Fakt ist! Folge 45: Ohne Abschluss ins Leben – warum so viele die Schule nicht schaffen
Folge 45
Ohne Abschluss ins Leben – warum so viele die Schule nicht schaffen
Folge 45
Ohne Hauptschulabschluss aus der Schule – das ist in Mitteldeutschland ein echtes Problem. Im bundesweiten Vergleich gehören Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu den Ländern mit den höchsten Abbrecherquoten. Bald schon könnte die Misere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Über Ursachen, Folgen und mögliche Lösungen diskutiert die Runde bei „Fakt ist!“ aus Magdeburg am Montag (30. September 2019) um 22:05 Uhr im MDR-Fernsehen. Am stärksten betroffen ist Sachsen-Anhalt. Das Land ist bundesweites Schlusslicht. Die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss liegt hier bei zehn Prozent. Ein trauriger Spitzenwert. Das hat gerade der Bildungsmonitor des Kölner Instituts für Wirtschaft wieder bestätigt. Die Ursachen für einen Schulabbruch sind bundesweit dieselben – und sie sind vielfältig. Darüber sind sich Bildungsexperten überwiegend einig. Sie machen vor allem gravierende soziale Probleme verantwortlich: Armut, Elternhäuser, die nicht in der Lage sind, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern, daraus resultierende Folgen wie Süchte oder übermäßiger Medienkonsum. Aber auch Mobbing, Schulfrust/Überforderung oder Angst vor Leistungsdruck werden immer wieder als mögliche Ursachen angeführt. Einhellig fällt auch die Kritik aus, es werde zu wenig getan, um die Probleme zu
erkennen und zu lösen. Mehr Ganztagsschulen werden da gefordert, mehr Sozialarbeiter und Schulpsychologen. Aber entsprechende Sozialprogramme und Netzwerke werden oft nur befristet finanziert. Und in Sachsen deckt sich die Zahl der Schulsozialarbeiter noch nicht einmal mit der Zahl der Schulen. Überdies hat Mitteldeutschland mit einer überalterten Lehrerschaft zu kämpfen. Wenn in den nächsten Jahren ein großer Teil der Lehrer in den Ruhestand geht, wird das den Lehrermangel verschärfen – und es noch schwieriger machen, die hohe Zahl der Schulabbrecher wirksam zu bekämpfen. Brauchen Schulabbrecher Druck oder Verständnis? Was ist mit der Eigenverantwortung der Eltern? Und ist es heutzutage eigentlich noch schlimm, die Schule ohne Abschluss zu verlassen? Über diese und viele andere Fragen diskutiert Moderatorin Anja Heyde mit folgenden Gästen: Marco Tullner, Bildungsminister von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Axel Plünnecke, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Tim Wanders, Sozialarbeiter und Buchautor sowie Ines Petermann, Schuldirektorin und Vorsitzende des Schulleiterverbandes Sachsen-Anhalt. Bürgerreporterin Isabell Hartung hat ein Sozialprojekt besucht, das sich um Jugendliche mit gravierenden Schulproblemen kümmert, und mit Betroffenen gesprochen. Sie hat außerdem Elternvertreter und Sozialarbeiter zu Gast. (Text: mdr)