Die 26-jährige Viet-Deutsche Van Pham ist in Chemnitz geboren und aufgewachsen. Im Sommer 2018, nachdem ein Mann auf dem Stadtfest in Chemnitz erstochen wird, marschieren Tausende Rechte durch die Innenstadt, vorbei an Vans Haustür. Sie hört die fremdenfeindlichen Parolen deutlich durch ihr Fenster, als der Mob an ihrer Wohnung vorbeizieht. Sie fühlt sich unsicher in ihrer Heimatstadt. Vor allem hat sie Angst um ihre Eltern, die ganzen vietnamesischen Restaurants und Läden in der Innenstadt. Die Ausschreitungen in Chemnitz wecken bei ihr Erinnerungen an Bilder in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen. Schon während ihrer Kindheit ist sie rassistischen Kommentaren ausgesetzt. Sogar die Lehrkräfte behandeln sie wie eine Fremde. Es passiert so beiläufig, dass es schon normal erscheint. Erst durch ihr Studium und ihre künstlerisch-investigative Arbeit hat sie die Möglichkeit,
ihre Identität zu reflektieren und erlebten Rassismus zu kritisieren. Sie geht auf Spurensuche, führt Interviews mit ihren Eltern und vietnamesischen Vertragsarbeitenden der ersten Generation. Van sammelt Geschichten von harter Arbeit, Abschiebungen und Abtreibungen. Durch die Erzählungen kann sie langsam verstehen, woher die Separierung, der Rassismus und auch die Sprachbarrieren stammen, die sie heute erlebt. Van verlässt Chemnitz. Mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie kocht der anti-asiatische Rassismus wieder auf. Menschen wechseln die Straßenseite, husten sie an. Sie und andere Viet-Deutsche der zweiten Generation werden weiterhin als Fremde gelesen, auch wenn sie hier geboren sind. In der Community wächst der Wunsch nach Repräsentation und Vorbildern. Van versucht genau das mit der Sammlung und Veröffentlichung der Familiengeschichten zu erreichen. (Text: MDR)
Deutsche TV-PremiereSa. 26.02.2022MDRDeutsche Streaming-PremiereDo. 03.02.2022ARD Mediathek