Aber, weil er sich als Unterstützer des Prager Frühlings outet, ist seine wissenschaftliche Karriere schnell offiziell beendet.
Er macht aus der Not eine Tugend und heuert als Boden-Gutachter in der Agrarwirtschaft der DDR an und beginnt, sich ehrenamtlich für den Naturschutz in der DDR zu engagieren. Er wird extern promoviert, arbeitet als Forscher an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, seine Bücher werden in der DDR und der BRD zu Standardwerken. Doch er will mitgestalten und entscheiden: Succow geht in die Politik. Auf Initiative des Runden Tisches wird er 1990 zum stellvertretenden Umweltminister in der DDR gewählt.
In diesem Amt gelingt ihm sein größter Coup: das „Nationalparkprogramm“. Am 12. September 1990 stellt der Ministerrat der DDR 14 Großgebiete unter Naturschutz. Ein Erfolg, dessen Dimension der damalige Umweltminister der BRD, Klaus Töpfer, als das „Tafelsilber der Wiedervereinigung“ einschätzt. Und er hat recht. Heute gehören diese Gebiete zu den attraktivsten Erholungsorten Deutschlands. Ohne Succows Einsatz wäre die Welt zwischen Ostsee und Bad Schandau weit weniger erholsam für Mensch und Maus. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.11.2021 MDR Deutsche Streaming-Premiere Mo. 01.11.2021 ARD Mediathek Mein Opa – Wolfgang Winkler!
Folge 255Die TV-Serien „Polizeiruf 110“ und „Rentnercops“ machten den Schauspieler Wolfgang Winkler bundesweit bekannt. Über mehrere Jahre hinweg verkörperte er den bodenständigen und humorvollen Kommissar. Seine große Leidenschaft waren die vielfältigen Rollen am Theater. Zu DDR-Zeiten erarbeitete er sich in Halle den Ruf als Star der Provinz, dem der Schritt auf die großen Bühnen in Berlin verwehrt blieb. Privat erlebte er viele Höhen und Tiefen. Abseits der oft erzählten Geschichten, will dieser Film eine persönliche Spurensuche sein – die Reise des Enkels in die Geschichte des Großvaters. (Text: MDR)Deutsche TV-Premiere Do. 09.12.2021 MDR
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