die nordstory Folge 74: Mit Mörtel, Mut und ohne Millionen – Die neuen Gutsherren in Mecklenburg-Vorpommern
Folge 74
Mit Mörtel, Mut und ohne Millionen – Die neuen Gutsherren in Mecklenburg-Vorpommern
Folge 74 (60 Min.)
Wie kein anderes Bundesland ist Mecklenburg-Vorpommern voll von historischen Herrenhäusern, Gutshäusern, Gutsschlössern und Wasserburgen. Über 2.000 verschiedene Objekte gibt es. Viele sind verfallen, nur zweihundert werden zurzeit benutzt oder bewohnt. Aber immer wieder gibt es ein paar Verwegene, die sich dem einen oder anderen verlassenen Gutshaus annehmen. ‚Ich hab das Haus aus einer Laune heraus gekauft‘, grinst Sönke Johansson. „Es hätte zwar nur einen Euro kosten sollen, so stand es im Auktionskatalog, aber am Ende der Versteigerung habe ich dafür viel, viel mehr bezahlt.“ Das Gutshaus von Dersentin bei Teterow war ein klassizistisches Geisterhaus. Umrahmt von einer alten LPG und verkommenen Ställen. Leerstand, Putz ab, Fenster hohl. Aber Sönke Johannsen, der Pharma-Manager aus Berlin, machte sich an die Arbeit: Öfen heizen, Keller räumen, Dach abdichten. Probleme lösen, das kann er gut. ‚Angst‘, wiederholt Phillip Kaszay nachdenklich. „Ich habe keine Angst vor diesem Projekt. Wovor soll ich noch Angst haben? Mir ist doch schon das Schlimmste passiert, was einem passieren kann.“ Phillip hat seine Frau und das zweite Kind unter der Geburt
verloren. Und um dem Leben, dem Rest von Leben, wie er es sagt, einen Sinn zu geben, hat Phillip seinen Job in Ulm gekündigt und ist mit Tochter Paula nach Mecklenburg gezogen. Er hat eine Mission. Er will ein Gutshaus! Er will ein Lebenswerk, sich daran abarbeiten als eine Art Eigentherapie. In Kobrow hat er sein Gutshaus gefunden. Eine düsterer Bau von den Dorfbewohnern gemieden. Aber Phillip hat unendlichen Mut.Auf Gut Rensow wird nicht mehr gebaut. Die neuen Eigentümer Knut Splett-Henning und Lebensgefährtin Christina Ahlefeld haben sich in dem uralten Haus ländlich barock eingerichtet, halten Schafe, ernten Kartoffeln und beherbergen illustre Gäste in ihrem malerischen Haus, das wie aus der Zeit gefallen scheint. Christina kommt aus Kopenhagen, aber fühlt sich pudelwohl in Mecklenburg. Schließlich haben die „von Ahlefelds“ auch mal ganz in der Nähe gewohnt, im Nachbardorf fanden die beiden die Familieninitialen an einem Portal. „Wir wollen wieder das sein“ sagt sie, „was das Gutshaus früher auch oft war. Nämlich das Zentrum des dörflichen Lebens.“ Eine Langzeitbetrachtung dreier Gutshausprojekte durch vier Jahreszeiten und die Begleitung einiger ehrgeiziger Umbaupläne. (Text: Tagesschau24)