Staffel 1, Folge 2

  • 2. Die Welt im Jahr 1000

    Staffel 1, Folge 2 (45 Min.)
    Bild: ZDF und Hans Jakobi
    Im Jahr 1000 leben in Deutschland 90 Prozent der Bevölkerung auf dem Land, ein Volk von Bauern. Nur wenige Siedlungen und Ortschaften ragen als kleine Inseln aus endlosen Wäldern heraus. Rom ist längst untergegangen, nur noch Geschichte oder Stoff für Geschichten. Große Städte sind im Jahr 1000 in Europa nicht zu finden, dafür aber in China.
    Schon um das Jahr 0 eines der mächtigsten Reiche der Erde wird das chinesische Kaiserreich um 1000 von einem Modernisierungsschub erfasst. China ist ein Land der Erfinder und der Entdecker. Die Wirtschaft wird revolutioniert, große Metropolen entstehen, die ersten Mega-Citites der Menschheit. In Kaifeng leben bereits knapp eine Million Menschen – die größte Stadt der Welt, in der der Handel dominiert.
    Möglich gemacht wurde das durch eine Erfindung, die erst 600 Jahre später nach Europa kommen sollte: Papiergeld! Der Wohlstand der Chinesen wächst – kaum ein Volk ist im weltweiten Vergleich damals so reich wie die Asiaten – und sie investieren ihr Geld mit großer Weitsicht. Wenn sie einen Feind nicht schlagen können, kaufen sie ihn. Was ihnen fast immer gelingt.
    Ganz anders im weit entfernten Europa zur selben Zeit. Auch wenn es keine Kultur gibt, die der chinesischen gleichkommt, macht sich ein Völkerverband auf den Weg, Geschichte zu schreiben und ein großes Handelsreich zu gründen: Die Wikinger. Meist nur als brutale Zeitgenossen verschrien, die andere Völker unterjochen, Dörfer und Städte brandschatzen, die Frauen schänden, sind es die Wikinger, die um das Jahr 1000 eine erste, frühe Form der Demokratie, die diesen Namen auch verdient, begründen.
    Doch wer die Regeln bricht, bekommt die ganze Wildheit der Nordmänner zu spüren. Letzte Zuflucht der Geächteten ist eine Lavahöhle – nach den Überlieferungen der Wikinger die Höhle eines Feuerriesen. Eine aktuelle Grabung bringt es ans Tageslicht: In der bizarren lebensfeindlichen Höhle lebte eine Gemeinschaft von Verstoßenen über lange Zeit. Nur wenige Verstoßene verfügten über die Mittel, die Insel zu verlassen, die meisten mussten in dieser Lavahöhle leben. Doch die, die es sich leisten konnten, schrieben nicht selten Geschichte.
    So wie Erik der Rote, der nach Grönland aufbrach und dort siedelte. Die größte Entdeckung dieser Zeit aber war seinem Sohn, Leif Eriksson, vorbehalten: Im Jahr 1001 setzt er als erster Europäer seinen Fuß auf amerikanischen Boden. Nur mit Hilfe der Archäologie können hierfür Belege erbracht werden. Denn aufgeschrieben haben die Wikinger nichts. Schrift im Alltag gab es nicht. Nur profane Daten wurden in einer einfachen Kurzschrift, den Runen, mitgeteilt. Vor allem weil sie über kein komplexes Schriftsystem verfügten, gelten die Wikinger daher bis heute oftmals nicht als eine Hochkultur.
    Doch wer kann um das Jahr 1000 auf der Welt schon schreiben? In Deutschland sind es vor allem Mönche. Klöster wurden so zu intellektuellen Zentren. Auch zu Zentren der Macht: denn wer schreibt, der herrscht. Das gilt damals auch für andere Kulturen, wie zum Beispiel in Indien oder bei den Maya, wo Schreiben und Lesen ebenfalls einer Elite vorbehalten sind. Nur in wenigen Zivilisationen ist bereits die Schrift in den Alltag eingezogen, wird von Bauern und Arbeitern genau so beherrscht, wie von Adligen und Königen. Meist geht es darum, Lagerbestände zu erfassen oder Rechnungen zu schreiben. Die Inka nehmen dafür die überraschende Form der Knotenschrift, die wir bei unserer Zeitreise in Beispielen kennenlernen.
    Wie auch die faszinierende Rongorongo Schrift der abgelegenen Osterinseln. Völlig unbeeinflußt von außen existiert hier bereits um das Jahr 1000 eine Schrift, die bis heute nicht in Gänze entziffert ist. Nicht nur die Schriftform der Osterinsel-Bewohner ist einzigartig, sondern auch ihre berühmten riesigen Steinköpfe haben Geschichte geschrieben. Entstanden um das Jahr 1000 gibt es auf der Erde nichts vergleichbares. Zumindest ihre Bedeutung scheint geklärt: sie dienten der kultartigen Ahnenverehrung in einer Zeit, in der auch andere Zentren, die alles andere als isoliert waren, eine Blüte erlebten. Wiederum eine Gleichzeitigkeit der Geschichte, die sich nicht einfach erklären lässt.
    Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan entfaltet das Reich von Chichen Itza um das Jahr 1000 seine größte
    Ausdehnung, vereint so unterschiedliche Völker wie Tolteken, Maya und auch Einwanderer aus Mexiko. Anders als auf den unzugänglichen Osterinseln belassen es die Menschen im „melting-pot“ Chichen Itza nicht bei der Götterverehrung durch riesige Statuen, sondern opfern auch Menschen. Belege dafür fanden Archäologen in unterirdischen Wasserlöchern, den sogenannten Cenotes.
    Bauliche Errungenschaften und der Glaube an Götter oder einzelne Gottheiten gehörten damals aber nicht nur in Mesoamerika zusammen. Häuser für einzelne Gottheiten entstehen zur selben Zeit auch bei uns in Europa, inmitten von Deutschland. So ist der Dom von Speyer im 11. Jahrhundert der größte Bau der Christen weltweit, ein Gotteshaus par excellence. Vergleichbar nur mit Bauwerken wie dem Brihadeshvara-Tempel in Indien oder der Al-Azhar Moschee in Kairo: alles Bauten, die um das Jahr 1000 entstanden – und alles Versammlungs- und Gebetshäuser für die Gläubigen.
    Dazu gehören selbst die erst vor 150 Jahren entdeckten „Hochhäuser“ der Anasazi inmitten der Wüste. Auch sie dienten vor allem ihren religiösen Kulten. Lange rätselten Archäologen über den Grund für die aufwändige Bauweise inmitten der Wüste Neu-Mexikos. Als Experten Luftbilder auswerteten, begriffen sie: Auch diese ersten Hochhäuser Amerikas waren Orte, an denen den Toten gehuldigt wurde. Ein Versammlungsort der Spiritualität. Doch hatten sich die Anasazi für ihren Glauben übernommen. Für ihre Stadt in der Wüste hatten sie gerodet, es kam zu Erosion in Verbindung mit Wasserknappheit. Und so verschwinden die Anasazi ziemlich plötzlich aus der Geschichte – bis heute rätseln Anthropologen, was aus ihnen geworden ist.
    Ziemlich zeitgleich als die Anasazi verschwinden, gelingt einem anderen Volk 13.000 Kilometer weiter östlich der Spagat zwischen Spiritualität und Ingenieurskunst. Im Dschungel des heutigen Kambodscha entsteht ein Bau, der seinesgleichen sucht: Angkor Wat, eine Stadt die die Wasserwirtschaft perfektionierte. Riesige Staubecken nutzten die Kraft des Monsun, dem die Menschen zuvor hilflos ausgeliefert waren. Im Jahr 1030 wird das erste der gigantischen Wasserbecken fertiggestellt. Das ist auch ein Schritt weg von der Schicksalsergebenheit der Menschen damals: Sie emanzipieren sich von ihren Göttern.
    Sie akzeptieren es nicht mehr länger, ein- oder mehrmals im Jahr Opfer von den „von Göttern gewollten“ Naturkatastrophen zu werden, sondern zwingen die wilde Natur in von Menschen gemachte Bahnen, hier in ein detailliert aufeinander abgestimmtes Kanalsystem. Diesem Umstand verdankt Angkor den Aufstieg zur damals größten Stadt der Welt, die so schön und reich war, dass ihre Könige sie nicht mehr verlassen wollten und sesshaft wurden.
    Ganz anders zur selben Zeit in Deutschland: Hier wurden die Herrscher Reisekaiser genannt. Von den landwirtschaftlichen Erträgen der weit entfernten Khmer in Angkor konnte man in Deutschland nur träumen – 0,3 Tonnen Getreide gegenüber 2,5 Tonnen Reis pro Hektar. Diese geringen Erträge sorgten dafür, dass die Könige und Kaiser ständig unterwegs waren, denn ein Ort allein konnte die gefräßigen Mäuler eines Hofstaates nicht über lange Zeit stopfen.
    Erst Heinrich II. wurde des Reisens müde und gründete im Jahr 1007 das Bistum in Bamberg. Hier fanden Archäologen durch einen Zufall auf dem Dachboden des Doms die einzige vergessene Original-Mauer aus der Zeit Heinrichs. Sie zeigt, wie gewaltig Heinrich II im Jahr 1007 plante und baute. Ein Symbol für seine Auffassung vom Königtum: Wie der Papst verstand er sich als direkt von Gott eingesetzt und schon deshalb durfte sein Dom nicht viel kleiner als der Sitz des Papstes sein.
    Byzanz war im Jahr 1000 nicht irgendein Reich, sondern das eigentliche prächtige Zentrum der Machtentfaltung in Europa. Selbst die wilden Wikinger waren auf ihren Handels- und Entdeckungsreisen bis in die damals glanzvolle Hauptstadt Konstantinopel gekommen. Im elegantesten und beeindruckendsten Bauwerk des gesamten byzantinischen Reichs, der Hagia Sophia, finden sich die überraschenden Belege dafür, wie weit die damalige Welt bereits zusammengewachsen war: die eingeritzten Runen eines Wikingers.
    Bei aller Ungleichzeitigkeit der Entwicklung spüren wir im Jahr 1000 etwas, was heute Allgemeinwissen ist: Die Globalisierung der Welt schreitet stetig voran, die ganze Welt wird zu einem Dorf. Unsere Zeitreise kommt hier vorläufig zu einem Ende … (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.08.2014ZDF

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