Tief im Westen beginnt das Alphabet: Aachen – davor gibt es nichts. Und dahinter geht es zu den Nachbarn in die Niederlande und nach Belgien. Die geografische Lage bestimmt die Mischung: bisschen deutsche Biederkeit, viel belgische Leichtigkeit mit französischem Touch und das total Coole der Holländer. Eine Stadt im Dreiländereck, die eigentlich „Bad Aachen“ heißt. In den heißesten Quellen nördlich der Alpen badeten schon rheumageplagte Römer. Und den steilen Aufstieg vom Militärbad „Aquae Granni“ zur Residenz Karls des Großen verdankt man nicht zuletzt seiner Vorliebe für warmes Wasser. Karl setzte auf Baden und Beten, ließ auf römischen Thermen das karolingische Oktogon seiner Pfalzkapelle bauen. Heute der Aachener Dom, damals Lebensnerv des „Sacrum Imperium Romanum“. Krönungen an der Grabstätte des ersten deutschen Kaisers, alle haben sich auf seinem Thron niedergelassen. Aachen selbst nannte sich „Heiliger Stuhl“, und nach wie vor erklärt Carolus Magnus alles in der Stadt – von der Abstammung über das Wetter bis zum Strukturwandel. Dass er in jedem alten Pfuhl oder Weiher gebadet, auf jedem großen Feldstein gesessen, unter jeder verkrüppelten Eiche geschlafen
haben soll, darüber spotteten Besucher schon im 19. Jahrhundert. Warum soll sich das geändert haben? „Der Freude wird Raum gegeben! Fort mit Brei und dicker Milch.“ Der Urvater aller „Öcher“ hat der Stadt das Lebensgefühl in die Wiege gelegt: Genuss hat Priorität. Wo sonst wird das ganze Jahr über Weihnachtsgebäck geboten? Dass die Printen ein Grund sind, nach Aachen zu fahren, steht außer Zweifel. Sie haben alle Moden überlebt und erfinden sich doch ständig neu. Süß, schokoladenbraun, hart oder so weich wie kleine Sofakissen sorgen sie einfach für Frieden. Frischer Wind weht von der RWTH. 40.000 Studenten erleben gerade einen Höhenflug. Die aktuelle Auszeichnung als „Exzellenz-Universität“ katapultiert die Rheinisch-Westfälische Hochschule an die Spitze der deutschen Elite-Schulen. Wer hier seinen Abschluss macht, hat gute Karten. Ob Karlspreis oder karnevalistische Ordensverleihung, die Stadt am Rande der Republik bringt sich ständig ins Gespräch. Nicht im Abseits sondern im Zentrum Westeuropas hat sich Aachen positioniert – ein Schwergewicht auf der Route Charlemagne. Optimistisch, selbstbewusst und immer die Nase vorn. Denn was der „Öcher“ verspricht, können die anderen kaum halten. (Text: ARD)