Die Regierungsbeteiligung der FPÖ verursacht seit Jahresbeginn viel Aufruhr. Die aktuelle politische Lage in Österreich ist aber nur vor dem Hintergrund der Geschichte des so genannten „Dritten Lagers“ in Österreich verständlich. Grundlage des Dritten Lagers ist eine Richtung politischen Denkens, die davon ausgeht, dass Österreich nach dem Verlust der nicht-deutschsprachigen Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg keine Existenzberechtigung als eigener Staat gegenüber dem Deutschen Reich hätte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bei der ersten Nationalratswahl 1945 rund 700.000 ehemalige österreichische NSDAP-Mitglieder und anders Belastete ausgeschlossen. Als diese zur nächsten Wahl 1949 wieder zugelassen wurden, wurde der „Verband der Unabhängigen“ (VdU) gegründet, der bei der Wahl sehr erfolgreich war. Der Begriff „Drittes Lager“ wurde von da an für die Gruppe der deutschnationalen und nationalliberalen Wähler
verwendet, analog zu den Lagern der konservativen ÖVP und der sozialistischen SPÖ. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 erfolgte dann die Gründung der Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) als Nachfolgeorganisation des VdU. Zu Wort kommen im Film Zeitzeugen, etwa der Gründer des VdU Herbert Kraus, der frühere ORF-Generalintendant Gerd Bacher, oder Fritz Molden. Historiker wie Oliver Rathkolb, Lothar Höbelt, Brigitte Hamann und Ernst Hanisch, Politiker von Erwin Hinrschall über Alexander Götz bis zu Tassilo Broesigke. Jörg Haider spricht in seiner Heimat Bad Goisern über die Traditionen und Wurzeln seiner Partei und seiner Familie. Dreharbeiten bei nationalkonservativen Burschenschaften und Vereinen beleuchten ein wichtiges ideologisches Vorfeld des Dritten Lagers in Österreich. An Originalschauplätzen der Geschichte wird ein Fenster in eine Vergangenheit geöffnet, die Gegenwart und Zukunft Österreichs bestimmt. (Text: ORF)