Ex-Obdachlose: Ein chaotisches Leben wird zum Werk einer Schriftstellerin Françoise Lefèvre wurde in den 1970er Jahren vom Vater ihrer beiden Töchter mitten im Winter in Paris auf der Straße verlassen, damals war sie 27 Jahre alt. Sie hatte keine Wohnung und kein Geld. „Das Leben hat mich in die Knie gezwungen.“ Sie arbeitete als Platzanweiserin in einem Theater, als sie von dem Verleger Jean-Jacques Pauvert entdeckt und zum Schreiben ermutigt wurde. „Nie zuvor hat mir jemand so aufmerksam zugehört und mich so angeschaut. Ich fühle mich stark und elend zugleich.“ Er ermutigte sie, ihre Geschichte aufzuschreiben, woraus 1974 ihr erster Roman mit dem Titel La Première Habitude entstand. Françoise Lefèvre veröffentlichte einen Roman nach dem anderen und erhielt 1990 den Prix Goncourt des lycéens für das Buch Le Petit Prince cannibale, in dem sie die Geschichte ihres autistischen Sohnes erzählt. Im Alter von 80 Jahren veröffentlicht die Schriftstellerin in La salamandre aveugle ihre Erinnerungen. Françoise Lefèvre ist heute in unserer Sendung zu Gast. Wann wird ein Vorfall zu einem politischen
Ereignis? Der Tod des 16-jährigen Schülers Thomas, der am 19. November am Rande eines Dorffestes in Crépol durch einen Messerstich getötet wurde, löste einen Sturm von Reaktionen aus. „Verrohrung der Gesellschaft“, Bildung von „ethnischen Siedlungen/Ghettos“, die nicht so genannt werden dürfen, und „Rassismus gegen Weiße“ … Je weiter rechts im politischen Spektrum man sich befindet, desto eher wird an eine politische Dimension geglaubt – wie die Demonstration von Ultrarechten am Samstagabend in Romans-sur-Isère beweist. In anderen Fällen empört sich die Linke wie bei dem Angriff mit einem Cuttermesser auf einen Gärtner im Departement Val-de-Marne am 17. November, der von rassistischen Beleidigungen begleitet wurde. Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon nannte das Ereignis sofort eine „araberfeindliche Tat“. Jedes Mal werfen die beiden Seiten einander eine selektive Empörung vor. Wann wird ein Vorfall zu einem politischen Ereignis? Darüber diskutieren wir heute im Studio von „28 Minuten“. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau (Text: arte)