Staffel 5, Folge 1–4

Staffel 5 von „Exakt – So leben wir!“ startete am 16.08.2017 im MDR.
  • Staffel 5, Folge 1 (60 Min.)
    Die Idee finden fast alle gut. 94 Prozent der Deutschen sind grundsätzlich für die Demokratie. Aber nur 44 Prozent meinen, dass sie in Deutschland funktioniert. Was ist da passiert? „Es gibt im Bundestag keine richtige Opposition mehr“, findet Stephan Böhme. Beim Thema Flüchtlingspolitik gäbe es auch keine Unterschiede mehr. „Und wenn man sich kritisch äußert, dann steht man gleich in der rechten Ecke.“ Auch deswegen ist Böhme zu Pegida gegangen, über 60 Mal war er seitdem montags in Dresden.
    Dort, so sagt er, könne man noch eine andere Meinungen haben. Ohnmächtig fühlen sich auch viele Bürger in der Rhön. Mitten durch das Unesco-Biosphären-Reservat soll die Starkstromtrasse Südlink gebaut werden. Ein 70 Meter breiter Korridor durchschneidet dann die Landschaft. Doch gegen die Trasse vorzugehen, ist schwierig. Die Verfahren sind kompliziert, an Informationen für den Protest zu kommen noch komplizierter. In der Rhön fühlt man sich den Entscheidungen aus dem fernen Berlin ausgeliefert.
    Massive Zweifel an der Demokratie auf der einen Seite – und auf der anderen Seite gestiegenes Interesse der Deutschen an Politik. Wer sind die Verlierer dieses Prozesses und was treibt die Leute auf die Straße? Wenige Wochen vor der Bundestagswahl geht „Exakt – So leben wir!“ in vier Teilen den Themen nach, die die Wähler in dieser Zeit beschäftigen: Wie ist es um die soziale Gerechtigkeit bestellt? Hat jeder die gleichen Chancen? Und wenn nein, woran liegt das? Wieviel Integration schaffen wir? Und wem vertrauen wir noch? In der ersten Folge „Staatsbürger oder Wutbürger?“ trifft MDR-Reporter André Berthold in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Menschen, denen die Demokratie am Herzen liegt, die aber aus unterschiedlichen Gründen Schwachstellen ausgemacht haben.
    Die einen haben resigniert, andere haben sich aufgemacht, selbst mitzuwirken. Der Bürgermeister von Veilsdorf in Thüringen zum Beispiel, der nur deshalb die Aufgabe übernommen hat, weil sich kein anderer fand.
    Er kann verstehen, dass sich niemand mehr für den Posten eines ehrenamtlichen Bürgermeisters interessiert. Bürokratie, leere Kassen und ein hoher Arbeitsaufwand machten die Aufgabe, die eigentlich ein Nebenjob sein soll, unattraktiv. Und von Parteien will der 66-Jährige auch nichts wissen: „Parteipolitik gehört nicht in eine Kommune.“ Mit der Meinung steht er nicht alleine da: 70 Prozent aller Bürgermeister in Thüringen haben kein Parteibuch. Denn das Vertrauen in die Parteien scheinen viele Ostdeutsche zu verlieren.
    65 Prozent ihrer Mitglieder haben die Bundestagsparteien in den vergangenen 27 Jahren im Osten verloren. Sie haben sich entfernt vom traditionellen Weg der Willensbildung und setzen auf direkte Demokratie. Ostdeutsche reichten 2016 27 Prozent mehr Petitionen ein als ihre westdeutschen Landsleute – auch gerechnet auf die Einwohnerzahl sind das viel mehr als die Westdeutschen. Und die Kandidaten der bevorstehenden Bundestagswahl? In einem Experiment unterziehen wir sie dem Test: Wie reagieren sie auf Fragen und Probleme ihrer Wähler? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.08.2017MDR
  • Staffel 5, Folge 2 (60 Min.)
    „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ – ein altes Sprichwort mit aktueller Brisanz. Denn tatsächlich: Was die Mobilität zwischen den Schichten angeht, ist die Situation in Deutschland schwierig. Hier werden 75 Prozent der Kinder das, was ihre Eltern schon sind: reich oder arm, Akademiker oder Arbeiter. Die Schichten haben sich verhärtet. Doch woran liegt das? Was sind Faktoren, die einen Aufstieg für manche möglich machen – und anderen den Weg nach oben verwehren? Welche Hürden müssen überwunden werden, wenn man den Aufstieg schaffen will? Die Zukunft eines Kindes hängt in Deutschland in vielen Fällen vom Bildungsstand und Geldbeutel der Eltern ab – noch immer! Im Superwahljahr 2017 stellt die Reportage „Aufstieg oder Abstieg?“ für die datenjournalistische MDR-Reihe „Exakt – So leben wir!“ die wichtige Frage nach der sozialen Durchlässigkeit in einem Land, dessen Wohlstand eigentlich keine Wünsche offen lassen sollte.
    Begleitet von Annett Glatz präsentiert der Film verblüffende Zahlen, erstaunliche Zusammenhänge und ein spannendes Experiment. Die MDR-Autorinnen Ines Klein und Marianne Harr blicken nach Mitteldeutschland und gehen dort auf die Suche nach den Momenten, die entscheiden: über Aufstieg und Abstieg.
    Sie treffen auf alle sozialen Schichten und fragen nach den persönlichen Geschichten. Wie schwierig es ist, ohne gute Startbedingungen den Weg aus prekären Verhältnissen herauszufinden, weiß Ayleen Köpke. Die 20-jährige Hallenserin stammt aus einer neunköpfigen Familie und war vor allem damit beschäftigt, sich um ihre Geschwister zu kümmern. In ihrer Kindheit ging es nicht ums Aufsteigen, sondern darum, nicht abgehängt zu werden.
    In Halle engagiert sich Tina Witkowski in ihrer Einrichtung KAHUZA für Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien. Sie hilft ihnen bei den Hausaufgaben und bietet denen, die kaum Freizeit kennen, sinnvolle Möglichkeiten – Dinge, die essentiell sind für den Werdegang der Kinder. In Wernigerode besucht Leah Scherer das Landesgymnasium für Musik. Ihre Eltern ermöglichen ihr diese Ausbildung. Die Mutter ist gelernte Krankenschwester, der Vater Berufssoldat. Dass ihre Tochter das Abitur anstrebt und damit eine höhere schulische Ausbildung als sie, macht beide stolz.
    Stolz ist auch die Summe, die Bildung in Deutschland vielen Eltern kostet: So fallen vom 3. bis 16. Lebensjahr durchschnittlich rund 14.500 Euro an, u. a. für Kita, Nachhilfe, Musikunterricht. Kommt später ein Studium hinzu, zahlen Eltern nochmal 30.000 Euro. Das kann nicht jeder leisten. Aber nicht nur fehlende Finanzen schließen einen Aufstieg in Deutschland aus. Die Wende galt vielen, die längst in Lohn und Brot standen, als Karrierekiller. Diese Erfahrung machte auch Udo Mauersberger, der wie so viele andere auch als Ingenieur seinen Job verloren hat und über Jahre um Arbeit kämpfen musste.
    Heute leben er und seine Frau von einer kleinen Rente. Sie stehen für die Zehntausenden Menschen in Mitteldeutschland, die trotz guter Ausbildung nach dem Mauerfall ihre berufliche Existenz verloren. „Egal welche Bildung oder Ausbildung du hast, du musst dich durchbeißen, sonst wird’s nix“, sagt Klaus Neumann in Erfurt. Er ist Selfmade-Millionär – auch ohne hohe Bildungsabschlüsse. Der Aufstieg – also doch ein Traum, der vor allem aus eigener Kraft geleistet werden kann? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.08.2017MDR
  • Staffel 5, Folge 3 (60 Min.)
    Fühlen Sie sich fremd im eigenen Land? Ja, sagen 48 Prozent der Ostdeutschen. Das ist fast jeder zweite Einwohner. Seit der Flüchtlingsbewegung 2015 leben deutlich mehr Zuwanderer in Mitteldeutschland. Aktuell sind es rund 331.000 Ausländer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch wenn gegenwärtig immer weniger Fremde ins Land kommen, so fürchten sich dennoch viele Einheimische davor, dass sich das eigene Leben und der Alltag durch die Geflüchteten verändern. Die beiden MDR-Reporter Christin Simon und Marcel Siepmann treffen in Mitteldeutschland auf viele Menschen, die vor allem skeptisch sind, auf einige, die die Ausländer offen ablehnen und wiederum auf andere, die daran glauben, dass ein problemloses Miteinander funktionieren kann.
    Wie hat sich unser Leben seit dem Sommer 2015 verändert? Die Kriminalitätsrate ist gestiegen. Es gibt mehr Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind. Viele fragen sich, wie sich die kulturellen Unterschiede zwischen Neuankömmlingen und alteingesessenen Deutschen vereinbaren lassen. Wie steht es um die innere Sicherheit? Schließlich ist die Terrorgefahr Teil unseres Alltags geworden. Annette Reichwein ist die Chefin eines Pflegedienstes in Weimar.
    Sie sieht in der Zuwanderung eine Chance. Gerade im Pflegebereich gibt es viele offene Stellen so wie in anderen Branchen auch. Sie hat Leo und Mohammed angestellt und sammelt mit beiden unterschiedliche Erfahrungen. Das MDR-Team fährt auch nach Magdeburg-Neu Olvenstedt. Der Stadtteil stand in den 90er Jahren im Fokus der Öffentlichkeit, weil er ein Brennpunkt rechtsextremistischer Gewalt war. Heute leben hier über 300 Flüchtlinge. Ein Mikrokosmos des Zusammen- und Nebeneinanderlebens ist entstanden, welcher als Schaubild die Herausforderungen der Integration zugewanderter Menschen darstellt.
    „Wir schaffen das“, sagte am 31. August 2015 Bundeskanzlerin Angela Merkel im Hinblick auf die Flüchtlingskrise in Europa und angesichts der Tatsache, dass damals täglich tausende Flüchtlinge die Grenze nach Deutschland überquerten. Merkel nimmt diesen Satz nicht mehr in den Mund. Bewegende Geschichten, ein spannendes Experiment und überraschende Zahlen präsentiert von Moderatorin Annett Glatz am 30. August 2017 im MDR-FERNSEHEN. „Weltoffen oder fremdenfeindlich?“ ist Teil drei der diesjährigen Staffel des datenjournalistischen crossmedial angelegten Projektes des Mitteldeutschen Rundfunks (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.08.2017MDR
  • Staffel 5, Folge 4 (60 Min.)
    Ostdeutschlands Wirtschaft geht es so gut wie nie zuvor. Die Zahl der Beschäftigten ist seit Beginn der Hartz-Reformen um 640.000 gestiegen. Doch auf der anderen Seite sind seitdem über eine Million Menschen mehr in Leiharbeit, Teilzeit oder Multijobbing. Der Preis sind wachsende Ungleichheit und mehr Unsicherheit, denn immer weniger Menschen können von ihrer Arbeit leben. Karsten Halbauer ist einer von ihnen. Der Thüringer gehört zu den zehntausenden Selbständigen, die sich Tag für Tag selbst ausbeuten. Neben seinem Hauptberuf muss er jeden Morgen noch Zeitungen austragen.
    „Es ist nicht gerecht in Deutschland. Die Schere bei den Einkommen muss wieder zusammengeführt werden.“ Prof. Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle gibt zu bedenken: „Die Arbeitsmarktreformen hatten das Ziel, durch Senkung des Lohnniveaus viele Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Das hat soweit auch funktioniert! Jetzt muss man sich Gedanken machen, wie man die Betroffenen aus dem Niedriglohnbereich herausbekommt!“ Das betrifft in Ostdeutschland fast 40 Prozent, in einigen Regionen sogar jeden zweiten.
    „Exakt – So leben wir!“ unternimmt eine Reise an die Ränder unserer „schönen, neuen Arbeitswelt“. Es ist eine Reise voller Kontraste: Das MDR-Team trifft Unternehmer, die sich aus der Arbeitslosigkeit nach oben gearbeitet haben; Menschen, die zur hart arbeitenden Mittelschicht gehören und jene, die arm sind, trotz Arbeit! Der Film nimmt die zunehmende Lohnschere in Ostdeutschland unter die Lupe. Warum gibt es gerade hier eine so hohe Niedriglohnquote? Werden wir in Zukunft überhaupt noch von unserer Arbeit leben können? „Exakt – So leben wir!“ schaut genauer hin: Welche Auswirkungen hat Lohnungerechtigkeit auf die Gesellschaft und die Menschen? Zum Beispiel Regina Richter.
    Lange musste die Frisörin für Stundenlöhne von fünf Euro brutto arbeiten. Im September geht sie in den Ruhestand. Nach 51 Arbeitsjahren droht ihr jetzt die Altersarmut: „626 Euro und 80 Cent steht auf dem Rentenbescheid! Man ist fassungslos, man steht nach einem Arbeitsleben im Endeffekt wie vor einem Scherbenhaufen. Es ist eine Strafe, weil es nicht gewürdigt wird.
    Arbeit wird nicht gewürdigt.“ In Regina Richters Altersgruppe ist schon heute jeder sechste Ostdeutsche von Altersarmut betroffen – Tendenz steigend. Oder die vielen Pendler: 230.000 Mitteldeutsche haben ihren Arbeitsplatz in den alten Bundesländern und verbringen täglich oder wöchentlich viele Stunden auf der Autobahn. Denn allein auf dem Weg von Magdeburg nach Wolfsburg steigt der Monatslohn von 2.617 auf 4.610 Euro – das sind 22 Euro pro Kilometer! Emotionale Reportagen, ein spannendes Experiment und überraschende Zahlen – präsentiert von Moderatorin Annett Glatz , (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.09.2017MDR

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