Folge 122

  • Grenzgänger – Die Ständige Vertretung in Ost-Berlin

    Folge 122 (30 Min.)
    „Bisher hatten wir keine Beziehungen, jetzt werden wir schlechte Beziehungen haben. Und das ist der Fortschritt.“ – Mit diesen Worten kommentierte Egon Bahr 1972 die Unterzeichnung des Grundlagenvertrags zwischen der BRD und der DDR. Als schließlich im Mai 1974 in Ostberlin die Ständige Vertretung öffnete, hatte die Bundesrepublik mit dieser Bezeichnung „Ständige Vertretung“ ihren ersten Sieg errungen. Die DDR wollte ursprünglich Botschaften einrichten, was aber bedeutet hätte, von der BRD als eigener Staat anerkannt zu werden. „Das war die Schranke bei der Kooperation mit der DDR, dass wir nie anerkennen würden, dass DDR-Bürger für uns Ausländer sind“, erinnert sich Franz Bertele, der letzte Leiter im „Weißen Haus“, wie die Ständige Vertretung im Volksmund hieß.
    Als „Objekt 499“ führte die Stasi das schlichte Gebäude in Berlin-Mitte. Sie beobachtete die Diplomaten auf Schritt und Tritt, filmte Besucher und kontrollierte jeden, der in Kontakt kam mit den Westdeutschen in der DDR. Der erste Leiter der Ständigen Vertretung war der Hamburger Journalist Günter Gaus. Er stellte eine bunte Truppe zusammen, die sich aus den verschiedensten Ministerien rekrutierte und ermunterte sie, sich auf Land und Leute einzulassen.
    Seine Sekretärin Jutta Wagner erinnert sich: „Jeden Montag in den Frühsitzungen hat Gaus gefragt, was wir am Wochenende von der DDR kennengelernt haben, an welchen Orten oder
    bei welchen Konzerten wir waren.“ Jutta Wagner lebt heute noch in demselben Plattenbau auf der Leipziger Straße, den sie 1974 bezogen hat. In den Westen wollte sie nie wieder zurück. Für DDR-Bürger war die Ständige Vertretung eigentlich nicht zuständig. Dennoch wurden dort Tausende vorstellig, um ihre Ausreise zu forcieren oder einfach nur, um ihr Leid zu klagen.
    „Es war zwar nicht unsere Aufgabe, aber wir haben uns immer viel Zeit genommen, ihnen zuzuhören. Diese Geschichten haben uns oft traurig und wütend gemacht.“, erinnert sich Reinmar Surrer, der für die Rechtsabteilung der Ständigen Vertretung Westdeutsche in DDR-Gefängnissen betreute. Mehr moralische Unterstützung hätten sich einige DDR-Oppositionelle von den westdeutschen Diplomaten gewünscht. Rainer Eppelmann ist heute noch enttäuscht: „Die Mitglieder der Ständigen Vertretung haben uns gemieden.
    Entweder, weil sie uns als zu unwichtig erachteten oder zu gefährlich in dem Sinne, dass dieser Kontakt ihr Verhältnis zu den politisch Verantwortlichen der DDR gefährdet hätte.“ Hans-Otto Bräutigam, Stellvertreter von Günter Gaus und später selbst Leiter der Ständigen Vertretung begründet diese Zurückhaltung damit, dass man die Oppositionellen nicht habe gefährden wollen. Die bewegte Geschichte Deutsch-Deutscher Diplomatie lässt das MDR FERNSEHEN noch einmal mit zahlreichen Zeitzeugen Revue passieren in der Dokumentation „Grenzgänger – Die Ständige Vertretung in Ost-Berlin“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.04.2014MDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 05.10.2015
17:15–17:45
17:15–
Sa 03.10.2015
20:15–20:45
20:15–
Mi 30.04.2014
05:50–06:20
05:50–
Mi 30.04.2014
01:30–02:00
01:30–
Di 29.04.2014
20:45–21:15
20:45–
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