Adel im Südwesten Staffel 3, Folge 1: Das Haus Gemmingen-Guttenberg
Staffel 3, Folge 1
5. Das Haus Gemmingen-Guttenberg
Staffel 3, Folge 1
Die Burg Guttenberg im Unteren Neckartal ist eine Rarität unter den deutschen Burgen. Nicht nur weil sie rund 100 Adler, Geier, Eulen und Uhus der Deutschen Greifenwarte beherbergt, die in Flugschauen ganze Touristenscharen entzücken. Die Ritterburg gilt als eine der letzten, vollständig erhaltenen Staufer-Burgen in Deutschland, die selbst in kriegerischen Zeiten nie zerstört wurde. Bis 1449 lebten hier die Herren von Weinsberg, dann kauften die Freiherren von Gemmingen-Guttenberg das mittelalterliche Anwesen. 17 Generationen später ist die Burg noch immer in der Hand dieser uralten Adelsfamilie. Wie lebt es sich zwischen Schießscharten und Schildmauern, Ritterrüstungen und Hirschgeweihen? Wie sieht der Alltag dieser Menschen aus, die ständig damit beschäftigt sind, ihr von der Zeit zermürbtes Gemäuer zu erhalten, das jede Menge Geld verschlingt? Der Film gewährt seltene Einblicke in das Leben der heutigen Burgherren-Familie – drei Generationen auf einem Berggipfel. Eine Einkommensquelle ist der Tourismus. Alle Erwachsenen schieben regelmäßig Schichtdienst im Burgmuseum und führen durch ihre eigene
Geschichte. Deren Höhepunkt war die Reformation, für die die Freiherren von Gemmingen-Guttenberg Kopf und Kragen riskierten. Sie gewährten vielen reformatorischen Geistlichen Unterschlupf in ihrer Burg und sie sorgten dafür, dass schon 1521 in der familieneigenen Burgkapelle die erste evangelische Predigt im Unteren Neckartal gehalten wurde. Der katholische Kaiser Karl V drohte der Familie deshalb mit drakonischen Strafen, war aber für einen stattlichen Batzen Geld gewillt, den Ungehorsam wieder zu vergessen. Die Familie nahm das Bestechungsangebot des Kaisers an – und blieb bis heute evangelisch. Geschichte aus erster Hand, erzählt von der Adelsfamilie persönlich, das gibt dem Film eine authentische Note. Hinzu kommt, dass Bernolph von Guttenberg und seine Frau Silke dem Filmteam vertrauensvoll alle Türen geöffnet haben. Dadurch bekommt der Zuschauer seltene Einblicke in das Leben einer Adelsfamilie, die zwar noch gewisse Rituale einer einst privilegierten Schicht pflegt, sich aber den modernen Zeiten angepasst hat. Ohne Standesdünkel leben sie mit dem Dorf Neckarmühlbach bei Bad Wimpfen – nur weiter oben. (Text: SWR)