2016/2017, Folge 17–31

  • Folge 17
    Kassel – Kairo und zurück – Die Journalistin Amira El Ahl über ihr Leben in 2 Heimaten.
    Amira El Ahl ist eine waschechte Kasselanerin, geboren und aufgewachsen in der nordhessischen Metropole als Tochter eines Ägypters und einer Deutschen. Fest ist sie hier verwurzelt, fühlt sich ganz Zuhause – genauso wie in Ägypten. Schon als kleines Kind fuhr sie gemeinsam mit den Eltern zum Badeurlaub an die ägyptische Küste, mochte die arabische Sprache, die ihr durch den Vater vertraut war. Direkt nach dem Abitur entschloss sie sich, ihre Sprachkenntnisse zu perfektionieren und ging zum Arabisch-Studium nach Kairo. „Ich habe mich sofort wohl gefühlt“, erzählt sie, „schon als ich beim Landeanflug das riesige Meer der Großstadtlichter sah, wusste ich, das ist meine Stadt“.
    Und trotzdem kommt dann die Sehnsucht nach der Familie, nach dem Wilhelmshöher Bergpark mit seinen herrlichen Bäumen und satten Farben, in dem sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat. „Es ist immer so“, meint sie lachend, „da wo Du gerade bist, ist es toll, aber Du vermisst etwas von dem anderen Zuhause. Wenn ich dann wieder in Kassel bin, vermisse ich die Leichtigkeit, das Unbeschwerte der ägyptischen Mentalität.“ 10 Jahre lebte sie in Kairo, berichtete als Journalistin für deutsche Medien über die politischen Entwicklungen.
    Seit kurzem ist sie wieder in Kassel und arbeitet für die diesjährige documenta. Durch ihre Erlebnisse in Kairo sei ihr erst bewusst geworden, wie „privilegiert es ist, in einem freien, demokratischen Land wie Deutschland zu leben“. Doch die Sehnsucht nach Ägypten ist immer wieder da. „hauptsache kultur“ begleitet die Deutsch-Ägypterin Amira El Ahl zu ihren Lieblingsorten in ihrer Heimatstadt Kassel und spricht mit ihr über Heimatgefühle, Fluchttendenzen und den Spagat zwischen Kassel und Kairo. Bericht: Anke Schnackenberg
    Der „Museums-Check“, diesmal im Langbein-Museum in Hirschhorn.
    Sie raubten sogar Mark Twain den Schlaf, als dieser im Jahr 1878 in einer stürmischen Nacht im Gasthof „Zum Naturalisten“ in Hirschhorn am Neckar Unterschlupf fand: die ausgestopften Viecher des Herrn Langbein. Doch der Gastwirt Carl Langbein präparierte nicht nur Tierkörper. Vom Hosenknopf bis zur Heiligenfigur sammelte er so ziemlich alles, was ihm in die Finger kam und ihm kunstvoll, geschichts- oder denkwürdig erschien: Skulpturen, Gemälde, Münzen, Möbel, bürgerliche Bekleidungsstücke und Trachten, aber auch Waffen, Ritterhelme, Jagdgerät und Jagdtrophäen. Heute ehrt man Carl Langbein in Hirschhorn mit einem eigenen Museum, das sogar als Regionales Kulturerbe des Kreises Bergstraße ausgezeichnet worden ist. Doch wie spannend ist sie, die Sammlung aus dem vorletzten Jahrhundert und wie wird sie heute präsentiert? „hauptsache kultur“ ist in den hessischen Süden gefahren und macht den „Museums-Check“. Bericht: Marco Giacopuzzi
    PENG! Eine Gedenktafel in Kassel, die niemand lesen soll.
    Die Stadt Kassel hat ein neues kulturelles Highlight: Eine Gedenktafel! Aber wem oder was gedenkt sie da eigentlich? Schwer zu sagen, denn die Tafel befindet sich in 3 Meter Höhe an einem Brückenpfeiler. Lesen kann sie keiner. Viel zu klein ist die Schrift, aus der Ferne nicht zu erkennen. Die Stadt erklärt, dass es sich um eine Tafel für den ehemaligen Kasseler Oberbürgermeister Karl Branner handelt. Aber warum hängt sie so hoch? „hauptsache kultur“ hat recherchiert und befunden: Es ist eindeutig ein Thema für unsere satirische Rubrik „PENG!“ Bericht: Christiane Klopsch
    Puppentrickfilm made in Hessen – zu Besuch bei den Machern vom Sandmännchen-Kinofilm und der erfolgreichen YouTube Comedy „Deutsche 11 Backstage“.
    Als 12-jähriger Junge sah er seine erste Super-8 Film-Animation. Seitdem ist Thomas Schneider-Trumpp fasziniert von der Technik, mit modellierten Puppen und handgefertigten Kulissen hochwertige Trickfilme herzustellen. Und er hat es tatsächlich geschafft, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seit 1993 arbeitet er in seinem eigenen Studio im Frankfurter Osten. Mit der Stop Motion Animation entstanden hier schon viele Filme oder Teilarbeiten, wie etwa der Sandmann-Kinofilm, die Kinderserie „Dragon, der kleine Drache“ oder die Fußballsatire „Deutsche 11 Backstage“, die auf YouTube zu sehen ist. „Der Puppentrick erfährt derzeit eine Renaissance“, beobachtet Schneider-Trumpp, „nicht unbedingt im Fernsehen, aber im Kino und Internet.“ „hauptsache kultur“ hat das „Trickfilmland“ besucht und von Thomas Schneider-Trumpp erfahren, wie viel Handarbeit und Perfektionismus für die Herstellung eines Puppentrickfilms notwendig sind. Bericht: Juliane Hipp
    Nächste Studio-Tour im „Trickfilmland: am 17. Februar 2017, 18 – 19:30 Uhr, 12, -€, außerdem Kurse und Workshops, Homepage: www.trickfilmland.de
    „Cool bleiben, aber nicht kalt sein“ – der Hanauer Pressefotograf Kai Pfaffenbach.
    Er war in Kriegs- und Krisengebieten wie dem Irak, in Afghanistan und in Syrien und fotografierte das Leid der Opfer und das Schicksal von Flüchtlingen. Der Hanauer Pressefotograf Kai Pfaffenbach. Doch sein eigentliches Metier ist die Sport-Fotografie. Während der diesjährigen Olympischen Spiele hat er das wohl weltweit bekannteste Foto dieser Spiele geschossen: Usain Bolt lässt im Finale des 100-Meter-Laufs der Männer seine Kontrahenten mit grinsendem Gesicht hinter sich, ganz lässig. „Da trafen Glück und technisches Können im richtigen Augenblick zu-sammen“, meint der Fotograf. Das passiert ihm nicht selten. Mittlerweile gehört Kai Pfaffenbach zu den besten Sportfotografen der Welt, ist mit nationalen und internationalen Fotopreisen ausgezeichnet worden.
    Solche Momente wie in Rio, die Freude über ein gelungenes Foto, das die ganze Welt sieht, gehören genauso zu seiner Arbeit wie Geduld, Ruhe, ein offener Blick für Situationen und schnelles Reaktionsvermögen. Er arbeitet für die Nachrichtenagentur Reuters, und sie schickt ihn weltweit zu Einsätzen, nicht nur zu Sportevents. Wie verarbeitet er seine Erlebnisse und Eindrücke? Ist Zuhause einfach alles wieder normal? „hauptsache kultur“ trifft Kai Pfaffenbach in Frankfurt und in seiner Geburtsstadt Hanau, wo er noch heute mit seiner Familie lebt. Bericht: Anke Schnackenberg (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 09.02.2017 hr-fernsehen
  • Folge 18
    Tatort Frankfurt -Was Kriminalfälle über den Charakter einer Stadt verraten.
    Bahnhofsviertel, Rotlichtmilieu, Drogenhandel, Mord und Totschlag. Frankfurt sei die gefährlichste Stadt Deutschlands. Dieses Klischee klebt zäh an der Mainmetropole, obwohl die Zahlen der jährlichen Kriminalitätsstatistik diesen miesen Ruf nicht bestätigen. Woran liegt das? Geschehen etwa so „besondere“ Verbrechen, die nur hier begangen werden können? Verbrechen, die so spektakulär“ daher kommen, dass das ganze Land Anteil nimmt oder die so „speziell“ waren, dass sie für viel Aufmerksamkeit sorgten? Zu einer solchen Straftat gehört zum Beispiel der Mord an dem Klavierhändler Hermann Richard Lichtenstein auf der Zeil im Jahr 1904. Er war einer der ersten Mordfälle in Deutschland, der aufgrund der damals revolutionären Fingerabdruck-Methode aufgeklärt werden konnte.
    Bundesweit Beachtung fand in den 1950er Jahren auch der Todesfall der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt. In der aufstrebenden Wirtschaftsmetropole lebte sie ein freies, unabhängiges Leben mit guten Kontakten in Wirtschaft und Politik. Das fasziniert bis heute Viele und war vielleicht so auch nur in der internationalen Finanzstadt möglich.
    Ja selbst Goethe soll durch ein Frankfurter Verbrechen für seinen „Faust“ inspiriert worden sein. Fest steht: Frankfurts Kriminalgeschichte liefert viele spannende Fälle, die einen genauen Blick lohnen. „hauptsache kultur“ war deshalb mit der Krimiautorin und Kommissarin Nikola Hahn auf Spurensuche durch die City und hat gefragt: Sind Kriminalfälle vielleicht so etwas wie der unverwechselbare Fingerabdruck einer Stadt? Beitrag: Anke Schnackenberg.
    Protest wegen „Wurstverbot“ – Wieso der Streitfall in Kassel ein gesamtgesellschaftliches Problem veranschaulicht.
    Die Deutschen essen gerne Fleisch – und vor allem viel Fleisch. In unserem Leben verspeisen wir z.B. durchschnittlich dreißig Schweine. Gerne auch in Form von Bratwurst. Doch genau die soll es am Kasseler „Tag der Erde“, dem alljährlichen Umwelt- und Kulturfest, nicht geben. Das sorgt nun für große Aufregung. Von Bevormundung, ja sogar von „heftigem Streit“ und „Wurstverbot“ ist die Rede. Wieso aber löst die Entscheidung der Veranstalter, kein Fleisch auf dem Fest anzubieten, so heftige Reaktionen hervor? „hauptsache kultur“ hat den Journalisten und Autor Florian Schwinn getroffen, der gerade über die „Tödliche Freundschaft“ zwischen Mensch und Tier ein Buch geschrieben hat. Er geht darin der Frage nach, welches Verhältnis wir heute eigentlich noch zu unserem Fleischkonsum und zum Tier haben. Beitrag: Christiane Klopsch.
    Die mit den Händen singt – wie die Gebärdensprachdolmetscherin Laura M. Schwengber
    Musik für Gehörlose sichtbar macht. Wenn sie mit Gehörlosen spricht, tanzen ihre Hände, ihre Augen leuchten und ihr Mund formt lautlos Worte: Laura Schwengber ist Gebärdensprachdolmetscherin, und das Besondere an ihr ist, dass sie auch Musik gebärdet. Aber wie geht das? Musik, das sind doch in erster Linie Töne! Für Laura Schwengber ist Musik jedoch viel mehr: Emotion, Bewegung, Rhythmus und letztlich erzählt sie immer eine Geschichte. All das macht Laura Schwengber mit ihrer Gestik und Mimik: Die gebürtige Spreewälderin übersetzt Konzerte, Musikvideos und sogar den Eurovision Song Contest.
    Selbst ans Übertragen klassischer Musik in die Gebärdensprache wagt sie sich heran. Ihre Prüfungen zur staatlich anerkannten Dolmetscherin für Gebärdensprache hat die Siebenundzwanzigjährige in Frankfurt und Darmstadt gemacht; Musik zu übersetzen hat sie jedoch nicht gelernt, sondern über die Jahre hinweg immer weiter entwickelt. Wie, das erzählt sie „hauptsache kultur“. Wir haben Laura Schwengber beim hr2-Hörfest in Wiesbaden getroffen. Bericht: Dorothee Ott.
    70 Jahre „Fritz Rémond Theater“ – Wie sich die Frankfurter Institution in die Herzen der Zuschauer gespielt hat.
    Als alles anfing im Januar 1947, da regnete es durch die Decke, und die Zuschauer saßen mit Regenschirmen auf zusammengezimmerten Bänken. Die Stadt Frankfurt lag in Schutt und Asche, aber die Menschen kamen ins Theater und bezahlten mit ein paar Kartoffeln oder Briketts. Sie sehnten sich nach Kultur, nach Stücken, die unter den Nazis verboten waren. Der Schauspieler und Regisseur Fritz Rémond war einer der ersten, der 1945 von den Amerikanern eine Erlaubnis bekam, Theaterstücke aufzuführen. Der Zoodirektor Bernhard Grzimek, ein alter Bekannter von Rémond, schlug ihm vor, das kleine Theater doch im Zoo zu eröffnen.
    Bis heute soll es das weltweit einzige in einer zoologischen Anlage sein. An diesem besonderen Ort startete Hans Joachim Kulenkampff seine Karriere und bekannte Stars sorgten bald für ausverkaufte Vorstellungen: Theo Lingen, Curd Jürgens, Inge Meysel, Heinz Rühmann, Karlheinz Böhm oder Grethe Weiser – die großen Schauspielnamen der Nachkriegszeit. Mit ihnen inszenierte Fritz Rémond moderne Klassiker, Gegenwartsdramen und Komödien – eine Mischung, die bis heute für den Erfolg des „Fritz Rémond-Theaters“ steht und an dem der gegenwärtige Intendant Claus Helmer wenig geändert hat.
    Der Erfolg des Privattheaters sei trotz Fernsehen, Kino und Internet ungebrochen, sagt er. „hauptsache kultur“ begleitet Claus Helmer auf einem Rundgang durch das „Fritz Rémond Theater“ und seine bewegte 70-jährige Geschichte, die voller Anekdoten steckt wie zum Beispiel die, als Johannes Heesters auf der Bühne einen Blinddarmdurchbruch hatte, es aber niemand bemerkte, weil er weiterspielte als wäre nichts passiert. Bericht: Anke Schnackenberg. Serie: Kann das weg?
    Der Himmel über Hessen – ein Kunstwerk im Wiesbadener Landtag.
    Ein jeder kennt sie, die kuriosen – und häufig sehr amüsanten – Geschichten von Kunstwerken, die nicht als solche erkannt und so zum Opfer übereifriger Putzkräfte wurden. Joseph Beuys’ berühmt berüchtigte „Fettecke“ ist sicherlich das prominenteste Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Künstler mit ihren Werken an einem allgemeinen, klassischen und vielleicht auch massenkompatiblen Kunstverständnis anecken. Frei nach dem Motto „Ist das Kunst oder kann das weg?“ begibt sich der Kunsthistoriker, Publizist und gebürtige Kasselaner Christian Saehrendt ab 2. März wieder einmal für „hauptsache kultur“ auf die Suche nach „Kunstwerken im öffentlichen Raum“.
    Diesmal war er im Wiesbadener Landtag unterwegs und hat auch im Plenarsaal Kunst entdeckt: „Der Himmel über Hessen“ heißt dort eine Installation des Frankfurter Künstlers Vollrad Kutscher: Acht schmale Fenster befinden sich in der hölzernen Rückwand hinter dem Rednerpult und der Regierungsbank. Auf den ersten Blick einfache, schmale Fenster, so scheint es, doch bei der näheren Betrachtung erkennt man darin große hessische Persönlichkeiten. Ist diese Kunst „genial“? Oder doch einfach nur „banal“? Wir finden: ein klarer Fall für „Kann das weg?“ und Christian Saehrendt! Bericht: Tanja Küchle Redaktion: Tom Klecker, Heide Kegel. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 02.03.2017 hr-fernsehen
  • Folge 19
    Heimat in schwarz-weiß – Fotografien aus Hessen von Barbara Klemm.
    Kinder, die in Offenbach am Straßenrand spielen, „Gastarbeiter“, die am Frankfurter Hauptbahnhof eintreffen. Was ist ihre Heimat? Die legendäre Fotografin Barbara Klemm hat über Jahrzehnte hinweg in schwarz-weiß gehaltenen Aufnahmen dokumentiert, was sozial und kulturell unsere Heimat geprägt hat. Aber was macht diese Heimat eigentlich aus? Was bedeutet sie für uns? Mit der Fotografin sprechen wir darüber, ob wir „Heimat“ romantisch verklären und ob Heimat vielleicht nur eine Erinnerung an vergangene Zeiten ist. Barbara Klemm zählt zu den renommiertesten Fotojournalistinnen. Als festangestellte Redaktionsfotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung begleitete Barbara Klemm von 1970 bis 2005 viele Persönlichkeiten und Ereignisse der deutschen und internationalen Politik.
    Für ihr Werk wurde die in Frankfurt lebende Fotografin vielfach ausgezeichnet. Im Rahmen der Sonderausstellung „Alltag, Aufbruch und Anstoß“ zeigt das Freilichtmuseum Hessenpark erstmals eine Auswahl ihrer in Hessen entstandenen Bilder mit Szenen aus dem Alltag, dem Berufs- und dem Freizeitleben von den späten 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre. „hauptsache kultur“ Barbara Klemm erzählt uns die Geschichten hinter den Bildern und davon, was Heimat für sie selbst ist. Bericht: Alexander C. Stenzel. („Alltag, Aufbruch und Anstoß- Barbara Klemm: Fotografien aus Hessen“ Vom 5. März bis zum 3. Dezember 2017.Im Cocon Verlag ist auch ein Bildband der Ausstellung erschienen).
    Das Marionetten-Haus – Warum Roland Richter das Leben am seidenen Faden liebt.
    Von außen: ein ganz normales Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Siedlung in Bad Nauheim. Doch drinnen tanzen die Puppen! Das tun sie aber nur, wenn Roland Richter sie lässt. Er ist der Herr über ein ganzes Heer von Marionetten, teilweise echte historische Schätze aus dem 18. Jahrhundert. Roland Richter hat schon viel Geld investiert, um jetzt alles auf eine Karte zu setzen: ein neues Schattentheater, winzige Miniaturmarionetten und immer mehr Stücke für Erwachsene. Ja, Marionettentheater für Erwachsene. Roland Richter würde seiner Kunst gerne zu mehr Ansehen verhelfen.
    Doch das ist gar nicht so leicht. Für seinen „Beruf“ wird er von anderen auch schon mal belächelt: Marionettenspieler – kann man von so was heutzutage überhaupt leben? Nicht so richtig, noch braucht Roland Richter seinen Brotberuf: Reiseleiter. Aber irgendwann will er allein vom Marionettenspielen leben können. Er ist geradezu besessen davon. Kein Wunder. Roland Richter stammt aus einer Marionettenspielerfamilie mit 300 Jahren Tradition. Seine Eltern gehörten noch zum fahrenden Volk und haben sich erst in den 1950er Jahren in Hanau niedergelassen.
    Dort haben sie das „Hanauer Marionettentheater“ gegründet. Roland Richter hat es übernommen und bespielt dort auch regelmäßig die Marionettenbühne des Hessischen Puppenmuseums. Sein Traum aber ist ein eigenes Theater mit fester Bühne, auch für Erwachsenenstücke. Das hat er sich jetzt zumindest teilweise zu Hause in Bad Nauheim verwirklicht. Die Marionetten haben hier ein eigenes Zimmer bekommen; in ein anderes hat Richter eine kleine Bühne gebaut. „hauptsache kultur“ hat Roland Richter und seine Marionetten zu Hause besucht. Bericht: Tanja Küchle.
    Kaum zu glauben – ehrgeiziges Multitalent und unangepasste Ehefrau.
    Maria Sibylla Merian starb vor 300 Jahren. Ihre Bilder sehen aus, als habe Maria Sibylla Merian (1647 – 1717) sie erst gestern gemalt. Sie war eine Meisterin des Kupferstichs, genauso brillant im Skizzieren und Aquarellieren. Die Begabung war ihr praktisch in die Wiege gelegt, denn ihr Vater, ebenfalls Kupferstecher, war der berühmte Merian, der mit seinen deutschen und europäischen Stadtansichten ein kleines Vermögen verdiente. Sie war eine genaue Beobachterin, an der Natur interessiert, und entsprechend der damaligen Aufgaben einer Frau entwarf Maria Sibylla Stickvorlagen und malte Blumenbilder.
    Aber das reichte ihr nicht. Sie begann zu forschen, züchtete Seidenraupen, wurde zur Wegbereiterin einer modernen Naturwissenschaft, veröffentlichte Bücher über Blumen und Insekten. Ihre leidenschaftliches Interesse für Schmetterlinge ließ sie dann für die damalige Zeit Unvorstellbares vollbringen: Sie verließ ihren Mann, verkaufte Besitz und brach zu einer Forschungsreise auf – nach Surinam im fernen Südamerika. Die Merian war eine mutige Frau, die sich über manche gesellschaftliche Konvention einfach hinwegsetzte und bahnbrechende Forschungen betrieb, die noch heute ihre Gültigkeit haben.
    „hauptsache kultur“ besucht die naturwissenschaftliche Kabinettausstellung und die Werkstatt der Präparatoren im Museum Wiesbaden, immer auf den Spuren der wissensdurstigen großen Naturwissenschaftlerin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Bericht: Anke Schnackenberg. (Die Sammlung von Maria Sibylla Merian (1647 bis 1717) bis zum 9. Juli 2017 im Museum Wiesbaden zu sehen).
    Philipp Demandt – der dreifache Museumsdirektor.
    Kaum ein halbes Jahr ist es her, dass Philipp Demandt einen der wichtigsten, aber auch kompliziertesten Posten in der deutschen Museumslandschaft angetreten hat, denn er wurde gleich dreimal Direktor: Vom Städel Museum, der Liebieghaus Skulpturensammlung und der Ausstellungshalle Schirn in Frankfurt am Main. Gleichzeitig ist er in große Fußstapfen getreten, weil Vorgänger Max Hollein drei gut bestellte und international anerkannte Häuser hinterlassen hat. Unter seiner Leitung waren Städel, Schirn und Liebieghaus überaus erfolgreich. Deshalb sind die Erwartungen an den neuen Direktor jetzt extrem hoch: Werden auch unter seiner Führung die Besucher weiter so zahlreich in die drei Häuser strömen? Philipp Demandt bleibt trotz der hohen Anforderungen gelassen, denn er will eigentlich gar nichts anders machen, sagt er.
    Und, dass er sich auf die neuen Herausforderungen sehr freue. „hauptsache kultur“ hat den dreifachen Direktor getroffen und mit ihm über seine Pläne für die nächsten fünf Jahre gesprochen. Dabei haben wir herausgefunden, dass der „Neue“ wahrscheinlich doch einiges anders machen wird. Bericht: Dorothea Windolf. Kann das weg?
    Ein Würfelwurf – ein Kunstwerk im Hessischen Rundfunk.
    Viele Besucher – und selbst Mitarbeiter – des Hessischen Rundfunks denken, es sei nur eine blaue Wand. Aber nein, es ist das Kunstwerk „Ein Würfelwurf“ von Klaus Schneider! Wir haben uns endlich getraut, den Kunstermittler Christian Saehrendt mal in unser eigenes Haus zu lassen. Ab Anfang der 1960er Jahre hat der Hessische Rundfunk nämlich so einige zeitgenössische Kunstwerke erworben. Das ist zum einen der Leidenschaft des damaligen Intendanten und Kunstliebhabers Werner Hess zu verdanken, zum anderen dem damals gültigen Allgemeinen Baurecht, das bei Neubauten, die von der öffentlichen Hand finanziert wurden, einen gewissen Prozentsatz für den Erwerb von zeitgenössischer Kunst vorsah.
    Seit mehr als zehn Jahren kauft der hr keine Kunstwerke mehr an. Aber angesammelt hat sich in 40 Jahren so einiges: etwa 600 Objekte, Gemälde, Zeichnungen und Grafiken, von denen viele auf dem Gelände und in den Fluren der einzelnen Gebäude des Funkhauses ausgestellt sind. Sie sind zum größten Teil auch für Besucher und Gäste frei zugänglich. Irgendwie alles auch öffentlich. Der Kunstermittler Christian Saehrendt wird entscheiden: Ist die blaue Wand „stark“? Oder einfach nur „Quark“? Wir bibbern schon. Bericht: Tanja Küchle. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 09.03.2017 hr-fernsehen
  • Folge 20
    War früher alles schöner? – Warum neue Häuser scheinbar immer hässlicher werden.
    Ihr Name ist wenig bekannt, aber jeder kennt ihre Bauwerke. Kaum ein Architekturbüro hat das Stadtbild Frankfurts so maßgeblich geprägt wie sie: Die ABB Architekten. Auf ihr Konto gehen ikonische Entwürfe und Bauten aus den 1950er bis 1970er Jahren. Sie bestechen durch Klarheit, Nüchternheit und subtile Eleganz, wie das Bundesbank-Gebäude, die Städtischen Bühnen und die Hochhäuser der Dresdner Bank und der Deutschen Bank. Heute gibt es ABB nicht mehr. 2015 hat das Deutsche Architekturmuseum (DAM) einen Teil des Archivs des Frankfurter Architekturbüros übernommen, das noch bis 2005 tätig gewesen ist.
    Jetzt stehen viele ihrer Gebäude in der Schwebe: Die Städtischen Bühnen – Sanierung oder Abriss und Neubau? – die Deutsche Bundesbank steht vor der Sanierung ihres Dienstgebäudes und äußert zugleich Überlegungen zum Neubau eines Hochhauses; die ehemalige Zentrale für maschinelle Dokumentation in Niederrad wurde im Dezember 2016 immerhin unter Denkmalschutz gestellt; das IBM Rechenzentrum im Bahnhofsviertel dagegen noch im Frühjahr 2016 sang und klanglos abgerissen. Verschwindet mit der Architektur der 50er und 60er Jahre nicht auch ein Teil unserer Heimat? Und ist es nur ein subjektiver Eindruck von uns, wenn wir meinen: Heute sehen alle Gebäude gleich (hässlich) aus? Warum verändert sich das Gesicht unserer Städte immer schneller? „hauptsache kultur“ wirft im DAM einen Blick in die Vergangenheit und wagt einen Ausblick auf die Zukunft.
    Gemeinsam mit dem Architekten Kay Mack gehen wir auf Stadtrundgang. War früher alles besser? Was wird heute gebaut und wie wird es in Zukunft das Stadtbild Frankfurts prägen? Bericht: Wero Lisakowski.
    Eckart von Hirschhausen – Von einem der auszog uns das Lachen zu lehren.
    Eckart von Hirschhausen ist auf Tour. Die führt ihn auch nach Frankfurt, in die Stadt in der er 1967 geboren wurde. Mittlerweile ist er als Fernsehmoderator, Mediziner, Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian und Schriftsteller bekannt. Am liebsten schlüpft er in die Rolle als „Wunderheiler“, in der er auf seine ganz persönliche Art aufklärt, wie unser Körper funktioniert und wie wir gesund bleiben können. Magie und Wissenschaft sind nämlich für den Medizinischen Kabarettisten keineswegs zwei Dinge, die sich ausschließen. „hauptsache kultur“ begleitet Hirschhausen bei seinem Tag in Frankfurt. Er nimmt uns mit zu seinem Lieblingsort in der Stadt: Dem Caricatura Museum, dessen Karikaturisten maßgeblich seinen Humor beeinflusst haben. Außerdem verrät er, warum er vor seinem Auftritt in der Jahrhunderthalle noch unbedingt eine Runde Tischtennis spielen muss. Bericht: Christiane Klopsch.
    Esmahan Aykol – Mit Ironie und Scharfsinn gegen die deutsch/​türkische Staatskrise.
    Esmahan Aykol ist eine türkische Autorin und Journalistin mit deutschem Pass. Sie lebt zurzeit in Istanbul, wo auch ihre Kriminalromane spielen, in denen die eigenwillige Buchhändlerin Kati Hirschel mit Vorliebe auf Verbrecherjagd geht. Inzwischen hat sich Esmahan Aykol auch in Deutschland einen Namen gemacht und das Wiesbadener Krimistipendium erhalten, weil sie mit Ironie und Scharfsinn mit deutschen und türkischen Klischees aufräume, heißt es in der Jurybegründung. Jetzt verbringt sie vier Wochen in der hessischen Landeshauptstadt, um vor Ort für eine Geschichte zu recherchieren, die sie über Wiesbaden schreiben soll.
    Dabei findet sie sich mitten im hitzig geführten türkischen Wahlkampf wieder, der in Deutschland und den Nachbarländern für Aufregung und Ärger sorgt. „hauptsache kultur“ begleitet die Autorin durch das Wiesbadener Westend, in dem viele Türken leben und arbeiten. Esmahan Aykol will wissen, wie hier über türkischen Wahlkampf in Deutschland und die Verbalattacken von Präsident Erdogan gedacht wird. Und wie sie über die Inhaftierung des Journalisten Deniz Yücel denken, dessen Familie im hessischen Flörsheim um ihn bangt. Bericht: Anke Schnackenberg.
    Stephan Balkenhols „Skulptur auf goldener Kugel“ in Kassel – Kann das weg? Christian Saehrendt ermittelt.
    Seit 2012 bereichert sie den Turm der St. Elisabeth-Kirche: die „Skulptur auf goldener Kugel“ des Bildhauers Stephan Balkenhol. Die auch als „Mann im Turm“ bekannt gewordene Aluminiumfigur wurde von der Katholischen Kirche im Rahmen einer Begleitausstellung zur documenta 13 aufgestellt, gehörte aber offiziell nicht zu deren Programm. Die damalige Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev war gar nicht begeistert von dem Werk, sprach sogar im Vorfeld von einer „Bedrohung“ für die Kasseler Kunstschau. Inzwischen ist die Holzskulptur nicht mehr aus Kassel wegzudenken und verleitet aufgrund ihrer Lebensechtheit immer wieder Passanten zu besorgten Anrufen bei der Polizei, da sich doch ein Mann vom Kirchturm zu stürzen drohe. Ist das nun Kunst oder kann das weg? Ein Fall für Kunstermittler Christian Saehrendt. Bericht: Tanja Küchle. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.03.2017 hr-fernsehen
  • Folge 21
    Mit Humor gegen den Irrsinn?: Wie können Satiriker auf Trump, Erdogan oder die zunehmende Flut an Rechtspopulisten reagieren?
    Ein türkischer Präsident mit Diktator-Zügen wirft Deutschland Nazi-Praktiken vor. Der mächtigste Mann der Welt löst mit beleidigenden oder falschen Twitter-Kommentaren fast täglich neue diplomatische Krisen aus. Und in Deutschland versuchen populistische Politiker, die Vergangenheit schön zu reden. Die Welt scheint immer weiter aus den Fugen zu geraten – eigentlich eine ideale Zeit für Satiriker. Oder doch nicht? Wie können Karikaturisten, Kabarett-Darsteller und satirische Autoren auf die aktuelle politische Lage reagieren? Müssen sie noch verrückter, noch überdrehter werden? Ein Charakteristikum ist ja bekanntlich das Überzeichnen von Figuren.
    Doch bei Erdogan, Trump und Co. fällt diese Taktik zunehmend schwer. „Es ist eine allgemeine Vermehrung der Narretei in der Welt eingetreten“, sagt Achim Greser, der gemeinsam mit seinem Kollegen Heribert Lenz Karikaturen für die FAZ erstellt. Für „titanic“-Chefredakteur Tim Wolff ist es gerade jetzt wichtig, weiter zu arbeiten. Von Frankfurt aus versucht er mit seinem Team, „die Großen und Mächtigen zu ärgern“. Denn gerade wenn es richtig ernst wird, sei Humor und ein guter Witz notwendig, sagt er. Doch wie behält man dabei seine Objektivität? Und was bewahrt einen davor, zu neuen Moralpredigern zu werden? „hauptsache kultur“ hat mit Satirikern über ihre Arbeit gesprochen.
    Und dabei auch einen interessanten Ansatz in der Frankfurter „Schmiere“ gefunden. Das traditionsreiche Kabarett lädt jetzt schon zu „Wahlparty“ ein: mit Sketchen und Videos werden die einzelnen Parteien vorgestellt, die bei der Bundestagswahl im September eine Rolle spielen werden. Denn schließlich helfe gegen den wachsenden Populismus und die Wahlmüdigkeit in Deutschland nur eines: üben, üben, üben. Denn die nächste Wahl kommt bald. Bericht: Simon Broll.
    Phänomen Pilzköpfe: Warum uns die Musik der Beatles bis heute bewegt.
    „Let it be „- Könnten Sie diesen schönen Refrain von den Beatles mitsingen? Oder „Yellow Submarine“, haben Sie da sofort eine bestimmte Tonfolge zum Mitsummen im Ohr? Und klar, „Yesterday“, das kennen wir alle – 1965 kam das Stück raus und es ist bis heute das meistgecoverte Stück der Popgeschichte. Die Beatles scheinen unsterblich. Aber was ist es nur, das die „Fab Four“ so selbstverständlich im Olymp der Musikgeschichte Platz nehmen lässt? Wie konnten Sie so viele Hits schreiben? In Hessen sucht „hauptsache kultur“ nach einer Antwort und hat erfahrene Experten getroffen: die Beatles Revival Band.
    Seit vierzig Jahren bringt sie Songs von John, Paul, George und Ringo frisch auf die Bühne- Die Herren, die dort aufspielen sind keine Oldies; immer wieder hat sich die Band erneuert. „Wir zelebrieren die Beatles“, sagen die Musiker. „Wir feiern sie“. In der Musikgeschichte, sagen sie, haben die Beatles den Rang von Mozart und Beethoven. Kühne These! Was ist dran? „hauptsache kultur“ hat die Band bei einem Auftritt begleitet. Beitrag: Uli Zimpelmann.
    „Ghostland“ – der Blick der anderen: Wie eine Gruppe von Kalahari-Bewohnern unserer Lebensweise den Spiegel vorhält. Zur Kolonialzeit wurden sie etwas abfällig „Buschmänner“ genannt: Die Ju/​’Hoansi haben eine der der ältesten Kulturen der Welt. Seit jeher leben sie als Jäger und Sammler in der namibischen Kalahari, doch seit einem Jagdverbot können sie nur noch durch den Besuch von Touristengruppen überleben. Eines Tages fragten sie sich: Wer sind eigentlich diese Fremden, für die sie mehrmals täglich tanzen sollen, wie leben sie? Um das herauszufinden, verließen einige von Ihnen ihre namibische Heimat und traten eine Reise nach Europa an.
    Der Frankfurter Filmemacher und Ethnologe Simon Stadler erfuhr recht kurzfristig davon. Zusammen mit Catenia Lermer packte er seine Kameraausrüstung und begleitete die Reisegruppe von der Kalahari bis nach Hessen. Herausgekommen ist ein preisgekrönter Dokumentarfilm, der 2016 den Hessischen Filmpreis erhielt und nun auch auf dem Frankfurter Lichter Filmfest gezeigt wird: „Ghostland“ heißt das Roadmovie, denn für die Ju/​’Hoansi ist es eine Reise ins Land der „weißen“ Geister.
    Der Film ist ein faszinierender Perspektivwechsel: Die sonst Erforschten werden selbst zu Forschern. Menschen aus einer der ursprünglichsten Kulturen der Welt erleben unsere moderne Welt und halten uns den Spiegel vor, oft auf sehr humorvolle Weise. „hauptsache kultur“ hat sich mit den beiden Regisseuren in Frankfurt getroffen und wollte von ihnen wissen: Was hat sie an diesem Perspektivwechsel so interessiert und was können wir vom Blick der anderen über uns selbst erfahren? Beitrag: Juliane Hipp.
    „Ghostland“, Freitag, 31. März 2017, 20:00 Uhr Mousonturm /​/​ Saal; im Rahmen des 10. Lichter Filmfest Frankfurt International v. 28.März bis 2. April 2017, http:/​/​www.lichter-filmfest.de; http:/​/​www.ghostland-themovie.com
    Milky Chance – Die Band aus Kassel stellt ihr zweites Album vor Es war ein Wahnsinnserfolg, der die beiden Musiker Clemens Rehbein und Philipp Dausch selbst überrascht hat. Die beiden Kasseler Jungs hatten noch während der Schulzeit begonnen, gemeinsam Musik zu machen. Nach dem Abitur tourten sie als Straßenmusiker durch Deutschland und schrieben in Dauschs Kellerstudio Songs. Einer davon war „Stolen Dance“. Zuerst ein Geheimtipp auf Youtube, ließen sich immer mehr Fans von Clemens Rehbeins rauer Stimme und Philipp Dauschs Beats begeistern.
    „Das war ein Selbstläufer“, sagen die beiden, „wir haben am Anfang gar nichts für die Verbreitung getan, nur zugeschaut.“ Nach der Veröffentlichung im Frühjahr 2013 stürmte „Stolen Dance“ europaweit die Charts. Der Song wurde für die beiden zum Türöffner in die große Welt der Konzerte und Clubs und machte sie über Nacht zu Stars. Nun ist ihr zweites Album erschienen: „Blossom“ – Blüte – heißt es passend zum Frühling. „hauptsache kultur“ hat die beiden Musiker getroffen. Beitrag: Peter Scharf.
    Kann das weg?
    Der Himmel über Hessen – ein Kunstwerk im Wiesbadener Landtag
    Ein jeder kennt sie, die kuriosen – und häufig sehr amüsanten – Geschichten von Kunstwerken, die nicht als solche erkannt und so zum Opfer übereifriger Putzkräfte wurden. Joseph Beuys’ berühmt berüchtigte „Fettecke“ ist sicherlich das prominenteste Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Künstler mit ihren Werken an einem allgemeinen, klassischen und vielleicht auch massenkompatiblen Kunstverständnis anecken. Frei nach dem Motto „Ist das Kunst oder kann das weg?“ begibt sich der Kunsthistoriker, Publizist und gebürtige Kasselaner Christian Saehrendt wieder einmal für „hauptsache kultur“ auf die Suche nach „Kunstwerken im öffentlichen Raum“.
    Diesmal war er im Wiesbadener Landtag unterwegs und hat auch im Plenarsaal Kunst entdeckt: „Der Himmel über Hessen“ heißt dort eine Installation des Frankfurter Künstlers Vollrad Kutscher: Acht schmale Fenster befinden sich in der hölzernen Rückwand hinter dem Rednerpult und der Regierungsbank. Auf den ersten Blick einfache, schmale Fenster, so scheint es, doch bei der näheren Betrachtung erkennt man darin große hessische Persönlichkeiten. Ist diese Kunst „genial“? Oder doch einfach nur „banal“? Wir finden: ein klarer Fall für „Kann das weg?“ und Christian Saehrendt! Bericht: Tanja Küchle. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 23.03.2017 hr-fernsehen
  • Folge 22
    Ab vom Schuss – Wie reizvoll ist die Provinz?
    Provinz ist da wo Landlust aufhört. Das sagt Andrea Diener, Feuilletonredakteurin bei der FAZ. „Ungefähr da, wo man sich das viele Grün nicht mehr mit kreativ bepflanzten Terrakottatöpfen heranholen muss, sondern langsam dazu übergeht, es sich mit Großgerät vom Leib zu halten.“ Sie hat sie besucht, die Provinzen dieser Welt. Ist dort ausgestiegen, wo sich der Städter fragt: Wie leben die Menschen hier eigentlich? Und hat ihre Erkenntnisse in dem Buch „Ab vom Schuss“ veröffentlicht. „hauptsache kultur“ fährt mit der Frankfurterin in die kleinste Gemeinde Hessens, nach Hesseneck im Odenwald.
    Hier wohnen in drei Dörfern nicht mehr als 670 Menschen. Und ja – wie leben die? Andrea Diener spricht mit den Besitzern eines Gasthauses, die extra aus Basel in die Provinz kamen und streift durch die wilde Natur und endet am Abend an einem kleinen Fußballplatz, der regelmäßig unter Wasser steht. Dabei muss sie sich fragen lassen: Warum ist das Land ein Ort der Sehnsucht ist, die Provinz aber nicht? Bericht: Christiane Klopsch. (Andrea Diener, „Ab vom Schuss- Reisen in die internationale Provinz“, Rowohlt Verlag)
    Fotos gegen Vorurteile: Wie das Drogenhilfszentrum Eastside mit einer Ausstellung Berührungsängste abbauen möchte.
    Es ist eine Welt, mit der man als gesunder Mensch eigentlich gar nicht in Kontakt tritt: das Eastside, Deutschlands älteste Drogenhilfeeinrichtung. Im Osten Frankfurts in einem ehemaligen Gaswerk gelegen, bietet es einen Rückzugsort für drogenabhängige Menschen. Hier können die Konsumenten, wie die Besucher genannt werden, ein Zimmer beziehen. Sie bekommen Essen und psychologische Beratung. Und sie dürfen unter Aufsicht Drogen nehmen, die sie mitgebracht haben. Ein wichtiges Projekt, um die Zahl der Drogentoten in Frankfurt zu senken. 1991 lag diese bei 147 Toten pro Jahr, mittlerweile sind es „nur“ 25 Drogenopfer.
    Doch so essentiell die Arbeit des „Eastsides“ ist, so unbekannt scheint das Haus vielen Leuten. Zwar ist die Einrichtung für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet – oft besucht wird sie aber nicht. „Man kann ja nachvollziehen, dass Berührungsängste bestehen“, sagt die Leiterin des Eastside, Beatrix Baumann. „Aber wir wollen, dass unsere Bewohner mit den Bürgern in Kontakt kommen.“ Das soll nun mit einer Fotoausstellung gelingen. Ein Jahr lang hat die Reportagefotografin Meike Fischer das Eastside besucht und die Räume, aber auch die Bewohner fotografiert.
    Und sie hat Drogenabhängigen selbst Kameras gegeben, damit sie ihr Leben auf Fotos festhalten konnten. Entstanden sind berührende Alltagsbilder, die die Frage beantworten: Wie lebt es sich in Frankfurt, wenn man drogenabhängig ist? „hauptsache kultur“ war bei der Vernissage „Ein Frankfurter Weg“ in der Galerie Heussenstamm und hat geschaut, ob es wirklich gelingt, mit diesen Bildern die Vorurteile gegenüber Drogenabhängigen abzubauen. Bericht: Simon Broll. („Ein Frankfurter Weg: Das Drogenhilfezentrum Eastside“ Fotografien von Meike Fischer 28.3. -05.05.17 Heussenstamm-Galerie, Braubachstraße 34, Frankfurt )
    Seltene Instrumente mit Geschichte – Wie ein Gitarrenladen in Maintal internationale Musiker verzückt
    Die Gitarre von Carlos Santana oder eine von Bob Dylan? Sowas gibt es in einem Gitarrenladen in Maintal. Instrumente mit Geschichte, mit Narben, mit Charme. Echte Instrumente, die schon 50 oder 60 Jahre alt sind. Detlef Alder hat sich mit seinem Vintage-Gitarrenladen einen Traum erfüllt, er reist regelmäßig in die USA, um historische Instrumente zu besorgen – ein Laden, wie ein Museum. Alder behandelt seine Gitarren auch wie Museumsstücke: Sie sollen so original wie möglich sein, damit sie so viel Geschichte wie möglich versprühen können.
    Das hat sich herumgesprochen, ob Gitarrenliebhaber aus Deutschland oder Stars, wie der New Yorker Joe Bonamassa, kommen bei jeder Gelegenheit in Detlef Alders „Guitar Point“ vorbei – auf ein Schwätzchen oder, um eine dieser alten Gitarren auszuprobieren. „hauptsache kultur“ hat sich dem bunten Treiben zwischen Kultgitarren hingegeben und stattet dem lebendigen Gitarrenmuseum in Maintal einen Besuch ab. Bericht: Silke Klose-Klatte („Erlebnis Hessen: Gitarrensound und Rock“, 04.04.17 um 20:15 Uhr im hr Fernsehen)
    Mo Asumang und ihr Kampf gegen Rassismus – Wie eine mutige Frau Nazis Alpträume bereitet.
    Sie war die erste afrodeutsche Moderatorin im deutschen Fernsehen: Mo Asumang. Heute arbeitet die gebürtige Kasselerin als Filmemacherin, Schauspielerin, Dozentin und neuerdings auch als Buchautorin. Ihr großes Thema: Der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung – es ist ihr Herzensthema, denn Mo Asumang hat beides schon häufiger in ihrem Leben erfahren müssen, auch in ihrer Heimatstadt Kassel. Ein besonders krasses und tief erschütterndes Erlebnis hatte Mo Asumang vor 15 Jahren, als sie eine Morddrohung bekam, verpackt in einem Songtext einer Neo-Nazi Band. Um ihre Todesangst zu überwinden, begann sie sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen.
    Seither sucht sie immer wieder die offene Konfrontation mit rechten Hasspredigern und dokumentiert das, was sie erlebt, unerschrocken in preisgekrönten Dokumentationen und ihrem neuen Buch „Mo und die Arier“. „hauptsache kultur“ trifft die Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen in ihrer Heimatstadt Kassel und spricht mit ihr über ihr Engagement gegen Rechts, aber auch ihre nicht ganz einfache Kindheit, denn Mo Asumang wuchs zunächst in einem Kinderheim und dann bei Pflegeeltern auf. Bericht: Carola Wittrock
    Serie: Kann das weg?
    Eine Baustelle im Museum Wiesbaden? – „Der rote Waggon“ von Ilya Kabakov
    Weit und breit keine Handwerker zu sehen: aber irgendwas wird im Museum Wiesbaden doch gerade umgebaut, oder? – Nein, bei der vermeintlichen Baustelle handelt es sich um eine Installation des russischen Künstlers Ilya Kabakov. Sie besteht aus einem roten Zugwaggon, einem Schutthaufen und Leitern, die ins Nichts führen. Kabakov rechnet mit seinem „roten Waggon“ mit dem Regime der Sowjetunion ab. Bis heute bestimmen kontroverse Sichtweisen das Bild der Sowjetunion; sie wird entweder als Zwangsregime verurteilt oder als ehemalige Supermacht nostalgisch verklärt. Der Künstler weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst mehr als 50 Jahre in der Sowjetunion gelebt, bevor er 1988 nach New York ausgewandert ist. Mit dem „roten Waggon“ beherbergt das Museum Wiesbaden eines seiner Schlüsselwerke. Aber für was genau steht jetzt eigentlich der Schutthaufen? Und warum hat der Waggon gar keine Räder? Kunsthistoriker Christian Saehrendt ermittelt. Bericht: Tanja Küchle. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 30.03.2017 hr-fernsehen
  • Folge 23
    Die Rückkehr der „Landshut“:
    Die ehemalige Stewardess Gabriele von Lutzau will das legendäre Terror-Flugzeug zurück nach Deutschland holen. Vor wenigen Tagen ist sie erst aus Brasilien zurückgekehrt: Gabriele von Lutzau, die Frau, die vor rund 40 Jahren als Stewardess die Entführung des Lufthansa-Jets „Landshut“ zusammen mit allen 86 Passagieren und 3 weiteren Besatzungsmitgliedern nur knapp überlebte. Fünf Tage dauerte die Entführung, die am 18. Oktober 1977 im somalischen Mogadischu mit der Erstürmung der Maschine durch die GSG 9 endete und bei der fast alle Terroristen an Bord getötet wurden. Gabriele Dillmann, so hieß von Lutzau damals, wurde von der Presse als „Engel von Mogadischu“ gefeiert, weil sie für die Passagiere eine wichtige Stütze war.
    Sie mag den Titel bis heute nicht. „Wie alle Menschen an Bord“, sagt Gabriele von Lutzau, „hat damals auch das Flugzeug – ‚die Landshut‘ – durchgehalten, und dafür bin ich ihr dankbar“. Bis 1986 flog die Boeing 737 noch für die Lufthansa weiter, wurde dann in die USA verkauft, war für verschiedene Airlines weltweit im Einsatz und musste schließlich wegen gravierender technischer Mängel 2008 ausgemustert werden. Seither rottet die Maschine im brasilianischen Fortaleza vor sich hin. Nicht hinnehmbar für ein Flugzeug, das so eindrücklich für einen Teil der deutschen Geschichte steht? Jetzt setzt sich von Lutzau dafür ein, dass die alte „tapfere Landshut“ nach Hause kommt, am liebsten ins Rhein-Main-Gebiet, und zu einem Denkmal und Dokumentationszentrum umgerüstet wird.
    Auch deshalb flog Gabriele von Lutzau, in Begleitung ihrer Tochter, einer Fotografin, jetzt nach Brasilien. „hauptsache kultur“ hat die ehemalige Stewardess und ihre Tochter zu Hause in Michelstadt besucht. Wie hat Gabriele von Lutzau das Wiedersehen mit der „Landshut“ erlebt und warum setzt sie sich so für die Rückkehr der Maschine ein? Gehört ein Flugzeug, in dem Menschen Höllenqualen erlebt haben, wirklich in ein Museum? Bericht: Juliane Hipp
    Wiederentdeckung einer fast vergessenen Sprache:
    Warum „Manisch“ in Gießen und Umgebung wieder voll im Trend liegt. „Tschü lowi, tschü buijen, tschü rackelo.“ – Was das wohl heißt? Der Google-Übersetzer kennt sie nicht: die Sprache Manisch. Wenn auch immer seltener, aber sie wird in Hessen noch gesprochen. Vor allem in einigen Stadtteilen von Gießen. Dort, wo einst das fahrende Volk sesshaft wurde. Manisch ist ein Sonderwortschatz, eine Art hessische Geheimsprache mit Einflüssen aus dem Jenischen, Jiddischem und Deutschen. Wissenschaftler nennen es gerne Soziolekt. Viele Wörter des Manischen leben heute in der Umgangs- und Jugendsprache weiter.
    Auf dem Eulenkopf in Gießen gibt es eine Wurstbude mit manischer Karte, ein trendiger Barbershop in der Innenstadt verkauft T-Shirts und Kappen mit manischen Sprüchen und auch in der kleinen Siedlung Margaretenhütte hat das Manisch eine bis heute große Tradition, trägt aber auch – wie damals – noch immer zu Diskriminierung bei. „hauptsache kultur“ hat sich in Gießen auf die Suche nach „Maneköpp“ gemacht und stellt eine Sprache vor, die auf keinen Fall vergessen werden sollte. Beitrag: Marco Giacopuzzi
    In den Trümmern Syriens spielte er für die Hoffnung:
    Der Pianist Aeham Ahmad hat in Wiesbaden eine neue Heimat gefunden. Er ist bekannt geworden als der mutige Pianist, der mitten in den Trümmern des komplett zerstörten syrischen Flüchtlingslagers Jarmuk in Damaskus spielte. An dem Ort, den der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon als die „tiefste Hölle“ im Syrien-Krieg bezeichnete. Hier ist der gebürtige Palästinenser Aeham Ahmad aufgewachsen, hier lernte er von seinem Vater Klavierspielen und studierte Musik, hier musste er erleben, wie Syrien durch den Krieg in Schutt und Asche gelegt wurde und der sogenannte „Islamische Staat“ in Jarmuk die Kontrolle übernahm.
    Er trotzte dem Musikverbot und den drakonischen Strafen, die auf Verstöße dagegen drohen, und spielte hier immer wieder heimlich spontane Klavier-Konzerte, um den Kindern und Erwachsenen zumindest kurze Momente der Ablenkung zu schaffen. Er riskierte sein Leben für wenige Minuten der Freiheit, „damit wir nicht komplett wahnsinnig wurden“, wie er erzählt. Die Videos des mutigen Mannes gingen um die Welt, die „New York Times“, CNN und die BBC berichteten.
    Lange hielt der junge Mann der Gewalt und den Schrecken stand, die er jeden Tag in Jarmuk erlebte, aber als IS-Kämpfer im vergangenen April sein Klavier verbrannten, zerstörten sie seinen letzten Funken Hoffnung. Seitdem war sein Leben akut bedroht und Aeham Ahmad entschloss sich schweren Herzens zu fliehen. Nach einer langen Odyssee hat er seit kurzem in Wiesbaden eine neue Heimat gefunden, und eine Zukunft! Eine Künstleragentur hat ihn gerade unter Vertrag genommen, er spielt fast jeden Tag irgendwo im Land Konzerte und bald erscheint seine erste CD.
    Der Mann, der den Menschen in Syrien so viel Hoffnung spendete, schöpft langsam wieder selbst welche. Mit „hauptsache kultur“ spricht Aeham Ahmad darüber, wie schwer es ist, weiterzuleben, wenn zuhause Familie und Freunde ständig mit dem Tod bedroht sind und wie er versucht, in Deutschland von seiner Musik zu leben. Bericht: Uli Zimpelmann (Aeham Ahmad tritt im Rahmen des Bridges-Konzert-Projekts am 18.4.2017 im hr-Sendesaal auf)
    Bügeln für den perfekten Auftritt:
    Die gute Fee vom Ankleidedienst in der Frankfurter Oper. Bügeln? Also wirklich bügeln? „Na ja“, sagt Renate Müller vom Ankleidedienst in der Oper Frankfurt, „das ist nicht gerade die Lieblingsbeschäftigung.“ Aber, Hemden oder sonst was bügeln müsse sein, und wenn es fünf oder sechs Aufführungen in der Woche sind, dann sei es eben so. Genaugenommen ist Renate Müller zuständig für die Ankleide der Herren, der Solo-Herren in der Oper, das sind die Glanz-Rollen in Bass und Tenor. Sie liebt ihre Arbeit. „Die Oper hat sich verändert in den letzten zehn, zwanzig Jahren“, sagt sie lächelnd: Es gäbe keine Diven mehr – unter den Männern jedenfalls – die seien alle ganz normal.
    Gerade dann, kurz vorm Auftritt, hat sie mit lampenfiebererkrankten Kurzzeitpatienten zu tun. Dann muss sie viel Unterstützungsarbeit leisten: gut zureden und Händchenhalten. „hauptsache kultur“ hat Renate Müller begleitet, backstage opera auf Neudeutsch, hinter den Kulissen. In Frankfurt haben sie gerade generalgeprobt für eine Strawinsky-Oper: „Rake’s Progress – Der Werdegang eines Wüstlings“. Kann ja heiter werden. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.04.2017 hr-fernsehen
  • Folge 24
    Schöne neue Welt: Wie digitale Assistenten und Haushaltsgeräte uns immer besser ausspionieren
    Sie heißen Alexa, Siri oder Google Now und lassen sich über die Stimme steuern: Digitale Assistenten sollen mit einfachen Befehlen den Alltag erleichtern. Doch für den Komfort, den man sich leistet, muss man einen Teil seiner Privatsphäre aufgeben. Denn nur wenn die Assistenten permanent lauschen, können sie auch auf Anweisungen reagieren. Überwachung, die wir uns freiwillig selbst ins Haus holen? Ist das die schöne neue Welt? Der Frankfurter Autor Markus Morgenroth hat bereits vor einiger Zeit in seinem Buch „Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!“ vor der Sammelwut der digitalen Datenkraken gewarnt. Mittlerweile sei die Technologie aber noch weiter fortgeschritten, sagt er.
    Und immer mehr Haushaltsgeräte können mit dem Internet verbunden werden. Die Waschmaschine etwa, der Kühlschrank sowieso und auch die Zahnbürste. Dahinter stehe der Versuch, den User digital zu vermessen – und somit Aussagen über sein zukünftiges Verhalten zu treffen. Dieser Sammelwut, so Markus Morgenroth, könne sich der moderne Mensch gar nicht mehr entziehen. Was macht das also mit uns, wenn wir ständig von Maschinen umgeben sind, die uns vermeintlich helfen, in Wirklichkeit aber auch jeden unserer Bewegungen aufzeichnen und analysieren? „hauptsache kultur“ hat darüber mit Buchautor Markus Morgenroth und dem Medienpsychologen Max Braun gesprochen. Beitrag: Simon Broll
    Museumscheck: Wie sehenswert ist das Staumauermuseum am Edersee?
    Es geschah in den frühen Morgenstunden des 17. Mai 1943. Neunzehn Bomberflugzeuge der Royal Air Force starteten auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Scampton in Richtung Edersee. Das Ziel: die Zerstörung der Staumauer. Das ist der Anlass, warum ein engagierter Verein mit ganz wenig Mitteln seit 17 Jahren direkt am Edersee ein kleines Museum führt, in dem man alles über die Geschichte des Stausees und seiner Mauer erfährt. Doch wie spannend kann eine Staumauer sein, um gleich ein ganzes Museum damit zu füllen? „hauptsache kultur“ war am Edersee, hat das Museum besucht und natürlich gecheckt ob sich der Besuch dort lohnt. Beitrag: Marco Giacopuzzi
    documenta-Auftakt in Athen
    Über drei Millionen Einwohner, Geburtsstätte der Demokratie, der Philosophie, des Theaters und Metropole am Mittelmeer mit Geschichte: Das ist Athen. Neben Kassel gerade die documenta-Stadt 2017. Und das weltweit größte Kunstspektakel hat hier bereits seit dem 8. April die Pforten geöffnet. Was gibt es dort spannendes zu entdecken? Zusammen mit E.R. Nele, Künstlerin aus Frankfurt und Tochter des documenta-Gründers Arnold Bode ist „hauptsache kultur“ nach Athen gereist und hat sich dort umgeschaut. Außerdem waren wir schon mal vorab in Kassel und wollten wissen, wie ist der Stand der Dinge, was kann man hier von der documenta 14 schon erahnen? Beitrag: Christiane Klopsch/​Natascha Pflaumbaum
    Vom Lahn-Dill-Kreis in die Charts – Die hessische Band Lupid auf dem Weg zum Erfolg
    Drei Platten hatte Tobias Hundt aus Hüttenberg bei Gießen schon unter eigenem Namen aufgenommen, dann verließen zwei Gründungsmitglieder seine Band. Aufgeben und sich wieder den normalen Jobs widmen, oder alles auf eine Karte setzen und weitermachen? Die drei Übriggebliebenen sind Freunde, die sich schon seit der gemeinsamen Schulzeit kennen und sie haben sich fürs Weitermachen entschieden. Und jetzt sieht es tatsächlich so aus, als ob es mit dem Erfolg klappen wird. Eine große Plattenfirma hat Lupid unter Vertrag genommen, Ende 2016 ist eine EP mit fünf Stücken erschienen. Ein Musikvideo ist produziert, derzeit touren sie durch Deutschland und machen am 25. April auch in Frankfurt halt. „hauptsache kultur“ hat die drei Jungs von Lupid in ihrem Studio in Hüttenberg getroffen, wo sie an ihrem ersten Album arbeiten, das im Sommer 2017 erscheinen soll. Bericht: Uli Zimpelmann
    Kann das weg? Ein Street-Art-Wandbild in Frankfurt: „There is something better than perfection“
    Mitten in der Innenstadt, direkt hinter dem Einkaufszentrum „My Zeil“, prangt an einer Gebäudewand ein gewaltiges Bild: 15 Meter groß, eine Mutter, die ihr Kind im Arm hält. Daneben steht, in schwarzen Lettern gesprüht: „There is something better than perfection“. Zu Deutsch: Es gibt etwas Besseres als Perfektion. Das Künstlerduo „Herakut“, Jasmin Siddiqui und Falk Lehmann stellen hier die Mutterliebe ins Zentrum, meinen aber generell alles, was nicht dem Streben nach Perfektion unterliegt. Glück, Zusammenhalt, Menschlichkeit zum Beispiel.
    „Herakut“ ist eines der erfolgreichsten Street-Art-Duos weltweit. Seit mehr als zehn Jahren gestalten die Künstler den öffentlichen Raum in Frankfurt, ebenso wie in Jordanien und in Los Angeles. Der Ort für ihr Mutter-Kind-Wandbild in Frankfurt ist gut gewählt: mitten im teuren Shoppingviertel der Stadt; eine klare Gegenbotschaft zur verlogenen Hochglanzwelt der Werbung und dem ständigen Preisen der Selbstoptimierung. Doch kommt diese Botschaft auch wirklich an? Ist das wirklich Kunst oder kann das eigentlich weg? Christian Saehrendt ermittelt. Bericht: Tanja Küchle (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.04.2017 hr-fernsehen
  • Folge 25
    Wissenschaft in der Vertrauenskrise – Warum Menschen für die Wahrheit demonstrieren.
    Der Klimawandel sei eine Erfindung der Chinesen, twitterte Donald Trump unlängst und drohte Klimaforschern mit Budgetkürzungen. Behauptungen wie diese sorgen für Misstrauen in der Gesellschaft. Vor allem wenn sie von Politikern kommen. Und für Fakten scheinen schwere Zeiten angebrochen zu sein: Immer mehr Menschen glauben an Verschwörungstheorien, lehnen wissenschaftliche Erkenntnisse ab und vertrauen stattdessen auf Unwahrheiten, die Sie im Social Web finden. Diese liefern in der Regel einfache Antworten auf immer komplexer werdende Fragen.
    Und wenn selbst der amerikanische Präsident solche „alternativen Fakten“ zur Handlungsgrundlage seiner Politik macht, fällt es schwer, mit der oft unbequemen Wahrheit dagegen zu halten. Die Erosion der Wissenschaft findet im Netz in vielfältiger Weise statt: Selbsternannte Welterklärer behaupten, die Erde sei hohl oder wollen beweisen, dass Angela Merkel die Tochter von Adolf Hitler sei und Impfgegner bezeichnen Viren als Erfindung der Medizin-Mafia. Wo Fakten nicht ins Bild passen, werden sie eben passend gemacht.
    Doch genau das birgt große Gefahren. Am vergangenen Samstag gingen deshalb in über 400 Städten weltweit Menschen gegen „alternative Fakten“ und für die Freiheit der Wissenschaft auf die Straße. Unter den 20 Städten in Deutschland waren auch Frankfurt und Kassel. „hauptsache kultur“ hat Susanne Ficus, Mitorganisatorin der Demonstration in Frankfurt begleitet, und fragt, warum es gerade jetzt so wichtig ist, auf die Straße zu gehen. Beitrag: Christiane Klopsch.
    Artur Brauner – Wie Deutschlands erfolgreichster Filmproduzent das deutsche Nachkriegskino prägte. Seinen ersten Film finanzierte er mit einem Pelzmantel, den er seiner Schwiegermutter abgeschwatzt hatte. Heute, mit 89 Jahren, kann Artur Brauner auf 230 selbst produzierte Filme zurück schauen. Seine CCC-Filmproduktion ist mit über 700 Filmen die erfolgreichste im Nachkriegsdeutschland. „Einen Verrückten“ nennt ihn Claudia Dillmann liebevoll. Sie ist die Direktorin des Deutschen Filminstituts Frankfurt. „hauptsache kultur“ hat sie dort im Archiv getroffen, das eine umfangreiche Sammlung von Artur Brauner beherbergt, und gefragt, warum der polnische Jude, der den Holocaust überlebt hat, ausgerechnet nach Deutschland ging und so berühmt werden konnte.
    Neben zahlreichen Unterhaltungsfilmen wie „Marina“, „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“, „Mädchen hinter Gittern“ und „Old Shatterhand“ wollte er die Deutschen in seinen Filmen aber auch immer wieder und beharrlich mit ihrer Nazi-Vergangenheit konfrontieren. Dass er sich damit nicht nur Freunde machte, zeigt nun der Dokumentarfilm „Marina, Mabuse und Morituri – 70 Jahre Nachkriegsfilm im Spiegel der CCC“ von Kathrin Anderson. Dieser Film hat jetzt auf dem GoEast Filmfestival in Wiesbaden Premiere. Beitrag: Dorothee Ott.
    (GoEast-Festival, 17. Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films in Wiesbaden vom 26.4. – 02.05.17).
    Geschichten und Bilder aus Wüstensand – Die Sandmalerin Anne Löper fasziniert mit ihrer vergänglichen Kunst.
    In nur wenigen Minuten fließt aus ihren Händen ein Bild und gleich verwandelt sie es wieder in ein anderes. Anne Löper aus Witzenhausen bei Kassel malt stimmungsvolle Geschichten mit Sand. Ein einmaliges, vergängliches Schauspiel, denn am Ende sind die Bilder verwischt. Es ist eine Kunst des Augenblicks, die das Publikum immer wieder in Staunen versetzt. Für Hamburg und Dresden entwickelte Anne Löper 80-minütige Shows zur Stadtgeschichte, mit Musik und Soundcollagen, die sie selbst arrangiert hat. Zur Ballade „Die Geisterbraut“ von Antonín Dvorák malte sie ihre Sandbilder live zum Konzert des Orchesters.
    „Wie macht sie das?“, ist die oft gestellte Frage. „Ich greife nach dem Sand, fühle den Sand und folge mit meinen Augen jedem Strich, den ich mache. Ich darf an nichts anderes denken, sonst macht die Hand etwas anderes“, erklärt Anne Löper. „hauptsache kultur“ hat die Künstlerin in ihrem Atelier in Witzenhausen besucht. Wie funktioniert die sehr seltene Kunst des Sandmalens? Auf was kommt es an, damit die Bilder gelingen? Bericht: Juliane Hipp.
    Total im Trend – Wenn sich Menschen zum „Rudelsingen“ treffen.
    Singen macht Spaß, ist gesund und fördert das Gemeinschaftsgefühl – nur, was ist, wenn man sich nicht traut, in der Öffentlichkeit zu singen? Für alle, die bislang nur unter der Dusche oder alleine mit dem Autoradio Töne formen, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen zu singen, sogar ohne Notenkenntnis, ohne, dass man sich der eigenen Stimme schämen muss. „Ab 70, 80 Menschen kann man in einer Gruppe mitsingen, ohne dass man die eigene Stimme heraushört.“ Das sagt Jörg Siewert, im normalen Leben Bildungswissenschaftler und an besonderen Tagen Rudelführer beim sogenannten Rudelsingen.
    Vor zwei Jahren hat er diese besondere Disziplin nach Darmstadt gebracht, jetzt findet dort schon das 9. Rudelsingen statt. „hauptsache kultur“ hat Jörg Siewert getroffen und gefragt, wieso Karaoke gegen Rudelsingen kalter Kaffee ist? Beitrag: Dorothee Ott. (Nächste Termine fürs Rudelsingen in Hessen: 10.5. Wiesbaden, Kulturpalast/​ 11.5. Kassel, Gleis 1 /​ 12.5. Fulda, Kulturkeller /​ 23.5. Marburg, Waggonhalle /​ 31.5. Darmstadt, Jagdhofkeller: ACHTUNG: leider schon ausverkauft nur noch Warteliste /​ 1.6. Frankfurt, Nachtleben).
    „Kann das weg? – Saehrendt ermittelt“.
    Frei nach dem Motto „Ist das Kunst oder kann das weg?“ geht der Kunsthistoriker, Publizist und gebürtige Kasselaner Christian Saehrendt auch diese Woche wieder für „hauptsache kultur“ auf Suche nach Kunstwerken im öffentlichen Raum. Diesmal nimmt er die „Landschaft im Dia“ von der inzwischen aufgelösten österreichischen Architekten- und Künstlergruppe „Haus-Rucker-Co“ in Kassel unter die Lupe. Das Werk sieht aus wie ein riesengroßer Dia-Rahmen. Ursprünglich stand an gleicher Stelle das Auetor, das den Blick auf die namensgebende Landschaft freigab.
    Später wurde es durch das alte Staatstheater Kassel ersetzt, welches dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Im Jahr 1977 kam schließlich die „Landschaft im Dia“-Stahlkonstruktion, sie sollte – ähnlich wie das Auetor – den Ausblick vom Friedrichsplatz in die Ferne einrahmen. Eine nette Idee oder hat sie sich mittlerweile überlebt? Ist der „Rahmenbau“ Kunst – oder eher überflüssig? Ein Fall für „hauptsache kultur“ und Christian Saehrendt! Bericht: Tanja Küchle. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 27.04.2017 hr-fernsehen
  • Folge 26
    Du bist, was du isst? Eine Reise durch die deutsche Gesellschaft anhand von Kochbüchern.
    Es scheint ein Paradox zu sein: Noch nie war das Angebot für Lebensmittel und nützliche Küchengeräte so groß wie heute. Gleichzeitig wird immer weniger gekocht. Wie steht es um unsere Gesellschaft, wenn wir uns teure Hochglanz-Küchen kaufen, diese aber gar nicht benutzen? Sind wir alle nur Selbstblender, die vor allem im Internet schöne Essfotos posten? Oder suchen wir doch noch im Kochen eine Art Ruhepol? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Jana Rückert-John. Die Ernährungssoziologin untersucht, wie sich unser Essverhalten in den Jahrzehnten verändert hat und welche Rückschlüsse auf unsere Gesellschaft gezogen werden können. Ein Hilfsmittel für sie: Kochbücher.
    Diese seien „ein Spiegel der Gesellschaft“, mit deren Hilfe man ablesen könne, wie gut es den Menschen geht. Selbst heute noch gelte das alte Credo: Du bist, was du isst. Davon kann auch der Lebensmittelchemiker Jürgen Budde berichten. In seinem Haus in Darmstadt hat der passionierte Hobbykoch rund 400 Kochbücher gesammelt. Originale und Faksimiles alter Werke, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. „hauptsache kultur“ hat sich mit Jana Rückert-John und Jürgen Budde auf eine kulturelle Zeitreise begeben und geschaut, wo sich unser heutiges Essen von den Kochgewohnheiten von früher unterscheidet. Und wo es Gemeinsamkeiten gibt. Beitrag: Simon Broll.
    Deutschlands einziges Schwarzes Theater :Die Velvets seit 50 Jahren Magier der Puppen und des Lichts.
    Es ist die einzige feste Bühne mit Schwarzem Theater in Deutschland: Das Velvets Theater in Wiesbaden. Velvets – die Samtenen – nennen sie sich, denn die Darsteller tragen schwarzen Samt, während sie vor einem schwarzen Vorhang agieren und ihre Puppen zum Leben erwecken. Seitdem nunmehr 50 Jahren verzaubern Dana Buvková und Bedrich Hányš mit ihrem Schwarzen Theater ihr Publikum. In Prag an der Akademie der Musischen Künste hatten sie sich kennen gelernt, gründeten 1967 ihr eigenes Schwarzes Theater. Ein Jahr später, nachdem der Prager Frühling gescheitert war, verließen sie ihre Heimat, und nach Stationen in Italien, Frankreich, England, der Schweiz und den Bahamas, ließen sie sich in Wiesbaden nieder.
    Das Stück „Grenzen-Los“ erzählt ihre bewegte Geschichte. Dauerbrenner unter ihren poetischen Stücken sind „Der kleine Prinz“ und „Die Zauberflöte“. Darin vereinen sich Gestik, Masken, Marionetten und Effekte zu einem magischen Schein, der in Deutschland einzigartig ist. Tochter Barbara Naughton, ausgebildete Musicaldarstellerin, die schon am Staatstheater Kassel und im Fritz Rémond Theater gespielt hat, hat jetzt die Geschäftsführung übernommen, die Zukunft des Theaters ist also gesichert. Zurzeit bereitet das Ensemble sein Jubiläumsstück „Der blaue Vogel“ vor, Premiere hat es im Mai. Beitrag: Dorothee Ott.
    Museumscheck: Wie verführerisch ist das Ledermuseum in Offenbach?
    Leder zieht uns an, macht Lust: sein Geruch, seine Anschmiegsamkeit, seine Härte. Kaum ein anderes Material verführt und verschreckt zugleich. Seit tausenden von Jahren schreiben Menschen ihrer „zweiten Haut“ eine erotische Symbolkraft zu. Ob Schuhe, Gewänder, Taschen oder andere Gegenstände aus allen Zeiten und Teilen der Welt – im Deutschen Ledermuseum, das seit 100 Jahren in Offenbach besteht, sind sie zu bewundern. Aber wie faszinierend ist Leder mal nicht auf der Haut, sondern im Museum? „hauptsache kultur“ hat das Ledermuseum in Offenbach besucht und überrascht mit einer ganz besonders verführerischen Bewertung. Beitrag: Marco Giacopuzzi.
    Kann das weg: Adam und Eva im Paradies in Neu-Isenburg.
    In einem Teich im Bansapark von Neu-Isenburg stehen auf einer Insel zwei Nackte! Es sind die Skulpturen Adam und Eva. Eva räkelt sich auf dem Boden, Adam steht aufrecht vor ihr, nähert sich scheinbar vorsichtig und neugierig der liegenden Schönheit. In der Hand hält er einen Blumenstrauß für die Angebetete. Manche Parkbesucher sind vom Anblick irritiert: Was hat es auf sich mit den zwei freizügigen Holzfiguren? Es ist das Werk der Darmstädter Bildhauerin Susanne Auslender. Sie hatte das Paar „Adam und Eva“, 2004 der Siegerentwurf des Wettbewerbes „Kunst vor Ort“ im Landkreis Offenbach, in einer öffentlichen Aktion geschaffen. Passanten konnten der Künstlerin bei der täglichen Arbeit zusehen, wie sie mittels Motorsäge Adam und Eva erschuf. Beide sind aus dem gleichen Holz, wirken immer schön gebräunt. Und sie sind immer wieder Zielobjekt von Vandalismus. Ist das jetzt Kunst oder kann das weg? Kunstkenner Christian Saehrendt geht dem Fall nach. Beitrag: Wero Lisakowski.
    „Rückkehr nach Montauk“: der neue Film von Volker Schlöndorff.
    Ein Schriftsteller kommt nach New York und trifft dort eine alte Liebe wieder. Den Stoff für seinen neusten Film „Rückkehr nach Montauk“ hat der aus Wiesbaden stammende Regisseur Volker Schlöndorff der Erzählung „Montauk“ von Max Frisch entlehnt. Doch die heimliche Hauptrolle spielt Schlöndorff darin selbst; auch wenn er hinter der Kamera steht. Volker Schlöndorff hat diesmal zur Abwechslung keinen Roman verfilmt. Die Literatur des von ihm hoch verehrten Max Frisch benutzt er nur als Absprung, um über das eigene Leben zu reflektieren: was sind die Dinge, die man falsch gemacht hat und die, die man nicht gemacht hat – und deshalb bereut? In einem Drehbuch, das er gemeinsam mit dem irischen Schriftsteller Colm Tóibín geschrieben hat, blickt Schlöndorff auf eine gescheiterte Liebesbeziehung im New York der 1980er zurück, die er später wieder aufleben lassen wollte.
    Elemente des eigenen Lebens vermischen sich mit der Erzählung Max Frischs, die wiederum von einer autobiographisch verbürgten gescheiterten Liebe in New York erzählt. Stellan Skarsgård spielt Max Zorn, einen alternden Schriftsteller, der nun nach17 Jahren Rebecca aufsucht, gespielt von Nina Hoss. Die Liebenden von damals begegnen sich wieder – doch nichts verläuft so, wie gedacht. Der Strand von Montauk, der äußersten Spitze der Halbinsel Long Island, wird zur Metapher: hier geht es nicht mehr weiter, ab hier muss der Blick zurück gewandt werden.
    Vergessen, Verdrängen, Versäumen: dieser Blick zurück hätte das Zeug zu einem Altmännerdrama – und ist es nicht geworden: in großen, epischen Bildern erzählt der Film, melancholisch und witzig, von zwei Menschen und einem universellen Thema: sie wollen wissen, „was gewesen wäre, wenn“. „hauptsache kultur“ hat Volker Schlöndorff bei der Filmpremiere in Wiesbaden getroffen und stellt den Film, der ab 11.5. in den deutschen Kinos läuft, vor. Bericht: Brigitte Kleine. Redaktion: Tom Klecker, Juliane Hipp. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 04.05.2017 hr-fernsehen
  • Folge 27
    Summ, Summ, Summ: Was ist dran am Hype um die Biene?
    Sie begegnet uns derzeit überall – ob in Buchhandlungen, Supermärkten oder Plattenläden: die Biene. Der Roman „Die Geschichte der Bienen“ der Norwegerin Maja Lunde liegt derzeit auf Platz zwei der Bestseller-Liste – neben riesigen Stapeln an Sachbüchern über die gelb-schwarzen Blütenbestäuber und Honiglieferanten. Eine Supermarktkette vertreibt aktuell Samentüten für einen Wildblumen-Mix zur Rettung der Bienen. Und die 80er-Jahre-Kultband Blondie hat gerade ein neues Album herausgebracht mit dem Titel „Pollinator“- Bestäuber. Auf dem CD-Cover: na klar, eine Biene. Woran liegt es, dass die Biene derzeit so angesagt ist? Ist es der Honig, der schon Kindern schmeckt? Oder wächst einfach das Bewusstsein, wie wichtig die Biene als Bestäuber unserer Blütenpflanzen ist? „hauptsache kultur“ geht diesem Hype auf den Grund, spricht mit dem Leiter des Oberurseler Bieneninstituts, Bernd Grünewald, sowie dem Bienenforscher und Buchautor Jürgen Tautz.
    Tautz’ Buch „Die Honigfabrik“, über die „Wunderwelt der Bienen“, kommt jetzt in die Buchhandlungen. Darin widmet er sich auch dem Hobby-Imkern, einem Trend der auch unter immer mehr Stadtbewohnern als hip gilt. Außerdem begleiten wir das Künstlerduo „finger“ – das seit zehn Jahren Bienen auf dem Dach des Frankfurter Museums für Moderne Kunst hält – bei einem Bienen-Workshop für Kinder und Jugendliche. Und wir gehen der Frage nach: Wie bedroht ist die Biene wirklich? Beitrag: Simon Broll.
    „Serengeti darf nicht sterben“: Warum das Erbe von Bernhard Grzimek lebt.
    30 Jahre ist er inzwischen tot – der legendäre Tierfilmer, Frankfurter Zoodirektor und Wegbereiter des Naturschutzes: Bernhard Grzimek. Doch sein Erbe lebt. Mitte Mai werden seine Tierfilmklassiker wieder aufgelegt: digital restauriert und in Full HD: „Kein Platz für wilde Tiere“ wurde 1956 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. „Serengeti darf nicht sterben“ erhielt 1960 sogar den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Das ist lange her. Doch der Charme, den die Filme verströmen, ist mehr als nur nostalgisch.
    Grzimek empörte sich darin über das Abschlachten von Wildtieren und zog entschlossen gegen Großwildjagden zu Felde. Damit rüttelte er nicht nur das Bewusstsein für den Artenschutz wach, sondern setzte auch filmisch Maßstäbe. Darüber sprechen wir mit Ralph Thoms, Leiter von Naturvision, dem größten und ältesten Festival von Natur-, Tier- und Umweltfilmen in Deutschland. Außerdem treffen wir Manfred Niekisch, Zoodirektor in Frankfurt und einer der Nachfolger von Bernhard Grzimek. Beitrag: Uli Zimpelmann.
    Musik ist ihre Sprache: Tianwa Yang, Geigerin aus Kassel.
    Sie gehört zur geigerischen Weltelite, arbeitet als Solistin mit internationalen Orchestern in Hongkong, London, Köln, Straßburg, Helsinki und Athen: die Chinesin Tianwa Yang. 2014 und 2015 wurde sie mit dem Echo-Klassik ausgezeichnet. Erst als beste Nachwuchskünstlerin, dann als beste Instrumentalistin. Seit vier Jahren lebt die Ausnahmemusikerin in Kassel. Damals bekam sie eine Dozentenstelle an der Musikakademie. Mittlerweile ist sie zugleich auch Professorin an der Hochschule der Künste in Bern. Ein Leben aus dem Koffer. In ständiger Bewegung, mit einem eng getakteten Zeitplan. In Zügen und Flugzeugen bereitet sie sich auf ihre Konzerte vor, liest und verinnerlicht die Partituren. Musizieren sei vor allem Kopfsache, sagt sie.
    Ihre Vita liest sich wie eine Aneinanderreihung von Fügungen und Zufällen: Tianwa Yang wird im April 1987 in Peking geboren. Als sie vier Jahre alt ist, suchen ihre Eltern einen Kindergarten und entscheiden sich für einen Musik-Kindergarten, weil der am verkehrsgünstigen liegt. Dort entdeckt ihre Klavierlehrerin bei der kleinen Tianwa das absolute Gehör. Ihre Eltern, ein KFZ-Mechaniker und eine Buchhalterin, können sich aus finanziellen Gründen kein Klavier leisten, schenken ihrer Tochter deshalb eine Geige. Und bereiten so den Weg in die Weltklasse … „hauptsache kultur“ trifft Tianwa Yang in Kassel, spricht mit ihr über ihr Leben, ihre Vita und lässt sich ihre Lieblingsplätze in Kassel zeigen. Bericht: Carola Wittrock.
    Ist das Kunst oder kann das weg? Die „Doppelhelix“ in Offenbach.
    Am Ufer des Mains in Offenbach stimmt etwas nicht: Man sieht Gleise und Schwellen, die sich – wie von Geisterhand verbogen – 15 Meter hoch um eine gelbe Stütze empor schrauben. Es handelt sich um eine Plastik des Designers Frank Flaskämper. Der Titel: Doppelhelix. Als 2008 die Schienen der alten Hafenbahn demontiert werden sollten, setzten sich Studierende und Professoren der benachbarten Hochschule für Gestaltung für den Erhalt eines 300 Meter langen Teilstücks ein. Irgendwie erinnert das Ganze an ein überdimensionales Modell der menschlichen DNA. Ist das Kunst? Oder kann das weg? Ein neuer Fall für Christian Saehrendt. Bericht: Wero Lisakowski.
    Donaureise : Warum junge Fotografinnen sich auf einen außergewöhnlichen Roadtrip machten
    Acht preisgekrönte junge Fotografinnen wollten die 2800 Kilometer von der Quelle der Donau im Schwarzwald bis zur Mündung ins Schwarze Meer gemeinsam entlang reisen – durch zehn europäische Länder. Auf den Spuren ihres großen Vorbildes: Der Magnum-Fotografin Inge Morath. 34 Tage, 2.800 Kilometer, 19 Städte – unterwegs dokumentierten die Fotografinnen ihre Sicht auf den zweitlängsten Fluss Europas, die Menschen und die Natur. Die dabei entstandenen Bilder sind noch bis zum 28. Mai in der Ausstellung „Donaureise – Auf den Spuren von Inge Morath“ im Fotografie Forum Frankfurt zu sehen.
    Die jungen Fotografinnen sind alle Preisträgerinnen des „Inge Morath-Award“, eines Nachwuchspreises für herausragende Fotojournalistinnen. Dessen Namensgeberin gab gleichzeitig den Anstoß für das Projekt: Inge Morath gilt als Pionierin des Foto-Journalismus und war eine der ersten Frauen, die für die legendäre Fotoagentur Magnum arbeitete. Die Donau abzufahren war ein Jugendtraum der Österreicherin, seit den 50er Jahren bereiste sie den Fluss und sein Delta immer wieder, stets im Kampf mit den Reisebeschränkungen während der Zeit des Eisernen Vorhangs.
    Und die Bilder, die auf Inge Moraths Donaureisen entstanden, hatten die jungen Fotografinnen während ihrer Donaureise im Jahr 2014 dabei: in einem Truck, der zur mobilen Fotogalerie umgebaut war. So fuhren die Fotos der Impulsgeberin stets mit, während neue Fotos von der Donau entstanden. „hauptsache kultur“ trifft Lurdes R. Basolí, Fotografin und Mitinitiatorin des außergewöhnlichen Fotoprojekts, in der Ausstellung in Frankfurt. Bericht: Dorothee Ott. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 11.05.2017 hr-fernsehen
  • Folge 28
    Deniz Yücel – Eine Matinee für die Pressefreiheit im Schauspiel Frankfurt
    Der Fall Deniz Yücel spiegelt wie kaum ein anderer die kritische Situation der Pressefreiheit in der Türkei wider. Seit Ende Februar sitzt der deutsch-türkische „Welt“-Korrespondent in Istanbul wegen möglicher Terrorpropaganda und Volksverhetzung in Untersuchungshaft. Unterstützung erhält Yücel nicht nur aus seiner Heimatstadt Flörsheim, wo regelmäßig Mahnwachen stattfinden, sondern nun auch aus dem Frankfurter Schauspiel. Dort organisiert unter anderem Autor Imran Ayata am 21. Mai eine sogenannte Matinee der Solidarität für Deniz Yücel und andere inhaftierte Journalistinnen und Journalisten in der Türkei.
    Bei der Veranstaltung lesen prominente Gäste, darunter auch der Satiriker Jan Böhmermann und Deniz’ Schwester Ilkay Yücel, Texte des Journalisten, die von den Entwicklungen in der Türkei, aber auch von Fußball, Antisemitismus oder Rechtspopulismus handeln. Doch was versprechen sich die Organisatoren und Teilnehmer von der Lesung? Was kann in Deutschland für die inhaftierten Journalistinnen und Journalisten getan werden? Können solche Veranstaltungen etwas bewirken oder sind sie doch eher kontraproduktiv und verschlechtern die Chancen in der Türkei wieder frei zu kommen? Mit dieser Frage beschäftigt sich auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
    Unter dem Stichwort „#FreeWordsTurkey“ setzt sich dieser für die internationale Pressefreiheit ein. „hauptsache kultur“ spricht u.a. mit Imran Ayata, Ilkay Yücel und Alexander Skipis vom Börsenverein und fragt nach, ob Aktionen wie im Schauspiel tatsächlich die Situation der Journalistinnen und Journalisten in der Türkei verbessern können. Bericht: Uli Zimpelmann
    („Wir wollen das Meer sehen. Deniz’i görmek istiyoruz.“ Schauspiel Frankfurt 21.05.2017 11 Uhr)
    Picknick – Von der Lust im Freien zu speisen
    Im Grünen sitzen, leckere Kleinigkeiten verputzen, in der Hand einen kühlen Weißwein: Sommer-Zeit ist Picknick-Zeit. Egal in welcher Kultur, welcher sozialen Schicht; Essen im Freien hat immer einen unbeschwert-leichten Event-Charakter. Ursprünglich diente das Picknick als Pause während der Feldarbeit, die Briten erhoben es mit Champagner und Sandwichs zu einer exquisiten Landpartie für den Adel. Was den Engländern heute noch ihr vornehmer Picknickkorb ist, sind für die Deutschen ihre praktischen Plastik-Utensilien oder für die Wanderer in der Schweiz ihr leichtes Aluminiumgeschirr. Das Frankfurter Museum Angewandte Kunst zeigt jetzt in seiner Ausstellung „Picknick-Zeit“ die unterschiedlichsten Picknick-Kulturen. „hauptsache kultur“ hat die Ausstellung besucht und ist dabei auch auf kuriose Geschichten gestoßen. Oder haben Sie gewusst, dass die Briten gerne auch mal direkt neben Kriegsschauplätzen picknickten? Bericht: Christiane Klopsch
    (Ausstellung „Picknick-Zeit“: Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. 6. Mai bis 17. September)
    Faustische Beklommenheit im Deutschen Pavillon – Wie zwei Hessinnen die 57. Kunstbiennale in Venedig aufrütteln
    Schon Gerhard Richter, Joseph Beuys, Ai Weiwei oder Christoph Schlingensief gestalteten diese riesige Kunstbühne. Jetzt ist das Geheimnis um den Deutschen Pavillon auf der 57. Kunstbiennale gelüftet. Es geht um Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. Mit diesen Themen bespielt Anne Imhof, die 1978 in Gießen geboren wurde und jetzt in Frankfurt und Paris lebt, das monumentale Gebäude in einer der weltgrößten Kunstschauen. Dumpfe Sounds dröhnen durch den Saal. Panzerglas durchzieht das Gebäude. Darunter, darüber und mittendrin stehen 40 Performancekünstler in schwarzen Klamotten und mit grimmigen Gesichtern.
    Anne Imhof zeigt im Deutschen Pavillon in Venedig eine etwa fünf Stunden lange Performance unter dem Titel „Faust“. Durch das monumentale Gebäude wurden dafür dicke Glasböden gezogen, in einem Zwinger vor dem Pavillon gehen Dobermänner auf und ab. Es gehe unter anderem um das Gefühl, in der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein oder nicht, sagte Kuratorin Susanne Pfeffer vom Fridericianum in Kassel. Die 43-jährige Kunsthistorikerin war bereits bei der letzten Biennale 2015 als Kuratorin tätig, damals für den Schweizer Pavillon. Bericht: Peter Schiering
    (57. Kunstbiennale in Venedig: 13. Mai bis zum 26. November 2017)
    Der Tag, als Frank Z. in den Grünen Baum kam – Auf Zeitreise in der Wetterau
    Er braucht eine Verschnaufpause. Urlaub in Deutschland! Weit weg von Flower Power und dem aufreibenden Musikgeschäft in Los Angeles. Ein Ausflug verschlägt Frank Z. zufällig in die hessische Provinz, in die Wetterau. Doch ausgerechnet dort hat er einen Autounfall, der ihn zwingt, drei Tage zu bleiben. In ihrem neuen Roman „Am Tag, als Frank Z in den Grünen Baum kam“, begibt sich die Frankfurter Schriftstellerin Britta Boerdner auf Zeitreise, zurück ins Jahr 1969. In der Wetterau ist von den wilden 68ern wenig zu spüren. Im Gegenteil: Der fiktive Ort Randstetten ist ein fürchterlich miefiger und muffiger Ort, die Menschen sind skeptisch allem Fremden gegenüber.
    Vor allem einem Musiker „mit Haaren so wild, wie sie keine Wetterauerin tragen würde“. Gerade deswegen aber verliebt sich die 17jährige Ev in ihn. Und nicht nur ihr Leben, sondern auch das anderer Dorfbewohner, ändert sich bedeutend durch die kurze Begegnung mit Frank Z., der übrigens kein Geringerer ist als Frank Zappa. „hauptsache kultur“ hat mit Britta Boertner in der Wetterau Orte besucht, die sie beim Schreiben inspiriert haben und stellt den Roman vor. Bericht: Dorothea Windolf
    (Britta Boerdner: „Der Tag, als Frank Z. in den grünen Baum kam“ Frankfurter Verlagsanstalt, März 2017, 22 Euro)
    Kann das weg? Die Elvis-Stele in Bad Nauheim
    In eine Straßenkurve in Bad Nauheim am Hotel Grunewald steht eine grabsteinähnliche schwarze Steinsäule. Und obwohl sie so altmodisch aussieht, ist sie ein zeitgenössisches Werk. Gemacht vom Bad Nauheimer Steinmetz Heinrich Frank. Es ist ein Denkmal für Elvis Presley, der seine Militärzeit in Friedberg und Bad Nauheim verbracht hatte. Die Ähnlichkeit des Denkmals mit Elvis ist recht vage und die TV-Moderatorin Frauke Ludowig tat die Stele bereits als „unschönes Denkmal auf einem Parkplatz“ ab. Aber ist das nicht zu kurz gegriffen? Liegt die Qualität dieses Werkes nicht ganz woanders? Kunstexperte Christian Saehrendt nimmt das Elvis-Denkmal unter die Lupe: Ist das Kunst? Oder kann das weg? Bericht: Wero Lisakowski (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 18.05.2017 hr-fernsehen
  • Folge 29
    Cybercrime – Wie Kriminelle das Internet nutzen, um anderen zu schaden.
    Es ist der größte Tatort der Welt. Das Internet hat durch seine globale Vernetzung den Alltag für Firmen und Privatpersonen zwar erleichtert, es bietet aber auch Kriminellen jede Menge neuer Angriffschancen. Datenklau, digitale Erpressung, Kinderpornographie oder Sabotage – für Hacker bieten sich im World Wide Web zahlreiche Möglichkeiten, um ans schnelle Geld zu kommen. „Wenn jemand in ein System eindringen will, findet er immer einen Weg“, sagt der IT-Experte Avi Kravitz, der Firmen hilft, sich gegen Cyberattacken zu schützen. Oft brauchen betroffene Unternehmen oder Privatleute Monate, bis sie einen Angriff bemerken. Und während der Angriff digital erfolgt, sind die Auswirkungen ganz real.
    Der Schaden von Internetkriminalität belief sich 2016 in Deutschland laut Bundeskriminalamt auf 51 Millionen Euro – Tendenz steigend. Doch so wichtig das Thema ist, so schwer fällt es, hinter die Kulissen zu schauen. Zwei Journalisten des Hessischen Rundfunks haben es geschafft: Den hr-info-Autoren Oliver Günther und Henning Steiner ist es gelungen, mit Betroffenen zu sprechen. In ihrem Podcast „Cybercrime“ beleuchten sie das Thema aus Sicht der Opfer, Täter und Ermittler – unter anderem IT-Sicherheitsmann Avi Kravitz. „hauptsache kultur“ stellt das spannende Projekt vor. Beitrag: Simon Broll. (cybercrime.hr.de /​auf Twitter: #CyberCrimeCast).
    „lost Places“ – Eine Fotoausstellung zeigt verlassene Orte im Rhein-Main-Gebiet.
    Es wird gebaut, verdichtet, renoviert – überall im Rhein-Main-Gebiet sprießen neue Gebäude aus dem Boden. Trotzdem gibt es Gebäude, die wie aus einer anderen Zeit wirken. Sie stehen leer, verfallen, sind zum Teil überwuchert oder durch Vandalismus beschädigt – es sind Motive, die zwei Fotografen faszinieren. In einer Ausstellung dokumentieren Jörg Kuberek und Jörg Rudolph den Verfall dieser Gebäude, bei denen häufig nicht mal klar ist, wem sie eigentlich gehören und was mit ihnen passieren soll. Und das, obwohl Grundstücke teuer und im Rhein-Main-Gebiet rar sind. Die Fotos zeigen Orte, an denen Menschen lebten, arbeiteten oder einkauften – an denen sie ihre Spuren hinterlassen haben, für die sich jetzt offenbar niemand mehr interessiert. „hauptsache kultur“ hat die beiden Fotografen getroffen und einige der „lost Places“ besucht. Beitrag: Philipp Wellhöfer. (Die Foto-Ausstellung „Lost Places“ ist noch bis zum 4. Juni in der Naxoshalle in Frankfurt zu sehen.).
    2. Juni 1967 – Der Tag an dem Benno Ohnesorg starb.
    Genau 50 Jahre ist es her: der 2. Juni 1967. In West-Berlin demonstrieren Studenten gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien. „Mörder, Mörder“ rufen einige jenem Herrscher zu, von dessen Foltermethoden sie am Abend zuvor gehört haben. Die Polizei geht mit aller Härte gegen die Studenten vor. Auch die Studentin Friederike Hausmann protestiert. Sie erinnert sich bei „hauptsache kultur“: „Die droschen und knüppelten auf die Menschen ein, egal ob Männer oder Frauen“. Während sie durch einen Hinterhof vor den Schlägen der Polizisten zu fliehen versucht, stürzt neben ihr ein junger Mann zu Boden.
    Sie kniet nieder und hält schützend seinen Kopf in den Händen. Ein Zufall, dass in diesem Moment einige Fotografen auf den Auslöser drücken. Ihr Bild wird zur Ikone, bis heute untrennbar verknüpft mit dieser Tragödie. Der junge Mann, Benno Ohnesorg, ebenfalls Student, stirbt noch am selben Abend. Heute wird der Tod Benno Ohnesorgs häufig als Geburtsstunde der studentischen Radikalisierung dargestellt. Doch ausgelöst wurde viel mehr. In Gang kam ein gesellschaftlicher Wandel, der das blinde Streben nach Wohlstand und die Verdrängung der noch immer wirkenden Nazivergangenheit überwinden wollte.
    In der Dokumentation „Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben“ rücken die Ereignisse, die vor fünfzig Jahren geschahen, ganz nah. Auch durch bislang unveröffentlichte Originalaufnahmen von Filmregisseur Thomas Giefer, der gerade als Student an der Filmhochschule begann. „hauptsache kultur“ stellt den Dokumentarfilm, der im Anschluss an die Sendung läuft, vor und hat mit Zeitzeugen aus Frankfurt gesprochen. Beitrag: Simone Jung. (Im Anschluss an HK im hr-fernsehen um 23:15 Uhr „Wie starb Benno Ohnesorg?“ und um 0:00 Uhr Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben)
    „Wenn ich jemanden zeichne, erkenne ich immer auch ein Stück von mir selbst“.
    Die Kasseler Schnellzeichnerin Lucy Hobrecht. Dunkle Haare, große Brille, roter Mund. Eine auffällige Erscheinung ist sie, die Kasseler Schnellzeichnerin Lucy Hobrecht. In Moskau geboren und aufgewachsen kam sie 1990 nach Kassel, um an der Kunsthochschule zu studieren. Von der Metropole nach Kassel – das war eine Umstellung für sie. „Als ich hier am Bahnhof ankam, fragte ich mich: Und wo ist Kassel jetzt?“, erinnert sie sich. Doch eingelebt hat sie sich schnell und ist Kassel treu geblieben. Seit mehr als zehn Jahren hat sich die Künstlerin aufs „Schnellzeichnen“ konzentriert. In nur fünf Minuten und mit wenigen Strichen zaubert sie ein Portrait aufs Papier, die markanten Stellen des Portraitierten sind dabei karikierend hervorgehoben.
    Oft zeichnet sie bei Firmenevents oder Hochzeiten bis zu einhundert Menschen am Tag. Ein Knochenjob – den sie auch liebt: „Zeichnen ist ein Teil meiner Identität.“, sagt sie. An zwei Tagen in der Woche sitzt sie vor ihrer Staffelei in ihrem Stand in der Kasseler Markthalle. Dort kann sich jeder, der fünf Minuten Zeit hat, von ihr portraitieren lassen. „hauptsache kultur“ hat die Schnellzeichnerin Lucy Hobrecht besucht. Neben ihren Schnellzeichnungen malt sie auch Ölbilder und Karikaturen von Prominenten. Bericht: Christine Romann
    Kann das weg?: Der „Himmelsstürmer“ in Kassel.
    Auf dem Platz vor dem ehemaligen Hauptbahnhof in Kassel ragt ein riesengroßes Metallrohr aus dem Boden. Es sieht aus wie ein schiefer Fahnenmast. Aber es flattert gar keine Fahne dran, sondern ein Männlein klebt am Rohr. Es sieht so aus als würde es schnellen Schrittes nach oben marschieren. Es ist die Plastik des amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky, die den Titel „Man walking to the sky“ trägt. Die Kassler aber tauften ihn „Himmelsstürmer“ und sammelten Spenden für seinen Erhalt. Er gilt ihnen als Symbol für die Aufwärtsentwicklung der Stadt. Aber wo läuft das Männlein hin? Droht es nicht bald abzustürzen? Was will uns diese Skulptur sagen? Ein klarer Fall für den Kassler Kunstexperten Christian Saehrendt und die Frage: Ist das Kunst, oder kann das weg? Beitrag: Wero Lisakowski. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 01.06.2017 hr-fernsehen
  • Folge 30
    Wie die wichtigste Schau moderner Gegenwartskunst Kassel bewegt.
    Am 10. Juni geht es – nach dem April-Start in Athen – endlich offiziell los, es ist die große Stunde der 200.000 Einwohner zählenden Stadt. Wie bereitet sich Kassel auf die 14. documenta vor? Und was bewegt die Einwohner neben dem großen Ereignis? Auf dem Weg durch Kassel entdeckt „hauptsache kultur“ documenta-Kunstwerke auf Schritt und Tritt. Der Illustrator Markus Lefrançois erkundet die Heimat der Brüder-Grimm, deren Märchen er künstlerisch illustriert hat. Er führt unter anderem in die Süd-Stadt, das aktuelle Szeneviertel, in dem sich Künstler, Kuratoren und Kreative treffen.
    Nicht weit entfernt hat der Bildhauer Stephan Balkenhol sein Atelier. Vor fünf Jahren sorgte er mit seiner Skulptur auf dem Turm der Sankt-Elisabeth-Kirche für Streit und wurde damit quasi zum populärsten documenta-Künstler des Jahres, ohne jemals von der documenta eingeladen worden zu sein. „hauptsache kultur“ zeigt, wie sich Kassel auf die weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst vorbereitet. Bericht: Wero Lisakowski.
    Butter bei die Fische – Was zeigt die documenta 14?
    35 Ausstellungsorte können die Besucher in Kassel ansteuern, an öffentlichen Institutionen, Plätzen, Kinos und Universitätsstandorten stellen mehr als 160 internationale Künstler ihre Arbeiten vor. Vom KulturBahnhof über den Friedrichsplatz bis zur eigens für die documenta verhüllten Torwache – die Ausstellungsorte sind täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Vor allem im öffentlichen Raum zeichnen sich schon seit Wochen einige Highlights ab: allen voran der „Parthenon der Bücher“ der Argentinierin Marta Minujin auf dem Friedrichsplatz, für den jeder Bücher spenden konnte. Weitere spektakuläre Außenkunstwerke sind schon jetzt die Verhüllung der beiden Torwachen-Gebäude mit Jutesäcken durch den Ghanaer Ibrahim Mahama und das aus Abwasserröhren nachgebaute Flüchtlingscamp des Deutsch-Irakers Hiwa K. an der documenta-Halle. „hauptsache kultur“ zeigt die documenta 14 in Fakten und gibt Tipps für die Highlights einer der größten Kunstausstellungen der Welt. Bericht: Dorothee Ott.
    „Schneewittchen und der kopflose Kurator“ – Ein Dark-Wave-Reiseführer für documenta-Besucher weist den Weg zu Kassels morbider Seite.
    Kassel: Die schaurig-schöne im Norden Hessens. Angefangen hat ihre documenta-Berühmtheit ganz düster: Inmitten von Schutt und Asche, nach dem Krieg, als 1955 einige Kunstenthusiasten um Arnold Bode in der fast völlig zerstörten Stadt eine einmalige Schau zeitgenössischer Kunst organisierten. „Seither führt Kassel das Leben eines Maikäfers: fünf Jahre lang als weißgrauer Wurm in Dunkelheit wühlen, um ein paar kurze Wochen durchs schimmernde Sonnenlicht zu flattern“, schreibt der Kunsthistoriker und Kasselaner Christian Saehrendt in seinem neuen Buch „Schneewittchen und der kopflose Kurator“. Es ist eine Art Reiseführer, in dem der Autor den morbiden Charme der nordhessischen Provinzmetropole herausschält.
    Gedacht als Wegweiser für documenta-Besucher, Romantiker und Horrorfans, die sich nicht scheuen, die schaurige und düstere Seite der documenta-Stadt kennenzulernen. Eine Liebeserklärung an seine Stadt auf die harte Tour, sagt Saehrendt und er liefert nicht die üblichen Sightseeing-Tipps, sondern fordert den Leser auf, sich zu bewegen und auf die schaurig-schöne Seite seiner Heimatstadt Kassel einzulassen. „hauptsache kultur“ begibt sich mit dem Autor Christian Saehrendt auf Reise und muss auf dem Weg zum documenta-Märchen zunächst das hessische Bergland durchqueren. Bericht: Wero Lisakowski.
    Vom Kopfschütteln und Jubeln – Die Geschichte der documenta in Tops und Flops
    Genz ehrlich: Niemand muss alle Kunstwerke der documenta verstehen. Manchmal darf auch herzhaft gelacht werden. Manchmal darf auch über die gelacht werden, die über die Kunstwerke lachen – und manchmal berührt uns die Kunst und macht einfach sprachlos. „hauptsache kultur“ nimmt die Zeitmaschine und reist zurück zu den Merkwürdigkeiten, den Skurrilitäten und Skandalen der vergangenen Jahrzehnte. Über Joseph Beuys und seine 7000 Eichen von 1982 haben viele zum Beispiel damals den Kopf geschüttelt, heute ist ganz Kassel stolz auf dieses außergewöhnliche Kunstwerk, das sich über die komplette Stadt verteilt. Wir schlendern mit fröhlichen Putzfrauen über die documenta 6 im Jahr 1977 und fragen, wie es Catherine David – die Kuratorin der documenta X – geschafft hat, die komplette Ausstellung zum Gesamtkunstwerk werden zu lassen. Bericht: Uli Zimpelmann.
    Olaf Holzapfel – Der Künstler, der das Holz sprechen lässt.
    Wenn er nicht gerade die Welt bereist in ihre entferntesten Winkel und Kulturen, dann steht er in seinem Atelier, denkt genau darüber nach, über seine Erfahrungen, Erlebnisse und stellt diese in ganz neue künstlerische Zusammenhänge. Olaf Holzapfel ist ein Denker, der seine Gedanken und Analysen in klare, strukturierte Kunst umsetzt. Das können dann nackte Dachstühle im Wald sein, kraft- wie kunstvoll geschlungene Bilder aus Heu oder auch Heuballen in der City. Auf der documenta 14 wird er mit Bildarbeiten vertreten sein und mit einer Holz-Skulptur im Kasseler Auepark. „hauptsache kultur“ begleitet den Künstler und dokumentiert den Entstehungsprozess der Skulptur von den ersten Ideen und Skizzen, die in seinem Atelier entstanden, über die Auswahl des Holzes – 54 Meter hohe Douglasien – geschlagen in der Nähe von Kassel, bis zu den Aufbauarbeiten am Ausstellungsort. Bericht: Alexander C. Stenzel. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 08.06.2017 hr-fernsehen
  • Folge 31
    Der nicht ganz einfache Weg zum Erfolg: 30 Jahre Rheingau-Musikfestival.
    Eines der größten Musikfestivals in Europa feiert Jubiläum: Am 24. Juni wird das Rheingau Musik-Festival mit dem Konzert des hr-Sinfonieorchesters eröffnet und geht damit in seine dreißigste Runde. Insgesamt wird es auch in diesem Jahr wieder über 150 Konzerte und Veranstaltungen im Rheingau geben, darunter neben Kloster Eberbach auch im Schloss Johannisberg, im Kurhaus Wiesbaden, Schloss Vollrads, in Kirchen und Kultureinrichtungen der Region und in vielen privaten Weingütern. Kann es schönere Orte für Konzerte geben? Das hat sich auch der Begründer und heutige Intendant Michael Herrmann gefragt, als er vor 30 Jahren das Festival mit viel Anstrengung und Herzblut aus der Taufe gehoben hat. Zusammen mit ihm wirft „hauptsache kultur“ einen Blick zurück auf die bewegte Geschichte und zeigt die Höhen und Tiefen der letzen drei Jahrzehnte. Beitrag: Alexander C. Stenzel. (Rheingau Musik Festival: 24.6. bis 2.9.2017).
    Hinter den Kulissen: Wie laufen die Vorbereitungen zum Rheingau-Musik-Festival.
    Besonderes Glanzstück in jedem Jahr ist das Eröffnungskonzert vom hr-Sinfonieorchester, traditionell aufgeführt im Kloster Eberbach. Es ist die vierte Saison des kolumbianischen Dirigenten Andrés Orozco-Estrada, der mit den Musikern Wagner und Berlioz spielen wird. Wenige Tage vor der Premiere hat sich „hauptsache kultur“ im Kloster und bei den Proben umgesehen. Wie laufen die Aufbauarbeiten für das Konzert? Wie schätzt der Dirigent den Auftritt ein? Und welches andere Projekt während des Jubiläums-Festivals liegt ihm besonders am Herzen? Bericht: Simon Broll. (Rheingau Musik Festival: Eröffnungskonzert: Samstag, 24. 6. Kloster Eberbach; Colombian Youth Orchestra: 30.6. Kurhaus Wiesbaden).
    Überraschende Geschichten rund um Rheingauer Literaten und Literatur: Warum Goethe im Rheingau dauernd meckerte und Geisenheim einen Dichter feierte, der nie dort war.
    Jährlich kommen zehntausende Besucher in den Rheingau, angelockt von seiner malerischen Landschaft, den vielen Burgen und Schlössern und natürlich dem Wein. Mit einer Rebfläche von 3.000 Hektar gehört der Rheingau zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten in Deutschland. Den guten Riesling wusste schon Goethe zu schätzen. Bei seinen Rheingau-Besuchen trank er reichlich davon und schrieb sogar ein „Lied vom Eifler“. Goethe war nicht der Einzige, der sich von der Hügellandschaft am Rhein inspirieren ließ.
    „hauptsache kultur“ begibt sich zusammen mit Heiner Boehncke an die Orte im Rheingau, die bedeutende Literatur hervorbrachten. Boehncke, der Leiter des Rheingau Literaturfestivals, verrät beim literarischen Rundgang, dass Goethe eigentlich ein chronischer Meckerer war, dass Geisenheim einen Dichter feierte, der nie vor Ort war oder dass Kaiser Wilhelm bei der Einweihung der Germania fast ums Leben kam. Bericht: Christiane Klopsch. (Rheingau Literatur Festival: Weinlese 2017 14. – 24.9.2017 ).
    „Musik findet niemals im Vakuum statt“ – Warum sich der Starpianist Igor Levit für Europa einsetzt.
    Er ist einer der gefragtesten deutschen Pianisten: Igor Levit, geboren in Nischni Nowgorod, der fünftgrößten Stadt Russlands. Bereits mit sechs Jahren spielt er dort das Händel F-Dur Konzert mit dem Philharmonie Orchester von Nischni Nowgorod. Als er acht Jahre alt ist, zieht er mit seiner Familie nach Hannover. Hier wird Igor Levits außerordentliche Begabung gefördert. Beethoven ist sein Lieblingskomponist, sein Held, mit ihm fühlt er sich verbunden. Wenn Igor Levit seine Klavierkonzerte spielt, überschlagen sich die Kritiker vor Begeisterung. Virtuos, großartig, meisterhaft! Im Herbst vergangenen Jahres wurde Igor Levits Album mit Variationswerken von Bach, Beethoven und Rzewski vom renommierten britischen Gramophone Magazine zum „Recording of the Year“, zur „Aufnahme des Jahres“, gekürt.
    Sein Erfolg habe auch mit Europa zu tun, sagt Levit, hier habe er die Möglichkeit bekommen, frei zu arbeiten und sich zu entfalten. Und daher setzt er sich ein – für Europa, gegen Populismus und Fremdenhass. Per Twitter äußert er sich zu politischen Ereignissen und bezieht klar Stellung – für Menschenrechte, Toleranz, Meinungsfreiheit. Nach der Wahl von Donald Trump hielt er vor einem Konzert in Brüssel eine Rede, in der er die Besucher darauf einschwor, zusammenzustehen und für ein gemeinsames Europa zu kämpfen.
    Das kommt nicht bei jedem an, ein Besucher rief, er solle Musik machen und nicht über Politik reden. Doch für Igor Levit hängt beides untrennbar zusammen: „Ich bin Europäer, ich habe diesem Europa sehr, sehr viel zu verdanken. Ich kann doch nicht einfach darauf pfeifen. Ich kann doch nicht einfach sagen, das ist mir egal.“ „hauptsache kultur“ hat Igor Levit, der seit über einem Jahr in Berlin wohnt, getroffen, und mit ihm über seine Liebe zur Musik und sein Engagement für Europa gesprochen. Bericht: Christine Romann (Rheingau Musik Festival: Igor Levit: 28.6. 20 Uhr Schloss Johannisberg, Geisenheim-Johannisberg).
    Auf dem Sprung zum internationalen Star: Der Sänger L’aupaire – Warum der Musiker immer wieder in seine hessische Heimat zurückkehrt
    Sein Markenzeichen ist diese raue, ein bisschen kratzige Stimme. Der Folkpop-Sänger Robert Laupert alias „L’aupaire“ gilt derzeit als einer der vielversprechendsten Newcomer mit internationalem Format, ein echter Shootingstar. Aufgewachsen ist der 28-jährige in der hessischen Kleinstadt Lich ganz in der Nähe von Gießen, nur ein paar Ortschaften weiter in Hüttenberg hat er noch heute sein Studio und viele Freunde. Eine Umgebung, die ihn inspiriert hat, sagt Robert Laupert. Er mag das Ländliche, manchmal etwas Abgeschiedene, weil es ihn reizt, kreativ zu werden, und auch der übriggebliebene Geist von Hippie-Kultur und Alt-68er Feeling, womit er vor allem in Gießen in Kontakt gekommen ist, hat ihn immer fasziniert.
    Ein bisschen davon spürt man auch in seiner Musik. Im letzten Jahr hat L’aupaire sein Debütalbum „Flowers“ bei einer großen Plattenfirma herausgebracht, darauf ist auch sein großer Hit „Rollercoaster Girl“. Fünf Jahre hat Robert Laupert an dem Album gearbeitet, ausprobiert, komponiert und sich ganz nebenbei selbst das Singen beigebracht. So manchen erinnert seine markante Stimme gar an Bob Dylan, ein größeres Kompliment ist wohl kaum vorstellbar! „hauptsache kultur“ hat L’aupaire in Hüttenberg getroffen. Bericht: Katja Deiß. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Do. 22.06.2017 hr-fernsehen

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