2024, Folge 1–22

  • Folge 1 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF – Bild: SRF1
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Die Musikerin Bibi Vaplan hat sich vor ein paar Jahren in die Berge zurückgezogen mit dem Ziel, sich neu zu erfinden. Dann rettet sie zwei Rinder vor der Schlachtbank. Diese Tiere führen sie zurück zur Musik. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt. Vor der Pandemie hat Bibi Vaplan genug von der schnelllebigen Musikwelt, die nur wenig einbringt. Sie überlegt sich ihren Beruf an den Nagel zu hängen und zieht nach Lumbrein ins Haus ihrer Großeltern. In der Stille der Berge begegnet sie zwei jungen Stierkälbern, die für die Schlachtbank bestimmt sind. Bibi will das nicht akzeptieren und rettet die Tiere vor dem sicheren Tod. Mit wenig landwirtschaftlicher Erfahrung und viel Enthusiasmus zieht sie nicht nur zwei Ochsen groß, sondern findet zurück zur Musik. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.01.20243satOriginal-TV-PremiereMi 03.01.2024SRF 1
  • Folge 2 (35 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Immersive Kunstausstellungen boomen. Statt in Museen Originale zu bestaunen, taucht das Publikum ein in einen digitalen Bilderrausch. Gemälde berühmter Kunstschaffender wie Vincent van Gogh, Gustav Klimt, Frida Kahlo oder Claude Monet werden durch Projektionen neu erlebbar. Kunst als Event. In der Ausstellung „Imagine Picasso“ in der Zürcher Lichthalle Maag kann man in über 200 Werke Picassos eintauchen. Für die Besucherinnen ein berauschendes, geniales Spektakel, für den Produzenten von Immersive Art Ltd Darko Soolfrank ein zeitgemäßes, perfekt „instagrammables“ Kunsterlebnis, das alle Sinne anspricht.
    Der Kunsthistoriker Christian Saehrendt hingegen hält solche Ausstellungen nicht für Kunst, sondern für eine gehobene Art von Raumdekoration und für ein kunsthistorisch angehauchtes Entertainment: „Immersive Art vergleiche ich mit einem Stück Kuchen, das ist die Kunst, die absäuft unter zu viel Zuckerguss“. „Kulturplatz“ hat mit ihm die Picasso-Ausstellung besucht und sich beim Publikum umgehört. Anders in der Ausstellung „Immersion – Die Ursprünge“ im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne.
    Hier wird das Publikum gar Teil des Kunstwerks. Vierzehn immersive Kunstwerke, die in den 1960er-Jahren eigens für die Immersion konzipiert wurden, hat das Ausstellungsteam in Lausanne wieder aufgebaut. Baden im Federmeer oder in einer Styroporkügelchen-Mondlandschaft. Trampolinhüpfen mit Luftballons oder auch Probeliegen in rosa Polstern. Die Ausstellung in Lausanne ist ein großer Publikumsmagnet und übertrifft diesbezüglich alle Erwartungen. Wenn es in der Schweiz eine Person gibt, der die Immersion auf den Leib geschrieben ist, dann ist es Sarah Kenderdine.
    Sie operiert vom EPFL in Lausanne aus und hat ein eigenes LAB, das sich vor allem mit dem Museum der Zukunft beschäftigt, sei es immersiv, augmented oder ganz virtuell. Sie ist momentan dabei, mehrere Projekte zu realisieren, unter anderem das Panorama der „Schlacht von Murten“ in ein virtuelles Erlebnis umzuwandeln. Oder eine der ersten Weltausstellungen in Paris von 1867 durch stereoskopische Bilder wiederauferstehen zu lassen. Sie hat in früheren Werken auch die zerstörten Buddhas von Bamiyan rekonstruiert oder die Stätte von Palmyra in Syrien im Museum wiederauferstehen lassen.
    Auch hat sie die Montreux-Jazzfestival-Collection in eine erlebbare interaktive Anwendung umgewandelt. Eintauchen – oder vielmehr abtauchen – in die Kunst, das ist auch in Brüssel möglich. Brüssel gilt als Comic-Hauptstadt der Welt, so ist klar, dass es diese Ausstellung nur hier geben kann: Im Schwimmbad „Nemo 33“ können Fans brandneue Comics unter Wasser anschauen. Kunst-Interessierte können mit Taucherbrille, Flossen und Sauerstoff-Flasche abtauchen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.01.20243satOriginal-TV-PremiereMi 10.01.2024SRF 1
  • Folge 3 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Am Kunstmarkt werden jährlich Milliarden umgesetzt. Wo so viel Geld ist, ist viel kriminelles Potenzial. Kunstverbrechen faszinieren. Ob es der Raub aus der Bührle Kunstsammlung ist, oder die Bilder des sogenannten Meisterfälschers Wolfgang Beltracchi. „Kulturplatz“ über True Crime in der Kunstwelt. Wolfgang Beltracchi narrte die Kunstwelt jahrzehntelang mit gefälschten Meisterwerken. Im Stil großer Maler wie Matisse oder Max Ernst „erfand“ er neue Werke, und schleuste sie für Millionenbeträge in den Kunstmarkt ein – bis er wegen der Verwendung eines falschen Pigments aufflog.
    2011 wurde er wegen Betrugs verurteilt und saß eine mehrjährige Haftstrafe ab. Heute malt Beltracchi wieder, aber unter eigenem Namen. „Kulturplatz“ besucht ihn in seinem Atelier im luzernischen Meggen und versucht herauszufinden, warum uns True Crime im Kunstmarkt so fasziniert. Das zeigen auch zwei Podcasts, die sich um wahre Kunstdelikte drehen und auf reges Interesse stoßen. Bis zu 700.000 Aufrufe haben diese Formate. Der „Deutschlandfunk“-Podcast „Tatort Kunst“ deckt auf, worüber die Kunstwelt lieber schweigt.
    Und auch „Kunstverbrechen“ von „NDR Kultur“ rollt Fälle auf, bei denen man kaum abschalten kann. Zu Recht, denn Verbrechen im Kunstmarkt-Sektor rangieren auf den vorderen Plätzen. Und bei einem Jahresumsatz von mehr als 67 Millionen im Jahr 2022 wollen alle mitverdienen, auch die Delinquenten. Ganz anders lief es in der ehemaligen DDR, hier verhielt sich der Staat unredlich. Er trickste die eigenen Bürgerinnen und Bürger aus: Denn wer in der DDR Kunst sammelte, musste damit rechnen, enteignet zu werden.
    Der Raub von Kunst und Antiquitäten durch die Staatssicherheit war gängige Praxis in einem Staat, der dringend Devisen brauchte, um weiter existieren zu können. Auch die Schweiz war eine Drehscheibe im Kunst- und Antiquitätenhandel der DDR. Einige Schweizer Kunsthändler haben mit DDR-Raubkunst Geld verdient. Die Geschäfte liefen meist über einen Stasi-Strohmann mit Waffen-SS-Vergangenheit. Der Bührle Kunstraub ist der spektakulärste Kunstraub der Schweizer Geschichte.
    In einem kleinen Museum am Rande von Zürich wurden 2008 vier Gemälde gestohlen im Wert von 180 Millionen Franken. Wie die Zürcher Polizei mit verdeckten Ermittlern die hochkarätigen Gemälde zurückholte, gehört zu den Erfolgsgeschichten der Schweizer Kriminalgeschichte. Doch wie das genau gelang, war lange nicht klar. Der Autor Stefan Zucker hat den Fall 2023 nochmals aufgerollt und zusammen mit einem Filmteam ein Dokudrama gedreht. „Kulturplatz“ wirft einen Blick hinter die Kulisse der Recherche. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.01.20243satOriginal-TV-PremiereMi 17.01.2024SRF 1
  • Folge 4 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Die 59. Solothurner Filmtage richten ihren Fokus auf das helvetische Selbstverständnis. Auffällig viele Filme fragen: Was ist ein „echter Schweizer“ beziehungsweise eine „richtige Mutter“? Im kontroversen Eröffnungsfilm „Les Paradis de Diane“ kann oder will die Titelfigur ihr Kind nach der Geburt nicht in die Arme schließen. Sie flieht aus der Entbindungsstation und sucht ihr Heil jenseits der Schweizer Landesgrenzen. Nino Gadient trifft Filmemacherin Carmen Jaquier und ihren Regiepartner Jan Gassmann zum Gespräch über die Dinge, die man von der Schweiz und ihrer Bevölkerung erwartet. „Les Paradis de Diane2 ist aber nur einer von sieben Titeln, die sich Hoffnungen auf den Hauptpreis der Solothurner Filmtage machen durften.
    „Kulturplatz“ verrät bereits kurz nach der Bekanntgabe, nicht nur welcher Film den begehrten „Prix de Soleure“ gewonnen hat, sondern auch, was diesen so auszeichnet. Dokumentationen genießen in Solothurn traditionell einen besonders hohen Stellenwert. Im Rennen um den Publikumspreis setzen sich gleich zwei Regisseure mit Grundfesten Schweizer Identität auseinander. Aldo Gugolz ergründet in „Omegäng“ mit Sprachvirtuosen wie Pedro Lenz oder Franz Hohler, was die Mundart im Alltag und auf der Bühne mit den Menschen macht.
    Luka Popadić begleitet in „Echte Schweizer“ dagegen Secondos, die sich in der Schweizer Armee hochgedient haben. Er will von Offizieren, die exotisch klingende Namen wie Thuchathanan, Dhif oder Stojković tragen, wissen: Würden sie auch gegen ihre Herkunftsländer in den Krieg ziehen? Wie sich die Schweiz und ihr Image im Laufe der Zeit verändert hat, lässt sich gut an der Entwicklung von Praesens-Film ablesen. Die Firma, die einst sogar Hollywood mit Heidi und Hellebarden begeisterte, feiert 2024 ihr 100-Jahr-Jubiläum. Das ist weit mehr als nur großes Kino: Ohne Praesens wäre die gesamte nationale Kulturgeschichte eine andere. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.01.20243satOriginal-TV-PremiereMi 24.01.2024SRF 1
  • Folge 5 (35 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Vor 100 Jahren starb Franz Kafka und hinterließ unvollendete Romane und einige Erzählungen. Er gilt als literarischer Prophet, der die Katastrophe des 20. Jahrhunderts vorhersah. Kafka ist der meistgelesene Autor deutscher Sprache. Und fasziniert bis heute. Warum? Kafka im Heute Kafka starb vor 100 Jahren und ist dennoch der meistgelesene Autor deutscher Sprache. Warum nur? Auf TikTok wird Kafka wie ein Popstar verehrt. BookToker geben sich berührt von seinen zeitlosen Texten. Auch die schweizerisch-rumänische Schriftstellerin Dana Grigorcea lässt sich von Kafkas Texten durch ihr Leben begleiten und empfindet sie als tröstend in Zeiten wie diesen.
    Und auch die 4. Klasse einer Kantonsschule in Zürich findet, dass Kafkas Texte gesellschaftliche Missstände thematisieren, die erstaunlich aktuell sind. Kafka im Comic Der österreichische Comic-Zeicher Nicolas Mahler veröffentlicht bereits den zweiten Kafka-Comic. „Kafka Komplett“ heißt das schmale Büchlein und ist weit von Vollständigkeit entfernt. Vielmehr gelingt es Mahler in reduzierten Pinselstrichen Frank Kafka treffend zu zeichnen: ein oft verzweifelter, zerbrechlicher und gleichzeitig präzis denkender Mensch.
    Der aber durchaus Humor hatte. Kafka in der Kunst Kafkas Themen haben den Schriftsteller überlebt: Verzweiflung, unheimliche und klaustrophobische Verhältnisse, Machtmissbrauch oder Scham. In der Münchner Villa Stuck greift eine große Kunstausstellung diese Themen auf und führt sie weiter ins Heute. Die Comic-Umsetzungen der Kafka-Romane von Robert Crumb sind hier genauso vertreten wie großformatige Fotos über die Einsamkeit von Teresa Hubbard und Alexander Birchler oder ein raumgreifendes Spinnennetz aus Wollfäden der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota, dass das Mysteriöse und Magische in Kafkas Werk einfängt.
    Kafka in der Musik Die Kafka Band aus Prag ist vielleicht die einzige Rockband, die Texte eines Weltliteraten in musikalischer Umsetzung auf die Bühne bringt. Schriftsteller Jaroslav Rudiš und Comiczeichner und Sänger Jaromir 99 inszenieren aktuell zusammen mit gestandenen tschechischen Musikern „Der Process“. Nach „Das Schloss“ und „Amerika“ widmet sich die Kafka Band nun dem dritten Romanfragment Franz Kafkas. Und Sänger Jaroslav Rudiš sucht Kafka bei jedem Auftritt im Publikum, denn er würde noch so gerne das eine oder andere Glas Bier mit ihm trinken. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.02.20243satOriginal-TV-PremiereMi 31.01.2024SRF 1
  • Folge 6 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Am 8. Februar beginnt die Luzerner Fasnacht mit dem Urknall. Dann hauen die Guggenmusiken wieder auf die Pauke und treiben mit lauter Musik die Wintergeister aus. Meist ist Krach in dieser unruhigen Welt aber verpönt. „Kulturplatz“ über Fluch und Segen des Lärms. Lärm: Historisch und heutig Die Stadt Zürich ist schweizweit Spitzenreiter in Sachen Lärm. Fast ein Drittel der Bevölkerung ist einer zu hohen Lärmbelastung ausgesetzt. Größter Lärmverursacher: der Verkehr. Die Grenzwerte werden permanent überschritten.
    Und doch gehen viel mehr Lärmklagen wegen Nachbarn und Menschen auf öffentlichen Plätzen oder in Bars ein. Was also als Lärm gilt und ab wann wir Geräusche als Lärm empfinden, hat eher mit dem eigenen psychischen Befinden als mit effektiven Dezibel-Werten zu tun. Lärm: Welche Bedeutung er für Gehörlose hat Die Museumsführerin und Performerin Lua Leirner und der Sozialpädagoge Tom Helbling sind gehörlos. Im Museum Tinguely haben sie „Kulturplatz“ verraten, was für sie Lärm bedeutet und welche Klänge und Geräusche sie mögen, obwohl sie für viele Hörende eine Zumutung sind.
    Techno: Lärm vs. Lebenselixier Für die einen ist Techno bloß lautes, monotones Gestampf, das die Gesundheit gefährdet, für andere sind die Beats ein Lebenselixier. Während die Zürcher Technokultur seit 2017 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört, hat diese Musik beispielsweise an der Luzerner Fasnacht nichts verloren. So will es das Fasnachtskomitee. Die beiden DJs Manon Maeder und Dasstudach sind sich einig: Techno ist berauschend, auch ohne Drogen. Die Dosis macht das Gift. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.02.20243satOriginal-TV-PremiereMi 07.02.2024SRF 1
  • Folge 7 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Die Pisa-Studie hat gezeigt, die Lesekompetenz bei den Jungen schrumpft. Schuld ist auch das Smartphone. Andererseits boomen Lesungen und Literaturfestivals. Denn viele finden das Glück in Büchern und Geschichten. Doch wie vermittelt man das der Gen Z? Die Leseschwäche der Jungen hat auch mit dem Smartphone zu tun Pisa hat es wieder einmal gezeigt. Kurze Texte lesen und verstehen, das ist für 25 Prozent der jungen Menschen in der Schweiz heute schon unmöglich. Doch was steckt dahinter? Wie tief sitzt der Lesefrust? Hat das Smartphone das Buch längst ersetzt? Wie kann man Kinder und Jugendliche wieder für das begeistern, was für Generationen sinnstiftend war? Elke Heidenreich, selbst Autorin und Literaturkritikerin, hat dazu eine klare Haltung.
    Und die Schriftstellerin Katja Alves findet, man müsse bereits bei den Kleinen ansetzen und geht mit ihren Geschichten seit langem in Primarschulen. Der Funke zwischen Jung und Alt zündet beim gemeinsamen Lesen Das Lesen beglückt, wissen alle, die es regelmäßig tun und ohne ein gutes Buch auf dem Nachtisch nicht leben können. Noch schöner ist es, das Gelesene zu teilen. Das tun Lesezirkel schon seit Generationen. In Binningen im Kanton Basel-Landschaft gibt es aber eine besondere Gruppe.
    Hier lesen Ältere gemeinsam mit Teenagern. Lesestoff: ausschließlich Jugendliteratur. „Kulturplatz“ wollte wissen, was das gemeinsame Lesen mit ihnen macht, und durfte an einer Leserunde teilnehmen. Lesung macht glücklich Sich zuhause auf dem Sofa einigeln und in einem Buch versinken, das ist richtig schön. Aber sind Sie schon einmal richtig beseelt aus einer Lesung herausgekommen? „Kulturplatz“ hat sich gefragt, wieso Lesungen auf so großen Anklang stoßen – und sich auf eine Spurensuche gewagt, vom kleinen Kreis ums Lagerfeuer bis in die ganz großen Hallen.
    Schriftsteller, trotz Lese- und Schreibschwäche Ihm war das Leseglück kaum in die Wiege gelegt: Der Bieler Autor Sebastian Steffen wuchs mit einer schweren Legasthenie auf. Trotzdem liebte er Geschichten und kämpfte sich später, trotz großer Leseschwäche durch seine Bücher. Und er schrieb eigene Texte. Songtexte mit denen er sich am Literaturinstitut in Biel im Kanton Bern bewarb, genommen wurde und abschloss. Jetzt ist sein drittes Buch auf Mundart („I wett, i chönnt Französisch“) erschienen und er verrät Nina Mavis Brunner beim Besuch in Biel, wie er damit umgeht, wenn ihn das Lesen manchmal in die Verzweiflung stürzt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.02.20243satOriginal-TV-PremiereMi 14.02.2024SRF 1
  • Folge 8 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Bestsellerautor Daniel Kehlmann stellt den Regisseur G.W. Pabst in den Dunstkreis der Nazis, was dessen Nachfahren erzürnt. Während Schauspielerin Sandra Hüller im neuen Holocaust-Film „Zone Of Interest“ eine deutsche Idylle lebt, jenseits der Mauer des Horrors von Auschwitz. Fiktion unbegrenzt? Daniel Kehlmann schreibt Bestseller. Seine Methode ist immer dieselbe: Der Protagonist seiner Geschichte ist ein Mensch, der tatsächlich in der Vergangenheit lebte, der meist vielen Menschen bekannt ist.
    „Lichtspiel“, das bereits im Herbst erschienene neueste Werk wirft weiterhin Wellen. Fiktion steht für Kehlmann über der Wahrheit, so dichtet er dem großen Regisseur des deutschen Stummfilms, G.W. Pabst und dessen Sohn, Nazi-Sympathien an, was die Nachfahren in Österreich und der Schweiz erzürnt. Sie wehren sich dagegen, dass ihre Familiengeschichte „überschrieben“ wird, und verlangen vom Verlag eine Erwähnung im Buch, dass es sich bei „Lichtspiel“ in weiten Teilen um Fiktion handle.
    Wie kann, beziehungsweise darf man den Holocaust erzählen? Ist das Unfassbare darstellbar? Diese Fragen beschäftigen nicht zuletzt seit Spielbergs Drama „Schindlers Liste“. Nun erhält die Holocaust-Darstellung im Film eine neue Dimension: „Zone Of Interest“ heißt das zugleich faszinierende und verstörende Werk von Jonathan Glazer, das diese Woche in die Kinos kommt. Die Banalität des Schreckens, hier dargestellt durch den idyllischen Familienalltag der Familie des Lagerleiters Rudolph Höss, während der Horror und die Gräueltaten des nur durch eine Mauer getrennten Konzentrationslagers Auschwitz fast ausschließlich auf der Tonspur zu hören sind.
    Nur sehr selten deuten nächtliche Aufnahmen von rauchenden Schornsteinen oder Infrarotaufnahmen einer Wiederstandkämpferin auch visuell auf den Völkermord hin. In der Hauptrolle glänzt einmal mehr Oscar-Anwärterin Sandra Hüller. Der Schweizer Dokumentarfilm „Die Anhörung“ der Regisseurin Lisa Gerig stellt Befragungen im Asylwesen, die Essenz jedes Asylverfahrens, nach.
    Mit Menschen, die genau darüber Bescheid wissen, weil sie dabei waren. Entweder auf der Seite, die befragt, oder auf jener, die antwortet. Der Film zeigt hautnah, wie solche Anhörungen ablaufen – und was es für die Asylsuchenden heißt, wenn anhand von ihren Erzählungen über ihr Leben entschieden wird. Wer hat die besten Chancen auf Asyl? Sind es die, die ihre Lebensgeschichten am eindrücklichsten erzählen können? Der Film gewann kürzlich den Hauptpreis an den Solothurner Filmtagen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.03.20243satOriginal-TV-PremiereMi 28.02.2024SRF 1
  • Folge 9 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Der kleine Ort Lichtensteig SG im Toggenburg kämpft seit langem mit einem gewaltigen Strukturwandel. Mit Erfolg. Eine große Rolle spielt dabei das 2019 gegründete „Rathaus für Kultur“. Nicht zur Freude aller. „Kulturplatz“ mit der Frage, was Kultur im ländlichen Raum bewirken kann. Lichtensteig – Quo vadis? In dem kleinen Städtchen Lichtensteig im Kanton St. Gallen lassen sich immer mehr junge Kulturschaffende nieder. Leerstehende Gebäude werden zu Ateliers und Gemeinschaftswohnraum umgewandelt. Der Wakkerpreis 2023 hat dem traditionsreichen Ort im Toggenburg viel Aufmerksamkeit verschafft. Doch wie geht es weiter? Kann allein die Kultur als Standortfaktor herhalten? Kunstschaffende und Politiker sind zuversichtlich.
    Doch in den Aufschwung mischt sich auch Skepsis. Die Frage, was Kultur kann und sein soll, stellt sich hier zwischen ländlicher Tradition und urbaner Experimentierfreude. Klangwelt Toggenburg Wie schafft man es, 23,3 Millionen aufzutreiben für ein klingendes Kultur-Zentrum weitab von allen Ballungszentren und Autobahnanschlüssen? Antworten darauf gibt die abenteuerliche Geschichte der Klangwelt Toggenburg. Sie zeigt, wie Kultur auf dem Land entstehen und auch bestehen kann. Beethoven im Engadin „Mit Beethoven ein Stadion füllen“: Das ist das Vorhaben des Exilbündner Dirigenten Urs Leonhardt Steiner.
    Nicht in einem etablierten urbanen Kulturzentrum, sondern weitab davon, in der Unterengadiner Gemeinde Scuol im Kanton Graubünden. Wo es weit und breit kein Berufsorchester gibt und auch keinen geeigneten Konzertsaal. Dafür aber eine kleine Truppe Kulturbegeisterter, die je nach Sichtweise waghalsig, mutig oder größenwahnsinnig ist – und derzeit daran arbeitet, bodenständige Hochkultur in eine Eishockeyhalle zu bringen und ein einst nobles und zuletzt jahrelang geschlossenes Kurhotel wiederzubeleben. Ein Blick auf zwei Kulturinitiativen im Unterengadin: hemdsärmelig, ambitioniert und risikofreudig. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.03.20243satOriginal-TV-PremiereMi 06.03.2024SRF 1
  • Folge 10 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Was haben Sharon Stone und Ferdinand Hodler gemeinsam? Eine Passion für die Malerei. „Kulturplatz“ besucht die Hollywood-Ikone in ihrem Atelier und nimmt mit der Gegenwartskunst den Mythos des Nationalmalers ins Visier. Nach der Leinwand ist vor der Künstlerkarriere. Silvester Stallone, Jonny Depp, David Lynch – sie alle haben nach ihren großen Filmkarrieren zum Pinsel gegriffen, die neueste Zugabe ist die ehemalige „Femme Fatale“ der 90er-Jahre, Sharon Stone, bekannt aus ihrem Blockbuster „Basic Instinct“. Nach einem Hirnschlag Anfang der 2000er-Jahre kam sie nur langsam wieder ins Leben zurück.
    Jetzt malt sie seit einigen Jahren und hat damit Erfolg. In der Ausstellung „Apropos Hodler“ im Kunsthaus Zürich thematisieren zeitgenössische Künstler den Mythos Hodler. Denn wer kennt ihn nicht, den Nationalmaler, der vom Tell bis zum Holzfäller die großen Ikonen der Schweizer Malerei geschaffen hat und gleichzeitig als Provokateur die größten Skandale in der Kunst verursachte. Der Malerfürst ist bis heute Garant für hohe Besucherzahlen, jetzt will die Gegenwartskunst davon profitieren.
    Zu Lebzeiten galt er als eine etwas verrückte Randfigur, erst nach seinem Tod wurde Vincent van Gogh weltberühmt. Und das hat er vor allem einer Frau zu verdanken: Johanna van Gogh-Bonger. Sie war die Frau von van Goghs Bruder Theo. Nachdem sich nämlich Vincent mit der Pistole eine Kugel in den Bauch schoss und sein Kunsthändlerbruder kurz drauf an Syphilis starb, blieb sie als Witwe allein zurück mit Hunderten van Gogh-Gemälden. Wie hat es die Witwe geschafft, Vincent zum berühmtesten Künstlernamen des letzten Jahrhunderts zu machen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.03.20243satOriginal-TV-PremiereMi 13.03.2024SRF 1
  • Folge 11 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Die Abfälle der Konsumgesellschaft erzählen, wer wir wirklich sind. „Kulturplatz“ zeigt, was der Kehricht über uns verrät. Und wie aus Abfallstoffen, wie dem Staub des 3D-Druckers, aus dem Blut von geschlachteten Tieren, oder aus alten Stahlträgern neue Dinge, und gar Kunst entstehen können. „Kulturplatz“ besucht den Künstler Lukas Hofkunst in seinem temporären Atelier in der alten Chemiefabrik in Uetikon am See im Kanton Zürich. Dort verwandelt er Bauabfälle und nicht mehr gebrauchte Stahlträger zu einer riesigen, begehbaren Skulptur. Lukas Hofkunst zeigt, wie aus ungenutzten Baustoffen wahrlich große Kunst werden kann.
    Der Abfall und wir Jede Person in der Schweiz produziert pro Tag 1,9 Kilogramm Abfall. Der Historiker Roman Köster beschreibt in seinem neuen Buch „Müll – Eine schmutzige Geschichte der Menschheit“, was das, was weggeworfen wird, über die Gesellschaft erzählt. Es ist die Historie einer konsumwütigen Welt, deren Effizienz für immer größere Müllberge sorgt. Was tun? Weniger kaufen, weniger wegwerfen und lernen, wie die täglichen Tonnen Abfall stärker als Ressource genutzt werden können.
    Der Abfall als Ressource Recycling könnte weit über das Wiederverwenden von Glas, Papier oder Metall hinausgehen. Im Gewerbemuseum Winterthur sind aktuell Objekte zu sehen, die aus dem hergestellt sind, was wir wegwerfen, oder was in der industriellen Produktion abfällt und nicht mehr gebraucht wird. Der Designer Fabio Hendry verwandelt den Staub des 3D-Druckers in kunstvolle Wohnobjekte. Die Designerin Leonor Kotoun trocknet und presst das Blut von geschlachteten Schweinen und stellt, zusammen mit der Künstlerin Vanessa Billy, Objekte aller Art her. Die Schau in Winterthur im Kanton Zürich macht klar: wir brauchen neue Ideen und vor allem eine neue Haltung, unserem Abfall gegenüber.
    Weg mit der Wegwerf-Architektur Das fordert Vittorio Magnago Lampugnani, der ehemalige ETH-Professor für Geschichte des Städtebaus. In seinem neuen Buch prangert er die Wegwerfmentalität im Bauen an, die fatale Übertragung des Konsumismus auf die Architektur. Er sagt, Häuser würden heute mit einem vorprogrammierten Wegwerfdatum erstellt. Architekt Lampugnani plädiert für einen traditionellen, nachhaltigen Städtebau, der mit Verstand und politischer Verantwortung vollzogen wird. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.03.20243satOriginal-TV-PremiereMi 20.03.2024SRF 1
  • Folge 12 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Gefängnistheater «AUSBRUCH» in der JVA Lenzburg
    In der Justizvollzugsanstalt Lenzburg stehen Menschen auf der Bühne, die zum Teil eine lebenslange Haftstrafe absitzen. Das Theaterkollektiv «AUSBRUCH» hat Anfang Monat seine neuste Produktion mit fünf Gefangenen aufgeführt. «Kulturplatz» hat exklusiv Zugang bekommen zu einer Vorstellung. So viel vorweg: Gefängnistheater bringt unsere Vorstellung von Gefängnisinsassen ins Wanken.
    Zekamerone – 100 Geschichten vom Gefängnisalltag
    Schreiben hinter Gittern kann ein Weg sein, mit Freiheitsentzug umzugehen. Das beweisen die Kurzgeschichten des belarussischen Anwalts Maxim Znak. Als im Jahr 2020 die Proteste in Belarus gegen Machthaber Lukaschenko losgehen, wird Maksim Znak verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Während seiner Untersuchungshaft schreibt er 100 eindrückliche Kurzgeschichten über seine ausweglose Situation. Er reiht sich damit ein in die Jahrhunderte alte Geschichte der Gefangenenliteratur – von Solschenizyn bis Nelson Mandela.
    Aleks Weber – Malen gegen die Enge der Zelle
    Der Winterthurer Maler Aleks Weber ist in den 1980er Jahren im Begriff, sich als Künstler einen Namen zu machen. Während den Jugendunruhen jener Zeit landet er im Gefängnis und malt hinter Gittern weiter – über 400 Bilder entstehen in seiner kleinen Gefängniszelle. Eine Auswahl davon war letzten Herbst in einer grossen Ausstellung in Winterthur zu sehen. «Kulturplatz» holt die eindrücklichen Werke von Aleks Weber noch einmal ans Licht. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.03.20243satOriginal-TV-PremiereMi 27.03.2024SRF 1
  • Folge 13 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Unsere Beziehung zum Auto, sie ist kompliziert: Über Jahrzehnte gab es keine Grenzen für persönliche Freiheit und maximale Mobilität auf den Straßen. Doch in Zeiten des Klimawandels muss alles neu gedacht werden, das Auto soll zunehmend aus den überlasteten Städten verdrängt werden. Städte ohne Autos Lange stand die eigene Karosse für Freiheit und Mobilität. Autos wurden immer größer und massiger. Doch in Zeiten von Klimakrise und überhitzen Städten hat es das Auto nicht leicht. Und mit Tempo 30 in den Zentren kommt es bald zum Stillstand. Denn die Städte sollen schon bald den Velos und den Fußgängern gehören.
    Und Autos – wenn überhaupt – nur noch elektrisch fahren. Dass diese Entwicklung nicht allen gefällt, macht die Autodiskussion zum Aufreger schlechthin. Wie das Automobil die Architektur prägte Vorbei die Zeiten, als so gebaut wurde, dass es dem Autoverkehr dient. Der Architekturhistoriker Erik Wegerhoff hat zum Verhältnis Architektur und Automobil ein Buch geschrieben. Es ist eine Hommage an die Mobilität und ihren Einfluss auf die Immobilie. Und es ist auch ein Art Abgesang an das Gefährt, das die Stadt und die Architektur im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt hat, heute aber immer mehr aus den Städten gedrängt wird.
    Frage an den Designer: Warum werden Autos immer massiger? Der Schweiz-Argentinier Alfredo Häberli fährt gerne stilvolle Fahrzeuge aus früheren Jahrzehnten, hat sich aber in erster Linie als Designer von Möbeln oder Geschirr einen Namen geschaffen. In seiner Kindheit war er oft an einer Autorennstrecke, von daher rührt seine tiefe Liebe zum Automobil. Diese lebt er auch dann und wann als Gestalter aus. Ein Gespräch über das Schöne am Auto und die fragwürdige Tendenz zu immer größer und massiger. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.04.20243satOriginal-TV-PremiereMi 03.04.2024SRF 1
  • Folge 14 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Ein außergewöhnliches Musikprojekt kreiert eine Zeitkapsel, die erst in 100 Jahren geöffnet werden darf. Darin: 40 Kompositionen von Schweizer Musikschaffenden. Mit singenden Hunden, Morsezeichen oder Gletschermusik. Doch wie schreibt man Musik für die Zukunft? Für wen? Und in welchem Format? „Kulturplatz“ hat die Entstehung dieser Zeitkapsel in den letzten Wochen begleitet. In 100 Jahren sollen in der Schweiz Töne aus der fernen Vergangenheit erklingen. Eine Zeitkapsel, die bis dahin in der Nationalen Phonothek in Lugano lagert, soll dann geöffnet werden. Das ist die Idee hinter dem Projekt „Zukunftsmusik – utopie sonore – échos du futur“. 40 Kompositionen von Schweizer Musikschaffenden werden in der Zeitkapsel aufbewahrt. Ein einzigartiges Projekt, das vom Musikethnologen Johannes Rühl initiiert wurde. Alle musikalischen Genres sind in „Zukunftsmusik“ vertreten – von Jazz über Volkslied bis hin zu neuer Popmusik. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.04.20243satOriginal-TV-PremiereMi 10.04.2024SRF 1
  • Folge 15 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Künstlich generiert, heimlich gefilmt oder schockierend in Szene gesetzt – welche Bilder haben heute die größte Wirkung? „Kulturplatz“ über den legendären Fotografen Oliviero Toscani, über versteckte Kameras und die neueste KI der Firma OpenAI. In den 1990er-Jahren sorgte der Fotograf Oliviero Toscani mit Tabuthemen wie Aids, Rassismus und der Todesstrafe für viel Aufregung. Die Bilder als Werbung für die Modemarke Benetton verpackt, wurden immer wieder als eine Provokation wahrgenommen. Heute schaut der inzwischen 82-Jährige auf eine bewegte Vergangenheit zurück und weiß: Für ihn ist die Fotografie ein Akt der Aufklärung. Die Macht der Bilder ist inzwischen zur Ohnmacht geworden.
    Mit „Deep Fakes“ und der Künstlichen Intelligenz haben Bilder ihre Aussagekraft verloren. Die neueste KI heißt „Sora“, stammt wie „ChatGPT“ von der Firma OpenAI und lässt alles bisher Gesehene hinter sich. Auf Knopfdruck entstehen einminütige Videos, ohne auch nur ein einziges Bild zu filmen. Was heißt „Sora“ für die Zukunft der Bilder? Bilder waren als Beweismittel schon immer nur bedingt vertrauenswürdig. Und doch brauchen wir Beweise, etwa im Journalismus, um Dinge aufzuklären. Die versteckte Kamera beispielsweise steht nicht nur für lustige Streiche, sondern vor allem auch für Aufklärung. Welche Rolle diese heimlich gemachten Bilder spielen, darüber hat Filmproduzent Jean-Philippe Ceppi ein Buch geschrieben. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.04.20243satOriginal-TV-PremiereMi 17.04.2024SRF 1
  • Folge 16 (30 Min.)
    Kulturplatz Keyvisual 2016 SRF
    Wenn prominente Kunstschaffende aus der ganzen Welt nach Venedig reisen, passt das Motto der diesjährigen Kunstbiennale „Fremde überall“ perfekt. Denn die Stadt quillt aus allen Nähten: Künstlerinnen und Touristen überall. Wie Stadt und Kunst mit „Fremden“ umgehen? Ein „Kulturplatz“über die Biennale in Venedig zwischen Kunst und Tourismus. Ein Fest des Andersseins Der diesjährige Kurator, der Brasilianer Adriano Pedrosa, bezeichnet sich als ersten 2offen queeren“ Kurator der Biennale Venedig. Mit seinem Motto „Stranieri Ovunque“, was so viel heißt wie „Fremde überall“, will er bewusst Kunstschaffende einladen, die selbst Immigranten, Emigranten, Exilkünstler, indigen oder auch queer sind.
    Ein Fest für Außenstehende will er feiern und setzt damit ein Zeichen in Zeiten, in denen die Angst vor dem Fremden bestimmend ist. Alle kennen das Gefühl, sich fremd zu fühlen. In Familien. Im Freundeskreis. Am Arbeitsplatz oder in der Stadt in der man lebt. Kunst aus der ganzen Welt „Kulturplatz“ will auf der diesjährigen Biennale herausfinden, wie die Kunstschaffenden das Motto umsetzen.
    Junge Kunstschaffende aus der ganzen Welt haben sich dazu etwas einfallen lassen. Auch die Kuratorin Koyo Kouoh, die im Aargau aufgewachsen ist und heute zwei wichtige Museen in Afrika leitet, kennt das Gefühl des Fremdseins nur zu gut. Sie gilt als Vermittlerin zwischen den Welten. Baume-Schneider, Hans Ulrich Obrist, Ann Demeester – prominente Gäste in Venedig Ann Demeester, Direktorin des Zürcher Kunsthauses, kann nach einem guten Jahr in der Schweiz, im Gespräch mit der Moderatorin Nina Brunner, erzählen, wann und wo sie sich fremd fühlt.
    Und in welchen Projekten sie das Motto der Biennale gut umgesetzt sieht. Und Nina Brunner trifft noch eine besonders herausragende Persönlichkeit aus der Kunstwelt, den internationalen Kurator Hans Ulrich Obrist. Der begnadete Kunstvermittler wollte schon als kleiner Junge weg aus St. Gallen, hinaus in die große weite Welt. In seiner kürzlich erschienenen Biografie, erzählt er, dass er sich schon immer mit Kunstschaffenden auf der ganzen Welt vertraut machen wollte.
    Und berichtet über sein aktuelles Projekt. Ebenfalls angereist ist Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die wir im Schweizer Pavillon treffen. Hier stellt in diesem Jahr der brasilianisch-schweizerische Künstler Guerreiro do Divino Amor sein Projekt vor. Ihm geht es darum auf die Überlegenheit und Macht westlicher Gesellschaften hinzuweisen. Den Schweizer Pavillon hat er in einen Tempel verwandelt. Venedig platzt aus allen Nähten Die Kunstbiennale hat aber auch eine Kehrseite: Denn die ohnehin überquellende Lagunenstadt wird in diesen Monaten noch voller.
    Fremde überall. Für die Venezianerinnen und Venezianer ist das mittlerweile ein echtes Ärgernis, weil sie sich nicht mehr wohlfühlen in ihrer Stadt. Aber Venedig lebt auch vom Tourismus. Wie kann man mit diesem Dilemma umgehen? Ab 25. April startet die Stadt ein Pilotprojekt. Ab dann müssen alle Tagestouristinnen und -touristen einen Eintritt von fünf Euro zahlen. Ob das eine Lösung ist? „Kulturplatz“ spricht mit einer Architektin und einer jungen Schweizer Kuratorin darüber. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.04.20243satOriginal-TV-PremiereMi 24.04.2024SRF 1
  • Folge 17 (30 Min.)
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    Blick in die Geschichte
    21 sogenannte Völkerschauen hat der Zoo Basel von 1879 bis 1935 veranstaltet. Menschengruppen aus den afrikanischen Kolonien wurden in Kulissendörfern inszeniert und führten scheinbar landestypische Tänze und Spiele auf. Ein entwürdigendes Schauspiel, womit der lange defizitäre Basler Zoo seine Finanzen aufbesserte. Aber auch darüber hinaus war der Zoo mit den Kolonien verbunden, da von dort der Nachschub an exotischen Tieren kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zoo Basel zum Pionier im Züchten von Tieren mit dem weltweit ersten Panzernashorn, das in einem Zoo zur Welt kam und dem Gorillababy Goma. Der Zoo Basel wird mehr und mehr auch zur wissenschaftlichen Institution, die sich für Bildung, Forschung und Artenschutz einsetzt.
    Zooarchitektur – Von Gittergehegen zu Wohlfühlräumen
    Galt im 19. Jahrhundert beim Bauen für Tiere noch das Credo des Sichtbarmachens und Zeigens, geht es heute mehr ums geschickte Verbergen. Die ersten Zoos stellten exotische Tiere wie in einem Warenhaus aus: In kleinen, nebeneinander gereihten Käfigen hinter Gittern. Mit der Eröffnung von Hagenbecks Tierpark 1907 veränderte sich das: Gitter wurden durch Gräben ersetzt, die abenteuerliche Wildnis mit gewaltigen Kunstfelsen imitiert. Mit der Architekturmoderne kamen auch ikonografische Bauten aus Glas und Beton hinzu. Die heutige Erlebnisarchitektur in Zoos arbeitet weltweit mit Immersionstechniken. Und auch in Basel reihen sich schon längst nicht mehr Gehege an Gehege; vielmehr werden Themenlandschaften kreiert.
    Der ganz normale Alltag der Zoobewohner
    In vielen Filmen sprechen, singen oder tanzen Tiere zu Klassikern der Musikgeschichte. Sie spielen die Hauptrolle – auch in Zoos, wie etwa im Animationsfilm «Madagascar». Doch wie sieht der Alltag der Zootiere in Basel aus? Hier beobachten emsige Erdmännchen den Himmel, der aufgedrehte Wildesel läuft sein Revier ab und Flamingos kommen aus dem Schnattern nicht mehr raus. Spezialgäste aus Land, Luft und Wasser bilden das illustre Ensemble.
    Zootierarzt und Zoodirektor im Gespräch
    Christian Wenker ist seit über 20 Jahren Tierarzt im Basler Zoo. Hier betreute er über 7000 Patienten. Ist auch mit schwierigen Situationen konfrontiert, wenn Tiere sterben. Was macht das mit ihm und wie sieht er seinen Job in der Rückblende?
    Was sind heute die wichtigen Funktionen eines Zoos und wohin will sich der Basler Zoo noch entwickeln? Braucht es unbedingt Expansion, mehr Platz und mehr Tiere? Zoodirektor Olivier Pagan nimmt Stellung. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.05.20243satOriginal-TV-PremiereMi 08.05.2024SRF 1
  • Folge 18 (30 Min.)
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  • Folge 19 (30 Min.)
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  • Folge 20 (35 Min.)
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  • Folge 22 (35 Min.)
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