2011, Folge 56–61

  • Folge 56
    Als sich zum Jahreswechsel das Volk Tunesiens gegen seine Machthaber erhob und den Diktator Ben Ali und seinen Clan verjagte, ging ein ungläubiges Staunen durch die Welt. Bürgerliche Revolte in einem nordafrikanischen Land ohne Islamisten: Das war von niemandem erwartet worden. Nicht von den Geheimdiensten dieser Welt, nicht von der Politik und nicht von der Presse. Und die Welle der Jasmin-Revolution geht weiter, über Ägypten, Libyen bis hin zur arabischen Halbinsel, beschleunigt und befördert durch Facebook und Twitter. Niemand vermag heute zu sagen, wohin dieser Sturm der Geschichte führen wird, ob er in einer wirklichen Revolution enden wird mit wachsenden demokratischen Strukturen oder in einer gewaltigen Anarchie.
    Fest steht nur: Wieder einmal ließ sich Geschichte nicht voraussehen. Ganz offenbar überschätzen wir notorisch unsere prognostischen Kompetenzen. In einer Welt des beschleunigten Wandels muss über das altbekannte Problem der Torheit einer Politik, die nur mit kurzen Fristen rechnet, wieder nachgedacht werden. Was wird aus der Kunst des Möglichen bei so viel Blindheit für das angeblich Unmögliche? Muss der Zusammenhang von Erfahrungsraum und Erwartungshorizont neu justiert werden? Diese Fragen diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im „Philosophischen Quartett“ des ZDF, erstmals aus dem Hotel Intercontinental in Berlin.
    Gäste sind Thea Dorn, Schriftstellerin, scharfzüngige Moderatorin und Philosophin, und Herfried Münkler, einer der profiliertesten Politologen und politischen Vordenker Deutschlands. Nicht wenige hierzulande fühlen sich an den Fall der Berliner Mauer erinnert, an die Montagsdemonstrationen in Leipzig, von denen ein Signal zum Aufbegehren der DDR-Bürger ausging, das in kürzester Zeit zum Ende des kommunistischen Regimes führte. Auch damals war der Westen überrascht, die Menschen hatten ihr Schicksal selbst in die Hand genommen, unsere Geschichte nahm eine unglaubliche, unverhoffte Wendung.
    Nur sehr selten sind bedeutende geschichtliche Umbrüche vorhergesehen worden. Das gilt auch und gerade für die letzten Jahrzehnte. Die Revolte von 1968, die islamische Revolution im Iran, den Zusammenbruch des Ostblocks, 9/​11 oder die Weltfinanzkrise hatte man zuvor nicht im Visier. Und mit dem Sturm, der jetzt durch die arabische Welt fegt, hat ebenso wenig auch nur ein Mensch gerechnet. Die Unvorhersehbarkeit des historischen Prozesses – sollte man sie sich nicht wenigstens eingestehen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.04.2011ZDF
    Mit Thea Dorn (Schriftstellerin) und Prof. Dr. Herfried Münkler (Politologe)
  • Folge 57
    Nach all den Katastrophen und politischen Umbrüchen der letzten Monate halten die Menschen, zumindest für einen Moment, inne. Betroffen von den globalen Wirkungen regionaler Ereignisse wie der Katastrophe in Japan und den noch andauernden und nach wie vor verblüffenden Umstürzen, Rebellionen und kriegerischen Auseinandersetzungen im arabischen Raum beginnen sie, Fragen zu stellen – nach den Folgen, den notwendigen Reaktionen auf den „Sturm der Geschichte“. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren im „Philosophischen Quartett“ am Sonntag, 8. Mai 2011, 23:55 Uhr, über die gesellschaftliche Lernfähigkeit und wollen mit ihren Gästen, der Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh und Daniel Cohn-Bendit, dem 1968er-Aktivisten und immer noch sehr aktiven Politiker und Publizisten, Erkenntnisnutzen aus der Betrachtung der politischen Arbeit im heimischen Maßstab ziehen.
    Wie steht es um die Lernfähigkeit der Politiker? Hinkt heute die Politik eher den in der Öffentlichkeit formulierten Einsichten hinterher? Aber die Schnelligkeit beim Herbeirufen der Energiewende hierzulande gibt nicht nur zur Freude Anlass. In einer beschleunigten Gesellschaft, so die Annahme von Sloterdijk und Safranski, braucht man ein besonnenes, eher konservatives Beharrungsvermögen, das aus gesundem Realitätssinn kommt und vor überstürzten Entscheidungen bewahrt.
    Politik muss oft schnell reagieren, sich aber auch die Zeit nehmen, lernen zu können. Der mediengestützte Populismus bietet dazu freilich eher schlechte Voraussetzungen. Freiheitlich-demokratische Gesellschaften bieten die besseren Problemlösungen als andere, gar diktatorisch verfasste Systeme. So könnte die Lernfähigkeit von offenen gesellschaftlichen Systemen mit ihren wechselnden Mehrheiten durchaus auf der vielberufenen „Weisheit der Vielen“ gegründet sein. Das wäre, so Safranski, gerade in Zeiten von Gefahr und höchster Not ein überzeugendes Votum für die Demokratie. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.05.2011ZDF
    Mit Juli Zeh (Schriftstellerin) und Daniel Cohn-Bendit (Politiker und Publizist)
  • Folge 58
    Deutsche TV-PremiereSo 19.06.2011ZDF
    Mit Prof. Dr. Joseph Vogl (Kulturwissenschaftler) und Gabor Steingart (Chefredakteur Handelsblatt)
  • Folge 59
    Arm, aber sexy: So nannte Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, einst den Zustand der deutschen Hauptstadt. Er umriss mit seinem vielzitierten Spruch zugleich den Charme wie die Defizite seines Gemeinwesens. Am Tag der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus diskutiert im ZDF das „Philosophische Quartett“ in Berlin über Berlin und andere Metropolen, über Architektur, Wohnen und Leben. Und über geglückte und verunglückte Stadtplanungen. Wie unsere Städte künftig aussehen, wie sie allen gesellschaftlichen Gruppierungen angemessene Teilhabe ermöglichen sollen, wie das Abenteuer Stadtkultur erfolgreich ausgehen und die Zukunft unserer Städte und unseres Lebens darin gestaltet werden kann, darüber diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit zwei ausgewiesenen Experten.
    Mit dem Architekturkritiker und Bauprofessor Michael Mönninger, einem der besten Kenner aller Fragen der Stadtentwicklung, und Werner Sobek, dem in aller Welt gefragten Architekten und Ingenieur sowie Professor an den Universitäten von Stuttgart und Chicago. Seit geraumer Zeit gibt der weltweit scheinbar unaufhaltsame Zug zur Verstädterung des modernen Lebens Anlass zur Sorge.
    In den armen Vorstädten brechen ethnische und soziale Konflikte auf, aus den überteuerten Innenstädten werden die Bürger herausgedrängt. Man sprach vor einigen Jahrzehnten sogar von der „Zeitbombe Stadt“, deren Explosion die Verwüstung aller bisherigen zivilisatorischen Errungenschaften mit sich bringen würde. In den jüngsten Debatten über Fragen der Urbanistik dominieren eher offensive, ja sogar optimistische Töne – bis hin zu der These: Die Städte werden die Welt retten. Tatsache ist jedenfalls, dass auf die Stadtkultur der Zukunft große Aufgaben zukommen.
    Es sind vor allem die Metropolen und Megacitys der Welt, in denen die größte Herausforderung der Zukunft zu kreativen Lösungen führen muss, wenn das Abenteuer Stadtkultur das 21. Jahrhundert bestehen soll. Wenn soziale Belange, Ökologie und Ökonomie ihre Balance finden müssen. Bei allen Differenzen in Lösungsversuchen, radikalen wie konservativen, stimmen doch alle in einem Punkt überein: Stadtplaner, Architekten, Künstler und Philosophen sind gemeinsam gefordert, am Projekt einer multifunktionalen Stadt der Zukunft zu arbeiten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.09.2011ZDF
    Mit Prof. Dr. Michael Mönninger (Architekturhistoriker) und Prof. Dr. Werner Sobek (Architekt)
  • Folge 60
    Bankenpleiten, Eurokrise, globaler Terror, selbst die von vielen als bedrohlich empfundene Digitalisierung der Welt: Immer mehr Menschen fühlen sich der Geschwindigkeit und der Leistungsanforderung der Gegenwart nicht mehr gewachsen. Sie leiden zunehmend unter Verlust- und Versagensängsten und meinen, dass sie angesichts der Unübersichtlichkeit der Verhältnisse ohnehin nichts ausrichten können. Sie sind ausgelaugt, sie sind fix und fertig. Kein Wunder also, dass sich in den modernen Gesellschaften, wo der Einzelne mehr als je zuvor auf sich selbst gestellt ist, die Symptome von Ermüdung und Erschöpfung mehren.
    Burnout-Erkrankungen und der Konsum von Aufputschmitteln und Aufhellern aller Art nehmen zu. Ist diese chronische Mattigkeit, so fragen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im „Philosophischen Quartett“ des ZDF, eine Folge der strikten Individualisierung, oder gibt es eine Überforderung durch allzu angestrengte Selbstverwirklichung? Leben wir in einer Erschöpfungsgemeinschaft? Wie kann ihr wieder auf die Beine geholfen werden? Über Befund und Therapie diskutieren Sloterdijk und Safranski mit Manfred Lütz, dem bekannten Psychiater, Psychotherapeuten und Bestsellerautor und mit der „Spiegel“-Journalistin, Schriftstellerin und Gesellschaftskritikerin Elke Schmitter.
    Seit längerem schon, so beobachtet Peter Sloterdijk, definieren sich Gesellschaften durch ihre Pathologien – von der guten alten „Nervosität“ und der „Hysterie“ um 1900 bis hin zum aktuellen „Hyperaktivitätssyndrom“ und zum „Burnout“. Folgt man diesen jüngeren Trends, scheint unsere Gesellschaft immer depressiver zu werden.
    Verursacht nicht so sehr von inneren Nöten, sondern eher durch eine chronische äußere Überforderung. Der heutige Mensch wäre demnach, so Sloterdijk, ein Wesen im permanenten krankmachenden Stress. Während der positive Stress das Individuum ins Optimum seiner Leistungsfähigkeit versetzt, wirkt der schlechte Stress, wie er sich etwa in endlosen Sorgen äußert, auf Dauer persönlichkeitszerrüttend. Der Einzelne verliert die Fähigkeit zur Regeneration. Fix und fertig: Welche Therapie braucht unsere Gesellschaft? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.10.2011ZDF
    Mit Manfred Lütz (Psychiater und Bestseller-Autor) und Elke Schmitter (Schriftstellerin und „Spiegel“-Essayistin)
  • Folge 61
    Wahrheitsfindung zwischen Wissenschaft und Ideologie: Immer wieder wird er prophezeit, der Untergang unseres Planeten. Glaubt man den meisten Klimaexperten, so werden die Meeresspiegel dramatisch ansteigen, Landmassen gehen unter oder veröden zu Wüstengebieten, Menschen sterben an Wassermangel und Hungersnöten. Ressourcenverschwendung und die Verpestung der Umwelt nehmen allem, was lebt, die Existenzgrundlage. Ein Horrorszenario. (Text: Phoenix)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.11.2011ZDF
    Mit Prof. Dr. Gerd Ganteför (Physiker und Klimaforscher) und Frank Schätzing (Bestseller-Autor)

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