Folge 774

  • Der Letzte seines Standes?: Die Bergbäuerin vom Ultental

    Folge 774
    Anfang der Neunzigerjahre ist das Internet noch nicht erfunden, ein Bergbauernhof hoch oben am Berg war damals noch eine ganz eigene Welt, eine abgeschiedene Welt. Noch. Nur ganz wenige Jahre später ist das anders geworden. Benedikt Kuby besuchte und porträtierte in seinem Film von 1993 die Altbäuerin Germana Toeni, die im abgeschiedenen Ultental in Südtirol mit ihrem Mann auf einem Bergbauernhof lebt. Ihr Standardsatz lautet: „Ich habe keine Angst vor der Arbeit.“ Ein Satz, aus dem die eigentlich in ihm wohnende Ironie fast vollständig verflogen ist.
    Germana und ihr Mann sind weit über 80 Jahre alt. Der Film setzt im Winter ein mit der Tätigkeit des Flachs-Verspinnens und dem Gespräch mit Germana Toeni über diese Arbeit, die sie schon als Kind hatte machen müssen – und die sie im Gegensatz zu heute nicht gern gemacht hat. Da diese Bergbauernhöfe aufgrund ihrer Abgeschiedenheit früher alles selbst herstellen mussten, mussten deren Bewohner auch über sehr viele verschiedene Fertigkeiten verfügen – und dazu auch das nötige Wissen besitzen.
    Fleisch, Wurst und Butter wurde z. B. selbst hergestellt ebenso die Kleidung. Beim Töten einer Sau mit dem Bolzenschussapparat durch ihren Sohn, dreht sich die Altbäuerin weg: „Hunderte Mal hat sie es erlebt, aber das Töten der Tiere geht Germana immer wieder hart an.“ Das nicht Verrohen im Umgang mit Tieren führte zu interessanten Folgen: „Gute Wurst zu machen, braucht viel Erfahrung. Es sind nicht allein die Gewürze, die den Geschmack ausmachen, es fängt an
    beim Schlachten: Je weniger sich das Tier aufregt, desto besser die Fleischqualität.“ Als Germanas Schwiegertochter die fertigen Würste in die Räucherkammer hängt, heißt es: „Bis vor 20 Jahren war dieser Raum gleichzeitig auch die Küche – wie in allen Höfen hier.
    Für die Bäuerin bedeutete das, den Winter über ständig in Zug und Rauch zu stehen. Ein Grund warum viele Frauen schwer erkrankten und oft früh starben.“ Zum gemeinsamen Flachsbrechen im Herbst, zu dem die ganze Nachbarschaft kommt, heißt es: „Über Jahrhunderte gehörte das Brecheln zu den Ereignissen im Jahr, auf das man mit Freude wartete.
    Eine willkommene Abwechslung: Neuigkeiten wurden ausgetauscht, Gerüchte weitergegeben, Liebschaften begonnen. Es gab ja sonst keine Gelegenheiten, beieinander zu sitzen. Heute scheint diese Arbeit ein Widerspruch zu unserer Zeit zu sein. Die jungen Frauen wie z. B. Vroni sitzen hier nur, weil sie Germanas hartnäckiges Bewahren der alten Techniken unterstützen.
    Für sich selbst würden sie diese Arbeiten nicht mehr machen.“ Und dann kommt Germana mit einem großen Blech voll frischem Mohnstrudel, der für sie zur Arbeit des Flachsbrechens unbedingt mit dazugehört. Der Film endet im Herbst mit dem Flechten der Flachsfasern nach dem Kämmen, bevor sie dann versponnen werden können. Ganz am Ende des Films sagt Germana Toeni, sie würde ihren Kindern gerne mitgeben, dass sie immer den geraden Weg gehen in ihrem Leben und dass sie in schweren Situationen auf Gott vertrauen, denn das hätte ihr in ihrem Leben geholfen. (Text: ARD alpha)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.01.2022ARD alpha

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 08.04.2024
15:15–15:45
15:15–
Sa 06.04.2024
22:30–23:00
22:30–
Fr 05.04.2024
21:00–21:30
21:00–
Mo 10.01.2022
14:15–14:40
14:15–
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