Europa und seine Schriftsteller Staffel 3, Folge 4: Rumänien erzählt von Norman Manea, Gabriela Adamesteanu, Mircea Cartarescu und Florin Lazarescu
Staffel 3, Folge 4
14. Rumänien erzählt von Norman Manea, Gabriela Adamesteanu, Mircea Cartarescu und Florin Lazarescu
Staffel 3, Folge 4 (53 Min.)
Rumänien ist wie seine Bewohner noch auf der Suche nach sich selbst: unruhig, vergleichsweise jung, enttäuscht über sein schlechtes Image im Ausland, deprimiert von seiner Vergangenheit oder einfach nur verwirrt über seine jüngste Geschichte – doch manchmal auch begeistert von seinen Gründungsmythen. Als Fünfjähriger wurde Norman Manea in ein Konzentrationslager deportiert, aus dem er vier Jahre später zurückkehrte. Als er 50 Jahre alt war, in der Endphase des Ceau¿escu-Regimes, ging er ins Exil in die USA. Doch der politische Flüchtling schrieb stets über sein Heimatland, dem er nach wie vor verbunden ist. Florin Lazarescu setzt sich in Ia¿i in der Region Moldau für die Wiederbelebung der kulturellen Tradition ein: Er gründete eine Zeitschrift und das größte Literaturfestival des Landes. Gabriela Adame¿teanu
verzichtete lange auf eigenes belletristisches Schaffen, um sich dem politischen Journalismus zu widmen. Auf die Frage, ob sie dies bedaure, antwortet sie, durch den Journalismus habe sie viel über Rumänien gelernt. Mircea Cartarescu spricht von einem anderen Rumänien, aber vor allem von einem anderen Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Literatur: „Als ich jung war, litt ich unter Hunger und Kälte, doch das störte mich nicht. Den Hunger vergaß ich beim Kafka-Lesen, die Kälte bei der Thomas-Mann-Lektüre. Mein wahres Vaterland ist nicht Rumänien, sondern Kastalien. Dort gab es nie einen Ceau¿escu und wird es nie einen geben.“ Er spricht vom imaginären Land der Gelehrten in Hermann Hesses Roman „Das Glasperlenspiel“. Vier Schriftsteller beschreiben ihr Vaterland im Spannungsfeld von Rumänien und Kastalien. (Text: arte)