Folge 339

  • Neuanfang im Rentnerdorf – Modell für die Zukunft?

    Folge 339
    Die Nachfrage ist riesig, der Erfolg noch ungewiss: In Meppen im Emsland entsteht Deutschlands erstes Dorf nur für Senioren. Zwischen Dortmund-Ems-Kanal und Lärmschutzwall werden knapp 40 Bungalows für die Generation 60plus gebaut. Der „Seniorenwohnpark Am Heideweg“ ist eine Neubausiedlung ohne Hindernisse – barrierefrei, sowohl in den Außenanlagen als auch in den Häusern. Es gibt keine Treppen in den Bauten, dafür breite Türen und eine Dusche, in der man sitzen kann. Josef Wulf kam auf die Idee, das Rentnerdorf zu errichten.
    Der 65-jährige Architekt und Bauunternehmer ist überzeugt, eine Marktlücke entdeckt zu haben. Über 2.000 Interessenten haben sich in den letzten Monaten bei ihm gemeldet. Die Grundstücke sind inzwischen alle verkauft und die Hälfte der Häuser steht bereits. Kein Wunder, meint Wulf, denn für ältere Menschen, die noch fit sind, gäbe es in Deutschland keine Lobby. Städte und Kommunen hätten bei der Planung von Neubausiedlungen immer an Spielplätze gedacht, doch nie an Rentnerstraßen ohne Stolperfallen für Senioren, die einen Rollator zum Gehen benötigen.
    Wulf ist überzeugt, etwas Einmaliges geschafft zu haben. Denn nur im Rentnerdorf können Senioren so leben, wie sie wollen. „Frei und unabhängig, aber mit der Sicherheit, dass jemand im Notfall da ist!“ Diese Sicherheit verkörpert Christa Springfeld. Sie kümmert sich um die Bewohner im Rentnerdorf. Mit ihren 56 Jahren ist sie die Einzige unter 60, die hier leben darf. Sie ist sofort da, wenn die Rentner Hilfe brauchen. Sie macht Gartenarbeit, erledigt Behördengänge oder hilft bei der Suche nach
    dem richtigen Pflegedienst.
    Frau Springfeld sagt, dass sie ihren Traumjob gefunden hat. Früher arbeitete die Altenpflegerin im Pflegeheim. Dort hatten sich die Bedürfnisse der zu betreuenden Personen nach dem Dienstplan zu richten. Das wollte sie nicht mehr mitmachen. Marliese und Johannes Tenbusch gehörten zu den Ersten, die in das Seniorendorf gezogen sind. Sie kommen aus Meppen. Ihr dortiges Haus war ihnen irgendwann zu groß geworden. Arthrose, Probleme beim Treppensteigen und die Mühen des Alltags haben sie dazu bewogen, in den Wohnpark zu ziehen, denn betreutes Wohnen in einem Altenheim kommt für die 75- Jährigen nicht infrage.
    Dort sind zu viele alte Leute auf engem Raum. Die Tenbuschs wollten ein eigenes Haus und ihre Ruhe. Irmgard und Georg Merten kommen eigentlich aus Nordrhein- Westfalen. Auch sie haben ihr Haus verkauft und nur das Nötigste für den Neuanfang in Meppen mitgenommen. Für die Emsland-Fans geht mit dem wohl letzten Umzug ihres Lebens ein Traum in Erfüllung. Sie hoffen, dass die Senioren nicht nur nebeneinander wohnen, sondern dass auch eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten entsteht.
    Für Streit am Gartenzaun fühlen sie sich zu alt, für das Altenheim zu jung. Ist das die Zukunft einer Gesellschaft, die immer älter wird? In 20 Jahren wird jeder dritte Deutsche über 60 sein. Im Mikrokosmos des Rentnerdorfes sucht diese Reportage nach Antworten: Denn – für manche ist die Seniorenwohnanlage die ideale Lebensform für rüstige Rentner, die sich nicht einfach ins Heim abschieben lassen wollen, für andere ein Getto für alte Menschen, die Kinder als Lärmbelästigung empfinden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.02.2011NDR

Sendetermine

Sa 12.02.2011
08:30–09:00
08:30–
Mi 09.02.2011
22:35–23:05
22:35–
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