Hundert Meisterwerke und ihre Geheimnisse Staffel 1, Folge 10: „Das bunte Leben“, 1907 – Wassily Kandinsky
Staffel 1, Folge 10
10. „Das bunte Leben“, 1907 – Wassily Kandinsky
Staffel 1, Folge 10
1907 präsentiert der russische Maler Wassily Kandinsky ein Gemälde mit dem Titel „Das bunte Leben“. Es ist eine farbenfrohe Hymne an die russischen Traditionen – und steht damit im Gegensatz zum zeitgeistlichen Streben des Zaren und der russischen Elite hin zur westlichen Kultur. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Pariser Avantgarde Künstler aus aller Welt anzog, suchte der russische Maler Wassily Kandinsky seinen eigenen Weg. Wie eine ganze Generation junger Künstler lehnte es Kandinsky ab, sein Land durch den Filter eines aus dem Ausland importierten wissenschaftlichen und kulturellen Denkens zu sehen. Er begeisterte sich für das spezifisch russische Wissen, unbeeinflusst von der Moderne. Im Jahr 1889 unternahm er eine Russlandreise, um für sein Jurastudium das Rechtssystem des Urvolks der Syrjänen im Ural zu studieren. Während dieser Reise erkrankte er an
Typhus, und letztlich werden die Visionen des Fieberwahns zu dem Schlüsselerlebnis, infolgedessen er beschloss, Maler zu werden. Sein Bild „Das bunte Leben“ verarbeitet Erlebnisse ebendieser Expedition: Auf dem Bild drängt sich eine dichte Menschenmenge. Ein buntes Gemisch aus einfachen Leuten, Fabelgestalten, Schutzheiligen und Madonnen. Trotz der Hinwendung zur jahrtausendealten Vergangenheit Russlands sind auf dem Gemälde bereits einige Grundprinzipien der Abstraktion zu erkennen. Inspiriert unter anderem durch Goethes Farbenlehre, löste Kandinsky sich in seinem weiteren Schaffen vom figurativen Malen. Sein Ziel war es, die Bilder allein durch Farbe für die Sinne erfahrbar zu machen. Es folgten berühmte Werke wie „Komposition VII“ (1913) oder „Gelb – Rot – Blau“ (1925), mit denen Kandinsky schließlich zum Begründer der abstrakten Malerei wurde. (Text: arte)