Länder – Menschen – Abenteuer Meine Heimat Alentejo
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Meine Heimat Alentejo
Die Reise in meine Heimat Alentejo, wo die Orangenbäume blühen, ist nicht bloß eine Reise in die Vergangenheit. Es ist auch eine Reise in die Gegenwart der größten Provinz Portugals. Jemand hat mal gesagt: „Vergiss deine Vergangenheit nicht, blicke dabei in die Zukunft, um so eine starke Gegenwart zu schaffen.“ Meine Reise beginnt in meinem Heimatdorf Santa Iria. Hier wird ein exquisites Bio-Olivenöl hergestellt, mit dem man „Acorda“ zubereitet, eine Koriandersuppe mit Kabeljau und Eiern. Das Rezept wird von den Männern an der Bar-Theke vorgesungen. Die Männerchöre des Alentejo sind seit November 2014 Unesco-Kulturerbe. Auch sie sind Teil meiner Kindheit, als Landarbeiter auf dem Weg zur Feldarbeit sangen. Mit ihnen habe ich die Nelkenrevolution 1974 in Portugal erlebt, die – nach langjähriger Diktatur – die Freiheit zurückgebracht hat. Alfredo Cunhal Sendim, Neffe eines Großgrundbesitzers, früher der Feind, überrascht mich
heute mit seinen Ansichten: „Der Mensch muss im Einklang mit der Natur leben, weg von den Monokulturen und der industriellen Produktion, sonst ist er selber zum Tode verurteilt, wenn er nur auf Gewinn setzt.“ Überrascht werde ich auch von der 25-jährigen Vera Santos, einer jungen Frau, die Vorarbeiterin der Männer bei der Korkernte ist. Früher undenkbar. Der Alentejo hat sich verändert, viele wandern zwar noch aus, junge Leute kommen aber auch zurück. Zum Beispiel Joao Silva, ein Wanderbarbier, der von Beja aus in die Dörfer fährt. Oder Pedro Mendes, Küchenchef in einem Fünf-Sterne-Hotel von Vila Vicosa, der rustikale Spezialitäten in Haute Cuisine verwandelt. Meine Reise endet an der schwarzen Felsenküste des Alentejo mit seinen einsamen kilometerlangen Stränden, meinem Urlaubsparadies. Hier treffe ich auf Ute Gerhard, eine deutsche Pferdehofbesitzerin, die schon so lange in Portugal lebt, wie ich in Deutschland. Verschränkte Heimaten. (Text: SWR)