Europa-Reportage Folge 44: Von Europa abgehängt – Deutschlands Versagen bei der Organspende
Folge 44
44. Von Europa abgehängt – Deutschlands Versagen bei der Organspende
Folge 44 (30 Min.)
Thomas K. wartet auf ein neues Herz, fünf Jahre schon. Seit drei Jahren lebt der 47-jährige Konstrukteur mit einem Kunstherz und hat sich unter großen Anstrengungen in seinen Alltag zurück gekämpft. Aber er benötigt auf jeden Fall ein Spenderherz – das jedoch derzeit nicht in Sicht ist. So wie Thomas K. ergeht es fast 9.000 Menschen in Deutschland: Sie alle warten und hoffen auf ein Organ, manche bereits jahrelang. Nach jüngsten Erhebungen wurden in Deutschland nur etwa 3.000 Organe im Jahr transplantiert. Es herrscht ein eklatanter Mangel an Spenderorganen. Viele in der Politik, der Ärzteschaft und der Patientenvertretungen sprechen von einem „Fiasko“ und einem „Totalversagen“, das Menschenleben kostet. Doch es gäbe Lösungen, andere Regelungen bei Organspenden, was der Blick in die meisten Länder Europas deutlich macht. Denn würde Thomas K. in Spanien leben, hätte er vermutlich bereits ein neues
Herz: Dort gibt es etwa acht Mal so viele Organspenden wie in Deutschland, gemessen an der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner. Die Gründe dafür: Unterschiede in der Organisation der Spenden, andere medizinische Grundsätze und ein anderer Stellenwert von Organspenden in der Gesellschaft. Auch in Österreich haben schwerkranke Patientinnen und Patienten sehr viel größere Chancen, ein lebensrettendes Spenderorgan zu erhalten, da in der Alpenrepublik – im relativen Vergleich – mehr Organe gespendet werden als in Deutschland. Ein entscheidender Unterschied: In Österreich darf Toten ein Organ entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten keinen Widerspruch explizit erklärt hat. Anders in Deutschland, wo die sogenannte Entscheidungslösung gesetzlich verankert ist, d. h., eine Organspende ist nur dann möglich, wenn jemand zu Lebzeiten dazu eingewilligt hat oder die Angehörigen zustimmen. (Text: BR Fernsehen)