2009, Folge 480–496
Das Siebengebirge – Ein neuer Nationalpark?
Folge 480Nordrhein Westfalens ältestes Naturschutzgebiet mit seiner geografisch herausragenden Lage direkt am Rhein gegenüber der Stadt Bonn ist nicht nur Quelle früher Rheinromantik. Naturnahe Waldlebensräume und sonnenverwöhnte Felshänge im milden Rheintal machen das Siebengebirge zu einem einzigartigen Lebensraum zahlreicher wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten. Überwiegend bewaldete Berge, deren vulkanischer Ursprung die höchsten Gipfel deutlich über 400 Meter wachsen ließ, beherbergen etliche Raritäten der Tier- und Pflanzenwelt. Engagierte Biologen stellen besonders reizvolle Lebensräume vor, stimmungsvolle Bilder vermitteln eindrucksvoll den Charakter des Siebengebirges zu verschiedenen Jahreszeiten.
Mehr als siebenhundert Farn- und Blütenpflanzen, Zipp- und Zaunammer, verschiedene Spechtarten, Mauereidechsen und zahlreiche Amphibienarten sind hier zu Hause. Der Weinanbau unmittelbar am Rhein, die Ortschaften Rhönberg und Königswinter sowie die Klosterruine Heisterbach erweitern das Bild dieser traditionsreichen Kulturregion. Eine lange touristische Tradition, kulturell bedeutende Ausflugsziele wie der berühmte Drachenfels und die abwechslungsreiche Natur haben das Siebengebirge zu einer der bekanntesten Regionen Deutschlands gemacht. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit der Bevölkerung gegenüber dem Vorhaben, es zum zweiten Nationalpark Nordrhein-Westfalens zu machen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 26.07.2009 Das Erste Straubing
Folge 481Die Agnes-Bernauer-Stadt Straubing inmitten des niederbayerischen Gäubodens ist geprägt von einer vieltausendjährigen bäuerlich-bürgerlichen Kulturgeschichte. Die historischen Türme, Bürgerhäuser und gotischen Kirchen erinnern an toskanische Marktflecken. Das prächtige Herzogsschloss dokumentiert die Eigenständigkeit niederbayerischer Städte und beherbergt heute das Gäubodenmuseum mit seinem weltberühmten Römerschatz. Der Friedhof rund um die romanische Kirche St. Peter gilt als einer der stimmungsvollsten in Deutschland und bot auch der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer die letzte Ruhe – Herzog Ernst von München hatte sie 1435 wegen ihrer unglücklichen Liebe zu seinem Sohn in der Donau ertränken lassen.
Das Schicksal der Bernauerin ist unvergessen und literarisch vielfach – von Hebbel bis Orff – bearbeitet. Das Gäubodenfest wurde 1812 vom bayerischen König Maximilian I. geschaffen und ist heute nach dem Münchner Oktoberfest das zweitgrößte Volksfest Bayerns. Der Heilige Berg von Niederbayern ist der Bogenberg, vor den Toren der Stadt gelegen.
Die Wallfahrt auf diesen Berg ist eine der ältesten in Deutschland. Von den Grafen von Bogen stammt das Rautenmuster in Bayerns Wappen. Straubing hat heute ein lebendiges, zeitgenössisches Kulturleben hervorgebracht. Bildende Künstler, Fotografen und Architekten haben sich angesiedelt und bringen neues Leben in diese alte Stadt. Und auch die Wirtschaft gibt sich innovativ: Von der Baumaschinen-Produktion bis zur Skifabrikation reicht die Palette, das „Zentrum für nachwachsende Rohstoffe“ gilt als führend in ganz Europa. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 02.08.2009 Das Erste Feuchtes Dreieck – Rhein, Waal, Maas
Folge 482Im niederschlagsreichen Dreieck zwischen Rhein, Waal und Maas ist der Himmel hoch und die Landschaft grün und fruchtbar. Das Leben an den Flüssen macht die Menschen großzügig und gelassen – das gilt für Deutsche und Niederländer gleichermaßen. Wir fahren auf Rhein und Waal mit Kapitän van Laak und seinem Ausflugsdampfer vom deutschen Rees bis ins niederländische Nijmegen. Dort geht die Fahrt weiter mit einem Patrouillenboot des Schifffahrtsamtes, der Rijkswaterstaat, die schöne Maas hinauf bis nach Arcen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 09.08.2009 Das Erste Gotha – Adel, Artisten und ägyptische Schätze
Folge 483„Bilderbuch“ erzählt diesmal Geschichten über die Stadt Gotha am Rand des Thüringer Waldes. Von 1640 bis 1918 war sie Residenz des Herzogtums Sachsen-Gotha, stand aber immer im Schatten des weitaus bekannteren künstlerischen Zentrums Weimar und der heutigen Landeshauptstadt Erfurt. Dabei ist Gotha mit seinen 45.000 Einwohnern eine Stadt der Superlative – nur bekannt ist das kaum. Über Gotha thront Schloss Friedenstein, der größte frühbarocke Bau Deutschlands, umgeben vom ältesten englischen Landschaftspark des Kontinents.
Das Schloss selbst beherbergt die älteste ägyptische Sammlung Europas. In Gotha wurde das deutsche Versicherungswesen gegründet und hier befindet sich mit der Geographischen Anstalt des Verlegers Justus Perthes die Wiege der deutschen Kartografie. Weltbekannt ist der Gothaer Adelskalender, „Der Gotha“, und die herzogliche Familie ist eng verwandt mit dem englischen Königshaus. „Bilderbuch“ geht diesen Geschichten nach und trifft auf Menschen, die alte Traditionen fortführen oder ganz eigene „Superlative“ entwickeln.
Der Gothaer Experimentalforscher Dominique Görlitz baut hochseetaugliche Schilfboote und will mit seinen Seereisen beweisen, dass bereits die alten Ägypter Handelskontakte nach Amerika pflegten. Loren Heigel und Lucas May sind „Botschafter der Stadt Gotha“ und erwecken ein berühmtes mittelalterliches Gemälde, das „Gothaer Liebespaar“, zu neuem Leben. Ronald Bellstedt betreut als Naturforscher nicht nur die größte naturkundliche Sammlung Thüringens auf Schloss Friedenstein.
Er ist als „Mann, der mit den Käfern spricht“ einer der bekanntesten Entomologen Deutschlands und wir begleiten ihn bei seinen Exkursionen durch die Natur rund um Gotha. Seit 40 Jahren ansässig in der Stadt und seit über 100 Jahren auf dem Hochseil aktiv: die Familie Weisheit. Zumeist sind die Weisheits in der Welt unterwegs, denn sie zählen zu den international renommierten Hochseilartisten. In Gotha treffen wir sie in ihrer Trainingshalle.
„Bilderbuch“ entdeckt außerdem Deutschlands älteste Galopprennbahn und führt zum Leinakanal, einen bereits 1369 angelegten künstlichen Fluss, der Gotha einst mit Wasser versorgte und noch heute für die Stadt von Bedeutung ist. Im nahe gelegen Ohrdruf besuchen wir eine Werkstatt, die im 19. Jahrhundert das „fellbezogene Schaukelpferd“ erfand und noch immer herstellt. Im angrenzenden Jonastal ist „Bilderbuch“ gemeinsam mit einheimischen Historikern den unterirdischen Spuren der letzten Bastion des Dritten Reiches auf der Spur. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 16.08.2009 Das Erste Lutherstadt Wittenberg – Cranach, Kekse, Kabarett
Folge 484An Luther kommt man in Wittenberg nicht vorbei – seit den 30er Jahren trägt die 45.000 Einwohnerstadt in Sachsen-Anhalt sogar seinen Namen! Es scheint sich also alles um Luther zu drehen. Aber es gibt mehr zu entdecken als Luthers Wirkungsstätten. So finden Neugierige im Schlossmuseum die Sammlung des Berliner Kaufmanns Riemer, die hier nach dem Krieg eine Heimat bekam. Schauriges und lehrreiches präsentiert das von ihm zusammengestellte Naturalienkabinett – darunter Schrumpfköpfe und echte ägyptische Mumien. Generationen Wittenberger Schüler erinnern sich gern an ihre Besuche in dieser modernen „Naturalienkammer“. Viele dieser Schüler haben das Luther-Melanchthon-Gymnasium absolviert, die einzige Hundertwasserschule der Welt – mitten in Wittenberg.
Da sich die Jugendlichen so sehr mit ihrer Schule identifizieren, gibt es weder Vandalismus noch Aggressionen, dafür aber viel Engagement für „ihre“ einzigartige Schule. Engagement zeigt auch der der Drogerist Johannes Glaubig. Er katalogisiert und beschreibt Wittenberger Villen und er erforscht ihre Geschichten und die Geschichten ihrer Erbauer. Natürlich führt er uns auch zur Piesteritzer Werkssiedlung – einer Gründerzeitsiedlung mit sozialem Anspruch – heute denkmalgerecht saniert und ein Paradies für junge Familien. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 23.08.2009 Das Erste Danzig
Folge 485Leonard Szmaglik pirscht durch die Straßen von Danzig. Die alte Hansestadt an der Ostsee – für den 74-jährigen ehemaligen Kranführer Stoff für eine lebenslange fotografische Leidenschaft. Die Werftarbeiterstreiks, die Besuche von Günter Grass in seiner Heimatstadt, den Wiederaufbau der zerstörten Innenstadt – Szmaglik hat alles auf Film gebannt. Fast eine Million Fotos sind es mittlerweile. In zwei alten Kleiderschränken seiner Ein-Zimmer-Wohnung bewahrt er sie auf. Das Bilderbuch folgt dem alten Mann auf seine Streifzüge und dokumentiert den Wandel der ehemals deutschen Stadt, die heute als Kulturhauptstadt Polens gilt. Die nach dem Zweiten Weltkrieg zum größten Teil zerstörte Innenstadt wurde liebevoll restauriert, ein Prozess, der noch immer nicht abgeschlossen ist.
Auf einem Baugerüst in 60 Meter Höhe flickt der Denkmalpfleger der Marienkirche Tomasz Korzeniowski zerbröselte Ziegelsteine. Eine Million Ziegel hat die größte Backsteinkirche der Welt, jeder zehnte muss restauriert werden – eine Sisyphosarbeit. Doch während der Erhalt der architektonischen Kostbarkeiten Danzigs im EU-Mitgliedsland Polen langfristig gesichert ist, plagen den Fotografen Leonard Szmaglik Sorgen um sein Archiv. „Was soll aus meinen Negativen werden, wenn ich nicht mehr bin?“, fragt sich der alte Mann. Geld für eine sichere Aufbewahrung hat er nicht. Mit seiner kargen Rente kann der ehemalige Werftarbeiter nicht einmal die Reparatur seines defekten Elektroherds bezahlen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 30.08.2009 Das Erste Köln
Folge 486An Lokalpatriotismus fehlt es nicht. Wenn Kölner über den Rhein in ihre Stadt kommen, gilt nach wie vor: „Ich möcht’ zo Foss noh Kölle jonn“. Die Metropole der Jupps und Schmitz sieht sich seit rund 2000 Jahren als nördlichste Stadt Italiens: römisch, christlich, optimistisch – von Colonia über das Heilige Coellen im Mittelalter bis in die Gegenwart. Mit Blick auf den Dom wirkt alles größer, und was im gotischen Kühlschrank nicht seinen Segen bekommt, hat keinen Wert. Die kölsch-katholischen Jecken beginnen die Karnevalssession mit Narrenkappe im Dom.
Schunkeln und beten für den Erfolg der fünften Jahreszeit. Die Stadt der Kaufleute und Händler weiß: auch mit Gott muss man reden. Das innige Verhältnis zu Heiligen, Fastelovend, Kölsch und Klüngel gleicht einer Lebensversicherung. Man kennt sich und man hilft sich in dem festen Glauben, vielen Gutes zu tun und niemandem zu schaden. Die oft beschworene Toleranz gegenüber Zugewanderten hat kaufmännische Wurzeln. Wer in die Stadt kommt, mit dem lässt sich in der Regel auch ein Geschäft einfädeln.
„Drink doch ene met“. Rheinischer Humor, gepaart mit Trinkfestigkeit, sorgt für Geselligkeit und das unter dem Beistand eines Kölsch-Heiligen. Fließt unten der Alkohol, strömt von oben der Segen. Mit der Einwanderung der Heiligen Drei Könige setzte sich Köln auf die Landkarte der großen Pilgerzentren, lebt bis heute vom Tourismus und von der Attraktion des Doms, hat aber keine Hemmungen, dem Weltkulturerbe die Sicht zu nehmen.
Erst das Veto der UNESCO verhinderte geplante Hochhausprojekte. Der Ruf als Kunst- und Kulturzentrum hat schwer gelitten. Fehlplanungen bei der Sanierung der Oper, beim Neubau des Schauspielhauses und immer noch fraglich: das „Haus und Museum für jüdische Kultur“. Wie selbstverständlich muss sich das kulturelle Leben auf dauerhafte Provisorien einrichten. Wirtschaftsunternehmen erhalten dagegen einen neuen Anreiz. Mit spektakulären Kranhäusern im alten Rheinauhafen soll Köln nun das bekommen, was bisher fehlte: Großstadtflair.
Selbstverliebt und eitel taumeln die Kölner zwischen Großspurigkeit und Wankelmut – eine Bewegung wie beim Schunkeln: „Et kütt wie et kütt“ und „Et hätt noch immer jot jejange“. Bis zum Kollaps. Als im März 2009 das Historische Stadt Archiv einstürzte, weil die Stadt eine U-Bahn baut, offenbarte die Katastrophe die Kehrseite kölscher Gemütlichkeit. Trotz Millionenstadt bleibt Köln eine Kaffeebude in der Provinz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der Bau des Doms hat auch 600 Jahre gedauert. Kölle Alaaf! (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 06.09.2009 Das Erste Hohenloher Land
Folge 487„Starrsinn und Eigensinn sind eigentlich die Energie des Alters, aber wir Hohenloher werden schon so geboren“, beschreibt Molle von der Mundartband „Annaweech“ die Hohenloher Mentalität. Das „Bilderbuch: Hohenloher Land“ erzählt kleine und große Erfolgsgeschichten, die sich dank dieser Hohenloher Eigenarten entwickelt haben: rund um die Hohenloher Ebene und im Kochertal. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 13.09.2009 Das Erste Von Passau nach Linz – Sonnenglanz und Leuchtspektakel
Folge 488Quasi elektrisiert und mit prall geladenen Akkus, geben die Linzer Gas, und zwar Vollgas. Ihr stroboskopisch pulsierendes Herz liegt an der Donaulände und irrlichtert in die Nacht und in die Welt: das Ars Electronica Center, Museum der Zukunft. Die schräge Glasarchitektur in der vagen Form eines Schiffs trägt auf dem Deck einige alte Häuser im Flackerlicht von 40.000 Leuchtdioden. Eine Lichtskulptur – weltweit einzigartig. Und Passau? Das kennt man. Großer Name, bekannte Silhouette, Dreiflüssestadt am Rande von Bayern, Niederbayern. Alexander von Humboldt betitelte Passau als „eine der sieben schönsten Städte der Welt“, am Zusammenfluss von Donau und Inn gelegen: eine Stadtgestalt wie ein Schiff, das dahin treibt im großen europäischen Strom, erleuchtet vom Feuerzauber der „Donau in Flammen“.
Dagegen Linz? Bekanntlich reimt es sich auf „Provinz“. Gekocht wird Stahl, gebacken die gleichnamige Torte, gegessen wird Leberkäs mit Pizzageschmack oder Rauchfleischaroma. Von Passau aus 91 Donaukilometer stromab: Linz, die oberösterreichische Landeshauptstadt. Ihr Stigma als Lieblingsstadt Hitlers verblasst allmählich, vor allem seit Linz im Jahr 2009 „Kulturhauptstadt Europas“ wurde. Zwei Städte an der Donau – welche ist größer, welche bedeutender? Auf Kelten und Römer gehen beide zurück.
Passau, die Stadt mit dem italienischen Flair, sonnt sich im Licht der Geschichte, zeigt seine edlen Proportionen und den Reichtum der Türme im Licht des hellen Tages. Linz aber strahlt in der Nacht. Neonblau und pink: das Lentos, ein führendes Kunstmuseum. Und schillernd in allen Farben: das Ars Electronica Center. Selbst alte Nazi-Architekturen wie die Brückenkopfbauten haben Teil an der nächtlichen Farbsymphonie. „In Linz tut sich zurzeit soviel wie nie zuvor“, sagen die Einheimischen. Linz hat Lust am Progressiven. Linz hat sich gemausert. Aus einer Industriestadt ist eine Kulturstadt geworden. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.09.2009 Das Erste Aachen
Folge 489Tief im Westen beginnt das Alphabet: Aachen – davor gibt es nichts. Und dahinter geht es zu den Nachbarn in die Niederlande und nach Belgien. Die geografische Lage bestimmt die Mischung: bisschen deutsche Biederkeit, viel belgische Leichtigkeit mit französischem Touch und das total Coole der Holländer. Eine Stadt im Dreiländereck, die eigentlich „Bad Aachen“ heißt. In den heißesten Quellen nördlich der Alpen badeten schon rheumageplagte Römer. Und den steilen Aufstieg vom Militärbad „Aquae Granni“ zur Residenz Karls des Großen verdankt man nicht zuletzt seiner Vorliebe für warmes Wasser.
Karl setzte auf Baden und Beten, ließ auf römischen Thermen das karolingische Oktogon seiner Pfalzkapelle bauen. Heute der Aachener Dom, damals Lebensnerv des „Sacrum Imperium Romanum“. Krönungen an der Grabstätte des ersten deutschen Kaisers, alle haben sich auf seinem Thron niedergelassen. Aachen selbst nannte sich „Heiliger Stuhl“, und nach wie vor erklärt Carolus Magnus alles in der Stadt – von der Abstammung über das Wetter bis zum Strukturwandel. Dass er in jedem alten Pfuhl oder Weiher gebadet, auf jedem großen Feldstein gesessen, unter jeder verkrüppelten Eiche geschlafen haben soll, darüber spotteten Besucher schon im 19. Jahrhundert.
Warum soll sich das geändert haben? „Der Freude wird Raum gegeben! Fort mit Brei und dicker Milch.“ Der Urvater aller „Öcher“ hat der Stadt das Lebensgefühl in die Wiege gelegt: Genuss hat Priorität. Wo sonst wird das ganze Jahr über Weihnachtsgebäck geboten? Dass die Printen ein Grund sind, nach Aachen zu fahren, steht außer Zweifel. Sie haben alle Moden überlebt und erfinden sich doch ständig neu. Süß, schokoladenbraun, hart oder so weich wie kleine Sofakissen sorgen sie einfach für Frieden.
Frischer Wind weht von der RWTH. 40.000 Studenten erleben gerade einen Höhenflug. Die aktuelle Auszeichnung als „Exzellenz-Universität“ katapultiert die Rheinisch-Westfälische Hochschule an die Spitze der deutschen Elite-Schulen. Wer hier seinen Abschluss macht, hat gute Karten. Ob Karlspreis oder karnevalistische Ordensverleihung, die Stadt am Rande der Republik bringt sich ständig ins Gespräch. Nicht im Abseits sondern im Zentrum Westeuropas hat sich Aachen positioniert – ein Schwergewicht auf der Route Charlemagne. Optimistisch, selbstbewusst und immer die Nase vorn. Denn was der „Öcher“ verspricht, können die anderen kaum halten. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 27.09.2009 Das Erste Film von Martina MüllerBonn
Folge 490„Bonn ist mehr!“ lautet der Slogan – doch mehr als was? Mehr als früher? Früher Sitz der Bundesregierung – heute „Deutsche UNO-Stadt“. Früher diplomatisch-gediegen, heute technologisch-innovativ. Bonn ist größer als Aachen, Münster und Leverkusen; doch trotz 315.000 Einwohnern und den Insignien bedeutender Städte – Universität, Rathaus, Oper, Ministerien, internationalen Einrichtungen – diese Stadt sucht intensiver als andere nach einem Weg zurück – zurück in die Zukunft. Doch Bonns bemerkenswert modernes Gesicht, Bonns Plätze, seine Menschen und seine Geschichten kommen ohne ein geseufztes „Früher …“ kaum aus.
Das „Bilderbuch“ wandert auf dem Grat zwischen Gestern und Morgen und zeigt das Porträt einer faszinierenden Stadt. Zehn Jahre nachdem Umzug des Bundestages von Bonn nach Berlin entdecken wir das neue Gesicht der einstigen Hauptstadt. Wir treffen ehemalige Verwaltungsangestellte und prominente Bürger der Stadt, Dagebliebene und Zugezogene, besuchen Orte, an denen einst Geschichte geschrieben wurde und andere, die den Weg in die Zukunft der Stadt weisen. Und immer wieder tauchen wir ab in die Geheimnisse einer Stadt, die so viel älter ist als die deutsch-deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.10.2009 Das Erste Von Stralsund nach Greifswald
Folge 491Porträtiert werden die vorpommerschen Hansestädte Stralsund, an der fischreichen Ostsee direkt gegenüber Rügen gelegen, und Greifswald, die kleine, aber feine Universitätsstadt. Ende des 13. Jahrhunderts traten sie dem Hansebund bei und erwarben Macht und Wohlstand. Vor allem Stralsund sieht man das an: Im Jahre 2002 wurde die Altstadtinsel von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen. Für Stralsund kam die politische Wende gerade noch zur rechten Zeit. Denn viele Häuser drohten zu zerfallen. Der Restaurator Wolf-Dietrich Thormeier hat dies miterlebt.
Schon zu DDR-Zeiten setzte er sich für den Erhalt der historischen Bauten ein. Auch heute gibt es für ihn immer noch viel zu tun. Ganz besonders hat es ihm die St. Nikolai-Kirche am Alten Markt angetan. Zwischen Stralsund und Greifswald liegt die Insel Koos. Sie steht unter strengem Naturschutz und ist Rast- und Brutplatz seltener Vogelarten. Für Ronald Abraham hat sich ein Kindheitstraum erfüllt: Der Hobby-Ornithologe darf als Einziger mit seiner Familie auf der Insel wohnen.
Liebhaber von Traditionsschiffen schafften es, in Greifswald einen Museumshafen zu gründen – mit rund 40 historischen Booten eine echte Attraktion für die Hansestadt. Hinrich Meier setzte sich dafür ein, dass abgewrackte Segelschiffe wieder flott gemacht wurden. Kunststudentin Ariane Dräger wohnt mit ihrer Familie auf einem schwimmenden Oldtimer. Ein Praktikum beim Caspar-David-Friedrich-Zentrum führt Ariane Dräger auf die Spuren des berühmtesten Sohnes dieser Stadt – des gleichnamigen Malers. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.10.2009 Das Erste Bremerhaven – Stadt am Meer
Folge 492Bremerhaven ist eine Stadt im Aufbruch. Und wer sich diesen neuen Wind um die Nase wehen lassen will, der sollte sich der Stadt am Meer vom Wasser aus nähern.
Der Autor Dirk Meißner und sein Kamerateam von Radio Bremen gehen an Bord der Barkasse M.S. Dorsch, mit der Kapitän Reind Geerdes Touristen durch den Fischereihafen schippert. Geerdes ist ein Bremerhavener Original. Er hält nichts vom Schönreden. Wer bei ihm mitfährt, kann die Stadt im Umbruch entdecken, zwischen Hafenkrise und Tourismus-Attraktionen, historischem Erbe und neuen High-Tech-Industrien.
Das „Bilderbuch Bremerhaven“ zeigt all diese Facetten in einzelnen Kapiteln. Da ist zum Beispiel der Klimaforscher vom Alfred-Wegener-Institut, den das Kamera-Team in der Kältekammer besucht. In Bremerhaven lagern Bohrkerne aus dem ewigen Eis. Sie sind das Klimaarchiv der Erde.
Und wie kommt der Fisch in „Fish-Town“ auf den Tisch? Immer noch millionenfach als tiefgekühltes Fischstäbchen oder als Pracht-Exemplar fangfrisch im Traditionslokal Natusch. Sous-Chef Dieter Kulow nimmt die Zuschauer mit zum Einkaufen und zum Kochen und lässt sie gerne in seine Töpfe gucken.
Wer sich für Schiffe interessiert, sollte den Chef der Lloyd-Werft, Werner Lüken, kennenlernen, der sein Lebenswerk kurz vor dem Ruhestand für die Nachwelt sichern will. Andere Werften sind untergegangen oder durch die Wirtschaftskrise in Not geraten.
Ein maritimes Fest fürs Auge sind Bilder vom traditionellen Windjammer-Treffen Sail und vom Besuch eines der weltweit größten Kreuzfahrtschiffe, der Queen Victoria, am Bremerhavener Columbusbahnhof.
Ein Ort mit Geschichte. Denn von hier aus sind allein bis zum Ersten Weltkrieg mehr als sieben Millionen Menschen ausgewandert. Familie von Lehmden gehörte dazu und ist nun aus den USA zurück nach Bremerhaven gereist, um ihre Wurzeln zu suchen. Die Großfamilie tut dies wie viele Migranten im Deutschen Auswanderer-Museum.
Neben all diesen Menschen zeigt der Film immer wieder auch Bilder zum Schwelgen. Denn Bremerhaven, die größte Stadt an der deutschen Nordseeküste, hat eben auch viele schöne Seiten. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 01.11.2009 Das Erste Film von Dirk MeißnerLudwigsburg
Folge 493Ludwigsburg, das ist eine steingewordene Laune, eine Schöpfung aus dem Nichts, das Ergebnis eines herzoglichen Befehls. Und so schnörkellos wie ein Befehl sieht die junge Stadt auch aus: Im Gegensatz zur windschiefen Architektur des Mittelalters dominiert hier der rechte Winkel, die uniforme Fassadenfront. Nirgends gibt es Butzenscheibenromantik, kein Fachwerk weit und breit. Was nicht verwundert, ist die Stadt doch erst ab 1703 entstanden, als der großflächige barocke Baustil in Mode war. So ist aus dem geplanten kleinen Jagdschloss nach absolutistischer Manier eine gewaltige Schlossanlage geworden, die Herzog Eberhard Ludwig zum Zentrum der noch zu bauenden Stadt Ludwigsburg machte.
Als Herzog Carl Eugen an die Macht kam, konnte der sich dann ins prächtig gemachte Nest setzen und seine ausschweifenden Feste feiern – natürlich auf Kosten ausgepresster Untertanen, die angesichts von Prunk und Protz und der ausgeprägten herzoglichen Mätressenwirtschaft die Stadt nur noch „Lumpenburg“ nannten. Die Gäste des Hofes indes schwärmten vom Residenzschloss als dem „schwäbischen Versailles“. Heute ist das Schloss Museum und gehört der Öffentlichkeit. Rund eine halbe Million Besucher strömen jährlich nach Ludwigsburg, um sich im Schloss und dem Großgarten „Blühendes Barock“ zu tummeln.
Doch die Stadt hat nicht nur Rosen und Rasen zu bieten, sondern auch Bausünden. Im Barock hat sich Beton breitgemacht, und manchmal ist er sogar in den Himmel gewachsen. Auf dem Marktplatz drängt sich dem Besucher ein Hochhaus wie die Faust aufs Auge und am Residenzschloss ein Krankenhaus-Betonklotz. Was weiß Gott nicht nur in Ludwigsburg zu finden ist. Ein echtes Markenzeichen der Stadt ist inzwischen die Filmakademie Baden Württemberg geworden, die aus Ludwigsburg eine auch international anerkannte kleine Filmmetropole gemacht hat.
Seit ihrer Gründung hat die Filmtalentschmiede jede Menge Arbeitsplätze im Medienbereich nach sich gezogen, ganze Gründerzentren sind in den ehemaligen Kasernen entstanden. Die stadtbildprägenden Militärbauten sind heute sogar zu einem Aushängeschild geworden, weil es Ludwigsburg gelungen ist, sie allesamt friedlichen Zwecken zuzuführen. Nach dem Motto „Kunst statt Kanonen“ hat sich die Filmakademie in der ehemaligen Mathildenkaserne ausgebreitet, ein ganzes Kunstzentrum kann sich in der früheren Karlskaserne entfalten. Die ehemals zweitgrößte Garnisonstadt Deutschlands hat aus ihrer militärischen Vergangenheit das Beste für die Zukunft gemacht. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 08.11.2009 Das Erste Die Mosel bei Schengen
Folge 494Dieses „Bilderbuch“ vom Saarländischen Rundfunk nimmt mit dem Moselschiff Princesse Marie-Astrid Kurs auf Schengen, den derzeit wohl berühmtesten unbekannten Ort der Welt. Bei Google hat er es auf sage und schreibe 4 830 000 Einträge gebracht. Jeder hat schon von ihm gehört, ist er doch in nahezu 25 Jahren Symbol geworden für ein freizügiges Europa mit offenen Grenzen. Viel Ehre für ein 500-Seelen-Dorf, von dem aber kaum einer weiß, wo es eigentlich liegt. Nicht in Holland, wie der französische Präsident Mitterand einst vermutete, sondern in Luxemburg genau vis-à-vis vom saarländischen Moselort Perl und mitten im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck, neuerdings auch Schengener Dreieck genannt.
Eine herrliche Flusslandschaft, große Geschichte und spannender Grenzalltag. Dazu von der Sonne verwöhnte Weinlagen, Besucher fühlen sich hier entlang der Moselufer in einen großen mediterranen Garten versetzt. Und mitten auf dem Fluss kreuzt dieses elegante Fahrgastschiff namens Princesse Marie-Astrid, das nicht nur landschaftsverliebte Touristen sondern auch viel Geschichte transportiert. Auf ihrer Vorgängerin gleichen Namens wurden 1985 die ersten Schengener Verträge unterzeichnet, worauf mit bestem Moselwein vom Schengener Markusberg angestoßen wurde. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.11.2009 Das Erste Kühe, Korn und Bauergolf – Bocholt-Aalten-Dinxperlo
Folge 495Jeweils zwei Drittel der Städte Aalten (Niederlande) und Bocholt (Deutschland) werden landwirtschaftlich genutzt. Beide sind alte Ackerbürgerstädte, die über die Jahrhunderte zu Bedeutung oder Reichtum gelangt sind. Die Menschen im Westmünsterland und im Achterhoek, besonders die Bauern mit ihren Höfen, sind sich in ihrem freundlichen und zupackenden Wesen sehr ähnlich – allerdings mit landestypischen Unterschieden, die man sehr wohl bemerkt, wenn man ihnen näher kommt. Der rote Faden des Filmes ist der Tagesablauf der Bauern – beiderseits der Grenze in immer wieder schöner Landschaft. Durch den Beitrag führen der deutsche Bauer Josef Slütter mit seinen sieben Schwestern, das niederländische Weinbauernpaar Hans und Jannie Terhaar und der Milchbauer Piet de Keuper. Drumherum ein lebendiges Mosaik von Menschen und Örtlichkeiten, fröhlich im Altweibersommer. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 06.12.2009 Das Erste Winter im Bliesgau
Folge 496Die Saarpfalz und der Bliesgau im Südosten des Saarlandes gehören zu den schönsten Gegenden des Landes. Nicht nur im Frühling, Sommer oder Herbst, auch im Winter, wenn die ursprüngliche Weite und Klarheit dieser uralten Kulturlandschaft besonders zur Geltung kommen. Seit 2009 ist der Bliesgau Biosphärenregion der UNESCO, eine Art Bilderbuch-Land also, in dem Natur, Geschichte, Wirtschaft und Kultur harmonisch zusammenwirken sollen. Die ältesten Geschichten im Bliesgau erzählen von den Kelten und von ihren Festen, die dem Lauf des Jahres folgen.
Der Winter steht ganz im Zeichen des Feuers. Anfang November wird wie zu Zeiten der Kelten der Sommer verbrannt, drei Monate später rollen dann die Feuerräder ins Tal, um den Winter wieder zu vertreiben. Im Bliesgau findet dieses Spektakel auf einem Hügel statt, zu dessen Füßen einst eine Keltenfürstin pompös zu Grabe getragen wurde. Diese geheimnisvolle Keltenfürstin ist heute der Star des ‚Europäischen Kulturparks Bliesbruck – Reinheim‘, direkt auf der deutsch-französischen Grenze. Ihr Hügelgrab und ihr Goldschatz sind das Ziel zahlreicher Besucher.
Die winterliche Bilderbuchlandschaft lädt noch zu vielen weiteren Entdeckungen ein. Sei es auf dem Reiterhof, im Felsenwald oder rund um die Kirkeler Burgruine mit ihrer mittelalterlichen Burgweihnacht. Es ist auch genau die richtige Jahreszeit, um den alten Sagen nachzuspüren. Etwa in dem mysteriösen Pirminwald, benannt nach dem Heiligen Pirminius, der einst von Kloster Hornbach aus die Gegend christianisierte. Auch ‚Baumflüsterern‘, Märchenförstern, Meisterköchen, Kunstschäfern oder jazzenden Biobauern kann man im Bliesgau begegnen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.12.2009 Das Erste
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