2018/2019, Folge 1–16

  • Folge 1
    Migrantenstadl: Die etwas andere Heimat auf der Biennale in Wiesbaden:
    Die Aktivistin Tunay Önder verwandelt die Wartburg, eine Außenspielstätte des Wiesbadener Staatstheaters, während der Biennale zehn Tage lang augenzwinkernd in einen „Migrantenstadl“. Hier sollen die Perspektiven derer hörbar werden, die gerne als fremd eingestuft werden, obwohl sie längst selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind. Zum Beispiel die Youtube-Queen und Comedian Idil Baydar, die mit ihrer Kunstfigur Jilet Ayse jedes Klischee über Türken so auf die Spitze treibt, dass sowohl Biodeutschen als auch Migranten das Lachen im Halse stecken bleibt. „hauptsache kultur“ stellt die Frankfurterin vor und befragt sie zum Thema Alltagsrassismus und „Me Two“-Debatte, ebenso den Boxer Rachid el Bakri vom Wiesbadener Golden Gym Boxingclub, der die Wartburg einen Abend lang in eine Boxarena verwandelt. Biennale Wiesbaden vom 23. August bis 2.September.
    Hans Bär kommt heim – gemischte Gefühle nach 80 Jahren Exil:
    Hans Bär lebte 80 Jahre in Argentinien. 14jährig floh er 1938 mit seiner Mutter aus seinem Heimatdorf Wohnbach in der Wetterau, wo Mitschüler ihn als Jude beschimpften und verprügelten. Eine Gedenktafel erinnert dort heute an die Familie Bär, die zum großen Teil in Konzentrationslagern ermordet wurde. Schon lange schlummerte der Wunsch in Hans Bär, seine alte Heimat wiederzusehen – zum ersten Mal seit der Nazizeit. Jetzt, mit über 90 Jahren ist er mit seinen beiden Enkelinnen zurückgekehrt. Aber wie hat sich das Dorf verändert? Gibt es Menschen, die er noch kennt? hr-Autor Marco Giacopuzzi hat den Besuch von Hans Bär in Wohnbach in einem bewegenden Film für arte dokumentiert.
    Fotografie der Extreme – RAY 2018:
    Seine verwischten, dynamischen Fotos von Stadtlandschaften hängen unter anderem am Frankfurter Flughafen, mit seinen monumentalen Wimmelbildern wurde er bekannt: mehrfach belichtet, erscheinen alle Teilnehmer einer Konferenz oder alle Besucher des Stadions als genau dieselbe Person: Martin Liebscher, der Künstler, der in Offenbach Fotografie lehrt, ist ein extremer (Selbst-)Beobachter. Sein Kollege Richard Moss dokumentiert – an einem anderen Ausstellungsort der Foto-Triennale RAY 2018 – eine der extremsten Herausforderungen unserer Zeit: Er macht Flüchtlingsschicksale sichtbar, indem er Bilder militärischer Wärmebildkameras verwendet. Gideon Mendel fotografiert Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden: Existentiell bedroht, aber voller Würde. Die Fotoschau RAY 2018 ist noch bis 9. September in Frankfurt und Darmstadt zu sehen.
    Eine Diva mit Bodenhaftung: Die Sopranistin Annette Dasch:
    Als Jugendliche wollte sie Dachdeckerin werden, träumte davon, in Zimmermannshosen auf die Walz zu gehen: Annette Dasch. Heute zählt die ECHO-Klassik-Preisträgerin zu den besten Sopranistinnen ihrer Generation. Souverän bewegt sie sich durch Partien von Händel, Mozart oder Verdi und glänzt als Elsa aus Wagners Lohengrin. Annette Dasch stammt aus einer musikbegeisterten Familie und ist mit einem Sängerkollegen, dem Bariton Daniel Schmutzhardt verheiratet. Sie ist „Artist in Residence“ beim diesjährigen Rheingau-Musikfestival und wird dort am 25. August mit Liedern von Brahms und Schumann zu hören sein.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden:
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. (Text: HESSEN3)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.08.2018hr-Fernsehen
  • Folge 2
    Zwischen Diskofieber und Ölgemälden – Frank Brabants Leben ist so außergewöhnlich wie seine Kunstsammlung
    Der Wiesbadener Sammler Frank Brabant lebt mit hunderten Gemälden zusammen, die Millionen wert sind. Dicht an dicht hängen sie in der ganzen Wohnung, sogar im Badezimmer. Ist das ein Spleen? Oder einfach nur eine konsequent verfolgte Leidenschaft? Aber auch in anderer Hinsicht ist Frank Brabant eine schillernde Figur. In jungen Jahren war er zunächst Versicherungskaufmann, gründete aber bald schon eine legendäre Diskothek: das „Pussycat“ in Wiesbaden, 1968 die erste schwule Disko im Rhein-Main-Gebiet. Auch Udo Jürgens, Donna Summer und viele weitere prominente Gäste gaben sich bei ihm ein Stelldichein.
    Gleichzeitig sammelt Brabant ganz seriös – und leidenschaftlich – Kunst. Seit inzwischen 50 Jahren. Gedacht hätte er das selbst nicht, als er Ende der 50er Jahre aus der DDR floh, mit leeren Taschen, und er in seiner neuen Heimat Wiesbaden wegen seiner Homosexualität seine Anstellung und sein Zimmer verlor. Heute ist die Sammlung Brabant beachtlich – nicht nur viel wert, sondern auch kunsthistorisch sehr bedeutsam. Woher hat er gewusst, was er sammeln soll? Und wieso hat er überhaupt angefangen, Kunst zu sammeln Er sagt: seine Bilder sind seine Kinder.
    Nach seinem Tod werden sie in Museen ein neues Zuhause finden. Frank Brabant schenkt die Sammlung zu gleichen Teilen dem Museum Wiesbaden und dem Staatlichen Museum in Schwerin, seiner Geburtsstadt. Worauf sich die Öffentlichkeit da freuen darf, ist zur Zeit in Wiesbaden zu sehen: in der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky. Die Sammlung Frank Brabant“. „hauptsache kultur hat diesen außergewöhnlichen Sammler zu Hause getroffen und besucht mit ihm die Ausstellung. Beitrag: Tanja Küchle
    „Von Beckmann bis Jawlensky. Die Sammlung Frank Brabant“ im Museum Wiesbaden – noch bis 30. September 2018
    Frankfurter Altstadt – Stahl, Beton, bodentiefe Fenster oder lieber Zuckergussfassade?
    Was darf moderne Architektur heute? Unsere Städte sind voll davon: Quadratische, praktische Einheitsarchitektur mit bodentiefen Fenstern und Muschelkalk-Fassade. Nicht zuletzt die Gewinnmaximierung der klassischen Investorenbauweise ist schuld daran, dass unsere Städte mit schuhkartonartigen Gebäuden zugepflastert werden. Aber auch den meisten Architekten scheinen hier die großen Ideen zu fehlen. Es gibt aber auch einen anderen Trend: In vielen deutschen Städten entstehen aktuell historische Rekonstruktionen. Immer mehr Menschen scheinen sich hingezogen zu fühlen zu dieser „neuen alten“ Kleinteiligkeit und Diversität der Architektur aus einer anderen Zeit – ob mittelalterliches Fachwerk oder Jugendstilfassade.
    Die „neue“ Frankfurter Altstadt ist eines der größten europäischen Rekonstruktionsprojekte derzeit. In sechs Jahren Bauzeit ist ein kleines Quartier mitten in der Innenstadt entstanden, das Altes mit Neuem als Ensemble verbindet. Neben 15 rekonstruierten Gebäuden finden sich 20 Häuser, die die alte Formensprache neu interpretieren. Doch das Areal sorgt für heftige Kontroversen. Kritiker sagen, die neue Altstadt sei historisierender Kulissenzauber, rückwärtsgewandte Illusion einer beschaulichen heilen Welt und auch zu teuer, angesichts der großen Wohnungsknappheit in Frankfurt unverantwortlich.
    Hinzu kommt der Vorwurf, es handle sich um rechtes Ideengut, das sich in der Historisierung und Bauweise mit Satteldächern und Fachwerk manifestiert. Was ist dran am Vorwurf der „Heimattümelei“? Und welchen Sinn hat es überhaupt, heutzutage so zu bauen? Darüber diskutiert „hauptsache kultur“ mit Architekturkritiker Hanno Rauterberg sowie den beiden Architekten Philipp Oswalt und Jürgen Engel. Beitrag: Tanja Küchle
    Eröffnungsfeierlichkeiten Frankfurter Altstadt vom 28.-30.09.2018
    Geschichten erzählen mit Bildern – Die Illustratorin Eva Feuchter
    Sie galt lange Zeit als reine Text-Ergänzung. Als Bild, das der Schrift erläuternd „beigegeben“ wird. Das alleine für sich nicht stehen kann. Zum Glück ist das jetzt vorbei. Illustrationen werden endlich als eigenständige Kunstrichtung entdeckt. Und dass ihre eigenen Bilder Kunst sind, davon ist Eva Feuchter inzwischen selbst auch überzeugt. Früher, erzählt sie, traute sie sich nicht, das zu sagen, aus Angst für arrogant gehalten zu werden. Dabei ist ihre Art, Tinte und Aquarellfarbe zu mischen einzigartig. Sie kreiert z.B. Strich für Strich verschiedene Ebenen, mischt dramatische und helle, freundliche Farben. Scheinbar genauso gegensätzlich entstehen ihre Bilder: Eva Feuchter zeichnet noch klassisch per Hand und setzt dann am Computer manche ihrer Bilder aus unzähligen verschiedenen Puzzleteilen zusammen. So hat sie auch ihre Illustrationen für das Buch „Frankfurt für Anfänger“ gearbeitet. „hauptsache kultur“ hat Eva Feuchter in ihrem Atelier besucht. Beitrag: Dorothea Windolf
    Buchtipp: Frankfurt für Anfänger, Verlag Edition Frankfurt Ansichten, 2018
    Die Abgehobenen – Werden Demokratien von der eigenen Elite zerstört?
    Egal ob in Wirtschaft, Politik oder Medien – die Eliten entfernen sich immer weiter von großen Teilen der Bevölkerung und deren Lebenswelt, werden immer undurchlässiger und gefährden damit die Demokratie in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest Michael Hartmann, ehemaliger Professor für Soziologie an der TU Darmstadt, in seinem neuen Buch „Die Abgehobenen“. Politikverdrossenheit und Rechtspopulismus seien die Folgen davon. „hauptsache kultur“ spricht mit Michael Hartmann über die Eliten, wer sie sind, wie sie sich rekrutieren, welchen Blick auf die Welt sie haben und ob die Demokratie vor ihnen gerettet werden muss. Beitrag: Philipp Wellhöfer
    Michael Hartmann: Die Abgehobenen – Wie die Eliten die Demokratie gefährden 276 Seiten, 19,95€, ISBN 9783593509280, Campus Verlag GmbH, August 2018
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Woche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Beitrag: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.08.2018hr-Fernsehen
  • Folge 3
    Ausgebabbelt? Stirbt der hessische Dialekt?
    Die hessischen Dialekte – und es gibt mindestens vier Dialektregionen – sterben aus. Kaum jemand weiß heute noch, dass der Flieder in Südhessen einmal „Näggelesbaam“ und die Wohnzimmertür in Nordhessen „Stowwendäre“ genannt wurde. Je mobiler die Menschen sind, je mehr sie standarddeutsch lesen und hören, desto weniger benutzen Sie den Dialekt. Wenn jemand „isch“ statt „ich“ und „babbeln“ statt „reden“ sagt, kann man ihn irgendwie dem südhessischen Sprachraum zuordnen. Das nennen Forscher wie Heinrich Dingeldein aus Marburg den neuhessischen „Regiolekt“. Diese abgeschwächte Form der Mundart lässt die Herkunft grob erkennen, bleibt aber überregional verständlich. Auch Comedians wie Martin Schneider oder das Duo „Badesalz“ sprechen auf der Bühne neuhessischen „Regiolekt“. „hauptsache kultur“ begibt sich auf die Suche nach dem Hessischen und fragt gibt es ihn noch, den Dialekt? Und wenn ja, wie wird er sich in Zukunft weiterentwickeln? Bericht: Arne Kapitza.
    100 Jahre Frauenwahlrecht: Braucht es neue weibliche Vorbilder?
    Männer! Immer wieder sind es Männer, an denen sich die Jugend ein Vorbild nehmen soll, sie bewundert und an ihnen emporschaut. Der Willy Brandt ist es in der Politik, der Goethe in der Literatur, der Einstein in der Wissenschaft, der Ronaldo im Fußball. Höchst verdienstvoll, was die Herren geleistet haben – aber wo bleiben in unserer Wahrnehmung die Frauen? Es gibt sie doch: die großen weiblichen Vorbilder. Die Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im historischen Museum in Frankfurt stellt kämpferische Frauen nun auf den Sockel, der ihnen gebührt.
    Und das „100 Frauen Projekt“ versucht, einen neuen Kanon der weiblichen Heldinnen zu entwickeln. Gerade sind dafür eine Ausstellung und ein Buch in Planung. Es ist was in Bewegung. Und doch bleibt die Frage, warum es so mühsam erscheint, in einer männerdominierten Welt Frauen Denkmäler zu errichten. „hauptsache kultur“ begibt sich auf Spurensuche und spricht mit der Illustratorin Marie Hübner, die am „100 Frauen Projekt“ mitarbeitet sowie mit der Journalistin und Buchautorin Antje Schrupp, die über starke Frauen schreibt. Bericht: Christiane Schwalm/​Uli Zimpelmann.
    Alleine auf dem Meer – Der Film STYX in der Bugwelle von Realität und Fiktion:
    Was würden Sie machen, wenn Sie sicher auf einem Segelboot sitzen und vor ihnen ein havariertes Fischerboot auftaucht? Wenn Dutzende Menschen zu ertrinken drohen? Helfen?! Die Seenotleitstelle anfunken? Weiterfahren?! Die Frage richtet sich direkt an die Zuschauer des Films STYX, der am 13. September in die Kinos kommt. Eine kleine Segel-Yacht, Proviant bis unter die Luken und der Traum von Selbstverwirklichung, so sticht Rike, eine Notärztin aus Köln und die Hauptfigur in Styx, in ihre Heldenreise. Sie will im Urlaub als Einhandseglerin – so nennt man im Seemannsjargon wagemutige Menschen, die sich allein auf hohe See begeben – von Gibraltar bis zu einer kleinen tropischen Insel im Südatlantik segeln: „Ascension Island“.
    Doch schon vor Mauretanien wird ihre Passage durch einen Sturm jäh unterbrochen und schließlich erblickt Rike durch das Fernglas ein havariertes Flüchtlingsboot. Menschen schreien, springen über Board. Sie wollen gerettet werden. Doch kann die Seglerin das leisten? Regie führte der Österreicher Wolfgang Fischer, der mit STYX bereits auf der Berlinale große Aufmerksamkeit erregte. Das Ruder in der Hand hält die Schauspielerin Susanne Wolff, die in diesem „Kammerspiel zur See“ unsere politische Gegenwart fiktiv am eigenen Leibe erfährt. STYX ist sehenswert und deshalb hat sich „hauptsache kultur“ mit Hauptdarstellerin Susanne Wolf und dem Filmemacher Wolfgang Fischer getroffen. Beitrag: Sven Waskönig.
    Adorno-Preisträgerin: Die starken Frauen der Margarethe von Trotta:
    Sie gilt als eine der wichtigsten Filmemacherinnen des deutschen Kinos, hat mit Porträts starker Frauen in ihren Filmen beeindruckt. Nun bekommt Margarethe von Trotta in Frankfurt den Adorno-Preis verliehen. Damit ist die gebürtige Berlinerin erst die zweite Frau, die diese wichtige Auszeichnung der Stadt Frankfurt erhält. Eigentlich passend, dass sie auch hier als Vorreiterin auftritt. Trotta hat sich recht früh in einer männerdominierten Domäne – dem Filmbetrieb – durchsetzen müssen. Schon ihr dritter Spielfilm machte die damalige Ehefrau von Volker Schlöndorff international bekannt: „Die bleierne Zeit“ gewann sie den goldenen Löwen der Filmfestspiele Venedig.
    Kämpferisch sind auch die Protagonistinnen in ihren Filmen. Ob Hannah Arendt, Rosa Luxemburg oder Hildegard von Bingen, im Zentrum ihrer Werke stehen „Frauen, die sich den Brüchen und Zumutungen ihrer jeweiligen Zeit mit großer Intelligenz, persönlicher Stärke und einem dezidierten Willen zur Veränderung der gesellschaftlichen als auch politischen Verhältnisse stellen“ – so das Urteil der Adorno-Preis-Jury. „hauptsache kultur“ hat die Grande Dame des deutschen Kinos in Paris besucht und mit ihr über ihr Leben, das Filmbusiness und die Rolle der Frau gesprochen. Bericht: Carola Wittrock. (Die Preisverleihung findet am 11. September in der Paulskirche, Frankfurt statt)
    Sistergold – wie ein Frauen-Saxophon-Quartett die Bühne rockt:
    „Sistergold“ – das sind Kerstin Röhn, Sigrun Krüger, Elisabeth Fläming und Inken Röhrs. Mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Bariton-Saxophon spielen sie Evergreens, Eigenkompositionen und mischen sich bei ihren Auftritten auch gerne mal unters Publikum. Pop, Jazz, Soul und Weltmusik – es gibt nichts, was sie mit ihren Saxophonen nicht spielen. Und dabei geht es nicht nur um Fingerfertigkeit – auch wie man zu zweit ein Saxophon spielen kann, das zeigen Sistergold. Und noch mehr: Während Kerstin Röhn ihr schweres Bariton-Saxophon hält, tanzt sie sogar Charleston. Und Inken Röhrs steppt auch mal, während die anderen drei Sisters sie musikalisch begleiten.
    Zwei Hessinnen und zwei Niedersächsinnen – über die Landesgrenzen hinaus treffen sie sich in Kassel zum proben. Wenn die vier Frauen nicht als sistergold unterwegs sind, gibt jede einzeln als Musikdozentin ihr Wissen übers goldene Instrument weiter. „hauptsache kultur“ hat Sistergold in Kassel getroffen, Kerstin Röhn beim unterrichten über das Besondere des Saxophonspielens ausgefragt und dem ungewöhnlichen Quartett beim Konzert in Friedrichsdorf nicht nur auf die Finger geschaut. Bericht: Dorothee Ott. (Konzerte u. a. am 17.11.18 Hessisch Lichtenau) (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.09.2018hr-Fernsehen
  • Folge 4
    Hessisch ist nicht gleich Hessisch: Es lebe der Regiolekt
    Wenn das Duo Badesalz auftritt oder das Gesangsquartett Alegría A-Capella „Hessische Mädsche“ besingt, halten viele das für den hessischen Dialekt. Doch das Hessische gibt es nicht, weil in Nordhessen nicht „gebabbelt“, sondern zum Beispiel „geschnokelt“ wird. Und meist ist das, was man auf der Kabarettbühne oder im Alltag im Rhein-Main-Gebiet hört, gar kein Dialekt, sondern „neuhessischer Regiolekt“. Das ist eine abgeschwächte Mundart, die regional markiert, aber überregional verständlich ist. Und so klingen Aschaffenburger und Mainzer „hessisch“, obwohl sie gar nicht im Bundesland Hessen wohnen. Der Trend zum Regiolekt hat mit der erhöhten Mobilität, aber auch mit Vorbildern aus den Medien wie Lia Wöhr oder Wolf Schmidt zu tun. „hauptsache kultur“ begibt sich mit dem Sprachwissenschaftler Heinrich Dingeldein auf mundartliche Spurensuche. Bericht: Arne Kapitza
    Tokat – auf den Spuren „harter Jungs“ von einst
    Die „Turkish Power Boys“ machten in den 1990er Jahren die Rhein-Main-Region mit Prügeleien und Messerstechereien unsicher. Bevor sie ins Drogengeschäft einstiegen, war es ihr krimineller Sport, Leuten Jacken oder Uhren „abzuziehen“ oder „abzurippen“. Das heißt auf Türkisch „tokat“ (wörtlich: Ohrfeige). Zwei Frankfurter Filmemacherinnen gaben ihrem Dokumentarfilm diesen Titel. Sie spürten zwei Jahrzehnte später drei ehemalige Bandenmitglieder auf. Ein einstiger „Star“ der Szene lebt, gezeichnet von Drogensucht und Gefängnisaufenthalt, als Frührentner in Frankfurt. Ein anderer ging ins Land seiner Eltern nach Anatolien, kam beim Militär von den Drogen los, gründete eine Familie und verdient heute sein Geld in einer Saftfabrik. „hauptsache kultur“ traf die Filmemacherinnen, denen die einst „harten Jungs“ bereitwillig ihre Geschichten erzählten. Bericht: Carola Wittrock (.“Tokat“ kommt am 13. September in die Kinos)
    Anders ist schön! – wie die Fotografin Sandra Mann mit Normalität und Abweichung spielt
    Eine Frau badet in einem See voller zerdrückter Plastikbecher. Ein Elefant spaziert durch den mitteleuropäischen Mischwald. Eine contergan-geschädigte Springreiterin ohne Hände genießt die Sonne auf einer Waldlichtung. Die Frankfurter Fotokünstlerin Sandra Mann wählt ihre Modelle und die Kulisse so, dass der Betrachter mehrfach hinsehen und das Gesehene zur Geschichte ergänzen muss. Denn zunächst scheinen die Figuren und die Kulisse nicht zueinander zu passen. Dabei kann sich der Makel als Schönheit zeigen und das Unheimliche oder Irritierende wirkt seltsam vertraut. „hauptsache kultur“ hat Sandra Mann bei der Arbeit im Wald und der Vorbereitung der nächsten Ausstellung begleitet. Bericht: Tanja Küchle
    Eingeimpft – Der Streit ums richtige Impfen
    Ein Kind kommt zur Welt. Aber die Eltern streiten: Die Mutter will Töchterchen Zaria nicht impfen lassen – gegen den Willen des Vaters. Der gibt zunächst nach, nimmt sich aber vor, die Impfentscheidung besonders gründlich zu prüfen. Der Vater ist der hessische Filmemacher David Sieveking – der daraus einen spannenden Dokumentarfilm drehte. Sieveking hat bereits mit einem Film über das Leben mit seiner demenzkranken Mutter Aufsehen erregt. Nun reiste er um die halbe Welt, traf Experten der Weltgesundheitsorganisation, Kritiker der Pharmaindustrie und dänische Impfärzte in Afrika. Eine unterhaltsame Geschichte – aber ist so ein Zugang eines Laien nicht auch gefährlich? Noch vor dem Kinostart von „Eingeimpft“ warnen Experten, der Film gebe den Impfgegnern zu viel Raum.
    Die Medizinerin Natalie Grams ließ eine eigene Internetseite erstellen, weil sie befürchtet, dass junge Eltern durch den Film verunsichert werden könnten. Sieveking selbst hält dagegen: er als Impfbefürworter will trotz eigener Überzeugung eine offene Debatte über das richtige Impfen anstoßen. „hauptsache kultur“ hat mit Regisseur Sieveking und der Filmgegnerin Natalie Grams über „Eingeimpft“ gesprochen. Bericht: Grete Götze („Eingeimpft“ ab dem 13. September im Kino)
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Woche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Beitrag: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 13.09.2018hr-Fernsehen
  • Folge 5
    Finanzcrash-Film aus Frankfurt: „Lehman – Gier frisst Herz“:
    „Ihr seid eine Betrügerbande hier!“, schreit eine Frau ihren Bankberater an. Eine Spielszene aus dem Film „Lehman. Gier frisst Herz“. Das Dokudrama, das am Sonntag im Ersten läuft, zeichnet die Auswirkungen der Lehman-Pleite vor zehn Jahren nach – aus hessischer Perspektive. Der Kasseler Regisseur Raymond Ley lässt in seinem Film, der Spielfilmszenen mit Interviews verwebt, auch Kleinsparer aus Hessen zu Wort kommen. Zehntausenden von Kleinanlegern wurden Lehman-Zertifikate als vermeintlich sichere Altersabsicherung verkauft. Dann erwiesen sich die Papiere als wertlos.
    Bisherige Filme über den Bankencrash und die Finanzkrise beschäftigten sich vor allem mit den Akteuren in den obersten Etagen der Bankentürme und der Politik. Dieses Bild rückt Raymond Ley nun zurecht. Als der Film vorab in Frankfurt gezeigt wurde, waren auch die Opfer der Lehman-Pleite unter den Zuschauern. „hauptsache kultur“ hat bei der Preview in Frankfurt den Regisseur des Films und Kleinsparer getroffen, die in der großen Finanzpolitik unter die Räder kamen. Bericht: Uli Zimpelmann („Lehman. Gier frisst Herz.“ 23. 9. um 21:45 Uhr, Das Erste)
    Kurzgeschichtensammlung „Du fehlst“ – Ein Buch über Verlust und Trauer:
    Mütter, Väter, Kinder, Freunde – wenn sie sterben, bleiben Menschen zurück, die mit dem Schmerz und der Sehnsucht leben müssen. Eine Sammlung an Kurzgeschichten, herausgegeben von der Heppenheimerin Petra Schaberger, hat diesen Menschen die Möglichkeit gegeben, in sehr persönlichen Erzählungen zu schildern, wie sie mit der Trauer umgehen. Das Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen ist nicht mehr das, was es vorher war. Ob Verkehrsunfall, Suizid, Krebs oder Demenz – der Verlust hat viele Gesichter. Wie sieht sie aus, die Lücke, die ein Mensch hinterlässt? Und was löst der Tod bei den Hinterbliebenen aus? Wut, Schmerz, Depression, Verwandlung? Fünfzig Kurzgeschichten verschiedenster Autorinnen und Autoren zu diesem Thema hat die Mediengestalterin und Autorin Petra Schaberger in einem Buch herausgegeben.
    Die meisten autobiografisch: Texte über Verlust und das ewige Tabuthema Tod. Titel der Kurzgeschichtensammlung: „Du fehlst“. Hauptsache Kultur hat zwei Autorinnen aus Hessen und die Herausgeberin getroffen und mit ihnen über ihre ganz persönlichen Geschichten über Verlust und Trauer gesprochen. Bericht: Marco Giacopuzzi („Du fehlst – Geschichten von Leben und Tod“ Q5 Verlag)
    Zeitreise durch Hessen: Wie der Fotograf Walter Löber das Leben auf dem Land in den 30er Jahren festhielt:
    Es sind Fotos von einem Hessen, das es so nicht mehr gibt: Frauen in Trachten, die mit Kuchenblechen über Pflasterstein-Straßen laufen. Kinder, die einem Siebmacher bei der Arbeit zuschauen. Ein Mädchen, das zwei Kühe zum Tränken an einen Brunnen zieht. Der Alltag auf dem hessischen Land, wie er in den 30er Jahren üblich war. Gemacht hat die Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Hobbyfotograf Walter Löber. Der gelernte Schreinergeselle hatte sich 1932 eine Leica-Kamera gekauft und ist mit ihr auf seinem Moped durch die hessische Provinz gereist. Mehr als 3 000 Bilder von Volksfesten, Feldarbeiten und Brunnenszenen sind erhalten geblieben. Sie zeigen das Leben der Hessen vor dem Krieg – die bescheidenen, teils harten Lebensverhältnisse, aber auch das Gemeinschaftsleben.
    Und mit den Hakenkreuz-Fahnen auch das drohende Unheil, das Deutschland bald heimsuchen sollte. Der Sohn von Walter Löber vermachte den Foto-Schatz nach dessen Tod dem Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach. Für den Historiker Thomas Ostendorf vom Hessenpark der Beginn einer großen Recherche. Löber hatte nicht immer vermerkt, wann und wo die Fotos entstanden. Nun sind die Bilder digitalisiert, und Ostendorf ruft die Hessen mit Hilfe eines Foto-Buches und einer Website um Hilfe auf. „hauptsache kultur“ hat Thomas Ostendorf und Diethard Löber getroffen und sich mit ihnen auf eine Zeitreise durch ein fast vergessenes Hessen begeben. Bericht: Simon Broll
    Friedberg goes Hollywood – Hinter den Kulissen des Murot-Tatorts:
    Action im Wetteraukreis: In einer ehemaligen US-Kaserne in Friedberg vor den Toren Frankfurts wird gerade der neue „Tatort“ mit Ulrich Tukur gedreht. Als Vorbild dient ein Hollywood-Klassiker. Der „Tatort“ ist die am längsten laufende und beliebteste Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Seit 1970 begeistern sich Millionen von Zuschauer für die vielfältigen Fälle der jeweiligen Kommissare. Dabei spiegelt die Reihe nicht nur die deutsche Gesellschaft wider, sie erfindet sich auch immer wieder neu. So wie in den Fällen mit Ulrich Tukur. Seit acht Jahren ermittelt der Schauspieler als Hauptkommissar Felix Murot rund um Wiesbaden. Die Filme: experimentell, als Zitat auf Hollywood-Filme angelegt, preisgekrönt.
    So soll auch der neueste Fall werden, der in Friedberg unter dem Arbeitstitel „Der Angriff“ gerade gedreht wird. In einer stillgelegten US-Kaserne veranstaltet der junge Erfolgsregisseur Thomas Stuber ein großes Feuerwerk mit hunderten gefährlicher Spezialeffekte. Sein Team nimmt den John-Carpenter-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ als Vorlage für einen neuen Fall von Kommissar Murot – und spielt einen spektakulären Angriff nach, bei dem das ganze Set in die Luft fliegt. „hauptsache kultur“ schaut Regisseur Thomas Stuber bei seinem außergewöhnlichem „Tatort“ über die Schulter und lernt Kommissar Murot dabei von einer ganz neuen Seite kennen. Bericht: Jan Tussing
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden:
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Philipp Wellhöfer (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.09.2018hr-Fernsehen
  • Folge 6
    Die neue Frankfurter Altstadt – 100 Jahre Streit und kein Ende
    Am 28. September wird die neue Frankfurter Altstadt offiziell eröffnet. Die Veranstalter rechnen mit einem Besucheransturm, und schon jetzt strömt das Publikum durch die Gassen. Doch an den 35 Neubauten, darunter 15 Rekonstruktionen, scheiden sich die Geister. Das Quartier bleibt umstritten und beherrscht auch überregional die Schlagzeilen. Pittoresker Kitsch, gar Geschichtsrevisionismus, kritisieren die einen. Ein architektonischer Coup, ein Projekt von historischer Tragweite, so der Lobgesang der anderen. Frankfurts „alte Stubb“ war schon immer ein Zankapfel. Das zeigt eine aktuelle Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM).
    Unter dem Titel „Die immer Neue Altstadt. Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900“ (22.09.2018 – 03.03.2019) dokumentiert das DAM die städtebauliche Entwicklung des Areals – und den bis heute dauernden Streit darüber. „hauptsache kultur“ wirft im DAM einen Blick in die Vergangenheit und wagt einen Ausblick auf die Zukunft. Gemeinsam mit dem Architekten Christoph Mäckler gehen wir durch das Gebäudeensemble und fragen ihn, was die historisierende Bauweise über unsere Gegenwart aussagt. Von der Architektin Marie-Theres Deutsch wollen wir wissen, wie sie sich den Städtebau der Zukunft vorstellt. Bericht: Wero Lisakowski
    Der Augenverführer Victor Vasarely – Die große Werkschau im Frankfurter Städel
    Zwei Zebras verstecken sich in einem schwarz-weißen Liniengewirr. In einem zweidimensionalen Bild eröffnen bunte Kreise in kleinen Quadraten erstaunliche dreidimensionale Räume. Im Speisesaal zittert eine Wand aus tellergroßen Metallscheiben. Das Frankfurter Städel zeigt das Werk von Victor Vasarely (1906 – 1997), dem studierten Werbegrafiker, der eine neue Kunstrichtung, die „op(tical) Art“, mitbegründete, die bis heute fasziniert. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms, Ende der 1970er Jahre, richtete man Vasarely in seiner Geburtsstadt, dem ungarischen Pécs, und in New York eigene Museen ein.
    Die Deutsche Bundesbank ließ sich von ihm einen Speisesaal gestalten. Für die Firma Renault gestaltete er das Rauten-Logo neu, das bis heute nur leicht verändert auf Millionen von Kühlergrills prangt. „hauptsache kultur“ hat sich die große Schau im Städel angesehen und geht den flirrenden Werken zwischen Avantgarde und Popkultur auf den Grund. Bericht: Dorothee Ott [Städel Museum Frankfurt: „Victor Vasarely Im Labyrinth der Moderne“ 26.9.2018 – 13.01.2019]
    „Ich zuerst!“ – Wie soll aus lauter Egoisten eine Gesellschaft werden?
    Die einen rufen wegen einer kleinen Wunde am Finger den Rettungswagen. Ein ganzer Bus voll Menschen hört und schaut weg, wenn ein Mitmensch laut beleidigt und bedrängt wird. Andere lassen sich dauernd Kartons mit Kleidung kommen und lassen sie immer wieder zurückgehen. Die Frankfurter Autorin Heike Leitschuh schildert in ihrem neuen Buch „Ich zuerst!“ lauter Menschen, die in der Erwartung leben, dass ihnen 24 Stunden am Tag alles und jeder zur Verfügung steht und Wünsche sofort erfüllt werden. Spuren davon trägt jeder in sich, und das merkt man beim Ausfüllen der Steuererklärung oder beim aggressiven Drängeln im Straßenverkehr.
    Verroht unsere Gesellschaft? Wer sich selbst nicht infrage stellt, sondern nur Ansprüche kennt, ist schnell dabei, Politiker, die er nicht mag, mit Diktatoren zu verwechseln und sie sich „weg“ zu wünschen. Mancher ist von der globalisierten Leistungsgesellschaft überfordert und träumt sich in Zeiten vermeintlich harmonischer Gemeinschaften zurück. „hauptsache kultur“ fragt Autorin Heike Leitschuh, wie man Empathie und Solidarität lernen kann. Und gibt Beispiele, wie man lernt, dass Zuwendung zu anderen zufrieden macht und dass es Spaß bereitet, anderen zu helfen – zum Beispiel bei der Kinderfeuerwehr. Bericht: Christian Lang
    Anders ist schön! – Die Fotokünstlerin Sandra Mann liebt, was von der Norm abweicht
    Eine Frau badet in einem Waldsee – und der ist voller zerdrückter Plastikbecher. Ein Elefant spaziert durch den mitteleuropäischen Mischwald. Eine contergan-geschädigte Springreiterin genießt die Sonne auf einer Waldlichtung, und erst auf den zweiten Blick merkt man, dass ihr die Arme fehlen. Die Frankfurter Fotokünstlerin Sandra Mann wählt ihre Modelle und die Kulisse so, dass der Betrachter das Gesehene zu einer Geschichte ergänzen, diese aber immer wieder revidieren muss. Dabei kann sich der Makel als Schönheit zeigen und das Unheimliche irritierend vertraut wirken. „hauptsache kultur“ hat Sandra Mann bei der Arbeit im Wald und der Vorbereitung der nächsten Ausstellung begleitet. Bericht: Tanja Küchle
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Ulrich Zimpelmann (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.09.2018hr-Fernsehen
  • Folge 7
    Kultur für alle! – Der Verein „KulturLeben Hochtaunus“ engagiert sich für Menschen mit geringem Einkommen
    Es ist eine Debatte, die lange nicht geführt wurde: Immer mehr Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht: Senioren, Kinder, Alleinerziehende sind die Gruppen, die es meist am härtesten trifft. Die Diskussionen in Politik und Medien sind gerade in vollem Gange: Was muss getan werden, um in einem reichen Land wie Deutschland wieder zu einer gerechteren Verteilung von Vermögen, Aufstiegschancen und sozialer Teilhabe zu kommen? Und wie kann man auch Menschen, die wenig bis kein eigenes Einkommen haben – oder ihren Kindern – kulturelle Teilhabe ermöglichen? Regelmäßige Konzert-, Museums- und Theaterbesuche kann sich nicht jeder leisten, mal eben mit der ganzen Familie ins Kino – für manche ist das purer Luxus.
    In Bad Homburg gibt es seit bald sechs Jahren Menschen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen: Der Verein „KulturLeben Hochtaunus“ engagiert sich ehrenamtlich und sehr erfolgreich dafür, dass auch arme Menschen die Möglichkeit bekommen, an Kulturangeboten teilzunehmen. Die Macher finden, dass Kultur ein Menschenrecht ist. Institutionen, Kulturträger, Firmen und Privatleute beteiligen sich an dem Projekt und sorgen mit ihren Geld- oder Kartenspenden für mehr kulturelle Teilhabe – ausgerechnet in Bad Homburg, einer Stadt, die gemeinhin als recht wohlhabend gilt, doch auch hier ist die Zahl der von Armut Betroffenen in den vergangenen Jahren gestiegen.
    „hauptsache kultur“ trifft engagierte Kulturpaten und Menschen, die ohne „KulturLeben Hochtaunus“ keine Kulturveranstaltungen besuchen könnten. Wir stellen aber auch die Frage: Wie kann es sein, dass es erst eines ehrenamtlichen Vereins bedarf, um Menschen und Kultur zusammenzubringen? Beitrag: Alexander C. Stenzel
    Buchpreis-Kandidat – Wie Bestseller-Autor Stephan Thome den Hessen China näherbringen will
    Stephan Thome lebt zwar schon seit Jahren in Taiwan, schreibt jedoch Bestseller, die meist in seiner Geburtsstadt Biedenkopf spielen. Bis jetzt. Denn nun hat der gebürtige Hesse mit „Gott der Barbaren“ das erste Mal über seine neue Heimat China geschrieben. Mit „Grenzgang“ fing alles an. Ein Roman, der auf ein Volksfest in Biedenkopf anspielt und den der Philosoph und Schriftsteller Stephan Thome 2009 veröffentlichte. Damals lebte der studierte Sinologe bereits in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh, schrieb jedoch so eindringlich über seine hessische Heimat, dass er damit die Menschen begeisterte. Das Buch war ein Erfolg, kam auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis und wurde verfilmt.
    Nun kommt sein neuestes Buch heraus – und es ist ganz anders als die Vorgänger. Ein historischer Roman über eines der größten Bürgerkriege aller Zeiten, der sich im China des 19. Jahrhunderts abspielte. „Gott der Barbaren“ heißt es – und wurde erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert. Doch was können wir hier von einem Buch über China aus dem 19. Jahrhundert lernen? Das versucht Stephan Thome seiner großen Fangemeinde zu vermitteln. Gerade ist er auf Lesetour durch Hessen. „hauptsache kultur“ hat sich einen Tag an seine Fersen gehängt – von Kassel nach Vellmar. Bericht: Carola Wittrock (Buch Stephan Thome: Gott der Barbaren, Suhrkamp Verlag)
    Genial hessisch – Hessischer Erfindungen, die die Welt verändern
    Ein Alltag ohne Computer können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Erfunden hat ihn Konrad Zuse im osthessischen Neukirchen. Seinem Vornamensvetter Konrad Duden verdanken wir die Rechtschreibung, das Telefon kommt aus Hessen und auch wenn Eintracht Frankfurt nur ein Mal Deutscher Fußballmeister geworden ist – das Elfmeterschießen ist eine Frankfurter Erfindung. Die Geschichten hinter diesen Erfindungen sind oft, tragisch, witzig oder einfach genial. Jedenfalls sind sie genau so mitreißend, wie die Ideen die dahinterstecken.
    Wasser oder Limonade mit Kohlensäure versetzen, das ist im wahrsten Sinn, eine erfrischende Idee, oder? Selbstverständlich eine hessische! Die Autorin Andrea Gunkler aus Waldhessen hat die besten Geschichten rund um die besten hessischen Erfindungen gesammelt. „hauptsache kultur“ taucht mit ihr ab in die genialen Momente von verrückten Professoren, Erfindern und Tüftler. Bericht: Uli Zimpelmann (Buch Andrea Gunkler „Echt clever! Geniale Erfindungen aus Hessen“ Wartberg Verlag)
    Aus Liebe zur Kunst die Heimat verlassen – Die Installationskünstlerin Sara Nabil stellt in Wiesbaden aus
    Mit ihrer kritischen Kunst sorgte die junge Afghanin Sara Nabil in ihrer Heimat für Aufregung, wurde von den Taliban bedroht und musste – nachdem sie einen Selbstmordanschlag überlebte – fliehen. In ihrer neuen Heimat Hessen zeigt sie nun neue Arbeiten – erstmalig in einer Einzelausstellung. Frauenrechte, Macht, Politik – Das sind die Themen, die die 24-jährige Videokünstlerin Sara Nabil interessieren. Schon im Alter von 14 Jahren nahm sie an einer Gruppenausstellung in Kabul teil, die dann auf große Tour ging und auch in Deutschland gezeigt wurde. Von ihren Eltern wurde sie stets unterstützt. Doch als ein Selbstmordattentäter sich in Kabul bei einer Kunst-Performance in die Luft sprengte, bei der Nabil auch anwesend war, setzten ihre Eltern der Künstlerin ein Ultimatum: Entweder sie hört auf mit ihrer politischen Kunst – oder sie soll ihre Heimat verlassen.
    Nabil floh nach Deutschland, kam in Wiesbaden an und fing hier an, Kunst zu studieren. Ihre neuesten Arbeiten sind bis zum 21. Oktober im Nassauischen Kunstverein zu sehen. Wieder setzt sie der Gesellschaft einen Spiegel vor: diesmal unserer. „hauptsache kultur“ hat die junge Frau in ihrer Ausstellung getroffen und mit ihr über die Rolle von Kunst sowie über die alte und die neue Heimat gesprochen. Bericht: Sarah Plass (Sara Nabil – No Objection Possible, Ausstellung im Nassauischen Kunstverein, bis 21. Oktober)
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Mariska Lief (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.10.2018hr-Fernsehen
  • Folge 8
    Die Frankfurter Buchmesse 2018 – 70 Jahre und keiner feiert?
    Für viele gilt sie als Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse: Die Party des S. Fischer Verlags mit 1.000 geladenen Gästen im festlich illuminierten Frankfurter Literaturhaus. Keiner feierte so groß wie Frankfurts wichtigster und mit 130 Jahren ältester Verlag. Doch dieses Jahr bleibt die Party aus. Und mit S. Fischer haben auch der Rowohlt und der Hanser-Verlag seinen alljährlichen Buchmessen-Empfang abgesagt. Was ist da los? Ausgerechnet 2018. Die Frankfurter Buchmesse findet zum 70. Mal statt und keiner feiert dieses Jubiläum? Dabei ist sie eine Institution.
    Im September 1949 versammelten sich 205 deutsche Aussteller in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit. Eigentlich war seit der Aufklärung Leipzig die Mutter aller Buchmessen gewesen, doch der Krieg und die Teilung Deutschlands machten Frankfurt als Messestandort attraktiver. Schon wenige Jahre später waren ausländischen Aussteller in der Mehrheit und machten die Frankfurter Buchmesse zur ersten wirklich internationalen Veranstaltung ihrer Art. Waren die Anfänge noch bescheiden, so standen die 1960er Jahre im Zeichen des Aufschwungs – und der Revolte.
    Internationale Verlage protzten mit üppigen Empfängen, bewegte Studenten mit langen Haaren sprengten Preisverleihungen. Die Frankfurter Buchmesse wurde zum Anziehungspunkt, nicht nur für Verleger und Agenten, seit Muhammad Ali oder Arnold Schwarzenegger auch zunehmend für schriftstellerisch weniger begnadete Stars und Sternchen, die mit ihren Biografien lockten. Mit den Promis kamen die Groupies. Und mit dem Einbruch der Dunkelheit verlagerte sich das Buchmessentreiben in die Bars und Clubs der Stadt. Joachim Unseld, Frankfurter Verleger und Verlegerspross, dessen Vater mit dem Suhrkamp-Verlag wie kaum ein anderer das intellektuelle Leben im Nachkriegsdeutschland prägte, kann sich noch gut an diese Zeiten erinnern.
    Und heute? Hat die Buchbranche den Fuß vom Gas genommen? Was ist vom Buchmessen-Flair noch übrig? Von Krise auf dem Buchmarkt ist die Rede: Das Buch passe nicht mehr zum Lebensrhythmus. Zwar werde das Lesen noch hoch geschätzt, aber angesichts von Netflix, Facebook & Co komme der Lesegenuss in der Multitasking-Gesellschaft einfach zu kurz, sagt Alexander Skipis vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
    Lieber tauscht man sich über TV-Serien als über Bücher aus. Eine Branche im Wandel: Buchkäufer wandern ab, Literaturverlage buhlen um die Aufmerksamkeit der Menschen und suchen nach neuen Strategien. Und die Messe? Ist sie auch ein Auslaufmodell? Sind die abgesagten Empfänge etwa die ersten Vorboten? „hauptsache kultur“ hat sich auf der diesjährigen Buchmesse umgeschaut, zeigt die Highlights und blickt auf die Höhen, Tiefen und Exzesse dieser Frankfurter Institution. Bericht: Wero Lisakowski, Christiane Schwalm
    Der Weltenbummler – Wie ein Abiturient mit nur 50 Euro in der Tasche 4 Jahre lang um die Welt reiste
    Vier Jahre lang war er unterwegs, hat 45 Länder bereist und dabei 100.000 Kilometer zu Fuß zurück gelegt. Christopher Schacht lebt im hessischen Erzhausen bei Darmstadt und studiert dort Theologie. Nach dem Abitur wollte er von seinem beschaulichen Heimatdorf in Norddeutschland aus erst einmal die Welt sehen. Mit nur 50 Euro „Urlaubsgeld“ trampte er nach Holland, arbeitete dort, um dann nach Stationen in Paris und Spanien auf einem Segelboot – sozusagen per Anhalter über den Atlantik – in die Karibik zu fahren. In Südamerika lebte er unter Ureinwohnern, Drogendealern und musste spontan kochen lernen, um auf dem nächsten Boot anzuheuern.
    Wie er auf dem Archipel Vanuatu am Lava speienden Vulkan Yasur stand, auf den Philippinen mit einem Surf-Star verwechselt wurde und warum er in Bolivien von einem Esel gerettet wurde – das erzählt er in „hauptsache kultur“. Vier neue Sprachen hat Christopher Schacht auf seiner Weltreise gelernt, unvorstellbar ekliges Essen zu sich genommen, fünf der sieben neuen Weltwunder gesehen und so viel erlebt, dass es gar nicht zwischen zwei Buchdeckel passt.
    Und das Wichtigste: Auf der Reise hat er seine jetzige Frau kennen gelernt, nicht etwa in einem fernen Land, sondern über Facebook – sie hatte ihn aus Deutschland angeschrieben, und bevor sie sich das erste Mal in Indien trafen, hatten sie anderthalb Jahre nur übers Internet kommuniziert. „hauptsache kultur“ trifft den Abenteurer Christopher Schacht und seine Frau Michal in Erzhausen, geht mit ihm auf Lesetour und fragt, wie es sich anfühlt, mit 24 Jahren schon auf der Spiegel-Bestsellerliste zu stehen. Beitrag: Dorothee Ott
    Ein Land im Aufbruch: Georgien – Ehrengast der diesjährigen Buchmesse:
    Was wissen wir eigentlich über Georgien – in diesem Jahr das Gastland der Buchmesse? Der Blick auf die Landkarte verrät: es ist ein südliches Land, im Westen die Schwarzmeerküste, im Norden der Kaukasus, im Süden die Türkei. Georgien liegt an der Grenze zum Orient, den Blick auf Europa gerichtet, als dessen Teil die meisten Georgier sich verstehen. 160 Bücher stellen sie auf der Buchmesse vor, alle ins Deutsche übersetzt. Dabei gibt es nur knapp 4 Millionen Georgier, 1,2 Millionen von ihnen leben in Tiflis, der Hauptstadt, oder Tibilissi wie die Georgier sagen, aber vom Schreiben allein kann dort niemand leben.
    Tiflis ist eine alte Stadt und atemberaubend anders: georgisch, persisch, russisch, und sogar ein bisschen deutsch – ein kaukasischer Melting-Pot. Das Metro-Ticket kostet 30 Cent. Eine Stadt zwischen postsowjetischem Verfall und demokratischem Aufbruch. Mit einer coolen Partyszene, jung, weltläufig und hungrig. Die Georgier sprechen nicht nur eine eigene Sprache, sie haben auch eine eigene blumige Schrift und ein Alphabet mit 33 Buchstaben, für sie wesenswichtig.
    70 Jahre waren sie eine sowjetische Teilrepublik – Stalin war übrigens Georgier – dann kam 1991 die Unabhängigkeit und damit eine brutale, nicht regulierte Marktwirtschaft, Korruption, die Oligarchen beherrschen bis heute das Land – trotz Rosenrevolution und demokratischer Wahlen. „hauptsache kultur“ ist nach Tiflis gereist, stellt das Land vor und hat drei georgische Schriftsteller getroffen. Beitrag: Sven Waskönig
    Mit Herz und Verstand – Die Friedenspreisträger Aleida und Jan Assmann
    Es ist eine ganz besondere Love-Story: Aleida und Jan Assmann haben Jahrzehnte lang gemeinsam gelebt und geforscht. Jetzt erhalten sie für ihre Leistungen zur Erforschung der Erinnerungskultur den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Literaturwissenschaftlerin und der Ägyptologe lernen sich in bewegten Zeiten kennen: 1968 heiraten sie und gehen gemeinsam auf Ausgrabung nach Ägypten. Sie werden als Brückenbauer zwischen den Kulturen geehrt, die viel zum friedlichen gesellschaftlichen Miteinander beitragen. Sie haben die Standardwerke zum „kulturellen Gedächtnis“ und zur „kollektiven Erinnerung“ geschrieben, haben maßgeblich zum Holocaust-Gedenken in Deutschland beigetragen und damals den Bau des Mahnmals in Berlin unterstützt.
    Was sie erreicht haben, steht jetzt aber auf dem Spiel. Rechte Bewegungen fordern ein „Ende der Erinnerungskultur“ und verharmlosen die NS-Zeit. Wie können wir dagegenhalten und noch deutlicher in der Öffentlichkeit betonen, was „Nie wieder!“ bedeutet? Wie können wir zu einer neuen, gemeinsamen Identität innerhalb Deutschlands als Einwanderungsland kommen, in der die kulturelle Vielfalt ebenso Teil ist, wie unangreifbare, universelle Menschenrechte? Und was ist nicht verhandelbar? „hauptsache kultur“ hat die diesjährigen Friedenspreisträger in Konstanz am Bodensee getroffen und sie gefragt, was wir aus der Vergangenheit lernen können und in Zukunft unbedingt bewahren müssen. Beitrag Tanja Küchle (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.10.2018hr-Fernsehen
  • Folge 9
    Fleisch-Ausstellung in Höchst – Wie eine Künstlergruppe den Metzger-Beruf retten will
    Es scheint paradox: In Deutschland wird immer mehr Fleisch gegessen, doch diejenigen, die das Fleisch für uns zubereiten, genießen keinen guten Ruf. Der Metzger-Beruf hat ein Image-Problem, sagt auch die Künstlergruppe Gotensieben aus Frankfurt. Mit einer Ausstellung will sie unseren Blick auf Fleisch und das Metzger-Handwerk verändern. „Fleischverzehr gehört zur menschlichen Kultur“, sagt der Künstler und hr-Radiomoderator Klaus Reichert, der selbst aus einer Metzger-Familie kommt. Schon auf Höhlenmalereien kann man Jagdszenen finden, später haben sich bedeutende Maler wie Rembrandt dem Motiv des Schlachthauses zugewandt. Und auch die Metzger selber mischten mit auf dem Kunstmarkt: Ihre Zunft war sehr wohlhabend und konnte Bilder in Auftrag geben.
    Diese Zeit ist lange her. Heute kämpfen Metzgereien um Nachwuchs und Anerkennung. Um ihnen wieder mehr Respekt zu zollen, hat Klaus Reichert mit seinem Kunst-Partner Thomas Balzer eine Werkschau zum Thema Fleisch entwickelt, die sie in Frankfurt-Höchst präsentieren. Titel der Schau: „Metzgerei Seele und Söhne“. Mit Fotografien von Schlachtabfällen, die sie zu hochästhetischen Gebilden zusammengelegt haben. Oder mit einer Reihe an alten Exponaten, die das Metzger-Handwerk zelebrieren. Kann man so das Image der Metzger aufpolieren? „hauptsache kultur“ hat die beiden Künstler getroffen und gemeinsam mit Metzgern die Ausstellung besucht. Bericht: Christian Lang
    Fotografie-Workshop von Anja Schaal – Was den Gießenern an ihrer Heimat gefällt
    Was würde Ihnen fehlen, wenn Sie ihre Heimatstadt plötzlich verlassen müssten? Von heute auf morgen? Nicht erst mit dem Zuzug an Menschen, die aus ihren Ländern vor Krieg oder Armut geflohen sind, beschäftigt sich die Gießener Fotografin Anja Schaal mit dieser Frage. Nun hat sie ein Fotoprojekt gestartet, in dem sie die Bürger Gießens aufruft, die schönen Seiten ihrer Heimat zu zeigen. Alles begann mit einem Jobangebot. Durch diesen hätte Anja Schaal aus ihrer Heimat Gießen wegziehen müssen. Und da kam ihr zum ersten Mal die Frage: Was müsste sie zurücklassen? Letztendlich blieb sie in Gießen, doch die Frage ließ sie nicht mehr los. Schon gar nicht, als sie 2015 bei einer Weihnachtsfeier eine syrische Flüchtlingsfamilie traf und sich mit ihnen über deren Heimat unterhielt.
    Immer wieder ging es dabei ums Vermissen. Für Schaal die Initialzündung, um einen Foto-Workshop zu organisieren. Gemeinsam mit sieben Teilnehmerinnen machte sie sich in Gießen auf die Suche nach den Orten, die ihnen besonders wichtig erscheinen. Ganz persönliche Bilder und Geschichten kamen dabei heraus, die nun in einer Ausstellung präsentiert werden. „hauptsache kultur“ hat mit Anja Schaal gesprochen und ist mit drei Teilnehmerinnen durch Gießen gelaufen: auf der Suche nach den Plätzen, die für sie Heimat bedeuten. Bericht: Silke Klose-Klatte
    Stadt-Verschönerungs-Aktionist – Warum Philipp Schäfer Frankfurter Gullydeckel verziert
    Er steckt Toastbrote in die Rillen von Kanaldeckeln oder verziert Gullys mit Pantherfiguren und Oktopus-Armen. Es sind kleine, auf den ersten Blick absurde Interventionen, die der Künstler Philipp Schäfer im Frankfurter Stadtraum durchführt. Doch mit ihnen gelingt es ihm, unser Bild von der Finanzstadt zu hinterfragen. Ursprünglich machte Philipp Schäfer seine Kunst nur anonym. Damals sprühte er kleine Gesichter auf Häuserwände, pointiert gesetzt, aber nicht legal. Die „Cityghosts“ machten ihn in Frankfurt berühmt – und wurden auch in anderen Städten kopiert.
    Mittlerweile hat er sich von dem illegalen Sprayen verabschiedet – und verziert unter seinem bürgerlichen Namen Gullydeckel. Was ziemlich bizarr klingt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt, die mit Mietsteigerungen und Vertreibungen von alteingesessenen Bewohnern zu kämpfen hat, stellt sich mit solchen Arbeiten die Frage: Wem gehört die Stadt? „hauptsache kultur“ ist mit Philipp Schäfer auf die Pirsch gegangen und hat ihn einen Tag lang bei seinen Stadt-Verzierungen begleitet. Bericht: Ulrich Zimpelmann
    Gesellschaftlicher Wandel – Steckt das Kegeln in der Krise?
    Es war einmal der gesellige Volkssport in Deutschland: Das Kegeln. In den 80er Jahren waren die Bundeskegelbahnen der Kneipen regelmäßig ausgebucht und wer dieser beliebten Freizeitbeschäftigung nachgehen wollte, musste sich frühzeitig anmelden. Selbst Firmen veranstalteten mit Ihren Mitarbeitern gerne und oft gesellige Kegelabende – das steigerte die Motivation. Und heute? Die Bahnen werden kaum noch reserviert, Gastwirte haben sie zum Teil schon geschlossen, denn der Unterhalt lohnt kaum noch. Und die Kegelclubs leiden unter Nachwuchsmangel. Was ist da passiert? Stirbt das Kegeln etwa aus? Wodurch hat sich unser Freizeitverhalten derart gewandelt? „hauptache kultur“ trifft den Freizeitforscher Ulrich Reinhardt, besucht eine Gaststätte mit Bundeskegelbahn in Nidderau und spricht natürlich mit Keglern über die Frage, ob der einstige Volkssport noch eine Zukunft hat. Bericht: Marco Giacopuzzi
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.10.2018hr-Fernsehen
  • Folge 10
    „Grey ist the new pink“ – eine Ausstellung zeigt, dass sich unser Bild vom Altern radikal ändern wird: Ein Fünftel aller Deutschen ist 65 Jahre und älter, 2030 wird das jeder Vierte sein, das sagt ganz aktuell das Statistische Bundesamt. Unsere Gesellschaft altert, aber sie wird gleichzeitig auch immer aktiver: Die Hälfte aller Senioren surft im Internet, es gibt Singlebörsen, Erlebnisurlaube und Alten-WGs. Die Frankfurter Ausstellung „Grey ist the new pink – Momentaufnahmen des Alterns“ im Weltkulturen Museum kommt da gerade richtig: Sie zeigt, dass die üblichen Klischees übers Alt-Sein heute nicht mehr gültig sind.
    Sie präsentiert weltweit unterschiedliche Ideen und Entwürfe zum Thema Altern. Es geht um Liebe, Sex und Zärtlichkeit, Gesundheit und Wohlbefinden, Krankheit und Tod; und auch um neue Altersbilder, die auf dem Vormarsch sind. Künstler aus der ganzen Welt, aber auch Wissenschaftler und Lyriker, junge und alte, nähern sich dem Begriff „Alter“ in Fotografien, Filmen, Literatur, Zeichnungen und anderen Exponaten; darunter der Frankfurter Fotograf Karsten Thormaehlen, der sich mit seinen „Portraits der 100jährigen“ international einen Namen gemacht hat.
    Auch Privatleute aus der ganzen Welt haben ihr Bild vom Altern für die Ausstellung einreichen können. hauptsache kultur hat eine junge Reporterin in die Ausstellung vom Altern geschickt, um sich zu fragen: Was bedeutet heute „Altern“ und ab wann bin ich eigentlich „alt“? Kann Altern sogar was Schönes sein? Bericht: Christiane Schwalm
    „GREY IS THE NEW PINK – Momentaufnahmen des Alterns“, Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main, Ausstellungsdauer 26. Oktober 2018 – 1. September 2019
    Der Humorist Severin Groebner – wie man mit Wiener Schmäh den Weltuntergang überlebt: Severin Groebner ist gebürtiger Wiener, lebt seit zehn Jahren in Frankfurt und ist – so könnte man sagen – der erfolgreichste österreichische Humor-Export. Der vielfach preisgekrönte Bühnen-Satiriker, Zeitungs- und Radio-Kolumnist singt zur Elektro-Ukulele, poltert, albert und lässt zeitgeistigen Bläh-Sprechern die Luft ab. Zurzeit tourt er mit seinem aktuellen Bühnenprogramm „Der Abendgang des Unterlandes“ durch Deutschland. Dabei lässt er das Publikum am Seelenleben selbstmitleidiger Spießer teilhaben, die sich um ihre Identität sorgen, nimmt deutsche Gemütlichkeit aufs Korn und auch der blaubraune Retro-Populist bekommt sein Fett weg.
    Seine schärfsten Nummern kommen jetzt als Buch heraus: „Lexikon der Nichtigkeiten – Ein Rundumschlag für Zeitgenossen“. hauptsache kultur begleitet Severin Groebner bei Auftritten und durch seine Wahlheimat Frankfurt. Wie blickt der Wiener auf die Mainmetropole, wie auf den deutschen Zeitgenossen? Was regt ihn auf und was regt ihn an? Bericht: Arne Kapitza
    „Severin Groebners Lexikon der Nichtigkeiten“, Ein Rundumschlag für Zeitgenossen, satyr Verlag, 1. Auflage Okt 2018 „Der Abendgang des Unterlands“. Nächste Tourdaten in Rhein-Main: Die KÄS – Kabarett-Theater Frankfurt, 26.10.2018, 20:00 Uhr Stahlburg Theater, Frankfurt, 12.11.2018, 20:00 Uhr Theater am Park, Bad Nauheim, 01.12.2018, 20:00 Uhr
    „Sehnsuchtsort Gießen“ – warum die Stadt für viele Ostdeutsche das „Tor zur Freiheit“ war: Gießen ist die siebtgrößte Stadt Hessens, und wer schon mal dort war oder dort wohnt, der weiß, dass die Universitätsstadt an der Lahn seit Ende des Zweiten Weltkriegs für viele Menschen zum Sehnsuchtsort geworden ist. Denn hier wurden nach 1946 etwa eine Million Ostdeutsche als Übersiedler, illegale Grenzgänger oder freigekaufte politische Häftlinge bis zum Fall der Mauer aufgenommen und versorgt, bis sie weiter in die anderen Bundesländer verteilt wurden. 1963, nach dem Bau der Mauer, wurde das Gießener Lager zum Zentralen „Bundesnotaufnahmelager“ für alle Flüchtlinge aus der DDR ernannt. Seit den neunziger Jahren wurde es auch eine der wichtigsten „Erstaufnahme-einrichtungen“ für Flüchtlinge aus aller Welt, ganz besonders seit 2015, als hunderttausende nach Deutschland kamen.
    Jetzt hat das einstige Notaufnahmelager im Gießener Meisenbornweg geschlossen. Es ist veraltet und wird nicht mehr gebraucht. Das neue Ankunftszentrum und seine Unterbringungsmöglichkeiten reichen aus. Wegen seiner historischen Bedeutung überlegt das Land Hessen, die alte Einrichtung nun in eine Gedenkstätte umzuwandeln. hauptsache kultur wirft einen Blick in die Geschichte des Gießener Lagers, zusammen mit der Historikerin Jeannette van Laak und einer ehemaligen DDR-Übersiedlerin, die vor 40 Jahren als Flüchtling aus der DDR nach Gießen kam. Bericht: Juliane Hipp
    „Sehnsuchtsort Gießen? Erinnerungen an die DDR-Ausreise und den Neubeginn in Hessen.“ Hrsg. von Jeannette van Laak und Florentin Mück. Gießen 2016. ISBN: 978–3–930489–59–6 „Einrichten im Übergang. Das Aufnahmelager Gießen (1946–1990),“ Jeannette van Laak. Campus Verlag 2018
    Er ist wieder da – Die Rückkehr des Wolfs und sein umstrittenes Image: Seit mehr als 100 Jahren gilt der Wolf in Deutschland als ausgerottet, in Hessen wurde der letzte Wolf bereits am 18. November 1805 im nordhessischen Melsungen geschossen. Aber jetzt ist er wieder da. Ende der 1990er Jahre ist er aus Polen eingewandert und hat sich zunächst in der Lausitz angesiedelt. Mittlerweile gehen Wolfspezialisten davon aus, dass wieder mehr als 50 Rudel in Deutschland heimisch sind, und sie gehen auf Wanderschaft, halten sich nicht an Landesgrenzen. Auch in Hessen wurden mehrfach einzelne Wölfe gesichtet, in Nordhessen oder im Odenwald. Tierfreunde freuen sich darüber, während Schäfer um ihre Tiere bangen und den Wolf am liebsten wieder zurückdrängen würden.
    Neuerdings fordern Politiker sogar, das Töten problematischer Tiere zu erleichtern. Sicherheit gehe vor Artenschutz. Seine Rückkehr ist deswegen umstritten, genauso wie sein Image. Schließlich haben viele Menschen ein sehr emotionales Verhältnis zum Wolf: entweder sie lieben oder sie hassen ihn. Warum ist das so? Welche Mythen und Märchen prägen das Bild des hinterhältigen, bösartigen Killers und was ist tatsächlich dran? „hauptsache kultur“ trifft den Journalisten Andreas Beerlage, der ein Buch über die Rückkehr des „grauen Jägers“ geschrieben hat, im nordhessischen Reinhardswald; dort, wo seiner Meinung nach jeder Zeit ein Wolf auftauchen könnte. (Wiederholung) Bericht: Anke Schnackenberg
    „Wolfsfährten. Alles über die Rückkehr der grauen Jäger“, Andreas Beerlage ,Gütersloher Verlagshaus 2017
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunde: In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch. Bericht: Uli Zimpelmann (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 25.10.2018hr-Fernsehen
  • Folge 11
    Hanna Bekker vom Rath – Wie Zivilcourage Leben rettet
    Mit einer Zigarette im Mundwinkel und dem Who is Who der deutschen Kunstszene des beginnenden 20. Jahrhunderts um sich herum versammelt – so könnte man Hanna Bekker beschreiben. Künstlerin, Mäzenin, Freigeist. Als geschiedene Mutter von drei Kindern, die offiziell als „Vierteljuden“ galten, setzte sich Hanna Bekker während der Nazizeit mutig für Künstler ihrer Generation ein. Ihr „Blaues Haus“ in Hofheim ist legendär. Für viele eine Zufluchtsstätte, bis heute ein Symbol. Direkt nach dem Krieg gründete Hanna Bekker in Frankfurt eine Kunstgalerie, die auch wieder Treffpunkt einer Generation wurde.
    Sie reiste um die Welt, brachte deutsche Kunst nach Südamerika, Indien, Südafrika. Sie war, wenn man so will, eine Rebellin aus guter Kinderstube. Wie sich ihre Enkelin Marian Stein-Steinfeld an ihre Großmutter erinnert, und an die Zeit, in der Künstler wie Karl Schmidt-Rottluff im Blauen Haus ein- und ausgingen, darüber – und viel mehr – hat sie ein Buch geschrieben. „hauptsache kultur“ besucht das „Blaue Haus“, den Ort, in dem die Zivilcourage Menschleben rettete. Bericht: Sarah Plass
    Namika – Popstar aus Frankfurt
    Sie ist 27 Jahre alt, hat 105.000 Follower auf der Internetplattform Instagram-und ihr Hit „Lieblingsmensch“ hielt sich 43 Wochen auf Platz 1. Doch ist das wirklich „Alles was zählt“ über die Sängerin Namika? Im gleichnamigen Song, erschienen auf ihrem neuen Album, kritisiert die Frankfurterin, dass heutzutage immer alles in Zahlen gefasst und ausgewertet werden muss. Deshalb nimmt die Deutsch-Marokkanerin „hauptsache kultur“ mit zu den Orten in ihrer Heimatstadt, die für sie wirklich zählen. Ob in die Straße ihrer Kindheit, wo sie in einfachen Verhältnissen aufwuchs, oder zum Sportgymnasium, wo sie einst ambitioniert Handball spielte – in Frankfurt wurde die gebürtige Hanan Hamdi zu Namika. Und hier ist auch heute immer noch „Alles was zählt“. Bericht: Christiane Schwalm
    Kassels morbider Charme. Von scheintoten Prinzessinnen und Hessens ältester Pathologie
    Kassel, die Stadt in Nordhessen, wird ab und an belächelt. Schon Loriot machte seine Witze: „Kennen Sie Kassel? – Ach was.“ Das ist wohl auch das Problem. Kassel, die ewig Unterschätzte! Alle paar Jahre ist die Stadt der Nabel der Welt, wenn die Documenta die Region belebt, den Rest der Zeit wirkt die Stadt, nun ja, sehr beschaulich. Gemeine Zungen soll man sogar schon sagen gehört haben: „hier liegt der Hund begraben, hier möchtest du nicht tot überm Zaun hängen …“. Solche Menschen sind sicher schwer vom Gegenteil zu überzeugen. So ein Ruf lässt sich wahrlich schwer abschütteln.
    Aber warum nicht die Flucht nach vorne antreten? Vielleicht liegt genau darin eine Stärke? Vielleicht ist es gerade der morbide Charme, der die nordhessische Metropole zu etwas ganz besonderem macht. Ist es nicht irgendwie schaurig schön in Kassel? Die Heimat der Brüder Grimm. Unter ihrer Feder starben Prinzen und Prinzessinnen! Hier hat der Tod gar sein eigenes Museum! Und im Sezieren von Leichen blickt Kassel auf eine lange Tradition! „hauptsache kultur“ besucht die älteste Pathologie Deutschlands am Klinikum Kassel, das Museum für Sepulkralkultur und die Grimmwelt. Bericht: Wero Lisakowski
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch. Bericht: Mariska Lief (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.11.2018hr-Fernsehen
  • Folge 12
    Bilder sagen mehr als 1000 Worte – Wie ein jüdischer Fotograf den Antisemitismus bekämpft
    Rafael Herlich ist ein wichtiger Chronist des jüdischen Lebens in Deutschland und reist dafür durch die ganze Welt. Er fotografiert in Synagogen, bei religiösen Ritualen, auf Festen, aber auch den gewöhnlichen Alltag, in den Familien, bei Begegnungen von Holocaust-Überlebenden mit ihren Enkeln. Seit vierzig Jahren lebt der in Tel Aviv geborene Fotograf in Frankfurt. Dieser Stadt hat er nun mit seinem jüngst erschienenen Bildband „DiverCity FFM“ eine Art Hommage gewidmet; mit Fotografien, die die Vielfalt der in Frankfurt vertretenen Religionen aus 170 Herkunftsländern dokumentiert. Ein Bildband, mit dem er nun auch aufrütteln will: gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
    Denn mit großer Besorgnis beobachtet der gebürtige Israeli einen wachsenden Antisemitismus, auch in Deutschland und dort vor allem an Schulen: „Es wird wieder schlimmer. Kinder werden drangsaliert, weil der Vater sie mit der Kippa auf dem Kopf zur Schule bringt. Andere derart gemobbt, dass sie die Schule verlassen und keiner nach ihnen fragt.“ Rafael Herlich hält deshalb Vorträge an Schulen, er zeigt seine Fotos und erzählt die tragische Geschichte seiner jüdischen Familie. Herlich sucht aber auch den Kontakt zu anderen Konfessionen wie jetzt für seinen neusten Bildband, für den er verschiedene religiöse Gemeinden besuchte, um dort die Menschen zu fotografieren wie in der muslimische Ahmadiyya Gemeinde oder bei den Sikhs in Frankfurt.
    Seine Fotos werden nun auch in einer Ausstellung gezeigt, die bald auch in anderen Städten weltweit zu sehen sein wird. „Wir wissen zu wenig voneinander, brauchen dringend mehr Respekt und den Dialog“, so der Appell des Fotografen, – 80 Jahre nach der Reichspogromnacht. „hauptsache kultur“ war mit dem Fotografen in Frankfurt unterwegs, in Synagogen, beim Freitagsgebet in der Ahmadiyya Moschee und in einer Schule, die mit antisemitischen Vorfällen zu kämpfen hat.
    Bericht: Uli Zimpelmann
    (Bildband: Rafael Herlich „DiverCity FFM. Vielfalt der Kulturen und Religionen in unserer Stadt“, Chai 18 Verlag /​ Ausstellung Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt ab dem 6ten November)
    Faszination Mangas – Wie eine Offenbacherin japanische Comics zu ihrem Lebensmittelpunkt macht
    Christina Plaka ist „Mangaka“, eine der bekanntesten Manga-Zeichnerinnen Deutschlands. Nur knapp 10 KünstlerInnen gibt es deutschlandweit, die professionell im japanischen Comic-Stil zeichnen. Mangafiguren haben meist große Kulleraugen, einen runden Kopf und eine Stupsnase; erzählt werden oft Heldengeschichten. In Japan gehören Mangas zum Alltag, und sie sind auch bei Erwachsenen sehr beliebt. Aber auch bei uns sind die japanischen Comics stark im Kommen. Der Manga-Markt ist der größte Comic-Markt weltweit. Christina Plaka zeichnet ihre Geschichten oft mit autobiographischen Inhalten. Sie ist Deutsch-Griechin, in Offenbach aufgewachsen und hat in Frankfurt Japanologie studiert.
    In Japan hat sie als erste Europäerin einen japanischen Uni-Abschluss in Manga-Studien absolviert. Mangas sind seitdem zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden. Sie reist viel in den fernen Osten und hat in Offenbach eine Manga-Zeichenschule gegründet. Ihre eigenen japanischen Comic-Bücher hat sie beim renommierten Carlsen Verlag veröffentlicht, u.a. eine Manga-Geschichte über Offenbach. „hauptsache kultur“ hat die 35jährige in ihrer Zeichenschule besucht und sie an weitere Orte in Offenbach begleitet, um sich die faszinierende Kunst der Manga vor Ort demonstrieren zu lassen.
    Bericht: Sophia Luft Manga zeichnen lernen über: https:/​/​iammangaka.com/​
    Mit Schlappmaulhumor dem Sterben trotzen – Ein Film über das Glück, die Liebe und den Tod
    Es ist eine romantische Vorstellung: Verliebt, verlobt, verheiratet – und dann gemeinsam alt werden. Wie aber gehen Paare damit um, wenn ein Partner in absehbarer Zeit stirbt? Zwei junge Dokumentarfilmerinnen, zwei Schwestern aus Gelnhausen, haben ein ganz besonderes Ehepaar mehrere Jahre lang filmisch begleitet: Adelheid und Kornelius, seit 53 Jahren zusammen, schrullig, sympathisch, stadtbekannt: Tandem fahrend oder mit Bollerwagen unterwegs, oft dabei Gedichte rezitierend, so kennt man sie im südhessischen Gelnhausen. Körperliche und geistige Fitness werden großgeschrieben; die Rollen sind fest verteilt: Kornelius gibt den strengen Ton an, Adelheid im selbst genähten, oft schrillen Outfit kommentiert mit lockeren Sprüchen, macht anstandslos alles mit.
    Doch seit bei Kornelius der Krebs diagnostiziert wurde, müssen sich die beiden dem Thema „Abschied“ stellen. Und sie machen es auf ihre ganz eigene, eigensinnige, bemerkenswert heitere Weise. „Adelheid, Kornelius und die Töde“ wird jetzt zum ersten Mal auf dem 35. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest gezeigt. Nächstes Jahr soll der Film ins Kino kommen. „hauptsache kultur“ hat sich mit den beiden Filmemacherinnen Kirstin und Maren Schmitt in Gelnhausen getroffen und beide gefragt: Was treibt zwei so junge Frauen an, sich mit dem Alter, mit Krankheit und Tod zu befassen? Was haben sie durch die Dreharbeiten mit Adelheid und Kornelius über das Leben erfahren?
    Bericht: Dorothee Ott
    („Adelheid, Kornelius und die Töde“ Premiere am 15.11. um 10 Uhr auf dem Kasseler DOK FEST, geplanter Filmstart: April 2019 in Gelnhausen )
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch.
    Bericht: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.11.2018hr-Fernsehen
  • Folge 13
    ARD-Themenwoche „Ist das gerecht?“ – Warum sich viele Hessen vom Abstieg bedroht fühlen
    Bei der Frage „Wie beurteilen Sie Ihre eigene gegenwärtige finanzielle Situation?“ für das Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands kreuzten in Hessen 72 Prozent „gut“ oder „sehr gut“ an. Auch die Konjunktur läuft gut: die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist auf einem neuen Tiefstand angekommen und die Zahl der Milliardäre nimmt stetig zu. Nicht nur den Superreichen geht es gut, auch die Mehrheit der Deutschen ist laut Vermögensbarometer zufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Trotzdem fühlen sich hierzulande viele Menschen vom Abstieg bedroht, und das zu recht.
    Denn genauer betrachtet profitiert vom wachsenden Wohlstand nur ein Teil der Bevölkerung, der andere lebt in zunehmend prekären Verhältnissen. Auch das wird durch Zahlen belegt. Müsste die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit nicht das gesellschaftliche Thema der Stunde sein und ganz oben auf der Agenda aller politischen Parteien stehen? Warum die soziale Ungleichheit die wahre Mutter aller Probleme ist und warum sich die Politik trotzdem nicht an sie heranwagt – darüber hat „hauptsache kultur“ mit der Darmstädter Soziologin Cornelia Koppetsch gesprochen.
    Bericht: David Gern
    Kassel vor dem Zweiten Krieg – Wie die letzten Jahre vor der Zerstörung aussahen
    Wie sah das Leben im alten Kassel aus? In dem Kassel, das es seit 75 Jahren nicht mehr gibt. Wo sind noch Spuren aus dieser Zeit zu finden und was können sie uns heute sagen? Das will der Bildband „Leben im Alten Kassel“ zeigen: Den Alltag der 1930er Jahre bis 1943. Die Fotos zeigen die Frisurenmode, die weg vom frechen Bubikopf und hin zu längeren Haaren, Wellen und Zöpfen ging. Der Autoverkehr nahm erheblich zu. Sie zeigen aber auch, wie Handwerkerinnungen und Sportvereine „gleichgeschaltet“ wurden. Ein Orthopädiebetrieb wird zum Rüstungs-Zulieferer, ein Schuhgeschäft schließt, weil die jüdische Familie verhaftet und ermordet wurde.
    Die Großbetriebe um Kassel wie Henschel werden Teil der Kriegswirtschaft. Und die Quittung für den von Hitlerdeutschland begonnenen Krieg waren Flächenbombardements, die viele Tausend Menschenleben und eine der schönsten deutschen Fachwerkstädte auslöschte. „hauptsache kultur“ besucht Historiker Stephan Franke vom Stadtarchiv Kassel und geht mit ihm durch die Stadt, auf der Suche nach dem Kassel vor der Zerstörung.
    Bericht: Arne Kapitza
    Stephan Franke, „Leben im alten Kassel, Wartberg Verlag 2018 Kabarett aus dem Stegreif – Wie Thomas Kreimeyer sein Publikum mit wenigen Stichworten den ganzen Abend unterhält
    Er ist ein sich unterhaltender Unterhalter: der Wiesbadener Kabarettist Thomas Kreimeyer. Flexibel, wortgewandt und empathisch. Seine Requisiten sind ein roter Stuhl und eine Eieruhr. Er unterhält sich einfach mit seinem Publikum – aus dem Stegreif – bis die Uhr klingelt. „Kabarett – der rote Stuhl“ nennt sich sein witziges Bühnen-Programm, mit dem er regelmäßig im Wiesbadener Staatstheater auftritt. Aber wie macht man „Steh-Greif-Kabarett“ wie er es nennt, Kabarett aus dem Stegreif? „hauptsache kultur“ besucht Thomas Kreimeyer bei einem Auftritt und auch beim Training mit Tirsa, seiner vierbeinigen Sparringspartnerin, mit der er ganz wortlos übt, zu kommunizieren.
    Bericht: Dorothee Ott
    Termine: Thomas Kreimeyer: „Kabarett – der rote Stuhl“: http:/​/​www.kabarett-der-rote-stuhl.de/​termine.html); Nächste Aufführungen in Hessen: 23.11. um 20:30 Uhr in Lorsch, ; 27.11. um 20:00 Uhr in Wiesbaden 15.12. um 20:00 Uhr in Wiesbaden.
    Volker Kriegel – Der Weltgitarrist, der aus Hessen kam
    Der Mitbegründer des Jazzrock kommt aus Hessen: Volker Kriegel. Außerdem ist er Erfinder gezeichneter Helden wie „Olaf der Elch“. Vor 75 Jahren wurde er geboren. Das Caricatura-Museum zeigt sein zeichnerisches Werk, und die hr-Big Band spielt seine Stücke. Der 2003 gestorbene Kriegel kam in Darmstadt zur Welt und wuchs in Wiesbaden auf. Als 13-jähriger brachte er sich selbst das Gitarrenspielen bei, und nach seinen ersten Konzerten im Frankfurter Jazzkeller wurde er bald auf die Jazzfestivals in aller Welt eingeladen und spielte mit internationalen Stars zusammen. Kriegel war fleißig und akribisch, er hat ständig neue Melodien und Bildergeschichten erfunden, war aber nie auftrumpfend, sondern heiter-ironisch.
    Er war, wie der Name einer seiner gezeichneten Figuren und einer seiner Bands heiß: ein „mild maniac“, ein milder Wilder. Die hr-Bigband spielt am 22. und 23. November als Hommage an den Weltgitarristen aus Hessen zwei Konzerte mit Stücken von Volker Kriegel. „hauptsache kultur“ macht auf die Bücher und die CDs von Volker Kriegel neugierig und sprach dazu mit dem Gitarristen der Big Band, Martin Scales, mit Lea Willimann von der Caricatura und mit seiner Witwe Eva Kriegel.
    Bericht: Arne Kapitza (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.11.2018hr-Fernsehen
  • Folge 14
    Moderner Menschenhandel – Wie der Gießener Dokumentarfilmer
    Marc Wiese in der ganzen Welt recherchiert. Marc Wiese lebt in Gießen und kann Geschichten erzählen, die Bedeutung haben. Das ist – ganz ehrlich – selten. Sein Medium ist der Dokumentarfilm und für seine Geschichten reist er um die ganze Welt. Meistens dorthin, wo es wehtut und wo niemand sonst freiwillig hin würde. Marc Wiese erzählt von Massenmördern, Kriegskindern, Flüchtlingen, Blutrache, Tragödien, die sonst keinerlei Beachtung finden und er trifft beide Seiten – Opfer und Täter. Für seinen Film „Camp 14 – Total Control Zone“ (2012) erhielt er nicht nur den Grimme-Preis, sondern stieg auch international in die Liga der wichtigsten Dokumentarfilmer der Welt auf.
    Ein Film, der das Schicksal von Shin Dong-Hyundai auf die Kinoleinwand brachte. Eines Mannes, der in einem nordkoreanischen Gefangenen-Lager zur Welt kam und auch seine Jugend verbrachte, bis ihm die Flucht gelang. Ein Meisterwerk, das einem die Luft nimmt. In seinem neusten Film erzählt Marc Wiese wieder von Menschen, die ihrer Freiheit beraubt wurden. Geschätzt 45 Millionen Menschen auf unserer Erde leben derzeit in Sklaverei: Arbeitssklaven, Sexsklaven, Haushaltssklaven, Kindersoldaten.
    Und das nicht nur in Krisengebieten, sondern auch hier – mitten unter uns. Das britische Parlament habe eine Studie in Auftrag gegeben, so sein Film „Slaves – Auf den Spuren moderner Sklaverei“. Danach gäbe es offiziell mindestens 14.000 Sklaven allein in Großbritannien. Überall auf der Welt hat Marc Wiese für seinen Film die Spuren der modernen Sklaverei verfolgt. Versklavte Fischer in Thailand, die für unsere Discounter die Billig-Shrimps fangen, geprügelte Menschen in Indien, und in Uganda interviewte er sogar einen ehemaligen Befehlshaber der Lord Resistance Army (LRA), einer Guerillaarmee, die nach Schätzungen der UN in den vergangenen 30 Jahren bis zu 100.000 Kinder entführt und als Soldaten versklavt hat.
    „hauptsache kultur“ hat den Dokumentarfilmer in Gießen besucht. Was treibt ihn an? Wie findet und wie erzählt Marc Wiese seine Geschichten? Wir haben dem Mann zugehört, der sonst eigentlich nur andere zu Wort kommen lässt.
    Bericht: Sven Waskönig
    „Slaves – Auf den Spuren moderner Sklaverei läuft in ARTE am 27.11. um 21:45 Uhr
    Die soziale Schere wird größer – Warum ein Frankfurter Künstler für Obdachlose Mode entwirft und mit seinem Projekt uns alle aufrütteln will Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland ist stark gestiegen und das auch ohne Berücksichtigung von Flüchtlingen und EU-Ausländern, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind. Nach Schätzungen einer neuen Studie gibt es derzeit rund 860 000 Menschen ohne Wohnung. Gleichzeitig werden die Wohlhabenden immer reicher. Nirgendwo in Deutschland kann man das so deutlich beobachten wie in Frankfurt: Glanz und Elend in direkter Nachbarschaft, so auch im Gallusviertel. Auch hier entstehen immer mehr hochpreisige Neubauten und Luxusimmobilien, während die alteingesessenen Bewohner die steigenden Mietpreise nicht mehr zahlen können.
    Die hohe Nachfrage und der Bauboom treiben die Preise im ganzen Viertel in die Höhe. Bezahlbarer Wohnraum und Sozialwohnungen sind in Frankfurt rar geworden. Wer sein zu Hause verliert und ohnehin schon arm war, verzweifelt, so mancher landet auf der Straße. Radames Eger will das so nicht hinnehmen. Der Modeschneider und Lebenskünstler, der in einem Armenviertel in Brasilien aufgewachsen ist und selbst einmal obdachlos war, will Menschen in Not unterstützen, ganz besonders diejenigen, die es jetzt in der kalten Jahreszeit am härtesten trifft.
    Er entwirft und produziert wasserdichte Schlafsäcke, Zelte und Hängematten, die auch als Jacken und Taschen dienen können; er näht sie aus alten Stoffen und gespendeten Regenschirmen, für Menschen, die auf der Straße leben. „Ich mache Mode für Obdachlose, weil ich weiß, was Armut bedeutet und auch diese Menschen Respekt verdienen. Und ich will ein Zeichen setzen, dass es so mit der Gesellschaft in Deutschland nicht weitergehen kann; wir müssen umdenken und teilen lernen.“ „hauptsache kultur“ hat Radames Eger durch das Gallusviertel begleitet und Menschen getroffen, die auf der Straße leben.
    Bericht: Juliane Hipp
    Bach, Spaghetti Carbonara und ein Papierkalender – wie das Musiker-Ehepaar Tamar Halperin und Andreas Scholl vom Rheingau aus zwei Profi-Karrieren meistert
    Vor 12 Jahren lernten sie sich an der Musikhochschule in Basel bei einer gemeinsamen Probe kennen. Johann Sebastian Bach probten sie. Tamar Halperin, Pianistin und Cembalistin aus Israel und Andreas Scholl, Weltklasse-Countertenor aus dem beschaulichen Dorf Kiedrich. Inzwischen sind sie verheiratet, haben eine kleine Tochter und planen ihre Konzerte nun am gemeinsamen Küchentisch im Haus in Kiedrich. Dort, in der ausgebauten Scheune, ist auch ihr Aufnahmeraum mit Tonstudio, in dem auch das neue Album entstand. „The Family Songbook“ heißt es und vereint die deutsche und israelische Kultur. Als Scholl in Israel Tamars Familie vorgestellt wurde, war er beeindruckt von den Shabbat-Dinnern und vor allem vom anschließenden zwanglosen Musizieren.
    Als sie Tochter Alma Schlaflieder aus beiden Kulturen vorsangen, entstand die Idee zum neuen Album. Sie luden ihre jeweiligen Familienhälften in ihren Proberaum ein. Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen, Nichten, Neffen, Schwestern und Brüder, sowie nahestehende Freunde – insgesamt 15 Erwachsene und 9 Kinder kamen zusammen, musizierten, feierten und genossen die Zeit miteinander. The Family Songbook ist das Ergebnis dieser besonderen Familienzusammenkunft. „hauptsache kultur“ hat das Paar in Kiedrich getroffen und mit ihnen über ihre Liebe, die Musik und ihr Leben im Rheingau gesprochen.
    Bericht: Dorothee Ott
    Geschichten aus Griesheim – Wie die Kunsthistorikerin Heike Jakowski Jüdisches Leben aus fast drei Jahrhunderten nachzeichnet
    Es war eine große Rechercheaufgabe, der sich die Kunsthistorikerin Heike Jakowski gestellt hat. Sie hat Griesheimer Juden und ihre Geschichten aus fast 300 Jahren anhand von unzähligen Quellen in Datenbanken wie der zentralen Datenbank der Holocaustopfer von Yad Vashem, Stadt- und Bundesarchiven untersucht und nachvollzogen. Was sie dabei rausfand erzählt spannende und auch traurige Geschichten über das jüdische Leben. Darüber hat sie nun ein Buch veröffentlicht: „Lebensgeschichten aus Griesheim: 1658–1940“. Schon im 17. Jahrhundert lebten die Familien über das Dorf verteilt und wurden schnell zum wichtigen Bestandteil des Ortes.
    Als Kaufleute trugen sie zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. Händler und Lehrer, Auswanderer und Geflüchtete, Einzelpersonen und Familien begleiten den Leser durch die Zeit. Den Schwerpunkt setzen die Schicksale der 85 Juden, die bei der Machtergreifung durch Hitler 1933 noch in Griesheim lebten. Zu vielen Stichpunkten, die in den Geschichtsbüchern stehen, finden sich in ihrem Leben Beispiele: Mobbing, Boykott und wirtschaftlicher Ruin, Gewalt, Willkür, Verhaftung und Verfolgung, Berufsverbot, Vertreibung, Einweisung, Vernichtung.
    Die Menschen flohen in die Großstädte oder ins Ausland. Einige Familien wurden ausgelöscht, wenige haben den Holocaust überlebt. Ihre Biographien führen Einzelschicksale vor Augen innerhalb der anonymen immensen Zahl der Opfer. Die Quellen zeigen, dass auch die Griesheimer sich in den Bann der öffentlichen Meinung gegen Juden ziehen ließen. „hauptsache kultur“ hat Heike Jakowski besucht und über die Entstehungs-geschichte ihres Buchs gesprochen.
    Bericht: Silke Klose-Klatte
    „Jüdische Lebensgeschichten aus Griesheim 1658–1940“, Autorin: Heike Jakowski, Verlag Martina Roth Kunst-Foto-Design, 2018; 14,90 Euro. Im Museum und bei Amazon erhältlich.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch.
    Bericht: Sophia Luft (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.11.2018hr-Fernsehen
  • Folge 15
    „Er zahlt, sie putzt“ – über die Schwierigkeit, tradierte Geschlechterrollen im privaten Bereich zu durchbrechen
    „Alphamädchen“, „Pro Quote“, „Girl’s Day“ – alle reden von Gleichberechtigung, von einem neuen Feminismus, von neuen Geschlechterrollen. Seit einiger Zeit verschärft sich merklich der gesellschaftliche Druck: Frauen fordern eine geschlechtergerechte Gesellschaft – mit gleicher Entlohnung, gleichen Arbeits- und Karrierebedingungen und ganz aktuell: einer geschlechtergerechten Sprache. Doch was im öffentlichen Diskurs tagtäglich neu ausdiskutiert und verhandelt wird, ist im privaten Raum längst noch nicht gang und gäbe. Ganz im Gegenteil, hier gilt immer noch „er zahlt – sie putzt“. Die Frankfurter Soziologin Sarah Speck hat in einer Studie herausgefunden, dass sich das traditionelle Rollenbild von Mann und Frau im privaten Bereich so wacker hält, als hätte es die neue Welle des Feminismus nie gegeben.
    Zuhause hat sich immer noch nichts getan. Wie kann das sein, fragen wir Sarah Speck. Wieso gibt es diese riesige Kluft zwischen gesellschaftlichem Anspruch und privater Wirklichkeit? Warum bleiben Mann und Frau im privaten Bereich so vehement in ihren Geschlechterrollen verhaftet? Und wie könnte man das ändern? „hauptsache kultur“ spricht mit Sarah Speck, und wir zeigen eine Familie, die es schafft, die Rollenklischees zu überwinden: durch paritätische Haushaltsführung in jeder Hinsicht. Es geht tatsächlich auch anders, aber das ist eine Frage des Charakters, sagt Lale Karahan, die mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern ein geschlechtergerechtes Leben lebt.
    Bericht: Natascha Pflaumbaum
    Das Bergkirchenviertel in Wiesbaden – wie aus dem einstigen „Katzeloch“ das heutige „Montmartre“ wurde
    Es war gedacht als Enklave für das niedere Volk: Das heutige Bergkirchenviertel in Wiesbaden. Das sogenannte „Katzeloch“, erbaut um die Bergkirche Anfang des 19. Jahrhunderts, wo die Fenster – verglichen mit denen der wilhelminischen Villen – so klein waren, dass nur Katzen hindurchzupassen schienen. Es war als Quartier für die kleinen Leute entstanden, die Handwerker und Kurbediensteten, die ihre Arbeit für die reiche Wiesbadener Klientel verrichteten. Um die Jahrhundertwende erlebte Wiesbaden mit seinem herzoglich-nassauischen Regierungssitz einen Tourismus- und Wachstumsboom.
    Immer mehr Bade- und Spielbankgäste strömten in die Stadt. Der Dienstleistungssektor expandierte. Doch die kleinen Leute wollte man lieber von der feinen Gesellschaft fern wissen. Um die alte Stadtmauer entstand deshalb ein Neubaugebiet. Die Nerostraße machte 1809 als erste den Anfang mit 6 Häusern. Eines der ältesten Gebäude steht bis heute und ist inzwischen Spielstätte des Theaters Walhalla im Exil. Bis in die späten 1960er Jahre lebten im Bergkirchenviertel Menschen auf engsten Raum.
    Marode Häuser, schmuddelige Hinterhöfe, 82 Prozent der Wohnungen im Bergkirchenviertel hatten kein eigenes Bad, mehr als 70 Prozent kein eigenes WC. Trotz – oder vielleicht gerade wegen seiner ärmlichen Verhältnisse – ist es über die Jahre zum Ausgehviertel Wiesbadens geworden. Viele Gaststätten waren hier auf engstem Raum vereint, von denen aber die meisten inzwischen verschwunden sind. Die Menschen fühlen sich wohl in ihrem Kiez.
    Viele bedauerten und wehrten sich gegen die großangelegten Pläne der Stadt, das Viertel zu sanieren. Inzwischen, nach über 40 Jahren, ist die Sanierung abgeschlossen und das Bergkirchenviertel hat sich zum kulturellen Hotspot entwickelt. Ein Ort, an dem sich Kunst und Armut vereint – das „Montmartre“ Wiesbadens. Kleine Theater, eine Galerie, Künstler, Designer. Der kulturelle Puls schlägt entlang der Oberen Webergasse. Hierhin hat es „hauptsache kultur“ gelockt.
    Wir haben einen Blick in die einzigartige Kultur-Kapelle der Kulturmacherin Kathrin Schwedler geworfen und waren auf einen Wein bei Holger Schwedler, als „geistiges Oberhaupt der oberen Webergasse“ bekannt. Was ist entstanden vierzig Jahre nach Sanierung? Wo sehen die Bewohner die Lebensqualität? Ein Abstecher in die Nerostraße, wo Herr von Strick Männerstrickkurse anbietet und eines der besten Cafés Deutschlands beheimatet ist, lässt den Flair und Charme eines Viertels wirken, das Brennpunkt, Traditionsort und Kultur-Treffpunkt zugleich ist.
    Bericht: Wero Lisakowski
    Märchen und Verbrechen – eine hr2 Hörspiel-Krimiserie über die Brüder Grimm als Kriminalermittler
    Es war einmal …lang ist’s her. Es waren einmal die gebürtigen Hanauer Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, die durch die Lande zogen und Märchen sammelten, die späteren Kindermärchen. Märchen für eine gute Nacht? Wirklich? Die Geschichte von der bösen Hexe, die den Hänsel im Käfig mästet und von Gretel am Ende selber in den Ofen geschubst wird – nicht gerade einschlaffördernd. Und wer kennt es nicht, das Märchen mit dem berühmten Satz „Spieglein, Spieglein an der Wand“, das ziemlich grausig ist: Schneewittchen, wird von ihrer Stiefmutter mit Mordanschlägen überzogen, nur weil Schneewittchen die Schönste im Land ist.
    Die Brüder Grimm lebten zu Beginn des 19 Jahrhunderts in einer bewegten Zeit. Kassel, die Stadt, in der sie wirkten, war damals französisch besetzt und die Residenzstadt von Jerome Bonaparte, dem Bruder von Napoleon. In Paris wurde damals die neue Kriminalistik gegründet. Vor diesem historischen Hintergrund siedeln Viviane und Leonhard Koeppelmann die neue Hörspielserie für hr2-Kultur an.
    Die Brüder Grimm sind danach nicht durch die Lande gezogen, um Sagen zu sammeln, sondern um sich Kriminalgeschichten erzählen zu lassen. Die Grimms sind keine Märchensammler und Erzähler mehr, sondern selbst Ermittler. Die Märchen werden zu Fällen, die es zu lösen gilt. Die neue Hörspielserie „Märchen und Verbrechen. Kriminalakte 01–05“ ist vom 3.-14.12.2018, jeweils Montag bis Freitag von 9.30 bis 10 Uhr in hr2-Kultur zu hören. „hauptsache kultur“ hat sich im Hörspielstudio umgesehen und mit einigen der Macher gesprochen.
    Bericht: Uli Zimpelmann
    „Keine Angst vor dem dreigestrichenen f!“ – Wie die Sopranistin Gloria Rehm als Königin der Nacht in Wiesbaden begeistert (Wdhg. HK 18.1.2018)
    Mühelose Koloraturen und eine mitreißende Bühnenpräsenz – damit begeistert Gloria Rehm derzeit nicht nur die Presse, sondern auch die Zuschauer im Wiesbadener Staatstheater. Die Sopranistin singt hier die berühmte Rachearie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“, die Partie mit dem dreigestrichenen f. Eine der größten Schwierigkeiten in der Opernwelt. Gloria Rehm nimmt die anspruchsvollen Koloraturen sportlich, sie liebt die Herausforderung. Seit drei Jahren ist die Sopranistin am Wiesbadener Staatstheater engagiert, hat kürzlich für ihre Rolle der Marie in „Die Soldaten“ den renommierten Theaterpreis „Der Faust“ gewonnen.
    Ihr Gesangsstudium in Berlin absolvierte die gebürtige Berlinerin mit Auszeichnung – und das, obwohl sie ursprünglich gar nicht Sängerin werden wollte. Nach erfolgreichen Jahren an der Oper Köln lebt und singt sie nun in der hessischen Landeshauptstadt. „hauptsache kultur“ trifft Gloria Rehm dort bei einer Probe, begleitet sie während einer Vorstellung der „Zauberflöte“ und lernt dabei auch Gloria Rehms treueste Begleiterin kennen: Hundedame Lucy, die selbst gerne mal beim Singen mit einstimmt.
    Bericht: Dorothee Ott
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch.
    Bericht: Arne Kapitza (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.11.2018hr-Fernsehen
  • Folge 16
    Waschbetonidyll – Die Frankfurter Kuckucksuhren des Künstlers Guido Zimmermann
    Guido Zimmermann mag Architektur, die andere hässlich finden. Zum Beispiel die Hochhäuser am Frankfurter Ben-Gurion-Ring oder die brutalistischen Wohnsilos am Mainufer in Frankfurt Niederrad. Er hat sie verewigt in Kunst, genauer gesagt in Kuckucksuhren. Doch statt mit Schwarzwaldholz „baut“ der Künstler Zimmermann sie mit Waschbeton. In den Takt finden seine Uhren mit Pendelwerken, die wie Handgranaten aussehen, statt wie Tannenzapfen. Guido Zimmermann freut sich über den Effekt, den seine „Cuckoo Blocks“ bei den Menschen auslösen: „Alle haben sofort angefangen, von Gebäuden in ihrer Heimat zu reden. Da habe ich gemerkt, dass bei jedem sofort was im Kopf passiert“. Seine Kuckucksuhren zeigen eine Heimat an Orten, an denen andere nicht wohnen wollen.
    Vor einigen Jahren war er als Graffiti-Künstler zu einem „character jam“, eine Art Graffiti-Wettbewerb, eingeladen. Die Veranstaltung fand am Ben-Gurion-Ring in Nieder-Eschbach statt, einer Frankfurter Hochhaus-Siedlung aus den 1970er-Jahren mit besonders schlechtem Ruf. Spontan entwickelte Zimmermann dort mit Jugendlichen ein Bild, das die umliegenden Plattenbauten mit ein paar romantischen Landschaftselementen kombinierte – und einem „Ghetto-Kuckuck“, wie Zimmermann sagt, als Anspielung auf die Schwarzwälder Kuckucksuhr-Idylle. Sein Kuckuck grüßte zur vollen Stunde im Unterhemd und mit umgedrehter Baseballkappe. „hauptsache kultur“ hat den Künstler getroffen.
    Bericht: Stefanie Appel
    Kunst für das Gehirn – Eine Führung im Städel für Menschen mit Demenz
    Ein gedeckter Tisch, eine Blume, die Farbe Blau: Das weckt die Sinne, kann Auslöser sein für Geschichten, Assoziationen oder einfach nur für einen kurzen wohltuenden Moment der Erinnerung. Immer mehr Kunstmuseen bieten Führungen für Menschen mit Demenzerkrankungen an. Im Städel Museum in Frankfurt am Main wurde in einem weltweit einmaligen Projekt untersucht, ob und wie Kunst eine lindernde Wirkung auf Menschen mit Demenz hat. Und die Ergebnisse sind so erstaunlich, dass Experten fordern: Museum auf Krankenschein! „hauptsache kultur“ hat eine Gruppe Betroffener bei einer Museumsführung im Städel begleitet.
    Bericht: Marco Giacopuzzi
    Explosion von Farbe und Licht – Die Kinderbuch-Illustratorin Antje Damm
    Die Kinderbuchillustratorin Antje Damm aus Fernwald bei Gießen hat einen echten Treffer gelandet: Die New York Times, die jedes Jahr die zehn besten Bilderbücher aus aller Welt auszeichnet, hat in diesem Jahr die englische Auflage von Antje Damms Bilderbuch „Der Besuch“ auf die Liste der besten zehn Bilderbücher des Jahres 2018 gesetzt. Die amerikanische Tageszeitung lobte unter anderem die „Explosion von Farbe und Licht“ und die ausgefallenen Illustrationen. Antje Damm baute für das Buch in dreimonatiger Arbeit Räume aus Kartonelementen nach, setzte darin ausgeschnittene Figuren in Szene und fotografierte sie. Die Geschichte: Der Besuch eines Kindes verändert das Leben einer ängstlichen, einsamen Frau – ihr tristes Leben wird wieder bunt.
    Eigentlich ist Antje Damm Architektin, hat lange und auch gern in ihrem Beruf gearbeitet. Erst als sie Kinder bekommen hat und zeitweise zu Hause war, begann sie Bilderbücher zu zeichnen. Inzwischen hat sie um die 30 Bücher veröffentlicht. „Es macht auch einfach Spaß, einen Beruf zu haben, in dem man die Perspektive der Kinder einnehmen darf und muss.“, sagt Antje Damm. „hauptsache kultur“ hat die Illustratorin zu Hause in Fernwald besucht und sie gefragt, wie sie auf die Idee für ihr Buch gekommen ist, und was ihr die Auszeichnung der New York Times bedeutet.
    Bericht: Christiane Schwalm Bilderbuch
    „Der Besuch“, Autorin und Illustratorin: Antje Damm, Moritz Verlag
    Gehetzt – Die rasende Beschleunigung des Alltags Schrumpft unsere Gegenwart?
    Viele Menschen haben ständig das Gefühl, der Zeit nur hinterher zu hetzen, dauernd im Hamsterrad zu strampeln und doch nie fertig zu werden mit den Dingen, die sie sich vorgenommen haben. Die Zeit rast so schnell, bis sie deshalb sogar zum Erliegen kommt: Etwa im Stau, wenn alle Menschen gleichzeitig ganz schnell irgendwo hin müssen. München ist dabei Spitzenreiter: Nirgendwo sonst in Deutschland standen die Menschen im vergangenen Jahr so lange im Stau wie hier. Gibt es einen Ausweg? Der Beschleunigungsforscher Hartmut Rosa sagt: Gegen die Beschleunigung der Gesellschaft sind individuelle Eskapismus-Strategien zum Scheitern verurteilt.
    Bericht: Ronja Dittrich /​Julia Schweinberger
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden In unserer Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche aus Hessen vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch.
    Bericht: Arne Kapitza (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.12.2018hr-Fernsehen

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