2024, Folge 3293–3316
Sendung vom 12.09.2024
Folge 3293 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 12.09.2024 arte Sendung vom 13.09.2024
Folge 3294 (46 Min.)Der Romanautor Abel Quentin warnt vor dem bevorstehenden Kollaps
Nach „Sœur“ und „Le voyant d’Étampes“ veröffentlicht Abel Quentin mit „Cabane“ im Verlag Les Éditions de l’Observatoire nun einen Roman, der sich mit der Erschöpfung der planetaren Ressourcen als unvermeidliche Folge eines verrückt gewordenen Wirtschaftswachstums befasst. Als Ausgangspunkt dient ihm eine wahre Begebenheit: die Veröffentlichung des Meadows-Berichts im Jahr 1972 mit dem vielsagenden Titel „Die Grenzen des Wachstums (in einer endlichen Welt)“. Ausgehend von den Schlussfolgerungen dieses Berichts erzählt Abel Quentin eine Geschichte über den Zusammenbruch der Welt.
In seinem Roman hat er „Meadows“ durch „Bericht 21“ und die Forscher der Analyse durch fiktive Figuren ersetzt. In der Geschichte Abel Quentins versuchen die Figuren, sich der bevorstehenden Katastrophe zu stellen, wobei die Reaktionen von Verleugnung bis zu Wahnsinn und Aktivismus reichen. Ist dieser Roman ein Spiegel unserer Zeit? Der Schriftsteller, der auch als Anwalt tätig ist, beschäftigt sich mit dieser Frage.
Sind die Tage von Michel Barnier als Premierminister bereits gezählt? In einer Ifop-Umfrage für die Zeitung Journal du Dimanche vom Sonntag, den 8. September, gaben 52 % der Befragten an, dass sie mit der Ernennung von Michel Barnier zum Premierminister zufrieden seien. Allerdings sind auch 74 % der Befragten der Meinung, dass Barniers Regierung aufgrund der politischen Zersplitterung der Nationalversammlung sehr schnell mit einem Misstrauensvotum konfrontiert wird. Kann die Ernennung des ehemaligen EU-Kommissars zum französischen Regierungschef nach Wochen des Wartens eine Stabilitätsgarantie bieten? Auf den neuen Premierminister warten mehrere große Herausforderungen: die Bildung einer Regierung, die die verschiedenen Kräfte in der Nationalversammlung repräsentiert, der Umgang mit den Protesten auf der Straße und die Vermeidung eines Misstrauensantrags.
Und nicht zuletzt wirft diese in der Fünften Republik noch nie dagewesene Konstellation auch die Frage nach dem Machtverhältnis zum Staatspräsidenten auf. Erlebt Frankreich eine neue Form der Kohabitation?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geschichte der Weinernte, und Marie Bonnisseau berichtet von den großen Erfolgen der ukrainischen Athleten bei den Paralympischen Spielen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 13.09.2024 arte Sendung vom 14.09.2024
Folge 3295 (46 Min.)Sexueller Missbrauch durch Abbé Pierre: Nach 70 Jahren wird das Schweigen gebrochen „Es muss Dutzende von Menschen geben, die davon gewusst und nichts gesagthaben, was den Ekel und die Wut zusätzlich erhöht, denn dieses Verhalten hat die Zerstörung so vieler Leben möglich gemacht.“ Nach der Veröffentlichung von sieben Aussagen von Frauen im Juli hat Emmaüs am 6. September 17 neue Berichte über sexuellen Missbrauch durch Abbé Pierre enthüllt. Zum ersten Mal wird von Vergewaltigungen und sexuellen Handlungen an Minderjährigen berichtet. Véronique Margron, Vorsitzende der Konferenz der französischen Ordensleute und Auftraggeberin des 2021 veröffentlichten Sauvé-Berichts übersexuellen Missbrauch in der Kirche, war die Erste, die die Opfer des Emmaüs-Gründers empfing und deren Berichte anhörte.
In einem früheren Leben arbeitete Véronique Margron bei der Jugendgerichtshilfe. Heute kritisiert sie den systemischen Charakter sexueller Gewalt in der Kirche, das Schweigen im Umfeld von Abbé Pierre – der lange Zeit als beliebteste Persönlichkeit der Franzosen galt – und setzt sich für die Einrichtung einer Instanz zur Begleitungder Opfer ein.
Rückgang der Erdöl- und Strompreise: Ist die Energiekrise vorbei? Zweieinhalb Jahre nach dem Beginn des Ukraine-Krieges und derdarauffolgenden Energiekrise sind die Energiepreise stark gesunken. Der Liter Dieselkraftstoff kostet 1,60 Euro und der Liter SP95 1,75 Euro. Die Megawattstunde Gas fiel auf 36 Euro, nachdem sie im Jahr 2022 die 300-Euro-Marke überschritten hatte. Der Strompreis liegt auf dem europäischen Markt bei 82 Euro pro Megawattstunde, was siebenmal weniger ist als auf dem Höhepunktder Krise. Vor diesem Hintergrund hat Finanzminister Bruno Le Maire bereitsversprochen, dass die Rechnungen der Haushalte im Februar nächsten Jahres um 10–15 % sinken werden.
Wie kommt es zu diesem Rückgang? Beim Erdöl scheint die schwache weltweite Nachfrage die Preise nach unten zu ziehen. Beim Strom sagten Beobachter, der französische Energiekonzern EDF habe die Krise von 2022 überwunden: Vergessen sind die Reaktoren mit Wartungsbedarf, die Stromproduktion steigt wieder sprunghaft an, obwohl die Nachfrage stabil bleibt. Welche ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen wird die Rückkehrzu billiger Energie haben? Liegt die Energiekrise nun endgültig hinter uns?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit anlässlich der Begegnungvon Kamala Harris und Donald Trump von der Geschichte der Präsidentschaftsdebatten in den USA, und Marie Bonnisseau berichtet von Schulen, die trotz Widerständen das Handyverbot durchgesetzt haben. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.09.2024 arte Sendung vom 16.09.2024
Folge 3296 (46 Min.)Der im Exil lebende Regisseur Mohammad Rasulof übt heftige Kritik am Iran der Mullahs „Frau, Leben, Freiheit“: Diese drei Worte wurden während der Demonstrationen der iranischen Frauen nach dem Tod von Mahsa Amini skandiert und bilden den Hintergrund für Mohammad Rasulofs neuesten Spielfilm. In „Die Saat des heiligen Feigenbaums“, der bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet wurde, zeigt der iranische Regisseur den Alltag einer Familie in Teheran, während die Proteste auf den Straßen mit Gewalt niedergeschlagen werden. Der Vater, der gerade zum Ermittler am Revolutionsgericht ernannt wurde, findet sich im Dienst des Regimes wieder, das die Frauen zunehmend unterdrückt.
Diese Situation führt zu einer Spaltung der Familie – die Töchter unterstützen die Demonstranten. Wie wird die Familie mit dem Wind der Freiheit außerhalb der eigenen vier Wände umgehen? Nach mehreren Verurteilungen und mehreren Monaten im Gefängnis floh Mohammad Rasulof aus dem Iran nach Deutschland. Der im Exil lebende Regisseur stellt uns seinen Film vor, in dem er auch Originalaufnahmen der Demonstrationen verwendet. Der Film ist ab dem 18. September im Kino zu sehen.
Ist das TV-Duell Trump-Harris ein Wendepunkt der US-Präsidentschaftswahlen? Am 10. September fand die erste Fernsehdebatte zwischen den beiden Kandidaten für das Weiße Haus im Studio von ABC News in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania statt. Pennsylvania gehört zu den für den Ausgang der Präsidentschaftswahlen am 5. November ausschlaggebenden Swing States. Kamala Harris und Donald Trump lieferten sich einen 90-minütigen Schlagabtausch. Migrationsfragen, Inflation, das Recht auf Abtreibung, wirtschaftlicher Protektionismus oder auch der Krieg in der Ukraine: Bei dem Duell ohne Noten für die Kandidaten stellte jeder seine Argumente zu den verschiedenen Themen vor.
Bedeutet diese Debatte nach dem Rückzug von Joe Biden am 21. Juli und dem Anschlag auf Donald Trump am 13. Juli einen neuen Wendepunkt in der amerikanischen Präsidentschaftswahl? Ist es der demokratischen Vizepräsidentin gelungen, den republikanischen Kandidaten zu destabilisieren, wie ein Teil der amerikanischen Presse betont?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geschichte der Professionalisierung des Fußballs, und Marie Bonnisseau interessiert sich für das Fyre Festival, das als enormer Betrugsfall Aufsehen erregte und nun offenbar zum zweiten Mal organisiert werden soll. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.09.2024 arte Sendung vom 17.09.2024
Folge 3297 (46 Min.)40 Jahre auf der Couch: Den Franzosen geht es schlechter als früher
Mehr als vierzig Jahre lang praktizierte Sylvie Wieviorka als Psychiaterin in der Picardie und in der Nähe von Paris. Ihr jüngstes Buch „Was ist in den Köpfen der Franzosen geschehen? 40 Jahre in der Praxis einer Psychiaterin“ (Buchet Chastel-Verlag) eröffnet sie mit einer Feststellung: „Den Franzosen geht es schlecht“. Die Ärztin, die in den 1970er Jahren zu praktizieren begann, beschäftigt sich darin mit der Entwicklung der Patientenfragen, um zu verstehen, ob die Franzosen früher glücklicher waren oder einfach nicht über ihre Beschwerden sprachen.
Im Laufe der Jahre und mit dem Aufkommen des Internets beobachtete Sylvie Wieviorka eine Veränderung bei den Patienten, die zunehmend selbst recherchieren, mit präzisen Fragen kommen und manchmal sogar Selbstdiagnosen stellen. Gleichzeitig räumt sie ein, von ihren Patienten viel gelernt zu haben, insbesondere über das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Ferner stellt sie fest, dass zwei Epidemien – die Aids-Epidemie in den 1980er Jahren und die Covid-19-Epidemie – ihre Berufspraxis grundlegend verändert haben.
Einwanderung: Priorität mit hohem Risiko für Premierminister Michel Barnier?
Der neue Premierminister Michel Barnier betonte bei seiner Amtsübernahme von Gabriel Attal, die „Kontrolle über die Einwanderung“ werde zu seinen Prioritäten gehören, hierfür seien jedoch „konkrete Maßnahmen und keine ideologische Herangehensweise“ nötig. Bereits bei den Vorwahlen der Konservativen für die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2021 hatte sich Barnier durch seine Vorschläge zur Verschärfung der Einwanderungsbedingungen hervorgetan, wie die Einführung eines „Moratoriums von drei bis fünf Jahren“ oder auch die Einstellung „bedingungsloser Regularisierungen“ für Migrantinnen und Migranten ohne Ausweispapiere.
Könnte es in der Regierung Barnier einen Minister für Immigration geben? Der Radiosender France info versicherte am Montag, dass darüber nachgedacht werde, eine Bestätigung aus der Umgebung des Premierministers blieb jedoch aus. Machen diese Positionen den neuen Premierminister mit dem rechtspopulistischen RN kompatibel? Wird die in der Präsidentenpartei hochexplosive Frage der Immigration nicht im Gegenteil zu einer Rückkehr der Spaltung ins rechte und linke Lager führen?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geschichte des Mont Blanc, der früher als „verfluchter Berg“ bezeichnet wurde, und Marie Bonnisseau berichtet von der Einweihung einer neuen Statue von Elisabeth II., deren fragwürdige Ähnlichkeit mit ihrem Vorbild zu heftigen Reaktionen führte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 17.09.2024 arte Sendung vom 18.09.2024
Folge 3298 (46 Min.)Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Vergewaltigungen in Mazan – der Prozess des „Durchschnittsbürgers“
Zehn Jahre lang vergewaltigten mindestens 83 Männer Gisèle Pelicot, die von ihrem Ehemann zuvor mit Drogen betäubt wurde. 51 der Vergewaltiger konnten identifiziert werden und müssen sich derzeit vor dem Kriminalgericht des Departements Vaucluse für ihre Taten verantworten. Laut Experten handelt es sich um 51 Männer, die an keiner nennenswerten psychischen Pathologie leiden. Die 51 Männer stammen mehrheitlich aus dem Departement, sind nicht vorbestraft und sozial integriert. Es handelt sich um Väter, Brüder, Ehemänner und Freunde, die als Feuerwehrmann, Polizist, Elektriker, LKW-Fahrer oder Journalist arbeiten. Die Täter sind Durchschnittsbürger, keinesfalls „Monster“ oder „Psychopathen“, die man sonst oft mit Vergewaltigern in Verbindung bringt.
Haushalt 2025: Droht Michel Barnier ein sofortiges Misstrauensvotum?
Obwohl Premierminister Michel Barnier für nächste Woche eine Regierungsbildung versprochen hat, scheint die Mehrheitsfindung im Parlament zur Verabschiedung des Haushalts 2025 eine unlösbare Aufgabe zu sein. Auf der einen Seite fordert die Neue Volksfront (NFP) Steuererhöhungen für die Wohlhabenden und lehnt Kürzungen bei den Staatsausgaben ab. Auf der anderen Seite machen die Macronisten und die Konservativen die Reduzierung der öffentlichen Ausgaben und des Defizits zu ihrer obersten Priorität und weigern sich, die Steuern zu erhöhen.
Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) hat sogar angedeutet, er würde im Falle einer Steuererhöhung für das Misstrauensvotum stimmen. Auch die Rentenreform ist nach wie vor umstritten: NFP und RN fordern die Abschaffung der Rente mit 64, während das Zentrum und die Konservativen an dem neuen Renteneintrittsalter festhalten wollen. Der Zeitplan schreibt vor, dass die künftige Regierung den Parlamentariern bis zum 15. Oktober einen Haushalt vorlegen muss.
An einer Brennpunktschule zu unterrichten, gehörte nicht zu den Träumen der Lehrerin für Französisch, Latein und Griechisch, Myriam Meyer. Im Nachhinein betrachtet sie die sechs Jahre im Departement Val-de-Marne jedoch als „die fruchtbarsten, erlebnisreichsten und intensivsten“ Jahre ihrer Laufbahn. In ihrem jüngsten Buch Wesh madame?! – Rires et larmes d’une prof de banlieue (Robert-Laffont-Verlag) berichtet sie über die Freuden, Herausforderungen und Schwierigkeiten des Unterrichtens an einer Brennpunktschule.
Nach dem Austritt aus der linkspopulistischen Partei La France Insoumise rechnet François Ruffin mit dem Vorsitzenden Jean-Luc Mélenchon ab und liefert in seinem Buch Ma France en entier, pas à moitié eine heftige Kritik an der Wahlstrategie des Anführers der Unbeugsamen.
Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die ehemaligen Weggefährten gegeneinander antreten.
Es könnte ein Wendepunkt im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf sein: Taylor Swift, ein Superstar mit 285 Millionen Abonnenten auf Instagram, kündigte in einem Posting am 11. September nach der Debatte von Kamala Harris und Donald Trump ihre Unterstützung für Harris an. Paola Puerari berichtet.
Der legendäre Sportjournalist Didier Roustan starb am 11. September im Alter von 66 Jahren. Claude Askolovitch erzählt von dem Romantiker mit einer Leidenschaft für Fußball.
Zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die internationale Schlagzeile anlässlich der Entscheidung Deutschlands zur Wiedereinführung von Grenzkontrollen, die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 18.09.2024 arte Sendung vom 19.09.2024
Folge 3299 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 19.09.2024 arte Sendung vom 20.09.2024
Folge 3300 (46 Min.)Agnès Jaoui auf der Suche nach ihrer verlorenen Kindheit
„Ich wurde nie so sehr umworben, angeschaut, angemacht, begrapscht, belästigt und missbraucht wie zwischen meinem 10. und 13. Lebensjahr. Dazu muss man wissen, dass ich sehr früh Brüste bekommen habe.“ In La taille de nos seins (Grasset-Verlag, 2024) erzählt Agnès Jaoui auf intime Weise von ihren Kindheitserinnerungen in den 1970er Jahren im Herzen des 5. Arrondissement in Paris. Mädchenfreundschaften spielen darin eine große Rolle. Das Buch ist von ihrer Kindheitsfreundin Cécile Partouche illustriert, mit der sie ihre unglaublichen Pariser Abenteuer erlebte.
In ihrem Rückblick 50 Jahre später berichtet sie von ihrer Lehrerin Madame Sahoute, die sie „Mademoiselle Chichi“ nannte, dem Gefühl der Entwurzelung nach ihrem Umzug aus der Pariser Vorstadt Sarcelles, aber auch von ihren Erfahrungen während der Entwicklung vom Mädchen zur jungen Frau und den Reaktionen ihres Umfelds auf die körperlichen Veränderungen. Agnès Jaoui schildert, wie sich mit dem beginnenden Wachsen ihrer Brüste die Blicke der Männer veränderten. Eine Wahrheit, die in ihrem Körper eingraviert ist und in einem Kapitel mit dem schlichten Titel „Das Geheimnis“ enthüllt wird.
Draghis Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der EU: Ein Elektroschock für Europa?
Am 9. September überreichte Mario Draghi der Präsidentin der Europäischen Kommission seinen Bericht über die „Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit“, der wie ein Donnerschlag erschien. Der ehemalige EZB-Chef zeichnet das Bild einer existenziellen Herausforderung für die europäische Wirtschaft: Die Wettbewerbsfähigkeit der 27 EU-Staaten sei im Vergleich zu den USA zurückgefallen, betont er, während die Konkurrenz aus China gegenüber Europa wachse. „Das real verfügbare Pro-Kopf-Einkommen ist in den USA seit 2000 fast doppelt so stark gestiegen wie in Europa“, erklärt Draghi. Angesichts dieser Feststellung legt er 170 Vorschläge auf den Tisch, insbesondere massive Investitionen in Höhe von 750 bis 800 Milliarden Euro. Können die Empfehlungen des italienischen Wirtschaftswissenschaftlers und Staatsmannes in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden? Sind sie angesichts der Tatsache, dass gegen mehrere Länder ein Defizitverfahren eingeleitet wurde, überhaupt denkbar?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geschichte der Berliner Nofretete, und Marie Bonnisseau berichtet von einer Chips-Tüte, die das Ökosystem eines amerikanischen Naturparks erschüttert hat. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 20.09.2024 arte Sendung vom 21.09.2024
Folge 3301 (46 Min.)Eine Bestandsaufnahme Frankreichs durch den Schriftsteller und Geografen Michel Bussi
Mit geradezu metronomischer Regelmäßigkeit veröffentlicht Michel Bussi jedes Jahr einen erfolgreichen Roman. Mit 17 Werken und einer Verkaufszahl von geschätzt 12 Millionen Exemplaren gehört er zu den meistgelesenen französischen Autoren weltweit. Sein nächstes Buch mit dem Titel Les assassins de l’aube wird am 10. Oktober veröffentlicht. Heute haben wir jedoch nicht den Romanautor, sondern den Geografen in unserer Sendung zu Gast. Denn bevor er sich der Literatur widmete, unterrichtete Michel Bussi Geografie an der Universität Rouen. Als Leiter einer gemischten Forschungseinheit (UMR) hat er sich auf Wahlgeografie spezialisiert.
Unter seiner Leitung entstand das Sammelwerk Nos lieux communs. Une géographie du monde contemporain (Unsere Lebensbereiche. Eine Geografie der zeitgenössischen Welt), das im Fayard-Verlag erschienen ist. Vom Einfamilienhaus über den Baumarkt und die Bibliothek bis hin zum Altenheim werden in dem Buch hundert Orte untersucht, die von unserer Gesellschaft erzählen. Diese Räume zeugen von den Entwicklungen der Welt, sind aber auch treibende Kräfte des Wandels und erinnern an die politische Bedeutung der Geographie.
Krise in der NFP: Sind die erneuten Kämpfe innerhalb der Linken nun zu viel?
Der linke Politiker François Ruffin wurde auf der Fête de l’Humanité – einer politischen und kulturellen Veranstaltung der linken Zeitung L’Humanité – am 14. September ausgebuht. Hintergrund ist seine Kritik an der Wahlstrategie der La France insoumise, der er vorwirft, „einen Teil Frankreichs“, d.h. die RN-nahe Bevölkerung außerhalb der Großstädte zugunsten der „Jugend und der Arbeiterviertel“ aufgegeben zu haben. Diese Ereignisse vermitteln von der Linken ein Bild der Zerstrittenheit mit katastrophaler Wirkung. Am 15. September bekräftigte der ehemalige Staatspräsident François Hollande gegenüber dem Sender RTL die von François Ruffin geäußerte Kritik und sprach von „einem sektenähnlichen, brutalen, kommunitaristischen Abdriften und vor allem der Strategie einer Minderheit seitens der LFI und Mélenchon“.
Dennoch war es den linken Parteien nach der Auflösung der Nationalversammlung auf spektakuläre Weise gelungen, unter dem Banner der Neuen Volksfront gemeinsam anzutreten. Mit 182 gewählten Abgeordneten war das Bündnis bei den Parlamentswahlen stärkste Kraft geworden. Doch nach der Ablehnung der Ernennung von Lucie Castets zur Premierministerin durch Emmanuel Macron begannen die inneren Kämpfe der Linksparteien, allen voran in der PS über eine mögliche Ernennung von Bernard Cazeneuve zum Premierminister.
Erleben wir den Beginn der Rückkehr zu zwei unversöhnlichen Linksparteien? Darüber diskutieren wir heute Abend mit der ehemaligen Staatssekretärin für Opferhilfe, Juliette Méadel, dem Schriftsteller und Autor von Les derniers jours du Parti Socialiste, Aurélien Bellanger, und dem auf die Linke spezialisierten politischen Journalisten der Tageszeitung L’Opinion, Antoine Oberdorff.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von dem Magdalenenhochwasser, das im Jahr 1342 zu verheerenden Überschwemmungen in Mitteleuropa führte, und Marie Bonnisseau berichtet von dem jüngsten Streit zwischen Europa und Algerien aufgrund eines Brotaufstrichs. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.09.2024 arte Sendung vom 23.09.2024
Folge 3302 (46 Min.)Philippe Pujol über das System des Drogenhandels in Marseille
„In Brennpunktvierteln bestimmt der Drogenhandel den Alltag der Bewohner. Er ist ihr Vogelgesang, er bestimmt die Ereignisse, an denen man die Zeit misst, er ist ein Verhängnis, schmutzig, unauslöschlich.“ Philippe Pujol verbrachte seine Kindheit im Marseiller Arbeiterviertel Belle de Mai. Als Journalist für Lokalereignisse und später als Schriftsteller durchstreift er seit mehr als zwanzig Jahren die nördlichen Viertel von Marseille und erzählt von seinen Erlebnissen. Für seine Artikelserie Quartiers shit erhielt er 2014 den Albert-London-Preis. Nach La fabrique du Monstre (2016) und La chute du Monstre (2019) schließt er seine Trilogie über den Drogenhandel in Marseille nun mit Cramés: les enfants du Monstre (Julliard-Verlag, 2024) ab.
Seit langem beobachtet er die Entwicklung junger Menschen, deren Verletzlichkeit vom System des Drogenhandels ausgenutzt wird. Seiner Meinung nach werden die kleinen Dealer missbraucht und von den echten Dealern, die sich an dem Handel wirklich bereichern, gibt es nur wenige. Er kritisiert den Ansatz des französischen Innenministeriums zur Bekämpfung des Drogenhandels und meint, dass die Strategie mit einem höheren Polizeiaufgebot nicht ausreicht und die Operationen Place Nette XXL, mit denen die Polizei durch Kontrollen der Drogenhändler vermehrt gegen Drogen-Hotelspots vorgeht, nur begrenzte Auswirkungen haben.
Pager-Angriff: Auf dem Weg zu einem totalen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah?
Durch die Explosion von Hisbollah-Pagern wurden im Libanon mehrere Menschen getötet und 2800 Personen verletzt. Pager sind einfache Kommunikationsgeräte, die in den 1990er Jahren sehr beliebt waren. Nach Angaben der Hisbollah sind die Geräte am 17. September gegen 15:30 Uhr alle gleichzeitig explodiert. Der israelische Geheimdienst habe die Pager vor ihrer Auslieferung an die Hisbollah-Mitglieder mit Sprengfallen versehen und die Explosionen dann ferngesteuert ausgelöst, so die New York Times. Die Hisbollah beschuldigt Israel, hinter dem Angriff zu stecken. Das Land gilt als Meister in der digitalen und technologischen Überwachung seiner Gegner und in der Durchführung von Hacking-Operationen. Bisher hat sich Israel nicht zu dem Angriff bekannt. Könnte der Angriff eine umfangreiche Reaktion der Hisbollah und insbesondere an der libanesisch-israelischen Grenze auslösen?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Entdeckung von Gebeinen in der Kathedrale Notre-Dame, die von dem Dichter Joachim du Bellay stammen könnten, und Marie Bonnisseau berichtet von der Ankündigung des Internet-Riesen Amazon, die Home-Office-Regelung für seine Mitarbeiter beenden zu wollen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 23.09.2024 arte Sendung vom 24.09.2024
Folge 3303 (46 Min.)Deutsche TV-Premiere Di. 24.09.2024 arte Sendung vom 25.09.2024
Folge 3304 (46 Min.)Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Rechtsruck der Europäischen Kommission und Demütigung Frankreichs? Am 17. September hat Ursula Von der Leyen die neue Zusammensetzung der Europäischen Kommission vorgestellt. Mitglieder der EVP (Mitte-Rechts-Fraktion) besetzen dreizehn der insgesamt sechsundzwanzig Posten für Kommissare. Eine weitere wichtige Änderung ist die Ernennung des italienischen Ministers Raffaele Fitto in der Regierung von Giorgia Meloni und Mitglied der rechtsextremen Partei Fratelli d’Italia zum Vizepräsidenten mit dem Zuständigkeitsbereich „Zusammenhalt und Reformen“.
Ursula Von der Leyen erreichte den Rücktritt des französischen EU-Kommissars Thierry Breton, der sich sehr für die Regulierung der digitalen Giganten eingesetzt hatte und zu dem sich die Beziehungen in letzter Zeit verschlechtert hatten. Er wird durch den zurückgetretenen Europa- und Außenminister und engen Vertrauten Emmanuel Macrons, Stéphane Séjourné, ersetzt, der das Ressort für die Industriestrategie übernehmen wird. Ist Frankreich in dieser neuen Zusammensetzung der Europäischen Kommission geschwächt?
Wird die aus Macronisten und LR gebildete Regierung Barnier eine Parlamentsmehrheit erreichen? Nach zweiwöchigen Verhandlungen kündigte das Büro des Premierministers am 19. September die Bekanntgabe der neuen Regierung von Michel Barnier für spätestens Sonntag an. Die Regierung soll sechzehn vollwertige Minister und insgesamt achtunddreißig Mitglieder umfassen, wobei die Mehrheit aus Macrons Partei und den konservativen Republikanern stammen soll. Nur ein Minister aus den Rängen der linken Divers gauche soll dabei sein. Der Fraktionsvorsitzende der Republikanischen Rechten in der Nationalversammlung, Laurent Wauquiez, teilte mit, den Posten des Finanzministers abgelehnt zu haben.
Die Vertreter des Präsidentenlagers Ensemble pour la République (EPR) werden also auch in der neuen Regierung die Mehrheit der Minister stellen. Wie lange wird sie ein Misstrauensvotum im Parlament vermeiden können? Der Abgeordnete der linkspopulistischen La France insoumise, Manuel Bompard, kritisierte bereits, dass die neue Regierung aus den Verlierern der letzten Wahlen bestehen werde.
Im Laufe der Sendung wird die Tanzforscherin und Soziologin Laura Cappelle zu unserer Gesprächsrunde kommen. In Zusammenarbeit mit dem Zeichner Thomas Gilbert veröffentlicht sie im Seuil-Verlag „Une histoire dessinée de la danse“ (Eine gezeichnete Geschichte des Tanzes), eine Adaption ihres zuvor ebenfalls im Seul-Verlag erschienenen Buches „Nouvelle histoire de la danse en Occident“ (Neue Geschichte des Tanzes in der westlichen Welt).
Im Duell der Woche lässt Frédéric Says Elon Musk gegen Thierry Breton antreten. Haben die Plattformen einen Sieg gegen die Regulierung gewonnen? Sollten sich alle Männer für den Prozess von Mazan „schämen“? Paola Puerari beschäftigt sich mit dieser Frage.
In seiner Geschichte der Woche erzählt Claude Askolovitch von den Folgen eines verrückten Gerüchts über die US-amerikanische Stadt Springfield, nachdem Donald Trump bei seiner TV-Debatte mit Kamala Harris die Fake News verbreitet hatte, dass Migranten dort „die Katzen fressen“ würden.
Zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die internationale Schlagzeile anlässlich des Pager-Angriffs auf Mitglieder der Hisbollah, die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 25.09.2024 arte Sendung vom 26.09.2024
Folge 3305 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 26.09.2024 arte Sendung vom 27.09.2024
Folge 3306 (46 Min.)Gefängnispsychologin über die Gedankenwelt von Kannibalen
Die Psychologin Nathalie von Zelowitz veröffentlicht diese Woche im JC Lattès-Verlag ein Essay mit dem Titel „Le patient cannibale. Carnets d’une psychologue en prison“, in dem sie den Leser in die Gedankenwelt eines kannibalischen Patienten einführt. Das Buch entstand aus ihrer Begegnung mit einem Mann namens Bernard, dem sie seit etwa zehn Jahren bei Sitzungen im Gefängnis zuhört. In der Strafvollzugsanstalt Château-Thierry, wo er seine Strafe verbüßt, nachdem er das Herz eines Mannes gegessen hat, hinterfragt Nathalie von Zelowitz mit ihm den Begriff der Monstrosität. Sie regt zum Nachdenken über den Teil der Menschlichkeit an, der in jedem Wesen verbleibt. Wie kann man dieses Phänomen – ein ultimatives Tabu – analysieren? Welche Traumata haben Bernhards Leben geprägt? In diesem Essay analysiert Nathalie von Zelowitz die Hintergründe des Kannibalismus, von dem es in Frankreich etwa 20 Fälle gibt.
Ist der ökologische Wandel mit einer rechten Regierung möglich?
Nach mehr als zweiwöchigen Verhandlungen hat Michel Barnier am 21. September siebzehn vollwertige Minister ernannt. Agnès Pannier-Runacher wurde mit dem Ressort für den ökologischen Wandel, Energie, Klima und Risikoprävention betraut. Es bleibt die Frage, welchen Stellenwert der Umweltschutz bei den künftigen Reformen der Regierung haben wird. Michel Barnier war in den 1990er Jahren Umweltminister und führte bahnbrechende Maßnahmen für den Umweltschutz in Frankreich ein: das Verursacherprinzip, die Prävention größerer Naturgefahren und die Nationale Kommission für öffentliche Debatten. Letztere veröffentlichte sogar ein Buch zum Thema „Chacun pour tous. Le défi écologique“ (1990). Sind seine ökologischen Überzeugungen immer noch aktuell? Bei seinem Amtsantritt am 5. September überraschte er manche Anwesenden, als er in seiner Rede von einer „ökologischen Schuld“ sprach.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von den Ursprüngen des Oktoberfests, und Marie Bonnisseau berichtet von den Bestrebungen, in Albanien einen muslimischen Kleinstaat nach Vorbild des Vatikan zu gründen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 27.09.2024 arte Sendung vom 28.09.2024
Folge 3307 (46 Min.)Kann man im Zeitalter der MeToo-Revolution noch galant sein?
„Französischer Mythos“, „Vergewaltigungskultur“ oder „Freiheit zu belästigen“: Die Galanterie ist heute Gegenstand zahlreicher Debatten. Die Frage ist, ob man unter diesen Umständen überhaupt noch galant sein kann. Diese Frage stellt Jennifer Tamas, Spezialistin für die Literatur des 17. Jahrhunderts, in ihrem gleichnamigen Essay, der nun im Seuil-Verlag erschienen ist. Die „Kunst des Gefallens“ entstand im 17. Jahrhundert aus dem Wunsch, die Umgangsformen einer gewalttätigen Gesellschaft zu befrieden. König Ludwig XIV. bediente sich der Galanterie, um die Grundherren an seinen Hof zu bringen und sie zu Höflingen zu machen, – sie war „eine unmännliche Art, die Verbindungen zwischen den Geschlechtern zu pflegen“.
Zwar nahmen galante Frauen damals aktiv am intellektuellen Leben teil und entwickelten neue Formen des sozialen Umgangs, sowohl in Freundschafts- als auch in Liebesbeziehungen, doch die Galanterie entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Instrument der männlichen Domination. Damit scheint sie mit dem Feminismus unvereinbar zu sein. In ihrem Essay geht Jennifer Tamas der Frage nach, ob man heute noch galant sein kann und zeigt die Verwirrung um den Begriff „Galanterie“ auf: Manchmal wird Galanterie mit Romantik verwechselt, mal als Herrschaftsinstrument, mal als emanzipatorische Praxis wahrgenommen. Die Autorin führt dem Leser die Komplexität und vielfältige Dimension der Galanterie vor.
Ist eine Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah unvermeidlich?
Am 23. September wurden 558 Menschen nach massiven israelischen Bombenangriffen im Südlibanon und im Bekaa-Tal im Osten des Landes getötet. Die israelische Armee behauptete, 1600 Stellungen der Hisbollah angegriffen zu haben. Diese neue und seit dem Beginn der Kampfhandlungen an der israelisch-libanesischen Grenze Ende 2023 beispiellose Offensive trieb Tausende Libanesen aus dem Süden des Landes in die Flucht. Die Behörden kündigten die Schließung der Schulen in den betroffenen Gebieten an und forderten die Krankenhäuser auf, nicht dringende Operationen zu verschieben, um sich auf die Versorgung der Verletzten zu konzentrieren. Die Angriffe wurden in der Nacht von Montag auf Dienstag fortgesetzt und schüren die Angst vor einer Ausweitung des Kriegs in der Region.
Frankreich hat eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt, das Thema wird jedoch auch die am 24. September beginnende Generalversammlung der Vereinten Nationen dominieren. Die Hisbollah feuerte am 22. September 150 Raketen in den Norden Israels ab als Reaktion auf Israels groß angelegten Pagerangriff gegen ihre Mitglieder. Dabei setzte die islamistische Organisation zum ersten Mal Mittelstreckenwaffen ein, die auf von der Grenze entfernte Gebiete zielten. Kommt es nun zu dem befürchteten totalen Krieg? Könnte der Libanon zu einem „neuen Gaza-Streifen“ werden, wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres befürchtet?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit vom Edelsteinhandel in Kolumbien, und Marie Bonnisseau berichtet über eine Ratte, die auf der Sankt-Paul-Insel im Beringmeer für Aufregung sorgt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.09.2024 arte Sendung vom 30.09.2024
Folge 3308 (46 Min.)Haben die Krisen in Martinique, Neukaledonien … die gleichen Ursachen?
In den Überseegebieten kommt es seit Anfang September vor dem Hintergrund der Mobilisierung gegen die hohen Lebenshaltungskosten zu Ausschreitungen. Auf Martinique herrscht seit Mittwoch teilweise eine Ausgangssperre, die nach Angaben der Präfektur bis Donnerstag verlängert und auf das Arbeiterviertel Sainte-Thérèse in Fort-de-France ausgeweitet wird, in dem die meisten Gewaltakte registriert wurden. In Guadeloupe kündigte der Präfekt eine Ausgangssperre für Minderjährige in sieben Gebieten der Insel an. In Neukaledonien herrscht vier Monate nach schweren Unruhen derzeit Ruhe, aber der Jahrestag der Beginn der Kolonialisierung in Kanaky-Neukaledonien könnte die Spannungen wieder aufflammen lassen.
Zu Gast ist Claudy Siar, ehemaliger Vizepräsident des Repräsentativen Rates der Franzosen in Übersee. Er ist der Meinung, dass „die in den Demonstrationen zum Ausdruck gebrachte Wut legitim und gesund ist“. Nach seiner Auffassung betreibt Frankreich eine Kolonialpolitik, denn „es zeigt auch heute noch, dass es stärker ist. Unabhängig von den Demonstrationen und der zum Ausdruck gebrachten Wut, der Organisation und der Entschlossenheit, der Staat hat immer das letzte Wort“.
Sitzen beim Prozess um die Vergewaltigungen von Mazan alle Männer auf der Anklagebank?
Der Prozess um die Vergewaltigungen von Mazan macht ganz Frankreich sprachlos. Auf der Anklagebank sitzen 51 Männer im Alter von 26 bis 73 Jahren, denen vorgeworfen wird, die betäubte und bewusstlose Gisèle Pelicot auf Einladung ihres Ehemannes Dominique Pelicot über einen Zeitraum von zehn Jahren vergewaltigt zu haben. Der Umfang des Falles offenbart für viele Beobachter den systemischen Charakter der sexuellen Gewalt von Männern gegen Frauen. Der Prozess von Mazan wäre folglich ein Prozess des Patriarchats, der männlichen Dominanz im weiteren Sinne oder auch das ultimative Beispiel für die „Kultur der Vergewaltigung“.
Zahlreiche Männer bringen ihre „Scham“ nun öffentlich zum Ausdruck. In einem am Wochenende von der Tageszeitung Libération veröffentlichten Beitrag unterzeichnen 200 Männer eine „Roadmap gegen die männliche Dominanz“. Andere lehnen eine systematische Verallgemeinerung wiederum ab, da sie darin eine Essentialisierung durch das Geschlecht sehen. Unter dem Hashtag #pastousleshommes (#NotAllMen auf Englisch) weisen sie die Vorstellung zurück, dass alle Männer potentielle Vergewaltiger seien oder sich für die Verbrechen von Mazan mitverantwortlich fühlen sollten, die sie nicht begangen haben.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von dem Verbot für „Zombiemesser“ im Vereinigten Königreich, und Marie Bonnisseau berichtetvon wegen Verbrechen angeklagten Künstlern, deren Streaming-Zahlen auf den Plattformen bei der Anklageerhebung explodieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 30.09.2024 arte Sendung vom 01.10.2024
Folge 3309 (46 Min.)Joe Saccos verzweifelter Aufschrei wegen der humanitären Situation in Gaza
Der Journalist und Comicautor Joe Sacco hat im September „Guerre à Gaza“ im Futuropolis-Verlag veröffentlicht. Der Comiczeichner hatte sich bereits mit Palestine: Une nation occupée (1993) und Palestine: Dans la bande de Gaza (1996) einen Namen für seine Arbeiten über den israelisch-palästinensischen Konflikt gemacht. In seinem neuen Album gibt er die Zerstörung des Gazastreifens durch israelische Luftangriffe nach den Angriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 zeichnerisch wieder. Das 32-seitige Buch ist jedoch keine Comic-Reportage wie die beiden anderen Werke, da Joe Sacco zur Befragung der Palästinenser nicht nach Gaza reisen konnte. Es ist vielmehr ein politischer Aufschrei. Joe Sacco kritisiert die Mitschuld der USA an der aktuellen Lage. Der Autor zeichnet Joe Biden mit einem eingebrannten „G“ auf der Stirn, da er seiner Meinung nach die Schuld für „die Erfindung des süßesten und nettesten Völkermords“ trägt.
Staatsdefizit Frankreichs: Ist Michel Barnier bereit, die wohlhabenden Franzosen zur Kasse zu bitten?
„Die Wahrheit ist, dass das Staatsdefizit im Jahr 2024 möglicherweise 6 % des BIP übersteigen wird“, kündigte der neue Haushaltsminister Laurent Saint-Martin bei seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss der Nationalversammlung am 25. September an. Zwei Wochen vor der Abstimmung im Parlament scheint sich die Ausarbeitung des Haushalts 2025 schwierig zu gestalten. Ist eine Steuererhöhung unvermeidlich? Wenn ja, welche Bevölkerungskategorie soll zur Kasse gebeten werden? „Ich schließe nicht aus, dass die wohlhabenden Haushalte zu den nationalen Anstrengungen zur Sanierung der Lage beitragen werden“, erklärte Premierminister Michel Barnier. Eine Umfrage von Oxfam hat die Erwartung der Franzosen zu diesem Thema deutlich gemacht: 78 % der Befragten halten „eine höhere Besteuerung der Wohlhabenden vor dem Hintergrund des Haushaltsdefizits“ für notwendig. Es bleibt die Frage, welche Form dieser Beitrag durch die Reichsten annehmen könnte.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geburtenpolitik unter Stalin, und Marie Bonnisseau berichtet über das Schicksal der beiden Pandabären Lumi und Pyryr, die aus einem finnischen Zoo nach China zurückgeschickt wurden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 01.10.2024 arte Sendung vom 02.10.2024
Folge 3310 (46 Min.)Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Ist die Regierung Barnier bereits vom RN abhängig? Am 24. September erklärte sich der frisch ernannte Wirtschaftsminister Antoine Armand zur Zusammenarbeit mit allen politischen Parteien bereit, „sofern sie zum republikanischen Bogen gehören“, und schloss damit den rechtspopulistischen RN aus. Diese Erklärung sorgte in den Reihen der Partei von Marine Le Pen für Verärgerung. Premierminister Michel Barnier rief die Abgeordnete daraufhin persönlich an, um sie zu beruhigen und sich von der Position seines Ministers zu distanzieren. Während die Linke in diesem Schritt einen Beweis für die Abhängigkeit der französischen Regierung vom RN sieht, entgegnete der Senatspräsident Gérard Larcher (LR), dass die Regierung mit allen reden müsse. Das Präsidentenlager ist geteilter Meinung. „Wenn es eine Vereinbarung mit dem RN gibt, muss man das sagen. Aber ich werde mich daran nicht beteiligen“, meint zum Beispiel Erwan Balanant, Abgeordneter der Zentrumspartei Modem.
Mord an Philippine: Welche Lehren sind aus dem Versagen der Behörden zu ziehen? Der mutmaßliche Mörder von Philippine, die am 20. September tot im Pariser Bois de Boulogne aufgefunden worden war, wurde in Genf festgenommen. Es handelt sich um den 22-jährigen Marokkaner Taha O., der zum Zeitpunkt der Tat keine Aufenthaltserlaubnis in Frankreich hatte. Er wurde 2021 wegen Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft verurteilt, im Juni nach Strafmilderungen freigelassen und sollte abgeschoben werden. Bis zur Abschiebung nach Marokko kam er in eine Abschiebungshafteinrichtung.
Die Ausstellung des für seine Rückkehr unerlässlichen konsularischen Laissez-passer durch sein Heimatland verzögerte sich jedoch. Am 3. September wurde er freigelassen, obwohl der Richter schrieb: „Die Gefahr der Wiederholung von Straftaten und damit die Gefährdung der öffentlichen Ordnung kann nicht ausgeschlossen werden.“ Am nächsten Tag stellte Marokko schließlich den Laissez-passer aus, zu spät, denn Taha O. war trotz Hausarrest bereits untergetaucht.
Gast der Woche ist die Wasserbauingenieurin Charlène Descollonges. Der „Wasserfußabdruck“ eines Franzosen beträgt im Durchschnitt 4.900 Liter Wasser pro Tag. Descollonges behauptet, dass Wasser ein politisches Thema sei, und veröffentlicht mit Agir pour l’eau, le mode d’emploi citoyen (Tana-Verlag, 2024) einen Leitfaden, der dem Leser helfen soll, selbst aktiv zu werden und Veränderungen in die Praxis umzusetzen.
Olivier Faure vs. Alexis Corbière: Wird die Linke für die Aufhebung der Rentenreform stimmen? Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die Politiker gegeneinander antreten.
Durfte man für den Kinofilm „Bambi“ mit echten Tieren arbeiten? Paola Puerari berichtet. Nach 46 Jahren in der Todeszelle wurde ein 88-jähriger Japaner von allen Anklagepunkten freigesprochen. Claude Askolovitch erzählt in seiner Geschichte der Woche von Iwao Hakamada, der 1968 wegen vierfachen Mordes zum Tode verurteilt wurde.
Zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die internationale Schlagzeile über Israel, das dem internationalen Druck zugunsten eines Waffenstillstands mit dem Libanon, mit Gleichgültigkeit zu begegnen scheint, die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 02.10.2024 arte Sendung vom 03.10.2024
Folge 3311 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 03.10.2024 arte Sendung vom 04.10.2024
Folge 3312 (46 Min.)Elektro-Genie Moby setzt seine Musik für den Tierschutz ein
Der Sänger Moby ist seit 2011 nicht mehr in Paris aufgetreten. Der vielseitige Künstler – Autor, Komponist, Interpret, Musiker, aber auch Regisseur, Produzent und Fotograf – kehrte anlässlich des 25-jährigen Jubiläums seines Kultalbums Play auf die Bühne zurück. Der letzte Termin seiner Jubiläumstournee war ein Konzert am 24. September im Zénith in Paris. Play war zwar ein weltweiter Erfolg, offenbarte aber auch eine dunkle Seite von Mobys Persönlichkeit. Der Sänger litt unter einer schweren Depression und hatte mehrere Jahre mit Suchtproblemen zu kämpfen.
Im Juni dieses Jahres veröffentlichte er sein 22. Album mit dem Titel „Always“ centered at night. Die Musik ist und bleibt seine Leidenschaft, gleichzeitig lebt er vegan und setzt sich aktiv für den Tierschutz ein. Den gesamten Erlös seiner Europatournee wird er an Organisationen spenden, die sich für den Tierschutz einsetzen. Im Gespräch mit Elisabeth Quin erzählt er von seinem Werdegang als Musiker und Aktivist, wenige Wochen vor einem entscheidenden Datum in seiner Heimat, den amerikanischen Präsidentschaftswahlen.
Israel eliminiert Hisbollah-Führer: Kann der Iran untätig bleiben?
Die Hisbollah bestätigte am 28. September den Tod ihres historischen Führers Hassan Nasrallah – den die israelische Armee wenige Stunden zuvor auf X bekannt gegeben hatte – bei einem Luftangriff im Süden Beiruts. Diese Nachricht erschüttert den gesamten Nahen Osten und insbesondere den Iran. Die 1982 auf Initiative der Revolutionsgarden gegründete Hisbollah ist eine wichtige Säule der „Achse des Widerstands“ des Iran gegen Israel. Der iranische Vizepräsident erklärte nun, dass die Ermordung von Hassan Nasrallah zur „Zerstörung Israels“ führen würde, aber können diese Worte auch in eine umfassende Militäraktion umgesetzt werden? Seit Wochen wird weltweit über die abwartende Haltung des Iran gerätselt, der noch immer nicht auf die Tötung des politischen Führers der Hamas, Ismail Haniyeh, Ende Juli im Zentrum von Teheran reagiert hat.
Einige Monate zuvor, im April, war das iranische Konsulat in Damaskus Ziel eines israelischen Luftangriffs, und die Hunderte von Raketen und Drohnen, die Teheran als Reaktion nach Israel geschickt hatte, waren alle abgefangen worden. Ist die Hisbollah nach dem Tod Hassan Nasrallahs, den Benjamin Netanjahu als „historischen Wendepunkt“ bezeichnete, nun wirklich vernichtet? Kann der Iran stillschweigend zusehen?
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Herkunft des Akkordeons, und Marie Bonnisseau berichtet über die Überlegungen einiger Fluggesellschaften, künftig nur noch mit einem Piloten an Bord zu fliegen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.10.2024 arte Sendung vom 05.10.2024
Folge 3313 (46 Min.)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.10.2024 arte Sendung vom 07.10.2024
Folge 3314 (46 Min.)„Die Macht der Mikroben“: Warnung vor einer Gesellschaft ohne Mikroben
„Die Angelsachsen nennen Mikroben old friends, sozusagen alte Freunde des Menschen.“ Die Journalistin, Regisseurin und Schriftstellerin Marie-Monique Robin beschäftigt sich in ihrem Dokumentarfilm „Die Macht der Mikroben“ – der am 8. Oktober auf ARTE ausgestrahlt wird – mit den mikroskopisch kleinen Organismen. Aus ihren Nachforschungen entstand ebenfalls ein Buch, das im September im Verlag La Découverte / Arte édition erschienen ist. Darin hinterfragt Robin „die zunehmende Versiegelung von Bodenflächen, die übertriebene Hygiene, die Keimabtötung in Lebensmitteln und die systematische Entfernung von Parasiten“ der vergangenen Jahrzehnte.
Diese Entwicklung sei nach Meinung der Journalistin der Grund für die Zunahme von Krankheiten und die Ausbreitung von Viren. Zwar fand Louis Pasteur im 19. Jahrhundert heraus, dass bestimmte Mikroben für Krankheiten verantwortlich waren, gleichzeitig sind sie jedoch für die Stärkung der Immunabwehr unerlässlich. Bakterien sind überall, im Wasser, in der Luft, auf Gegenständen und auf der Haut. Marie-Monique Robin erklärt uns die enge Verbindung zwischen der Existenz des Menschen und der Existenz von Bakterien.
Hat Michel Barnier eine parlamentarische Mehrheit für die Themen Steuern und Immigration gefunden?
Der neue Regierungschef Michel Barnier hielt gestern im Parlament seine politische Grundsatzrede. Mehr als Stunde lang versuchte er, die Abgeordneten davon zu überzeugen, keinen Misstrauensantrag gegen seine Regierung zu stellen. Er nannte mehrere Richtlinien für seine künftige Politik, z. B. Steuererhöhungen für große Unternehmen und wohlhabende Haushalte, aber auch eine härtere Gangart in der Einwanderungspolitik. Macht der Premierminister in der Steuerfrage einen Schritt in Richtung der Linken und beim Thema Einwanderung einen weiteren in Richtung des rechtspopulistischen RN? Die Linke und die Neue Volksfront haben bereits angekündigt, dass sie noch vor der Prüfung des Haushalts in der nächsten Woche einen Misstrauensantrag stellen werden.
Auch einige Macronisten haben Zweifel daran aufkommen lassen, ob sie die neue Regierung insbesondere in der Steuerfrage unterstützen werden. Rein rechnerisch hängt der Fortbestand der neuen Regierung jedoch vom RN ab. Dessen Fraktionsvorsitzende Marine Le Pen erklärte, ihr eine Chance zu geben und zunächst keinen Misstrauensantrag zu stellen. Es bleibt die Frage, wie lange diese „Waffenruhe“ dauern wird.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit vom Kometen des Jahrhunderts, der sich in diesem Monat der Erde nähert, und Marie Bonnisseau berichtet von der Buchhalterin, die die Kleidermarke „Kiabi“ betrogen hat. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.10.2024 arte Sendung vom 08.10.2024
Folge 3315 (46 Min.)Französisch-senegalesische Schriftstellerin Fatou Diome empfindet die Frankophonie als süßen Gesang
Diese Woche findet in Frankreich zum ersten Mal seit 33 Jahren der Frankophoniegipfel statt. An dem von der Internationalen Organisation der Frankophonie initiierten Gipfeltreffen nehmen etwa 80 Delegationen teil, darunter rund 50 Delegationen auf der Ebene von Staats- und Regierungschefs. Das Thema lautet „Créer, innover et entreprendre en français“ (Kreation, Innovation und Unternehmen in französischer Sprache). Es handelt sich um ein kulturelles, aber auch politisches Treffen für eine Sprachgemeinschaft, der weltweit 321 Millionen Sprecher angehören. Die Schriftstellerin Fatou Diome nennt sie eine „kulturelle Familie“.
Die im Senegal geborene und 2002 in Frankreich eingebürgerte Autorin hat ein Dutzend Bücher verfasst und ist heute in unserer Sendung zu Gast. Sie betrachtet „die französische Sprache heute als ein Bindeglied zwischen den afrikanischen Völkern“. Im vergangenen Jahr wurde sie in die Académie royale de langue et de littérature françaises de Belgique gewählt und wird am Donnerstagabend als Chevalier de l’Ordre de la Pléiade ausgezeichnet, womit Beiträge zur Entfaltung der französischen Sprache gewürdigt werden.
Steckt der Nahe Osten ein Jahr nach dem 7. Oktober in einer Sackgasse?
Ein Jahr nach dem Massaker vom 7. Oktober, bei dem auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet wurden und das einen massiven Gegenschlag der israelischen Armee zur Folge hatte, der mehr als 40.000 palästinensische Todesopfer forderte, hat sich der Konflikt auf die ganze Region ausgeweitet. Im Libanon wurden bei einem simultanen Pager-Angriff fast 40 Menschen getötet und über 3000 Personen verletzt. Dieser beispiellose Angriff stellte einen Wendepunkt im Konflikt zwischen Israel und der „Achse des Widerstands“ (dem politischen Bündnis zwischen Hamas, Hisbollah, dem iranischen Staat u. a.) dar.
Die israelische Armee – IDF – bombardiert vermehrt Orte, die von der libanesischen Schiitenmiliz besetzt sind. Vergangene Woche versetzte Israel der Hisbollah mit der Tötung ihres Anführers Hassan Nasrallah einen schweren Schlag. Ein Gebäude in einem südlichen Vorort von Beirut, der als Hochburg der Bewegung gilt, wurde von einem 30 t schweren Bombenhagel getroffen. Daraufhin feuerte der verbündete Iran 200 Raketen auf Israel ab, von denen die meisten von dem Abwehrsystem – der Eisernen Kuppel – abgefangen wurden.
Die USA halfen bei der Abwehr dieser Offensive und versprachen „ernsthafte Konsequenzen“. Israel begann unterdessen einen „begrenzten, lokalisierten, gezielten“ Bodeneinsatz im Südlibanon. Ist das Aufflammen kurz vor dem ersten Jahrestag des Massakers ein Zeichen dafür, dass der Konflikt in eine Sackgasse geraten ist? Denis Charbit, Professor für Politikwissenschaft an der Open University of Israel, und Elias Sanbar, palästinensischer Schriftsteller und ehemaliger Botschafter Palästinas bei der UNESCO, sind in unserer Sendung zu Gast.
Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von den Kinderkrippen im 19. Jahrhundert, und Marie Bonnisseau berichtet von überraschenden Bonbontüten, in denen alles Mögliche – nur keine Bonbons – zu finden sind. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 08.10.2024 arte Sendung vom 09.10.2024
Folge 3316 (58 Min.)Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Durch eine Entscheidung der Pariser Stadtverwaltung Anfang September wurde die Höchstgeschwindigkeit auf der Pariser Ringautobahn mit Wirkung zum 1. Oktober von 70 km/h auf 50 km/h gesenkt. Mit dieser Maßnahme soll „die Luftverschmutzung bekämpft, die öffentliche Gesundheit und die Verkehrssicherheit gewährleistet und die Lebensqualität verbessert werden“, erklärte Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Die Präsidentin der Region Ile-de-France, Valérie Pécresse, verurteilte dieses Vorgehen als „sozial ungerecht“ und „ökologisch ineffizient“.
Zuvor hatte die Stadtverwaltung bereits eine SUV-Steuer eingeführt, die das Parken für diesen Fahrzeug-Typ verteuert. Alle französischen Ballungsräume beschäftigen sich seit mehreren Monaten mit der Frage, welcher Platz dem Auto in den Innenstädten eingeräumt wird. Geschwindigkeitsreduzierungen, Einführung von Umweltzonen, das Ziel „autofreie Innenstädte“ führt zu politischen Spannungen und einer Spaltung zwischen den Bewohnern der Innenstädte und denen der Randbezirke.
Der französische Premierminister Michel Barnier kündigte gestern Einsparungen in Höhe von 60 Milliarden Euro für den Haushalt 2025 an. Diese werden unter anderem durch eine Steuererhöhung von 20 Milliarden Euro, aber auch durch eine Senkung der Ausgaben um 40 Milliarden Euro ermöglicht. Es bleibt die Frage, welche Ausgaben gekürzt werden sollen, denn Ausgabenkürzungen werden auch die französischen Haushalte belasten. Beispielsweise sind 15 Milliarden Euro Einsparungen bei den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung vorgesehen. Müssen sich die Franzosen auf einen Sparkurs in den nächsten Monaten und Jahren vorbereiten?
Diese Woche ist der Kinderbuchautor und Fan französischer Chansons Vincent Cuvellier in unserer Sendung zu Gast. In Zusammenarbeit mit dem Zeichner Jeff Pourquié veröffentlicht er im Casterman-Verlag den Comic Le Temps des Copains. Darin erzählt er von der Zeit als die Yéyés, Johnny Hallyday, Eddy Mitchell, Jacques Dutronc und Françoise Hardy, Teenager waren. Die zukünftigen Chansonstars lernten sich im Alter von 14 oder 15 Jahren in Paris kennen und träumten von Amerika, Coca-Cola, Elvis Presley und James Dean.
Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die Fraktionsvorsitzende des rechtspopulistischen RN, Marine Le Pen, gegen die Justiz antreten. Am Montag begann der Prozess wegen Veruntreuung von EU-Geldern für parlamentarische Mitarbeiter des Rassemblement National, in den auch Le Pen verwickelt ist. Sie könnte im Falle einer Verurteilung für fünf Jahre für unwählbar erklärt werden. Steht die Präsidentschaftswahl 2027 für Marine Le Pen auf dem Spiel? Der Walschützer Paul Watson bleibt in Grönland im Gefängnis, wogegen seine Unterstützer protestieren. Paola Puerari berichtet.
Mit seiner Figur Jean-Claude Dusse, dem Helden der französischen Kultkomödien „Les bronzés“ (1978) und „Les bronzés font du ski“ (1979), brachte er Generationen zum Lachen. Der Schauspieler und Regisseur Michel Blanc ist heute im Alter von 72 Jahren verstorben. Claude Askolovitch widmet seine Geschichte der Woche dem großen Künstler.
Zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die internationale Schlagzeile aus der Zeitung The Economist zum Jahrestag des Terrorangriffs vom 7. Oktober über das von Krieg und Instabilität im Nahen Osten geprägte Jahr und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 09.10.2024 arte
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