2024, Folge 22–42
Frankreich: Die neue rechte Jugend / Georgien: Der große Traum von der EU
Folge 22 (52 Min.)Bild: Arte(1): Frankreich: Die neue rechte Jugend
Innerhalb von dreißig Jahren wurde die Partei von Marine Le Pen, die sich ursprünglich eher auf eine volkstümliche und ländliche Wählerschaft stützte, augenscheinlich zur wichtigsten politischen Partei der jungen Leute in Frankreich. Wie hat der Rassemblement National das geschafft? Über 10 Millionen Menschen unter 20 Jahren leben in Frankreich auf dem Land oder in Kleinstädten, in Regionen, die sich unverstanden und vergessen fühlen – ein riesiges Wählerpotential. Auf dieses periphere und ländliche Frankreich zielte der RN mit der Gründung einer eigenen Bewegung: RNJ, Rassemblement National de la Jeunesse, übersetzt: Nationale Bewegung der Jugend. Vor allem über die Sozialen Netzwerke gelang es dieser Bewegung schnell, die Sprache der jungen Menschen zu sprechen, auf ihre Sorgen und Ängste einzugehen und sich in den von ihnen bevorzugten Medien zu etablieren.
„Jordan 9 juin Bardella“ ist die erfolgreichste Verkörperung dieser Strategie. Die Wahl von Jordan Bardella zum Parteivorsitzenden lockte viele junge Leute in die Partei. In dieser Reportage treffen wir Menschen aus der Region um Saint Etienne: Tom, ein 21-jähriger Landwirt, Juliette, eine 28-jährige alleinerziehende Mutter, Cassandra, eine 17-jährige Gymnasiastin, und Adrien, ein 24-jähriger Zeitarbeiter. Alle haben beschlossen, der Partei beizutreten und sich auf ihre Weise für Jordan Bardella einzusetzen. Er hat auf TikTok, dem führenden sozialen Netzwerk der 18- bis 24-Jährigen, über eine Million Abonnenten.
(2): Georgien: Der große Traum von der EU
Viele Bürger Georgiens träumen von der EU – deshalb protestieren sie gegen ein neues Gesetz ihrer Regierung. Die Regierung der Partei „Georgischer Traum“, die von einem Oligarchen geführt wird, der in Russland ein Vermögen gemacht hat, verabschiedete dieses umstrittene Gesetz nach russischem Vorbild. Es verpflichtet NGOs dazu, ihre ausländischen Finanzquellen anzugeben. Das prorussische Regime in Tiflis beschuldigt den Westen und Europa, in Georgien Prinzipien durchsetzen zu wollen, die ihren traditionellen Werten widersprechen, das betrifft insbesondere die Anerkennung der LGBT-Community.
Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung teilt diese Auffassungen der Regierung augenscheinlich nicht, sie halten fest an ihrem Traum von der EU. Georgien ist bis heute zu gut 20 Prozent von der russischen Armee besetzt, sie wachen in den abtrünnigen Regionen Ossetien und Abchasien. Dort spielt Putin seine Macht aus, er versucht, den russischen Einfluss auszuweiten. Sein Ziel ist ein neues, viel größeres Russland, so wie damals in der UdSSR. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 01.06.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 31.05.2024 arte.tv Ukraine: Die Rechte der Witwen / Großbritannien: Zurück nach Calais
Folge 23 (52 Min.)(1): Ukraine: Die Rechte der Witwen
In Trauer um ihre an der Front gefallenen Männer kämpfen sich zehntausende Frauen durch den Alltag im Krieg. Als Kriegerwitwen steht ihnen eine hohe Entschädigung des Staates für den Verlust ihres Mannes zu. Die Regierung hat die Entschädigung für die Kriegerwitwen und ihre Familien stark angehoben, im Vergleich zu den Zahlungen für die Familien von Soldaten, die vor der russischen Offensive im Februar 2022 im Donbass getötet wurden. Das schürt mitunter den Neid und das Misstrauen bei Nachbarn und Freunden. Die Bearbeitung der Anträge auf die Entschädigungen braucht manchmal viel Zeit, das Land steckt mitten im Krieg und die nötigen Nachweise für den Tod an der Front verzögern sich gelegentlich sehr.
(2): Großbritannien: Zurück nach Calais
Wegen der Verschärfung der Migrationspolitik in England wollen viele Migranten wieder nach Frankreich zurück. In England wird das Leben für Asylsuchende immer schwieriger. Die englischen Behörden haben unter anderem gerade ein Gesetz verabschiedet, das die Abschiebung von Migranten nach Ruanda ermöglicht. Und am 1. Mai veröffentlichten sie Videos von der Verhaftung der ersten Migranten, die dorthin geschickt werden sollen. Die Abschiebungen werden wohl im Juli nächsten Jahres beginnen. Das führt dazu, dass viele Migranten erneut fliehen wollen, wieder nach Frankreich zurück, oder anderswo in Europa, wieder illegal. Die Schlepper-Mafia, die die Migranten erst an die Strände von Dover gebracht hat, organisiert nun auch die Reise zurück.
Für eine illegale Überfahrt mit einem Lastwagen verlangen sie zwischen 800 und 1.000 Euro. Aus Geldmangel versuchen einige deshalb, den Ärmelkanal in irgendwelchen kleinen Booten zu überqueren, nachts, mitten unter Fähren und Frachtern, auf einer der belebtesten Schifffahrtsrouten der Welt. Der Reporter Julien Goudichaud begleitete schon 2022 eine Gruppe von Migranten in ihrem Schlauchboot auf dem Ärmelkanal in Richtung England. Nun filmte er Menschen, die nach Calais zurückfuhren, diesmal versteckt auf einem Lastwagen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.06.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 07.06.2024 arte.tv USA: Trumps Mauer und die Folgen / USA: Babyboomer, obdachlos
Folge 24 (52 Min.)(1): USA: Trumps Mauer und die Folgen
Die illegale Migration ist wieder ein großes Thema im US-Wahlkampf und Trumps Mauer ist doch überwindbar. Seit drei Jahren schätzen die US-Behörden, dass jedes Jahr zwei Millionen Menschen illegal über die Grenze kommen. Das ist ein historischer Rekord. Manche nennen das eine Invasion und einen Beweis für das Scheitern der Regierung unter Präsident Biden. Andere sehen die Ursache dieser Krise in der zunehmenden Unsicherheit in Südamerika und dem Rest der Welt. Die Grenze wird zum Thema Nummer eins im amerikanischen Wahlkampf.
(2): USA: Babyboomer, obdachlos
Menschen ab 55 Jahren sind heute die mit am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe ohne Obdach in den USA. Peter Moya (62) chauffierte mit einem Limousinenservice Carlos Santana, Diana Ross und Halle Berry. Vickie Eichelberger (68) arbeitete 38 Jahre in der Rindermast. Dann wurden beide im Seniorenalter obdachlos und reihten sich ein in die gut 6.000 Frauen und Männer, die in Phoenix Arizona in diesen Tagen auf der Straße leben. Die Gründe? Peter Moyas Frau wurde krank, die Arztrechnungen ruinierten ihn, dann kam die Scheidung. Vickie verlor erst ihre Wohnung in Nebraska und dann ihre Papiere auf der Reise nach Arizona, sie wurde damit nicht existent für die US-Behörden. Eine kleine Lebenskrise genügt schon in den USA und auch alte Leute landen auf der Straße. Die rapide steigenden Hauspreise und Mieten werden untragbar, vor allem für alleinstehende Senioren mit kleinen Renten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 15.06.2024 arte Ukraine: Theater für Kinder im Krieg / Paris 2024, Athleten im Exil
Folge 25 (52 Min.)(1): Ukraine: Theater für Kinder im Krieg
Kinder proben ein Theaterstück in Charkiw, um den Krieg der Großen für ein paar Stunden vergessen zu können. Alles ist anders im Krieg, auch beim Theater für Kinder: Wochenlang proben die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler in einem Raum ihres Sozialzentrums, dessen Fenster mit Sandsäcken gesichert wurden, gegen die Bomben draußen – von fern hört man ihre Explosionen. Die Kinder kommen aus Familien mit Problemen, vernachlässigt von Vätern und Müttern, aus verschiedenen Gründen. Jetzt im Krieg, haben sie nicht einmal mehr die Möglichkeit, ihrer Tristesse zuhause wenigstens in der Schule zu entkommen. Die Schulen wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. Lila Bukhalova gibt ihnen Nachhilfe und leitet die Proben für ihr Theaterstück. Sie stammt aus Charkiw, in ihrer Familie wird in erster Linie Russisch gesprochen.
(2): Paris 2024, Athleten im Exil
Exilsportler treten auch bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 unter der Flagge des Flüchtlingsteams an. Mehr als 70 Leistungssportler aus zwölf Ländern erhielten ein Stipendium des Internationalen Olympischen Komitees, um sich auf ihre Qualifikation für die Spiele in Paris 2024 vorzubereiten – weit weg von ihrer Heimat, in 24 Gastländern. In Paris trainiert Zakia Khudadadi aus Afghanistan Para-Taekwondo mit ihrer Trainerin. Zakia wurde mit nur einem Arm geboren, sie ist ein Symbol der Hoffnung für Millionen afghanischer Frauen, denen das Taliban-Regime jede Freiheit nahm. In Lausanne übt die Sportschützin Luna Solomon aus Eritrea mit ihrem Gewehr.
Luna verließ ihr Heimatland, um der jahrelangen Wehrpflicht dort zu entgehen. In Berlin trainiert Kasra Mehdipournejad, ein iranischer Taekwondo-Kämpfer, gemeinsam mit seiner Frau, sie war auch Mitglied der iranischen Taekwondo-Nationalmannschaft. Sie alle sind politische Flüchtlinge. Alle streben danach, ihren gemeinsamen Traum zu erreichen: die Teilnahme an den Olympischen oder Paralympischen Spielen in Paris, dem prestigeträchtigsten Sportereignis der Welt, unter der Flagge der Flüchtlinge, als Botschafter der Hoffnung und des Widerstands. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.06.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 21.06.2024 arte.tv Nigeria: Immer mehr Entführungen / Jemen: Die Wut der Huthi
Folge 26 (52 Min.)(1): Nigeria: Immer mehr Entführungen
In Nigeria entführen Banden in Massen Frauen, Männer und Kinder, um von deren Familien Lösegeld zu erpressen. Am 7. März 2024 wurden in der Kleinstadt Kuriga 137 Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren entführt, während sie in der Schule waren. Massenentführungen wie diese häufen sich in den letzten Jahren in Nigeria. Nach dem Vorbild der Boko-Haram-Dschihadisten, die 2014 300 junge Frauen aus Chibok entführt hatten, haben heute bewaffnete Banden die Entführung übernommen. Sie werden immer zahlreicher und sind immer besser bewaffnet.
Auf ihren Motorrädern verbreiten sie Angst und Schrecken vor allem auf dem Land, wo sich die Menschen von ihrer Regierung vergessen fühlen. Getrieben von Armut und ethnisch-religiösen Konflikten entführen diese kriminellen Banden unterschiedlicher Herkunft reihenweise Menschen und fordern oft Tausende Euro Lösegeld, obwohl über die Hälfte der nigerianischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Angesichts des neuen Terrors sind bereits mehr als 2 Millionen Menschen geflohen.
(2): Jemen: Die Wut der Huthi
Im Jemen mobilisieren die Huthi massiv mit „antiimperialistischer“ Propaganda gegen Israel und den Westen. Die neue von oben verordnete Solidarität der Huthi ist mehr als eine kurze Staatsaffäre, sie wurde zur wichtigsten Politik einer Bewegung. Sie profitiert von den großen Emotionen, die der jüngste Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hervorgerufen hat. In diesem Krieg auch um die Bilder stützen sich die Huthi und ihre Partei Ansar Allah auf junge und ehrgeizige Influencer. Charles Emptaz und Samuel Gratacap folgten Sultan el Sadeh und Malik el Madani, zwei regierungsnahen Unterstützern der palästinensischen Sache. Jeden Tag versorgen sie die sozialen Netzwerke mit Videos und Tweets, um die Huthi und die neue Front im Roten Meer gegen alle Schiffe zu unterstützen, die in irgendeiner Weise mit Israel verbunden sind.
Die Reportage zeigt die Kriegsbeute des Regimes, die „Galaxy Leader“, das Schiff eines israelischen Reeders, das von den Huthi gekapert wurde und nun als schwimmendes Schaufenster ihrer Propaganda dient. Immer freitags auf dem Sabeen-Platz rufen die Anhänger der Partei im Chor den Slogan „ Tod Amerika, Tod Israel, Fluch den Juden „. Diese Doktrin wurde im äußersten Norden des Jemen, der Hochburg der Huthi, in dem Dorf Maran nahe der saudi-arabischen Grenze entwickelt. Die religiöse Bewegung behauptet, dass die Vereinigten Staaten, Israel und die Juden sich gemeinsam gegen die Muslime verbündet hätten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.06.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 28.06.2024 arte.tv Indonesien: Jakarta wird ertrinken / Guatemala: Die Wächter des Regenwaldes
Folge 27 (52 Min.)(1) Indonesien: Jakarta wird ertrinken
Jakarta geht bald unter, deshalb verlegt Indonesien seine Hauptstadt 2.000 Kilometer weiter auf die Insel Borneo. Da die Menschen in Jakarta schon heute bei jeder Flut mit den Füßen im Wasser stehen, hat sich die indonesische Regierung unter Präsident Joko Widodo für einen großen Umzug entschieden und baute 2.000 Kilometer entfernt, mitten im Dschungel der Insel Borneo, eine neue Hauptstadt: Nusantara soll eine Waldstadt sein, eine grüne Metropole ohne Verkehrsstaus, in der die Menschen sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Seit gut zwei Jahren bauen 27.000 Arbeiter dort Tag und Nacht. Seit dem Bau von Brasilia in Brasilien hat die Welt so ein Projekt nicht mehr gesehen: Eine ganze Stadt umziehen zu lassen und mitten im Nirgendwo mit modernster Technologie eine Stadt aus dem Boden zu stampfen. Natürlich provoziert das Megaprojekt auch Kritik von vielen Seiten. Umweltschützer etwa fürchten, dass die neue Hauptstadt das grüne Paradies Borneo bedroht.
(2) Guatemala: Die Wächter des Regenwaldes
In Guatemala schützen sogenannte Waldgemeinschaften aktiv den Maya-Regenwald, indem sie ihn nachhaltig nutzen. Die Waldgemeinschaften haben von der guatemaltekischen Regierung das Recht erhalten, den alten Wald der Maya als ihreLebensgrundlage zu nutzen, solange sie dies auf nachhaltige Weise tun. Ein Vertrag, der beiden Seiten nützt, denn die Erhaltung dieser Gebiete kostet den Staat nichts und Landwirte können von der nachhaltigen Waldwirtschaft gut leben. „Community Forestry“ nennt sich die Idee, dass die Menschen, die vom Wald leben, ihn auch besser schützen. Es funktioniert: In den Konzessionen im Maya-Gebiet liegt die Entwaldungsrate seit 20 Jahren bei fast null. Keine intensiven Abholzungen, systematische Wiederaufforstung, Brandvermeidung, Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit: Das Modell weckt das Interesse zahlreicher Wissenschaftler und die Hoffnung auf die Rettung der Lunge der Erde. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.08.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 23.08.2024 arte.tv Guantanamo: Noch nicht geschlossen / Gabun: Vom Leben der Waldelefanten
Folge 28 (52 Min.)(1) Guantanamo: Noch nicht geschlossen
Guantanamo solle man lieber vergessen: Dies scheint eine aktuelle Strategie Washingtons zu sein. Auf ihrem Militärstützpunkt mit Gefängnis auf Kuba verhörten sie die Verdächtigen der Anschläge vom 11. September, auf der Grundlage von Gesetzen, die auf US-amerikanischem Boden nicht gelten dürfen: Zeugenaussagen über die monatelange Folter, die alle Gefangenen erleiden mussten, werden unter Verschluss gehalten. Während die Regierung der Presse noch vor einigen Jahren einen offenen Zugang zum Stützpunkt gewährte, mit der Möglichkeit, innerhalb des Gefängnisses zu filmen und Soldaten und Offiziere zu interviewen, ist es heute nahezu unmöglich, dort journalistisch zu arbeiten. Sowohl der Zugang als auch die Möglichkeiten zum Filmen sind heutzutage sehr begrenzt.
(2) Gabun: Vom Leben der Waldelefanten
In Gabun erforschen Wissenschaftler die Herden von Waldelefanten, auch um sie gegen Wilderer zu verteidigen. Der Waldelefant unterscheidet sich deutlich vom Savannenelefanten, seine Art wurde allerdings erst 2021 von der IUCN, der „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ offiziell anerkannt. Waldelefanten gelten als wahre Gärtner der Wälder des Kongobeckens und seines Ökosystems. Trotz aller Schutzmaßnahmen haben Wilderer ihre Zahl von mehreren Millionen auf weniger als 150.000 Tiere dezimiert, deshalb stehen sie ganz oben auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
In Gabun beobachten und begleiten Wissenschaftler die Elefantenherden, um ihr Leben und Überleben zu erforschen. In enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung analysieren sie ihre DNA und sie legen ihnen GPS-Halsbändern um, damit sie ihre Wege durch den Regenwald nachvollziehen können. Ihre Forschungsdaten helfen auch den Gerichten, wenn es darum geht, Beweise für die Anklagen gegen Wilderer vorzulegen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 31.08.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 30.08.2024 arte.tv Yeonpyong: Zu nahe an Nordkorea / Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen?
Folge 29 (52 Min.)(1) Yeonpyeong: Zu nahe an Nordkorea
Auf Südkoreas Inseln leben die Menschen vor allem vom Fischfang und das in einem streng bewachten Grenzgebiet. Jeder lokale Trawler muss sich während der Ausfahrt mit den südkoreanischen Militärschiffen absprechen, die die Grenze zu Nordkorea sichern sollen. In den letzten Jahren aber kommen auch immer mehr Touristen vom Festland auf die Inseln, um die Folgen der Spannungen an der Grenze zu besichtigen: Sie besuchen die bombardierten Viertel und sehen dort die Bunker, die Beobachtungstürme und die Patrouillen der Soldaten. Hinter den Kulissen dieser Spannungen leben viele Menschen auf den Inseln noch immer mit Wunden, die älter sind als die jüngsten Bombardierungen.
Nordkorea ließ in den 60er und 70er Jahren südkoreanische Fischer entführen und schickte sie erst nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Heimat. Die Rückkehrer galten dann vielen Südkoreanern als Verräter – ein Stigma, das ihre Familien bis heute tragen und für das sie erst heute wagen, Wiedergutmachung zu fordern. Auch in der Hoffnung auf einen Frieden, der aber jeden Tag weiter in die Ferne zu rücken scheint.
(2) Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen?
Die Ausgrabungen in der mittelalterlichen Stadt Ani verschärfen die Spannungen zwischen Türken und Armeniern. Im Sommer 2024 begann die türkische Regierung mit neuen Ausgrabungen in den Ruinen der Stadt aus dem 10. Jahrhundert, die einst von christlichen Armeniern gebaut wurde. Eigentlich könnte die Restaurierung Anis, seit 2016 UNESCO-Weltkulturerbe, eine Brücke schlagen zwischen den beiden Ländern und dazu beitragen, die angespannte Lage zu normalisieren. Aber danach sieht es gerade nicht aus. Denn die Regierung unter Präsident Erdogan erklärte, in den Ruinen von Ani angeblich die erste anatolische Moschee gefunden zu haben.
Die Armenier verurteilen die Islamisierung der armenischen religiösen Stätten durch Präsident Erdogan scharf. Ein Architekt an der Ausgrabungsstätte redet klar von einer Lüge der Regierung Erdogans aus religionspolitischen Gründen. Eine Verständigung zwischen Türken und Armeniern erscheint schwierig, auch vor dem Hintergrund der Verurteilung von Osman Kavala zu lebenslanger Haft.
Er setzte sich immer ein für den Dialog zwischen der Türkei und Armenien, ist auch Sponsor einer mobilen App für die Stätte von Ani. Osman Kavala hat sich Präsident Erdogan zum Feind gemacht, weil er ihn offen für seine Politik kritisierte. In einem Punkt scheinen sich Türken und Armenier immerhin einig: Eine Mehrheit ist für die Öffnung seit 1993 geschlossenen Landesgrenze. Doch die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien sind eisig. Und der Konflikt um Bergkarabach hat die Lage noch verschlimmert. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.09.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.09.2024 arte.tv Hongkong: Demokratie im Sterben / Sudan: Der vergessene Krieg
Folge 30 (52 Min.)(1) Hongkong: Demokratie im Sterben
In Hongkong verdrängt Chinas KP allmählich jede Rechtsstaatlichkeit und Freiheit der Bürgerinnen und Bürger. Die Zivilgesellschaft wirkt wie gelähmt seit der Einführung eines Gesetzes über die nationale Sicherheit. Peking hat alles im Griff: Politische Gegner sitzen im Gefängnis oder flohen ins Exil, die Medien wurden zum Schweigen gebracht und in der Schule wird die Geschichte umgeschrieben, um die junge Generation zu indoktrinieren und zu „Patrioten“ zu erziehen. Von Hongkong bis nach London, wo Regimegegner Zuflucht fanden, hat das Team von ARTE Reportage Menschen getroffen, die still unter dem Joch Pekings leiden und einige, die es noch immer wagen, die Mächtigen Chinas herauszufordern.
(2) Sudan: Der vergessene Krieg
Der Bruderkonflikt im Sudan zwischen der Armee und den Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) forderte bereits Zehntausende Opfer und zwang fast 10 Millionen Zivilisten zur Flucht. Nur wenig bekannt ist der Weltöffentlichkeit, was dort im Verborgenen geschieht: Massenvergewaltigungen, brutale Ausschreitungen, ethnische Säuberungen, und über all dem droht eine große Hungersnot. In Omdurman, einer Stadt in der Nähe von Khartum, die noch immer von den SRF-Milizen beherrscht wird, leben die Sudanesen nah an der Front. Die Bewohner kehren allmählich in die von der Armee befreiten Viertel zurück, mitten in ein Chaos, dass der Resilienz der Menschen alles abfordert. Sie kämpfen weiter ums Überleben und ihre Zukunft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.09.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 13.09.2024 arte.tv USA: Keine Abtreibung nach Missbrauch / Ukraine: Bauern im Widerstand
Folge 31 (52 Min.)(1) USA: Keine Abtreibung nach Missbrauch
Nach einer Vergewaltigung schwanger, Abtreibung verboten: Das harte Schicksal von 64.565 Amerikanerinnen. Niemand weiß bis heute, wie viele Kinder unter solchen Umständen geboren wurden. Das Recht auf Abtreibung spaltet die USA immer noch. Es ist eines der Themen, die im Mittelpunkt der Kampagne der demokratischen Kandidatin Kamala Harris stehen. Die Reportage erzählt von den zwei Fraktionen Amerikas, die sich gegenseitig bekämpfen und das Recht auf Abtreibung zu einem der Hauptthemen der Präsidentschaftswahlen machen. Zu Wort kommen eine Frau, die gegen ihren Willen Mutter wurde, Ärzte in einer noch praktizierenden Abtreibungsklinik und Anti-Abtreibungs-Aktivisten.
(2) Ukraine: Bauern im Widerstand
Die Bauern in Odessa, Mykolajiw und Cherson stehen vor großen Herausforderungen. Sie besitzen riesige Getreidefelder mit fruchtbaren Böden, die das Land reich gemacht haben und die ein wichtiges Thema bei einer künftigen Integration der Ukraine in die EU sein werden. Doch noch immer bedrohen russische Drohnenflüge die Ernten und noch sind viele Minen nicht geräumt, die russische Soldaten beim Angriff im Jahr 2022 auf Wegen und Äckern verlegten. Dabei sabotierten sie auch die ausgeklügelten Bewässerungssysteme, was zur Folge hat, dass bis heute viele Felder trocken liegen. Der Hafen von Mykolajiw wird noch immer von Russlands Artillerie blockiert. Für den Export fordert die ukrainische Wirtschaft dringend, jetzt den Hafen von Odessa besser zu sichern. Ein großes Problem ist auch der zunehmende Mangel an Arbeitskräften. Viele Fachkräfte kämpfen an den Fronten, andere könnten jederzeit eingezogen werden. Nun werden Frauen für die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft mobilisiert. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.09.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 20.09.2024 arte.tv Libanon: Der Krieg ohne Namen / Gaza: Ein Jahr überleben / Kenia: Die Mücken schlagen zurück
Folge 32 (52 Min.)(1) Libanon: Der Krieg ohne Namen
Mit dem Angriff der Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza im Oktober 2023 wurden auch die Häuser, Felder und Olivenhaine an der Grenze des Libanon zu Israel allmählich unbewohnbar: Die täglichen Feuergefechte zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee verwandelten die Dörfer in „Niemandsland“. Die Familien wurden zur Sicherheit „vorübergehend“ umgesiedelt. Seitdem leben 260 Menschen in dem alten und heruntergekommenen Hotel Montana: Das Mädchen Narjess träumt davon, wieder zur Schule zu gehen; der Automechaniker Mahmoud versucht, das Hotel am Laufen zu halten; Ali, ein junger Bodybuilder, bereitet sich auf den Krieg vor; Manahel, eine Witwe, träumt von ihren Bougainvillea-Bäumen. Sie alle erzählen von ihrem erzwungenen Exil.
(2) Gaza: Ein Jahr überleben
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel, der den neuen Krieg gegen die Hamas in Gaza auslöste, schrieb Rami Abou Jamous Tag für Tag, wie er mit seiner Familie überlebte. Sein Sohn Walid war da gerade zweieinhalb Jahre alt. Für ihn baut Rami täglich eine Gegenwelt: Wie in Roberto Benignis Film „Das Leben ist schön“ dichtet er die Schrecken des Kriegsalltags zu Geschichten um. Reporterin Nathalie Georges traf Rami im Jahr 2022 in Gaza und hielt seitdem den Kontakt. Mit Hilfe von Ramis „Gaza. Leben“ erzählt sie nun seine Geschichte des letzten Jahres: Zwölf Monate Krieg und Vertreibung in Gaza.
(3) Kenia: Die Mücken schlagen zurück
Die Malaria-Mücken lernten in den letzten Jahrzehnten augenscheinlich die Schutzbarrieren der Menschen gegen sie zu überwinden: Sie wurden resistent gegen herkömmliche Insektizide, sie passten sich den neuen Klima- und Umweltbedingungen an und sie stechen nun auch tagsüber, wenn die Menschen sie mit Moskitonetzen nur schwer abwehren können. Eine neue Mücke aus Südasien, die Anopheles stephensi, alarmiert die Experten. Sie trägt die beiden tödlichsten Stämme von Parasiten in sich. Die besonders widerstandsfähige und invasive Art, seit einigen Jahren in Dschibuti und Äthiopien heimisch, besiedelt nun auch Gebiete, in denen die Malaria bislang ausgerottet war. Sie wurde nun im Norden Kenias entdeckt und bedroht dort Menschen, die nie zuvor mit der Malaria konfrontiert waren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.09.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 27.09.2024 arte.tv Israel: Gedenken an den 7. Oktober / Westjordanland: Operation „Sommerlager“
Folge 33 (52 Min.)(1) Israel: Gedenken an den 7. Oktober
Nach den Massakern vom 7. Oktober bemühen sich viele Israelis, die Schrecken dieses Tages zu dokumentieren. Wie können möglichst alle Fakten erfasst und Zeugenaussagen gesammelt werden? Was geschieht mit den verlassenen Orten nach dem Überfall? Welche Lehren sind aus all dem zu ziehen? Wie beim Holocaust stellt sich die Frage nach der Erinnerung an das, was damals geschah. Überall im Land engagieren sich Menschen für diese Erinnerungsarbeit. Die Reportage berichtet, wie sich das kollektive Bewusstsein der israelischen Bürgerinnen und Bürger seit dem 7. Oktober verändert hat und fragt, woher die relative Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit in Israel kommt, gegenüber den Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung in Gaza.
(2) Westjordanland: Operation „Sommerlager“
Im Westjordanland liegen 19 Lager, in denen palästinensische Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben. Sie gelten als die Drehscheiben des bewaffneten palästinensischen Widerstands und damit als die letzten Quadratkilometer im besetzten Westjordanland, die Israel nicht kontrolliert. Die israelische Armee führte seit Ende August jeweils mehrere Tage lang Razzien in den Flüchtlingslagern durch. Dabei wendeten die Soldaten Techniken und Strategien an, die sie bereits im Krieg gegen die Hamas in Gaza praktizierten: Lager und Krankenhäuser werden umzingelt, sie rufen die Bewohner zur Evakuierung auf, Wasser und Strom werden gesperrt, es folgen Razzien und auch Angriffe aus der Luft. Sophie Nivelle-Cardinale filmte die Razzia im Lager Noor Shams in Tulkarem an der Seite von Helfern und palästinensischen Zivilisten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.10.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 03.10.2024 arte.tv Irak: Das Land verdurstet / Indien: Leben über 50 Grad
Folge 34 (52 Min.)(1): Irak: Das Land verdurstet
Die Sümpfe Mesopotamiens im Irak vertrocknen aufgrund des Wassermangels. Jassim Al Asadi kämpft darum, die Katastrophe abzuwenden. Er will ein Ökosystem retten, das einst zu den reichsten der Welt gehörte und von dem die Menschen gut leben konnten. Im vergangenen Jahr wurde er entführt, gefangen gehalten und mehrere Tage lang gefoltert. Im Irak sind Drohungen gegen Umweltaktivisten an der Tagesordnung. Deshalb flohen schon viele von ihnen ins Ausland, aber Jassim beschloss, seinen Kampf fortzusetzen, koste es, was es wolle. Ihm zur Seite steht eine neue Generation junger Aktivisten, die sich nicht mit der angekündigten Katastrophe abfinden will. Gemeinsam kämpfen sie für den Erhalt eines Erbes und das Ideal von einem anderen Irak.
(2): Indien: Leben über 50 Grad
Im Jahr 2024 litt Indien unter der längsten Hitzewelle seit Menschengedenken. Das Thermometer stieg auf über 50 Grad in der Hauptstadt Neu-Delhi und auf bis zu 56 Grad in Nagpur im Westen des Landes. In den nördlichen Ebenen, die regelmäßig von verheerenden heißen Staubstürmen heimgesucht werden, müssen die Bauern mit ansehen, wie ihre Tiere verdursten oder in der Hitze einfach kollabieren. Im Westen, im Bundesstaat Gujarat, wo die Quecksilbersäule regelmäßig Höchstwerte erreicht, streichen die Bewohner der Armenviertel die Dächer ihrer Häuser jetzt weiß, um die Hitze abzuwehren.
In diesem Jahr starben Hunderte Menschen an Hitzestress, und ein Krankenhaus in Neu-Delhi öffnete eine Notfallstation für Hitzekranke. „Indien brennt“, alarmiert Chandra Bhushan, einer der führenden indischen Umweltexperten, während die NASA schätzt, dass einige Regionen Indiens bis 2050 unbewohnbar werden könnten. Mit 18% der Weltbevölkerung, aber nur 4% ihrer Wasserressourcen, steht Indien unter akutem Wasserstress. Laut Regierungsdaten leiden mehr als 800 Millionen Menschen im Land unter Wassermangel. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.10.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 11.10.2024 arte.tv Libanon: Der Feuersturm / Israel: Radikal im Namen der Tora
Folge 35 (52 Min.)(1) Israel: Die radikale religiöse Jugend
Religiöse Ultranationalisten träumen von einem Groß-Israel, aus dem sie die Palästinenser vertreiben wollen. Yekutiel Epstein ist ein 17-jähriger Israeli. Er bekennt sich zur Denkschule von Rabbi Meir Kahane, einem radikalen Israeli-Amerikaner, dessen Kach-Partei damals in den 1990er Jahren in Israel wegen ihres Rassismus verboten wurde. Lange Zeit waren seine Ideen eine Randerscheinung, doch heute, mehr als 30 Jahre nach seinem Tod, gewinnen sie wieder an Bedeutung. Vor Ort, in den sozialen Netzwerken und sogar im israelischen Parlament drängen Yekutiel Epstein und seine rechtsextremen Verbündeten darauf, die israelische Souveränität über alle besetzten Gebiete auszudehnen und die Palästinenser aus ihnen zu vertreiben.
Die israelische Gesellschaft ist nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober noch immer tief verletzt und tief gespalten. Yekutiel Epstein lebt im Westjordanland, dort geht er noch zur Schule und er träumt davon, dort oder am Rand des Gazastreifens bald eine neue Siedlung zu bauen – angetrieben von seiner Religion, die nationalistische Interessen mit Gewalt durchsetzen will.
(2) Libanon: Der Feuersturm
Täglich treffen Dutzende Raketen die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die Zivilbevölkerung gerät damit auch ins Visier der israelischen Luftwaffe, ihr bleibt nichts anderes übrig als zu fliehen. Feuerwehr und Retter sind pausenlos unterwegs, um zu löschen und um Verletzte und Tote aus den Trümmern zu bergen – unter Einsatz ihres Lebens, bis zur totalen Erschöpfung. Israelische Drohnen verfolgen die Hisbollah-Kämpfer bis in die Krankenwagen, Gesundheitszentren und Krankenhäuser. Die ARTE-Reporter Sylvain Lepetit und Wissam Charaf filmten die Arbeit der Feuerwehrleute von Beirut in den verwüsteten südlichen Vororten von Beirut, sie begleiteten die Ärzte und Helfer, die die Verletzten versorgen. Und sie erzählen vom Leid der Zivilbevölkerung, die in diesem Krieg an vorderster Front lebt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.10.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 18.10.2024 arte.tv Bangladesch: Die Revolte der Generation Z / Bolivien: Verfluchtes Gold
Folge 36 (52 Min.)(1) Bolivien: Verfluchtes Gold
Der Goldrausch in Bolivien bedroht die indigenen Völker und das Gleichgewicht der Natur im Amazonas-Regenwald. Die Goldgräber nutzen Quecksilber, um das Gold aus Erde und Gestein zu lösen, damit vergiften sie die Flüsse, von denen die indigenen Völker abhängig sind, um sich zu ernähren, insbesondere Fische sind ihre Hauptnahrungsquelle. Der Nationalpark Madidi nördlich von La Paz ist stark gefährdet. Dieses Schutzgebiet, eines der größten der Welt mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt, ist die Heimat von 31 indigenen Gemeinschaften, die auf ihrem angestammten Land leben. Steigende Goldpreise und die bergbaufreundliche Politik in Bolivien lockten immer mehr, oftmals illegale Minenbetreiber an. Sie gefährden nicht nur das einzigartige Ökosystem des Parks, sondern auch die lokale Bevölkerung. Jüngste Studien zeigen, dass die Quecksilberbelastung in den indigenen Gemeinschaften siebenmal höher ist als die zulässigen Grenzwerte – ihre Gesundheit ist ernsthaft gefährdet.
(2) Bangladesch: Die Revolte der Generation Z
Sheikh Hasina hatte in den ersten Tagen ihrer Regierung noch viele neue Hoffnungen ihrer Bürgerinnen und Bürger geweckt, indem sie die Wirtschaft liberalisierte und Millionen Menschen aus der Armut befreite. Die „eiserne Lady“ aber wurde allmählich zu autoritär, sie schuf einen Personenkult um ihren Vater Sheikh Mujibur, den Vater der Unabhängigkeit. Und dann trieb sie alle politischen Gegner, Journalisten und Künstler, die die Regierung kritisierten, aus dem Land. Sie rechnete nicht mit dem Widerstand der Studierenden der Universität Dhaka. Die „Generation Z“ demonstrierte zunächst gegen eine Reform des öffentlichen Dienstes, bei der ein Drittel der Stellen für die Familien der regierungsnahen Kämpfer des Unabhängigkeitskrieges reserviert werden sollte.
Das neue Quotengesetz war für die jungen Leute das Symbol für die Korruption und die Vetternwirtschaft des Regimes. Sie blockierten deshalb die Universitäten und Sheikh Hasina schlug hart zu: Die Bilder von Polizisten, die aus nächster Nähe auf junge Menschen schießen, empörten die Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land. Fast 1.000 Studierende starben, doch die Proteste gingen weiter. Sheikh Hasina wurde schließlich von der Armee fallen gelassen und musste fliehen. In der Reportage kommen Verantwortliche in der Regierung sowie Opfer des Regimes der ehemaligen Premierministerin zu Wort. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.10.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 25.10.2024 arte.tv US-Wahlen: Wen wählt die Gen Z? / USA: San Francisco auf Fentanyl / Kosovo: Ihr Traum von Amerika
Folge 37 (52 Min.)(1) US-Wahlen: Wen wählt die Gen Z?
Die Stimmen der Generation Z in Michigan, einem Schlüsselstaat, können entscheidend für die Wahlen in den USA sein. Will Gregory, ein junger Afroamerikaner aus Detroit, bereitet sich darauf vor, Donald Trump zu wählen. Auch Lilly Youssef, eine arabisch-amerikanische Studentin will Kamala Harris den Rücken kehren, weil sie ihr den Krieg in Gaza und ihre Unterstützung für Israel nicht verzeihen kann. Der 20-jährige Viviano Anastassi hingegen ist ein junger Demokrat an der Universität von Michigan. Er führt diesen Wahlkampf für „Kamalove“ als ob sein Leben davon abhinge.
(2) USA: San Francisco auf Fentanyl
Mitten in San Francisco lebt Angie, eine von vielen Drogensüchtigen, obdachlos in einem elenden Sperrgebiet. Fentanyl ist ein billiges und sehr schnell süchtig machenden Opioid, das Amerika in wenigen Jahren überschwemmte. Ursprünglich entwickelt als Schmerzmittel ist es fünfzigmal stärker als Heroin – und als Droge verheerend: In San Francisco sterben daran mehr als zwei Menschen pro Tag, in den ganzen USA zählen sie 75.000 Todesfälle pro Jahr. Die Reportage begleitet Angie und ihren „Schutzengel“, einen der wenigen Menschen, die den Süchtigen wirklich helfen wollen, und zeigt den Alltag in diesem Viertel San Franciscos, das in den letzten Monaten zum Sperrgebiet für Drogenabhängige wurde – mitten im Wahlkampf in den USA, in dem auch die Opioid- und Obdachlosenkrise Thema ist.
(3) Kosovo: Ihr Traum von Amerika
In der Republik Kosovo sind die Albaner überzeugt davon, dass sie ihre Freiheit vor allem den USA verdanken. Das Balkanland, das früher zu Jugoslawien gehörte, erlangte seine Unabhängigkeit 2008 nach einem langen Prozess der Loslösung von Serbien. 1999 hatte die NATO auf Beschluss von US-Präsident Bill Clinton militärisch interveniert. 25 Jahre später sind die Kosovo-Albaner, die überwältigende Mehrheit in dem 1,6 Millionen Einwohner zählenden Land, den USA immer noch sehr dankbar. Sie gelten ihnen als Befreier und Wohltäter. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 02.11.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 01.11.2024 arte.tv USA: Mitten unter Trump Fans / China: Jugend unter Xi Jinping / DR Kongo: Die Mpox-Epidemie
Folge 38 (52 Min.)(1) USA: Mitten unter Trump Fans
In Richmond, der Hochburg der Trump-Anhänger, gilt Kamala Harris als gefährliche Kommunistin, als innerer Feind, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Sie sind nach wie vor davon überzeugt, dass ihrem Champion der Sieg im Jahr 2020 gestohlen wurde. Die Reportage zeigt die überzeugten Fans von Donald Trump und begleitete sie nicht nur am Abend der Wahl, sondern auch Tage davor und noch danach …
(2) China: Jugend unter Xi Jinping
China sieht sich mit einer stagnierenden Wirtschaft und Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert. Xi Jinping aber lässt lieber die Statistiken zensieren und die Berichterstattung über die Krise unterdrücken. Die Jugend solle jetzt eben lernen, Bitterkeit zu ertragen, so wie der Staatschef selbst, der während der Kulturrevolution unter Mao gegen Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre auf dem Land schuften und hungern musste. Und was machen die jungen Leute, wenn sie nach einem teuren Studium an einer Eliteuni keinen Job finden? Manche praktizieren „tang ping“ (sich flach hinlegen) und „bai lan“ (es einfach laufen lassen) als eine stille Form des Protests gegen den ständigen Leistungsdruck und die Erwartungen der Gesellschaft. Viele junge Menschen ziehen sich aus der urbanen Leistungsgesellschaft zurück und suchen nach alternativen Lebenswegen auf dem Land oder als sogenannte „bezahlte Kinder“ bei ihren Eltern.
(3) DR Kongo: Die Mpox-Epidemie
Seit Anfang des Jahres steckten sich über 30.000 Menschen mit Mpox an, 1.000 starben daran. Angesichts dessen rief die Weltgesundheitsorganisation ihre höchste internationale Alarmstufe aus. Die Provinz Nord-Kivu im Osten des Landes mit ihrer Hauptstadt Goma liegt nahe der Grenze zu Ruanda, Burundi und Uganda. Diese Region ist mit am stärksten von der Epidemie betroffen. Das Virus breitet sich schnell innerhalb von Familien oder unter Kindern in der Schule aus. Die Epidemie kommt zu einer Zeit, in der diese von Konflikten zwischen den Ethnien geplagte Region auch noch einen massiven Zustrom von Vertriebenen verkraften muss. Ihre katastrophalen Lebensbedingungen verschärfen die Gefahr, an Mpox zu erkranken. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 09.11.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 08.11.2024 arte.tv Argentinien: Im Namen der Wahrheit / Bhutan: Gefahr im grünen Königreich
Folge 39 (52 Min.)(1) Argentinien: Im Namen der Wahrheit
In Argentinien ist eine einzigartige Bewegung entstanden: Kinder von Folterern während der Militärdiktatur stehen gemeinsam mit den Opfern auf, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie wollen das Schweigen brechen und prangern die Verbrechen ihrer Väter während der Jahre der Militärdiktatur an. Und das gegen den Willen der Regierung unter dem Rechtspopulisten Javier Milei, der die Täter von damals entlasten will und die Zahl der Opfer von damals öffentlich anzweifelt. Analía Kalinec gründete die Bewegung Historias Desobedientes, „die Ungehorsamen der Geschichte“, um an der Seite der Opfer der Diktatur zu kämpfen. Als Tochter eines ehemaligen Polizisten, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde, will Analía die individuelle Verantwortung der Täter aufdecken.
Analías Weg kreuzt sich mit dem von Ana María Careaga, die im Alter von 16 Jahren entführt wurde, als sie schwanger war. Sie wurde vier Monate lang von den Schergen des Regimes gefoltert. Unter ihren Folterern war auch der Vater von Analía Kalinec. Vereint in der Erinnerung an die Schrecken wollen die beiden Frauen die historische Wahrheit bewahren, um zu verhindern, dass sich die Gräueltaten der Vergangenheit eines Tages wiederholen. Tatjana, eine Geschichtsstudentin und aktiv in der studentischen Opposition, schloss sich ihnen an – gegen die Umdichtung der Geschichte durch ihren Präsidenten Javier Milei und für die Rechte der Opfer der Diktatur.
(2) Bhutan: Gefahr im grünen Königreich
Das Land der heiligen Wälder, der schneebedeckten Gipfel, der Mönche in roten Roben und der hängenden Klöster liegt fast am Rand der Welt, zwischen Indien und China – ein kleines Königreich im Himalaja, ein grünes Paradies. Hier wird der Strom nicht aus fossilen Energieträgern gewonnen, sondern zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Bhutan erzeugt den Strom mithilfe seiner fünf Staudämme, die das Wasser aus den Gletschern des Himalayas aufhalten. Doch trotz alledem leidet auch Bhutan unter den Folgen des Klimawandels.
Unterhalb der bis zu 7.500 Meter hohen Gipfel liegen 700 Gletscher und fast ebenso viele Gletscherseen. Diese füllen sich immer mehr durch den Klimawandel, so sehr, dass Wissenschaftler vor „Berg-Tsunamis“ warnen. In einer Höhe von fast 5.000 Metern zeigen bhutanische Wissenschaftler die Gefahr: Würde der See überlaufen, dann flössen Millionen Kubikmeter Wasser in das darunter liegende Tal, tausende Menschen könnten ertrinken. Nun sucht Bhutan nach einer Lösung, um die Gefahr anzuwenden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 16.11.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 15.11.2024 arte.tv Tigray: Vergewaltigung als Waffe / Sexuelle Gewalt in Konfliktregionen: Wie man die Beweise sammelt
Folge 40 (52 Min.)Bild: Arte(1) Tigray: Vergewaltigung als Waffe
Mindestens 120.000 Frauen sollen in der Region Tigray allein in den ersten acht Monaten des Konflikts von den Soldaten der Armeen Äthiopiens und Eritreas vergewaltigt worden sein – eine von zehn Frauen dort. Diese Verbrechen wurden in völliger Stille begangen, hinter verschlossenen Türen und weit weg von den Augen der internationalen Gemeinschaft. Zwei Frauen reden über das Ungeheuerliche, um ihnen allen endlich zu helfen. Die eine ist eine bekannte Musikerin aus der Region Tigray, die andere arbeitet dort als Krankenschwester im öffentlichen Krankenhaus.
Wie für alle Tigray, eine Minderheit, die sechs Prozent der äthiopischen Bevölkerung ausmacht, hat sich ihr Leben mit dem Beginn des Krieges im November 2020 von einem Tag auf den anderen verändert. Heute kämpfen sie, jede für sich, um den tausenden Frauen in ihrer Umgebung zu helfen, die von Soldaten und Milizionären sexuell missbraucht wurden: Es geht ihnen um die Heilung ihrer Wunden, aber auch um eine psychologische Hilfe gegen die Ablehnung durch die Familien, die Männer, die ganze Gesellschaft, und auch um die Suche nach Gerechtigkeit …
(2) Sexuelle Gewalt in Konfliktregionen: Wie man die Beweise sammelt
Die Juristin Céline Bardet gründete die französische NGO „We are NOT Weapons of War“ nach ihren ersten Erfahrungen bei den Vereinten Nationen, dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, der Europäische Union und bei Interpol. Ukraine, Naher Osten, Tigray – In den heutigen Konflikten und Kriegen kommt es immer wieder zu sexueller Gewalt. Laut den Vereinten Nationen gehören dazu: „Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei, Zwangsprostitution, erzwungene Schwangerschaft, erzwungene Abtreibung, erzwungene Sterilisation, Zwangsheirat sowie jede andere Form sexueller Gewalt von vergleichbarer Schwere“.
Die Opfer sind Frauen, Männer, Mädchen oder Jungen. Die Juristin und internationale Ermittlerin Céline Bardet arbeitete schon in über 50 Ländern in Konflikt- und Postkonfliktsituationen. Ihr Ziel: Opfern die Möglichkeit zu geben, Zeugnis abzulegen, gegen die Straflosigkeit der Täter zu kämpfen und die Justiz zum Handeln zu bewegen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November gab Céline Bardet ein Interview. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 22.11.2024 arte.tv Syrien-Libanon: Wieder vertrieben / Pakistan: Schwanger in Lebensgefahr
Folge 41 (52 Min.)Bild: Arte(1) Syrien-Libanon: Wieder vertrieben
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs gegen den Diktator Assad fanden seit 2011 viele Syrer Zuflucht im Libanon. Nun fliehen sie vor dem neuen Krieg im Libanon. Zehntausende von ihnen meiden auf der neuen Flucht die vom Regime in Damaskus gehaltenen Gebiete und finden sich in einem der wenigen für sie halbwegs sicheren Gebiete wieder: dem von den Kurden gehaltenen Nordosten Syriens. Dort trafen zwischen Oktober und November die ersten 50.000 Flüchtlinge ein. Ihre Lage bleibt jedoch unsicher angesichts der elenden Verhältnisse vor Ort, dem wachsenden Terror und der Gefahr eines neuen Krieges zwischen Kurden und Türken.
(2) Pakistan: Schwanger in Lebensgefahr
In Pakistan ist jede Schwangerschaft lebensgefährlich für Kinder und Mütter: Da es dort an zu vielen Orten an einer medizinischen Betreuung schwangerer Frauen fehlt, ist nicht nur die Kinder- sondern auch die Müttersterblichkeitsrate eine der höchsten der Welt. Der Klimawandel verschärft die Lage noch, weil die Lebensbedingungen besonders für die Ärmsten immer härter werden: Die Temperaturen steigen im Sommer auf bis zu 50 Grad und der Monsun schwemmt Häuser, Ernten und alles andere weg. In den ärmsten Vierteln und den entlegensten Winkeln des Landes, wo es keinerlei Gesundheitsversorgung gibt, sind Hebammen aktiv. Gemeinsam mit Ärzten beraten und behandeln sie werdende Mütter. Sie klären sie darüber auf, dass manche alten Traditionen ihr Leben nur gefährden. Viele von ihnen hätten nicht gedacht, dass sie dringend Hilfe brauchen, damit sie und ihr Kind die Geburt überleben können. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 30.11.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 29.11.2024 arte.tv Nicaragua: Diktator gegen Kirche / USA: Die Trauer der Demokraten
Folge 42 (52 Min.)Bild: ArteNicaragua: Das Regime von Daniel Ortega und seiner Frau Rosario Murillo unterdrückt brutal die katholische Kirche, seitdem die sich der Opposition angeschlossen hat. Seit 2022 haben mehr als 200 Priester und Nonnen das Land verlassen.
USA: Wenige Wochen nach Trumps Sieg – wie ist die Stimmung im mehrheitlich von Anhängern der Demokraten bewohnten Bundesstaat Colorado? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.12.2024 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.12.2024 arte.tv
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