2016, Folge 190–210

Folgenliste vmtl. lückenhaft
  • Folge 190 (30 Min.)
    Meissen, hoch über der Elbe prägen der Dom und die Albrechtsburg die Silhouette der Stadt. Doch wirklich berühmt ist sie, wegen ihres kostbaren weißen Goldes, dem Meissener Porzellan. Zum weltbekannten Symbol für die Porzellanmanufaktur sind die gekreuzten „Blauen Schwerter“ geworden. Die Marke ist nicht nur bei Sammlern beliebt, die ihre wertvollen Einzelstücke hüten wie Schätze. Eines der ersten Dekore von Meissener Porzellan überhaupt findet sich noch heute in vielen Haushalten wieder: das Zwiebelmuster. Viele Familie besitzen ein Stück Meissener. Wie auch Jörg und Uta Danielczyk, beide haben sich als Lehrlinge in der Porzellanmanufaktur kennengelernt.
    Seitdem dreht sich bei ihnen alles um die blauen Schwerter. Jörg Danielczyk hat es vom Modelleur inzwischen zum Chefdesigner des Traditionsunternehmens gebracht, seine Frau Uta arbeitet als Blumenmalerin. Noch immer werden die detaillierten Muster in der Manufaktur von Hand bemalt. Eine besondere Kunst, die von Generation zu Generation weitergeben wird und das Leben der Porzellangestalter, Bossierer und Porzellanmaler bestimmt. Axel Bulthaupt entdeckt Geschichten und Geheimnisse um das weiße Gold, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Zu DDR-Zeiten war das Meissener Porzellan ein begehrter Exportschlager.
    90 Prozent der Produktion ging in den Westen. Auch Schalck-Golodkowski war gierig nach dem weißen Gold aus Meissen. Um besonders wertvolle Stücke gegen harte Devisen zu verhökern, ließ er sogar Kunsthändler zwangsenteignen. Und nicht wenige Künstler aus dem Westen, die in der DDR aufgetreten sind, ließen sich einen Teil ihrer Gage in „Meissener“ auszahlen. Auch heute noch sind Prominente fasziniert von der filigranen Porzellankunst. Der Schauspieler Uwe Steimle erzählt uns erstmals über seine ganz private Porzellanleidenschaft und öffnet die Schränke, um seine persönlichen Lieblingsstücke zu zeigen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.01.2016MDR
  • Folge 191 (30 Min.)
    40 Meter unter dem Wasserspiegel ist es stockfinster. Der Taucher mit seiner Kamera aber entdeckt im Scheinwerferlicht, was vor der Talsperrengeschichte hier lag. Ein idyllisches Tal mit vielen Dörfern, deren Überreste er nun in der Tiefe betrachten und filmen kann. 1926 begannen die Planung und der Bau riesiger Wasserspeicher zur Energiegewinnung und zum Hochwasserschutz im Saaletal. Der Fluss wurde fünfmal angestaut, auf 80 Kilometer Länge. So entstand die Saalekaskade, einer der größten künstlichen Gewässer Europas. Die einstigen Bewohner wurden umgesiedelt, ein Schicksal, von dem die Alten noch zu berichten wissen. Doch Bitterkeit ist kaum noch spürbar.
    Denn das „Thüringer Meer“, eine der wichtigsten nationalen Naturlandschaften Deutschlands, ist ein guter Ort zum Leben, zum Erholen, zum Natur genießen. Autor Frank Koschewski entdeckt sie neu – die seltene Harmonie von Wasser und Wald, umgeben von Höhenzügen bis zu 600 Metern, mit ihrem unglaublichen Reichtum an Wasservögeln, Fischen und Amphibien. Er ist bei Anglern, Freizeitkapitänen oder Dauercampern, die alle ein eigenes Verhältnis zu ihrer Heimat haben. Und er zeigt das Ganze aus der Frosch- und der Vogelperspektive, auf Augenhöhe oder taucht dahin, wo es stockfinster ist: an den Grund der Saalekaskade. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.01.2016MDR
  • Folge 192 (30 Min.)
    Vogtland und Westerzgebirge sind bekannt für große Wintersportler. Aber auch namhafte Ski-Hersteller gab es. Ein Filmteam spürte sie auf und begleitete Experten beim Bauen von Skiern. Gedreht wurde im Museum „Skitruhe“ von Gottfried Fuchs in Schönheide, bei der Familie Gablenz in Geyer, im Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal sowie bei Roland Voigt in Muldenhammer, der Skier fertigt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.01.2016MDR
  • Folge 193 (30 Min.)
    Der Oybin im Zittauer Gebirge. 514 Meter hoch, massiver Sandstein. Uralte, geheimnisvolle Ruinen und ein berauschender Blick auf eine der schönsten deutschen Landschaften locken mehr als 100.000 Touristen jedes Jahr auf den Felsen. Ein Ort, der magische Anziehungskraft ausgeübt hat auf Könige und Kaiser, auf Kriegsherren und Diktatoren, aber auch auf Schmuggler und zwielichtige Grenzgänger. Gelegen an einer der großen Handelsrouten von der Ostsee, über Prag bis zum Mittelmeer und dicht an der alten deutsch-böhmischen Grenze, ist der Oybin auch der ideale Ort, um die Gegend zu kontrollieren.
    Nicht umsonst ließ Kaiser Karl IV. auf dem Sandsteinfelsen vor fast 700 Jahren eine Residenz und ein Kloster errichten. Doch trotz wachsamer Garde werden am Oybin Waren geschmuggelt und Menschen geschleust – auch, als der Kaiser längst Geschichte ist. Axel Bulthaupt trifft in einer neuen Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ auf Augenzeugen, die sich an einen Schmuggler- und Schleuserring erinnern können, der die DEFA 1957 inspirierte, einen Kriminalfilm am Oybin zu dem Thema zu drehen.
    Einige ältere Oybiner erinnern sich auch an einen merkwürdigen Besuch im Sommer 1944, als der Großmufti von Jerusalem, ein Bewunderer Hitlers, samt Gefolge in das Zittauer Gebirge geschickt wurde und am Fuße des Oybin sein Lager aufschlug. Der Film „Im Reich der Schmuggler – Die Geheimnisse des Oybin“ erzählt von einem Ort, der aufgrund seiner Abgeschiedenheit und der Geschichten, die sich dort ereignet haben, auch heute noch eine große Faszination ausübt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.02.2016MDR
  • Folge 194 (30 Min.)
    Das Logo
    Durch Waltersdorf, einem kleinen Ort in der Oberlausitz, weht Anfang der 1970er ein Hauch von Hollywood. Zu dieser Zeit drehten Filmleute aus Berlin und Babelsberg den DEFA-Kultfilm „Schwester Agnes“, der 1975 erstmals ausgestrahlt wurde. Daran erinnern sich die Oberlausitzer gern, denn einige von ihnen spielten als Komparsen mit im Film. Auch heute noch hat „Schwester Agnes“ bei den Fernsehzuschauern viele Fans, denn die Gemeindeschwester heilte nicht nur mit Herz und Berliner Schnauze, sondern kümmerte sich auch um viele andere Belange.
    Im Kampf gegen die Wohnungsnot legte sie sich auch gern mal mit den Mächtigen im Gemeinderat an. Dort, wo der Bürgermeister damals mit Schwester Agnes diskutierte, wird heute fleißig gearbeitet. Die Schlagerstars Kathrin und Peter restaurieren das Umgebindehaus. Auf dem Dachboden hat der Entertainer zufällig einen echten Filmschatz entdeckt: Das alte Schild des Gemeindehauses „Krummbach“, so heißt das Dorf im Film. Auch zwanzig Jahre nach dem Tod von Agnes Kraus sind die Erinnerungen lebendig.
    Fünf Mal wird Agnes Kraus von ihren Zuschauern zum Fernsehliebling der DDR gekürt. Ihre Schauspielkarriere beginnt am Theater in Annaberg-Buchholz, 1951 holt sie Bertolt Brecht nach Berlin. Als Gemeindeschwester Agnes wird sie zu einer Kultfigur. Offen und herzlich begegnet sie den Waltersdorfern auch hinter den Kulissen. Schon mit der Einstiegsszene schreiben Agnes Kraus und die Waltersdorfer Filmgeschichte. Die Gemeindeschwester Agnes fährt mit einer weißen Schwalbe durch den Ort.
    Was die Zuschauer nicht erfahren: Die Gemeindeschwester kann eigentlich gar nicht Schwalbe fahren. Rasante Fahrszenen werden vom örtlichen Polizisten samt Kittel und Perücke gedoubelt. Diese und viele andere Geschichten erfährt Axel Bulthaupt in einer neuen Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. In „Ein Dorf für Schwester Agnes“ erzählen uns die Waltersdorfer, wie der Kultfilm auch heute noch nachwirkt und über eine Frau, die am 16. Februar 105 Jahre alt geworden wäre. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.02.2016MDR
  • Folge 195 (30 Min.)
    „Wir alle wussten, dass es hier etwas extrem Geheimes gab. Doch selbst ich bin da nie hineingekommen“, erzählt Werner Grabolle, der letzte NVA-Kommandant des Truppenübungsplatzes Klietz. „Bei uns hieß es nur Klietz II oder der schweigende Stern.“ Klietz, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Stendal, war einer der ersten Standorte der Nationalen Volksarmee. Hier wurden nicht nur Panzerjäger und Raketenverbände ausgebildet, sondern auch die Top-Agenten des Arbeiter- und Bauernstaates. Ein Super-Geheimdienst neben der Stasi, der Geheimdienst der Nationalen Volksarmee. Eine Spezialeinheit für Spionageabwehr und Aufklärung.
    Seine zentrale Ausbildungseinrichtung liegt damals gut versteckt auf dem Truppenübungsplatz Klietz. Nur wenige Einheimische wissen davon. Das Geheimnis von Klietz hat seinen Ursprung 1956, im Gründungsjahr der NVA. Damals wird das riesige Waldgebiet zum ersten Truppenübungsplatz der NVA ausgebaut. Denn ehemalige Übungsplätze und Kasernen der Deutschen Wehrmacht kann die DDR-Armee nicht nutzen, sie sind bereits belegt durch die Sowjetarmee. Fünf Prozent der gesamten Fläche der DDR werden in den 1950er-Jahren zu Kasernen, Truppenübungsplätzen und Flugplätzen.
    In Klietz setzt die NVA auf Klasse, statt auf Masse. Im „Schweigenden Stern“ werden Agenten ausgebildet, die im westlichen Ausland die Militärstrategien der NATO ausspionieren. Und drum herum, auf dem 10.000 Hektar großen Übungsgelände, trainieren die NVA-Verbände der DDR den Ernstfall. Der Truppenübungsplatz zählt zu den modernsten seiner Zeit. Deshalb wird er nach der Wende von der Bundeswehr übernommen und ist bis heute in Betrieb. 60 Jahre nach der Gründung der NVA gehen die Autoren Peter und Stefan Simank in Klietz auf eine historische Spurensuche, von den Anfängen des Truppenübungsplatzes 1956 bis heute. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2016MDR
  • Folge 196 (30 Min.)
    „Wenn Ihr nicht brav seid, kommt Ihr nach Waldheim“. Jahrhundertelang wurde Kindern damit gedroht, wenn sie etwas angestellt hatten. Und auch die Älteren erinnern sich mit Schaudern an den Namen Waldheim: Sie denken an Gefängnis, Zuchthaus, Strafanstalt, Knast. In diesem Jahr begeht die JVA Waldheim ihr 300-jähriges Gründungsjubiläum. Und ist somit das älteste noch aktive Gefängnis Deutschlands an seinem Ursprungsort. Das sächsische Waldheim hat rund 9.000 Einwohner und die JVA ist einer der größten Arbeitgeber im Ort.
    Das Besondere ist die Lage, denn der Knast liegt mitten im Ortskern. In einer neuen Folge „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ geht Axel Bulthaupt der Frage nach, was die Waldheimer zu „ihrem“ Knast sagen und wie es ist, im Schatten der Gefängnismauer zu leben. Außerdem gewährt der Film einen Blick in die JVA, vermittelt den Alltag der Insassen und begleitet eine ehrenamtliche Helferin bei ihren Besuchen. „Gefangen in Waldheim – Eine Stadt und ihr Knast“ erzählt die sehr wechselvolle Geschichte der JVA.
    Im April 1716 ließ August der Starke das sächsische Zucht-, Armen- und Waisenhaus in einem ehemaligen Jagdschloss einrichten. Ursprünglich mit dem Ziel, den Bettlern und Wegelagerern auf Sachsens Straßen Herr zu werden. Durch alle Zeiten und Regimewechsel hindurch blieb die Strafanstalt Waldheim ein gefürchteter Ort für das Wegsperren von Verbrechern und von politisch Andersdenkenden. In der Nazizeit saßen zudem nicht nur Regimegegner in Haft, sondern es wurden auch unmenschliche Experimente durchgeführt.
    Als 1950 die sowjetischen Speziallager in der DDR endgültig aufgelöst wurden, brachte man knapp 3.500 vermeintliche Kriegs- und Naziverbrecher nach Waldheim. In skandalösen Schnellverfahren, den „Waldheimer Prozessen“ wurden sie zu hohen Strafen verurteilt. Zu DDR-Zeiten wurde Waldheim weiter als eines der wichtigsten Gefängnisse der Republik genutzt. Die Extreme deutscher Geschichte – damit muss Waldheim leben. „Gefangen in Waldheim – Eine Stadt und ihr Knast“, ein Film über eine sehr wechselvolle Beziehung. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.03.2016MDR
  • Folge 197 (30 Min.)
    „Das Heine ist ein Mythos gewesen“, sagt die ehemalige Hotel-sekretärin Rosemarie Bahn mit Stolz in den Augen. „Es gab einen Portier und wenn Gäste nachts ihre Schuhe vor die Zimmertür stellten, wurden sie geputzt.“ Luxus, denn das war in kaum einem Hotel in der DDR üblich. Heute ist die Einrichtung zerstört, der Putz bröckelt von den schimmelbedeckten Wänden. Nichts mehr zeugt von den glamourösen Tagen des einstiegen Luxushotels in Schierke am Fuße des Brockens. Das „Heine“ war im Jahr 1900, damals als „Hotel Fürst zu Stolberg“, eröffnet worden.
    Die Urlauber entdeckten damals den Wintersport. Auch im Harz schossen Hotels wie Pilze aus dem Boden. Schierke wurde das St. Moritz des Nordens. Hierher reiste der Adel und das gut betuchte Bürgertum und nächtigte im „Fürst zu Stolberg“. Zentralheizung, Warmwasser, Restaurant, Banketträume und eine hauseigene Rodelbahn – den Gästen fehlte es an nichts. Der Zweite Weltkrieg überschattete die Idylle. Das Haus wurde zum Lazarett und zur provisorischen Entbindungsstation – mehr als 130 Kinder kamen hier zur Welt und manches „Heine-Kind“ wie Jutta Saluschke zieht es immer wieder nach Schierke in das Hotel, das 1950 in „Heinrich Heine“ umbenannt wurde.
    Ein Adelstitel als Name ging zu dieser Zeit nicht mehr. Zudem lag Schierke plötzlich an der innerdeutschen Grenze, im Sperrgebiet also. Zugang bekam nur, wer eine Genehmigung der „zuständigen Organe“ hatte. Doch der Luxus blieb – im Rahmen der Möglichkeiten der DDR.
    Die DDR-Intelligenz, Parteifunktionäre und Kulturschaffende durften Urlaub machen an diesem exklusiven Ort. Marina Jung, die bis zur Schließung 1995 an der Rezeption saß, erlebte das Heine-Hotel als eine andere Welt. „Bei uns wurden die Gäste noch bedient. Die Leute, die kamen, hatten viel Geld bezahlt und so wurden sie auch von uns behandelt. Für die meisten war das der Jahresurlaub.“ 80 bis 120 DDR-Mark kostete eine Nacht im „Heine“- eine immense Summe für die damalige Zeit.
    Trotzdem war das Hotel immer ausgebucht. Hans-Jörg Sauerzapfe, der frühere Hoteldirektor: „Das Haus war so beliebt, dass die Hälfte der Besucher Dauergäste waren, die immer wieder kamen. Das führte dazu, dass ich monatlich bis zu 500 Absagen schreiben musste.“ Nach der Wende änderte sich alles: Das Hotel konnte mit der Konkurrenz im Westen nicht Schritt halten. Was vor der Wende noch gut war, war nun veraltet und verlor seinen Charme. 1995 folgte dann die endgültige Schließung. Nun steht das Haus vor dem Abriss. Die Tage vom „Heine“ sind gezählt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.04.2016MDR
  • Folge 198 (30 Min.)
    Die Leipziger Teilung war die wohl folgenschwerste Fehlentscheidung in der Geschichte Mitteldeutschlands. Am 17. Juni 1485 fassten die wettinischen Herzöge von Sachsen, die Brüder Ernst und Albrecht III., in Leipzig den Beschluss, ihr Herrschaftsgebiet aufzuteilen. Das schwächte die sächsischen Fürstenhäuser in der Folgezeit so, dass Brandenburg-Preußen zur unangefochtenen Macht aufsteigen konnte. Ernst nahm die Teile der ehemaligen Landgrafschaft Thüringen, Albert die der Markgrafschaft Meißen. Ernestiner und Albertiner wurden die Linien fortan genannt. Die Ernestiner waren das protestantische Fürstenhaus, das Thüringen zwischen Reformation und Revolution über Jahrhunderte prägte.
    Nur für kurze Zeit, während der Thüringer Landesausstellung 2016, wird an zwei Orten – den historischen Bauten in Gotha und Weimar – mit einer Fülle nie gezeigter Objekte aus vielen Teilen der Welt deutlich werden, was die Ernestiner in Sachen Reich und Nation, Glaube und Wissenschaft, Familie und Künste bewirkten. Sie verteidigten die Freiheit der Reichsfürsten gegen die Zentralgewalt des Kaisers, sie waren die Beschützer des Luthertums, sie erlangten durch eine unglaublich geschickte Heiratspolitik europäischen Einfluss, sie waren Mäzene für neue Universitäten, Theater, für Komponisten und Künstler und für unerschöpfliche kulturhistorische Sammlungen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.04.2016MDR
  • Folge 199 (30 Min.)
    Nach dem Fall der Mauer und der Öffnung der Grenzen in Europa änderten sich für Deutschland Länder am ehemaligen Eisernen Vorhang die Richtungen der Hauptverkehrsströme und die Bedeutung der Verkehrsachsen. Waren zuvor für Westdeutschland die Nord-Süd-Verbindungen bedeutsam gewesen, entwickelten sich nun rasant die historischen Ost-West-Ströme. Mit den „Verkehrsprojekten Deutsche Einheit“ wurde 1991 ein Investitionsprozess von fast 18 Milliarden Euro in Gang gesetzt, der das Autobahnnetz und die Verkehrsinfrastruktur in Mitteldeutschland grundlegend und nachhaltig veränderte.
    Eine zu DDR-Zeiten jahrzehntelang vernachlässigte Strecke war die A4 zwischen Dresden und Bautzen. Weil noch im April 1945 die erst fünf Jahre alte Spreetalbrücke in Bautzen gesprengt wurde, waren die dahinterliegenden 16 Kilometer bis Weißenberg unbefahrbar. Sie wurden 1966 mit Getreidelagerhallen bebaut, von denen einige Anfang der 90er Jahre zu einem Einkaufszentrum wurden. Als Verkehrsprojekt 15 wurde die A4 ab 1992 bis nach Görlitz weitergebaut und dabei das Naturschutzgebiet Königshainer Berge untertunnelt.
    Mit 3281 Kilometern ist dies der drittlängste Tunnel Deutschlands und war damals nicht unumstritten. Ganz in seiner Nähe befindet sich auch eine der letzten Brücken, die bereits 1939/​40 für die Reichsautobahn gebaut wurden. Welche Autobahnabfahrt zu DDR-Zeiten direkt in die Dorfstraße mündete, warum es kurz vor Bautzen eine gepflasterte Strecke gab und wo Geschwindigkeitsbegrenzungen von 30 km/​h galten, erzählt der erste Teil der Staffel „Unsere Autobahnen von oben“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.05.2016MDR
  • Folge 200 (30 Min.)
    Es ist ein Highlight aus der Luft, das schon 1936 eröffnete Schkeuditzer Kreuz – Vorzeigeprojekt der Nationalsozialisten seinerzeit und das erste Autobahnkreuz Europas. Erfunden hat es jedoch ein Schweizer: „Die geniale Lösung hatten nicht deutsche Ingenieure, sondern Willy Sarbach, ein Schlosserlehrling aus Basel. Er entwickelte die klassische Kleeblattform“, erklärt Historiker Bertram Kunze. Die Ästhetik des Bauwerkes setzte Maßstäbe, so dass die Form weltweit später kopiert wurde. Für die Reihe „Der Osten – Entdecke wo Du lebst“ bekam das Autoren-Team Einblicke in eine seltene Tier- und Pflanzenwelt am Schkeuditzer Kreuz, die sich dort für Autofahrer nahezu unsichtbar entwickelt hat.
    „Die Kleeblätter des Schkeuditzer Kreuzes sind heute ein einzigartiges Naturrefugium – ungestört von jeglicher menschlichen Störung“, so Ralf Seemann, Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Halle-Peißen. Natur- und Landschaftsschutz seien den Planern in den 1930er Jahren wichtig gewesen. Zusammen mit dem Schkeuditzer Kreuz sollte die angeschlossene Autobahn 14 vor 80 Jahren automobile Geschwindigkeit völlig neu definieren. Sie verläuft von Südosten Richtung Norden.
    Schon 1936 wurde der Abschnitt zwischen Halle-Peißen und Leipzig eröffnet. Bis Ende der 1930er Jahre wuchs sie weiter Richtung Klinga. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten weitere Abschnitte, so 1971 der Anschluss an die A4 und das Autobahndreieck Nossen. Damit gilt die A14 zugleich als einer der wenigen Autobahn-Neubauten zu DDR-Zeiten – umgesetzt vor allem mit westlicher Technik: „Die Fahrzeuge waren aus dem Westen, die ganzen Technologien waren westlich. Also es war zu DDR-Zeiten beim Autobahnbaukombinat ein Arbeiten wie im Westen“, erinnert sich Christoph Krelle, Mitarbeiter im VEB Autobahnkombinat.
    Nach der Wende wird auf der A14 nach und nach die lang ersehnte Strecke von Halle nach Magdeburg eröffnet, als erster Autobahnneubau der „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“. Doch die A14 bleibt ein Problemfall: Nördlich von Halle sorgt Betonkrebs aktuell für lange Baustellen und nördlich von Magdeburg warten die Altmärker bis heute auf die geplante Nordverlängerung, wegen Dauerklagen von Naturschützern. Die A14 ist bis heute „die Unvollendete“: ein Flickenteppich der deutschen Autobahngeschichte und ein Spiegelbild der politischen Systeme. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.05.2016MDR
  • Folge 201 (30 Min.)
    14.000 und 58.000. Zwei nackte Zahlen. Doch sie stehen für einen enormen Wandel: In nur dreißig Jahren hat sich der Verkehr entlang der A4 in Thüringen mehr als vervierfacht. Von 14.000 Autos pro Tag 1980 bis auf täglich 58.000 im Jahr 2010. Ein Wandel, der Ursachen hat und gravierende Folgen. Der Wandel beginnt im Herbst 1989, als die Schlagbäume aufgehen. Auch am Grenzübergang Wartha westlich von Eisenach. Die Stunde Null ändert die Verkehrsströme in Deutschland schlagartig. Waren in der alten Bundesrepublik und in der DDR vor allem die Nord-Süd-Verbindungen die Hauptrouten für die großen Menschen- und Warenströme, werden es nun schnell die Ost-West-Trassen.
    Schon Mitte 1990, mit der Wirtschafts- und Währungsunion, rollt eine beständige Lkw-Karawane über die A4. Die ist für so viel Freiheit aber gar nicht ausgelegt. Denn an den Trassen hat sich teilweise seit ihrem Bau in den 1930er- und 1940er-Jahren nicht viel verändert. Zweispurig, ohne Standstreifen, mit Steigungen von 6% oder mehr, zumeist auf hundsmiserabler Fahrbahn. Das alles zeitgemäß und zukunftssicher umgestalten war und ist eine Mammutaufgabe.
    Der Film von Sascha Mönch zeichnet diesen 25-Jährigen Prozess nach. Von der einstigen Grenzübergangsstelle Wartha, heute Raststätte, folgt er der Lebensader A4 nach Osten, entlang markanter Bauwerke, innovativer Ideen, umstrittener Projekte und überraschender Hindernisse. Hörselbergumfahrung, Erfurter Kreuz, Leutratal, Teufelstalbrücke – sie alle stehen für ein Vierteljahrhundert großer Veränderungen entlang der A4. Vor allem aber erzählen diese Geschichte die Menschen, die sie entscheidend mitgeprägt haben.
    Menschen, deren Geschicke durch den Wandel, durch das Leben an und mit der Autobahn geprägt wurden. Menschen, die den Umbau des Landes als persönliche Herausforderung begriffen wie Hans-Jörg Kleffner, ehemaliger Chef der Planungsgesellschaft DEGES und verantwortlich für die meisten Projekte. Menschen, die darauf Acht gaben, dass dieser Umbau nicht zu Lasten von Mensch und Natur geht, wie etwa der Jenaer Ökologe Hans-Ulrich Peter, der eine Kolonie Dohlen davor bewahrte, obdachlos zu werden. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.05.2016MDR
  • Folge 202 (30 Min.)
    Mitten im Elbsandsteingebirge erhebt sie sich: die Felsenbühne Rathen. Eingebettet in wildromantische Felslandschaften, gilt sie als eine der schönsten Naturbühnen Europas. Jede Saison kommen tausende Besucher. Die letzten 20 Minuten müssen alle zu Fuß zurücklegen, denn bis zur Felsenbühne führt keine Straße. Für die Theaterleute der Landesbühnen Sachsen bedeutet das jedes Jahr einen immensen Aufwand: Kostüme, Kulissen, Requisiten, Pferde und das gesamte Personal müssen nach oben gebracht werden. Und die Einwohner des Kurortes Rathen helfen tatkräftig mit.
    Als Komparsen, Transportfahrer, Köche, Kassenpersonal oder Kartenabreißer sind manche seit Generationen dabei. Immer wieder müssen die Rathener und ihre Felsenbühne auch leidvolle Zeiten überstehen. Die Natur schlägt innerhalb der vergangenen 80 Jahre mehrfach zu: Überschwemmungen, Unwetter und vier Brandanschläge zerstören wiederholt Teile der Bühne. Zuletzt ist es die Jahrhundertflut 2002, die Schauspieler und Bewohner gemeinsam anpacken lässt, um ihre Spielstätte wieder herzurichten. Bereits die Entstehung der Felsenbühne 1936 zeigt die enge Verbindung der Rathener Einwohner mit der sie umgebenden Natur.
    Auf der Suche nach Konzepten, Rathen und das Elbsandsteingebirge zu einer Touristenattraktion zu machen, entdeckte der damalige Bürgermeister Erich Winkler 1934 die Felslandschaft am Wehlgrund und hatte die Idee für ein Naturtheater. Finanzielle Unterstützung erhält er von der NSDAP: Martin Mutschmann, Gauleiter von Sachsen, war von der Idee einer Felsenbühne begeistert und sicherte die Finanzierung des Umbaus ab. In den Jahren 1935/​36 wurden die baulichen Anlagen der Bühne und des Zuschauerraums durch die Gemeinde Rathen geschaffen.
    Und bei der Eröffnungsinszenierung „Basteispiel“ am 24. Mai 1936 wirkten 200 Komparsen aus Rathen mit. Aufgrund der Nähe zu Radebeul wurden seit 1938 auch Karl Mays Wild-West-Geschichten inszeniert. Darüber hinaus bringt die Felsenbühne regelmäßig auch große Klassiker der deutschen und internationalen Literatur, Opern und Kinderstücke heraus. In diesem Jahr wird die Bühne 80 Jahre alt. Der Film „Traumkulisse im Elbsandsteingebirge“ erzählt ihre spannungsreiche Historie von den Anfängen bis heute. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.05.2016MDR
  • Folge 203 (30 Min.)
    Oranienbaum – landschaftlich wunderschön eingebettet in den Auen von Mulde und Elbe, mitten im Biosphärenreservat Mittelelbe gelegen und ein Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Und es ist auch ein kleines Stück Holland mitten in Sachsen-Anhalt. Vor über 300 Jahren vom niederländischen Baumeister Cornelius Ryckwaert geschaffen für Prinzessin Henriette-Catharina von Nassau-Oranien, Gattin des Fürsten Johann-Georg des II. von Anhalt-Dessau. Der Niederländer schuf ein barockes Ensemble von Stadt, Schloss und Park mit Pagode, chinesischem Teehaus und einer der längsten Orangerien Europas.
    Doch unweit dieses mitteldeutschen Kleinods liegt im Wald verborgen eine geheime Geschichte. 1935 wurde hier eine Munitionsfabrik gebaut. Zwangsarbeiter und Dienstverpflichtete füllten Granaten und Bomben mit Giftgas. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges lagerte hier genug Munition, um halb Mitteleuropa zu verseuchen. Zu DDR-Zeiten entstand auf dem Gelände eine geheime Waffenschmiede. Hinter Mauern und Stacheldraht verborgen wurden hier Tellerminen und Selbstschussanlagen für die DDR-Grenze entwickelt und gebaut.
    Nach der Wende war alles verschwunden, vernichtet oder es verfällt in den Wäldern bei Oranienbaum. Noch heute liegt ein Mantel des Schweigens über der Todesfabrik. Axel Bulthaupt begibt sich auf Spurensuche und entdeckt zusammen mit Zeitzeugen und Geschichtsforschern den Glanz von Oranienbaum, Natur-Highlights im Biosphärenreservat, aber auch die dunklen Kapitel verborgen in den Wäldern vor der Stadt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.05.2016MDR
  • Folge 204 (30 Min.)
    Tiefe unterirdische Seen, 20 Meter hohe Hallen, Labyrinthe ohne Ausweg: Die Heimkehle ist nicht nur eine der größten Gipshöhlen Europas, sondern auch ein geschichtsträchtiger, mystischer Ort. Mitten in der Höhle verläuft die Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Drei kleine Flüsse haben eine mächtige Höhlenwelt geschaffen, die im Laufe der Geschichte immer wieder zum Schauplatz tragischer Ereignisse und abenteuerlicher Experimente geworden ist. Eine Expedition vom Berliner Tauchsportklub Adlershof hat sich vor kurzem in das Unterwasser-Labyrinth der Heimkehle hinabgewagt. Die Sportler wollten rekonstruieren, was 1958 in der Heimkehle geschehen ist.
    Zwei junge Taucher verlieren damals beinahe ihr Leben, als sie erstmals die unterirdischen Grotten, Höhlen und Seen erforschen wollen. Wonach haben sie gesucht? Lange Zeit vermutet die Stasi, dass sich das legendäre Bernsteinzimmer in der Heimkehle befinden könnte. Dafür hat auch der Amerikaner Norman Scott Anhaltspunkte. Nach der Wende macht sich der hochprofessionell ausgerüstete Schatzsucher mit seiner zehnköpfigen Mannschaft auf zur Heimkehle. Doch anstelle des Bernsteinzimmers stoßen die Männer auf die Reste einer alten Rüstungsfabrik.
    Heute besuchen fast 20.000 Menschen jedes Jahr die Höhle bei Uftrungen im Südharz, die bereits seit 1920 ein beliebtes Ausflugsziel ist. Bei einem Besuch der Heimkehle verschwindet im März 1979 der drei Jahre alte Dirk Schiller. Bis heute sucht seine Mutter nach ihm. Wurde Dirk entführt, ermordet? Oder ist er in der Heimkehle ertrunken? Die Polizei Magdeburg hat die Ermittlungen nach 30 Jahren erfolglos eingestellt. Doch es gibt neue Anhaltspunkte, deshalb fahndet die Polizei Gifhorn seit 2013 wieder nach Dirk Schiller. Axel Bulthaupt nimmt uns mit auf eine spannende Spurensuche an diesem geheimnisvollen Ort. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.06.2016MDR
  • Folge 205 (30 Min.)
    Vor fünf Jahren wird im Leipziger Zoo die Zeit zurückgedreht. Nach einem gewaltigen Urknall öffnet das Gondwanaland seine Pforten: Der Urkontinent – ein Dschungel auf einer Fläche von 16.500 Quadratmetern. Urzeitriesen und Urzeitwesen bevölkern seitdem diese europaweit einzigartige Tropenhalle – ein Regenwald mitten in der Großstadt. Abenteuerliche Pfade führen durch unwegsames Dickicht, an gigantischen Baumriesen vorbei. Und mittendrin leben in einem nahezu natürlichen Lebensraum Schabrackentapire, Ozelots und Zwergflusspferde. Fünf aufregende Jahre sind inzwischen vergangen.
    Es wurde gebaut und erweitert, neue Bewohner sind eingezogen, andere haben die Tropenhalle wieder verlassen. Und Opossum Heidi hat es sogar zum weltberühmten Star „Made in Gondwana“ gebracht. Haben Tiere und Pflanzen ihr künstliches Paradies angenommen? Es sieht ganz danach aus: Der Dschungel ist mittlerweile so dicht, dass Gondwana-Gärtner Christian Ludwig regelmäßig mit der Machete ran muss. Sehr zur Freude der Tapire, welche frisch gefällte Bananenstauden mit Genuss verspeisen. Und auch die Fauna bietet Erstaunliches: Von Leipzig aus traten die Quolls, tasmanische Tüpfelbeutelmarder, ihren Siegeszug durch die ganze Welt an.
    56 Nachkommen haben sie innerhalb kürzester Zeit gezeugt. In ganz Europa lebt kein einziges dieser Tiere, in deren Ahnenreihe nicht ein Leipziger steht. Oder Kampung: Der erste Bewohner Gondwanas, hat hier fünf Jahre lang keusch gelebt. Nun soll er, einer der größten Komodowarane Europas, endlich weibliche Gesellschaft bekommen. Wird sich die drei Meter lange Echse auf eine Waran-Dame einlassen? Axel Bulthaupt blickt hinter die Kulissen eines Kontinents, der seit fünf Jahren besteht und die Besucher 150 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.06.2016MDR
  • Folge 206 (30 Min.)
    Otto Grotewohl höchstpersönlich hat veranlasst, dass ein fast fertiges Ferienheim im Kurort Gohrisch zum Gästehaus des Ministerrates der DDR wurde. Der Ministerpräsident war 1958 unangemeldet auf der Baustelle erschienen. Gefallen haben dem Staatsoberhaupt wohl die Hellerauer Möbel, der runde Tanzpavillon mit beleuchtetem Boden, aber vor allem die herrliche Lage. Der Komplex stand auf einem 30.000 qm großen Waldgrundstück in der Sächsischen Schweiz, nur 20 Geh-Minuten vom Gipfel des Gohrisch entfernt. Eine Idylle, die 1952 den Eigentümern – einer Dresdner Unternehmerfamilie – weggenommen worden war. Fortan erholten sich hier verdiente Künstler, Kader und Kommunisten aus der DDR und den befreundeten Bruderländern.
    80 Gäste wurden von 88 Angestellten verwöhnt: Mittags und abends gab es ein Drei-Gänge-Menü, auch Frühstück und Kuchen waren inklusive. Das alles für zehn DDR-Mark am Tag. Die Regierungs-Datscha zog Politprominenz wie Walter Ulbricht und Margot Honecker an, aber auch Künstler wie Chris Doerk und Erwin Geschonneck. Sogar internationale Staatenlenker wie Maurice Bishop und Kim Il Sung verirrten sich ins abgelegene Gohrisch. Und Dmitri Schostakowitsch, der berühmte sowjetische Komponist, schrieb hier sein persönlichstes Stück.
    Wegen dieses 8. Streichquartetts verwandelt sich heute das kleine Gohrisch einmal im Jahr in einen Konzertplatz. Ein Verein veranstaltet seit sieben Jahren die Schostakowitsch-Tage mit hochkarätigen Künstlern und erinnert damit an das einzige Werk, dass Schostakowitsch außerhalb der Sowjetunion komponierte. Das Gästehaus allerdings fristet momentan ein Schattendasein. Ein Teil des denkmalgeschützten Ensembles ist baupolizeilich gesperrt. Ein anderer Teil wird im Sommer als Unterkunft für Wanderer betrieben. Viele Gohrischer sähen es gern, wenn das ehemalige Gästehaus wieder eine erste Adresse im Ort würde. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.07.2016MDR
  • Folge 207 (30 Min.)
    Millimeter für Millimeter arbeiten sich die Archäologen durch den Grabungsblock. Seit Monaten. Dann ist sie da. Eine dunkle Schicht. Organisches Material! In Mitteldeutschland ist das etwas Besonderes. Während in Küstenregionen, Mooren und Schelfgebieten organische Materialien konserviert werden, vergehen sie anderswo nach wenigen Jahren. Doch kleinste Überreste reichen aus, um ein Abbild des Alltags zu rekonstruieren. Deshalb bauten die Archäologen um die Grabkammer des Toten eine zweite aus Stahl, bargen den Block, und dann begannen die langwierigen Untersuchungen im Labor in Weimar. Dass es sich um Krieger handelt, war anhand der Waffen schon vor Ort zu sehen – auf dem Gräberfeld von Gotha-Boilstädt.
    Zwei Krieger. Der eine reich ausgestattet mit außergewöhnlich filigran gearbeiteten Schnallen. Silberdraht in Eisen eingelegt, höchste Handwerkskunst. Der andere, der Herr von Boilstädt, noch im Block, mit ungewöhnlichen Grabbeigaben. Darunter ein kleiner Gegenstand, der die Archäologen in Staunen und Aufregung versetzt. Beim Straßenbau waren die Gräber entdeckt worden. Sie zeigten, dass beinahe 4.000 Jahre lang Menschen an diesem Ort bestattet worden waren. Von der Jungsteinzeit über die späte Bronzezeit bis hin zu den „jüngsten“ Funden aus dem 6./​7.Jahrhundert nach Christi, dem Frankenreich der Merowinger.
    Das Gräberfeld von Gotha-Boilstädt liegt in einem der reichhaltigsten archäologischen Fundgebiete, an einem der ältesten bekannten Verkehrswege über den Thüringer Wald. Noch heute sind wir auf der B247 auf diesen Trampelpfaden der Geschichte unterwegs. Das Gräberfeld erzählt die Biografie einer Region. Aber was steht darin? Handel und Wandel, politische Intrigen, Umbrüche und Bündnisse, Handwerkskunst und Technik. Aber wird auch von zerstörten Kulturen zu „lesen“ sein? Oder vom multikulturellen Schmelztiegel im Thüringer Becken vor über 1.000, 2.000, 4.000 Jahren? Und was macht in all dem dieser Tote an den Wegen der Macht – der Herr von Boilstädt? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.07.2016MDR
  • Folge 208 (30 Min.)
    1983 schreibt Manfred Rosengarten aus San Francisco einem einstigen Klassenkameraden in Themar von seinem Heimweh. Nach der Vertreibung durch die Nazis hatte er, der Jude aus dem Süden Thüringens, in den USA ein neues Zuhause gefunden. Ganz schnell entspinnt sich ein reger Briefwechsel zwischen Einwohnern von Themar und den jüdischen Schulkameraden oder Nachbarn von damals. 2011 besuchen erstmals Nachfahren der Themarer Juden die kleine Stadt an der Werra. Die Erinnerungen werden eine „heilende“ Wirkung haben. Denn bis 1933 lebten sie hier friedlich Tür an Tür, als Freunde, Nachbarn, Kameraden. Nach dem Ende der Nazi-Barbarei gab es keine Juden mehr in der Region.
    Erst in jüngeren Jahren suchen und erforschen engagierte Lokalhistoriker, interessierte Einwohner und Wissenschaftler die Geschichte der Juden in der Region, knüpfen sie Kontakte zu Nachfahren. Sie können weiße Flecken in Ortschroniken mit Worten und Bildern füllen, und oft schlägt die Spurensuche eine Brücke zwischen gestern und heute. Sie finden bewegende jüdische Lebenswege, allerorten. Wie ein Roadmovie erzählt die Dokumentation von Ulli Wendelmann von jahrhunderte währender Gemeinschaft. Denn Juden haben zwischen Rennsteig und Werra eine fast tausendjährige Geschichte. Sie waren Händler, Mechaniker, Lehrer, Kaufleute, Bankiers, Fabrikanten.
    In manchen Orten wie Berkach stellten sie ein Drittel der Einwohner. In Meiningen sorgte der jüdische Bankier Gustav Strupp für wirtschaftliche Impulse weit über seine Heimatregion hinaus. Ohne die jüdische Familiendynastie Simson gäbe es die „Waffen-und Fahrzeugstadt“ Suhl nicht. In Oberhof organisierte Dr. Alexander Lion bis 1936 die Betreuung bei Ski-Wettkämpfen, die Sanitätskolonnen des jüdischen Arztes wurden Vorläufer der allgemeinen Bergwacht. Doch die tausendjährige Geschichte ist ebenso voll von Pogromen, Vertreibungen und der Auslöschung der jüdischen Bevölkerung mit dem Holocaust. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.07.2016MDR
  • Folge 209 (30 Min.)
    Sonnendurchflutete Berghänge, märchenhafte Täler, traumhafte Bergwiesen. Schon der sächsische König Johann nannte es „das schönste Tal Sachsens“ – das Müglitztal. Und noch heute besticht die Flusslandschaft durch ihre atemberaubende Natur. Doch die menschlichen Schicksale, die sich an den Ufern der Müglitz abspielten, waren zum Teil sehr tragisch. 1945 werden tausende Deutsche aus ihrer Heimat am Oberlauf des Flusses vertrieben, die fortan zu Tschechien gehört. In den 1950er Jahren schiebt die Sowjetarmee die letzten leerstehenden Häuser endgültig zusammen. Es haben sich keine neuen Menschen für das harte Leben im rauen Bergklima gefunden.
    Dafür jedoch neue tierische Bewohner, die andernorts ihre Heimat verloren haben. Und so befindet sich in den verschwundenen Dörfern des Müglitztals heute einer der letzten Birkhuhnbestände Sachsens. Auch die stark gefährdeten Kreuzottern leben hier. Doch nicht nur die Menschen im Quellgebiet des Flusses haben eine bewegte Geschichte: die Müglitz, normalerweise ein ruhiges 5 bis 8 Meter breites Flüsschen, kann bei entsprechender Wetterlage zu einem reißenden Strom werden. Aufzeichnungen zufolge ereigneten sich in dem Tal seit 1609 achtzehn schwere Hochwasserkatastrophen.
    Zuletzt rauschte im August 2002 die Flut durch das Müglitztal und verwüstete ganze Ortschaften. Doch trotz der verheerenden Zerstörungskraft des Flusses – die Menschen blieben ihrer Müglitz immer treu, egal wie hoch die Fluten standen. Was macht diese Heimatliebe aus? Und weshalb zieht der eher kleine Fluss jährlich zehntausende Touristen an? In 30 Filmminuten folgen die Fernsehmacher der 50 Kilometer langen Müglitz – von der Quelle in Cínovecký hrbet an der Grenze zwischen Sachsen und Tschechien bis zur Mündung in die Elbe bei Heidenau. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.08.2016MDR
  • Folge 210 (30 Min.)
    Schwarzenberg
    Was wäre Mitteldeutschland ohne seine Gebirge? Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge, der Kyffhäuser, das Schiefergebirge oder das Elbsandsteingebirge – jedes von ihnen hat seine eigene Gestalt und seine besondere Geschichte. Gemeinsam umrahmen ihre Höhenzüge in einem weiten Bogen Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. In faszinierenden Bildern und mit sehr persönlichen Geschichten wird erzählt, wie Mitteldeutschland durch seine Gebirge „gemacht“ wurde und bis heute geprägt wird. Mit atemberaubenden Einstellungen von hoch oben, aus der Luft, wird die besondere Schönheit der Landschaften und Orte deutlich.
    Erzählt wird von Menschen, die in und mit „ihren“ Gebirgen leben und deren Schicksal auch durch sie bestimmt wird. „Unsere Gebirge von oben“ ist eine beeindruckende filmische Entdeckungsreise und ein besonderer Heimatfilm. Ein Meer weißer Wolken liegt in der Morgensonne über den Bergen des Harzes. Nur ihr Gipfel, der legendenumwobene Brocken, schaut heraus. Deutschlands nördlichster 1.000er ist von besonderer klimatischer Bedeutung für Mitteldeutschland. An seinen Hängen glitzern die Wasserflächen der Hochmoore, wie es sie so groß sonst nirgendwo in der Region mehr gibt. Um solche faszinierenden Einstellungen zu bekommen, sind die Filmemacher tagelang mit einem Hubschrauber und einem der modernsten Luftbild-Kamerasysteme unterwegs gewesen.
    Dabei hatten sie mit Simon Werry auch wieder einen der international renommiertesten Kameraleute an Bord. Für seine Arbeiten, unter anderem mit Richard Attenborough, hat der Engländer bereits mehrere internationale Preise bekommen. Mit ebenso beeindruckenden Bildern am Boden zeigt der Film die Geschichte unserer Gebirge in Mitteldeutschland. Spannend und bewegend erzählt er von den Menschen, die diese Gebirge einst eroberten und bis heute hier leben.
    Es ist die Geschichte eines engen Miteinanders, manchmal aber auch eines Kampfes. Dabei wird deutlich wie wichtig es ist, die empfindliche Balance zwischen Natur und Nutzung zu wahren. Im ersten Teil entdecken wir Quedlinburg und die wunderschönen Fachwerkstädte im Harz und begegnen tief im Wald den letzten von einst hunderten Holzköhlern. Im zweiten Teil begeben wir uns tief in die mysteriösen Kyffhäuser Höhlen und erzählen von geheimnisvollen Ureinwohnern des Thüringer Waldes. Im dritten Teil stoßen wir in Chemnitz auf die Spuren gigantischer Vulkanausbrüche und erleben die faszinierende Felsenwelt von Elbsandstein- und Zittauer Gebirge. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.08.2016MDR

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Der Osten – Entdecke wo du lebst online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…