unvollständige Liste – 2020, Folge 237–249

  • Folge 237 (60 Min.)
    Alexander Pechstein zeigt ein Foto mit seinem Großvater Max und sich als Kind. – Bild: MDR/​NDR/​IDA FILM & TV Produktion GmbH
    Alexander Pechstein zeigt ein Foto mit seinem Großvater Max und sich als Kind.
    Der Film folgt Max Pechsteins Weg aus der bescheidene Herkunft in Zwickau zum führenden Maler des deutschen Expressionismus, indem er immer wieder seine Außenseiterstellung gegenüber den Malern der „Brücke“ ins Zentrum stellt: so ihre gemeinsamen Malabenteuer mit Aktmodellen an den Moritzburger Teichen, was polizeilich verfolgt wird und besonders auf Pechstein zurückfällt. Oder ihr Zerwürfnis untereinander und der Ausschluss Pechsteins aus der „Brücke“. Doch wenige Jahre später wird er mehr Ausstellungen haben und mehr Bilder verkaufen als jeder seiner expressionistischen Konkurrenten.
    Max Pechstein liebt das Spontane und Natürliche und rebelliert mit seinen starken Farben gegen akademische Regeln und bürgerliche Normen. Was seine Malergefährten Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff mit ihrer unverfälschten Malweise auch tun. Doch Pechsteins Weg an die Spitze der künstlerischen Avantgarde in Deutschland ist von einer ganz besonderen Sehnsucht getragen. Er musste sich im aufkommenden industriellen Zeitalter von ganz unten aus dem sächsischen Arbeitermilieu in die bunte und schräge Welt der Ateliers, Cafés und Varietes emporarbeiten.
    Als Mensch und als Künstler. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten endet die für Max Pechstein überaus erfolgreiche Zeit der 1920er Jahre, die sich nicht zuletzt in der Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und in der Anzahl der Ausstellungen manifestiert. Als „entarteter Künstler“ gerät er in den Folgejahren in eine prekäre Situation.
    Sein früherer „Brücke“-Wegbegleiter und „Leidensgenosse“ Emil Nolde denunziert ihn als „jüdisch-versippten Maler“, um sich selber bei den Nazis als „urdeutsch“ anzubiedern. Verkäufe durch Ausstellungen sind für Pechstein kaum mehr möglich. Weitgehend zurückgezogen lebt er mit seiner zweiten Ehefrau Marta bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an der Ostseeküste in Pommern und kehrt schließlich nach Berlin zurück. Wohnung, Atelier und unzählige Werke sind durch Bombenangriffe vernichtet.
    Ab 1945 lehrt er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Wieder malt Pechstein den Tanz, Erinnerungen an den Aufenthalt auf den Palau-Inseln Jahrzehnte zuvor – und zugleich das Aufbäumen letzter Vitalität und Leidenschaft eines Malers. Endlich anerkannt, stirbt er 1955 als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus. Heute sind die Hauptwerke von Pechstein in den großen Museen der Welt und in einer ständigen Ausstellung im Max-Pechstein-Museum in den Kunstsammlungen Zwickau zu sehen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.03.2020MDRDeutsche Online-PremiereDi 17.03.2020ARD Mediathek
  • Folge 238
    Andris Nelsons gehört schon mit Anfang 40 zu den großen Dirigenten unserer Zeit. Die Presse bezeichnet ihn als Maestro „auf der Überholspur“ – mit Blick auf seine atemberaubende Karriere. In Leipzig reiht er sich ein in die lange Tradition berühmter Gewandhauskapellmeister, darunter Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch, Kurt Masur und Herbert Blomstedt. Das Filmporträt zeichnet die steile Karriere des jungen Letten nach: Die musikalischen Anfänge in seiner Geburtsstadt Riga, seine Ausbildung zum Trompeter, seine Entscheidung für das Dirigieren, seine erste Stelle als Chefdirigent an der lettischen Nationaloper im Alter von nur 24 Jahren, weitere Stationen in Herford und seit 2014 ist er Chefdirigent beim Boston Symphony.
    Sein dortiger Vertrag läuft noch bis 2022, parallel zum Amt des Gewandhauskapellmeisters. Nelsons ignoriert den Hype um seine Person. Ob beim Applaus oder bei öffentlichen Terminen: Jenseits der Musik wirkt er bescheiden zurückhaltend, manchmal fast verlegen – ein Charakterzug, der ihm sowohl beim Publikum als auch bei den Musikern viel Sympathie einbringt. Jenes verschmitzt-glückselige Lächeln, das er nach seiner ersten „Walküre“ am Opernhaus Riga 2002 gezeigt hat, als er auf Fragen lediglich: „I’m just full of music“ von sich geben konnte, dieses Lächeln und das innere Leuchten, dieses Staunen über die Unermesslichkeit der Musik, das hat er sich bewahrt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.03.2020MDR
  • Folge 239
    Die Moritat von Mackie Messer aus der Dreigroschenoper ist ein Ohrwurm. Wie kaum ein anderer Song beschwört er die Goldenen Zwanziger herauf, das Berlin aus der Zeit kurz vor dem großen Crash, der Zeit zwischen den Weltkriegen. Nie war Deutschland mit seiner Metropole Berlin aufregender als zu dieser Zeit. Mit der Dreigroschenoper gelingt Kurt Weill, dem jüdischen Kantorensohn aus Dessau, ein ungeheurer Wurf. Und das ist erst der Anfang. Mit seiner Musik fängt er den Zeitgeist ein und schafft zugleich etwas Universelles, das die Zeit überdauert und heute noch berührt.
    Weill steht für den Soundtrack eines halben Jahrhunderts. 1930 wird Weills Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Leipzig uraufgeführt. Sie löst einen der größten deutschen Theaterskandale aus. Schuld sind nicht ästhetische, sondern politische Gründe: Störtrupps rechtsnationaler Organisationen sorgen im Opernhaus für Tumult und Panik. Es erscheinen Schmähartikel über die „undeutsche Musik“. Drei Bühnen treten daraufhin von ihren Aufführungsverträgen zurück. Als Jude, Avantgardist und Linksintellektueller wird Kurt Weill in jenen Jahren für die Nazi-Propaganda die Symbolfigur des „jüdischen Kulturbolschewismus“.
    Fünf Jahre später flieht Weill aus Deutschland nach Paris und findet schließlich in Amerika seine neue Heimat. Es gelingt ihm, wie kaum einem anderen Emigranten, beruflich sofort wieder fußzufassen. Der Broadway wird seine Bühne. Weill, der mit seiner Frau Lotte Lenya gemeinsam die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält, komponiert mit großem Erfolg amerikanische Musicals und Opern, schreibt Filmmusik für Hollywood. Musicalstar Ute Lemper erinnert sich in dem Film an ihre erste Begegnung mit Weills Musik und erklärt, warum die Amerikaner Weill so lieben.
    Der Biograf Jürgen Schebera, der schon zu DDR-Zeiten über Weill forschte, taucht mit seinen Schellack-Platten von Weill-Songs in das Leben des außergewöhnlichen Musikers ein. Der englische Weill-Forscher Stephen Hinton erzählt über einen Menschen, der von beiden Enden brannte, der zu viel rauchte und viel zu früh gestorben ist, und der mit seiner Musik ein großes Publikum erreichen wollte. Viele seiner Songs sind zu Jazzstandards geworden, gesungen von Louis Armstrong, Sting, Tom Waits, Udo Lindenberg, Milva, David Bowie oder Campino. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.04.2020MDR
  • Folge 240 (45 Min.)
    Dresden ist ein barockes Kleinod im Herzen Deutschlands, eine Kunst- und Kulturmetropole von europäischem Rang. Die Frauenkirche, die Hofkirche, das Schloss, der Zwinger und natürlich die Engel zu Füßen von Rafaels Sixtinischer Madonna. Seit über 300 Jahren strömen die Besucher in die Stadt, um die von Canaletto gemalte Silhouette Dresdens zu bestaunen. Es ist vor allem der Herrschaftsanspruch eines Mannes, der hier an der Elbe in Öl, Stein, Porzellan und Gold verewigt wurde: August der Starke, sächsischer Kurfürst und König von Polen.
    Mit dem sinnesfreudigen Wettiner begann eine glanzvolle Ära, die mit dem Tod seines Thronerben Augusts III. ihr jähes Ende fand. Nur knapp sieben Jahrzehnte währte dieses augusteische Zeitalter. Doch das genügte, um das Selbstwertgefühl der Sachsen und das Antlitz Dresdens bis in unsere Tage zu prägen. Der Film zeichnet ein Porträt der beiden so unterschiedlichen Herrscher und zeigt, wie stark die Monarchen durch ihre Reisen an die großen Höfe und kulturellen Hotspots Europas geprägt wurden. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.05.2020MDR
  • Folge 241 (30 Min.)
    Aus Anlass des 100. Todestages von Max Klinger widmete das Museum für bildende Künste in Leipzig dem Superstar des wilhelminischen Kunstbetriebes eine umfassende Jubiläumsausstellung. Wer war dieser Mann, der auf dem Höhepunkt seines Künstlerlebens anlässlich der Enthüllung seiner tonnenschweren Beethovenskulptur bei der Wiener Sezession 1902 von seinen Zeitgenossen in einem Atemzug mit Richard Wagner und Michelangelo gefeiert wurde? Max Klinger, Sohn eines wohlhabenden Leipziger Seifenfabrikanten schwelgte schon von frühester Kindheit an in Kunst. Der Mitbegründer des deutschen Symbolismus erregte gleich mit seinem ersten Radierzyklus über eine enttäuschte Liebe an der Berliner Rollschuhbahn größtes Aufsehen.
    Bis heute feiert die Kunstwelt ihn neben Goya und Rembrandt als einen der größten Grafiker der Kunstgeschichte. Und der Erfolg sollte Max Klinger treu bleiben. Mit seinen erotischen Fantasien, später dann auch mit seinen opulenten Werken, Materialschlachten, die sich schnell ins Gigantische steigerten, sorgte Max Klinger immer wieder für Skandale. Seine fast manische Liebe zu den Frauen verarbeitete er besessen in der Grafik, der Malerei und Bildhauerei.
    Der Figaro nannte ihn in seinem Nachruf „einen großen Barbaren mit einer gewaltigen Liebe zur Kunst“. Die Dokumentation folgt diesem Künstlerleben, das von Skandalen, manischem Kunstwollen, glücklichen und unglücklichen Lieben geprägt ist. Getrieben von seiner Sehnsucht hat Max Klinger unzählige Reisen unternommen. Auf Suche nach Inspiration hat er jahrelang in Paris und Rom gelebt. Immer auf der Suche nach dem ganz großen künstlerischen Ausdruck. Der Traum vom Gesamtkunstwerk begleitete ihn ein Leben lang. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.07.2020MDR
  • Folge 242 (30 Min.)
    Fotoszene Riebeckdarsteller
    Eigentlich könnte er das mitteldeutsche Pendant zum „amerikanischen Traum“ verkörpern: Statt vom Tellerwäscher zum Millionär schaffte es Carl Adolph Riebeck vom Bergwerksjungen aus dem Harz zum Großindustriellen in Halle, der im mitteldeutschen Raum bei seinem Tod 15 Kohlebergwerke, 27 Brikettpressen, 31 Schwelereien, drei Mineralölfabriken, 13 Ziegeleien sowie eine Brauerei und eine Hand voll Rittergüter zu vererben hatte. Dennoch wurde dieser Selfmademan der Gründerzeit kaum angemessen gewürdigt, obwohl er für die Entwicklung des mitteldeutschen Industriereviers eine entscheidende Rolle spielte.
    Dieser erfolgreiche Unternehmer passte in kein Klischee und ließ sich auch von späterer Geschichtsschreibung nicht so recht von jemandem vereinnahmen. Aus eigener Kraft arbeitet er sich zum Bergbauinspektor hoch, wegen Beteiligung an der 1848er Revolution sitzt er im Gefängnis und als ihn seine Arbeitgeber wegen seiner niederen Herkunft nicht weiter aufsteigen lassen wollen, macht er sich selbstständig.
    Mit seinem guten Ruf als Bergbauexperte ist er kreditwürdig genug, um seine erste eigene Kohlegrube zu erschließen. Der Aufstieg zum Braunkohlebaron Mitteldeutschlands hat begonnen. Der Film sucht nach Spuren in Sachsen-Anhalt und Sachsen, die sich in Museen oder im Stadtbild mancher Wirkungsstätte finden. Auch einige Bergbaulandschaften, Siedlungsbauten und natürlich manche Unternehmen, deren bauliche Hinterlassenschaften bis heute erhalten sind, gehören zu Riebecks fast vergessenem Erbe. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.07.2020MDR
  • Folge 243
    Bernd Arnold ist ein Weltstar der Kletterszene. Zwar ist sein Revier nicht sonderlich hoch, doch Bernd Arnold hat es geschafft, hier neue und extrem anspruchsvolle Wege zu klettern. Knapp 600 Meter misst der höchste Berg des Elbsandsteingebirges. Diese Wege haben das Gebirge international bekannt und den heute 73-Jährigen berühmt gemacht. Es ist eine der romantischsten Landschaften Deutschlands, beliebt bei Urlaubern, Wanderern und Klettersportlern gleichermaßen – das Elbsandsteingebirge, zwischen Pirna und der tschechischen Grenze. Ein Nationalpark, dessen bizarre Felsen schon vor mehr als hundert Jahren mutige Männer magisch anzogen.
    Die Königsdisziplin des Kletterns, das free solo (das Klettern allein und ohne Sicherung) wurde hier erfunden. Nirgends waren die Felsen geeigneter und die Aufstiege riskanter als in dieser Gegend. Der leicht bröckelnde Sandstein und die senkrechten Felsen sind seit jeher eine extreme Herausforderung für wagemutige Kletterer. Ihr Star ist der asketische Mann mit Brille und Pfeife: Bernd Arnold – die sächsische Kletterlegende aus Hohnstein.
    Schon als Kind klebte der „Barfußkletterer“ wie ein Gecko am Fels. Und bis heute heißt sein Motto: „Schweres mit Leichtigkeit zu überwinden“. Wer ihn am Felsen sieht, zweifelt nicht an der Wahrhaftigkeit dieses Leitmotivs. So elegant und bar jeden Zweifels ist wahrscheinlich noch niemand vor ihm die Berge hinaufgegangen. Doch beweist dieser Satz vor allem, dass Leichtigkeit keine Frage des Talents ist. Sie muss immer wieder sportlich erkämpft werden. Die extreme Herausforderung beim freien Klettern am Fels, das Fixieren auf den nächsten Griff, den nächsten Schritt, mit dem Risiko im Nacken, bei einer falschen Bewegung sein Leben zu verlieren, sind eine intensive Übung für die Fokussierung auf das Wesentliche.
    Und genau so hat Bernd Arnold gelebt, immer konzentriert auf das Wesentliche. Das Porträt schildert seinen Werdegang und lässt Gefährten, Freunde und seine Familie zu Wort kommen. Es zeigt, wie es einem Menschen gelingen kann, schier unbezwingbare Grenzen mit Ausdauer und Leidenschaft zu überwinden und welche Kraft einer Heimat, wie dem Elbsandsteingebirge, innewohnt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.08.2020MDR
  • Folge 244
    Clara Schumanns Lebensgeschichte ist zur Legende geworden. Ihre entsagungsreiche Kindheit, ihr außergewöhnliches Talent, ihre großen Erfolge als Pianistin, die frühe, gegen den Vater durchgesetzte Liebe zum Komponisten Robert Schumann und die Erziehung von sieben Kindern liefern genug Stoff für Mythen und Klischees: vom Wunderkind zum Idealweib romantisch verklärter Liebesvorstellungen, von der vorbildlichen Mutter bis hin zur verkannten Komponistin. Aber wer war Clara wirklich? Die Dokumentation nähert sich ihrer Persönlichkeit aus verschiedenen Blickwinkeln – über ihre Briefe und Tagebücher, über ihre Kompositionen und über Musikerinnen und Musiker, die sich intensiv mit ihr auseinandergesetzt haben: als Interpreten ihrer Musik, als Suchende in ihrer Biographie, als Zeitreisende.
    Dabei sollen wichtige Fragen zu den „drei Leben“ der Clara Schumann beantwortet werden: Als Tochter eines strengen und ehrgeizigen Vaters, als Ehefrau eines berühmten Komponisten, als erfolgreiche Künstlerin.
    Wie gestaltete sich das Zusammenleben in ihren Beziehungen? Wie wurde sie gesehen, wie sah sie sich selbst? Was hat sich mit ihr und durch sie verändert? Was verdanken wir Clara Schumann heute? Die Fragen werden aus dem gesellschaftlichen Kontext der Zeit heraus beantwortet, gleichzeitig wird immer der Bogen in die Neuzeit gespannt, um das Profil ihrer Persönlichkeit als Pianistin, Komponistin, Konzertmanagerin, als Herausgeberin schlussendlich als herausragende Frau des 19. Jahrhunderts zu schärfen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.08.2020MDR
  • Folge 245
    Zählt man die großen Opernsänger aus Dresden auf, so ist René Pape heute der würdige Nachfolger eines Theo Adam oder eines Peter Schreier. Ein Weltstar, gefeiert an der New Yorker Met, in London oder in Wien, dreifacher Kammersänger in Berlin, München und an der Wiener Staatsoper. Und, wie bei seinen Kollegen begründet sich die Karriere des 56-jährigen Bassbaritons auch auf die gründliche Ausbildung im Dresdner Kreuzchor. Damals, in den 1970er Jahren, hätte der heute als „Black Diamond Bass“ (New York Times), als bester Bassbariton seiner Generation gefeierte Sänger, sich wohl kaum so eine Karriere erträumt.
    Mit dem Fall der Mauer begann dann seine steile Opernkarriere als jüngster „Sarastro“ aller Zeiten bei den Salzburger Festspielen 1991. 1994 engagierte ihn Wolfgang Wagner nach Bayreuth. Hier debütierte der, heute als „Wagnersänger“ gefeierte, mit der Rolle des Fasolt im „Rheingold“. Der mit zwei Grammys ausgezeichnete Sänger, geht auch gerne mal andere musikalische Wege. Mit Katharina Thalbach und den Dresdner Sinfonikern rockte Pape „Mein Herz Brennt“ nach Liedern der Gruppe Rammstein. Katharina Thalbach erinnert sich in an diese legendäre Produktion im Porträt des Künstlers.
    Für „Lebensläufe“ begibt sich René Pape auf die Spuren seiner Kindheit und Jugend, als Kruzianer und als Student in Dresden. Er trifft Menschen, die ihn prägten, erzählt von seinem Weg zur Musik. Aber dieses gewohnte Leben zu leben, auf Bühnen aufzutreten, die berühmtesten Opernhäuser der Welt zu bereisen, war dem Künstler Pape in diesem Jahr verwehrt. So, wie es allen seinen Kollegen erging, René Pape musste in eine nicht absehbare Zwangspause in Corona-Zeiten. Wie hat er diese überstanden und wie geht es dem Sänger jetzt, wenn er trotz aller Schwierigkeiten wieder für die Menschen singen kann? In einem beeindruckenden Konzert im Mailänder Dom für die Corona-Opfer in Italien und in seiner Heimatoper Unter den Linden in Berlin, im Freiluftkonzert mit Beethovens 9. Sinfonie.
    Wird er die Premiere der „Zauberflöte“ in Dresden als klassische Bühneninszenierung erleben oder bleibt da nur eine „Corona-Kurz-Fassung“ mit spärlichem Bühnenbild und Kostüm? René Pape steckt noch mitten in seiner bis jetzt einzigen Krise und diese wird wohl auch am Ende des Jahres noch nicht vorbei sein. Die Zukunft der Oper, noch ist sie ungewiss. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.11.2020MDRDeutsche Online-PremiereDi 03.11.2020ARD Mediathek
  • Folge 246 (30 Min.)
    Einen Monat nach der Filmpremiere 1980 in Ostberlin wird „Solo Sunny“ überraschend bei den Berliner Filmfestspielen in Westberlin mit einem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet. Renate Krößner ist die erste DDR-Schauspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für sie ist es auch die erste „Westreise“. Doch die internationale Anerkennung bringt der Schauspielerin in der DDR gar nichts. Im Gegenteil. Sie bekommt plötzlich keine Rollen mehr und weiß nicht warum. Renate Krößner
    Vor 40 Jahren erscheint auf den DDR-Leinwänden eine Frau, mit der keiner gerechnet hat. Sängerin Ingrid Sommer genannt Sunny. Frech, selbstbewusst, auf der Suche nach dem individuellen großen Glück. Eine junge Frau, die ihren Job als Fabrikarbeiterin hinschmeißt, um Schlagersängerin zu werden. Sich mit dem biederen DDR-System nicht abfinden will. Der Film „Solo Sunny“ und seine Botschaft sind eine Sensation. Soll doch im Sozialismus alles nach Plan verlaufen und jeder sich im Kollektiv einfügen. Renate Krößner, die Regisseur Konrad Wolf für die Hauptrolle ausgewählt hat, wird mit Sunny zur Identifikationsfigur für eine Generation. Gleichzeitig soll diese Rolle ihr ganzes Leben beeinflussen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.11.2020MDRDeutsche Online-PremiereMo 16.11.2020ARD Mediathek
  • Folge 247
    Wenn im deutschen Fernsehen ein besonderes Fernsehspiel oder eine Event-Serie auf dem Plan stehen, dann ist er mit Sicherheit im Cast: Thomas Thieme. Der gewichtige Charakterkopf aus Weimar, geboren 1948, Theaterschauspieler in Halle und Magdeburg, stellte 1981 einen Ausreiseantrag. 1984 dann die Ausreise. Er gehörte zu den Ensembles des Schauspiels Frankfurt und der Burg in Wien. Und immer häufiger wurde er für die große Leinwand gebucht. Heute ist er einer der meistbeschäftigten Schauspieler im deutschen Fernsehen. Er spielte Helmut Kohl und auch Uli Hoeneß. Zuletzt sahen ihn Millionen in der Eventserie „Unterleuten“ als Rudolf Gombrowski. Für einen Film der Reihe „Lebensläufe“ begleiten wir Thomas Thieme durch Weimar, seine alte und neue Heimat, und durch sein Leben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.12.2020MDR
  • Folge 248
    Nackte, üppige Körper, zügellose Geschlechterkämpfe, pralle, derbe Sinnlichkeit in expressive Farbenwucht getaucht: So hat sich der Maler Willi Sitte in die jüngere Kunstgeschichte eingeschrieben. An den Altmeistern von der Renaissance bis in die klassische Moderne geschult, hat er die Ekstasen aus der griechischen Götterwelt in die Arbeiter- und Bauernrepublik DDR geholt. Beim Aufbau des Sozialismus im Osten Deutschlands war er von Beginn an dabei, aus politischer Überzeugung, nachdem er in Italien aus der Wehrmacht desertiert war und sich den antifaschistischen Partisanen angeschlossen hatte.
    Der Widerspruch zwischen seiner kommunistischen Überzeugung, seiner ungebrochenen Staatstreue und seinem Beharren auf der Eigenständigkeit der Kunst hat ihn ein halbes Jahrhundert begleitet. Der nach der Wende als höriger Staatsmaler geschmähte Sitte, dessen Bilder nun teilweise abgehängt wurden und in den Depots verschwanden, genoss zu DDR-Zeiten die höchsten Ehrungen, agierte als Präsident des Künstlerverbandes und als Mitglied in Volkskammer und Zentralkomitee.
    Doch der Künstler Willi Sitte, der den geforderten sowjetisch-sozialistischen Realismus zeitlebens als der Nazi-Kunst zu ähnlich ablehnte, war den Genossen suspekt. Sitte wollte, orientiert an Zeitgenossen wie Pablo Picasso, Renato Guttuso, Max Ernst und Fernand Léger, der Kunst einen revolutionären Schwung verleihen, was ihm Rügen, Parteistrafen und immer wieder den Vorwurf der Dekadenz und des Formalismus eintrug. Seine frühen Bilder verstaubten im Atelier, selbst seine „Arbeiterbilder“ der 60er Jahre waren umstritten.
    „Das waren keine Helden der Arbeit, wie sie gefordert wurden, sondern abgearbeitete, müde Gestalten, die gierig Bier tranken und Zigaretten rauchten“, lautete das Verdikt der parteilichen Kunstkritik. Der Film portraitiert den Maler in seinem Widerstreit zwischen politischem Engagement und künstlerischem Eigensinn. Galeristen, Künstlerkollegen, Schüler und Experten liefern mit ihren Statements ein facettenreiches Bild des Künstlers, dessen 100. Geburtstag im Herbst 2021 mit einer großen Retrospektive im Kunstmuseum Moritzburg in Halle gewürdigt wird. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.12.2020MDR
  • Folge 249 (30 Min.)
    Für die einen war er der popverliebte Teenie-Schwarm mit zu viel Föhn im Haar und zu viel Gefühl in der Stimme, für die anderen war er einer der innovativsten und konsequentesten Musiker des Ostens: Ralf Schmidt. Künstlername IC FALKENBERG ….
    Für die einen war er der popverliebte Teenie-Schwarm mit zu viel Föhn im Haar und zu viel Gefühl in der Stimme, für die anderen war er einer der innovativsten und konsequentesten Musiker des Ostens: Ralf Schmidt. Künstlername IC Falkenberg. Damals, als er sich nur IC nannte, gab es in der DDR keinen Sänger wie ihn. Man könnte sagen, er war ihr einziger wirklicher Popstar. Eine eigene Marke mit eigenem Sound, Pionier einer neuen Generation von Musikern, die sich vom Mief des alten Ostrock befreien wollten. Seine Musik: So westlich, wie es eben nur ging, eingängig, oft tanzbar und extrem erfolgreich. In den 80er Jahren verkaufte der Hallenser zeitgleich als Solokünstler und als Sänger der Band Stern Meißen unzählige Schallplatten.
    Mit „Mann im Mond“, „Wunderland“ und „Dein Herz“ schrieb er Pop-Hits, die nicht nur zum Begleit-Soundtrack des untergehenden Sozialismus wurden, sondern deren Texte und Melodien die halbe Ex-DDR-Bevölkerung noch immer auf Abruf hat. Auch heute steht Falkenberg erfolgreich auf der Bühne, seine Songs sind oft politisch, handeln von den Problemen der modernen Gesellschaft. Die großen Popgesten hat er zurückgelassen. Heute macht er, was er immer machen wollte: einfach Lieder schreiben, einfach Lieder spielen. Aus Anlass seines 60. Geburtstags schaut er zurück. Auf ein Leben, in dem Rebellion und Selbstbehauptung stets die treibenden Kräfte waren. Und auf eine Karriere – so aufregend und wendungsreich wie die Zeitgeschichte. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.12.2020MDR

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