2022, Folge 39–62

  • Folge 39
    Patricia Zähringer liebt ihre kleine Tochter Amelie. Betreuung und Familienalltag kann die junge Mutter nicht ohne Hilfe allein meistern. Die 31-Jährige hat eine kognitive Beeinträchtigung.
    Unterstützt wird Patricia, die mit ihrer siebenjährigen Tochter und Mann Marcus in der Nähe des Bodensees lebt, deshalb im Rahmen der begleiteten Elternschaft von der Stiftung Liebenau. Auch Ilenia Tas und ihre Familie nehmen im Alltag diese Begleitung in Anspruch.
    Die 23-jährige Ilenia Tas hat eine leichte geistige Behinderung. Sie, ihr Mann Ertugrul und ihre zweijährige Tochter Yasemin leben erst seit November 2021 wieder zusammen in einer kleinen Wohnung der Stiftung Liebenau. Vorher war Yasemin bei Pflegefamilien untergebracht. „Mir ist es in der Zeit, als Yasemin nicht bei uns war, sehr schlecht gegangen. Ich habe nicht mal meinen eigenen Geburtstag gefeiert. Ich bin zu keinem Fest, keiner Hochzeit. Ich habe nichts mehr getan.“ Ilenia ist sehr stolz, die Mutter von Yasemin zu sein. Mit ihrer Mutterrolle ist sie manchmal überfordert und verunsichert: „Wenn Yasemin ihre Trotzphase hat und ich nicht weiß, was los ist, dann habe ich halt manchmal die Vergangenheit im Kopf und habe Angst, dass ich manchmal was nicht richtig mache.“ Die Gespräche mit ihrer Betreuerin sind ihr deshalb sehr wichtig – und deren Ratschläge nimmt sie gerne an.
    Patricia Zähringer lebt seit August 2021 zusammen mit ihrem Mann Marcus und ihrer Tochter Amelie in einer Wohnung in der Nähe des Bodensees. Haushalt, Erziehung, Arbeit – die Organisation des Alltags stellt für Patricia Zähringer eine große Herausforderung dar. Denn sie hat eine Lernschwäche und ist Epileptikerin. Die siebenjährige Tochter Amelie beansprucht Patricia sehr. „Für mich ist das mit der Amelie manchmal echt schwierig, weil ich halt langsamer bin als sie!“ Damit die Familie zusammenleben kann, wird sie im Rahmen der begleiteten Elternschaft von der Stiftung Liebenau unterstützt. Denn nicht nur Patricia, sondern auch ihr Mann Marcus braucht Hilfe im Alltag. Fast jeden Tag kommt jemand, um den Tagesablauf der Familie zu strukturieren, bei Ämter- und Arztbesuchen zu helfen oder bei Erziehungsfragen zu beraten. Zum Thema Elternschaft mit Behinderung hat Patricia Zähringer eine klare Meinung: „Jeder hat das Recht Kinder zu bekommen, ob mit Behinderung oder ohne!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.07.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 08.07.2022ZDFmediathek
  • Folge 40
    Wenn sie durch Hamburg gehen, ziehen sie die Blicke auf sich. Erdin und Jasmin sind blind. Kennengelernt haben sie sich im Netz, denn dort berichtet Erdin als Mr. Blindlife aus seinem Alltag.
    Der 36-Jährige ist von Geburt an blind. Auf einem Auge sieht er nichts, auf dem anderen zwei Prozent. Damit gilt er als gesetzlich blind. Das hält ihn nicht davon ab, alles zu tun, was auch sehende Menschen machen. Das gilt auch für die Suche nach der großen Liebe.
    Die hat der Hamburger nämlich gefunden. Mit seiner Frau Jasmin, die sehbeeinträchtigt ist, ist er seit Sommer 2021 verheiratet. Seitdem gehen die beiden gemeinsam durchs Leben und meistern jede noch so große Hürde.
    „Blind sein bedeutet nicht, dass man nur zu Hause bleiben oder sich zurückzuziehen muss – im Gegenteil: Man kann trotzdem die Welt entdecken und alle Herausforderungen des Lebens meistern. Ganz besonders, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat.“ Das ist das Motto von Erdin.
    Kennengelernt hat sich das Paar 2018. Erdin ist bereits zu diesem Zeitpunkt bei Social Media als Mr. Blindlife aktiv und teilt sein Leben als Blinder. Jasmin wird auf ihn aufmerksam, schreibt ihm ein Gedicht. Daraus ergibt sich eine wahre Liebesgeschichte. Ihr erstes Date haben die beiden bei einer Hafenrundfahrt im Hamburg. Obwohl die beiden sich und die Umgebung kaum sehen können, ist es für sie ein Schlüsselerlebnis. Vier Jahre später folgt ihre Hochzeit in ihrer gemeinsamen Wahlheimat Hamburg. Auch die, wie könnte es anders sein, meistern der Blinde und die Sehbeeinträchtigte mit Bravour.
    Und auch für die Zukunft haben die beiden große Pläne. Sie wollen gemeinsam die ganze Welt bereisen und eine Familie gründen. Ein echtes Dream-Team, dass sich durch ihre Sehbehinderung nicht einschränken lässt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.07.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 15.07.2022ZDFmediathek
  • Folge 41
    „Jeder Mensch, egal ob mit Behinderung oder nicht, hat ein Recht auf Liebe und Sexualität.“ Das ist die Meinung von Sascha. Der Single bekommt regelmäßig Besuch von Sexualassistentin Felicitas. Saschas größter Wunsch: Endlich nicht nur als Behinderter und asexuelles Wesen wahrgenommen zu werden, sondern als Mann mit Bedürfnissen und Gefühlen. Dass er das heute so offen kommunizieren kann, hat er vor allem Sexualbegleiterin Felicitas zu verdanken. Die 37-Jährige schult und begleitet Menschen mit Behinderung im Umgang mit Nähe und Intimität. Sie versucht ihren Klienten, so wie Sascha, Sicherheit beim Thema Sexualität zu geben und so ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
    Das kann in Form von Gesprächen, aber auch durch Liebkosungen bis hin zu Sex gehen. Durch die bezahlten Verabredungen mit Felicitas hat Sascha neuen Lebensmut und zu mehr Selbstbewusstsein gefunden. „Felicitas hat mir auf jeden Fall Selbstsicherheit gegeben und gezeigt, dass es völlig okay ist, diese Bedürfnisse zu haben und darüber zu reden und zu reflektieren,“sagt der 36-Jährige. Mittlerweile sucht der studierte Japanologe im Internet aktiv nach einer Partnerin. Sein Ziel: Eine Freundin finden und mit ihr eine Familie gründen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.07.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 22.07.2022ZDFmediathek
  • Folge 42
    „Ha! Ich will Gemüse!“, und plötzlich fliegen Lebensmittel durch die Wohnung. Schuld an dieser Reaktion ist das Tourettesyndrom von Leo Weckmann. Bei dem 17-Jährigen kam es erst im Alter von sechs Jahren zum Vorschein. Damals dachten seine Eltern noch, dass ihr Sohn sich einen Scherz erlaubt. Als sie aber merkten, dass Leo nicht damit aufhören kann, fuhren sie sofort zum Neurologen. Die Diagnose Tourettesyndrom war für die Familie ein großer Schock. Mittlerweile haben aber alle gelernt, mit der angeborenen Erkrankung des Nervensystems umzugehen.
    Sie bestimmt Leos ganzes Leben, weswegen er ihr einen Namen gegeben und das Tourettesyndrom „Noah“ getauft hat. „Noah“ kommt bei bestimmten Reizen und Triggern zum Vorschein. Egal ob Gespräche mit anderen Personen, ein Ausflug mit Freunden oder im Supermarkt – alles triggert ihn. Flughäfen, Festivals und Bahnhöfe sind meistens Orte, an denen Leo immer wieder für Aufsehen sorgt. Der Grund? Sein auffälliges Verhalten sorgt für Unmut bei anderen Menschen. Wörter wie „Du Bullenschwein!“ haben ihm schon manchen Ärger mit der Polizei eingebrockt.
    In der Schule und auch in seinem Privatleben haben sich die meisten Menschen an seine Tics gewöhnt. Seine Hobbys? Aufklärung über Tourette auf Social Media. „Mein Ziel ist es, mit Humor und völliger Offenheit darüber zu sprechen, sodass immer mehr Menschen wissen, was Tourette eigentlich ist und was die Krankheit eigentlich mit sich bringt.“ Unterstützung bekommt er von Freunden und seiner Mutter Ellen. Leos größter Wunsch: ein ganz normales Leben führen und nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.07.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 29.07.2022ZDFmediathek
  • Folge 43
    Britta Wend spielt Rollstuhltennis auf internationalem Niveau – und das nach erst zwei Jahren Training. Dass ihre Behinderung ein Hindernis sei, kann und will sie nicht mehr hören.
    Vor drei Jahren stürzt Britta bei einer Akrobatikübung und bricht sich den obersten Lendenwirbel. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl. Die 25-Jährige akzeptiert es, denn ohne den Unfall könnte sie jetzt nicht Rollstuhltennis spielen.
    Doch andere Menschen denken viel zu oft, ihr Leben sei jetzt schlechter als vor dem Unfall, erzählt Britta. Sie betrachten eine Behinderung als rein defizitär – und dieses Denken möchte die Sportlerin aufbrechen. „Die Behinderung hat für mich natürlich sehr viel Veränderung in mein Leben gebracht, aber definitiv nicht nur negative Dinge“, sagt sie.
    Schon als junges Mädchen war Britta auf dem Tennisplatz aktiv. Jetzt hat sie im Rollstuhltennis ihre Leidenschaft gefunden. Die junge Nationalspielerin möchte die Liebe zum Sport teilen und zeigen: Jeder kann Tennis spielen. Deshalb hofft sie, dass die Sportart auch bald mehr Anerkennung und Popularität in Deutschland erhält.
    Britta studiert auch weiterhin Sportmanagement und Kommunikation. Dass sie das Studium nach dem Unfall abbricht, haben viele Menschen vermutet, aber für sie war das nie eine Option. Und so ist die junge Sportlerin viel unterwegs, pendelt von ihrem Wohnort Remscheid immer wieder nach Köln und Leverkusen zum Seminar und Training und an den Wochenenden zu Wettkämpfen. Ihr Ziel: 2024 möchte sie bei den Paralympischen Spielen in Paris dabei sein. Und dafür gibt sie alles. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.08.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 05.08.2022ZDFmediathek
  • Folge 44
    Menschen mit einer Körperbehinderung sind oft in ihrer Mobilität sehr eingeschränkt. Mit einem umgerüsteten Fahrzeug und einem speziellen Führerschein erreichen sie mehr Selbstbestimmtheit. So wie Robin Keul. Ein Fahrzeug-Umrüster stattete das Auto des Kleinwüchsigen mit einer Joystick-Steuerung aus. Er konnte dort auch seinen Führerschein machen und ist mit seinem Wagen nun unabhängig. Doch bis zur behördlichen Genehmigung und der finanziellen Unterstützung seiner Krankenkasse war es ein schwieriger Weg. Nun ist der Student aus Baden-Württemberg mobil und hat sich damit einen Traum erfüllt. „einfach Mensch“ begleitet Robin Keul beim technischen Umbau des Fahrzeugs, bei seiner Führerscheinausbildung und beim selbstbestimmten Fahren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.08.2022ZDFDeutsche Online-PremiereSa 13.08.2022ZDFmediathek
  • Folge 45
    Bildungspaten fördern bei „Tausche Bildung für Wohnen“ Kinder aus sozial schwachen Familien und wohnen im Gegenzug mietfrei. Till Hölzl ist Bildungspate in Duisburg Marxloh.
    Seit 2015 ist der Verein in Marxloh aktiv, weitere Standorte in Gelsenkirchen und Witten folgten. Ziel ist es, Bildungs- und Chancengerechtigkeit für Kinder aus sozial und strukturell benachteiligten Stadtteilen zu ermöglichen.
    Duisburg Marxloh ist ein Brennpunkt-Stadtteil mitten im Ruhrgebiet. Hier herrscht hohe Arbeitslosigkeit, oft wird in den Familien zu Hause kein Deutsch gesprochen, viele Familien leben von Hartz 4 und Kinder erreichen oft nur niedrige Bildungsabschlüsse.
    Der Verein „Tausche Bildung für Wohnen“ setzt genau da an. Zwei Nachmittage pro Woche können Kinder wie Mohammad, Victory und Melek eine intensive Lernförderung durch die Bildungspatinnen und -paten in Anspruch zu nehmen. Das Bestreben des Vereins ist es, Kindern bis zur siebten Klasse Freude am Lernen zu vermitteln und dadurch ihre Noten zu verbessern. Denn auf diese Weise erhöhen sich die Chancen der Kinder auf bessere Schulabschlüsse, höhere Bildung und damit verbessern sich auch die Zukunftsaussichten.
    Der 20-jährige Till ist im idyllischen Flensburg aufgewachsen und hat an einer dänischen Schule im letzten Jahr sein Abitur gemacht. Till ist seit letztem Sommer Bildungspate und hat sich als Kontrast zu seinem Heimatort im Norden ganz bewusst für den Standort Duisburg Marxloh entschieden, um sich hier zu engagieren.
    „Tausche Bildung für Wohnen“ setzt für die Lernförderung und Betreuung der Kinder junge Menschen ein, die kurz vor ihrer Ausbildung oder ihrem Studium stehen oder bereits studieren. Für ihr soziales Engagement erhalten sie ein mietfreies Zimmer in einer WG und ein Taschengeld.
    Da die Bildungspaten innerhalb des struktur- und sozial schwachen Stadtteils wohnen, in dem auch die Kinder leben, werden sie zu wegweisenden Vorbildern für die Kinder und zu Botschaftern benachteiligter Stadtteile. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.08.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 19.08.2022ZDFmediathek
  • Folge 46
    Ulrike und Christian Karges erwarten ein Kind. Für die zukünftigen Eltern eine tolle und langersehnte Nachricht. Der Weg dorthin war wegen ihrer besonderen Geschichte kein leichter.
    Ulrike ist wie Ehemann Christian sehbehindert und lebt mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Immer war klar: Sie wollen eine Familie gründen. Dass Menschen ohne Behinderung ihnen das nicht zutrauen und Vorbehalte haben, empfinden sie als diskriminierend.
    Das Ehepaar Karges ließ sich nicht entmutigen und entschied sich für eine künstliche Befruchtung. Im Universitätsklinikum Marburg fanden sie den Gynäkologen Dr. Siegmund Köhler. Zu ihm kommen Paare mit Behinderung und Kinderwunsch aus ganz Deutschland, um sich beraten und begleiten zu lassen. Ulrike Karges hat viele Operationen hinter sich, weswegen eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege und die Geburt mit Risiken behaftet sind. „Aber es gibt immer einen Weg“, sagt der erfahrene Geburtsmediziner, „und wir werden ihn finden!“ Er betreut seine Patientin engmaschig schon im ersten Schwangerschaftstrimester. Wegen der vielen Termine und Behandlungen zieht das Ehepaar bereits drei Monate vor der Geburt ins Haus von Ulrike Karges’ Eltern in Marburg.
    Aus ihrem Umfeld kommen viele Vorbehalte, erzählt das Ehepaar Karges, beispielsweise, ob sie das Kind versorgen könnten oder was wäre, wenn das Kind eine Behinderung habe? „Die Antwort lautet: ‚Bei uns ist jedes Kind willkommen. Wir finden, jedes Kind hat das Recht, da zu sein, zu leben und dass wir ihm die Liebe schenken können, die es verdient!‘“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.08.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 26.08.2022ZDFmediathek
  • Folge 47
    Laura Hoffman (27) ist von Geburt an gehörlos, so wie alle in ihrer Familie. Deshalb ist die Gebärdensprache ganz selbstverständlich ihre Muttersprache.
    Die 27-Jährige spielt in der Nationalmannschaft des Deutschen Gehörlosen-Sportverbands – Futsal – eine Variante des Hallenfußballs. Im Juni 2021 ist sie selbst Mutter geworden. Als sie erfuhr, dass auch ihr Sohn taub ist, war sie sehr froh.
    Laura Hoffmann erlebt die Gehörlosigkeit nicht als Behinderung. Schwer mache es die Gesellschaft, die gehörlose Menschen einfach übersehe: zum Beispiel, wenn es um Durchsagen auf Bahnsteigen gehe. Dabei gäbe es viele Wege der Kommunikation. Aus diesem Grund gäbe es aus ihrer Sicht auch keine zwingende Notwendigkeit für Cochlea-Implantate.
    Sie selbst fühlt sich von Medizinern geradezu genötigt, ihrem Sohn ein CI implantieren zu lassen, ohne die Risiken und die Nachteile abzuwägen. Das müsse jeder für sich entscheiden, auch ihr Sohn, wenn er alt genug dafür sei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.09.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 02.09.2022ZDFmediathek
  • Folge 48
    Beni ist 16 Jahre alt. Eigentlich ein ganz normaler Teenager. Er mag coole Klamotten und zockt gern am PC. Aber nicht immer kann er jedem Gespräch folgen und seine Emotionen kontrollieren.
    Beni hat FASD, eine Fetale Alkohol-Spektrum-Störung, eine Behinderung, die durch Alkohol in der Schwangerschaft ausgelöst wird. Lange galt er als unkontrollierbar und unerzogen. In der Grundschule war er der Störenfried. Mit Medikamenten hat er es heute im Griff.
    Mit der Diagnose FASD im Jahr 2016 bekamen er und seine Pflegemutter Daniela Hoffard endlich eine Erklärung für sein Fehlverhalten, und das Leben schien sich zu entspannen. Doch mit der Pubertät eskalierte die Situation erneut. Seine Unsicherheit auf der einen Seite sowie fehlendes Zeitgefühl und Unbeständigkeit gepaart mit aggressivem Verhalten und „kindlichem Größenwahn“ auf der anderen Seite stießen im Umfeld zunehmend auf Unverständnis. Die Medikamente lindern seine emotionalen Ausbrüche, aber immer deutlicher ist zu sehen, wie sich seine Entwicklung von der Gleichaltriger unterscheidet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.09.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 09.09.2022ZDFmediathek
  • Folge 49
    Natalie Dedreux (23) ist Aktivistin, Journalistin und Bloggerin mit Downsyndrom. Sie kämpft für die Inklusion von Menschen mit Trisomie 21. Ihre Message: Das Downsyndrom ist cool.
    Ob es um Werkstätten oder die Abtreibung von Babys mit Trisomie 21 geht: Dedreux will ein Umdenken in der Gesellschaft erreichen. Sie geht auf Demos, hält Vorträge, organisiert Petitionen und erreicht mehr als 12.000 Menschen auf Instagram.
    Als Journalistin schreibt Natalie Dedreux für den „Ohrenkuss – ein Magazin von Menschen mit Downsyndrom“. Beim Forschungsinstitut Touchdown 21 erarbeitet sie zusammen mit anderen eine umfassende Wissenssammlung zu dem Thema. Unabhängigkeit und berufliche Entwicklungschancen für Menschen mit Downsyndrom sind Natalie wichtig: „Das ist einfach ein Menschenrecht: mitmachen zu dürfen!“ Natalie wohnt in einer inklusiven WG in Köln. Sie reist gerne, spielt Theater und möchte später in Dubai leben. „Ich finde es gut, so verschieden auf der Welt zu sein. Und ich will sagen, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben.“ Der Film begleitet die junge Aktivistin auf ihrer Reise nach Brüssel, wo sie im EU-Parlament eine Rede zur Inklusion von Menschen mit Downsyndrom hält. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.09.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 16.09.2022ZDFmediathek
  • Folge 50
    „Nur weil ich im Rollstuhl sitze, heißt das nicht, dass ich keine gute Mutter sein könnte!“ Seit Jahren versucht die 34-jährige Svenja Steinke, auf verschiedenen Wegen ein Kind zu bekommen.
    Immer wieder stößt sie mit ihrem Kinderwunsch auf Unverständnis. Svenja Steinke möchte ein Pflegekind bei sich aufnehmen. Das zuständige Jugendamt hält sie wegen ihrer Behinderung jedoch für ungeeignet und lehnt ihren Antrag auf Pflegschaft ab.
    Zuerst hatte Svenja Steinke versucht, eine ehrenamtliche Patenschaft zu übernehmen. Diese wurde ihr verweigert mit der Begründung, Patenkinder kämen oft aus Familien mit psychisch erkrankten Eltern, und ein solches Kind brauche eine „normale“ Umgebung und keine Patenperson im Rollstuhl als zusätzliche Belastung.
    Nun kämpft Svenja Steinke dafür, vom zuständigen Jugendamt als Pflegemutter anerkannt zu werden. Ihr Antrag auf ein Pflegekind wurde abgelehnt – mit der Begründung, sie sei schließlich selbst auf Pflegepersonen angewiesen, wie könne sie sich da um ein Kind kümmern?
    Tatsächlich lebt Svenja Steinke selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung und beschäftigt als Arbeitgeberin sechs Assistenzen, die sie abwechselnd rund um die Uhr im Alltag unterstützen. Sie mahnt an, dass die zuständige Behörde den Unterschied zwischen Assistenz und Pflege nicht kenne. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.09.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 23.09.2022ZDFmediathek
  • Folge 51
    Anne (33) und Holger Schütz (38) sind kleinwüchsig. Ihre Umgebung haben sie auf ihre Größe optimiert, zu Hause und auch unterwegs. Doch einige Barrieren lassen sich nicht so einfach abbauen.
    Argwöhnische Blicke und kindliches Kopftätscheln sind für die beiden tatsächlich keine Seltenheit. Noch viel zu oft werden sie aufgrund ihrer Größe nicht ernst genommen. Für Anne und Holger ein Ärgernis, aber auch eine Motivation, aufzuklären.
    Das Ehepaar führt ein eigenständiges Leben, nimmt keine Hilfe von Dritten an. Viele Probleme im Alltag lassen sich mit technischen Hilfsmitteln auffangen. Ihre Mobilität sichern sie sich durch eigens auf ihre Körpergröße angepasste Fahrzeuge. Mit einem speziellen Fahrrad kann Holger schnell und flexibel von A nach B fahren, und bei vielen anderen Dingen unterstützen sich die beiden gegenseitig. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 30.09.2022ZDFmediathek
  • Folge 52
    Nina Wortmann ist Model, Mutter, und sie sitzt im Rollstuhl. Sie sorgt aktiv für mehr Diversität in der Modewelt. Sie will Mut machen, Vorbild sein und gängige Schönheitsideale aufbrechen. Mit 22 Jahren hat Nina einen schweren Autounfall, Diagnose: Querschnittslähmung. Mit viel Willenskraft kämpft sie sich zurück ins Leben, nimmt an einem Modelcontest für Frauen im Rollstuhl teil. Nun ist sie ein gefragtes Rollstuhl-Model, engagiert sich politisch. Ihre Forderung: Die Modewelt muss diverser, das Schönheitsideal vielfältiger werden. „Ich möchte wahrgenommen werden als Mensch, ja, als Mensch mit Behinderung. Sprich mich auf meinen Rollstuhl an, vollkommen in Ordnung. Nur so lösen wir die Barrieren in den Köpfen, wir brauchen mehr Diversität in der Modewelt.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 07.10.2022ZDFmediathek
  • Folge 53
    Cem Yazirlioglu ist Schiedsrichter, Model, Chorsänger. Wegen seiner Körpergröße von 1,38 Metern sehen viele aber zuerst einen Menschen mit Behinderung. Doch das ist nicht das, was ihn definiert. Der 34-Jährige hat eine klare Botschaft: „Egal, ob groß oder klein, Mensch ist Mensch!“ Diese lebt er nicht nur als Schiedsrichter beim Fußball, sondern auch als Model, um Sichtbarkeit für alle Körperformen zu schaffen. Eine Karriere als Profifußballer war schon als Kind sein Traum. „Ich war klein, wendig und flink – natürlich total der Vorteil vorne am Tor. Doch dann sind alle Kinder größer geworden und stärker, ich war eben kleiner als der Rest und saß nur noch auf der Auswechselbank.
    Da hatte ich keine Lust drauf, und als ein Freund mir erzählt hat, dass er Schiedsrichter ist, habe ich nicht lange überlegt.“ Seit 18 Jahren ist Cem Yazirlioglu nun als Schiedsrichter aktiv und anerkannt. Durch einen Zufall kam er zum Modeln. Die Gründerin des Labels „Auf Augenhöhe“ – ein Fashion Label für kleinwüchsige Menschen – schrieb ihm auf Facebook. Das war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit, die er selbst auch als Engagement für mehr Inklusion und Diversität begreift. „Mein Ziel ist es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, weil ich kleinwüchsig bin. Das Wichtigste ist, anderen Menschen zu zeigen: Trau dich! Mach einfach, worauf du Lust hast, egal wie du bist. Mensch ist Mensch! Und jeder Mensch ist schön.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 14.10.2022ZDFmediathek
  • Folge 54
    Luisa Wöllisch lebt den Traum vieler Menschen mit und ohne Behinderung. Sie arbeitet als Schauspielerin mit Trisomie 21, hat Engagements in ganz Deutschland. Deutschlandweit bekannt wurde die 26-jährige Münchnerin mit dem Kinofilm „Die Goldfische“. Bei einem Gast-Engagement in der COMÖDIE Dresden spielt sie eine junge Frau mit Downsyndrom. Schon als Kind wollte Luisa Wöllisch Schauspielerin werden. Niemals hätte sie geglaubt, dass dieser Traum tatsächlich wahr wird. In der Schule sammelte sie erste Bühnenerfahrungen in Musicals und Theateraufführungen. Nach der Schule arbeitete sie in einem Café, doch glücklich machte sie diese Arbeit nicht.
    Ein Casting der Freien Bühne München brachte die Wende: Luisa Wöllisch setzte sich unter zahlreichen Bewerberinnen und Bewerbern durch und erhielt den begehrten Platz: Als Erste konnte Luisa Wöllisch eine dreijährige Qualifizierung zur Schauspielerin absolvieren, unterstützt von der Arbeitsagentur. Dazu gehörte Schauspielunterricht in Theorie und Praxis sowie Improvisation, Sprechen, Tanz, Gesang und kreatives Schreiben. Entwickelt wurde das Programm von der Journalistin Angelica Fell, die selbst einen Sohn mit Trisomie 21 hat.
    Seit Oktober 2020 lebt Luisa Wöllisch in München, eine Autostunde von ihrem Elternhaus entfernt. Ihren Alltag organisiert sie selbstständig. Auch beruflich hat sie inzwischen einiges erreicht. Sie gehört zum Ensemble der renommierten Münchner Kammerspiele und spielt bis heute im inklusiven Team der Freien Bühne München mit. Sie stand bereits als Frank Wedekinds „Lulu“ auf der Bühne, spielte in „Hamlet“ mit sowie in dem Rockmusical „Bed of Roses“. Zudem hatte sie zahlreiche Auftritte in Fernsehserien sowie in einigen Kinofilmen.
    2021 erhielt sie den Kulturpreis Bayern, der jährlich für herausragende Leistungen in Kunst und Wissenschaft verliehen wird. Dieses Glück ist hart erarbeitet und nur durch konsequente Förderung und Initiative ihrer Eltern und der Mentorin Angelica Fell möglich gewesen. Luisa weiß, dass sie anders ist als andere. Sie weiß aber auch, dass dies keine Schwäche sein muss. „Was ich gar nicht mag, sind Produktionen, wo man als ‚Downie‘ abgestempelt wird“, sagt sie in einem Interview. „Vor allem beim Film und im Fernsehen ist das so. Da wünsche ich mir mehr Inklusion, mehr kreative Rollen.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 21.10.2022ZDFmediathek
  • Folge 55
    „Ohne Assistenz geht in meinem Leben nichts.“ Sascha Schrön ist seit 2008 querschnittgelähmt. Das Arbeitgebermodell der persönlichen Assistenz ermöglicht ihm ein selbstbestimmtes Leben. Seine Assistenten stellt er selbst ein. Sascha Schrön ist verantwortlich für Bezahlung und Einsatzplanung. Rund 15.700 Euro hat er dafür zur Verfügung. Alle drei Monate muss er mit der Rentenkasse abrechnen. Viel Bürokratie – doch diese Freiheit bedeutet ihm alles. Diese Freiheit hatte Sascha Schrön nicht von Anfang an. Nach dem Badeunfall folgen Klinik, Reha und Depressionen. Die ersten zweieinhalb Jahre verbringt er im Bett. Für drei bis vier Stunden am Tag ist ein Pflegedienst bei ihm.
    Sascha Schrön vereinsamt. Die Wende zum Besseren bringt 2011 die Umschulung zum Bürokaufmann und die persönliche Assistenz. Heute arbeitet er zwei Tage pro Woche bei Service Hamburg und berät ehrenamtlich Querschnittgelähmte im BG-Klinikum-Lohbrügge. Sein größtes Hobby sind Videos, die er für seinen eigenen YouTube-Kanal tertastyle produziert. Sie sind sein Weg, anderen Tipps und Hilfestellung zu geben. Sein Lebensmotto heute: „Weniger Gedanken, mehr Inklusion!“ Seit einem Jahr ist Sascha Schrön wieder liiert. „Ich würde gerne heiraten und vielleicht auch noch ein Kind haben.“ Das alles in einem Haus mit Garten, das ist Sascha Schröns Lebensziel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 28.10.2022ZDFmediathek
  • Folge 56
    Nicole Burek ist Frauenbeauftragte für Frauen mit Beeinträchtigung. Sie unterstützt und begleitet Betroffene, die Gewalt in Werkstätten und Wohngruppen aber auch sonst im Alltag erlebt haben. Als Frau mit psychischer Beeinträchtigung hat die 43-jährige Bielefelderin seit ihrer Kindheit immer wieder seelische und körperliche Gewalt erlebt. Als Frauenbeauftragte kann sie nun aktiv ein Zeichen gegen Gewalt setzen und auf das Problem aufmerksam machen. Früher arbeitete Nicole Burek als zahnmedizinische Fachangestellte auf dem ersten Arbeitsmarkt. Doch Missbrauch und Gewalterfahrungen seit früher Kindheit haben ihre Spuren hinterlassen.
    Seit einem Zusammenbruch im Jahr 2011 arbeitet sie in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Für ihre Arbeit als Frauenbeauftragte ist sie vom Träger freigestellt. Sie hat ein eigenes Büro und ist Anlaufstelle für alle Belange der Frauen in den Werkstattbereichen. Dabei steht ihr eine Sozialpädagogin unterstützend zur Seite, die sie berät. „Ich weiß, dass da jemand noch im Hintergrund ist, wenn ich selber nicht weiter weiß. Das ist wichtig für mich, weil wenn ich irgendwie merke, dass mir irgendetwas zu nahe geht, zum Beispiel, habe ich sie als Ansprechpartnerin, die mir zuhört!“ Seit Januar 2017 muss es in jeder Werkstatt eine Frauenbeauftragte aus den Reihen der Beschäftigten geben.
    Das hat der Gesetzgeber so festgelegt. Die Idee dahinter: Einer betroffenen Frau fällt es leichter, sich einer Person auf Augenhöhe anzuvertrauen, die wie sie selbst auch eine Behinderung hat. Studien zeigen, dass Frauen mit Behinderung besonders häufig von Gewalt betroffen sind. „Gerade Frauen mit kognitiver Beeinträchtigung haben manchmal gar kein Bewusstsein dafür, was ihnen da gerade passiert ist“, sagt Nicole Burek.
    „Viele haben schon in ihrer frühen Kindheit Gewalt erlebt, für sie ist das nichts Neues. Deshalb ist es wichtig, dass man Infomaterial über ihre Rechte, zum Beispiel, barrierefrei zur Verfügung stellt.“ Nicole Burek ist an ihrer Rolle als Frauenbeauftragte gewachsen: „Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe. Das hätte ich nie im Leben gedacht, dass ich durch diese Erfahrungen, die ich gemacht habe, so weit komme. Heute könnte mir das nicht mehr so schnell passieren, dass mich ein Mann verletzt!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.11.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 04.11.2022ZDFmediathek
  • Folge 57
    „Es gibt Tage, da wünsche ich mir, im Rollstuhl zu sitzen.“ Lili ist 36 Jahre alt. Depressionen, starke Gelenkschmerzen und ein seltener Gendefekt machten sie zur Frührentnerin. Für Lili ist es schwer, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben: Ihr fehlen durch die Frühverrentung nicht nur finanzielle Mittel, ihr fehlt auch Kraft. Sie hat Angst, ohne Begleitung rauszugehen, weil sie fürchtet, in kritische Situationen zu geraten. Zurzeit arbeitet Lili stundenweise im Wiesbadener Bücherbasar, ein soziales Projekt, das Menschen mit einer Beeinträchtigung eine Beschäftigung bietet. Über diese Arbeit ist sie sehr glücklich. Sie hat eine Aufgabe, die ihr Spaß macht, und einen Job, bei dem sie keine Angst haben muss. Sie darf monatlich 100 Euro verdienen, wenn es mehr wird, wird es ihr angerechnet. Dass diese Freigrenze für Menschen wie sie nicht erhöht werden kann, versteht sie nicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.11.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 11.11.2022ZDFmediathek
  • Folge 58
    Nikolaos und sein Blindenhund Orlando sind mit 115.000 Followern richtige Stars auf TikTok. In seinen Videos klärt der 30-Jährige über das Leben als Blinder auf und baut Barrieren ab. Niko, seine Verlobte Sarah und sein Blindenhund Orlando sind ein eingespieltes Team. Seit über einem Jahr produzieren die drei Kurzvideos für TikTok. Sarah dreht und schneidet die Clips, Niko und Hund Orlando zeigen vor der Kamera ihren Alltag. Morgens beginnt Nikos Tag in einem inklusiven Café in Marburg. Als pädagogische Fachkraft arbeitet er andere Mitarbeiter:innen ein und greift ihnen bei der Schicht unter die Arme.
    Als Blinder einen perfekten Cappuccino zubereiten? Für Niko kein Problem. Im Café ist auch schon das ein oder andere TikTok aufgenommen worden. Zum Beispiel mit seinem Kollegen Lukas, er hat Trisomie 21. Neben seinem Job im Café treibt der 30-jährige Niko zehn bis zwölf Stunden die Woche Kraftsport. Der Kraft-Dreikampf, auch als Powerlifting bekannt, besteht aus drei Disziplinen: Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. Nachdem Niko jahrelang in der Schule gemobbt wurde, hat er in dem Sport eine Möglichkeit gefunden, um zu zeigen, dass er kein Schwächling ist.
    Ob er die Übungen sauber ausführt, kann er nicht selbst im Spiegel kontrollieren. Unterstützung bekommt er deshalb von seinem Trainer, der ihn auch für den nächsten Wettkampf fit macht. Zwischen Arbeit und Sport werden die TikToks produziert – viel Zeit zum Ausruhen bleibt da nicht. In den Kurzvideos zeigt Niko lässig und oft auch selbstironisch, wie sein Alltag mit Blindenhund Orlando aussieht. Wie findet er blind einen Briefkasten oder Geldautomaten? Wie gehen die beiden im See baden? Oder was gibt es im Straßenverkehr zu beachten? Um erfolgreich zu sein, muss Niko jeden Tag ein TikTok hochladen.
    „Das ist aufwändiger als es scheint. Die Produktion eines Kurzvideos dauert drei bis vier Stunden“, erzählt der TikToker. Doch die Arbeit lohnt sich, der Kanal wächst und wächst. Niko hofft, mit seiner Reichweite mehr Sensibilität für Sehbehinderte schaffen zu können. Das überwiegend positive Feedback auf seine Videos ermutigt ihn, immer weiter zu machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.11.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 18.11.2022ZDFmediathek
  • Folge 59
    Garrit lebt mit seiner Mutter in Berlin Pankow. Viel Geld haben die beiden im Monat nicht zur Verfügung. So wie er leben rund 2,7 Millionen Kinder in Deutschland in Armut. Auf dem Erlebnisbauernhof Pinke-Panke kann Garrit an einigen Nachmittagen der Woche seinen Alltag vergessen. Zusammen mit anderen Kindern aus seinem Kiez pflegt er die Tiere, lernt viel über die Nutztierhaltung und bekommt Unterstützung in vielen Lebensfragen. Mehr als ein Fünftel aller Kinder in Deutschland lebt in Armut. Vielen von ihnen sitzen mit knurrenden Mägen in ihren Schulklassen, weil das Geld für das Pausenbrot fehlt. Solche Lebensumstände sind nicht besonders förderlich beim Aufbau einer Perspektive für die Zukunft. Und nicht selten ist es bereits die zweite oder dritte Generation von Kindern, die in Armut aufwächst. Die Coronakrise hat die Lebensumstände der Kinder und Familien in schwierigen Verhältnissen noch verschärft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.11.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 25.11.2022ZDFmediathek
  • Folge 60
    Cinderella Glücklich hat Abi gemacht, studiert und sich als Unternehmensberaterin selbstständig gemacht. – Kein leichter Weg, wenn man sich im Rollstuhl oder auf Gehstöcken fortbewegt. In Praktika kämpft sie gegen Vorurteile. Unzählige erfolglose Bewerbungen stellen sie auf eine harte Probe. Als Angestellte bekommt sie wegen ihrer Behinderung weniger Geld. Wütend wirft sie hin und macht sich selbstständig. „Am schlimmsten finde ich die Barrieren in den Köpfen der Menschen. Viele Arbeitgeber wollten mich nicht einstellen, weil sie dachten, dass ich mit meiner Behinderung sowieso nicht richtig arbeiten könne, sondern nur Geld koste“, beklagt Cinderella Glücklich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.12.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 02.12.2022ZDFmediathek
  • Folge 61
    Samuel Wunsch hat jahrelang in einer Werkstatt für beeinträchtigte Menschen gearbeitet und lehrt heute an der Universität Kiel – am bisher einzigen Institut für Inklusive Bildung. Samuel Wunsch gehört zu den ersten Bildungsfachkräften, die es mit Förderschulabschluss als Lehrende an die Universität geschafft haben. In ihren Seminaren sensibilisieren sie Studierende für die Bedarfe von Menschen mit Beeinträchtigungen. In der dreijährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft am eigens gegründeten Institut für Inklusive Bildung hat er seine Berufung gefunden. Trotz seiner geistigen Beeinträchtigung hat Wunsch gelernt, Vorträge zu halten und sich mit anderen auszutauschen.
    Mit seiner Arbeit möchte er erreichen, dass nicht mehr über Menschen mit Behinderungen gesprochen wird, sondern mit ihnen. Deshalb versucht er, Lehramtsstudierenden zu vermitteln, wie Inklusion aus Sicht eines Betroffenen wie ihm aussehen sollte. Während seiner zehnjährigen Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen konnte sich Samuel Wunsch beruflich nicht weiterentwickeln und ist glücklich, durch die Arbeit als Bildungsfachkraft an Hochschulen in Schleswig-Holstein nun endlich auf dem ersten Arbeitsmarkt angekommen zu sein. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.12.2022ZDFDeutsche Online-PremiereSa 10.12.2022ZDFmediathek
  • Folge 62
    Die Studentin Johanna Ruhrbruch hat ihren Traumberuf fest im Blick: Journalistin werden. Ihre seltene Muskelerkrankung bringt die Rollstuhlfahrerin nicht von diesem Ziel ab. Der Weg auf den ersten Arbeitsmarkt ist für Menschen mit Behinderungen kein leichter: Nicht überall sind Studiengänge und Arbeitsplätze barrierefrei und Workflows inklusiv gestaltet. Johanna Ruhrbruch trotzt den Hürden: Ihr Motto: „Ich kann das. Das ist normal.“ Dass sie Journalistin werden will, ist Johanna Ruhrbruch spätestens seit einem Praktikum bei einem Fernsehsender im Sommer 2021 klar.
    Direkt im Anschluss ändert sie ihren Namen auf Instagram in „Die rollende Reporterin“. Das nötige Selbstbewusstsein holt sich die junge Frau im Sport. Seit sie 13 ist, spielt sie Powerchair-Hockey bei den Bochum Hurricanes und inzwischen sogar für die Deutsche Nationalmannschaft. In ihrem Journalistik-Studium an der TU Dortmund ist Johanna Ruhrbruch wegen ihrer Behinderung auf eine Assistenz angewiesen, die sie stundenweise über den Campus und in die Vorlesungen begleitet.
    Jedes Semester muss sie aufs Neue einen Antrag stellen und hoffen, dass er genehmigt wird. Noch wohnt Johanna Ruhrbruch bei ihren Eltern in Essen, möchte jedoch gerne ausziehen. Da sie auch zu Hause auf Unterstützung angewiesen ist, hängt auch dieser Traum von der Genehmigung einer weiteren Assistenzkraft ab. Der Film begleitet die junge Frau bei der Saisoneröffnung der zweiten Powerchair-Bundesliga und an die TU Dortmund, wo sie gemeinsam mit einer Kommilitonin ihren ersten Beitrag für den Campussender KURT umsetzen wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.12.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 16.12.2022ZDFmediathek

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