2017/2018, Folge 1–23

  • Folge 1
    „Das Jahr der Revolte“: Gehören die Errungenschaften der 68er-Bewegung auf den Müllhaufen der Geschichte oder müssen wir gerade jetzt wieder dafür kämpfen? Nur wenige Jahreszahlen sind in Deutschland mit so einem Mythos behaftet wie 1968. Und gerade Frankfurt spielte im Kampf für mehr Freiheit eine bedeutende Rolle: Die Goethe-Universität mit Bannern und Plakaten verhängt, als Zeichen des Studentenprotestes. Großdemonstrationen auf dem Römerberg. Straßenschlachten vor der Paulskirche. Alles Relikte der Vergangenheit? Von wegen! Das Thema sei aktueller denn je, sagen der Journalist Claus-Jürgen Göpfert und der Politiker Bernd Messinger, die jetzt ein Buch über die 68er-Bewegung verfasst haben.
    Sie wollen damit auffordern, sich wieder für die Errungenschaften der 68er einzusetzen; für Werte wie die Selbstbestimmung der Frau, die sexuelle Freiheit oder den Schutz von Minderheiten; all das werde bedroht durch rechtspopulistische Parteien, die inzwischen in ganz Europa versuchen, die offene Gesellschaft umzuwandeln.
    „hauptsache kultur“ hat die beiden Autoren getroffen, mit ihnen über ihr Buch und darüber geredet, wie die Gesellschaft vor der Studentenbewegung aussah, wie sie verändert wurde und wofür es sich heute wieder zu kämpfen lohnt. Beitrag: Simon Broll „Der Rausch ist vorbei“: Wie geht es den Kasselanern nach der documenta und was hilft gegen Katerstimmung und Millionendefizit? Nach 100 Tagen heißt nun wieder: das Fest ist vorbei, der Alltag hat die Kassel wieder. Die documenta-Stadt, in der bis vor kurzem noch die Welt zu Gast war, ist an ihre Einwohner zurückgegeben.
    In Wehmut mischt sich Katzenjammer wie nach einer durchzechten Nacht. Die meisten Kunstwerke sind abgebaut und das stadtumspannende Partygelände aufgeräumt. Und dann noch das: Wie konnten bloß 7 Millionen Euro versenkt werden und der Documenta nachträglich Häme einbringen? „hauptache Kultur“ zieht nach 100 Tagen documenta durch Kassels Straßen und fragt Kunstfreunde, Gastronomen, Geschäftsleute und Taxifahrer, wie sie nun die Zeit nach dem documenta-Rausch erleben.
    Beitrag: Uli Zimpelmann Der Henninger-Turm: Kann der Neubau das alte Wahrzeichen ersetzen? Spätestens mit seinem Abriss im Jahre 2012 wurde der Henninger-Turm Kult. Viele Frankfurter trauerten um das eigenwillige Bauwerk, das bis 1974 nicht nur das höchste Gebäude Frankfurts war, sondern auch das höchste Getreidesilo der Welt mit Aussichtsrestaurant. Kaum ein Frankfurter, der nicht in seiner Kindheit wenigstens einmal darin gesessen und im Kreis gefahren ist.
    Dabei war der mit Bierfass gekrönte Bau bei den Frankfurtern zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1961 gar nicht beliebt. „Viel zu hoch, potthässlich, sieht aus wie ein Leichenfinger“, fanden viele. Erst das Radrennen „Rund um den Henninger Turm“, eine intelligente Werbeidee, weckte Sympathien für das Bauwerk. Seine markante Form machte es im Laufe der Jahre zu einem Wahrzeichen der Stadt, nicht mehr wegzudenken aus der Silhouette der Frankfurter Skyline. Doch weil er marode, voller Asbest und nicht für neue Zwecke nutzbar ist, fällt im neuen Jahrtausend eine bittere Entscheidung: Der Turm muss weg.
    Was aber soll stattdessen dort hin? Die Empörung über den Abriss lassen die Frankfurter einen Wettbewerb verfolgen, in dem sich deutschlandweit Architekturbüros an einem Nachfolgeturm versuchen. Es gewinnt ein gewagter Entwurf vom Frankfurter Büro ’“Meixner Schlüter Wendt“: ein Bau, dessen Silhouette der des alten Turms zum Verwechseln ähnlich sieht. Kann es gelingen, ein verschwundenes Wahrzeichen wiederzubeleben? „hauptsache kultur“ hat das Gebäude kurz vor der Fertigstellung besucht und mit den Architekten gesprochen.
    Beitrag: Simone Jung Sendetermin im Hessischen Rundfunk am 30.09.2017, 18:45 Uhr „Rückkehr nach Hofgeismar“: wie ein Nordhesse, der sein halbes Leben in Frankreich verbrachte, heute auf seine nordhessische Heimat blickt Nach fast vierzig Jahren ist er zurückgekehrt: Karl Heinz Götze, emeritierter Hochschulprofessor aus Aix-en-Provence.
    Vor 70 Jahren kam er in Hofgeismar zur Welt, hinein geboren in eine Arbeiterfamilie. Der Vater war Eisenbahner, die Mutter Hausfrau, es musste täglich gespart werden, nie Urlaub, niemals Essen gehen. Trotzdem, so erzählt Götze habe er sich nie arm gefühlt. Alle in seiner Umgebung lebten damals so. Dennoch zog es ihn weg, raus aus der kleinbürgerlichen Enge seiner Familie und der nordhessischen Kleinstadt. Als einziges Arbeiterkind schaffte er es aufs Gymnasium, machte Abitur, studierte in Marburg und wurde schließlich in Südfrankreich Professor für deutsche Literatur und Zivilisation.
    Nun hat er ein eindringliches Buch über seine Rückkehr und seinen Heimatort geschrieben: „Was aus der Heimat wurde, während ich lange weg war.“ Wie betrachtet der Rückkehrer nach so vielen Jahren in Frankreich seine alte Heimat? Wie hat sich das Leben in der nordhessischen Provinz verändert und was verrät das über die Gesellschaft in Deutschland? „hauptsache kultur“ hat Karl Heinz Götze in Hofgeismar getroffen und ihn an die Orte seiner Kindheit und Jugend begleitet. Beitrag: Carola Wittrock (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 28.09.2017hr-Fernsehen
  • Folge 2
    Die Landshut ist zurück: Warum die ehemalige Stewardess Gabriele von Lutzau das legendäre Terror-Flugzeug als wichtiges Mahnmal sieht und sich für ihre Rückkehr eingesetzt hat. Die Landshut – sie gilt als Symbol des deutschen Terror-Herbstes 1977. Damals, vor fast genau 40 Jahren entführten palästinensische Terroristen die Boeing 737, um die Führung der Roten Armee Fraktion aus den Gefängnissen freizupressen. Fünf Tage dauerte die nervenaufreibende Entführung, die am 18. Oktober 1977 im somalischen Mogadischu mit der Erstürmung der Maschine durch die GSG 9 endete und bei der fast alle Terroristen an Bord getötet wurden.
    Bis auf den Flugkapitän überlebten alle 90 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Die Stewardess Gabriele Dillmann, heute Gabriele von Lutzau, wurde lange von der Presse als „Engel von Mogadischu“ gefeiert, weil sie für die Passagiere eine wichtige Stütze war. Sie mag den Titel bis heute nicht. „Wie alle Menschen an Bord“, sagt sie, „hat damals auch das Flugzeug – ‚die Landshut‘ – durchgehalten, und dafür bin ich ihr dankbar“.
    Jetzt ist die alte „tapfere Landshut“ wieder in Deutschland; im Dornier-Museum in Friedrichshafen am Bodensee soll sie als Mahnmal an den Terror des Dt. Herbstes erinnern. Jahrelang rottete die inzwischen ausgemusterte Maschine im brasilianischen Fortaleza vor sich hin. Von Lutzau war im Frühjahr in Brasilien und setzte sich dafür ein, dass die Landshut wieder „nach Hause“ kommt und zu einem Denkmal und Dokumentationszentrum umgerüstet wird. Der Bund hat nun zwei Millionen Euro für die Rückführung Ende September spendiert, aber noch ist nicht klar, wie die Restaurierung und die Ausstellung finanziert werden soll.
    „hauptsache kultur“ hat die ehemalige Stewardess zu Hause im hessischen Michelstadt besucht. Warum hat sie sich so für die Rückkehr der Maschine eingesetzt ? Und gehört ein Flugzeug, in dem Menschen Höllenqualen erlebt haben, wirklich in ein Museum? Bericht: Juliane Hipp. Hinweis: Geschichte im Ersten: Die Geiseln von Mogadischu. Das Leben nach der „Landshut“-Entführung. Film von Martina Treuter und Martin Ripps.
    ARD 9. Oktober 2017, um 23:30 Uhr. Das neue Historische Museum: Der Countdown zur Eröffnung läuft. Im Herzen Frankfurts tut sich was: Dort entsteht gerade nicht nur die Altstadt neu sondern auch das Historische Museum am Römerberg erstrahlt bald in neuem Glanz. Feierlich wird es am kommenden Samstag eröffnet. Nach 6 Jahren Bauzeit ist ein modernes Ausstellungshaus entstanden, das sich architektonisch in das neue Innenstadtbild Frankfurts anpassen soll. „Museumsquartier“ nennen die Verantwortlichen das Ensemble.
    Der Sandsteinbau zitiert mit seinen Giebeln die im Bombenhagel untergegangene Altstadt und der neue Museumshof ist als Platz gestaltet worden, der mit seinen Treppenstufen für alle Frankfurter offen steht. – Erstaunlich ist auch die Konzeption der Ausstellungen.- Auf rund 6000 Quadratmetern wird den Besuchern gezeigt, was die Mainmetropole gestern und heute ausmacht, wie lebten die Bürgerinnen und Bürger hier einst und wie tickt die Stadt jetzt? All das soll offen, interaktiv und multimedial präsentiert werden. Die Gäste können in Kommunikation mit ihrer Stadt treten.- „Was möchten Sie denn bitte sehen von ihrer Stadt?“ fragt ein Display.
    „Frankfurt als Hauptstadt des Verbrechens, oder als Geldstadt, oder als Industriestadt, oder als jüdische Stadt?“ Aber wird das auch alles beim Publikum ankommen? „hauptsache kultur“ war bei den letzten Arbeiten dabei und hat exklusiv den Museumsdirektor Jan Gerchow bei einem Rundgang durch die Ausstellungsräume begleitet. Wie nervös ist er kurz vor der Eröffnung seines Museums? Beitrag: Uli Zimpelmann.
    Das Ende einer Ära – Steht die älteste Videothek Deutschlands in Kassel vor dem Aus? Vor 42 Jahren eröffnete Eckhard Baum seine Videothek in Kassel – laut Guinness Buch der Rekorde die erste in Deutschland – laut Ecki Baum selber sogar die älteste der Welt. Doch jetzt steht die Videothek mit Kultstatus vor dem Aus. Baum wird 80 und hört auf. Das Geschäft läuft schon länger nicht mehr wie es soll. In Zeiten von Stream und Download gehören Videotheken zu einer aussterbenden Spezies. Immer mehr Videotheken machen dicht.
    Doch eine Truppe filmbegeisterter Menschen in Kassel will das Ende von Eckis Video-Shop nicht einfach so hinnehmen. Sie basteln an Ideen und Visionen, wie man die Videothek retten und was man aus ihr machen könnte. Doch das braucht Geld und noch mehr Idealismus. „hauptsache kultur“ hat Eckard Baum und die Videothekenretter in Kassel besucht, wollte wissen, wie gut die Chancen sind, dass der Laden erhalten bleibt. Denn die Zeit wird knapp. Ende Oktober läuft Eckis Baums Mietvertrag ab. Beitrag: Marco Giacopuzzi.
    Der Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper – Warum Sebastian Weigle bei Proben gerne selber singt. Viel muss Sebastian Weigle nicht erklären, wenn er – der Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt – mit seinem Orchester probt. Stattdessen singt er lieber: So verinnerlicht er sich auch die Partituren. An der New Yorker Met hat er mit Weltstars geprobt, Tourneen haben ihn um die ganze Welt und zu Spitzenorchestern geführt – aber seine musikalische Heimat ist die Oper Frankfurt. Sebastian Weigle, Sohn eines Kirchenmusikers aus Ost-Berlin, hat nach einer Karriere als Solo-Hornist verschiedene Orchester geleitet, bis 2023 wird er Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt sein.
    Für die neue Spielzeit hat er sich die Oper „Peter Grimes“ von Benjamin Britten vorgenommen. „hauptsache kultur“ hat Sebastian Weigle bei seiner Arbeit besucht und ist dabei, wenn er das Beste aus seinem Orchester herausholt. Bericht: Dorothee Ott Kann das weg? – Die „Boxhaltestelle“ in Wiesbaden. Zum Kultursommer 2008 lud die Stadt Wiesbaden zwölf Künstler ein, den Ersten Stadtring der Landeshauptstadt vom drögen Verkehrsalltag zu befreien und in eine offene Ausstellungsfläche zu verwandeln.
    Fünf der Künstler kamen aus dem Rhein-Main-Gebiet, darunter auch die jüngste Teilnehmerin Miriam Wetzel. Die 1980 geborene Wiesbadenerin ließ eine Bushaltestelle aus Stahl und Kunststoff errichten, unter deren Dach sich sechs Boxsäcke befinden. Das Kunstwerk „Boxhaltestelle“ soll seither Besucher, Anwohner und Passanten gleichermaßen ermuntern, die Sandsäcke zum Stressabbau zu nutzen. Kunst zum Anfassen oder zum Abhängen? Ein Fall für unseren Kunstermittler Christian Saehrendt! Bericht: Tanja Küchle. Redaktion: Tom Klecker, Juliane Hipp. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.10.2017hr-Fernsehen
  • Folge 3
    Unendlich traurig – Warum ist der Goetheturm abgebrannt?
    Es gab einige Frankfurter, die ihre Tränen nicht zurückhalten konnten, als sie die Nachricht erreicht hatte: Der Goetheturm ist abgebrannt. Den 2. Weltkrieg hatte der Holzturm von 1931 überstanden, Stürme ausgehalten, jetzt ist er nur noch ein Haufen Asche. Am schlimmsten ist der Verdacht, dass das Wahrzeichen Opfer eines Brandstifters geworden sein könnte. Aber wer macht sowas? Wer löscht einen Ort aus, der Generationen als Ausflugsziel galt, der für Vergnügen, Entspannung und einen großartigen Blick auf die Frankfurter Skyline und den Taunus stand? Die Kriminalpsychologin Michaela Schätz befasst sich mit der Psyche von Feuerteufeln, Menschen, für die es eine Sucht zu sein scheint, mit großen Bränden Aufmerksamkeit zu erreichen.
    Ist es für die Kriminalpsychologin schlüssig, die Brände des koreanischen Pavillons im Frankfurter Grüneburgpark, des chinesischen Pavillons im Bethmannpark sowie einem Aussichtsturm in Kelkheim im Taunus zusammenzubringen? Michaela Schütz erklärt in „hauptsache kultur“ was hinter dem mutmaßlichen Brandanschlag auf den Goetheturm stecken könnte.
    Wenn das Gefühl das Wissen schlägt – So täuschend echt fühlt sich die virtuelle Zukunft an:
    Wie ist es auf einem schmalen Brett hoch oben zwischen zwei Hochhäusern zu balancieren? Wie fühlt es sich an, um sein Leben zu rennen? – Wie gruselig ist es, einen realen Tatort zu betreten? Solche Erlebnisse im Grenzbereich können im Kunstverein Frankfurt gemacht werden. Alles virtuell, aber täuschend echt. Die Künstler in der Ausstellung „Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten“ wollen zeigen, wie wir uns durch Computeranimationen täuschen lassen und wo sie uns im Leben helfen können. Kriminalermittler haben z.B. die Möglichkeit, digital erfasste Tatorte virtuell zu begehen, sie zeit- und ortsunabhängig zu untersuchen. Die Ausstellung ermöglicht zum ersten Mal für den Laien die Einsicht in diese Technik.
    Die Ausstellung will aber auch zum Nachdenken anregen, inwiefern der Betrachter auch manipuliert und beeinflussbar werden kann. Mit seinen Sinnen erfährt der Besucher die Grenzen zwischen wirklicher und künstlicher Welt und das ganz exklusiv, denn der Kunstverein Frankfurt ist eines der ersten Ausstellungshäuser in Deutschland, die dieses neue Medium, Virtual Reality, in eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst integriert. „hauptsache kultur“ zeigt, wie täuschend echt sich die virtuelle Zukunft anfühlt und fragt nach: Wer wird diese Technik weiterentwickeln und mit welcher Intention? Wie wird sich unsere Vorstellung von Wirklichkeit dadurch radikal verändern?
    Kassels morbider Charme. Von scheintoten Prinzessinnen und Hessens ältester Pathologie:
    Kassel, die Stadt in Nordhessen, wird ab und an belächelt. Schon Loriot machte seine Witze: „Kennen Sie Kassel? – Ach was.“ Das ist wohl auch das Problem. Kassel, die ewig Unterschätzte! Alle paar Jahre ist die Stadt der Nabel der Welt, wenn die Documenta die Region belebt, den Rest der Zeit wirkt die Stadt, nun ja, sehr beschaulich. Gemeine Zungen soll man sogar schon sagen gehört haben: „hier liegt der Hund begraben, hier möchtest du nicht tot überm Zaun hängen …“. Solche Menschen sind sicher schwer vom Gegenteil zu überzeugen. So ein Ruf lässt sich wahrlich schwer abschütteln. Aber warum nicht die Flucht nach vorne antreten? Vielleicht liegt genau darin eine Stärke? Vielleicht ist es gerade der morbide Charme, der die nordhessische Metropole zu etwas ganz besonderem macht. Ist es nicht irgendwie schaurig schön in Kassel?
    Die Heimat der Brüder Grimm. Unter ihrer Feder starben Prinzen und Prinzessinnen!
    Hier hat der Tod gar sein eigenes Museum! Und im Sezieren von Leichen blickt Kassel auf eine lange Tradition! „hauptsache kultur“ besucht die älteste Pathologie Deutschlands am Klinikum Kassel, das Museum für Sepulkralkultur und die Grimmwelt.
    Von Schwimmbädern, Scheidungen und Strip-Clubs: Wie die Schriftstellerin Julia Wolf der bürgerlichen Kleinfamilie den Mittelfinger zeigt.
    Julia Wolf pflegt einen außergewöhnlichen, kunstvoll durchkomponierten Schreibstil. Und sie startet damit durch: Gleich ihr zweiter Roman hat es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017 geschafft. Er heißt: „Walter Nowak bleibt liegen“. Darin versetzt sich die Mittedreißigerin in den Kopf und Körper eines fast doppelt so alten Rentners, der nach einem Schwimmbad-Unfall im Badezimmer seiner Friedberger Villa auf sein gescheitertes Leben zurückblickt. Er ist geschieden, sein Sohn meidet ihn und seine beiden Frauen, die Ex- und die Noch-Ehefrau, kommentieren seine wirren Eskapaden nur mit „Ach Walter“. Auch in ihrem ersten Roman „Alles ist jetzt“ ist die Hauptfigur einer Scheidung zum Opfer gefallen, auch hier trifft es die ganze Familie ins Mark.
    Die junge Tochter Ingrid zieht es ins Frankfurter Rotlichtviertel, sie wird Barkeeperin in einem Strip-und-mehr-Club. Menschen in der Krise, die sich selbst zu verlieren drohen, weil Ihnen die Familie keine Stabilität mehr geben kann – das ist Julia Wolfs Thema. Die Schriftstellerin wurde 1980 in Groß-Gerau geboren – und ist selbst ein Scheidungskind. Warum in ihren Romanen die Eltern ihre Verwundungen an die Kinder weiter geben fragt „hauptsache kultur“ Julia Wolf bei einem Streifzug durchs Freibad und dem Frankfurter Rotlichtviertel. Julia Wolf: „Walter Nowak bleibt liegen“, Frankfurter Verlagsanstalt, 157 Seiten, 21 Euro.
    Ein Leben lang unzertrennlich: Matisse & Bonnard im Frankfurter Städel
    Es war eine Freundschaft fürs Leben, die beiden Künstler Henri Matisse und Pierre Bonnard waren 40 Jahre lang befreundet. Sie waren fast gleich alt, beide erfolgreich und trotzdem ist ihr Stil völlig unterschiedlich. Ihre Kunst wird sogar verschiedenen Epochen zugerechnet. Auch hatten die beiden Maler völlig unterschiedliche Charaktere. Bonnard, der zurückgezogene, Matisse der extrovertierte Lebemann. Und trotzdem ist diese tiefe Freundschaft und die große Bewunderung, die beide Künstler füreinander empfanden, in ihren Bildern zu spüren.
    Viele Werke beziehen sich aufeinander, häufig tauchen ähnliche Motive auf und immer wieder ist es der pure Farbrausch, der den Betrachter fasziniert. Die Gegensätze und Gemeinsamkeiten, die diese Künstlerfreundschaft ausmacht, sind gerade im Städel Frankfurt zu sehen. „Es lebe die Malerei!“ hat Henri Matisse auf eine Postkarte geschrieben, die er an Pierre Bonnard 1925 geschickt hat. Und so heißt auch die Ausstellung. „hauptsache Kultur“ hat sie besucht und zeigt, wie inspirierend eine Freundschaft fürs Leben sein kann. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.10.2017hr-Fernsehen
  • Folge 4
    Liebesgrüße aus Kassel – eine klitzekleine Kulturgeschichte der Postkarte: Wissen sie noch, wann sie ihre letzte Postkarte geschrieben haben? Gibt es die überhaupt noch? Dabei war die gute alte Postkarte vor hundert Jahren eine Medienrevolution: günstig, demokratisch, zuverlässig – die Urgroßmutter der SMS. Ursula Spielmann und Jürgen Fischer vom „Verein für hessische Geschichte und Landeskunde“ haben gerade mit ihrem Kasseler „Postkartenprojekt“ die bedruckten Pappgesellen von anno dazumal auf Herz und Nieren geprüft und sich durch hunderte von historischen Ansichtskarten gearbeitet.
    Mit welchen Motiven präsentiert sich die Stadt Kassel im Goldenen Postkarten-Zeitalter zwischen 1885 bis 1918? Warum war jemand so frech und klebte seine Briefmarke verkehrt herum auf die Karte? Welche verblüffenden Botschaften kann man bis heute aus einem uralten Urlaubsgruß herausfiltern? Und wer hat die Postkarte überhaupt erfunden? „hauptsache kultur“ zieht mit Ursula Spielmann und Jürgen Fischer durch die documenta-Stadt und die beiden verraten einige Geheimnisse der Postkarte, die sie in detektivischer Kleinarbeit gelüftet haben.
    Frei nach dem Motto: Wichtig ist nicht unbedingt was man schreibt, sondern dass man schreibt. Von Weimar lernen? Ein neuer Blick auf Deutschlands erste Demokratie in der Frankfurter Schirn: Sie existierte gerade einmal 15 Jahre und gilt heute als Paradebeispiel dafür, wie eine Demokratie scheitern kann: die Weimarer Republik. Lange hat man diesen Abschnitt der deutschen Geschichte für überwunden gehalten, doch aktuell wird wieder stärker auf diese Zeit geblickt und nach Parallelen zu heute gesucht.
    Es ist die Rede von neuen „Weimarer Verhältnissen“ in Deutschland, von einer erstarkten Phase der Verunsicherung und der Bedrohung, von rechten Kräften und sozialen Ungerechtigkeiten. Wie viel ist dran an dieser Bewertung? Eine Ausstellung in der Frankfurter Kunsthalle Schirn will darauf Antworten geben. „Glanz und Elend in der Weimarer Republik“ nennt sich die Schau, in der ein umfangreicher Blick auf die erste deutsche Demokratie geworfen werden soll.
    „hauptsache kultur“ hat sich die Ausstellung kurz vor der Eröffnung angesehen und mit der Kuratorin Ingrid Pfeiffer darüber gesprochen, was wir von der Weimarer Republik für unsere heutige Zeit lernen können. Aufgewachsen unter Neonazis: „Ein deutsches Mädchen – Mein Leben in einer Neonazi-Familie“ von Heidi Benneckenstein: Ihr Leben lang war Heidi Benneckenstein Teil der rechten Szene. Vor sechs Jahren schaffte sie den Ausstieg aus dieser Welt, in die sie nicht einfach reingerutscht war, sondern in die sie hineingeboren wurde.
    Ihr Vater, ein strammer, szenebekannter Nazi, erzog seine Kinder völkisch-nationalistisch. Die Mutter ließ es geschehen. Darüber hat sie jetzt ein Buch geschrieben: „Ein deutsches Mädchen“ ist ein erschütternder Insiderbericht aus einer Parallelwelt. „hauptsache kultur“ hat Heidi Benneckenstein getroffen und über ihre Kindheit und Jugend gesprochen. Anselm Weber: Der neue Intendant am Schauspiel Frankfurt: Er ist Fan vom FC Bayern München, verträgt nicht gut Apfelwein und verbrachte die letzten zwanzig Jahre im Ruhrpott.
    Anselm Weber ist der neue Intendant am Schauspiel Frankfurt. Obwohl er in dieser Stadt in den 90er Jahren seine ersten Stücke inszenierte und am hiesigen Theater auch eine Zeit lang Oberspielleiter war, muss er sich jetzt erst wieder eingewöhnen. Neu ist auch die Schauspieler-Mannschaft, die Weber aufgestellt hat – über die Hälfte des Ensembles sind Neuzugänge. Am kommenden Freitag feiert das Theaterstück „das siebte Kreuz“ nach dem Roman von Anna Seghers am Schauspiel Frankfurt Premiere, Anselm Weber führt dabei die Regie.
    „hauptsache kultur“ stellt den frischgebackenen Intendanten vor, hat mit ihm über seine Pläne gesprochen und führt ihn an Frankfurter Orte, die ein Bayern-München-Fan normalerweise nie betreten würde … Die Skulptur „Leben“ in Wiesbaden – Kann das weg? Christian Saehrendt ermittelt! Sie ist Teil der Wiesbadener Skulpturensammlung, die auf die 1960er Jahre zurückgeht: Die 1981 entstandene Bronzeskulptur „Leben“, die in unmittelbarer Nähe zum Hessischen Staatstheater steht.
    Sie sieht aus wie eine zerbrochene Schale, in deren Mitte eine Kugel thront. Gehalten wird das Objekt durch vier Steinquader, die als Sockel fungieren. Der 2001 verstorbene slowenische Bildhauer France Rotar war ihr Schöpfer, heute ist „Leben“ eines von 26 Kunstwerken, die bis 2011 durch Kauf oder Schenkung in den Besitz der Stadt gelangten und in Parks oder auf öffentlichen Plätzen ihre Heimat fanden – oder ihr Dasein fristen, das liegt wohl ganz im Auge des Betrachters. Genau wie die Frage: Ist diese Skulptur tatsächlich ein Symbol des Lebens – oder eher der Langeweile? Ein Fall für „hauptsache kultur“ und Christian Saehrendt! (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.10.2017hr-Fernsehen
  • Folge 5
    Warum Tristan sterben musste: Kommissar Marthaler ermittelt wieder – in „Menschenfischer“, dem neuen Krimi von Jan Seghers
    Dieser Fall erschüttert ganz Deutschland: 1998 wird der dreizehnjährige Tristan unter einer Brücke im Frankfurter Stadtteil Höchst auf bestialische Weise getötet und verstümmelt. Der Mord löste eine der größten Polizeiaktionen in der deutschen Nachkriegsgeschichte aus. Doch bis heute ist der Fall ungelöst. Der Frankfurter Krimi-Autor Jan Seghers hat den Mord für sein neues Buch „Menschenfischer“ als Vorlage genommen und setzt Kommissar Marthaler auf den Fall an. Alte, ungelöste Fälle sind Marthalers Spezialgebiet. Seine Ermittlungen führen ihn mitten in den finsteren Wald des Rheintals, ganz in die Nähe der berühmten Loreley. Dort sind brutale Menschenhändler aktiv.
    Am 7. November erscheint der inzwischen sechste Marthaler-Krimi und der stand zwischenzeitlich auf der Kippe: Als der Frankfurter Schriftsteller Matthias Altenburg unter seinem Pseudonym Jan Seghers mitten beim Schreiben war, schien es so, als würde der Fall Tristan in der Realität gelöst. Denn 2016 kam ein Schwalbacher Rentner ins Visier der Ermittler. Er hatte zahlreiche Prostituierte umgebracht – und laut Landeskriminalamt womöglich auch Tristan. Ein grober Fehler in der Ermittlungsarbeit, sagt Matthias Altenburg, der sich genauestens mit dem Fall beschäftigt hat. Sein Verdacht: die Ermittler wollten durch die Verknüpfung der Prostituierten-Morde mit dem Fall Tristan Aufmerksamkeit erzeugen.
    „hauptsache kultur“ spricht mit Jan Seghers alias Matthias Altenburg darüber, warum im Fall Tristan vieles schief gelaufen ist und was jetzt zu tun wäre, um noch eine Chance auf die Lösung des Falls zu haben. Und wir schlagen uns mit dem Schriftsteller durch den dunklen, rheinischen Wald – auf den Spuren von Kommissar Marthaler. Autorin: Tanja Küchle (Jan Seghers: Menschenfischer. Kommissar Marthaler ermittelt. Rowohlt Kindler. 432 Seiten. (19,95 Euro) Lesung und Gespräch: 15.11.2017, Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt, 20 Uhr)
    Tatort Frankfurt – Was Kriminalfälle über den Charakter einer Stadt verraten
    Bahnhofsviertel, Rotlichtmilieu, Drogenhandel, Mord und Totschlag. Frankfurt sei die gefährlichste Stadt Deutschlands. Dieses Klischee klebt hartnäckig an der Mainmetropole, obwohl die Zahlen der jährlichen Kriminalitätsstatistik diesen miesen Ruf nicht bestätigen. Woran liegt das? Geschehen etwa so „besondere“ Verbrechen, die nur hier begangen werden können? Verbrechen, die so „spektakulär“ daher kommen, dass das ganze Land Anteil nimmt oder die so „speziell“ waren, dass sie für viel Aufmerksamkeit sorgten? Zu einer solchen Straftat gehört zum Beispiel der Mord an dem Klavierhändler Hermann Richard Lichtenstein auf der Zeil im Jahr 1904. Er war einer der ersten Mordfälle in Deutschland, der aufgrund der damals revolutionären Fingerabdruck-Methode aufgeklärt werden konnte.
    Bundesweit Beachtung fand in den 1950er Jahren auch der Todesfall der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt. In der aufstrebenden Wirtschaftsmetropole lebte sie ein freies, unabhängiges Leben mit guten Kontakten in Wirtschaft und Politik. Selbst Goethe wurde durch ein Frankfurter Verbrechen zu seinem „Faust“ inspiriert. Fest steht: Frankfurts Kriminalgeschichte liefert viele spannende Fälle, die einen genauen Blick lohnen. „hauptsache kultur“ war deshalb mit der Krimiautorin und Kommissarin Nikola Hahn auf Spurensuche durch die City und hat gefragt: Sind Kriminalfälle vielleicht so etwas wie der unverwechselbare Fingerabdruck einer Stadt? Beitrag: Anke Schnackenberg
    Kassels Rotlichtviertel steht vor einem Imagewechsel – Was Künstler aus dem verruchten Schiller-Kiez machen
    Schmierereien an Hauswänden, leere Geschäfte, Prostitution und Drogenhandel – das Schillerviertel zählte bislang nicht zu den lebenswertesten Stadtteilen Kassels. Doch hinter den Mauern dieses zwielichtigen Viertels tut sich was. Künstler haben sich von den günstigen Mieten anziehen lassen und prägen den Schiller-Kiez immer mehr. Einer dieser Künstler ist Dustin Schenk, sein Herz hängt an diesem Viertel. Er will es „durch die Kunst wachküssen“, wie er sagt. Mehrere Häuserwände sind von internationalen und nationalen Künstlern mit riesigen Graffitis besprüht und es sollen noch mehr werden. Als Zeichen für den Wandel. Dustin Schenk öffnet „hauptsache kultur“ die Atelier-Türen und er zeigt uns, wie sich dieser Stadtteil zu einem neuen Kreativpunkt Kassels mausern kann. Aber er verschweigt auch nicht die Probleme des Stadtteils, der an den legalen Straßenstrich Kassels grenzt. Bericht: Christiane Schwalm
    Von wegen Ruhestand – Der 86jährige Weltstar Armin Mueller-Stahl in Bad Soden
    Das lukrative Angebot, den Professor Brinkmann in der „Schwarzwaldklinik“ zu geben, schlug er einst aus. Um im Alter von 60 Jahren nach Amerika zu ziehen, obwohl er kaum Englisch sprach. Eine seiner ersten Rollen, in Jim Jarmuschs Kultfilm „Night on Earth“, ist deshalb so authentisch: Mueller-Stahl spielt den aus der DDR ausgereisten Taxifahrer Helmut Grokenberger, der sich radebrechend durch den New Yorker Großstadtdschungel schlägt. Das ist typisch für Armin Mueller-Stahl: seine Unangepasstheit und sein Mut zum Anderssein, zum Aufbruch.
    Mit 60 beginnt er also eine Karriere in Hollywood, mit 70 macht er seine erste Kunstausstellung, jetzt mit fast 87 gibt er Konzerte. Woher nimmt Armin Mueller-Stahl diese Energie? Und warum macht er das ausgerechnet in Bad Soden? Armin Mueller-Stahl ist einer der größten deutschen Schauspieler, ausgebildeter Musikwissenschaftler und Geiger. Die Schauspielerei hat er inzwischen aufgegeben, er ist als Maler unterwegs, zeigt seine Gemälde gerade im Badehaus im Kurpark Bad Soden.
    Unter dem Titel „Menschenbilder“ sind dort Landschaftsbilder und Portraits von Persönlichkeiten aus Politik, Literatur und Musik zu sehen. Als wäre das nicht genug, präsentiert er zudem einen großen Konzertabend in einer Bad Sodener Seniorenresidenz. „hauptsache kultur“ spricht mit dem ewig unangepassten Armin Mueller-Stahl – über das Malen, die Musik und das Altern. Bericht: Stefanie Appel (Die Ausstellung „Menschenbilder“ läuft bis zum 26. November 2017, Stadtgalerie im Badehaus Alter Kurpark Bad Soden) (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.11.2017hr-Fernsehen
  • Folge 6
    Er ist wieder da: Die Rückkehr des Wolfs.
    Seit mehr als 100 Jahren gilt der Wolf in Deutschland als ausgerottet, in Hessen wurde der letzte Wolf bereits am 18. November 1805 im nordhessischen Melsungen geschossen. Aber er ist wieder da. Ende der 1990er Jahre ist er aus Polen eingewandert und hat sich zunächst in der Lausitz angesiedelt. Mittlerweile gehen Wolfspezialisten davon aus, dass wieder mehr als 50 Rudel in Deutschland heimisch sind, und sie gehen auf Wanderschaft, halten sich nicht an Landesgrenzen. Auch in Hessen wurden mehrfach einzelne Wölfe gesichtet, in Nordhessen oder zuletzt im September im Odenwald. Tierfreunde freuen sich darüber, während Schäfer um ihre Tiere bangen und den Wolf am liebsten wieder zurückdrängen würden.
    Schließlich haben viele Menschen ein sehr emotionales Verhältnis zum Wolf: entweder sie lieben oder sie hassen ihn. Seine Rückkehr ist deswegen umstritten, genauso wie sein Image. Warum ist das so? Welche Mythen und Märchen prägen das Bild des hinterhältigen, bösartigen Killers und was ist tatsächlich dran? „hauptsache kultur“ trifft den aus Nordhessen stammenden Journalisten Andreas Beerlage, der gerade ein Buch über die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland geschrieben hat, im nordhessischen Reinhardswald, wo seiner Meinung nach jeder Zeit ein Wolf auftauchen könnte. Autorin: Anke Schnackenberg. Andreas Beerlage: Wolfsfährten. Alles über die Rückkehr der grauen Jäger. Gütersloher Verlagshaus.
    Jil Sander – Die deutsche Mode-Ikone präsentiert ihr Werk weltweit zum ersten Mal in einer Ausstellung. Lässig, minimalistisch, edel – Understatement pur: Die Mode von Jil Sander. Ihr Gesicht, ihre Marke stand und steht für tragbare und luxuriöse Mode. Für ein anderes Frauenbild. Klare Farben, klare Silhouetten für selbstbewusste, berufstätige Frauen. Eine Ausstellung wollte sie eigentlich gar nicht. Dem Victoria and Albert Museum in London hatte sie abgesagt. Eine Retrospektive ihres Werkes? Zurückblicken? Nein, nicht ihre Sache. Wenn überhaupt müsse es nach Vorne gehen. Dann traf sie Matthias Wagner K. – heute Museumsdirektor des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt.
    Und es wurde ein Projekt daraus, an dem Jil Sander bis zur Ausstellungseröffnung fünf Jahre lang mitgearbeitet hat. Zugestimmt zu dieser großen Werkschau hat Jil Sander erst, als sie die Architektur des Museums gesehen hatte – Richard Meyers weißen modernen Bau am Frankfurter Mainufer. Passt wie maßgeschneidert zu ihren Ideen, fand sie. Zu ihrer Vorstellung von puristischer Ästhetik. 1943 wird Jil Sander als Heidemarie Jiline Sander in Schleswig-Holstein geboren. Nach der Mittleren Reife und einer Ausbildung zur Textilingenieurin arbeitet sie als Moderedakteurin und eröffnet 1968 ihre erste Boutique im Hamburger Nobelviertel Pöseldorf.
    Ende der 70er Jahre erobert sie dann mit zeitlosen, raffinierten Kreationen die internationale Modewelt. „Kaschmir-Königin“, „Queen of less“, „Modepäpstin“ – mit diesen Superlativen wird sie betitelt. In der Ausstellung „Jil Sander. Präsens“ geht es jetzt um alle Facetten ihres Werkes: Mode, Produktdesign, Photographie, Architektur, Klang und Gartenkunst. „hauptsache kultur“ hat Jil Sander in Frankfurt getroffen und die schüchterne Modedesignerin nach tagelanger Überzeugungsarbeit dazu gebracht, in Anwesenheit einer Kamera mit uns zu sprechen. Bericht: Sven Waskönig.
    „Lebenslinien“: Ein Fotoprojekt ergründet Träume und Veränderungen zwischen 40 und 60 Jahren
    Manchmal entstehen wunderbare Projekte aus dem menschlichen Leid heraus. So wie bei Peter Gebhard die ‚Lebenslinien‘. Im Hauptberuf ist Peter Gebhard Sozialarbeiter im Strafvollzug, das Fotografieren hat er sich selber beigebracht. 1957 geboren, kommt er 1997, in dem Jahr, in dem er 40 wird, mit einem schweren Bandscheibenvorfall ins Krankenhaus. Eine niederschmetternde Erfahrung. Um einen Weg aus seinem Leid zu finden, nimmt er Kontakt zu anderen Männern und Frauen auf, die im gleichen Jahr 40 werden. Er schaltet eine Anzeige und es melden sich überraschend viele Menschen, die auch ein Bedürfnis haben über diesen einschneidenden Lebensabschnitt zu sprechen.
    Vierzig von ihnen holt er vor die Kamera und bittet sie, ein Lebensmotto zu formulieren. In diesem Jahr – 20 Jahre später – hat er 25 von ihnen wieder getroffen. Peter Gebhard wollte wissen, was aus ihren Träumen, Hoffnungen und Wünschen geworden ist. Daraus sind die ‚Lebenslinien‘ entstanden. Ein Projekt, das die alten und neuen Fotos gemeinsam mit Aussagen der Porträtierten gegenüberstellt. „hauptsache kultur“ besucht Peter Gebhard zu Hause in Gießen, um mit ihm über dieses Projekt zu sprechen und über die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat.
    Nehmen Männer und Frauen die Lebensmitte unterschiedlich wahr? Was sind die großen Themen zwischen 40 und 60? Und wie geht er selber mit dem Älterwerden um? Außerdem treffen wir in Lich Iris Nau, eine der Porträtierten, um von ihr zu erfahren, warum sie an dem Projekt teilgenommen hat. Und wie sich ihr Leben in den letzten 20 Jahren verändert hat. Autorin: Carola Wittrock. Die Ausstellung „Lebenslinien“ ist vom 26. November bis 19. Januar 2018 in der Alten Heyne Fabrik in Offenbach zu sehen.
    „Wunder der Wirklichkeit“: Wie Dokumentarfilmer Thomas Frickel nach 25 Jahren dem Tod einer Rüsselsheimer Filmcrew nachspürt. Es war einer der größten Unfälle bei einem Filmdreh in der deutschen Geschichte: Am 22. Dezember 1991 stürzt ein Flugzeug des Typs Douglas DC-3 im Odenwald in der Nähe von Heidelberg ab. An Bord der Maschine: eine Rüsselsheimer Filmcrew mit Komparsen. Nur vier Insassen überleben den Absturz. 28 Menschen sterben, darunter der junge Regisseur Martin Kirchberger. Lange Zeit wurde dieser Tragödie nur in Rüsselsheim gedacht.
    Nun hat der Dokumentarfilmer Thomas Frickel den Unfallopfern ein filmisches Denkmal gesetzt. In „Wunder der Wirklichkeit“ – vor kurzem mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet – begibt er sich 25 Jahre nach der Katastrophe auf Spurensuche und hat dabei eine berührende Hommage an seinen Filmfreund Martin Kirchberger geschaffen, der nur 31 Jahre alt wurde. Kirchberger drehte vor allem kurze, satirische Filme, die als Dokumentation daherkamen, aber erfundene Geschichten waren.
    Heute würde man sie als „Mockumentaries“ bezeichnen. Kirchberger selbst fasste sie als „Wunder der Wirklichkeit“ zusammen, weil er die Realität mit absurden Geschichten übersteigere. Lange musste er die Filme aus eigener Tasche bezahlen. Bis er 1991 für den Film „Bunkerlow“ 95.000 DM Förderung bekam. Darin sollte es um eine Kaffeefahrt der besonderen Art gehen. Das absurde Szenario: Aus der Luft werden bombensichere Bunker an zahlungskräftige Fluggäste verkauft.
    Es war der Film, bei dem er und ein Großteil seiner Crew zu Tode kamen. Thomas Frickel lässt in seinem Dokumentarfilm nun Wegbegleiter und Familienangehörige von Martin Kirchberger zu Wort kommen. Und er versucht behutsam, die Tragödie zu rekonstruieren: den Unfall kurz vor Weihnachten, der für viele Rüsselsheimer noch immer ein Trauma ist. „Wunder der Wirklichkeit“ läuft am 17. November beim Dokumentarfilm- und Videofest in Kassel. „hauptsache kultur“ hat den Filmemacher vorab getroffen. Autor: Simon Broll. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.11.2017hr-Fernsehen
  • Folge 7
    Außergewöhnlicher Bildband: Historische Fotos erzählen Kassels Geschichte.
    Alt-Kassel – eine Stadt, die es so nicht mehr gibt: Der Friedrichsplatz mit dem Preußischen Staatstheater, der Königsplatz mit dem Wochenmarkt, die idyllische Fachwerk-Altstadt oder die barocke Oberneustadt – all das wurde in der großen Bombennacht am 22. Oktober 1943 zerstört. Geblieben sind nur wenige Zeitdokumente und Fotos. Umso wertvoller ist die Sammlung der Familie Eberth – Vater und Sohn hielten das Kassel der 30er Jahre fotografisch fest. Der ehemalige Stadtarchivar Frank-Roland Klaube hat über 50 000 Fotos aus dieser Sammlung gesichtet, eine Auswahl getroffen und daraus jetzt einen opulenten Bildband gemacht. „hauptsache kultur“ begibt sich mit ihm anhand der Eberth’schen Bilder auf Spurensuche und landet dabei an Orten, die selbst bei einigen altansässigen Kasselänern längst in Vergessenheit geraten sind – wie etwa Kassels einstige Skisprungschanze im Habichtswald. Bericht: Christiane Schwalm.
    Brutalismus: Eine Ausstellung in Frankfurt will architektonische Beton-Monster retten – Wieso denn das?
    Sie sind grau, klotzig und für viele Menschen ziemlich abstoßend: wuchtige Beton-Gebäude wie der ehemalige AfE-Turm in Frankfurt oder das Rathaus in Offenbach. Vielerorts sind sie schon gesprengt oder abgerissen: Allein in Frankfurt wurden in den letzten Jahren neben dem AfE-Turm, der zur Universität gehörte, auch das technische Rathaus und das Historische Museum dem Erdboden gleich gemacht. Alles Gebäude, die dem Architektur-Stil des „Brutalismus“ zugerechnet werden. Vom französischen „béton brut“, dem Sichtbeton. Statt die Fassade zu verputzen, wird diese stolz präsentiert. Eine Ausstellung im Deutschen Architektur-Museum zeigt nun ein Herz für die grauen Riesen und warnt vor deren kompletter Zerstörung.
    Geht etwas Wichtiges verloren, wenn man solche Gebäude aus den 1960er bis 1980er Jahren rücksichtslos einreißt? Ja, sagt der Architekt Oliver Elser. Er hat die Ausstellung im Deutschen Architektur-Museum gestaltet, die zugleich auch ein Appell sein soll: „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster“. Auch die Frankfurter Kunsthistorikerin Karin Berkemann kämpft dafür, diese Gebäude zu erhalten. Ihr besonderes Augenmerk gilt brutalistischen Gotteshäusern. „hauptsache kultur“ hat sich mit Oliver Elser und Karin Berkemann auf Erkundungsreise durch Hessen begeben und geschaut, ob man die grauen Riesen wirklich retten soll – oder ob Abreißen doch der beste Umgang mit dieser Beton-Architektur ist. Beitrag: Simon Broll.
    Kriminalfälle kann man auch so lösen: Die neue Kriminaltechnik der Forensischen Architekten.
    Kriminelle Handlungen werden von Gerichtsmedizinern untersucht. Das kennen wir. Jetzt analysieren aber auch Architekten internationale Kriminalfälle. Zum Beispiel im Fall der NSU Morde. Das Institut für Forensic Architecture in London hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Monopol des Staates für forensische Untersuchungen Konkurrenz zu machen. Ein Forschungsobjekt: der Mord an Halit Yozgat in Kassel und die Frage, was wusste der Verfassungsschutz? Das Forscherteam aus London bezweifelt nämlich, dass der ehemalige Verfassungsschutz-Mitarbeiter Andreas Temme nichts von der Ermordung mitbekommen hat, denn er müsse sich zur Tatzeit am Tatort oder nicht weit davon entfernt aufgehalten haben. „hauptsache kultur“ hat Eyal Weizmann, den Gründer von Forensic Architecture, am Rande des NSU Prozesses in München getroffen. Bericht: Ronja Dittrich.
    Was ist schon normal? Wie die Frankfurterin Sandra Mann in ihren Fotografien die Schönheit des Andersseins einfängt
    Sie lässt einen Elefanten durch den Frankfurter Mischwald spazieren. Eine junge Frau in einem Teich voller zerdrückter Plastikbecher baden – und den Crossdresser Rolf voller Stolz im Minirock posieren. Sandra Manns Bühne ist meist der hessische Wald. Dort portraitiert sie gerne Menschen und Tiere. Bevorzugt sind es die kreativen Spielformen der Natur und Gesellschaft: Minderheiten und sogenannte „Randgruppen“ ebenso wie außergewöhnliche Persönlichkeiten. Ihre Fotos: ein bildgewaltiges Plädoyer für Vielfalt und Toleranz. Ob die zweifache Silbermedaillen-Gewinnerin im Dressurreiten der Paralympics Bianca Vogel, der exzentrische Frankfurter Künstler und Direktor vom Kunstverein Familie Montez, Mirek Macke oder das nahezu ausgestorbene Pinzgauer Rind.
    Die Frankfurter Fotokünstlerin Sandra Mann hinterfragt mit ihren Fotografien unser Verhältnis zur Natur und zu allem, was uns fremd, ungewohnt oder „nicht normal“ erscheint. Sie stellt Grenzen zwischen den Geschlechtern in Frage, spielt bewusst mit Tabus und geht bisweilen ironisch und humorvoll mit unseren gewohnten Sichtweisen um. „hauptsache kultur“ besucht die Frankfurter Künstlerin und Fotografin in ihrem Atelier und schaut ihr bei einer ihrer ungewöhnlichen Foto-Inszenierungen im Wald über die Schulter. Autorin: Tanja Küchle.
    Kann das weg? Grüne-Soße Denkmal in Frankfurt.
    Inmitten von Feldern am Ortsrand von Oberrad ist der Kasseler Kunsthistoriker Christian Saehrendt auf eine Reihe von Glashäuschen gestoßen. Bis heute gilt der Stadtteil südlich des Mains als Frankfurts altes „Gärtnerdorf“. Die sieben Glasbauten sehen auch aus wie Gewächshäuser, es wächst aber nichts drin. Stattdessen stehen Namen von Kräutern in großen Lettern auf dem Boden. Grüne-Soße-Denkmal heißt diese Installation der Künstlerin Olga Schulz. Jedes der sieben Häuschen steht symbolisch für eines der sieben Kräuter, die der Frankfurter in seine Grüne-Soße mischt: Petersilie, Schnittlauch, Sauerampfer, Borretsch, Kresse, Kerbel und Pimpinelle. Ein Denkmal für ein Regionalgericht? Geht da die Liebe zur Regionalküche nicht zu weit? Ein Fall für Christian Saehrendt und die Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? Bericht: Wero Lisakowski. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.11.2017hr-Fernsehen
  • Folge 8
    Filmemacher und Gallionsfigur der Schwulenbewegung: Rosa von Praunheim wird 75.
    Streitbar, radikal, provokativ, gut gelaunt und immer auf der Suche nach neuen Geschichten: Rosa von Praunheim. Der Filmemacher, Maler und Aktivist gilt als Pionier des sogenannten queeren, also homosexuellen Kinos. In seinen über 150 – zum Teil sehr eigenwilligen – Filmen gelingt es ihm immer wieder Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft leben, in den Mittelpunkt zu rücken. 1970 löst er mit dem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ in Deutschland einen solchen Skandal aus, dass er quasi über Nacht berühmt wird. Seither gilt er als Kultfigur der deutschen Schwulenszene und provoziert immer wieder gerne. Etwa als er 1991 Hape Kerkeling und Alfred Biolek gegen ihren Willen in einer RTL-Talkshow als homosexuell outet.
    Nun wird der Bürgerschreck 75 Jahre alt. Zeitgleich kommt sein neuer Film, „Überleben in Neukölln“, in die Kinos, erscheint ein Buch („Wie wird man reich und berühmt“), wird eine Ausstellung eröffnet und es soll noch ein Theaterstück geben! Wie macht er das alles? Woher nimmt er die Energie? „hauptsache kultur“ hat Rosa von Praunheim getroffen und mit ihm über die prägenden Ereignisse in seinem Leben gesprochen: das Coming-Out in Praunheim, einem Stadtteil von Frankfurt, wo er als Jugendlicher aufwuchs, das Geständnis seiner Mutter, als sie ihm mit 94 Jahren offenbarte, dass er nicht ihr leiblicher Sohn ist und natürlich sein künstlerisches Schaffen. Was treibt ihn immer noch an? Beitrag: Carola Wittrock.
    Anne Frank: Wie die Erinnerung an das Mädchen aus Frankfurt immer häufiger beschmutzt wird und was dagegen zu tun ist
    Ihr Tagebuch wurde in mehr als 70 Sprachen übersetzt und ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt: Anne Frank. Doch der Name und das Bild des in Frankfurt geborenen jüdischen Mädchens werden in jüngster Zeit immer häufiger in geschmacklose Zusammenhänge gebracht. So missbrauchte ein Bäcker aus Wetzlar das Konterfei des Mädchens, das im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam, für eine antisemitische Fotomontage auf einem Pizzakarton. In Italien verhöhnten Hooligans des italienischen Fußballclubs Lazio Rom ihre Gegner vor kurzem mit einem retouchierten Foto von Anne Frank.
    Auch in deutschen Stadien kursierten Aufkleber mit der perfiden Botschaft: Wer sich mit Anne Frank identifiziere, sei ein Opfer. Für einen Eklat sorgte auch die Deutsche Bahn. In einer Pressemitteilung verkündete sie, einen ihrer neuen ICE-Züge nach Anne Frank benennen zu wollen. Der gut gemeinte Vorschlag offenbarte einen seltsamen Mangel an Geschichtsbewusstsein: Schließlich wurde Anne Frank 1944 mit ihrer Familie deportiert – in einem Zug der deutschen Reichsbahn.
    Geschichtsvergessenheit auf der einen Seite, wachsender Antisemitismus auf der anderen? Verschiebt sich da gerade etwas? Wie steht es um die Erinnerungskultur? Und wie kann das Gedenken an Anne Frank vor Missbrauch bewahrt werden? Wie kann man junge Menschen heute für ihre Geschichte sensibilisieren? „hauptsache kultur“ spricht darüber mit der Stellvertretenden Leiterin der Anne-Frank-Bildungsstätte, Deborah Krieg, und der Direktorin des jüdischen Museums Frankfurt, Mirjam Wenzel. Beitrag: Simon Broll.
    „Immer noch – noch immer“: Renate Bühn macht mit ihrer Kunst das Grauen sexualisierter Gewalt sichtbar.
    „Frühstück mit Papi“ heißt eines der Kunstwerke von Renate Bühn und der Frühstückstisch wirkt auf den ersten Blick recht harmlos. Beim genaueren Hinsehen die Irritation: die Brötchen sind mit Fliegen übersät. Renate Bühn versucht mit ihrer Kunst klar zu machen, was sexueller Missbrauch gegen Mädchen, Jungs und Frauen bedeutet. Denn trotz aktueller Kampagnen wie #metoo wird sexuelle Gewalt immer noch verdrängt. Renate Bühn hat selbst erlebt, wie es sich anfühlt, Opfer zu sein und von niemandem gehört zu werden, während der Täter – der eigene Vater – bis zu seinem Tod in der Familie lebte.
    In Darmstadt gründete sie daher eine Beratungsstelle des Vereins „Wildwasser“ – eine Anlaufstation für Betroffene. Das 30jährige Bestehen von „Wildwasser“ wird jetzt in Wiesbaden gefeiert. Dazu gibt es eine Ausstellung in der Kulturstätte Montabaur: Unter dem Titel „Immer noch – noch immer“ zeigt Renate Bühn ihre Kunstwerke in Wiesbaden. „hauptsache kultur“ besucht die Künstlerin in ihrer Ausstellung. Bericht: Dorothee Ott.
    Ist das Kunst oder kann das weg?
    Gleis 1 von Lois Weinberger in Kassel. Am Kasseler Hauptbahnhof, auch bekannt als Kulturbahnhof, ist inzwischen nicht mehr viel los, seit die Fernzüge in Kassel-Wilhelmshöhe halten. Von Gleis 1 fährt inzwischen gar nichts mehr ab. Stattdessen wachsen dort ungestört Büsche und Unkraut. Ein Schild mit der Aufschrift: „Das über Pflanzen ist eins mit ihnen“ lässt aufmerksame Reisenden aber ahnen, dass dies kein gewöhnliches stillgelegtes Gleis ist. Es handelt sich um ein Kunstwerk von Lois Weinberger. Zur documenta X hat der renommierte österreichische Künstler das Gleis mit Neophyten bepflanzt. Neophyten – das sind fremdländische, eingewanderte Pflanzen. Seither liefern sich die „Fremdlinge“ auf dem Gleisbett einen Wettstreit mit einheimischen Unkräutern und Sträuchern, die sich dort normalerweise breit machen würden. Ein klarer Fall für den Kunsthistoriker, Publizisten und gebürtigen Kasseler Christian Saehrendt. Ist das Kunst oder muss das Unkraut das weg? Beitrag: Wero Lisakowski. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.11.2017hr-Fernsehen
  • Folge 9
    Alle Jahre wieder: Zwischen Festtagsstimmung und Weihnnachtsirrsinn.
    Wie kommt man so richtig in Weihnachtsstimmung? Eigentlich fällt das ja gar nicht so schwer, die Saison läuft schließlich seit September mit Christstollen und Domino-Steinen im Supermarkt. Der Evergreen „Last Christmas“ dudelt auch schon mehrere Wochen aus den Lautsprechern vieler Baumärkte und spätestens nach Ende des Sommerurlaubs steht ja auch der Termin für die Betriebs-Weihnachtsfeier fest. Es soll allerdings immer noch Menschen geben, die zu den Feiertagsmuffeln zählen. Eigentlich ein Unding: Denn seit dieser Woche sind alle Weihnachtsmärkte geöffnet, am Freitag wird das erste Türchen geöffnet und der erste Advent ist zum Greifen nah.
    Doch kein Problem, denn den Stimmungsverweigerern können wir helfen: „hauptsache kultur“ bringt aufhellende Details zum Fest, die vielen vielleicht so noch gar nicht aufgefallen sind: Wussten Sie zum Beispiel, dass die Weihnachtsmärkte in den hessischen Städten darum wetteifern, wer den längsten hat? Und haben Sie sich auch schon immer gefragt, ob das Christkind männlich oder weiblich ist? Wir haben die Antworten in unserer kleinen kulturellen Bestandsaufnahme zur Weihnachtszeit. Bericht: Uli Zimpelmann.
    Kabarett aus dem Stehgreif – Wie Thomas Kreimeyer sein Publikum mit wenigen Stichworten den ganzen Abend unterhält.
    Er ist ein sich unterhaltender Unterhalter: der Wiesbadener Kabarettist Thomas Kreimeyer. Flexibel, wortgewandt und empathisch. Seine Requisiten sind ein roter Stuhl und eine Eieruhr. Das Publikum gibt ihm ein Stichwort und dann macht er 10 Minuten Kabarett daraus, bis die Uhr klingelt – aus dem Stegreif! „Kabarett – der rote Stuhl“ nennt sich sein witziges Bühnen-Programm, mit dem er regelmäßig im Wiesbadener Staatstheater auftritt. Aber wie macht man Kabarett aus dem Stehgreif? „hauptsache kultur“ besucht Thomas Kreimeyer bei einem Auftritt und auch beim Training mit Tirsa, seiner vierbeinigen Sparringspartnerin, mit der er ganz wortlos übt, zu kommunizieren. Bericht: Dorothee Ott. (Termine: Thomas Kreimeyer: „Kabarett – der rote Stuhl“: Staatstheater Wiesbaden: 22.12., 31.12, 27.1.2018, 3.3. 2018, weitere Auftritte in Hamburg, Köln, Stuttgart, Berlin http:/​/​www.kabarett-der-rote-stuhl.de/​termine.html).
    Der „Museums-Check“: Das Gießkannen-Museum in Gießen.
    Welches Verhältnis haben Sie zu Ihrer Gießkanne? Ist Ihnen die Form und das Aussehen dieses Bewässerungsutensils auch ziemlich gleichgültig? Dann können Sie sich sicherlich auch nicht vorstellen, dass es in Hessen sogar ein Museum gibt, in dem ausschließlich Gießkannen ausgestellt werden. Wir von „hauptsache kultur“ waren auch überrascht und sind deshalb nach Gießen – wohin auch sonst – gefahren und haben dieses Museum mal unter die Lupe genommen – in unserem Museums-Check. Bericht: Marco Giacopuzzi
    Nordi-Rap: Musik aus der Nordweststadt.
    Die Nordweststadt in Frankfurt: Eine Satellitenstadt, die in den 1960er Jahren gebaut wurde. Es ist eine Siedlung mit vielen Grünflächen und frei von Straßenverkehr. Sozialer Wohnungsbau, hauptsächlich für Familien gedacht, hier sollten sich soziale Schichten mischen. Die Siedlung galt damals als Musterbeispiel des modernen Wohnungsbaus, wurde aber schon bald zum sozialen Brennpunkt. Daraus ist eine Musik hervorgegangen, die das Viertel über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt gemacht hat: Der sogenannte Nordi-Rap, zu deren bekanntesten Vertretern die Rapper Azad und Jeyz gehören. „hauptsache kultur“ hat Jeyz bei einem Konzert getroffen und mit ihm sein Viertel besucht, um mehr über die Musik zu erfahren. Bericht: Silke Klose-Klatte
    Kann das weg?
    Pipilotti Rist: „Atmosphere & Instinct“ im MMK Frankfurt.
    Auf der Damentoilette des Museums für moderne Kunst in Frankfurt spielt sich Merkwürdiges ab. Mit Ausnahmegenehmigung der Museumsleitung geht Kunsthistoriker und Publizist Christian Saehrendt der Sache nach. Auf dem Boden der mittleren von drei Kabinen entdeckt er eine Film-Projektion, in der ein seltsames Geschöpf mit roter Perücke und rotem Kleid durch eine Gartenlandschaft läuft. Das ganze untermalt von Geräuschen und Musik und in Endlosschleife. Es handelt sich um die Videoarbeit der renommierten Künstlerin Pipilotti Rist aus dem Jahr 1998 mit dem Titel „Atmosphere & Instinct“. Doch was macht das Werk hier auf dem Damen-Klo? Und vor allem: Ist das Kunst oder kann das weg? Ein Fall für Christian Saehrendt. Bericht: Wero Lisakowski. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.11.2017hr-Fernsehen
  • Folge 10
    „Die Räuber“ im Gefängnis: Junge Straftäter machen in Wiesbaden Theater
    So hat man „Die Räuber“ von Schiller noch nicht gesehen: Das über 230 Jahre alte Drama wird in der Justizvollzugsanstalt Wiesbaden aufgeführt – und die Rollen übernehmen junge Insassen. Die Geschichte von Karl Moor und seinen Kumpanen – eine Räuberbande, die mordend und brandschatzend durch die Lande zieht. Die Inszenierung in Wiesbaden trägt den Untertitel „Ein Dokumentardrama“ – denn es soll auch um einen Einblick in das „Seelenleben der Räuber von heute“ gehen. In Filmszenen erzählen die Schauspieler von ihrem eigenen Werdegang, schmücken diesen aber auch aus, um die Zuschauer im Ungewissen zu lassen: Was ist Wahrheit, was Fiktion? Ein spannender Theaterabend. Aber was macht das Projekt mit den jungen Straftätern? Was sagt das Drama aus dem 18. Jahrhundert den jungen Männern? Können sie da etwas für sich selbst heraus ziehen? Kann ihnen das Theater zurück in ein „normales“ Leben helfen? Das ist zumindest die Idee von „Die Werft“ – der ersten Studiobühne, die deutschlandweit fest in einer Justizvollzugsanstalt installiert worden ist.
    Ziel ist, die Häftlinge davon abzuhalten, nach ihrer Entlassung wieder straffällig zu werden. „hauptsache kultur“ ist bei Proben und einer Aufführung in der JVA Wiesbaden dabei und schaut, was das Theaterspielen mit den jungen „Räubern“ macht. Bericht: Simon Broll („Die Räuber“ ein Schiller in der JVA Wiesbaden. Nächste Vorstellung 14.12.17)
    Trump, Homo-Ehe und Diesel-Affäre: Jahresrückblick 2017 mit den besten Cartoons
    Was für ein Jahr für Karikaturisten! „The Donald“ twittert aus dem Weißen Haus, der Veganismus greift um sich und Christian Lindner hat seinen großen Auftritt bei Fluch und Segen der Karibik … Die Jury der Caricatura in Kassel hat die besten Cartoons 2017 ausgewählt und zeigt sie ab 8. Dezember in Kassel. Die Bilder von insgesamt 83 Cartoon-Künstlern aus der ganzen Welt setzen sich mit den wichtigsten Ereignissen und Trends 2017 auseinander: frech, böse, komisch. Mit dabei auch Werke der deutschen Cartoonistin Miriam Wurster.
    Sie zeichnet u.a. für Stern, Titanic, TAZ und Charlie Hebdo und ist eine der wenigen Frauen, die beim Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet wurden. „hauptsache kultur“ hat Miriam Wurster in ihrem Atelier getroffen und lässt sich die Geschichten hinter ihren Bildern erzählen – und fragt: Waren die Ereignisse des Jahres Fluch oder Segen für die Cartoon-Szene? Bericht: Anke Schnackenberg („Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2017“, Caricatura Kassel. 09.12. – 18.02.18. Eröffnung: 08.12.17, 19:30 Uhr)
    Orgel-Gipfel in Frankfurt: Star-Organistin Iveta Apkalna spielt mit dem hr-Sinfonieorchester
    Die Orgel mit ihren Hundertschaften aus blitzenden Pfeifen ist ein spektakuläres Instrument – die „Königin der Instrumente“. Für Iveta Apkalna, Star-Organistin von der Hamburger Elbphilharmonie allerdings eher der „König“. Für sie ist die Orgel männlich. Die junge Lettin ist eine der besten Orgelvirtuosen Europas und eine der wenigen Frauen, die sich in die erste Reihe gespielt hat. Prädestiniert also dafür, das aufregende neue Orgelkonzert von Peter Eötvös zu interpretieren. „Multiversum – Konzert für zwei Orgeln und Orchester“ heißt das neue Werk des ungarischen Komponisten und Dirigenten, das jetzt zusammen mit dem Organisten László Fassang und dem hr-Sinfonieorchester in der Frankfurter Alten Oper aufgeführt wird.
    Zwei Orgeln? Wie geht das? Und was hat es mit dem „Multiversum“ auf sich? „hauptsache kultur“ war bei den Proben dabei und hat sich in das Geheimnis des Orgel-Gipfels einweihen lassen. Bericht: Uli Zimpelmann (Multiversum Mozart (Mozart, Eötvös, Reger) – hr-Sinfoniekonzert, Alte Oper:Fr, 08.12.2017 ab 20:00 Uhr)
    Lob der schlechten Laune: Warum unser Land mehr davon braucht
    Es geht um nichts Geringeres als einen radikalen Imagewandel. Denn: Übellaunigkeit darf nicht aussterben, findet die Journalistin Andrea Gerk. Schließlich könne die schlechte Laune produktiv machen. Und was wäre die Welt ohne Typen wie Donald Duck, Miss Marple oder Herbert Wehner? Aber können wir uns das Grummeln, Murren und Meckern überhaupt noch leisten, wenn alle um uns – vom Frühstücksfernsehen bis zum Lach-Yoga – so betont spaßig und immer gut drauf sind? Solchen Fragen geht Andrea Gerk jetzt in ihrem sehr launigen und erhellenden Buch „Lob der schlechten Laune“ nach. Ihr Fazit: „Wir brauchen die schlechte Laune.“ Diese sei besser als ihr Ruf und eine Triebkraft für Kreativität. „hauptsache kultur“ hat die Autorin getroffen. Bericht: Sascha Hilpert (Andrea Gerk: „ Lob der schlechten Laune“, Kein & Aber Verlag)
    „Museums-Check“ : Das 50er-Jahre-Museum in Büdingen
    Nierentischchen und 50er-Jahre-Plattenspieler – mitten in der Büdinger Altstadt: im 50er-Jahre-Museum. Hier kann der Besucher gesammelte Relikte des Wirtschaftswunder-Jahrzehnts bestaunen. Vom 50er-Jahre-Friseursalon bis zur Milchbar. Die Dauerausstellung steht unter dem Motto „Erleben-Staunen-Erinnern“. Aber: Kann man den Geist der 50er-Jahre wirklich in einem Museum spüren? Den Mix von spießiger Bürgerlichkeit und Aufbruchsstimmung? Was erwartet den Besucher hier? Unser Autor Marco Giacopuzzi macht für „hauptsache kultur“ den Museums-Check. Bericht: Marco Giacopuzzi (50er Jahre Museum, Auf dem Damm 3, Büdingen) (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.12.2017hr-Fernsehen
  • Folge 11
    Die soziale Schere wird größer – Warum ein Frankfurter Künstler für Obdachlose Mode entwirft und mit seinem Projekt uns alle aufrütteln will
    Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland ist stark gestiegen und das auch ohne Berücksichtigung von Flüchtlingen und EU-Ausländern, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind. Nach Schätzungen einer neuen Studie gibt es derzeit rund 860 000 Menschen ohne Wohnung. Gleichzeitig werden die Wohlhabenden immer reicher. Nirgendwo in Deutschland kann man das so deutlich beobachten wie in Frankfurt: Glanz und Elend in direkter Nachbarschaft, so auch im Gallusviertel. Auch hier entstehen immer mehr hochpreisige Neubauten und Luxusimmobilien, während die alteingesessenen Bewohner die steigenden Mietpreise nicht mehr zahlen können.
    Die hohe Nachfrage und der Bauboom treiben die Preise im ganzen Viertel in die Höhe. Bezahlbarer Wohnraum und Sozialwohnungen sind in Frankfurt rar geworden. Wer sein zu Hause verliert und ohnehin schon arm war, verzweifelt, so mancher landet auf der Straße. Radames Eger, der im Gallusviertel wohnt, will das so nicht hinnehmen. Der Modeschneider und Lebenskünstler, der in einem Armenviertel in Brasilien aufgewachsen ist und selbst einmal obdachlos war, will Menschen in Not unterstützten, ganz besonders diejenigen, die es jetzt in der kalten Jahreszeit am härtesten trifft. Er entwirft und produziert wasserdichte Schlafsäcke, Zelte und Hängematten, die auch als Jacken und Taschen dienen können; er näht sie aus alten Stoffen und gespendeten Regenschirmen, für Menschen, die auf der Straße leben.
    „Ich mache Mode für Obdachlose, weil ich weiß, was Armut bedeutet und auch diese Menschen Respekt verdienen. Und ich will ein Zeichen setzen, dass es so mit der Gesellschaft in Deutschland nicht weitergehen kann; wir müssen umdenken und teilen lernen.“ „hauptsache kultur“ hat Radames Eger durch das Gallusviertel begleitet, ihn zu Hause, in seinem Atelier besucht und Menschen getroffen, die auf der Straße leben. Bericht: Juliane Hipp
    Im Dornröschenschlaf – Warum vergessene Denkmäler spannende Geschichten erzählen
    Jede Stadt hat sie: Kunstwerke, an denen man tagtäglich achtlos vorbei geht. Die vielleicht sogar schon zugewuchert und völlig vergessen sind. Oftmals fehlen auch an Ort und Stelle Informationen: Wer schuf dieses Denkmal und warum steht es hier? Er will das ändern: Sam Khayari nennt sich selber Kreativnomade und sammelt in seiner Heimatstadt Rüsselsheim genau solche Kunstwerke, indem er sie fotografiert und im Netz in einer Kunstkarte“ dokumentiert. Khayari will sie so aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken. Er hat sich deshalb auf eine aufwändige Entdeckungsreise begeben, die ihn tief ins Stadtarchiv führte und die erstaunliche Geschichten über die Stadt Rüsselsheim an den Tag förderte. „hauptsache kultur“ hat ihn bei seiner Recherche begleitet und macht sich mit Khayari auf einen Rundgang durch Rüsselsheim, bei dem die vergessene Kunst plötzlich wieder sichtbar wird und viel über die Heimat erzählt. Bericht: Christiane Schwalm
    „Keine Angst vor dem dreigestrichenen f!“ – Wie die Sopranistin Gloria Rehm als Königin der Nacht in Wiesbaden begeistert
    Mühelose Koloraturen und eine mitreißende Bühnenpräsenz – damit begeistert Gloria Rehm derzeit nicht nur die Presse, sondern auch die Zuschauer im Wiesbadener Staatstheater. Aktuell singt die Sopranistin hier die berühmte Rachearie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“, die Partie mit dem dreigestrichenen f. Eine der größten Schwierigkeiten in der Opernwelt. Gloria Rehm nimmt die anspruchsvollen Koloraturen sportlich, sie liebt die Herausforderung. Seit drei Jahren ist die Sopranistin am Wiesbadener Staatstheater engagiert, hat kürzlich für ihre Rolle der Marie in „Die Soldaten“ den renommierten Theaterpreis „Der Faust“ gewonnen.
    Ihr Gesangsstudium in Berlin absolvierte die gebürtige Fritzlarerin mit Auszeichnung – und das, obwohl sie ursprünglich gar nicht Sängerin werden wollte. Nach erfolgreichen Jahren an der Oper Köln lebt und singt sie nun in der hessischen Landeshauptstadt. „hauptsache kultur“ trifft Gloria Rehm dort bei einer Probe, begleitet sie während einer Vorstellung der „Zauberflöte“ und lernt dabei auch Gloria Rehms treueste Begleiterin kennen: Hundedame Lucy, die selbst gerne mal beim Singen mit einstimmt. Bericht: Dorothee Ott (Nächste Termine am Wiesbadener Staatstheater: „Die Zauberflöte“ am 13.4.2018, „Jephta“ am 4.2.2018, „Arabella“ am 11.3.2018, „Ein Maskenball“-Premiere am 30.4.2018)
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Woche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Simon Broll (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.01.2018hr-Fernsehen
  • Folge 12
    Die einstige Hoffnungsträgerin der SPD – Andrea Ypsilanti über die Krise ihrer Partei und neue Ideen für eine sozialere Zukunft
    Während die SPD vor einer der größten Herausforderungen ihrer Parteigeschichte steht, meldet sich eine Stimme zurück, mit der viele wohl nicht mehr gerechnet hatten: Andrea Ypsilanti. Sie hat ein Buch geschrieben, das sie als Angriff auf die zunehmenden neoliberalen Tendenzen, auch in ihrer eigenen Partei, verstanden wissen will. Auch Andrea Ypsilanti hat schon einiges mit der SPD erlebt: 2008 war sie bei der hessischen Landtagswahl für die SPD angetreten. Ihre Wahl zur Ministerpräsidentin scheiterte spektakulär an Widerständlern aus den eigenen Reihen, die eine Duldung der rot-grünen Minderheitsregierung durch DIE LINKE nicht mittragen wollten.
    In den letzten Jahren schien es ruhiger geworden um Ypsilanti, die weiter als einfache Landtagsabgeordnete in Hessen Politik gemacht hat. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben und darin ist von Ruhe keine Spur: „Und morgen regieren wir uns selbst“ heißt es. Auf 220 atemlos geschriebenen Seiten fragt sie, wie aus der ehemals stolzen und gesellschaftsprägenden Sozialdemokratie eine „angepasste Funktionärspartei“ werden konnte.
    Natürlich kommen dabei weder die Agenda 2010, noch die Großen Koalitionen der letzten Jahre gut weg. Ypsilantis Buch ist eine Attacke von Links, eine Streitschrift, wie sie es selbst nennt. Entsprechend streitlustig reagiert die Presse. So schreibt Spiegel Online, die „Möchtegern-Ministerpräsidentin übe eine Abrechnung aus dem Abseits’“. Dabei gehe es ihr gar nicht um eine späte Rache, sagt Ypsilanti, sondern um die Rettung der europäischen Sozialdemokratie. Der Feind sei auch nicht die SPD, sondern die eisige Wirtschafts-Ideologie des Neoliberalismus, die alle Bereiche des Lebens der Markttauglichkeit unterwerfe und der, spätestens seit der Ära Schröder, auch die SPD anhänge.
    „hauptsache kultur“ hat mit Andrea Ypsilanti darüber gesprochen, wie eine Erneuerung der SPD aussehen könnte, was sie von einer Neuauflage der Großen Koalition hält, welche Ideen sie für eine sozialere Zukunft hat – und warum sie jetzt trotzdem die aktive Politikkarriere beenden will. Bericht: David Gern (Andrea Ypsilanti: „Und morgen regieren wir uns selbst“, Westend Verlag 2018).
    Dieter Wedel tritt zurück – Was wird aus den Bad Hersfelder Festspielen?
    Er hat die Bad Hersfelder Festspiele aus der Krise geführt, Stars und Sternchen in die Stadt geholt und das Theater- und Musikfestival zu einem viel beachteten Event entwickelt: Dieter Wedel. Doch seit einiger Zeit sieht sich der Regisseur mit massiven Vorwürfen konfrontiert. Mehrere Schauspielerinnen gaben an, von Wedel vor seiner Zeit in Bad Hersfeld sexuell belästigt worden zu sein. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das Medien-Echo ist entsprechend groß. Am vergangenen Montag trat Wedel nun aus gesundheitlichen Gründen als Intendant der Festspiele zurück und begründete seine Entscheidung in einer persönlichen Stellungnahme: „Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigungen und Vorwürfen ausgesetzt“, schreibt er.
    „Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert.“ Zeitgleich wurde bekannt, dass der 75-jährige derzeit mit Herzproblemen in einer Klinik liegt und für keine Interviews zur Verfügung steht. Wie geht es nun weiter in Bad Hersfeld? Welche Folgen haben die Ereignisse der vergangenen Wochen? „hauptsache kultur“ ist vor Ort und hat nachfragt bei Bürgermeister Thomas Fehling und der Festivalleitung. Bericht: Tanja Küchle.
    „Nur Gott kann mich richten“ – Ein Frankfurter Gangster-Film mit Moritz Bleibtreu.
    Frankfurt – die neue Stadt des deutschen Films. Zumindest des deutschen Gangster-Films. Weil ihr mehr Crime-Charme als jeder anderen in Deutschland anhaftet, wollten die Macher der Kinoproduktion „Nur Gott kann mich richten“ unbedingt die Mainmetropole als passende Kulisse für ihre düstere Gangster-Story. Die Hauptrolle, den Straßengangster Ricky, spielt darin Moritz Bleibtreu. Der kommt nach Jahren wieder aus dem Knast, nachdem er wegen eines misslungenen Überfalls für seinen Bruder Rafael (Edin Hasanovic) und seinen Freund Latif (Kida Khodr Ramadan) den Kopf hingehalten hat. Jetzt soll er als Entschädigung einen bombensicheren, lukrativen Coup drehen – doch natürlich kommt alles anders. „hauptsache kultur“ trifft Moritz Bleibtreu zur Filmpremiere in Frankfurt und spricht mit dem Ur-Hamburger darüber, warum ein solcher Film wie dieser nur in Frankfurt spielen kann. Bericht: Jan Tussing.
    Gesellschaftlicher Wandel – Steckt das Kegeln in der Krise?
    Der Kegelabend: Man hat zusammen geplaudert, gegessen, getrunken und geraucht. Und nebenbei auch gekegelt. In den 70er und 80er Jahren war der Kegelabend die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Deutschen. Während die Kegelbahn im Keller der Dorfgaststätte damals fast jeden Abend ausgebucht war, warten die Wirte und Betreiber heute vergeblich auf gesellige Runden nach Feierabend. Dort, wo früher um Schnapsflaschen gespielt wurde, herrscht heute gähnende Leere. Doch warum? Was ist eigentlich der Grund, warum immer weniger Leute kegeln wollen? Zu altmodisch, zu zeitraubend, zu ungemütlich der Charme der 70er und 80er Jahre? „hauptsache kultur“ hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht: bei einem Kegelabend in Frankfurt Ginnheim, einem ehemaligen Kegelweltmeister in der Wetterau, der in seiner Pizzeria gegen das Kegelsterben ankämpft und bei einem Zukunftsforscher, von dem wir wissen wollen, warum das Kegelsterben mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun hat und ob die Jahre der gemütlichen Kegelabende wirklich gezählt sind oder ob der einstige Volkssport noch eine Zukunft hat.
    Bericht: Marco Giacopuzzi.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden.
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Simon Broll. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 25.01.2018hr-Fernsehen
  • Folge 13
    Genauso hat es Rubens auch gemacht: Wie Influencer heute unser Bild von Schönheit beeinflussen:
    Sie sind die Trendsetter unserer Zeit: sogenannte Influencer, zu Deutsch „Beeinflusser“. Junge Männer und Frauen, die Fotos und Videos von sich im Internet posten – und damit bestimmen, was begehrenswert und sexy ist. Ihre Bilder, vor allem auf der Foto-Plattform Instagram, werden von zehntausenden Followern geliked, geteilt und festigen damit unser Bild von Schönheit. Zwei solcher Influencer, die ihre Bilder hauptsächlich in Frankfurt machen, sind Justyna Monde und Marcel Biegi. Was die beiden Mittzwanziger tragen, wohin sie reisen, was sie essen, wird zum Vorbild.
    Dafür kriegen sie Geld von Firmen – müssen sich aber auch täglich neu inszenieren. Die Fotos mit „ein bisschen Zauber“ versetzen, wie Justyna Monde sagt. Sie schaffen damit neue Schönheitsideale, die in vorherigen Jahrhunderten noch von großen Künstlern geprägt wurden. Malern wie dem flämischen Weltstar Peter Paul Rubens, dem gerade in Frankfurter Städel eine große Ausstellung gewidmet ist. Bis heute spricht man von der „Rubens-Figur“: der fülligen, wohlgenährten Frau, die in den Gemälden des Barock-Malers zelebriert wurde.
    400 Jahre liegen zwischen den Rubens-Bildern und den Influencer-Fotos. Doch ist die Inszenierung und das Zelebrieren von Schönheit so viel anders? Was eint den größten Barock-Maler und die heutigen Influencer? Wie gelingt es ihnen, Körperideale zu zelebrieren? Woran orientieren sie sich und wie erschaffen sie eine eigene Marke? „hauptsache kultur“ hat sich mit den Instagram-Größen Justyna Monde und Marcel Biegi getroffen und geschaut, welch erstaunliche Gemeinsamkeiten ihre Arbeit mit den Werken von Rubens aufweist.
    Rubens to go: Dinge, mit denen der berühmte Maler heute noch überrascht:
    Würde Peter Paul Rubens heute leben, hätte er sicherlich Tausende Abonnenten bei Instagram und würde Fotos seiner Gemälde posten. DER Superstar der Barockmalerei war seinerzeit schon so modern wie kein anderer, seiner Zeit weit voraus. Er betrieb nicht nur eine ungeheuer produktive Bilderfabrik, sondern wirkte auch diplomatisch am europäischen Frieden mit. Sein künstlerisches Wissen und sein diplomatisches Geschick hatte er während seiner langen Reisezeit erworben. Ein europäischer Weltbürger. „Daumen hoch“ und „I like“ würden daher viele seiner Zeitgenossen posten. „hauptsache kultur“ stellt sechs Eigenschaften vor, mit denen Rubens uns noch heute überrascht.
    Die neue Religion: Selbstoptimierung:
    Mid-, Best oder sogar Top-Ager – egal wie man sie auch nennen mag: Leute um die 60 sind heute im besten Alter und eine gefragte Werbezielgruppe. Vor allem Frauen sagen: Sie haben das Gefühl mehr aus sich machen zu müssen, Selbstoptimierung ist das Stichwort. Wer sich heute mit 50 noch wie 30 fühlt, kann – oder soll – auch fast noch so aussehen. Sport, gute Ernährung und Medizin sind Möglichkeiten dazu. Das sind auf der einen Seite Freiheiten, die uns zustehen. Andererseits: Die andauernde Selbstoptimierung bedeutet viel Stress und Mühen. Statt gemütlich mit einem Stück Kuchen im Café zu sitzen: Fitnessstudio, strenge Ernährungspläne und wenn all das nicht reicht sogar Schönheits-OPs.
    Die immer umfangreichere Ratgeber-Literatur liefert den ideologischen Rahmen dazu. Überhaupt scheint der neue Gesundheits- und Schönheitswahn die neue allumfassende Religion zu sein. „hauptsache kultur“ hat Frauen getroffen, die viel tun, um ihr Äußeres zu optimieren – von Einzeltraining bis Botoxbehandlungen. Sie erzählen von Schönheit, Alter und Konkurrenzdruck. Die Frankfurter Soziologin Greta Wagner erklärt, warum diese Erfahrungen ein gesamtgesellschaftliches Phänomen sind. Schließlich stehen wir alle unter dem Druck uns ständig selbst zu optimieren.
    Eine Frau mit Glatze? Ist das cool? Oder krass? Auf jeden Fall ungewöhnlich:
    Männer mit Glatze? Daran hat man sich gewöhnt. Frauen ohne Haare? Kennen wir nur von wenigen. Gilt das Haar doch als ein besonders weibliches Schönheitsattribut. Die Darmstädter Fotografin Rahel Welsen gehört seit 2012 zu der großen, meist jedoch unsichtbaren Gruppe von glatzköpfigen Frauen. Rahel Welsen ist an Alopecia areata erkrankt, was zum Verlust aller Kopfhaare geführt hat. Anfangs fühlte es sich an wie ein schwerer Schicksalsschlag – mittlerweile gehört die Glatze so selbstverständlich zu ihr, wie früher die langen Haare.
    Sie wollte herausfinden, wie andere Frauen damit umgehen. Dafür ist sie durch Deutschland und die Schweiz gereist und hat glatzköpfige Frauen fotografiert und sie zu ihren Erfahrungen in der Öffentlichkeit befragt. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die zeigt, was Frauen erleben, wenn ihnen die Haare ausfallen – was übrigens fast 80 Prozent aller Männer droht. „hauptsache kultur“ hat Rahel Welsen in ihrem Studio in Darmstadt getroffen und erfahren, dass durch die Krankheit auf Dauer innere Freiheit wachsen kann.
    #gehessisch: Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden:
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.02.2018hr-Fernsehen
  • Folge 14
    Als Frankfurt farbig wurde – wie neu entdeckte Farbdias Einblicke in das noch unzerstörte Frankfurt geben
    Eigentlich war es nur ein Routinevorgang für Tobias Picard, als er begann über 600 noch nicht archivierte Dias durchzuforsten. Doch dann war der Historiker am Institut für Stadtgeschichte verblüfft, was sich da vor ihm auftat: Eine solche Menge an Farbaufnahmen von Frankfurt vor dem Krieg hat es noch nicht gegeben. Die Bilder sind mit die ersten Farbfotos der Mainmetropole überhaupt. Es sind Amateuraufnahmen, die neben typischen Stadtmotiven auch Alltagsbilder und Szenen aus der Freizeit der Bevölkerung abbilden: der zugefrorene Main, der Familienausflug im Zoo oder Straßenbahngleis-Bauarbeiten vor dem Schauspielhaus. Bei einigen Motiven handelt es sich um das einzige bekannte Farbfoto überhaupt.
    Sie geben ein Gesamtbild der Stadt von 1936 bis 1943 wider. Es war die Zeit, als zum ersten Mal Diarollfilme für Kleinbildkameras produziert werden konnten und nun auch Hobbyfotografen kontrastreiche Farbbilder knipsen konnten. „Die Bilder sind daher von hohem dokumentarischen Wert, denn sie zeigen das alte, unzerstörte Frankfurt in seinen wirklichen Farben“, so Tobias Picard, der darüber ein Buch mit über 100 Motiven herausgegeben hat. „hauptsache kultur“ hat sich das farbige Frankfurt zeigen lassen. Bericht: Juliane Hipp Buch: „Frankfurt am Main. Farbdias 1936 bis 1943“, von Tobias Picard. Sutton Verlag GmbH 2018 (Neuauflage von 2010)
    Wie wollen wir morgen wohnen? Ole Scheeren – wie der Stararchitekt Gärten in den Frankfurter Himmel baut
    Er kippt die Hochhäuser einfach um. Er will keine vertikale Hierarchie. Unten die billigen Plätze, oben die Chefs, die Mächtigen, das Geld. Ole Scheeren ist ein außergewöhnlicher und ein außergewöhnlich erfolgreicher Architekt. Seine großflächige Wohnanlage in Singapur, das „Interlace“, wurde zum „World Building of the Year 2015“ gekürt. Dieses „vertikale Dorf“ – mit mehr als 1000 Apartments in umgekippten, horizontal angeordneten, aufeinander liegenden Hochhäusern ist ein gelungenes Beispiel seiner Philosophie: Die Menschen, die in einem Gebäude leben und arbeiten sind ebenso Bestandteil des Gebäudes wie Beton, Stahl und Glas.
    In Frankfurt baut Ole Scheeren jetzt sein erstes deutsches Wohnhochhaus. Ein Recycling-Projekt sozusagen. Aus einem Büroturm macht er ein Wohnhochhaus. „Wir machen aus dem schweren Betonbau ein ganz leichtes, offenes Gebäude“, sagt Scheeren. Seine Gebäude seien organisatorische Strukturen, wie menschliche Körper, Systeme, die funktional sind und experimentell und sie wollen immer etwas Grünes in die Stadt zurückbringen. „hauptsache kultur“ hat Ole Scheeren getroffen und will von ihm wissen, ob umgebaute Bürohochhäuser mit Gärten die Lösung für die Zukunft des Wohnens sein können? Bericht: Sven Waskönig Held oder Hype?
    Genie oder Wahnsinn? Die weltberühmten Bilder des Jean-Michel Basquiat in der Frankfurter Schirn
    Jean-Michel Basquiat hasste es, das schwarze Aushängeschild der New Yorker Kunstszene zu sein und wurde genau damit zum Star. Widersprüche sind ein Teil seiner Kariere: Ein Bestseller, der in seine Bilder „not for sale“ schrieb. Und der doch ständig an dem Traum gearbeitet hat, ein Star zu sein. Er verstand früh, sich zur Marke zu machen: Eine Krone mit drei Zacken, das Copyrightzeichen © und das Warenzeichensymbol R waren seine Signatur. So hat er es geschafft, mit 21 der jüngste Documenta-Teilnehmer aller Zeiten zu werden.
    Er ist bis heute einer der teuersten Künstler weltweit. Vieles fasziniert an ihm, der nur 27 Jahre alt geworden ist: Sein rauer, kryptischer , expressiver Stil, sein Leben als Gesamtkunstwerk, das er als Musiker, Straßenkünstler und Philosoph des Alltags gefeiert hat. Es gibt aber Stimmen, die sagen: Basquiat ist das Produkt eines gigantischen Hypes , an dem er selbst mitarbeitete. Bericht: Stefanie Appel Ausstellung: „Basquiat – Boom for Real“ Schirn Frankfurt bis 27.Mai 2018
    Museumscheck: Wie sehenswert ist das Staumauermuseum am Edersee?
    Es geschah in den frühen Morgenstunden des 17. Mai 1943. Neunzehn Bomberflugzeuge der Royal Air Force starteten auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Scampton in Richtung Edersee. Das Ziel: die Zerstörung der Staumauer. Das ist der Anlass, warum ein engagierter Verein mit ganz wenig Mitteln seit 18 Jahren direkt am Edersee ein kleines Museum führt, in dem man alles über die Geschichte des Stausees und seiner Mauer erfährt. Doch wie spannend kann eine Staumauer sein, um gleich ein ganzes Museum damit zu füllen? „hauptsache kultur“ war am Edersee, hat das Museum besucht und natürlich gecheckt ob sich der Besuch dort lohnt. Beitrag: Marco Giacopuzzi
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Simon Broll Redaktion: Christian Sprenger, Tom Klecker (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.02.2018hr-Fernsehen
  • Folge 15
    Roboter, Smart Gadgets, Algorithmen – Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert
    Künstliche Intelligenz boomt: Jede Woche kommen neue Programme, Roboter oder sogenannte „Smart Gadgets“ auf den Markt. Autos fahren bald, ohne dass jemand am Steuer sitzt, Roboter führen Operationen durch. Sie übernehmen Aufgaben, zu denen früher nur der Mensch fähig war – und machen das zum Teil sogar besser als wir selbst. Ist die künstliche Intelligenz ein Segen, der unser Leben vereinfacht – oder eine Gefahr? Die Philosophin Manuela Lenzen will in ihrem Buch „Künstliche Intelligenz“ beide Sichtweisen auf ein „Normalmaß“ zurechtrücken und zeigen, was Künstliche Intelligenzen tatsächlich sind und was sie überhaupt leisten können.
    Auch der Frankfurter Kunstverein will die abstrakte Welt der Algorithmen erfahrbar machen. In der Ausstellung „I am here to learn: Zur maschinellen Interpretation der Welt“ werden die Zahlen und Codes in sichtbare Kunst verwandelt. Roboterarme malen hier Bilder – in verschiedenen Stilen. Es scheint, als hätten die Maschinen ein Bewusstsein. „hauptsache kultur“ zeigt, was heute schon hinter dieser künstlichen Intelligenz steckt und wie wir uns auf das neue Leben mit Algorithmen vorbereiten sollen. Bericht: Simon Broll
    „I am here to learn: Zur maschinellen Interpretation der Welt“ bis 08.04.im Frankfurter Kunstverein
    Manuela Lenzen „Künstliche Intelligenz – Was sie kann & was uns erwartet“ C.H. Beck
    Die Komikerin Mirja Regensburg: Geboren, um uns zum Lachen zu bringen
    Sie kommt aus Nordhessen und nimmt gerne auch ihre Heimat aufs Korn: Mirja Regensburg wurde in Hümme, nördlich von Kassel geboren, und hat schon mit sechs Jahren Stand-up Comedy auf dem Kaffeetisch gemacht. Der Humor hier in Nordhessen, sagt sie, ist ein ganz besonderer. 10 Jahre lang stand sie in Musicals in Hamburg und Hannover auf der Bühne, unter anderem in der „Rocky Horror Show“ und „Ein Sommernachtstraum“. Ihr besonders ausgeprägtes komisches Talent, wurde dort entdeckt. Mit ihrer eigenen Bühnenshow „Mädelsabend“ ist sie inzwischen in ganz Deutschland unterwegs, zu rund 200 Auftritten pro Jahr. Und die sind regelmäßig ausverkauft. Nichts ist ihr peinlich.
    Das ist schwer auszuhalten. Und urkomisch. Warum hat die Kasseler Kochwurst ihren Lebensweg nachhaltig beeinflusst? Wie kann man sich die 1. Klasse der Deutschen Bahn als Zuhause einrichten? Welche Rolle spielt Sexismus im Comedy-Geschäft? Und wie kann man sich bei der ganzen Lustigkeit im Leben die Ernsthaftigkeit bewahren? Hauptsache Kultur begleitet Mirja Regensburg auf ihrer Tour unterwegs im Zug und zieht mit ihr durch Kassel. Bericht: Tanja Küchle Termine im März 02.03.18 „Mädelsabend“, Frankfurt, Jahrhunderthalle (f. Teasing: Insert im Film) 09.03.18 „Mädelsabend“, Schlüchtern, Stadthalle 16.03.18 „Mädelsabend“, Dietzenbach, Bürgerhaus 28.03.18 „Mädelsabend“, Kassel/​Ahnatal, Rinklin
    Du bist, was du isst? Eine Reise durch die deutsche Gesellschaft anhand von Kochbüchern
    Es scheint ein Paradox zu sein: Noch nie war das Angebot für Lebensmittel und nützliche Küchengeräte so groß wie heute. Gleichzeitig wird immer weniger gekocht. Wie steht es um unsere Gesellschaft, wenn wir uns teure Hochglanz-Küchen kaufen, diese aber gar nicht benutzen? Sind wir alle nur Selbstblender, die vor allem im Internet schöne Essfotos posten? Oder suchen wir doch noch im Kochen eine Art Ruhepol? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Jana Rückert-John. Die Ernährungssoziologin untersucht, wie sich unser Essverhalten in den Jahrzehnten verändert hat und welche Rückschlüsse auf unsere Gesellschaft gezogen werden können. Ein Hilfsmittel für sie: Kochbücher.
    Diese seien „ein Spiegel der Gesellschaft“, mit deren Hilfe man ablesen könne, wie gut es den Menschen geht. Selbst heute noch gelte das alte Credo: Du bist, was du isst. Davon kann auch der Lebensmittelchemiker Jürgen Budde berichten. In seinem Haus in Darmstadt hat der passionierte Hobbykoch rund 400 Kochbücher gesammelt. Originale und Faksimiles alter Werke, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. „hauptsache kultur“ hat sich mit Jana Rückert-John und Jürgen Budde auf eine kulturelle Zeitreise begeben und geschaut, wo sich unser heutiges Essen von den Kochgewohnheiten von früher unterscheidet. Und wo es Gemeinsamkeiten gibt. Beitrag: Simon Broll
    Der Geist von 200 Jahren – Warum der Frankfurter Cäcilienchor bis heute beeindruckt
    Es begann vor 200 Jahren im Wohnzimmer des Operntenors Johan Nepomuk Schelble in Frankfurt: 26 Damen und Herren der Frankfurter Bürgergesellschaft sangen miteinander. Seitdem gibt es den Frankfurter Cäcilienchor, er ist Deutschlands zweitältester Konzertchor. Das besondere: Es ist ein echter Bürgerchor und von Anfang an singen die Bürger so beeindruckend, dass sogar der junge Felix Mendelssohn Bartholdy ihn dirigierte und lobte: „Die Leute singen mit so viel Feuer und so zusammen, dass es eine Freude ist“.
    Chorreisen nach Japan und USA und Konzertreisen innerhalb Europas bringen die Leidenschaft der Sänger auch über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus, und schon längst sind es nicht mehr nur Frankfurter Bürger, die im Cäcilienchor mitsingen. Wie hat es der Chor geschafft, 200 Jahre lang mit so viel Feuer zu singen und was macht diese Gemeinschaft über viele Generationen hinweg aus? „hauptsache kultur“ war bei einer Probe fürs Jubiläumsjahr dabei und hat den Festakt im Frankfurter Römer besucht. Bericht: Dorothee Ott
    #gehessisch: Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.03.2018hr-Fernsehen
  • Folge 16
    160 Jahre Frankfurter Zoo – Wie sich unser Verhältnis zum Tier gewandelt hat
    Jedes Mal, wenn ein neues Tierbaby im Frankfurter Zoo zur Welt kommt, gibt’s Presseauflauf. Als Vanni, der ausgewachsene Sumatra-Tiger vor einem Jahr eingezogen ist, um das Zuchtprogramm zu befördern, war richtig was los. Artenschutz steht heute groß auf den Fahnen des Frankfurter Zoos, bedrohte Tierarten erhalten. Das war noch anders als vor 160 Jahren der Frankfurter Zoo von Bürgern gegründet wurde. Tiere wurden lediglich ausgestellt, zur Belustigung, zum Bestaunen. Ihre Lebensbedingungen waren erbärmlich. Seit dieser Zeit hat sich ein erheblicher Kulturwandel in den Zoos vollzogen.
    Seit wenigen Tagen hat Frankfurt nun einen neuen Zoodirektor: Miguel Casares, ein Mann mit internationaler Erfahrung. Er hatte maßgeblich den Bioparc in Valencia mit aufgebaut, einen Zoo, der schon gar nicht mehr Zoo heißt. Ein Motto von dort hat er auch mitgebracht. Casares möchte den Zoobesuchern das Gefühl geben, den Lebensraum der Tiere zu betreten. „hauptsache kultur“ hat Miguel Casares getroffen und wollte wissen: War früher wirklich alles schlechter? Bericht: Uli Zimpelmann
    Museumscheck Metzgermuseum
    60 Kilo Fleisch isst jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Ob beim Schnitzel, Steak oder der Wurst: was mit dem Tier passiert, bevor es gebraten, gegrillt oder gegart auf den Teller kommt, will man lieber gar nicht wissen. Dass das Schlachten zum Fleischkonsum dazugehört, verdrängen wir. In Büdingen in der Wetterau gibt es seit bald 18 Jahren das Metzgermuseum. Dort nimmt man den Besucher mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit des Metzgerhandwerks, in der das Fleisch noch nicht aus industrieller Massentierhaltung im Discounter-Regal landete. Vom Fleischerbeil, über die Knochensäge bis zur Speckmaschine – was macht das mit dem Besucher des Metzgermuseums? „hauptsache kultur“ zeigt es im Museumscheck. Bericht: Marco Giacopuzzi
    Genial hessisch – Hessische Erfindungen, die die Welt verändern
    Ein Alltag ohne Computer können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Erfunden hat ihn Konrad Zuse im osthessischen Neukirchen. Seinem Vornamensvetter Konrad Duden verdanken wir die Rechtschreibung, das Telefon kommt aus Hessen und auch wenn Eintracht Frankfurt nur ein Mal Deutscher Fußballmeister geworden ist – das Elfmeterschießen ist eine Frankfurter Erfindung. Die Geschichten hinter diesen Erfindungen sind oft tragisch, witzig oder einfach genial. Jedenfalls sind sie genau so mitreißend, wie die Ideen, die dahinterstecken.
    Wasser oder Limonade mit Kohlensäure versetzen, das ist im wahrsten Sinn eine erfrischende Idee, oder? Selbstverständlich eine hessische! Die Autorin Andrea Gunkler aus Waldhessen hat die besten Geschichten rund um die besten hessischen Erfindungen gesammelt. „hauptsache kultur“ taucht mit ihr ab in die genialen Momente von verrückten Professoren, Erfindern und Tüftler. Bericht: Uli Zimpelmann (Buch: Andrea Gunkler: „Echt clever! Geniale Erfindungen aus Hessen“, Wartberg Verlag)
    Edle Stoffe made in Hessen – In Schwalmstadt-Trutzhain ist Deutschlands einzige Brokat-Weberei
    Kann das funktionieren: eine Weberei, die Brokate und Damaste auf historischen Webstühlen herstellt? Wie vor hundert Jahren? Mit Lochkarten? Analog statt digital? In Schwalmstadt-Trutzhain gibt es so eine Weberei. In einer Baracke auf dem Gelände eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers ist sie untergebracht. Wie in einem Museum sieht es in der letzten mechanischen Weberei Deutschlands aus. Seit sieben Jahren führt Udo van der Kolk den Betrieb, den er von Helmut Egelkraut übernahm. Dessen Familie gründete die Weberei in 1948. Über drei Generationen war sie in Familienbesitz. Bis Mitte der sechziger Jahre erweiterte die Familie Egelkraut die Weberei beständig. Neue Maschinen wurden gekauft, Gebäude errichtet und Stoffe in die ganze Welt exportiert.
    Bis zu 40 Mitarbeiter arbeiten damals in der Weberei. Eine Zeit lang kämpfte das Unternehmen ums Überleben, und das, obwohl unter anderen die Metropolitan Oper und die Dresdner Semper-Oper zu seinen Kunden zählen. Doch aufgeben kommt für Udo van der Kolk nicht in Frage. Er ist mit viel Herzblut und Liebe dabei. „Die Weberei Egelkraut ist eine Perle, die man nicht einfach sterben lassen darf“, sagt er. „hauptsache kultur“ hat mit Udo van Kolk und dem ehemalige Firmeninhaber Helmut Egelkraut über die wechselvolle Geschichte und die Zukunft der Weberei gesprochen. Bericht: Carola Wittrock
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Simon Broll (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.03.2018hr-Fernsehen
  • Folge 17
    „Sehnsuchtsort Heimat“ – Emotional, politisch, umkämpft: Über einen Begriff, der wieder in den Fokus rückt
    Was ist Heimat? Der Geruch nach blühenden Apfelbäumen, auf die man als Kind geklettert ist, der Klang der Kirchturmglocken, der Geschmack des Grießbreis, den die Oma immer gekocht hat? Heimat, das ist für jeden etwas anderes, etwas sehr Persönliches. Für Martin Vorländer – evangelischer Pfarrer und gebürtiger Franke, der u.a. im Libanon aufgewachsen ist und später in München und Istanbul arbeitete, bevor er der Liebe wegen nach Frankfurt kam – lebt Heimat von Erinnerung. Sie ist etwas Soziales, das nur im Miteinander von Menschen und Beziehungen entstehen kann.
    Aber längst ist Heimat auch wieder zum Kampfbegriff geworden, ein „Wir gegen die“, was Vorländer für brandgefährlich hält. Er will die Definition von Heimat nicht den Rechten oder Nationalkonservativen überlassen und hat sich u.a. deswegen mit der Frage „Was ist Heimat?“ auseinandergesetzt. Für sein Buch „Sehnsuchtsort Heimat“ hat er Menschen mit ganz unterschiedlichen Biografien zu Wort kommen lassen und auch sich selbst befragt: Kann ein Mensch mehrere Heimaten haben? Woher rührt die Sehnsucht nach Heimat in einer globalisierten Welt, die sich immer schneller dreht und verändert? Kann man Heimat grenzenlos mit anderen teilen? Und wie viel Fremde verträgt sie? Ein starker Zwischenruf im Buch kommt von Meron Mendel, dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.
    Der gebürtige Israeli setzt sich mit der Forderung auseinander, dass Sprache der Schlüssel zur Integration sein soll – dabei würde aber viel zu oft vergessen, dass es nicht allein darum ginge, sprachfähig zu sein, sondern auch sprechfähig, sagt Mendel.
    Und das ist für Migranten nicht so einfach, denn noch immer bekämen viele von ihnen hierzulande zu selten die Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken zu äußern. „hauptsache kultur“ trifft Martin Vorländer und Meron Mendel in Frankfurt und spricht mit ihnen darüber, was für sie Heimat bedeutet und warum es jetzt an uns liegt, Heimat wieder positiv zu besetzen. Bericht: Marco Giacopuzzi (Buch: Martin Vorländer (Hrsg.): „Sehnsuchtsort Heimat“, Edition Chrismon, 2018)
    Kultur für alle! – Der Verein „KulturLeben Hochtaunus“ engagiert sich für Menschen mit geringem Einkommen
    Es ist eine Debatte, die lange nicht geführt wurde: Immer mehr Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht: Senioren, Kinder, Alleinerziehende und junge Berufseinsteiger sind die Gruppen, die es oft am härtesten trifft. Die Diskussionen in Politik und Medien sind gerade in vollem Gange: Was muss getan werden, um in einem reichen Land wie Deutschland wieder zu einer gerechteren Verteilung von Vermögen, Aufstiegschancen und sozialer Teilhabe zu kommen? Was oft vergessen wird: Und wie kann man auch Menschen, die wenig bis kein eigenes Einkommen haben – oder ihren Kindern – kulturelle Teilhabe ermöglichen? Regelmäßige Konzert-, Museums- und Theaterbesuche kann sich nicht jeder leisten, mal eben mit der ganzen Familie ins Kino – für manche ist das purer Luxus.
    In Bad Homburg gibt es seit fünf Jahren Menschen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen: Der Verein „KulturLeben Hochtaunus“ engagiert sich ehrenamtlich und sehr erfolgreich dafür, dass auch arme Menschen die Möglichkeit bekommen, an Kulturangeboten teilzunehmen. Die Macher finden, dass Kultur ein Menschenrecht ist. Institutionen, Kulturträger, Firmen und Privatleute beteiligen sich an dem Projekt und sorgen mit ihren Geld- oder Kartenspenden für mehr kulturelle Teilhabe – ausgerechnet in Bad Homburg, einer Stadt, die gemeinhin als recht wohlhabend gilt, doch auch hier ist die Zahl der von Armut Betroffenen in den vergangenen Jahren gestiegen.
    „hauptsache kultur“ trifft engagierte Kulturpaten und Menschen, die ohne „KulturLeben Hochtaunus“ keine Kulturveranstaltungen besuchen könnten. Wir stellen aber auch die Frage: Wie kann es sein, dass es erst eines ehrenamtlichen Vereins bedarf, um Menschen und Kultur zusammenzubringen? Bericht: Alexander C. Stenzel
    Vom Frankfurter Sponti zum erfolgreichen Varieté-Direktor – Johnny Klinke über Häuserkampf, die 68er Revolution und seine Liebe zu Frankfurt
    Ohne ihn wäre Frankfurt nicht, wie es heute ist. Johnny Klinke hat über Jahre das Kulturleben der Mainmetropole mitgestaltet. Nicht nur als Kind der 68er-Bewegung, das mit polit-bewegten Mitstreitern die Stadtgesellschaft aufrütteln wollte, sondern inzwischen auch seit 30 Jahren als Besitzer des berühmten „Tigerpalastes“, des erfolgreichsten Varietétheater Europas. Als Sohn eines Pfarrers kam er mit zehn Jahren aus Berlin nach Frankfurt. Er ließ sich damals schnell mitreißen von der Einzigartigkeit des Schmelztiegels: Von Bank- und Krankfurt. Der Name seines Varietés „Tigerpalast“ kommt nicht von ungefähr: Es ist ein Augenzwinkern, das den mächtigen Bankern in den Wolkenkratzern der Stadt gilt.
    Ganz bewusst setzte er 1988 seinen geplanten Kulturbeitrag mitten in die Schmuddelecke der Stadt, ins Gerichtsviertel nahe des Allerheiligenviertels, eher bekannt für seine schummrigen Bars und Laufhäuser als für gehobene Varietéunterhaltung. Kultur hatte Frankfurt damals mehr als nötig, bot es doch vor allem den gehobenen Kreisen Unterhaltung. Klinke aber ist heute stolz: Seine Gäste kommen aus verschiedenen Schichten und der ganzen Welt, auch aus der Wetterau, wie er gerne erzählt. Doch bevor er die Varieté-Szene nachhaltig prägen konnte, besetzte Johnny Klinke zusammen mit Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit die Villen des Westends und rettete sie so vor dem Abriss.
    Ohne die Häuserkämpfer wäre die Uni heute umringt von grauen Betonklötzen. Ein lebensfroher Sympath blickt zurück auf das Leben in einer Stadt, die er sich machte, wie er sie haben wollte. In diesem Jahr wird der neue Preisträger des „Binding-Kulturpreises“68 Jahre alt – Grund für „hauptsache kultur“, mit Johnny Klinke auch über das Erbe der 68er zu sprechen. Bericht: Dorothee Ott, Gregor Meinecke (Vorstellungen im Tigerpalast: täglich außer montags. Gala zum 30-jährigen Jubiläum am 9. Oktober im Gesellschaftshaus im Palmengarten)
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Uli Zimpelmann/​Simon Broll (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.03.2018hr-Fernsehen
  • Folge 18
    Mehr als nur Show? – Wie die „Luminale“ mit Licht neue Ideen für die Stadt der Zukunft entwerfen will
    Es ist eine funkelnde Open-Air-Ausstellung mitten in der Stadt: Alle zwei Jahre verwandeln sich Frankfurt und Offenbach in ein großes Leuchtspektakel. Wahrzeichen wie der Römer, der Eiserne Steg oder die Alte Oper werden mit aufwendigen Projektionen zum Blickfang, erstrahlen so in neuem, farbenprächtigem Gewand. Schön anzusehen – aber ist das alles mehr als nur ein großes Farbenspiel? Die Organisatoren preisen es so an – und haben genau deshalb in diesem Jahr das Konzept der Lichter-Biennale verändert. Die „Luminale“, so heißt es, soll erstmals zu einem Festival der Stadtentwicklung werden.
    Neue Ideen sollen hier formuliert werden: für eine sozialere Gesellschaft, für lebensfreundlichere Innenstädte, für umweltverträgliches Bauen. Kann das gelingen? Mit einer Licht-Show, die Unmengen an Energie verbraucht? „hauptsache kultur“ begibt sich während der „Luminale“ auf die Suche nach den neuen Impulsen. Wir besuchen Bürger, die mit eigenen Projekten ihre Viertel schöner gestalten wollen. Wir schauen auf Installationen, die den Blick in die Vergangenheit werfen – um daraus Ideen für die Zukunft abzuleiten. Und wir stellen Licht-Skulpturen vor, die die Städte sauberer machen sollen. Bericht: Simon Broll
    Der Weltendeuter mit dem Kohlestift – Das Frankfurter Liebieghaus zeigt William Kentridges ganze Schaffenskraft in der Ausstellung „O Sentimental Machine“
    Es ist eine ungewöhnliche Verbindung: Das ehrwürdige Frankfurter Liebieghaus mit seiner hochkarätigen Skulpturensammlung und der südafrikanische Künstler William Kentridge, bekannt für seine ausdrucksstarken Installationen. Wie kommt es zu dieser besonderen Zusammenarbeit zwischen alter, von der Antike bis zum 19. Jahrhundert reichender, und zeitgenössischer Kunst? Zwischen mehrheitlich europäischem Kulturerbe und Kentridges vor allem von afrikanischer Geschichte geprägten Werken? Ein spannendes Experiment, denn das Liebieghaus hat sich mit diesem Mann einen echten Superstar ins Haus geholt: Kentridge ist der wichtigste Künstler Südafrikas.
    Er zeichnet, dreht Filme, schafft Skulpturen, spielt Theater und inszeniert Opern – ist ausgebildeter Schauspieler und Regisseur, ein Universalkünstler durch und durch. Er selbst sieht das eher nonchalant: „Meine Mutter hat gesagt, ich sei schon mit drei Jahren ein Künstler gewesen. Die Wahrheit ist: Alle Kinder malen, nur ich habe vergessen aufzuhören.“ Sein Werk ist hochpolitisch und geprägt von der gesellschaftlichen Realität seiner Jugend in Johannesburg. Sein Vater – der Jurist Sir Sydney Kentridge – war in den 1950er Jahren einer der profiliertesten Kämpfer gegen die Apartheid und vertrat die späteren Nobelpreisträger Nelson Mandela, Desmond Tutu und Albert Luthuli.
    Seine Mutter war Bürgerrechtlerin, ebenfalls Juristin und engagiert im Kampf gegen die systematische Diskriminierung und Unterdrückung von Schwarzen. Kentridges Vorfahren waren jüdisch-osteuropäische Migranten und auch deshalb hat er sich immer wieder mit Themen der Vertreibung und Ausgrenzung auseinandergesetzt. Für ihn ist Kunst auch ein Motor zur Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse. Berühmt wurde der Südafrikaner mit Animationsfilmen, gezeichnet in seinem charakteristischen Stil mit Kohle und seinen raumfüllenden Installationen, die häufig auf der Documenta und bei der Biennale in Venedig gezeigt wurden.
    In Frankfurt wird jetzt mit über 80 Arbeiten das gesamte Spektrum seines kreativen Schaffens gezeigt. Die Ausstellung „O Sentimental Machine“ im Liebieghaus zieht sich durch alle 27 Räume der Skulpturensammlung und will dabei die Grenzen der künstlerischen Medien überspringen. Ein Dialog der Künste – was da wohl rauskommt? „hauptsache kultur“ begibt sich auf Sinnsuche in einem riesengroßen Bilderrätsel. Bericht: Sven Waskönig „William Kentridge. O Sentimental Machine“, bis zum 26.8. 2018 im Liebieghaus Skulpturensammlung.
    Ein bisschen Hollywood-Glamour am Main – Was Ellen Harrington, die neue Leiterin des Deutschen Filminstituts, in Frankfurt plant
    Hollywood-Sternchen die Hände zu schütteln, bringt sie schon längst nicht mehr aus der Ruhe. Ellen Harrington hat eine lange Karriere an der „Academy of Motion Picture Arts and Science“ hinter sich. Mehr als 20 Mal mischte sie sich unter Schauspieler und Regisseure bei den Oscar-Verleihungen. Hinter dem Vorhang kümmerte sie sich um die Sammlungen und Archive in der einflussreichsten Filmorganisation der Welt. Nun wechselt die Filmwissenschaftlerin in das Deutsche Filmmuseum am Schaumainkai. Schon jetzt weiß sie Frankfurt für sein internationales Flair und vor allem für seine große Vielfalt an Museen zu schätzen – schließlich hat bislang nicht einmal Hollywood ein Filmmuseum.
    Sie möchte für diese Besonderheit ein Bewusstsein schaffen. Mehr Dialog mit dem Besucher und breiteres Auftreten in den sozialen Medien sollen dabei helfen. Schon zu Beginn ihrer Laufbahn bietet sich dafür eine gute Gelegenheit: Die Ausstellung zu Stanley Kubrick’s „2001: Odyssee im Weltraum“ – ein echtes Kulturhighlight in diesem Jahr. „hauptsache kultur“ spricht mit ihr über die Zukunft des Deutschen Filminstituts und auch darüber, ob sie Brad Pitt oder George Clooney sympathischer findet. Bericht: Dorothee Ott, Gregor Meinecke Ausstellung: 50 Jahre „2001 – A Space Odyssee“ im Filmmuseum Frankfurt vom 21.3. bis 23.9.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Uli Zimpelmann (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.03.2018hr-Fernsehen
  • Folge 19
    „Wunder der Wirklichkeit“: Wie Dokumentarfilmer Thomas Frickel nach 25 Jahren dem Tod einer Rüsselsheimer Filmcrew nachspürt.
    Es war einer der größten Unfälle bei einem Filmdreh in der deutschen Geschichte: Am 22. Dezember 1991 stürzt ein Flugzeug des Typs Douglas DC-3 im Odenwald in der Nähe von Heidelberg ab. An Bord der Maschine: eine Rüsselsheimer Filmcrew mit Komparsen. Nur vier Insassen überleben den Absturz. 28 Menschen sterben, darunter der junge Regisseur Martin Kirchberger. Lange Zeit wurde dieser Tragödie nur in Rüsselsheim gedacht. Jetzt hat der Dokumentarfilmer Thomas Frickel den Unfallopfern ein filmisches Denkmal gesetzt.
    In „Wunder der Wirklichkeit“ – auch mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet – begibt er sich 25 Jahre nach der Katastrophe auf Spurensuche. Thomas Frickel rekonstruiert in seinem Dokumentarfilm die Tragödie. „Wunder der Wirklichkeit“ läuft am 7. April 2018 beim „Lichter Filmfest“ in Frankfurt, Kinostart ist der 24. Mai 2018. „hauptsache kultur“ hat den Filmemacher vorab getroffen. Autor: Simon Broll (Lichter Filmfest bis 8.4.18. Kinostart „Wunder der Wirklichkeit“ am 24.5.18)
    Kunst in der Bank? Warum es sich lohnt, die Fotokunstsammlung der DZ-Bank zu sehen.
    Es ist ein mehr als ungewöhnlicher Ausstellungsort für Fotografien: Die Deutsche Zentralbank in Frankfurt. Ausgerechnet da gibt es also eine der renommiertesten Fotokunstsammlungen Deutschlands? Warum? Zur Kunstsammlung gehört ein Ausstellungsraum, das „Art Foyer“. Kostenfreier Eintritt. Zu sehen: wertvolle Klassiker und aktuelle Fotografien großer Künstler. Mittlerweile feiert die Sammlung ihr 25-jähriges Bestehen und ist im Besitz von über 7.500 Werken. Auch in den Gängen des Bankenturms hängen Fotos aus dieser Sammlung, die Angestellten können selbst aussuchen, was zu sehen sein soll. Was steckt also genau hinter dieser großartigen Sammlung? „hauptsache kultur“ begibt sich auf die Suche. Bericht: Uli Zimpelmann (Aktuelle Ausstellung: „Inside Out – Fotografie und Psychologie“, bis 12. Mai 2018 im Art Foyer)
    Eine Frau mit Glatze? Ist das cool? Oder krass?
    Auf jeden Fall ungewöhnlich. Männer mit Glatze? Daran hat man sich gewöhnt. Frauen ohne Haare? Kennen wir nur von wenigen. Gilt das Haar doch als ein besonders weibliches Schönheitsattribut. Die Darmstädter Fotografin Rahel Welsen gehört seit 2012 zu der großen, meist jedoch unsichtbaren Gruppe von glatzköpfigen Frauen. Rahel Welsen ist an Alopecia areata erkrankt, was zum Verlust aller Kopfhaare geführt hat. Anfangs fühlte es sich an wie ein schwerer Schicksalsschlag – mittlerweile gehört die Glatze so selbstverständlich zu ihr, wie früher die langen Haare. Sie wollte herausfinden, wie andere Frauen damit umgehen.
    Dafür ist sie durch Deutschland und die Schweiz gereist und hat glatzköpfige Frauen fotografiert und sie zu ihren Erfahrungen in der Öffentlichkeit befragt. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die zeigt, was Frauen erleben, wenn ihnen die Haare ausfallen – was übrigens fast 80 Prozent aller Männer droht. „hauptsache kultur“ hat Rahel Welsen in ihrem Studio in Darmstadt getroffen und erfahren, dass durch die Krankheit auf Dauer innere Freiheit wachsen kann. Beitrag: Uli Zimpelmann (Rahel Welsen präsentiert ihre Fotografien „Glatze zeigen“ im Darmstädter Literaturhaus bis 15. April 2018)
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.04.2018hr-Fernsehen
  • Folge 20
    Millionengrab oder Gesellschaftskitt? Welche Rolle spielt das Theater heute:
    Frankfurt kämpft um seine Städtischen Bühnen – immerhin sind sie das kulturelle Zentrum der Stadt, lockt jährlich tausende Zuschauer in seine Spielstätten und wird deutschlandweit für seine Inszenierungen gefeiert. Gleichzeitig ist es ein sozialer Ort – gesellschaftlich von höchster Relevanz. Die Bühnen geben Antworten auf jene Fragen, die eine moderne Gesellschaft beschäftigt. Sie bringen Menschen zusammen. Doch stehen die Städtischen Bühnen in Frankfurt weiterhin in der Diskussion. Schon seit Jahren denkt man über einen Neubau oder eine aufwändige Sanierung der Theater-Doppelanlage am Willy-Brand-Platz nach. Deshalb gibt es jetzt eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt. Dort greift man die Diskussion um Frankfurts Städtische Bühnen auf und zeigt Bauprojekte von Opern- und Schauspielhäusern aus anderen europäischen Städten. Hier kann man sich inspirieren lassen. „hauptsache kultur“ fragt wie ein Schauspielhaus der Zukunft aussehen kann und was es uns kosten darf.
    Phänomen Pilzköpfe: Warum uns die Musik der Beatles bis heute bewegt:
    „Let it be „- Könnten Sie diesen schönen Refrain von den Beatles mitsingen? Oder „Yellow Submarine“, haben Sie da sofort eine bestimmte Tonfolge zum Mitsummen im Ohr? Und klar, „Yesterday“, das kennen wir alle – 1965 kam das Stück raus und es ist bis heute das meistgecoverte Stück der Popgeschichte. Die Beatles scheinen unsterblich. Aber was ist es nur, dass die „Fab Four“ so selbstverständlich im Olymp der Musikgeschichte Platz nehmen lässt? Wie konnten Sie so viele Hits schreiben? In Hessen sucht „hauptsache kultur“ nach einer Antwort und hat erfahrene Experten getroffen: die Beatles Revival Band.
    Seit über vierzig Jahren bringt sie Songs von John, Paul, George und Ringo frisch auf die Bühne- Die Herren, die dort aufspielen sind keine Oldies; immer wieder hat sich die Band erneuert. „Wir zelebrieren die Beatles“, sagen die Musiker. „Wir feiern sie“. In der Musikgeschichte, sagen sie, haben die Beatles den Rang von Mozart und Beethoven. Kühne These! Was ist dran? „hauptsache kultur“ hat die Band bei einem Auftritt begleitet.
    Ein KZ mitten in Frankfurt – Wie das Theaterprojekt „Adler.Werke.Katzbach“ die Erinnerung wach halten will:
    In der Zeit von 1944/​45 gab es ein Konzentrationslager, mitten in Frankfurt. Nach den schweren Luftangriffen auf die Stadt waren Teile der ehemaligen Adlerwerke im Gallusviertel zerstört worden. Hier wurden in den Kriegsjahren vor allem rüstungsrelevante Güter wie Munition und Bauteile für Panzerfahrzeuge gefertigt. Für die Zwangsarbeiter dort bedeutete das: Vernichtung durch Arbeit. In den letzten Kriegsmonaten starben hier mindestens 528 Menschen. Die Lagerbedingungen waren unmenschlich, das Ausmaß menschlichen Elends unbeschreiblich: Hinrichtungen, Folter, Hunger.
    Die Verbrechen aber blieben ungesühnt und die Verantwortlichen der Adlerwerke kamen straffrei davon. An diese Verbrechen erinnert heute nur eine Gedenktafel. In diesem Gebäude befindet sich heute auch das Gallus Theater und das Projekt „Adler.Werke.Katzbach“ will genau dort zeigen, was sich vor über 70 Jahren in diesem KZ abgespielt hat. „hauptsache kultur“ hat die Inszenierung besucht und schaut zurück auf die Geschichte von „Katzbach“
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden:
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.04.2018hr-Fernsehen
  • Folge 21
    Zum Teufel mit der Esskultur – Wie der Spitzenkoch Franz Keller mit unseren Essgewohnheiten abrechnet:
    Er war mal der am besten verdienende Koch in Deutschland, erkochte sich mehrere Sterne und stieg dann plötzlich aus. Franz Keller hat die Nase voll vom Sterne-Zirkus und lebt heute nach dem Motto: Vom Einfachen das Beste. Sein Falkenhof bei Hattersheim ist der gelebte Gegenentwurf zur Hauptsache-schnell-und-billig-Gesellschaft. Denn der attestiert Keller eine kollektive Essstörung. Hauptsache Kultur besucht ihn auf seinem Hof im Wispertal und geht der Frage nach, ob unser Verhältnis zum Essen heute tatsächlich so gestört ist, wie der wütende Sternekoch behauptet. Und wenn ja, kann der einfache Bürger mit Durchschnittsgehalt überhaupt anders als billig?
    Kassel absurd – Wie der Comiczeichner Leonard Riegel seine Heimat sieht: Er sucht das Absurde im Alltäglichen: Und wenn der Cartoonist Leonard Riegel das gefunden hat, zeichnet er. Und das tut er für das Satire-Magazin Titanic, die FAZ, Taz, oder Brigitte. Jetzt hat der Kasseler unter dem Titel „Seltsam verschlüsselte Botschaften aus dem All“ einen Cartoonband veröffentlicht. Darin beantwortet er entscheidende Fragen des Universums: Warum verhungern Wölfe in Brandenburg? Warum reagiert ein Touchscreen nicht auf Leberwurst? Und warum rechnet Mutter immer noch in Dönern? Der 34jährige hat an der Kunsthochschule in Kassel studiert und ist seit vier Jahren auch Redakteur beim Satiremagazin Titanic. „hauptsache kultur“ trifft Leonard Riegel in seiner Heimatstadt und lässt sich seine besten Zeichnungen zeigen, wir begleiten ihn an Kassels absurdeste Orte und fragen, wie man einen Humor entwickelt, der einem das Leben leichter macht.
    Total im Trend – Wenn sich Menschen zum „Rudelsingen“ treffen:
    Singen macht Spaß, ist gesund und fördert das Gemeinschaftsgefühl – nur, was ist, wenn man sich nicht traut, in der Öffentlichkeit zu singen? Für alle, die bislang nur unter der Dusche oder alleine mit dem Autoradio Töne formen, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen zu singen, sogar ohne Notenkenntnis, ohne, dass man sich der eigenen Stimme schämen muss. „Ab 70, 80 Menschen kann man in einer Gruppe mitsingen, ohne dass man die eigene Stimme heraushört.“ Das sagt Jörg Siewert, im normalen Leben Bildungswissenschaftler und an besonderen Tagen Rudelführer beim sogenannten Rudelsingen. Vor zwei Jahren hat er diese besondere Disziplin nach Darmstadt gebracht, jetzt findet dort schon das 16. Rudelsingen statt.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden:
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.04.2018hr-Fernsehen
  • Folge 22
    Zeitreise durch Hessen: Wie der Fotograf Walter Löber das Leben auf dem Land in den 30er Jahren festhielt
    Es sind Fotos von einem Hessen, das es so nicht mehr gibt: Frauen in Trachten, die mit Kuchenblechen über Pflasterstein-Straßen laufen. Kinder, die einem Siebmacher bei der Arbeit zuschauen. Ein Mädchen, das zwei Kühe zum Tränken an einen Brunnen zieht. Der Alltag auf dem hessischen Land, wie er in den 30er Jahren üblich war. Festgehalten wurden diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen von dem Hobbyfotografen Walter Löber. Der gelernte Schreinergeselle hatte sich 1932 eine Leica-Kamera gekauft und ist mit ihr auf seinem Moped durch die hessische Provinz gereist. Mehr als 3 000 Bilder von Volksfesten, Feldarbeiten und Brunnenszenen sind erhalten geblieben. Sie zeigen das Leben der Hessen vor dem Krieg – die bescheidenen, teils harten Lebensverhältnisse, aber auch das Gemeinschaftsleben.
    Und mit den Hakenkreuz-Fahnen auch das drohende Unheil, das Deutschland bald heimsuchen sollte. Ein Foto-Schatz, den der Sohn von Walter Löber, nach dessen Tod fand – und nun dem Hessenpark vermachte. Für den Historiker Thomas Ostendorf vom Hessenpark der Beginn einer großen Recherche. Wo sind die Fotos gemacht worden, welche Dörfer sind abgebildet? Er ließ die Bilder digitalisieren und ruft nun in einer Ausstellung und mit Hilfe eines Foto-Buches die Hessen um Hilfe auf. „hauptsache kultur“ hat Thomas Ostendorf und Diethard Löber getroffen und sich mit ihnen auf eine Zeitreise durch ein fast vergessenes Hessen begeben. Beitrag: Simon Broll
    Nicht nur Ottifanten – Otto Waalkes ist mit einer großen Ausstellung in Frankfurt zu Gast
    Holla-di-hiti! Was treibt Otto Waalkes in Frankfurt? Der kommt doch aus Emden/​Ostfriesland. Dort wurde er zumindest vor knapp 70 Jahren geboren. Und warum eine Otto-Kunstausstellung? Der steht doch sonst blödelnd auf der Bühne, schreibt Otto-Bücher, dreht Otto-Filme, synchronisiert Faultiere und war der erste deutsche Komiker, der Witze auf Schallplatten auf den Markt brachte. Otto wollte eigentlich Zeichner werden. In Hamburg schrieb er sich 1970 für ein Kunstpädagogikstudium ein und schon als Schüler erfand er sein gekritzeltes Markenzeichen: den Ottifanten. Aber warum kommt die Otto-Ausstellung ausgerechnet an den Main? Die gehört doch an die Elbe! Dorthin, wo der Wahl-Hamburger Otto Waalkes wohnt.
    Aber Otto hat Freunde in Frankfurt. Gute, lustige Freunde. Seit Anfang der 1970er liefern sie dem Rebellen des deutschen Humors zuverlässig die Pointen – allesamt Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule: Bernd Eilert, Robert Gernhardt und Pit Knorr. Ottos Erfolg auf der Bühne drängte schnell den bildenden Künstler in ihm in den Hintergrund. Doch gezeichnet und gemalt hat er immer. Das Caricatura Museum Frankfurt zeigt jetzt 200 ausgewählte Werke des Witzereißers der Nation. Ob in Öl oder mit dem Bleistift, es ist Ottos Blick auf die Kunstgeschichte und „hauptsache kultur“ hat den Ostfriesen und seinen Freund Bernd Eilert in der Ausstellung getroffen. Holla-di-ho! Beitrag: Sven Waskoenig
    „Otto – Die Ausstellung“ bis zum 02. September 2018 im Caricatura Museum Frankfurt
    Bad Vilbel – Eine Stadt und ihr Musical
    Musicalstädte gibt’s in Deutschland einige: Hamburg, Bochum und auch Fulda. Aber ein Musical für eine Stadt gab es bisher nicht, das musste noch geschrieben werden.- Bad Vilbel, das etwas im Schatten von Frankfurt liegt, sagte sich, wir sind auch wer, und brachte sein eigenes Musical auf die Bühne, das nun folgerichtig „Bad Vilbel. Das Musical“ heißt. Ein Frankfurter Bub kommt nach Bad Vilbel, verliebt sich dort in ein Mädchen, will es mit nach Frankfurt nehmen, aber am Ende kommt es doch ganz anders. Herzschmerz, Irrungen und Wirrungen, Happy End sind nun wirklich nichts Neues.- Neu aber ist, was die Bad Vilbeler für ihr Musical alles getan haben, um es auf die Bühne zu bringen.
    Alle Sparten der Kultur: Schauspiel, Musik, Film zogen an einem Strang. Jeder in der Stadt, der wollte, konnte sich in irgendeiner Weise einbringen. Die Menschen in Bad Vilbel rückten näher zusammen. Und so kam es, dass ein kulturelles Projekt so etwas wie Heimat stiftet. „hauptsache kultur“ hat die Musical-Macher begleitet und war bei der Premiere dabei. Beitrag: UIi Zimpelmann
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. Bericht: Christiane Schwalm (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.04.2018hr-Fernsehen
  • Folge 23
    Klaus Barski, Lebenskünstler, Spekulant und Schriftsteller: Warum ein Millionär mit Dollarnoten um sich wirft.
    Wo vor Jahren noch die Europäische Zentralbank in der Stadtmitte von Frankfurt angesiedelt war, steht ein Mann vor einem Rolls Royce und wirft Geldscheine ins Volk.- Klaus Barski ist das, Multimillionär aus Königstein.- Es soll Dollars regnen, kübelweise .- Die Aktion ist ein Werbegag des Schauspiels Frankfurt für die nächste Uraufführung am 5. Mai: Stimmen einer Stadt, einer Reihe von poetischen Monologen.- Eine dieser Stimmen, die von Schauspielern auf die Bühne getragen werden, ist die von Klaus Barski, dem Multimillionär.- Klaus Barski ist aber keine Fiktion. Klaus Barski ist echt, fährt gerne Rolls Royce und zeigt auch gerne seine Millionen.
    Angefangen hat er ganz klein in den 60er Jahren, als Straßenmaler in Paris und als Auslieferer für Gemüsemärkte. Dann kam die große Wende: Klaus Barski verdiente fortan sein Geld als Immobilien-Spekulant und hat es zu Reichtum gebracht. Dabei wollte er eigentlich immer Journalist werden, erzählt er uns, aber das habe nicht geklappt. Deshalb schreibe er sein Leben in Romanen nieder. Ein Märchenerzähler sei er, schon als Kind habe er immer gerne Geschichten erzählt. In den Gesprächen mit „hauptsache kultur“ verrät Klaus Barski auch, wie man zu Millionen kommt und er hat eine Antwort auf die explodierenden Mietpreise und die Not auf dem Wohnungsmarkt.
    Legendäre Disko-Geschichte: Als Marianne Rosenberg, Boney M. und die Pudyhs in den Vogelsberg kamen
    Engelrod hat 600 Einwohner und liegt mitten im Vogelsberg: Ein kleines, verträumtes Örtchen. Kaum einer, der es nicht selber erlebt hat, ahnt, dass hier hessische Disko-Geschichte geschrieben wurde: Die Topstars der 70er und 80er Jahre sind hier aufgetreten, darunter Marianne Rosenberg, die Puhdys, Howard Carpendale und sogar Boney M. „Viele Stars haben sich verfahren und Engelrod erst überhaupt nicht gefunden“, berichtet Irmi Roth, die 1974 gemeinsam mit ihrem damaligen Freund Charly den Club „Hazienda“ eröffnete. „Damals gab es ja noch kein Navi und kein Handy“, erzählt sie lachend weiter.
    Charly Roths Eltern besaßen ein gut gehendes Gasthaus, das auch viele junge Leute besuchten. Und so entwickelten die beiden die Idee, eine Tanzbar zu eröffnen. Zweifellos traf die „Hazienda“ den Zeitgeist, denn viermal die Woche war die Bude rappelvoll. Um die 1 000 Menschen feierten, tanzten und umjubelten ihre Stars, die damals kaum Berührungsängste hatten: Extra für die Dreharbeiten mit „hauptsache kultur“ hat Irmi Roth alte, verschollen geglaubte Filmaufnahmen entdeckt, die die blutjunge Sängerin umringt von Fans zeigen.
    Verspielt und kritisch – die faszinierenden Miniaturwelten von Frank Kunert
    Frank Kunert ist Fotograf und Modellbauer in einem. Seine Arbeit besteht darin, Miniaturwelten zu erschaffen und diese dann zu fotografieren. Seine rein fiktiven Werke wirken oft verblüffend echt. Mit der Liebe zum Detail trickst er die Wahrnehmungen des Betrachters aus. Oftmals erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass seine Fotos keine Abbildungen der Realität sind, sondern modellierte „kleine Welten. Seine Motive sind durchaus gesellschaftskritisch, aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern. So sieht man in seinem Foto „Ein Platz an der Sonne“ zum Beispiel einen brandneuen Luxus-Bungalow mit weit ausragendem Balkon, der dem benachbarten, heruntergekommenen Reihenhaus unangenehm auf die Pelle rückt.
    Ein Thema taucht in Frank Kunerts Werken immer wieder auf: Wohnraum. Denn dahinter verbirgt sich für den gelernten Fotograf eine ganz eigene Geschichte. Vor knapp 8 Jahren musste er seine Heimat Frankfurt verlassen, weil die Mietpreise immer teurer wurden und er sich kein größeres Atelier mehr leisten konnte. Seither wohnt er in Boppard am Rhein. Die Fragen „Wo leben Menschen“ und „Wo ist Platz für sie in Großstädten“ taucht in seinen Fotografien deshalb immer wieder auf. „hauptsache kultur“ hat den Künstler in seiner Wahlheimat besucht und sich zeigen lassen, wie die herrlich absurden Miniaturwelten entstehen.
    #gehessisch – Das Schlimmste aus der Kulturwoche in 90 Sekunden
    In unserer neuen Rubrik #gehessisch knöpfen wir uns satirisch die Nachrichten der Woche vor: Neue Kinostarts, Fauxpas der Stars, Gesprächswertiges aus Kultur und Politik, Glamour und Abseitiges – in 90 Sekunden nehmen wir auseinander, was die Welt gerade mehr oder weniger bewegt. Rasant, witzig und bitterböse – das ist #gehessisch, präsentiert vom bekannten YOU FM und hr3-Moderator Johannes Sassenroth. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.05.2018hr-Fernsehen

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