Staffel 2: Die Deutschen II, Folge 1–10

Staffel 2 (Die Deutschen II) von „Die Deutschen“ startete am 13.11.2010 in ZDFneo.
  • Staffel 2, Folge 1 (45 Min.)
    Widukind (Zoltan Butuc) schwört Rache nach dem Überfall der Franken auf sein sächsisches Dorf. – Bild: ZDF und Sebastian Scherrer/​Sebastian Scherrer
    Widukind (Zoltan Butuc) schwört Rache nach dem Überfall der Franken auf sein sächsisches Dorf.
    Er galt schon bei seinen Zeitgenossen als ‚Vater Europas‘: Karl der Große (vermutlich 748 – 814). Er schuf ein Fundament, das den Kontinent prägte. Deutsche und Franzosen betrachten den legendären Karolinger gleichermaßen als Stammvater. Karls Imperium reichte von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von Ungarn bis nach Spanien. Der Umriss erinnert an die Ausdehnung der europäischen ‚Sechsergemeinschaft‘ 1200 Jahre später. Der Frankenherrscher schuf nicht nur ein Imperium, er gab ihm auch eine Ordnung, setzte Ankerpunkte für eine gemeinsame religiöse und kulturelle Identität. Er wollte nicht nur Herrscher der Franken sein, sondern der gesamten römischen Christenheit.
    Wo er regierte, sollte auch ein Glaube die Teile seines europäischen Reiches miteinander verbinden. Am Weihnachtstag im Jahr 800 wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt. Die römische Kaiserwürde und Reichsidee gingen damit auf das fränkische Herrscher- haus über. Daran konnten später die ostfränkischen und dann die deutschen Könige anknüpfen. Die Grundlage für ein späteres Reich der Deutschen schuf Karl auch durch seine Eroberungen in der Mitte Europas. Dreißig Jahre lang hatte er Krieg gegen die Sachsen geführt, bis er sie schließlich blutig unterwarf und zwang, Christen zu werden.
    Mit ihrer Eingliederung verschob sich der Schwerpunkt des Frankenreichs nach Osten. Nachdem sich das Imperium Karls ein Jahrhundert später endgültig in ein West- und in ein Ostreich geteilt hatte, waren es ausgerechnet die Nachfahren der einst heidnischen Sachsen, die genug Macht, Willen und Einfluss besaßen, um in die Fußstapfen des großen Karolingers zu treten. So erwarb Otto der Große als von den deutschen Stämmen gewählter ‚ostfränkischer‘ König die Kaiserkrone und legte damit den Grundstock zur Entwicklung der römisch-deutschen Tradition. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.11.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 2 (45 Min.)
    1227 spricht Papst Gregor IX. den Kirchenbann Ÿber Friedrich aus. Dieser weigerte sich standhaft, einen Kreuzzeug ins Heilige Land zu unternehmen. Honorarfrei – nur fŸr diese Sendung bei Nennung ZDF und Torbjšrn Karvang. Die Deutschen II: Friedrich II. und der Kreuzzug
    ‚Das Staunen der Welt‘ nannten manche Zeitgenossen den Staufer Friedrich II. (1194 bis 1250), dessen Reich von Sizilien bis zur Nordseeküste reichte. Neben Deutsch sprach er Italienisch, Französisch, Griechisch und Arabisch, dichtete, philosophierte und schrieb ein Buch über die Falkenjagd. Als Kleinkind besaß er schon die deutsche Königswürde, seine Mutter Konstanze von Sizilien ließ ihn dort zum Monarchen krönen. Auf deutschem Boden tobte ein erbitterter Thronstreit zwischen Staufern und Welfen. Wieder einmal war das Fürstenlager gespalten, und der Papst mischte mit.
    Später eroberte Friedrich die Herrschaft im Norden zurück. Seine Heimat aber blieb Italien. Er lebte die meiste Zeit außerhalb deutscher Lande und machte auch keinen Hehl aus seiner Vorliebe für den Süden. Herkunft, Wesen und Auftreten ließen ihn in Deutschland zu einem Fremden werden, und doch fühlten sich dort viele zu diesem exotisch anmutenden Monarchen auf seltsame Weise hingezogen. Friedrich regierte das Land vor allem durch die Verteilung von Privilegien, was die Fragmentierung des Reiches und die Selbstständigkeit der Landesherren förderte.
    Nach langem Zögern unternahm Friedrich II. einen Kreuzzug ins Heilige Land. Großes Interesse zeigte der Staufer an der arabischen Kultur und Wissenschaft. Als einzigem Herrscher dieser Zeit gelang es Friedrich II., das Heilige Grab in Jerusalem ohne einen einzigen Schwertstreich zu erobern. Allein durch sein Verhandlungsgeschick und seine Kompromissfähigkeit brachte er Sultan al-Kamil dazu, ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth in einem Waffenstillstand zuzubilligen. Doch andere Kreuzfahrer wollten den ‚Heiligen Krieg‘ im Namen der Christenheit fortsetzen. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.11.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 3 (45 Min.)
    Hildegard von Bingen wurde von ihren Zeitgenossen als wunderlich empfunden. Heute gilt sie als Vorreiterin moderner Medizin.
    Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) ist die populärste Deutsche des Mittelalters – auf Augenhöhe mit den Mächtigen ihrer Zeit. Sie war Visionärin, Naturwissenschaftlerin, Politikerin, Komponistin, Theologin und sogar Managerin zweier von ihr gegründeter Klöster. Viele ihrer Schriften, vor allem ihre Kenntnisse der Naturheilkunde, haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Andere werfen noch immer Fragen auf. Während die einen in Hildegards Visionen eine Art Drogenrausch der Kräuterkundigen vermuten, sehen andere darin eine prophetische Gabe, sogar einen Beweis ihrer Heiligkeit.
    Besondere Nähe zu Gott für sich zu beanspruchen, war nicht ungefährlich. Ihren Mut schöpfte sie aus religiösem Sendungsbewusstsein. Hildegards Visionen waren ein mächtiges Instrument für eine Frau in einer Zeit, in der das weibliche Geschlecht komplett unter männlicher Verfügungsgewalt stand. Sie schaffte es, dass der Papst selbst ihre Visionen anerkannte, und enthob sich damit des Verdachtes, eine Ketzerin zu sein. Aus heutiger Sicht besonders bahnbrechend war ihre Wahrnehmung der Natur, in der sie ein Spiegelbild der göttlichen Weltordnung sah.
    Die „erste Grüne“ der Geschichte könnte man sie nennen. Auch den menschlichen Körper und die Sexualität beschrieb sie eingehend und mit großer Unbefangenheit. Von Hildegard von Bingen stammt die vermutlich erste und für eine Nonne bemerkenswert detaillierte Beschreibung des weiblichen Orgasmus. Der Film über das Leben Hildegards von Bingen zeichnet das Bild einer Frau, die viele Grenzen sprengte. Und er zeigt ein Jahrhundert, dessen technische und soziale Umwälzungen den Grundstein für die Moderne legten. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.11.2010ZDF
  • Staffel 2, Folge 4 (45 Min.)
    Die Wenzelskrone ist die Krone des Königs von Böhmen.
    Die Regierungszeit Karls IV. (1316 bis 1378) zählt zu den dramatischsten Epochen der deutschen Geschichte. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts rafft die Pest ein Drittel der Deutschen dahin. Der König, der in dieser Schreckenszeit regierte, entstammte der Dynastie der Luxemburger. Karl IV. wurde 1316 in Prag geboren. Sein Vater Johann hatte eine böhmische Prinzessin geheiratet und war dadurch einer der mächtigsten Männer im Reich geworden. 1346 gelang es dem ehrgeizigen Luxemburger durch die Zahlung horrender Bestechungsgelder, seinen Sohn Karl als Gegenkönig zum amtierenden Ludwig dem Bayern wählen zu lassen.
    Karls Position im Reich war zunächst schwach, aber durch den plötzlichen Tod Ludwigs wenige Monate nach der Wahl änderte sich die Lage. Durch geschicktes politisches Taktieren, strategische Eheschließungen und nicht zuletzt durch die Veräußerung königlicher Privilegien sorgte Karl IV. für Frieden und konsolidierte seine Herrschaft. Als das Reich im Innern gefestigt war, brach er 1354 zu einem Italienzug auf und errang die Kaiserkrone. Kurz danach hielt er einen Reichstag in Nürnberg ab, bei dem die Modalitäten der Königswahl ein für alle Mal festgeschrieben werden sollten.
    Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Kaiser und Fürsten ging als „Goldene Bulle“ in die Geschichte ein und wurde am 10. Januar 1356 öffentlich in Nürnberg verkündet. Die Goldene Bulle legte fest, dass zukünftig drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten den König mit einfacher Mehrheit wählen sollten. Eine Art „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches entstand, das bis zu seinem Untergang 1806 gültig blieb. Unter Karl IV. erlebte Mitteleuropa eine kulturelle Blüte. Aber seine Regierungszeit stand gleichzeitig im Schatten der schlimmsten Katastrophe des Mittelalters, der Pest.
    „Schuldige“ waren rasch gefunden: die Juden. Als Geldverleiher waren sie zwar unverzichtbar für die mittelalterliche Wirtschaft, aber gleichzeitig verhasst und sozial ausgegrenzt. Als angebliche „Brunnenvergifter“ wurden sie für die verheerende Seuche verantwortlich gemacht und zu Tausenden verbrannt. Dass mit den Juden oft auch ihre Schuldscheine verbrannt wurden, wirft ein bezeichnendes Licht auf die wahren Motive der Täter. Kaiser Karl IV. versagte in der königlichen Pflicht, seine Untertanen vor den Übergriffen zu schützen, und profitierte sogar von der Ermordung der Juden. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.11.2010ZDF
  • Staffel 2, Folge 5 (45 Min.)
    Die Marienkirche in Zwickau war eine der vielen Stationen, an denen Thomas M?ntzer seine Ansichten und reformatorischen Gedanken predigte. Honorarfrei – nur f?r diese Sendung bei Nennung ZDF und Torbj?rn KarvangDie Marienkirche in Zwickau war eine der vielen Stationen, an denen Thomas M?ntzer seine Ansichten und reformatorischen Gedanken predigte. Honorarfrei – nur f?r diese Sendung bei Nennung ZDF und Torbj?rn Karvang
    Es war die Zeit der Umwälzung, die Reformation rüttelte an der bestehenden Ordnung. 1521 herrschte Aufruhr im sächsischen Zwickau: Der junge Priester Thomas Müntzer (1489 bis 1525), der an der Marienkirche predigte, wandte sich gegen die kirchliche und weltliche Obrigkeit und forderte für alle Menschen das gottgegebene Recht auf Freiheit und Gleichheit. Müntzer war kein Mann der Kompromisse. Die Kirchenkritik Luthers, den er einst bewundert hatte, ging ihm nicht weit genug. Nicht nur das Papsttum, auch die ständisch geprägte weltliche Ordnung war ihm ein Dorn im Auge.
    Christus sei in einem Viehstall geboren, schrieb er, er sei auf der Seite der Armen und Entrechteten. Die Fürsten, die in Pelzmäntel gekleidet auf Seidenkissen säßen, seien „Christo ain greuel“. In einer Schrift „wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Wittenberg“ nahm er 1524 gegen Luther Stellung und bekräftigte seine Absicht, eine gerechtere Ordnung durchzusetzen – notfalls mit Gewalt. Nach Müntzers theologischer Überzeugung fordert die Heilige Schrift die Freiheit des Menschen. Er wurde von den Fürsten misstrauisch beäugt und geriet immer wieder in Konflikt mit der Obrigkeit.
    Als 1524 der Deutsche Bauernkrieg ausbrach, schlug Müntzer sich auf die Seite der Landleute. Bald wurde er zu einer Leitfigur des Aufstands. Seinen blutigen Höhepunkt erreichte der Konflikt mit den Landesherren in der Schlacht von Frankenhausen. Der Kampf mit ungleichen Waffen, Musketen gegen Mistgabeln, geriet zum Massaker. Die Niederlage der Bauern besiegelte auch Müntzers Schicksal. Als Bauernfüher und Ketzer gefoltert, wurde er 1525 vor den Toren der Stadt Mühlhausen hingerichtet. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 6 (45 Min.)
    Friedrich August I. von Sachsen – genannt August der Starke – (Jiri Machacek) gilt als eine der schillerndsten Figuren h?fischer Prachtentfaltung des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts.
    Er gilt als einer der schillernden Monarchen der Neuzeit: Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, genannt ‚August der Starke‘ (1670 bis 1733). Seine fürstliche Selbstdarstellung war nur mit der eines anderen europäischen Monarchen vergleichbar: Ludwigs XIV. Der Hof Augusts sollte dem des französischen Sonnenkönigs in nichts nachstehen. Hunderte Feste, Bälle, Maskeraden und Tierhatzen veranstaltete der König jedes Jahr. Dem 1,76 Meter großen und 121 Kilogramm schweren August eilte sein Ruf als ‚der Starke‘ weit voraus. Der ‚sächsische Herkules‘ soll Hufeisen mit bloßen Händen zerbrochen haben.
    Bekannt wurde er als Mann, der schöne Frauen liebte. Mehr als ein Dutzend Mätressen des lebensfrohen Monarchen sind bekannt, zahlreiche uneheliche Nachkommen hat er mit ihnen gezeugt. Nur ein Sohn entstammte seiner Ehe mit Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth. Keine seiner Mätressen übertrifft die Gräfin Cosel an Ruhm. Mit ihr teilte er mehr als zehn Jahre sein Bett, bevor sie ein tragisches Schicksal ereilte: Weil sie sich zu sehr in die Politik einmischte, wurde sie auf eine Festung verbannt und dort bis zu ihrem Tod – 49 Jahre später – gefangen gehalten.
    Als August den sächsischen Thron bestieg, drängte er den Einfluss des Adels zurück und etablierte sich selbst als Prototyp des absolutistischen Herrschers in Deutschland. Seine prachtvolle Hofhaltung, die rege Bautätigkeit und seine Sammelwut verwandelten Dresden in eine prunkvolle barocke Metropole und brachten dem Kurfürstentum eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Außenpolitisch hatte er eine weniger glückliche Hand: Als im Jahr 1696 der polnische König Jan III.
    Sobieski starb, versuchte August, den Thron der polnischen Wahlmonarchie zu erringen. Dafür zahlte er einen hohen Preis: Der protestantische Kurfürst trat dafür zum Katholizismus über entsetzte damit viele seiner Untertanen. Außerdem stürzte er sein Land in hohe Schulden, um die benötigten Bestechungsgelder für den polnischen Adel aufbringen zu können. Weiterhin hatte es August im Norden mit einer aufstrebenden Militärmacht zu tun: Preußen. Im Wettstreit zwischen den beiden Mächten in Deutschland konnte es am Ende nur einen Sieger geben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 7 (45 Min.)
    Folge 7 der Reihe „Die Deutschen II“ zeigt das Leben des jungen (Oliver Boysen) und des alten Karl Marx (Karel Zátopek).
    Er ist einer der wirkungsvollsten Bestsellerautoren der Weltgeschichte, und doch haben die Wenigsten sein Werk vollständig gelesen. Seine Lehre wurde zu einer Ersatzreligion, auch wenn der Urheber sich nie als Glaubensstifter verstand, sondern als wissenschaftlicher Analytiker. „Ich bin kein Marxist“, kokettierte Karl Marx (1818 bis 1883), der mit seinem Werk wie kein Deutscher seit Luther den Lauf der Weltgeschichte beeinflusste. Ab Mitte des 20. Jahrhundert wurde etwa die Hälfte der Menschheit von Regierungen geführt, die sich auf den deutschen Denker beriefen. In seinem Hauptwerk „Das Kapital“ sezierte Karl Marx, geprägt von dialektischen und materialistischen Modellen seiner Zeit, mit brillanter Tiefenschärfe die komplexen Zusammenhänge von Geld und Warenwelt.
    Seine Sicht auf das soziale Elend der frühen Industriezeit schärfte der Fabrikantensohn Friedrich Engels. Von seinem Gesinnungsfreund inspiriert, schuf Marx 1848 im „Kommunistischen Manifest“ das theoretische Rüstzeug für eine internationale Arbeiterbewegung, die später in sozialdemokratisch orientierten Parteien ihren Siegeszug antrat. Sein Gedankengut diente aber auch als Legitimation für kommunistische Diktaturen, die dazu beitrugen, dem 20. Jahrhundert einen totalitären Stempel aufzudrücken.
    Dabei hatte der scharfsinnige, bisweilen sarkastische Theoretiker es vermieden, sich allzu sehr in die Belange der praktischen Politik einzumischen. Gleichwohl zogen deren Folgen ihn mit seiner Familie zeitlebens in Mitleidenschaft. Seit die preußische Regierung die von ihm geleitete, regierungskritische Rheinische Zeitung in Köln 1843 verboten hatte, verbrachte Karl Marx die Hälfte seines Lebens als politisch Verfolgter im Exil. In Paris, Brüssel und London wurde er zum klarsichtigen Zeugen der Revolutionen und Umwälzungen des 19. Jahrhunderts, die er in einem ebenso umfangreichen wie fragmentarisch gebliebenen Gesamtwerk kommentierte.
    Der Film zeigt Karl Marx, der Weltgeschichte schrieb, auch in seiner Herkunft, als Privatmann und Familienvater. 1883 starb der zu Lebzeiten kaum bekannte Autor, von Krankheiten und Schicksalsschlägen heimgesucht, im Londoner Exil. Erst nach seinem Tod entfaltete die Sprengkraft seiner – oft umgedeuteten oder falsch verstandenen – Ideen ihre durchschlagende Wirkung. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Beatrix Bouvier (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.12.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 8 (45 Min.)
    Bis heute ist Ludwigs mysteriöser Tod 1886 im Starnberger See nicht aufgeklärt. Honorarfrei – nur fŸr diese Sendung bei Nennung ZDF und Torbjšrn Karvang
    Mythen und Legenden ranken sich um die Gestalt Ludwigs II. von Bayern (1845 bis 1886), der als „Märchenkönig“ in die Geschichte eingegangen ist. Er habe die Politik gescheut und sich vor allem seinen schwärmerischen Leidenschaften hingegeben: den Opern Richard Wagners und dem Bau prunkvoller Schlösser wie Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Doch Ludwig war keineswegs nur ein versponnener Träumer, sondern verfolgte klare politische Ziele. Er glaubte an das „Dritte Deutschland“, an eine eigenständige Kraft neben Preußen und Österreich.
    Der föderale Staatenbund der kleinen und mittleren deutschen Länder ist Mitte des 19. Jahrhunderts ein Gegenmodell zu einem Bundesstaat unter preußischer Führung. Scheitern wird die Vision am politischen Genie Otto von Bismarcks und der militärischen Stärke des Hohenzollern-Staates. Im „Deutschen Krieg“ von 1866 setzte sich Preußen nicht nur gegen Österreich, sondern auch gegen die mit Habsburg verbündeten „dritten“ deutschen Staaten durch. Bayern verlor nach dem Friedensvertrag mit Preußen die Kontrolle über die eigene Armee.
    Ein Souveränitätsverlust, der sich mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 fortsetzte. Bismarck nutzt den militärischen Triumph zur Schaffung des Deutschen Kaiserreichs. In diesem geeinten Reich wurde der Bayerische König mehr und mehr zur exotischen Randfigur. Er verlegte sich fortan auf das Bauen, um wenigstens auf dem Gebiet der Architektur seiner Herrschaft einen Rest von Glanz und Würde zu verleihen. Fernab der Residenzstadt München errichtete er Schlösser, die als weithin sichtbare Monumente an die Epoche des Absolutismus erinnern sollten.
    Bald konnte der König seine kostspieligen Bauvorhaben nicht mehr aus eigener Tasche finanzieren. Hoch verschuldet drohte Ludwig auch seiner Regierung mit der Absetzung. Ihr wollten die Minister mit einem Staatsstreich zuvor kommen. Der Machtkampf wird den letzten „wahren“ König Bayerns das Leben kosten. Wie der Monarch ums Leben kam, ist bis heute ungeklärt. Die Umstände seines Todes werden in diesem Film untersucht. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Hans-Michael Körner (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.12.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 9 (45 Min.)
    Rosa Luxemburg hält am 9. November nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis in Breslau eine Rede.
    Sie stammte aus dem von Russland annektierten Teil Polens. Rosa Luxemburg (1871 bis 1919) wurde politische Aktivistin in einer Zeit, in der Frauen in Deutschland noch nicht wählen durften. Die Arbeiterbewegung in Europa befand sich im Aufbruch, Sozialisten wurden überall verfolgt. Schon in jungen Jahren kämpfte Rosa Luxemburg für die Rechte der Arbeiterschaft; ab 1898, nachdem sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, auch in der SPD des wilhelminischen Deutschland. Rosa Luxemburg war Jüdin, sehr gebildet, besaß einen scharfen Verstand und ein mitreißendes Temperament. Sie war eine großartige Rednerin und brillante Schriftstellerin.
    Konflikte scheute sie nicht. Bei Streitfragen innerhalb der SPD nahm sie eine radikale Position ein. Ihr Engagement brachte sie wiederholte Male ins Gefängnis – verurteilt wegen Majestätsbeleidigung, Aufforderung zu Ungehorsam, Gefährdung des öffentlichen Friedens. Unermüdlich sprach sich Rosa Luxemburg gegen preußischen Militarismus und gegen die Aufrüstung aus. Als die SPD im August 1914 die Kredite für den Krieg bewilligte, brach sie aus Enttäuschung über den ‚Verrat‘ an der internationalen Arbeiterbewegung fast zusammen, dachte sogar an Selbstmord.
    Rosa Luxemburg, die auch dazu aufgerufen hatte, den Dienst an der Waffe zu verweigern, verbrachte fast die gesamte Zeit des Ersten Weltkriegs hinter Gittern. Doch auch dort blieb sie politisch aktiv. Als am 9. November 1918 die Revolution in Deutschland ausbrach und die Monarchie gestürzt wurde, war sie zur Stelle. Im Gegensatz zu den nun herrschenden Sozialdemokraten, die eine parlamentarische Republik errichten wollten, traten Rosa Luxemburg und ihre Mitstreiter für eine sozialistische Revolution ein, nach dem russischen Vorbild von 1917. Rosa Luxemburg ging jedoch auf Distanz zur Leninistischen Diktatur.
    Enttäuscht über die Politik der SPD, gründete sie zusammen mit Karl Liebknecht die Kommunistische Partei Deutschlands. Als ihr engster Mitstreiter im Januar 1919 zum bewaffneten Kampf für die Revolution aufrief, ließ die Regierung den Aufstand, der sich gegen die junge Republik richtete, blutig niederschlagen. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die Köpfe der revolutionären Bewegung, wurden von Freikorps-Soldaten ermordet. Die sozialistische Revolution blieb aus. Die große Mehrheit der Deutschen stimmte für eine bürgerliche Demokratie – zunächst. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Reinhard Rürup (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.12.2010ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 10 (45 Min.)
    Gustav Stresemann (Ulrich Gebauer) kämpft im Reichstag für seine Politik. Bis zu seinem Sturz war er nur rund 100 Tage Reichskanzler. In dieser kurzen Zeit wurden weitreichende Entscheidungen getroffen.
    Gustav Stresemann (1878 bis 1929) wurde Reichskanzler, als die junge Weimarer Republik einmal mehr ins Chaos stürzte: im Krisenjahr 1923. Deutschland litt noch immer an den Folgen des verlorenen Krieges und des Versailler Vertrags. Frankreich und Belgien besetzten das Ruhrgebiet, um milliardenschwere Reparationen zu erzwingen und die Kontrolle über die wichtige Industrieregion zu gewinnen. Die Inflation erreichte ihren Höhepunkt. Kommunistische Aufstände drohten von links, die radikale Rechte forderte eine nationale Diktatur. Kanzler werden in solcher Zeit, das sei ‚eigentlich politischer Selbstmord‘, schrieb Stresemann an seine Frau.
    ‚Vernunftrepublikaner‘ nannte man Köpfe wie ihn. 1918 hatte er den Sturz der Monarchie entschieden abgelehnt. Jetzt aber stellte er sich in den Dienst der Republik – nur sie konnte in seinen Augen die politischen und sozialen Zerwürfnisse im Deutschen Reich friedlich ausgleichen. In etwas mehr als 100 Tagen fällte Stresemann als Kanzler einer Großen Koalition wichtige Entscheidungen zur Rettung der Demokratie. Die Ruhrkrise wurde entschärft, die Inflation beendet, den Aufständen von links und rechts der Boden entzogen. Hitlers Putschversuch vom 9. November 1923 endete im Kugelhagel der Polizei.
    Als Außenminister für weitere sechs Jahre setzte Stresemann auf Verständigung mit Frankreich und ermöglichte Deutschland die Rückkehr in die Völkergemeinschaft. Er wusste, dass die Deutschen nur mit und nicht gegen Europa bestehen konnten. Doch sein Tod und der Schwarze Freitag, der 1929 die Weltwirtschaftskrise einläutete, markierten den Anfang vom Ende der Republik. Dass er so früh starb, sei ‚mehr als ein Verlust‘, es sei ein ‚Unglück‘, lautete ein Zitat jener Tage. Und so stellt sich noch heute die Frage, ob Stresemann den Untergang der Demokratie, die Machtübernahme Hitlers, hätte verhindern können, wenn er länger gelebt hätte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.12.2010ZDFneo

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