Folge 118

  • Irre normal – Psychiatrie in Arnsdorf

    Folge 118 (30 Min.)
    Es sind imposante Bauten abseits der großen Städte. Errichtet wurden die meisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um Menschen unterzubringen, die von der bürgerlichen Norm abwichen. Diese Orte wurden zum Synonym für Verrücktheit. So auch die sächsische Heilanstalt Arnsdorf, nur wenige Kilometer östlich von Dresden 1905 erbaut als freie Anordnung zweigeschossiger Gebäude mit Gärten und Veranden, dazwischen geschwungene Wege. Hinter den Mauern und Gittern sammelten sich Schizophrene, Depressive, Verwirrte und geistig Behinderte ebenso wie Landstreicher und Kleinkriminelle.
    Diese Konzentration psychisch Kranker ermöglichte den Nazis Jahrzehnte später, ihre Massentötungen effektiv zu organisieren. Auch die Mutter von Ingrid Struckmann kam wegen Depressionen nach Arnsdorf, wurde von dort abgeholt und 1941 ein Opfer der Medikamenten-Euthanasie. Nach dem Krieg gehörte Arnsdorf zu den größten Psychiatrischen Anstalten in der DDR. Einst für 800 Patienten gebaut, waren hier zeitweise bis zu 2000 psychisch Kranke untergebracht in Schlafsälen mit 20 Betten. Auch Ärzte und Pflegekräfte, Handwerker und Hausmeister wohnten auf dem Klinikgelände.
    1951
    kam Peter Findeis als Kind nach Arnsdorf. Sein Vater bekam die Stelle als Küchenchef und die fünfköpfige Familie wohnte nun direkt über der Großküche. Die Wohnung war zentral beheizt, es gab Vollverpflegung für die gesamte Familie. „Mein Vater stand jeden Tag 3 Uhr in der Küche. Für uns Kinder war die Klinik das Zuhause. Aus dem Fenster heraus beobachteten wir, wie die Patienten den Tafelwagen zogen, das Essen abholten. Es gab keinen Speisesaal, das wurde zu den Stationen gefahren und dort verteilt.“ Peter Findeis lernte in Arnsdorf Krankenpfleger, später wurde er Wirtschaftsleiter und Verwaltungsdirektor.
    Nach der Wende war es der ehemalige Sächsische Sozialminister Dr. Hans Geisler, der sich für die Modernisierung und Neuordnung der Psychiatrie in Arnsdorf einsetzte. Während seiner Amtszeit wurden kleinere Klinikeinheiten geschaffen, betreute Außenwohnstätten eingerichtet und Riesenräume in Vierbettzimmer aufgeteilt. Auch wenn Verwaltungsdirektor Matthias Grimm lieber alle Abteilungen in einem großen Neubau untergebracht hätte – die ursprüngliche Struktur der über hundert Jahre alten Anstalt ist erhalten geblieben und damit auch ein Stück Psychiatriegeschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.03.2014MDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 26.03.2014
05:50–06:20
05:50–
Mi 26.03.2014
01:40–02:10
01:40–
Di 25.03.2014
20:45–21:15
20:45–
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