2015, Folge 172–185

  • Folge 172 (45 Min.)
    Sie heißen Chantal oder Zoe, Bastien oder Marina. Immer wieder sterben in Deutschland Kinder an Misshandlung. Oft sind die Familien, in denen solche Katastrophen geschehen, den Jugendämtern bekannt. Aber die Sozialarbeiter, die den staatlichen Auftrag haben, diese Kinder zu schützen und ihnen eine Perspektive zu bieten, scheinen zu versagen. Welche Fehler begehen die Jugendämter, sind sie überhaupt in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen? Die Verantwortlichen in den Ämtern verweisen oft auf eine zu dünne Personaldecke und die damit verbundene Überlastung ihrer Mitarbeiter. Kritiker monieren schlechte Bezahlung und fehlende Erfahrung.
    Fest steht: Die Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe steigen seit Jahren, in Deutschland von 5,1 Milliarden im Jahr 2001 auf 7,5 Milliarden Euro im Jahr 2010. Aber auch die Fallzahlen steigen dramatisch: Erhielten 2008 knapp 800.000 Kinder und Jugendliche sogenannte Hilfen zur Erziehung, waren es zwei Jahre später schon 866.000, ein Zuwachs von etwa acht Prozent. Steigende Armut, auseinanderbrechende Familien, zunehmende Gewalt, diese gesellschaftlichen Entwicklungen führen dazu, dass Jugendämter immer stärker die Rolle der „gesellschaftlichen Feuerwehr“ übernehmen müssen.
    Ein Jahr nach dem Tod der elfjährigen Chantal in Hamburg gehen die Filmemacher Nadja Frenz und Michael Richter auf Spurensuche. Sie rekonstruieren, auch anhand interner Unterlagen, die Umstände, die zum Tode Chantals führten. Das Hamburger Jugendamt öffnete für diese Dokumentation erstmals seine Türen. So entsteht ein facettenreiches Bild einer gesellschaftlichen Realität, die gerne totgeschwiegen und ausgeblendet wird. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen, in politischen Sonntagsreden gerne propagiert, steht im Alltag meist ganz unten auf der Agenda der Verantwortlichen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.01.2015NDR
  • Folge 173 (45 Min.)
    Für zu viele Heimbewohner gibt es zu wenig Pfleger. Schon jetzt ist zu spüren, was angesichts der immer älter werdenden Generationen auf uns zukommt. Das Problem: Es entscheiden sich viel zu wenige Menschen für einen Job als Pflegekraft. „45 Min“ stellt die Frage: Was macht diesen Job aus, der offensichtlich so unbeliebt ist, und was macht ihn so unattraktiv? Djamila Benkhelouf und Philipp Kafsack begleiten zwei erfahrene Pflegekräfte bei ihrer Arbeit in einem Haus für an Demenz erkrankte Menschen und bekommen einen intensiven Einblick in diesen emotional und körperlich extrem herausfordernden Beruf.
    Gleichzeitig stellt „45 Min“ die groß angekündigte Pflegereform der Bundesregierung auf deren Praxistauglichkeit auf den Prüfstand und trifft eine Frau, die Deutschland verlassen hat, weil sie die miserablen Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte hier nicht mehr ertragen hat. „45 Min“ will wissen: Sind die Pfleger Opfer eines völlig veralteten und falsch organisierten Pflegesystems? Und was bringt die Pflegereform tatsächlich? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.01.2015NDR
  • Folge 174 (45 Min.)
    Nirgendwo in Nordeuropa werden die Sturmfluten in Zukunft so gewaltig auflaufen wie an der deutschen Nordseeküste. Die Doku zeigt u.a. neue Warften, die den Sturmfluten ihren Schrecken nehmen sollen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.03.2015NDR
  • Folge 175 (45 Min.)
    Es ist der Albtraum jedes Mannes, impotent zu werden. In Deutschland leiden rund sechs Millionen Männer, jeder fünfte, unter Impotenz, Tendenz steigend. Die erektile Dysfunktion ist die häufigste Sexualstörung beim Mann. Aber nur wenige trauen sich, über ihr „kleines Problem“ zu reden und zum Facharzt zu gehen. Denn der Verlust der Potenz ist für viele das „Ende ihrer Männlichkeit“, ein unerträgliches Versagen, besonders in unserer stark sexualisierten Gesellschaft. Depressionen, Neurosen und psychosomatische Krankheiten sind oftmals die Folge.
    Aber auch umgekehrt wirken sich bestimmte Krankheiten wie z. B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leistungsdruck und Stress, negativ auf die Sexualfunktionen aus. Für viele Männer der Anfang eines qualvollen Leidensweges, der noch dadurch erschwert wird, dass sich die Störungen im intimsten Bereich des menschlichen Lebens abspielen und immer noch als gesellschaftliches Tabu gelten. Persönlichkeit, Selbstbewusstsein, Lebensqualität und vor allem die Partnerschaft leiden oft massiv an den Konsequenzen des empfindlich verletzten männlichen Selbstwertgefühls.
    Für „45 Min“ hat der Autor Alexander Czogalla Männer getroffen, die mit ihm erstaunlich offen über ihr Problem und dessen Auswirkungen auf ihr Leben sprechen. Andreas N. (47), Polizeioberkommissar, leidet seit mehr als 20 Jahren unter Erektionsstörungen. Er hat, wie die meisten der Betroffenen, aus Schamgefühl jahrelang geschwiegen und auch deshalb kaum oder die falsche Hilfe bekommen.
    Die Dokumentation begleitet ihn bei einem neuen Versuch, mithilfe von Fachärzten, Experten und Psychologen der Ursache seines Problems auf die Spur zu kommen. Arne C. (66), Stylist, hat nach dem Krebstod seiner Frau jahrelang keine sexuellen Gefühle mehr entwickeln können und geriet in einen Teufelskreis aus Versagensängsten, Frust und Leistungsdruck. Thomas S. (48), Bundesbahnbeamter, ist nach einer Prostataoperation vor sechs Jahren impotent. Die neue Situation hat die Ehe mit seiner Frau Anja (48) auf eine harte Probe gestellt.
    Die Not der Betroffenen hat einen weltweit florierenden Markt von Potenzmitteln geschaffen, auf dem kräftig abgesahnt wird. Der vom US-Pharmariesen Pfizer vor 15 Jahren eher zufällig entdeckte Wirkstoff Sildenafil, ursprünglich als Mittel gegen Bluthochdruck entwickelt, wurde als Potenzmittel mit dem Namen Viagra weltweit zum Medikamenten-Blockbuster. Die blaue Pille gilt bis heute als das Wundermittel und bringt dem weltgrößten Pharmakonzern jährlich Milliardengewinne ein, auch nach dem Fall des Patentschutzes im Juni 2013. Seitdem machen auch andere Arzneimittelhersteller mit den entsprechenden Generika ein gutes Geschäft.
    Im Internet wird kräftig mitverdient mit Fälschungen und Placebos, die online rezeptfrei angeboten werden. Zollfahndern gehen weltweit jährlich Millionen Pillenfunde ins Netz. In den gefälschten Präparaten wurden schon Rattengift, Bodenreiniger, Straßenfarbe oder Amphetamine festgestellt. Gesundheitsbehörden und Ärzte warnen vor der Anwendung der Pillenkopien, im besten Fall haben sie keine Wirkung, im schlimmsten sind sie tödlich.
    Doch es gibt andere Möglichkeiten im Falle einer Impotenz, Lebensqualität und Partnerschaft zu retten. „Grundsätzlich gibt es für jede Form der Impotenz eine Lösung“, sagt Deutschlands erster Arzt für „Männergesundheit“, Prof. Frank Sommer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Die Therapiemöglichkeiten reichen von einem einfachen Beckenbodentraining bis hin zum Schwellkörperimplantat.“ Prof. Uwe Hartmann, Psychologe und Sexualtherapeut von der Medizinischen Hochschule Hannover: „Die häufigste Ursache für Impotenz sind Stress und Anspannung, verstärkt durch das vermeintliche Idealbild der männlichen Omnipotenz.
    Oft löst sich das Problem von alleine, wenn wir hier mit Sport und Entspannungsübungen ansetzen.“ Ein Film über die Hintergründe des gesellschaftlichen Tabus, das mit Wunderpillen nur kosmetisch behandelt werden kann. Er schildert den Teufelskreis, in dem sich Betroffene befinden und zeigt die Lösungsansätze von Fachärzten und Psychologen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.03.2015NDR
  • Folge 176 (45 Min.)
    Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollte den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie vorantreiben. Den deutschen Strommarkt wollte man gerechter machen. Doch von dem vielen Geld haben vor allem diejenigen profitiert, so Experten, die auf dem Land schon seit Jahrhunderten das Sagen haben: wohlhabende Bauern und Grundbesitzer. Währenddessen müssen die Anwohner von Windparks mit der Lärmbelästigung leben, ohne einen Cent Entschädigung für die aus ihrer Sicht unverkäuflichen Häuser. Diese NDR Dokumentation beschreibt die teure Kehrseite der Energiewende: ein in vielen Dörfern unsolidarisches System, für das die deutschen Verbraucher jedes Jahr Milliarden Euro zahlen.
    „Ganz wenige hier verdienen Millionen“, meint Rechtsanwalt Rolf Kasten aus Heide in Schleswig-Holstein. Er vertritt sowohl Windparkbetreiber als auch geschädigte Anwohner. „Andere Menschen, die nur das Pech haben, zur falschen Zeit am falschen Ort zu leben, kommen dabei unter die Räder.“ Einer von denen, die Dank der Energiewende Millionen umsetzen, ist der ehemalige Landwirt Peter Looft. Der 63-Jährige fing als Bauer an, kleine Windmühlen auf sein eigenes Land zu stellen.
    Inzwischen ist er für die Planung großer Windparks verantwortlich und bewegt dabei schwindelerregende Summen: „Allein im nördlichen Teil des Landkreises Dithmarschen hatten unsere Projekte in den vergangenen beiden Jahren ein Gesamtvolumen von 450 Millionen Euro“, so Looft. Planer Looft treibt mit aller Kraft den Ausbau der Windenergie voran, mit breiter Unterstützung der Politik. Seine Vorgehensweise aber beschreiben viele in Dithmarschen als rücksichtslos: „Peter Looft ging bei uns im Dorf bei den Bauern von Tür zu Tür und versprach viel Geld, um hier einen Windpark bauen zu dürfen“, so der Bürgermeister von Oesterwurth bei Heide, Werner Marten Hansen.
    Dabei ging es um Zusagen an die örtlichen Landwirte in Höhe von einer halben Million Euro pro Jahr, Geldgeschenke, die am Ende alle deutschen Stromkunden bezahlen. Ein Jahr lang recherchierten und drehten Carsten Rau und Hauke Wendler für ihre Dokumentation, die tief in das Geschäft mit der Windkraft blickt und zeigt, welche fragwürdige Rolle Bauern, Windparkbetreiber und Lokalpolitiker dabei vielfach spielen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.03.2015NDR
  • Folge 177 (45 Min.)
    In den letzten Jahrzehnten sind die Bestände der meisten heimischen Singvögel kontinuierlich wie besorgniserregend geschrumpft. Einst weit verbreitete Vogelarten wie der Kiebitz oder die Lerche haben die meisten Kinder noch nie gesehen. Der Artenschwund beunruhigt schon lange nicht mehr nur die Ornithologen, auch zahllose Vogelliebhaber stellen fest, dass sie meist nur noch Spatzen, Amseln und Meisen beobachten können. Eine der wichtigsten Ursachen für das Verschwinden der Vögel ist der Futtermangel. Denn die industrielle Landwirtschaft verbannt seit einigen Jahrzehnten mit dem Einsatz von Pestiziden immer radikaler Unkraut und Insekten aus den Monokulturen.
    Und in vielen Privatgärten wird viel mehr Wert auf Ordnung und Sauberkeit als auf den Vogelschutz und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel gelegt. Zudem verschwindet der Lebensraum der Vögel: Täglich wird in Deutschland offener Boden in der Größenordnung von mehr als 110 Fußballfeldern zubetoniert. Bedeutet das eine Zukunft ohne vielstimmiges Vogelgezwitscher im Frühling? „45 Min“-Autorin Friederike Lorenz forscht auf dem Acker und in den Städten nach den Gründen des Artenschwundes.
    Sie begleitet Landwirte beim Spritzen auf dem Feld, begegnet Eigenheimbesitzern, die keine Vogelnester am Haus haben wollen, und geht mit Tierschutzaktivisten in den italienischen Alpen auf die Suche nach Vogelfallen. Am Bodensee trifft sie den Ornithologen Peter Berthold und erfährt mehr über dessen Visionen für die Zukunft. Immer mit im Gepäck sind zwei Fragen: Warum verschwinden die Singvögel in unserer modernen Welt? Und was kann man tun, um ihnen wieder einen Platz darin zu verschaffen? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.03.2015NDR
  • Folge 178 (45 Min.)
    Touristen, die den Harz besuchen, berichten oft vom Gefühl, sie befänden sich auf einer Zeitreise. Der Westharz wirkt in weiten Teilen wie in den 1970er-Jahren konserviert. Geschäfte sind geschlossen, die Gastronomie hat den Anschluss verpasst, die Region ist überaltert. Während im niedersächsischen Westharz die Übernachtungszahlen seit Jahren zurückgegangen sind, gewinnt der Ostharz stetig dazu. Woran liegt das? Sind es allein die Fördermillionen aus dem Aufbau Ost? In Braunlage ist mit millionenschweren Subventionen eine künstlich beschneite Skipiste entstanden. Aber ist das eine Lösung für den Ganzjahrestourismus im Harz? Die „45 Min“-Autoren Christiane Blume und Michael Cordero begeben sich auf eine Reise durch den Harz. Sie treffen nicht nur die verbliebenen Einheimischen, sondern auch eine Generation von Großstädtern, die den Harz langsam wieder für sich entdeckt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.04.2015NDR
  • Folge 179 (45 Min.)
    Früher waren Meteorologen seriös im grauen Anzug gekleidet, wenn sie zum Ende der Fernsehnachrichten, eher trocken, den Ausblick auf das Wetter der kommenden Tage präsentierten. Heutzutage ist das Angebot, was Kleidung der Meterologen und insbesondere die Wettervorhersage betrifft, bunter und mitunter auch schriller. Da droht schon mal die „Russenpeitsche“, wenn eine Kaltfront im Anmarsch ist, oder ein „Saharasommer“, wenn der Regen auszubleiben scheint. Zahlreiche Wetter-Apps und Internetdienste buhlen um Käufer oder Klickzahlen. NDR Autor Sven Jaax will auch wissen, ob das Geschäft mit dem Wetter die Qualität der Vorhersage beeinflusst.
    Seine Spurensuche in der Welt der Wettervorhersagen beginnt auf Brocken im Harz, wo seit über 100 Jahren Meteorologen täglich Wetterdaten sammeln und auswerten. Dort oben, an einem der rauesten Orte Norddeutschlands, arbeiten oft kantige Typen, die bald ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Ihre Wetterwarte muss einer automatisierten Station weichen. Den Trend zur Automatisierung wird auch Deutschlands oberste Wetterbehörde, den Deutschen Wetterdienst, DWD, nicht aufhalten. Aber kann ein Automat die Arbeit eines Meteorologen wirklich ersetzen? Auf seiner Spurensuche trifft Sven Jaax auch auf „knallige Wetterfrösche“, die mit blumiger Sprache jede noch so durchschnittliche Vorhersage zur Sensation umformulieren können.
    Er lernt Meteorologen kennen, die Konzerne beraten und so ganz nebenbei erklären, wie mit Wettervorhersagen auch profitable Geschäfte an der Börse gemacht werden können. Vom Wetter hängen viel mehr Bereiche des öffentlichen Lebens ab, als gemeinhin vermutet wird. Er trifft Meteorologen, die sich öffentliche Schlammschlachten um die Zuverlässigkeit ihrer Vorhersagen liefern. Und er kommt bei seinen Recherchen zu ernüchternden Erkenntnissen über Langzeitprognosen: Sie taugen noch immer nichts. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.04.2015NDR
  • Folge 180 (45 Min.)
    York Wollatz ist Biobauer und bewirtschaftet gut 125 Hektar in Dithmarschen, Schleswig-Holstein. Er baut u. a. Kohl, Hafer, Kleegras, Kartoffeln und Mohrrüben an. Wie jeder Landwirt erhält York Wollatz Agrarsubventionen aus Brüssel, rund 300 Euro jährlich für jeden Hektar, den er bewirtschaftet. Das sind für ihn 66.000 Euro im Jahr, ohne die er als Bauer nicht existieren könnte. „Je nach Ernteerfolg sind das für mich zwischen 40 und 100 Prozent meines jährlichen Gewinns“, sagt Wollatz. Den muss er natürlich noch versteuern. Rund 54 Milliarden Euro zahlt die Europäische Union jährlich an Unterstützung für Landwirte und für die Entwicklung des ländlichen Raums, Agrarsubventionen an alle Mitgliedsstaaten.
    Allein Deutschland erhält mehr als fünf Milliarden Euro, die direkt an die Bauern ausgezahlt werden. Außerdem 1,3 Milliarden Euro, mit denen landwirtschaftlich geprägte Regionen attraktiv gestaltet werden sollen. Mit diesen Geldern sollen den Landwirten die Existenz gesichert und das Leben auf dem Land attraktiver gestaltet werden, um die Abwanderung der Menschen in die Städte zu stoppen. Für die NDR Dokumentation „45 Min“ will Filmemacher Klaus Balzer wissen, wie das System funktioniert. Wieso erhalten eigentlich gut zwei Prozent der Bauern mehr als 30 Prozent der ausgezahlten Gelder? Und warum gelten 40 Prozent der anderen Empfänger eigentlich als als „Hartz IV-Bauern“, die im Durchschnitt nur 5.000 Euro jährlich an Subventionen bekommen? Und wie ist es überhaupt mit den Geldern für die Entwicklung des ländlichen Raums? Werden sie wirklich sinnvoll eingesetzt? „45 Min“-Reporter Klaus Balzer versucht, sich durch den „Dschungel“ der Agrarsubventionen zu kämpfen.
    Er spricht mit Bauern, Pastoren, Umweltschützern, Politikern und Lobbyisten, um zu verstehen, wie das System funktioniert. Und welchen Wert hat die EU-Transparenzdatenbank, in der die Subventionsempfänger aufgelistet sind? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.05.2015NDR
  • Folge 181 (45 Min.)
    Abseits von Champions League und Bundesliga gibt es Woche für Woche eine andere Fußballwelt, in der verprügelte Schiedsrichter, brutale Fouls und Spielabbrüche an der Tagesordnung sind. Und immer auch einmal massive Polizeieinsätze, um Massenschlägereien zu beenden. Es sind Fußballspiele in den unteren Ligen: Tatort Kreisklasse, dort, wo Amateure um Tore und Punkte spielen. Die Fakten sind erschreckend: Schiedsrichter verteilen Rote Karten erst nach dem Spiel, nachdem sie sich in Sicherheit gebracht haben. Absagen von kompletten Spieltagen als hilfloser Protest gegen die zunehmende Gewalt auf dem Platz. Oder aber der resignierende Hinweis während einer Schiedsrichterprüfung: Der Mittelkreis ist ein Schutzraum.
    Hier darf der Schiedsrichter nicht verprügelt werden. Noch sind das viele Einzelfälle, aber die Tendenz ist eindeutig: Fußball ist für viele nicht mehr die schönste Nebensache der Welt. Die Sportgerichte reagieren, verhängen härtere Strafen, sperren aggressive Spieler auch schon mal für Jahre vom Spielbetrieb. Doch wie sinnvoll sind Sanktionen, die erst greifen, wenn die Gewalt schon stattgefunden hat? Angegriffene oder verprügelte Schiedsrichter geben auf oder sind noch Jahre danach traumatisiert.
    Junge Schiedsrichter, die dringend gebraucht werden, treten nach ihrer Ausbildung gar nicht erst an. Aber auch viele Spiele von Kinder und Jugendmannschaften stellen Vereine vor Probleme: Übermotivierte, nervige Eltern und schreiende Betreuer stacheln ihren Nachwuchs immer wieder an, „es dem Gegner zu zeigen“. Dabei wollen die Kinder doch nur kicken. Die Vereine, aber auch der Deutsche Fußball-Bund suchen nach Lösungen, neuen Strategien. Die auf vielen Plätzen montierten Schilder „Respektiert den Schiedsrichter“ sind wirkungslos. Diese Dokumentation beleuchtet die dramatische Entwicklung, spricht mit Opfern und Tätern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.06.2015NDR
  • Folge 182 (45 Min.)
    Alt gleich stur? Immer wieder gibt es Studien, die besagen, die Generation 65plus sei die intoleranteste und feindseligste Gruppe in Deutschland. Zudem kursieren viele Vorurteile über deutsche Senioren: Sie seien ruppig, renitent, besserwisserisch und egoistisch. Stimmt das wirklich? Und wenn ja: Warum ist das so? Die Autorin Anke Hunold ist dieser Frage nachgegangen und hat Rentnerinnen und Rentner in Deutschland besucht, die ihre dritte Lebensphase auf ganz unterschiedliche Art und Weise gestalten. Aktiv oder zurückgezogen, engagiert oder passiv: Wie verändert der Ruhestand die Betroffenen? Und welche Ursachen können Sturheit oder Angst vor Fremden haben? Darüber spricht Anke Hunold mit Altersforschern und Soziologen. „45 Min“ gewährt einen interessanten Einblick in eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.06.2015NDR
  • Folge 183 (45 Min.)
    Zwei Seehäfen in Norddeutschland, die nahe beieinander liegen, konkurrieren miteinander anstatt zusammenzuarbeiten. Denn beide wollen vom „Gold“ der Globalisierung profitieren, von den Containern aus Übersee. Auf der einen Seite ist es Hamburg mit Europas zweitgrößtem Containerhafen tief im Binnenland gelegen, und auf der anderen Seite Wilhelmshaven, Deutschlands einziger Tiefseehafen direkt an der Nordsee. Der Stadthafen in Hamburg gerät an seine Grenzen: Die Containerschiffe werden immer größer und haben dadurch zu großen Tiefgang für die Elbe.
    Außerdem verursacht der Abtransport der Ladung ins Hinterland auf Hamburgs Ausfallstraßen regelmäßig Verkehrsstaus. Keine 120 Kilometer Luftlinie von der Hansestadt entfernt liegt in Wilhelmshaven ein neuer, moderner Tiefseehafen für Riesencontainerschiffe nahezu jungfräulich brach. Doch kaum ein Kapitän steuert den Hafen an. „45 Min“ fragt: Wie ist das möglich? Das Projekt JadeWeserPort in Wilhelmshaven hat die Steuerzahler rund 600 Millionen Euro gekostet. Gleichzeitig soll der Hamburger Hafen durch die Elbvertiefung attraktiver für große Containerschiffe gemacht werden.
    Kosten: rund 300 Millionen Euro allein für Hamburger Steuerzahler. Kleinstaaterei auf Kosten der Allgemeinheit? „45 Min“-Autorin Beate Schwarz hat in beiden Häfen recherchiert. Sie ist an Bord des Containerriesen „Basle Express“ von Rotterdam nach Hamburg mitgefahren und konnte dokumentieren, welche Probleme das 366 Meter lange Schiff beim Navigieren auf der Elbe hat. Aber auch, wie fortgeschritten die Lösungen heute sind, die Hafenmanager, Lotsen und Schiffsplaner immer weiter perfektionieren.
    Sie wollen um jeden Preis beweisen, dass sie auch für die ganz großen Schiffe gerüstet sind. Die neuen Riesenpötte könnten den Tiefseehafen JadeWeserPort eigentlich viel zügiger als Hamburg anfahren, ohne Probleme mit Tide und Tiefgang. Doch bisher kommt in Wilhelmshaven nicht einmal jeden Tag ein Schiff an. Die bislang 450 Arbeitsplätze können so nur mit Mühe gehalten werden. Großgerätefahrer Robert Speer hat mangels Aufträgen viel Freizeit, doch darüber freuen kann er sich nicht.
    Nun hoffen er und seine Kollegen, dass endlich der Knoten platzt. Eine Reedereien-Allianz hat zugesichert, dass sie regelmäßig Wilhelmshaven anlaufen wird. Erst kürzlich hat deshalb das derzeit größte Containerschiff, die „MSC Oscar“, dort festgemacht. Beide Häfen haben ihre Vorteile. Warum kooperieren die beiden norddeutschen Standorte nicht miteinander? Die Konkurrenz im Nachbarland Niederlande rüstet derweil auf. Europas größter Containerhafen Rotterdam hat auf der Maasvlakte 2 zusätzliche Terminals eingeweiht. Ist der niederländische Hafen am Ende der „lachende Dritte“? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.06.2015NDR
  • Folge 184 (45 Min.)
    Die meisten Menschen kennen den Technischen Überwachungsverein (TÜV) als Prüfer von Autos, Aufzügen und Kinderspielzeug. Das bekannte TÜV-Siegel gilt vielen als Synonym für Sicherheit. Und somit auch als Kaufargument. Doch der TÜV macht heute viel mehr: Er untersucht Software im Silicon Valley, Windräder in Schweden oder Solaranlagen in Spanien. Auf den ersten Blick eine Erfolgsstory. Aber in den vergangenen Jahren häufen sich die negativen Schlagzeilen: der TÜV stehe im Zusammenhang mit fragwürdigen Prüfungen, schadhaften Medizinprodukten oder betrügerischen Immobilienfonds. „45 Min“ fragt: Sinkt durch das große Wachstum der TÜV-Unternehmen womöglich die Qualität ihrer Prüfungen? Ein Blick in die Geschichte zeigt die rasante Entwicklung: Aus den emsigen Regionalvereinen, noch zu Zeiten der Industrialisierung entstanden, sind heute vor allem drei große und weit verzweigte Unternehmen geworden, die in alle Welt expandieren: Die Umsätze von TÜV Süd, TÜV Rheinland und TÜV Nord steigen stetig.
    Gleichzeitig müssen sie sich dem globalisierten Wettbewerb und noch größeren Prüfunternehmen aus dem Ausland stellen. Hat das Folgen für die Genauigkeit und Verlässlichkeit? Steckt dahinter ein Wachstum um jeden Preis? NDR Autorin Caroline Schmidt hat für „45 Min“ mit Menschen gesprochen, die sich ganz auf den TÜV verlassen haben und nun tief enttäuscht sind, mit Juristen, die dem TÜV Geschäftemacherei vorwerfen, und mit Prüfexperten, die die Unabhängigkeit von TÜV-Prüfungen infrage stellen.
    Ein hoher TÜV-Manager kommt zu Wort und stellt sich erstmals der Kritik. Die NDR Dokumentation geht auch der Frage nach, ob es sich bei den zunehmenden Auffälligkeiten, gemessen an der Gesamtzahl der Prüfungen, nur um Einzelfälle handelt oder ob es bei den Prüfungen der TÜV-Unternehmen mittlerweile ernsthafte strukturelle Probleme gibt. Stimmt am Ende das Bild von den unfehlbaren Prüfern, die die Deutschen lange in ihnen gesehen haben, tatsächlich so nicht mehr? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.07.2015NDR
  • Folge 185 (45 Min.)
    Die Ostsee wird auch gern als „Badewanne der Nation“ bezeichnet. Sie ist das beliebteste inländische Urlaubsziel der Deutschen, die Gästezahlen steigen. Kurze Anreise, wunderschöne Natur, ein Paradies für Urlauber, könnte man meinen. Doch wie geht die Region mit den vielen Touristen um? Welche Konzepte gibt es? Und in welche Richtung entwickelt sich die Ostseeküste? In den Orten entlang der Küste entsteht viel Neues, darunter aber auch Beton-Bettenburgen wie in den 1970er-Jahren und Ferienhaussiedlungen in Landschaftsschutzgebieten. Freie Flächen sind rar und begehrtes Bauland. Die Politiker fördern Hotelbauten, doch an der Subventionspolitik gibt es immer mehr Kritik. „45 Min“ besucht die Region von Flensburg bis Rügen und spricht mit Investoren, Politikern, Anwohnern und Urlaubern. Haben die Politiker in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die richtigen Ideen für das Urlaubsparadies Ostsee? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.07.2015NDR

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