Folge 346

  • Selbstgenäht und knitterfrei – Mode aus der Chemiefabrik

    Folge 346 (45 Min.)
    Ein Film von Ines Klein Wolpryla(r), Regan(r), DEDERON(r) und GRISUTEN(r) – Letzteres besser bekannt als „Präsent 20“. Das sind Namen von Stoffen aus längst vergangener Zeit, die aktuell im Haus der Geschichte in Wittenberg ausgestellt sind. Dem Ruf der Ausstellungsmacher, Kleidungsstücke aus der DDR vorbeizubringen, waren hunderte Wittenberger gefolgt, wie Marianne Sonntag. „Ich hätte glatt Lust, nochmal hineinzusteigen“, sagt sie über ihr Kleid von 1973. Der Fundus des Museums platzt mittlerweile aus allen Nähten.
    5.000 Kleidungsstücke umfasst er. Und damit auch 5.000 Geschichten. Allen Kleidern ist gemein, dass sie aus einer Polyesterfaser sind. Deren Produktion war ein Staatsauftrag, wenn man so will. Spätestens, seit 1958 auf der Zentralen Chemiekonferenz in Leuna die Losung ausgegeben wurde: „Chemie bringt Brot, Wohlstand und Schönheit“. Die DDR investierte Millionen. In zahlreichen Textilbetrieben wurde der Wunderstoff aus der Chemiefabrik – gepriesen als „äußerst belastbar, reiß- und scheuerfest, elastisch, formbeständig, pflegeleicht“ – vernäht.
    Den DDR-Konsumenten erreichte er aber eher selten. Die DDR verkaufte Kleidung für Devisen. Allerdings mit anderem Namen – TREVIRA 40 hieß der Stoff im Westen. Man
    könnte es fast als Notwehr bezeichnen, dass Frauen im Osten selbst zu Designerinnen wurden. Sie begannen zu nähen, zu stricken, zu häkeln. Modezeitschriften wie „Sybille“ oder „Modische Maschen“ halfen dabei mit ihren Schnittmusterbögen oder Strickanleitungen und setzten Trends.
    Die Wittenberger Museumschefin Christel Panzig hat sogar ihr Hochzeitskleid selbst geschneidert. Und sie nähte auch für Boutiquen. „145 Mark haben wir pro Kleid bekommen. Offiziell nannte sich das übrigens ‚Künstlerisches Volksschaffen‘“. Was damals eine Tugend aus der Not war, ist heute wieder ein neuer Trend: Selbst nähen. In Magdeburg treffen sich immer wieder Hobbynäherinnen. Sie fachsimpeln über Mode, Schnittmuster und über Stoffe, die ganz anders sind als damals.
    Aber selbst heute steckt in mancher Bluse noch ein Hauch von Polyester. Waren Wolpryla(r) & Co.und die Mode daraus am Ende doch besser als ihr Ruf? Die Reportage „Der Osten – Entdecke wo Du lebst“ trifft Hobbynäherinnen von damals und heute und schaut in dem Werk vorbei, wo immer noch die Polyesterfaser hergestellt wird, aus der einst Modeträume waren. Außerdem trifft das MDR-Team ein Model, das Ende der 1980er auf den Titelseiten der „Modischen Maschen“ zu sehen war und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.02.2020MDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 19.02.2020
02:30–03:13
02:30–
Di 18.02.2020
21:00–21:45
21:00–
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