bisher 49 Folgen, Folge 26–49

  • Folge 26
    „Wie können diese Frauen das machen, habe ich oft gedacht. Wie können sie ihre Kinder allein lassen?“ – Daniela hat zwei Töchter und sechs Söhne – alles Wunschkinder. Ihnen eine schöne, behütete Kindheit und eine gute Schulbildung zu geben, das war und ist ihr sehr wichtig. Sie ist Mutter mit Leib und Seele. Und trotzdem – oder gerade deshalb – kam sie vor vier Jahren an einen Punkt, an dem klar wurde: Es geht nicht mehr anders. Auch sie muss es tun – für drei bis vier Monate als Erntehelferin nach Deutschland gehen! Erst hatte die Familie bei einem Brand fast ihr gesamtes Hab und Gut verloren – und dann wurde ihr Mann schwer krank.
    So schwer, dass er nicht mehr arbeiten kann. Es fehlte am Nötigsten. „Es sind ja nur drei Monate“, versucht sie sich selbst klar zu machen. „Aber manchmal ist es wie drei Jahre.“ Und das, obwohl sich Daniela mittlerweile sogar ein bisschen zuhause fühlt auf dem Martinshof bei Speyer. Die Arbeitsbedingungen sind vergleichsweise gut, die Familie, die den Hof betreibt, gibt sich viel Mühe.
    130 Erntehelfer – fast alle aus Rumänien – kommen jedes Jahr zu den Ballreichs. Diese auf dem Hof unterzubringen und zu verköstigen ist eine Herausforderung. Immer wieder kommt es da auch zu Unstimmigkeiten und Querelen. Das bekommt besonders Denis zu spüren, Danielas zweitältester Sohn. Er ist dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei. Als Erntehelfer will er sich Geld für ein eigenes Auto verdienen. Für ihn der Schlüssel zu einem besseren Job in Rumänien – und für Freiheit und Unabhängigkeit.
    „Ich möchte natürlich unbedingt, dass Denis das schafft“, sagt Daniela. „Dass manche aus seinem Team ihn schlecht behandeln tut mir als Mutter unheimlich weh. Sollen sie doch über mich herziehen – aber nicht über meinen Sohn.“ Die Sorge, ob Denis durchhält, die Sehnsucht nach Mann und Kindern, die immense körperliche Anstrengung, die Rückenschmerzen – all das bringt Daniela an ihre Grenzen. Aber dann denkt sie wieder: „Ich muss einfach durchhalten! Ich kann und ich will und ich werde. Für meine Kinder!“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.05.2019Das Erste
  • Folge 27
    „So eine Minute kann Dein ganzes Leben verändern“, sagt Thorsten Ren und er weiß, was das bedeutet. Am 3. September 2017 wurde der Tischlermeister aus Limburg aus seinem bisherigen Leben geschleudert. Nach einem Autounfall ist der 47-Jährige querschnittgelähmt. Das Leben der kleinen Familie wurde aus den Angeln gehoben. Seitdem kämpft sich Thorsten Ren zurück ins Leben. Partnerin Simone Justi und Tochter Haley sind Ansporn und Hilfe zugleich. Wie wird es sein, wenn er nach einem Jahr nach Hause kommt – in ein Zuhause, das nicht mehr das seine ist. Schafft er es, Rückschläge wegzustecken? Er kämpft gegen Ämter und Behörden und will wieder teilhaben am Alltag. Thorsten Ren gibt nicht auf. „Geht nicht, gibt es nicht“, sagt er immer. Und das, was er schafft, hätte niemand für möglich gehalten – nicht einmal seine Ärzte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.06.2019Das Erste
  • Folge 28
    Julia Schwarzenböck kommt seit elf Jahren ins Jobcenter im hessischen Wetzlar. Solange bezieht sie Hartz IV. Seit ihre Tochter geboren wurde, hat sie nicht mehr gearbeitet. Als sie beim Jobcenter Termine nicht wahrnahm, wurde das Geld gekürzt. Dafür hat Schwarzenböck im Nachhinein Verständnis: „Wir wollen was haben. Da müssen wir unseren Hintern hochkriegen. Sonst darf man auch nicht viel erwarten.“ Julia Sachwarzenböck lebt mit Tochter und arbeitslosem Freund zusammen. Das Geld vom Amt reiche fürs Leben, sagt sie. Münzen, die beim Einkauf übrigbleiben, kommen ins Sparschwein. Das reicht, um ein paarmal im Jahr übers Wochenende zu Konzerten zu reisen.
    Die 33 Jahre alte Frau will beruflich neu anfangen. Sie hat Hauptschulabschluss, aber keine Berufsausbildung. Nicht einfach für Langzeitarbeitslose. „Keiner will mich“, sagt sie. Was müssen Hartz-IV-Empfänger tun, um aus der Arbeitslosigkeit zu kommen? „Deutschland- Reportage“-Autorin Silke Kujas sucht im Jobcenter Wetzlar nach Antworten. Sie begleitet drei Menschen bei ihren Bemühungen, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Der junge Syrer Adülaziz Hallak ist hochmotiviert. Er will nicht vom Geld des Jobcenters leben. Der anerkannte Asylant machte in Syrien einen Schulabschluss, der in Deutschland nicht zählt.
    Hallak hat keinen Beruf gelernt. Der 31 Jahre alte Mann absolviert eine viermonatige Fortbildung zur „Fachkraft für Lagerlogistik“. Er büffelt Theorie und lernt in einem Praktikum die Praxis mit Lager und Gabelstapler. Frau A., 41 Jahre alt, ist alleinstehend. Auch sie hat weder Schulabschluss noch abgeschlossene Berufsausbildung. Frau A. hat schon diverse Fortbildungen begonnen und abgebrochen. Das letzte Mal arbeitete sie vor acht Jahren. Sie bewirbt sich, aber es hagelt nur Absagen. „Die meisten Arbeitgeber wollen mich nicht einmal kennenlernen“, sagt sie. Doch ihr Handeln gegenüber Jobcenter und Arbeitgebern wirft Fragen auf. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.08.2019Das Erste
  • Folge 29
    Alle acht Stunden stirbt ein Mensch in Deutschland, weil er kein Spenderorgan bekommt. Laut einer Umfrage einer Krankenkasse lässt die Bereitschaft zur Organspende weiter nach. Auf politischer Ebene wird über Lösungen diskutiert. Gesundheitsminister Jens Spahn bevorzugt die sogenannte Widerspruchslösung: Demnach soll jeder als potenzieller Organspender angesehen werden, der nicht ausdrücklich widerspricht. Matthias Baumgart weiß, wie wichtig eine gute Lösung wäre. Seit zwölf Jahren transportiert er ehrenamtlich Organe für den Malteser Hilfsdienst in Mainz.
    Er bewegt sich immer zwischen Leben und Tod: Stirbt ein Mensch und spendet seine Organe, bekommt ein anderer die Chance auf Leben. Meistens muss es ganz schnell gehen, vor allem bei Herzen und Lungen drängt die Zeit. Matthias Baumgart trägt die Verantwortung für den sicheren und schnellen Transport der Ärzte – und der Organe. Oft warten die Empfänger schon im OP auf das neue Organ, auch nachts. Die „Deutschland-Reportage“ begleitet Matthias Baumgart bei seinen Fahrten zwischen Leben und Tod. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.08.2019Das Erste
  • Folge 30
    Sie möge Deutschland – aber Deutschland möge sie nicht, sagt die Thailänderin an diesem Nachmittag in der Rechtsberatung der Diakonie im Ingelheimer Abschiebegefängnis. Sie ist Anfang 40 und hat in einem Massagesalon im Ruhrgebiet gearbeitet. Bei einer Razzia ist sie verhaftet worden. Ihr Visum war schon lange abgelaufen und der Aufforderung zur Ausreise war sie mehrmals nicht nachgekommen. Deshalb ist sie in Haft. Und hat Angst, dass ihre Familie und ihr Sohn zu Hause in der Nähe von Bangkok erfahren, dass sie im Rotlicht-Milieu jenes Geld verdient hat, das sie monatlich nach Hause schickte. Auch der 21-jährige Solyman wird Deutschland in wenigen Tagen zwangsweise verlassen.
    Der junge Afghane hat drei Jahre in Österreich gelebt; um dort der Abschiebung zu entgehen, wollte er weiter nach Frankreich. Auf dem Weg dorthin hat ihn die deutsche Polizei aufgegriffen und nach Ingelheim gebracht. Nach Afghanistan will er nicht zurück. Dort sei sein Leben in Gefahr, erzählt er. Warum? So richtig mag er das zunächst nicht sagen. Aber dann bricht es doch aus ihm raus. Er habe gesehen, wie ein Mädchen vom eigenen Vater verbrannt worden sei, nur weil sie eine heimliche Beziehung zu einem Jungen hatte, den sie liebte. Er scheint eine ähnlich grausame Strafe zu befürchten.
    Denn nach einer Sitzung der Dorfältesten habe sein Vater ihm gesagt, er müsse das Land sofort verlassen, sagt er. Sonst drohe ihm der Tod. Einrichtungen wie das Gefängnis in Ingelheim tauchen in den überhitzten politischen Diskussionen um Zuwanderung und Abschiebung immer wieder auf. Einblicke in den Alltag eines Abschiebeknastes gibt es hingegen selten, normalerweise ist der Ort für Kamerateams tabu. Ausnahmsweise durften die Reporter Kai Diezemann und Thomas Niemietz dort eine Woche drehen. Ein eindrucksvoller und nachdenklicher Film über Zuwanderung und enttäuschte Hoffnungen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.09.2019Das Erste
  • Folge 31
    Sie sorgt für unsere Sicherheit auf Bahnhöfen, Flughäfen und an der Grenze – die Bundespolizei. Und sie braucht Nachwuchs. Wie klappt es, aus den bundesweit 8.000 jungen Auszubildenden gute Bundespolizisten zu machen? Der Weg dahin ist beschwerlich: Bereits bei der Aufnahmeprüfung scheitert ein Zehntel der Bewerber, weitere zehn Prozent brechen die Ausbildung im ersten Jahr vorzeitig ab. Um mehr an der Bundespolizei Interessierten eine Chance zu geben, wurde die Mindestgröße abgeschafft, manche Auszubildende sind minderjährig, Menschen mit Migrationshintergrund ausdrücklich willkommen. Für Lehrgruppenleiterin Kathrin Schall eine heikle Aufgabe. Die selbst noch junge Polizistin schaut am ersten Tag des neuen Jahrgangs in 490 hoffnungsvolle Gesichter.
    Wer wird am Ende noch übrig bleiben? Wer wird eine Enttäuschung, wer eine Überraschung? Sie muss die teils kindlichen Anwärter ausbilden und zugleich zu polizeilich denkenden Persönlichkeiten erziehen, die die Werte der Bundesrepublik und die Aufgaben der Bundespolizei verinnerlicht haben und in gefährlichen Situationen bestehen können. Eine Herausforderung, die viel Einfühlungsvermögen erfordert – und klare Entscheidungen. 15 Prozent bestehen die Zwischenprüfung nicht. Wie schaffen es die jungen Menschen, Drill und Druck auszuhalten, Gefahren richtig einzuschätzen und ihre Autorität als Staatsdiener verantwortungsvoll einzusetzen – also den Anforderungen gerecht zu werden? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.10.2019Das Erste
  • Folge 32
    Irgendwann kommt der Tag, an dem sich der Mensch eingestehen muss: Ich kann nicht mehr. Nicht mehr alleine laufen. Nicht mehr alleine zurechtkommen. Nicht mehr alleine leben. Die Kinder sind häufig berufsbedingt Hunderte Kilometer vom elterlichen Haus weg. Und so wird der Umzug in ein Heim zur einzigen Option, um in Würde zu altern. Viele Senioren tun dies widerwillig, andere ganz bewusst. Wie verkraften sie ihren letzten Umzug? Kann man einen alten Baum – anders als im Sprichwort – verpflanzen, so dass er neue Wurzeln schlägt? Die „Deutschland-Reportage: Umzug ins Altersheim“ von Radio Bremen begleitet Menschen auf ihrem schwierigen Weg ins wahrscheinlich letzte Zuhause.
    Sechs Operationen hat Helga Holtkamp (80) überstehen müssen: Erst fiel sie vom Fahrrad und brach sich ein Bein, in der Reha gleich noch einmal, es folgten eine Knie-OP und ein gebrochenes Steißbein. Mühselig hat sie sich wieder aufgerappelt, wollte nur wieder nach Hause. Dort lebt sie seit ihrer Geburt. Doch ihr Mann Johann (88) erkennt: „Wir müssen ins Heim.
    Wir müssen uns damit abfinden.“ Die „Deutschland-Reportage: Umzug ins Altersheim“ von Radio Bremen begleitet die Holtkamps bei ihrem letzten Umzug. Sie verkaufen ihr Haus in Bremen-Horn, sortieren aus – Möbel, Kleidung, Erinnerungsstücke. In ihre neue Zwei-Zimmer-Wohnung im Heim passt nicht viel. Je näher der Umzugstermin rückt, desto trauriger wird Helga Holtkamp. Die eigenen vier Wände nach 80 Jahren hinter sich zu lassen, ist nicht einfach.
    Die Brüder Hartwig und Hans-Jürgen Dehning haben diesen Schritt schon hinter sich. Der Herausforderung wollten sich die beiden Brüder aber nur gemeinsam stellen. Im Altersheim gründeten sie eine WG. Lange haben sich die beiden Lehrer dagegen gewehrt, ihre Häuser zu verlassen. Doch seit einem Jahr leben die beiden Ü-90er nun in ihrer WG. Der Ältere, Hans-Jürgen (93), hat deshalb sogar seine Ehefrau „verlassen“. Erna Dehning wohnt im Gang gegenüber, während ihr Mann mit seinem jüngeren Bruder Hartwig (92) ein 45 Quadratmeter großes Zimmer teilt.
    „Meine Beine haben mich im Stich gelassen. Sonst wäre ich noch länger zu Hause geblieben.“ erklärt Hartwig Dehning. Sein Bruder Hans-Jürgen wollte ihn da nicht im Stich lassen. Er zog mit ihm ins Heim. Die Brüder haben im hohen Alter die Kraft, ihre letzte Wohnsituation auf Erden voller Elan und Lebensfreude zu gestalten. Trotz Heim, trotz körperlicher Gebrechen. Die Reportage fragt: Welche individuellen Gründe und Ängste spielen bei diesem ganz besonderen Umzug mit? Gelingt die Eingewöhnung in das neue Heim, und wie arrangiert man sich mit den vielen gleichaltrigen, oft dementen Mitbewohnern, wenn man sich selbst noch als sehr fit wahrnimmt? Der Film von Radio Bremen zeigt die Emotionen des Auszuges, des Hinter-sich-Lassens, aber auch die Freude und Energie, die im neuen sozialen Umfeld entstehen können.
    Und fragt, welche Rolle die Endlichkeit des Lebens bei diesem Neuanfang spielt. Eine Produktion der Bremedia GmbH im Auftrag von Radio Bremen 2018/​19 (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.10.2019Das Erste
  • Folge 33
    „Mein Leben steht auf Pause“, hat Sarah Schott immer wieder gesagt. Die junge Studentin aus Idar-Oberstein stand zehn Monate auf der Warteliste für eine Lungentransplantation. Sie ist an Mukoviszidose erkrankt, eine Erbkrankheit, die ihre Lunge verschleimen lässt. Das Atmen fiel ihr zunehmend schwer, es ging ihr sprichwörtlich die Luft aus. Zuletzt verbrachte sie mehr Zeit im Krankenhaus als zu Hause. Rund um die Uhr musste sie mit künstlichem Sauerstoff und Medikamenten versorgt werden. Ihr körperlicher Zustand hatte sich derart verschlechtert, dass sie von der Warteliste zu fallen drohte – zu schwach schien der Körper für eine derart große Operation. Dann das Wunder: Der lebensrettende Anruf im allerletzten Moment. Die „Deutschland-Reportage“ begleitet Sarah Schott und ihre Familie auf ihrem Weg zurück ins Leben. Nach der fünfstündigen Operation geht das Bangen weiter: Akzeptiert der Körper das neue Organ? Ein paar Wochen später scheint Sarah Schott wie neugeboren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.02.2020Das Erste
  • Folge 34
    Deutschland ist das Land der Speditionen – und der Lkw. Als Dreh- und Angelpunkt im europäischen Warenverkehr werden händeringend Lkw-Fahrer gesucht. Auch Quereinsteiger sind da willkommen. Die „Deutschland-Reportage“ begleitet eine 39-jährige Bürokauffrau aus dem Westerwald, die den Schritt hin zur Truckerin wagt. Das Kamerateam ist bei ihrer ersten Fahrstunde im Lkw dabei, sieht ihre ersten Rangierversuche mit dem Hänger und drückt ihr während ihrer Fahrprüfung die Daumen. Außerdem begleitet das Filmteam die „Truckerin auf Probe“ bei ihrer ersten Fernverkehrstour quer durch Deutschland.
    Wie kommt sie mit der körperlichen Belastung stundenlanger Autobahnfahrten klar? Wie mit dem anstrengenden Be- und Entladen? Wie meistert sie den stressigen Zeitdruck? Die „Deutschland-Reportage“ zeigt, wie es sich für eine Frau in der Männerdomäne Lastentransport lebt, wie sie mit dem Alltag auf dem Rastplatz klarkommt und einen 40-Tonnen-Lkw durch schmale Gassen manövriert, während daheim drei halbwüchsige Jungs fünf Tage lang nur von Papa versorgt werden. Kann das funktionieren? Und kommt da nicht Heimweh auf? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.03.2020Das Erste
  • Folge 35
    Der Angeklagte ist 72 Jahre alt. Jetzt sitzt er zerknirscht und schicksalsergeben im Gerichtssaal von St. Blasien, um das Urteil der Richterin zu empfangen. Er wurde in einem örtlichen Supermarkt beim Ladendiebstahl erwischt. Für die Tat hat er sich schon entschuldigt, es sei ihm „unerklärlich, warum die Waren von mir in die Tasche gesteckt wurden“, hat er an den Supermarkt geschrieben. Eigentlich ein klarer Fall – und trotzdem für die zuständige Richterin Susanne Lämmlin-Daun nicht ganz einfach. Denn der Mann steht noch wegen einer anderen Strafsache unter Bewährung und die Richterin muss sich die Frage stellen, ob sie den Wiederholungstäter nicht zu einem Gefängnisaufenthalt verurteilen müsste.
    Einer von vielen Fällen am Amtsgericht von St. Blasien im Hochschwarzwald, dem kleinsten Amtsgericht im Südwesten, dem zweitkleinsten in Deutschland. Susanne Lämmlin-Daun ist hier die Richterin, die Frau für alle Fälle. Sie ist zuständig für Strafrecht, Zivilrecht und Verkehrsrecht. Für Trunkenheitsfahrten genauso wie für gesetzliche Betreuungen. Nicht selten macht sie dann Hausbesuche, um zu ermitteln, ob Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen vom Gericht bestellten gesetzlichen Betreuer bekommen sollten.
    Manchmal ist sie sogar eine Art Familientherapeutin. Wie in einem weiteren aktuellen Fall, der gerade anliegt. Eine Tochter hat ihre Mutter verklagt. Die tieferen Gründe des Familienstreits kann die Richterin natürlich nicht klären – aber vielleicht mit einem salomonischen Urteil die beiden Frauen wieder miteinander ins Gespräch bringen. SWR-Autorin Cornelia Uebel hat Susanne Lämmlin-Daun über einige Wochen hinweg bei der Urteilsfindung begleitet. Ein Film über Recht und Gerechtigkeit und über das pralle Leben hinter juristischen Schriftsätzen und Paragrafen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.05.2020Das Erste
  • Folge 36
    Der Film erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen ungleichen Menschen: Emil, acht Jahre alt, Autist, und Rupert, 52 Jahre alt und Pferdeflüsterer. Rupert Isaacson ist der Liebe wegen vor einem Jahr von Amerika nach Deutschland gezogen, auf einen Reiterhof in der Nähe von Wiesbaden. Der Pferdeflüsterer findet mit Hilfe seiner Pferde einen besonderen Zugang zu autistischen Kindern wie Emil. Der achtjährige Emil lebt in seiner eigenen Welt und hat manchmal beängstigende Wutausbrüche.
    Seine Mutter Sarah, die noch drei weitere Kinder hat, kommt mit dem Jungen mitunter an ihre Grenzen und hofft auf die Hilfe von Isaacson. Dieser hat nämlich schon seinen eigenen Sohn Rowan öffnen können, der auch Autist ist. „Nach der Diagnose habe ich einen Weg gesucht, um einen Zugang zu Rowans Welt zu finden. Und der Weg dort hinein war Reiten“, erzählt er bei einem Besuch auf dem Birkenhof. Vater und Sohn reisten gemeinsam in die Mongolei, die Begegnungen mit Schamanen und Hirten veränderten Rowan auf eine Weise, die Rupert sich nie hätte erträumen können.
    Der Pferdeflüsterer schrieb über die Erfahrungen seiner Reiterreise ein Buch, das zum Bestseller wurde. Die Geschichte wird nun sogar in Hollywood verfilmt. Rupert hatte nämlich aus den Erfahrungen mit seinem Sohn eine Methode entwickelt. Er ist überzeugt, mit seinen Pferden auch anderen autistischen Kindern helfen zu können. Wird Rupert auch Emil unterstützen können? Diese „Deutschland-Reportage“ hat die beiden ein Jahr lang begleitet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.05.2020Das Erste
  • Folge 37
    Schnell online bestellen, die Schuhe zu Hause probieren, ein Paar aussuchen, die anderen wieder zurückschicken – der Onlinehandel boomt, und mit ihm die Retouren. Jedes sechste online bestellte Paket geht retour, bei Kleidung sogar jedes zweite. Davon profitieren kleine Paketshops, wie die Zoohandlung Gärtner, die manchmal bis zu 100 Pakete am Tag entgegennimmt. Doch nur freuen kann sich der Zoohändler nicht darüber, besonders wenn er Pakete entgegennimmt, die etwa Tiernahrung enthalten, die er selbst auch im Regal stehen hat und direkt verkaufen könnte. Vom Verkauf allein kann er nicht mehr leben, der Paketshop ist sein zweites Standbein geworden.
    Um die Paketflut in den Griff zu bekommen, ist eine ganz neue Branche entstanden. So verdankt Andreas Kalliner seinen Job der Retourenflut. Prüfen, aufbügeln, neu verpacken – 140.000 Artikel großer Versandhäuser checken er und seine Kollegen täglich in Europas größtem Retourenzentrum. So einen Service kann sich Sabine Grosse nicht leisten. In ihrem kleinen Sportwarengeschäft bearbeitet sie die Retouren meist nach Ladenschluss und am Wochenende. Und dann gibt es noch Dinko Muhic. Der erfolgreiche Geschäftsmann kauft und verkauft palettenweise das, was Kunden an Amazon, Zalando & Co.zurückgeschickt haben. Jacqueline Dreyhaupt ist der Spur der Retouren gefolgt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.06.2020Das Erste
  • Folge 38
    Alexa Schnölzer hat einen krisensicheren Job. Die junge Pharmazeutin arbeitet in einer der beiden Apotheken ihres Vaters. Der arbeitswütige Senior steht mit über 70 Jahren noch immer täglich neben ihr am Tresen und plant nicht in Rente zu gehen. Alexa sieht die Zeit gekommen, etwas Neues zu probieren. Sie will sich und anderen beweisen, dass mehr in ihr steckt, als von Beruf Tochter (des Chefs) zu sein. Ihr zweites Standbein soll die Bundeswehr werden. Auch dort herrscht vielbesagter Fachkräftemangel, Apothekerinnen werden zum Dienst in der Reserve dringend gesucht. Alexa hat keine Ahnung, was sie erwartet.
    Und wagt es trotzdem. Wie jeder Soldat muss sie lernen, im Ernstfall zu töten, sich im Gefecht zu bewähren und als Springerin quer durch Deutschland den Dienst fürs Vaterland zu leisten. Seit Alexa ihren Dienstposten im Berliner Militärkrankenhaus angetreten hat, merkt ihr Vater, wie sehr er seine Tochter als Kollegin und Freundin vermisst. Ob sein Kind je in den elterlichen Betrieb zurückkehrt, bezweifelt er wehmütig. Alexa weiß indes nicht, ob der Dienst bei der Truppe auf Dauer das Richtige für sie ist. Körperlich und mental kommt sie an ihre Grenzen und sehnt sich nach dem Luxus des zivilen Lebens. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.06.2020Das Erste
  • Folge 39
    „Das hier ist meine Adoptivmutter – und das meine leibliche Mutter … und da an ihrer Hand, der Junge, das könnte mein Bruder sein …“, sagt Gisela Diemert und deutet auf ein ca. 70 Jahre altes Schwarzweiß-Foto. „Ja, das sieht sehr danach aus,“ stimmt Susanne Panter zu. „Haben Sie denn noch irgendwelche anderen Anhaltspunkte?“ fragt die „Aufspürerin“. Gisela Diemert schüttelt den Kopf. Der Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter riss nach der Adoption ab – und die Adoptivmutter wollte ihr nichts über den „Jungen auf dem Foto“ sagen.
    Gisela Diemert ist mittlerweile 75 – und nie ist ihr der Gedanke an ihren Bruder aus dem Kopf gegangen. Jahrelang hat sie immer mal wieder nach ihm gesucht – aber sie weiß noch nicht einmal, ob er in Polen geblieben oder, wie sie, nach Deutschland ausgewandert ist. Ihr Bruder muss etwa 2 – 3 Jahre älter sein als sie – das heißt, die Chance ihn lebend anzutreffen wird von Jahr zu Jahr geringer. Deshalb hat Gisela Diemert sich an Susanne Panter gewandt. Ein letztes Mal noch will sie es probieren! Die erfahrene Personensucherin hat schon um die 3000 Menschen aufgespürt – aber sie gibt zu bedenken: „Es kann sein, dass viele Akten während des Krieges oder danach verloren gegangen sind – dann haben wir kaum eine Chance.“ Ein halbes Jahr später sitzen Gisela Diemert, ihr Sohn Willy und Susanne Panter im Flugzeug Richtung Kattowitz.
    Die polnischen Behörden arbeiten sehr langsam – deshalb haben sie sich entschlossen, vor Ort zu suchen. Die erste Spur führt zu dem Wohnhaus des leiblichen Vaters von Gisela Diemert. Er hat ihre Mutter wohl noch in den ersten Monaten der Schwangerschaft „vor die Tür gesetzt“.
    Aber vielleicht leben in dem Haus des Vaters noch Nachfahren, die ihr einen Tipp geben können … Rein rechtlich hätte Gisela Diemert sogar Erbanspruch auf das Haus – aber darum geht es der alten Dame nicht. Sie will ihre Wurzeln kennenlernen: „Es war immer wieder diese merkwürdige Leere in mir“, sagt sie. „Man will wissen wo man her kommt, warum man weggegeben wurde und ob man Geschwister hat – das ist einfach so …“ Der nächste Weg führt zum Standesamt.
    Vor Ort bekommen sie endlich die Dokumente, auf die Susanne Panter vergeblich ein halbes Jahr gewartet hatte – u. a. die Sterbeurkunde der Mutter. Was sie dort steht, verschlägt allen die Sprache: die Mutter ist erst vor drei Jahren verstorben! Sie wurde 95 Jahre alt! Als hätte sie darauf gewartet, dass Gisela Diemert ihre Mutter doch noch finden würde. Einerseits sind sie schockiert und traurig, dass sie sich „gerade so verpasst“ haben – andererseits sind die Chancen groß, dass sie an der letzten Wohnadresse der Mutter Menschen treffen, die sie noch gekannt haben, etwas von ihr erzählen können – und vielleicht auch wissen, wo Gisela Diemerts Bruder wohnt – der „Junge auf dem Foto.“ Eine spannende Reise durch Niederschlesien beginnt.
    Eine Reise mit wunderbaren Begegnungen und unglaublichen Wendungen – eine Reise, die viele Fragen beantwortet – und neue aufwirft! Susanne Panter selbst ist tief berührt, kann stellenweise die Tränen nicht ganz unterdrücken: „Ich versuche, meine Aufträge mit einer gewissen professionellen Distanz durchzuführen. Aber das gelingt nicht immer – und in den letzten Jahren immer weniger. Ich werde dünnhäutiger …“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.08.2020Das Erste
  • Folge 40
    „Die Wagemutigen – mit dem lila Laster in die Freiheit“ erzählt die Geschichte von Thomas und Conny, einem Ehepaar um die 50, das seit Jahren einen Traum hat: Die Beiden möchten unterwegs sein wann immer sie wollen, mehr Zeit für sich haben – aber auch Menschen treffen und ihre Hilfe anbieten, wenn es unterwegs etwas zu tun gibt. Nun, da ihre beiden Söhne erwachsen sind, scheint das in greifbare Nähe gerückt. Klar – es gibt viele Gründe, die „im Moment“ dagegen sprechen – „aber die gibt es immer!“, ist sich Conny sicher.
    „Wenn man etwas wirklich will, dann gibt es (meist) auch einen Weg.“ Conny und Thomas gehen diesen Weg derart konsequent und kompromisslos, dass selbst enge Freunde kurz irritiert sind. Allerdings nur kurz – denn eigentlich war das schon immer ihre Art: „Ganz oder gar nicht!“ Conny und Thomas trennen sich von allem, was sich in den letzten Jahrzehnten bei ihnen an Besitztümern angesammelt hat, sie geben ihre Jobs auf, verkaufen ihr Haus, melden sich aus Deutschland ab.
    Sie ziehen in ihren selbst ausgebauten lila Laster – ihr neues rollendes Zuhause – 20 Quadratmeter – rund um die Uhr zusammen, aufeinander angewiesen. Beziehungsprobe oder Erfüllung? Existenzängste oder Freiheitsgefühle? Der Film begleitet Conny und Thomas bei diesen schwierigen und emotionalen Schritten Richtung „Neubeginn“ – und auf ihrer ersten Tour in die neue Freiheit: nach Marokko – die Feuerprobe! Der Film ist dabei weit mehr als eine „Vanlife“-Reportage. Es geht um Umbruch, Aufbruch, Mut, Abschied, Familie, Beziehung, Neuanfang. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.09.2020Das Erste
  • Folge 41
    Thomas Schmidt (54) wollte einfach nicht mehr. Wollte nicht mehr Filialleiter in fünf Autozubehörgeschäften sein, nicht mehr viel Geld für teure Schuhe und Anzüge ausgeben, auch nicht für die hohe Miete oder das schicke Auto. „Man arbeitet wie ein Bekloppter und kommt doch nie auf einen grünen Zweig“, resümiert er heute diese Zeit. Die Erkenntnis kam ihm im Wohnwagen, den er vor zwei Jahren auf dem Campingplatz „Am Wiesensee“ im Westerwald gekauft hatte. Dort fühlt er sich so wohl, dass er nur wenige Monate später seinen Job kündigt und Frau Sonja (45) und Tochter Eva (13) vor vollendete Tatsachen stellt: Er lebt jetzt auf dem Campingplatz.
    Zwei Jahre muss er Überzeugungsarbeit leisten, dann verlassen auch Frau und Tochter die bisherige 98-Quadratmeter-Wohnung und ziehen ebenfalls in ein Mobilheim. Inzwischen hat Thomas Schmidt sein neues Lebensmodell zum Beruf gemacht: Er ist jetzt der Platzwart auf dem Campingplatz und heißt hier „Major Tom“. „Ein Hausmeisterjob ist dagegen was für ‚Pussis‘“, findet er, „ich bin Tag und Nacht im Einsatz. Egal, ob neue Gasflasche, verstopfter Abfluss, medizinischer Notfall oder stundenlang verzweifelte Campingplatzbewohner trösten, bei denen es reinregnet – hier ist immer was los.“ Doch das Leben im Mobilheim hat auch seine Tücken: Die Wände sind dünn und die Winter viel härter als gewohnt.
    Es ist innen eng und draußen matschig, wenn es regnet. Und die scheinbar so eingeschworene Gemeinschaft auf dem Campingplatz ist sich manchmal gar nicht so grün, wie es im ersten Moment scheint. Auseinandersetzungen – etwa über die Größe von selbstgezimmerten Terrassen – gehören ebenso dazu wie der Ehezwist auf engem Raum, weil da jeder ganz eigene Vorstellungen vom Neustart für sein Leben entwickelt hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.10.2020Das Erste
  • Folge 42
    Henry will sein Leben ändern, drogenfrei werden. Er ist neu auf dem Hof Fleckenbühl. Die Regeln sind streng: Er musste seine Wohnung kündigen, sein restliches Geld der Gemeinschaft geben und die Hauptregeln akzeptieren: keinen Alkohol, keine Drogen, keine Gewalt und keine Zigaretten. Wird er es schaffen – oder doch wieder aufgeben? Der Wunsch, ein drogenfreies Leben zu führen, eint alle 130 Bewohner der Selbsthilfeeinrichtung, die ohne Ärzte und Therapeuten arbeitet. Es gibt keine Warteliste, keine Anmeldung, man kann spontan kommen. Der Hof wird geführt von ehemaligen Drogensüchtigen wie Christoph, die wissen, dass Süchtige „jede Lücke im System suchen“. Die meisten, die den Weg hierher finden, haben viele gescheiterte Versuche hinter sich.
    Kein Kostenträger bezahlt ihnen noch eine Therapie. Der Hof in Hessen ist ihre letzte Chance auf ein drogenfreies Leben. Henry fällt es schwer, sich in der Hierarchie des Hofs zurechtzufinden. Dabei werden die Neuen von den Alten unterstützt und mit Hilfsarbeiten versorgt, die sie von der Sucht ablenken sollen. Amrei, 77, lebt schon seit 20 Jahren in Fleckenbühl und genießt als langjährige Bewohnerin viele Vorteile. Die ehemalige Alkoholikerin braucht den Hof nicht mehr, um nüchtern zu bleiben. Sie liebt aber die Gemeinschaft. Für die meisten Süchtigen bleibt die Sucht ein lebenslanges Thema. Führt der Fleckenbühler Weg hinaus? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.02.2021Das Erste
  • Folge 43
    Ein Fischer kämpft um seine Existenz. Nicht nur die Pandemie bedroht den Fischer Ansgar Hehenkamp am Laacher See in der Eifel: Im kommenden Jahr steht er vor einer besonderen Herausforderung. Ein neues Fischbruthaus, in welchem jährlich um die fünf Millionen Fischeier heranreifen, muss gebaut werden. Momentan befindet sich die Aufzuchtstation in einer alten Klostermühle. In diese wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach eingebrochen – für den Fischer eine existenzbedrohende Gefahr. Auch unter normalen Bedingungen ist der Neubau ein riesiges Projekt für den kleinen Fischereibetrieb. In einem von der Pandemie geprägten Jahr wird allerdings auch ein solches Bauvorhaben schnell zur Nebensache. Während des Lockdowns sinkt die Nachfrage nach Fisch und bei Ansgar Hehenkamp, dem Fischer, die Zuversicht, seine großen Pläne umsetzen zu können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.04.2021Das Erste
  • Folge 44
    Es war Lukas Heims größter Traum, Pilot zu werden. Dafür hatte er gerade die Theorieausbildung an der Lufthansa-Schule in Bremen abgeschlossen und wäre dann zur praktischen Pilotenausbildung nach Phoenix gereist, doch mittendrin kam Corona. Ob der 22-Jährige aus Darmstadt seine Ausbildung jemals zu Ende führen kann, was mit dem bereits investierten Ausbildungs-Darlehen wird, und ob er es irgendwann zurückzahlen muss, ist ungewiss. Seit Ausbruch der Pandemie ist die Luftfahrtbranche am Boden, und Nachwuchspiloten werden nicht mehr gebraucht. Allein die Lufthansa sagt, sie habe schon jetzt rund 1.000 Piloten zu viel an Bord.
    Deshalb hat sie ihren Pilotenschülern nahegelegt, ihren Traum, Pilot zu werden, aufzugeben. Auch Florian K. aus Gründau sparte sein ganzes Geld und gab sogar seinen Beruf als Logistikleiter auf, um alles auf eine Karte zu setzen. Den 28-Jährigen erreichte der dringende Rat, seine Ausbildung zum Verkehrspiloten abzubrechen, während seiner letzten praktischen Phase kurz vor dem Abschluss. Nun sucht er nach Wegen, seine Ausbildung trotz Corona zu Ende zu bringen, denn er will unbedingt seinen Lebenstraum verwirklichen.
    Sein Plan: Die Profiausbildung an einer privaten Flugschule in Egelsbach zu beenden, damit das, was er bereits investiert hat, nicht umsonst war. Dafür sucht er einen Job, denn die Ausbildung muss er selbst finanzieren. Dabei würde er ein teures Risiko eingehen: Jobs im Cockpit werden wohl auch nach Corona Mangelware bleiben. Eine langsame Erholung erwarten Branchenkenner frühestens ab 2025. In der Reportage begleitet Katrin Wegner zwei Pilotenschüler auf der Suche nach neuen Perspektiven in dieser Krise. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.05.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereSa 08.05.2021ARD Mediathek
  • Folge 45
    Sarah Schott hat vor 21 Monaten eine neue Lunge bekommen. „Jeder Tag, an dem ich atme, ist ein Geschenk“, sagt die junge Studentin aus Idar-Oberstein. Das Spenderorgan rettete ihr Leben. Das allerdings ist jetzt erneut bedroht: durch eine Krebserkrankung. Sarah leidet an Mukoviszidose, eine Erbkrankheit, die ihre Lunge verschleimen lässt. Ihre Schwester ist daran verstorben. Lange wartete Sarah auf eine Spenderlunge. Ein Leben zwischen Hoffen und Bangen. Vor knapp zwei Jahren war es dann so weit.
    Die Operation glückte, ihr Körper nahm das neue Organ an. Seit der Transplantation wird ihr Immunsystem aber mit Medikamenten künstlich „heruntergefahren“, damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird. 250 Tabletten in der Woche muss Sarah einnehmen, eine massive Ladung Chemie, die nun eine Krebserkrankung verursacht hat. In ihrem Darm hat sich ein Lymphom breit gemacht. „Die Diagnose war natürlich ein Schlag ins Gesicht. Was soll ich denn noch alles aushalten?“ meint sie. Erneut muss sie um ihr Leben bangen.
    Als ob es nicht schon schwierig genug wäre, sich als Hochrisikopatientin vor Corona zu schützen. Um allen Ansteckungen aus dem Weg zu gehen, lebt Sarah zurückgezogen bei ihren Eltern. Dennoch wirkt sie nicht verzweifelt. Ganz im Gegenteil: Sie ist stolz und dankbar, dass ihre neue Lunge sie in diesen vielen schwierigen Momenten nicht im Stich gelassen hat. Bisher jedenfalls nicht. Und so kämpft Sarah weiter. Durch die Krebsbehandlung verliert sie ihre Haare, aber nicht ihre tollen Freunde.
    Pascal, ihr Lebenspartner, steht mit ihr alles gemeinsam durch: „Sarah ist meine große Liebe, ich lasse sie nicht im Stich“, sagt er. Gemeinsam können sie ihr Leben aber nur retten, wenn Sarah den Krebs besiegt. Sie hat schon mehrere Therapien hinter sich. Die Chemokeule brachte nichts, eine Antikörpertherapie auch nicht. Eine der letzten Hoffnungen sind T-Zellen. Immunzellen eines Spenders, die ihren Krebs bekämpfen sollen. Noch ist ungewiss, ob die Behandlung wirkt.
    Sarah hat Angst vor dem Ergebnis, denn danach gäbe es nicht mehr viele medizinische Möglichkeiten, diesen Tumor zu besiegen. Und immer begleitet die junge Frau die große Frage: Was macht ihr neues Organ im Körper, wie übersteht die Lunge diese extremen Behandlungen? Sarah Schott hofft: „Wie unendlich schön und befreiend wäre es zu wissen, dass man dem Tod mal wieder davongelaufen ist.“ SWR-Autor Jürgen Schmidt durfte Sarah von Anfang an mit der Kamera begleiten und Höhen und Tiefen ihres Überlebenskampfes hautnah miterleben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.06.2021Das Erste
  • Folge 46
    Sie sind hip, sie sind cool und sie sind der Renner in den sozialen Netzwerken: Monstera, Calathea oder Philodendron, grüne Zimmerpflanzen, die bis vor ein paar Jahren bei vielen noch als altbacken und ‚Oma-Pflanzen‘ galten. Die Mitte 20-jährigen stürmen Gartencenter und Blumenläden auf der Suche nach den grünen Schätzen – durch die Pandemie wird der Trend sogar noch verstärkt. Influencer wie Chrissy, als „Tante Frida“ auf Instagram, sind auf den Zug aufgesprungen und präsentieren ihre Pflanzen, zeigen Pflege und Interieur-Tipps.
    Der Zimmerpflanzen-Trend hat auch die Branche überrascht. Gärtnermeisterin Jessica Dörr macht den Job schon seit Jahren – dass es so einen Hype um Pflanzen gibt, hat sie vorher noch nicht erlebt. Natürlich profitieren die Gartencenter davon, denn Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und so kann eine originelle Pflanze jetzt schon mal bis zu 1000 Euro kosten. In den Gartencentern werden besonders beliebte – und teure Pflanzenableger sogar dreist abgeschnitten und mitgenommen. Offenbar symbolisieren die grünen Dschungelpflanzen in den Wohnungen der Jungen den Willen zu Umweltschutz, Nachhaltigkeit und den Wunsch nach einer besseren Welt.
    Man will sich um etwas kümmern, etwas großziehen, aber ein Haustier wäre zuviel, also eben Pflanzen. Pflanzen sind gut für’s Raumklima, nehmen Kohlendioxid auf, sehen gut aus und zaubern gerade in Corona-Zeiten eine Wohlfühl-Atmosphäre in Wohnungen auch ohne Balkon. Christiane Rau begleitet „Plantfluencerin“ Chrissy, Gärtnermeisterin Jessica Dörr und begegnet Garry Grüber, dem Kenner der „Szene“, der sich selbst Pflanzenmanager nennt. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.07.2021Das Erste
  • Folge 47
    Mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten kamen seit 2015 nach Deutschland. Möglichst viele von ihnen in die Lebens- und Arbeitswelt hierzulande zu integrieren, ist eine große Herausforderung für die Politik und die Behörden. Wie also werden die Flüchtlinge beraten, geschult und ausgebildet? Wie erfolgreich ist die Vermittlung in den Arbeitsmarkt? Wie viele Milliarden Steuergeld kostet das – und werden diese riesige Summen sinnvoll eingesetzt? Im Zentrum all dieser Fragen steht die Bundesagentur für Arbeit mit ihren regionalen Jobcentern.
    Aber auch die vielen, meist privaten Bildungsträger, die zahlreiche Kurse für Flüchtlinge entwickeln und anbieten – und dafür jährlich Milliarden Euro von der Bundesagentur für Arbeit kassieren. Doch die Recherchen zu all diesen Fragen sind schwierig. So verweigerten fast alle Jobcenter und Bildungsträger, die für diese Dokumentation angefragt wurden, die Dreharbeiten. Auch Fragen zu Kosten, zu Inhalten der Kurse oder zu den eventuellen Erfolgen der Maßnahmen wurden zumeist nicht beantwortet. Häufige Begründung: Das Thema sei zu „sensibel“, könne zu „polarisierend“ sein.
    Gesprächsbereit waren einige Teilnehmer*innen dieser Angebote: So schildert eine eigentlich dringend benötigte Hebamme, wie sie in Kursen für 10.000 Euro zu einer sogenannten Integrationsmanagerin umgeschult wurde. Ein 64-jähriger Flüchtling musste für viel Geld einen Kurs für „Bewerbungstraining“ absolvieren. Ehemalige Ärzte werden gemeinsam mit Analphabeten in „Logistikkurse“ geschickt. Jeder Bildungsträger bietet seine Kurse an und benötigt für sein lukratives Geschäft ein sogenanntes Zertifikat. Dieses wird zum Beispiel erteilt durch die Dekra oder den TÜV.
    Die prüfen sehr häufig Papiere, Raumgröße und Brandschutz der Einrichtungen, aber nur sehr selten die Seriosität der Anbieter oder die Sinnhaftigkeit all dieser Angebote. Die irritierende Folge: Es werden Berufsfelder angeboten, für die es auf dem Arbeitsmarkt gar keinen Bedarf gibt. Ein Experte dieser Branche kommt zu der vernichtenden Erkenntnis: „Berufe wie Integrationsmanager sind Eigenentwicklungen der Bildungsträger. Sie können das Ganze auch Kaiser von China nennen.“ Doch das Geschäftsmodell funktioniert.
    Jährlich vergibt die Bundesagentur für Arbeit mehrere Milliarden auch an solche Bildungsträger mit fragwürdigen Angeboten. Die Dokumentation zeigt auch sinnvolle Maßnahmen: So werden im UKE in Hamburg Qualifizierungskurse für dringend benötigte Krankenschwestern angeboten. Der Erfolg ist messbar. Doch Geld vom Jobcenter erhält das UKE nicht. Denn diese Kurse sind nicht zertifiziert. Die Bilanz fünf Jahre nach dem berühmten Merkel-Satz „Wir schaffen das“ ist nicht eindeutig. Denn neben den zweifelslos vielen „Erfolgsgeschichten“ gibt es auch viele Maßnahmen, deren Sinnhaftigkeit zu Recht kritisiert werden muss. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.08.2021Das Erste
  • Folge 48 (30 Min.)
    Stell dir vor, du hast eine Schwester und von einem auf den anderen Tag ist sie verschwunden. In deiner Familie wird seitdem nicht mehr über sie gesprochen. 17 Jahre lang. So erging es dem jungen Dokumentarfilmer Philipp Lippert mit seiner Pflegeschwester Vanessa. Sie wurde zum Tabuthema. Bis sich Philipp schließlich auf die Suche nach ihr begibt und Fragen stellt: Warum ist Vanessa damals verschwunden? Und was ist aus ihr geworden? Die Geschichte beginnt 2002. Damals ist Philipp fünf Jahre alt, seine Schwester Vanessa vier. Sie spielen zusammen, streiten zusammen, laufen Händchen haltend durch den Garten.
    Sie sind Geschwister und doch irgendwie nicht: Sie verbringen gemeinsame Urlaube in Frankreich, feiern Karneval mit den Eltern, basteln mit dem Großvater. Bis zu dem Moment, in dem Vanessa plötzlich aus Philipps Leben verschwindet. Genaueres weiß der heute 24-Jährige nicht. Das Thema wurde zum Tabu in seiner Familie. Vanessa kam als Pflegekind zu den Lipperts, damit Philipp nicht als Einzelkind aufwachsen muss. Denn nach seiner Geburt erlitt Mutter Heike mehrere Fehlgeburten.
    Dann kommt doch noch unerwartet ein Brüderchen. Die Mutter ist überfordert mit der neuen Situation, immer häufiger gibt es Schwierigkeiten mit Pflegekind Vanessa. Nach zweieinhalb Jahren entscheiden sich die Lipperts, Vanessa wieder ins Kinderheim abzugeben. Eine schwerwiegende Entscheidung, die tiefe Wunden bei allen Beteiligten hinterlassen wird. Die Dokumentation zeigt den Filmemacher bei seiner aufwühlenden Suche nach seiner verlorenen Schwester und gewährt dabei tiefe Einblicke in das bewegende Gefühlsleben einer Familie, die bis heute mit einer schicksalhaften Entscheidung zu kämpfen hat.
    In intensiven und emotionalen Gesprächen arbeitet Philipp die Familiengeschichte mithilfe seiner Eltern und Großeltern auf. „Kurzzeitschwester“ zeigt seltene und intime Einblicke in das soziale Konstrukt Familie: Es geht um generationsübergreifende Traumata, unterbewusste Wünsche, Schuldgefühle und Versagensängste. Und um Philipps großen Wunsch, seine eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten und Vanessa nach all den Jahren wiederzufinden. Wird es ihm gelingen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.09.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 24.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 49
    Mirjam ist 14. Ein ganz normaler Teenager. Eigentlich sollte ihr Leben jetzt erst so richtig losgehen: Sich zum ersten Mal verlieben, verreisen, unabhängig werden. Doch Mirjams Leben ist bald zu Ende. Sie hat Krebs – unheilbar. Vielleicht bleiben ihr noch ein paar Monate, vielleicht auch nur ein paar Wochen. Mirjam weiß, dass sie bald sterben muss. Und deshalb will sie es nochmal wissen, auch wenn sie durch die Erkrankung nur noch ein Bein hat. Zusammen mit ihrer Psychologin und ihrer Familie hat sie eine „Löffelliste“ gemacht. Darauf steht alles, was sie noch erleben will. Mirjam ist 14. Ein ganz normaler Teenager. Eigentlich sollte ihr Leben jetzt erst so richtig losgehen: Sich zum ersten Mal verlieben, verreisen, unabhängig werden.
    Doch Mirjams Leben ist bald zu Ende. Sie hat Krebs – unheilbar. Vielleicht bleiben ihr noch ein paar Monate, vielleicht auch nur ein paar Wochen. Mirjam weiß, dass sie bald sterben muss. Und deshalb will sie es nochmal wissen. Auch wenn sie durch die Erkrankung nur noch ein Bein hat. Zusammen mit ihrer Psychologin und ihrer Familie hat sie eine „Löffelliste“ gemacht. Darauf steht alles, was sie noch erleben will, bevor sie „den Löffel abgibt“ – sterben muss. Die letzten zwei Jahre hat sie durch die Krankheit fast nur im Krankenhaus verbracht.
    Jetzt gibt sie nochmal Gas, solange die Kraft noch reicht. Doch das ist unter Corona Bedingungen gar nicht so einfach. Schon der schlichte Wunsch nochmal schwimmen gehen zu können wird zur Herausforderung, wenn alle Hallenbäder dicht haben. Eine Reise in den Bayrischen Wald wirft ungeahnte Hindernisse auf. Und dann ist sie auch noch nie geflogen. Ein letztes Mal, nimmt Mirjam ihr Leben in die Hand. Beherzt und mit viel Humor. Um noch so viel zu erleben, wie es geht. Mirjam kennt die Angst vor dem Tod. Aber mit ihrem Tatendrang macht sie nicht nur ihrer Familie Mut, trotzdem die schönen Dinge des Lebens zu sehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereDo 25.11.2021ARD Mediathek

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