2023, Folge 424–432
Putin und die Bombe – Atomdrohungen aus Moskau
Folge 424Immer wieder droht der russische Präsident Wladimir Putin im Konflikt mit der Ukraine mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die atomare Abschreckung scheint nicht mehr zu funktionieren. In Deutschland wächst die Angst vor einer atomaren Eskalation. Zwar beteuert Putin, es werde keinen russischen Erstschlag geben, aber bereits die Drohung überschreitet eine rote Linie. Bislang galt das als Tabu: keine Atomdrohungen. Die Gefahr eines Atomkriegs wächst, da gebe es nichts zu beschönigen, so öffentliche Aussagen von Wladimir Putin im Dezember 2022 in Moskau.
Atomwaffen wolle der russische Präsident aber nur zur Verteidigung seines Landes einsetzen, sagt er weiter. Experten sind dennoch in Sorge. Denn niemand wisse, wann für Putin der Zeitpunkt gekommen sei, sein Land verteidigen zu müssen. Ein Vorwand könnte sein, dass der Westen die Ukraine mit modernen Waffen unterstützt. Sollte sich Russland dadurch bedroht fühlen, könnte dies für Putin ein Grund sein, seine Atomwaffen einzusetzen. Die Folgen wären unabsehbar. Die USA, Großbritannien und Frankreich verfügen ebenfalls über Atomwaffen in Europa.
Zwar beteuern diese Länder, auf einen atomaren Einsatz russischer Waffen nicht ihrerseits mit Atomwaffen zu antworten, aber eine weitere Eskalation des Krieges könnte dennoch die Folge sein. Auch Claudia Major, Expertin für Sicherheits- und Verteidigungspolitik bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin, beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „Das wahrscheinlich wichtigste Element in der veränderten nuklearen Ordnung für mich ist, dass Russland die Idee von Abschreckung mit Nuklearwaffen neu interpretiert.“ Russland gehe es nämlich nicht darum, das eigene Territorium zu verteidigen, so die Expertin, „sondern unter seinem Schutz der Atomwaffen die bestehende Ordnung zu verändern, also Grenzen zu verschieben ( …) und die Ukraine als eigenständigen souveränen Staat auszulöschen.“ Die „ZDFzoom“-Autoren Marcus Weller und Alexander Bühler berichten in ihrem Film, wie der Westen auf diese Form der Bedrohung reagiert, und sie versuchen eine Einschätzung zu geben, ob die atomare Abschreckung tatsächlich nicht mehr funktioniert. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 11.01.2023 ZDF Weinen werden wir später – Junge Ukrainer und der Krieg
Folge 425Der Krieg durch die Augen junger Ukrainerinnen und Ukrainer – von ihnen selbst erzählt. Ein sehr persönlicher Blick auf das erste Jahr einer neuen Kriegsgeneration mitten in Europa. Die „ZDFzoom“-Doku zeigt eine Perspektive voller Verzweiflung, aber auch Optimismus und Tatendrang im Angesicht der unbeschreiblichen Gewalt. Voller Trauer über das Verlorengegangene, über den Tod von Freundinnen und Freunden – aber auch voll aufrechter Hoffnung. Anton Atamanchuk war gerade erst Grundschullehrer geworden, als die ersten russischen Raketen auf Kiew fielen.
Der täglichen Sorge um seine Schülerinnen und Schüler begegnet er mit Kreativität. Mit Rappen gegen die Angst bringt er den Kindern spielerisch bei, was bei einem Luftalarm zu tun ist. Uliana Dzhurliak war frisch verliebt, „das Jahr davor war das schönste in meinem Leben“. Doch ihr Freund starb im Sommer als Soldat. Maria Mesentseva ist eine junge Parlamentarierin. Kaum im Amt, war eine ihrer ersten Handlungen, für das Kriegsrecht zu stimmen.
Im europäischen Parlament sorgte sie für einen Moment des Schweigens, als sie den Raketenalarm in Kiew per Handy über Lautsprecher abspielte. Valeria Shashenok verbrachte zwei Wochen im Bunker und führte Videotagebuch. Über TikTok ging ihr eigenwilliger Humor viral. Jetzt träumt sie davon, Journalistin zu werden. Lesya Drozdova ist Friseurin. Sie beschreibt den Moment, als sie allen Kundinnen und Kunden absagen musste und wie sie, seitdem die Kunden wieder kommen, versucht, ohne Strom zu föhnen und ohne Wasser Haare zu waschen.
Dmytro Kyrpa organisiert Aufräum-Raves in von Russland zerstörten Gebieten. Wenn er und seine Freunde schon aufräumen müssen, wollen sie wenigstens Spaß dabei haben. Es sind ihre Erinnerungen, zum Teil auch ihre Bilder, mit objektiven Rückblicken auf die Ereignisse. Es sind Geschichten, die von Angst und Verzweiflung erzählen, aber auch von Momenten des Durchhaltens, sogar des Glücks – und von dem unbändigen Wunsch, zu überleben, weiterzuleben und die Ukraine „am Laufen zu halten“. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 18.01.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 17.01.2023 ZDFmediathek Deutschland im Flüchtlingswinter – Haben wir aus 2015 gelernt?
Folge 426In Deutschland haben so viele Menschen Zuflucht gefunden wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die meisten von ihnen – über eine Million – sind Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Zum zweiten Mal innerhalb von acht Jahren eine große Herausforderung für unser Land. Schon der erste Flüchtlingszustrom 2015/2016 hat Deutschland stark verändert. „ZDFzoom“ fragt: Was haben wir seitdem dazugelernt? Sind wir besser vorbereitet? Experten warnen: Es könnten noch hunderttausende Flüchtlinge kommen, je nach weiterem Verlauf des Krieges in der Ukraine. Hinzu kommt der fortwährende Zustrom aus anderen Krisenregionen: Im vergangenen Jahr stellten 218.000 Asylsuchende einen Erstantrag in Deutschland.
Die „ZDFzoom“-Autorinnen Bärbel Jacks und Patricia Schäfer gehen auf Spurensuche. Sie sprechen mit Geflüchteten und Verantwortlichen, konfrontieren Politiker und fragen Migrationsforscher nach Lösungen. Sie besuchen Kommunen, die nicht mehr weiterwissen, weil sie keinen Platz mehr für Geflüchtete haben. Manche verhängen sogar Aufnahmesperren. Andere haben aus 2015/2016 gelernt. Sie haben Strukturen und Organisationen aufgebaut und Ämter für Integration und Migration geschaffen, um im Ernstfall gerüstet zu sein. Sie meistern den Ansturm der Flüchtlinge jetzt besser (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 25.01.2023 ZDF LNG: Zu viel, zu teuer, schlecht fürs Klima – Ist der Flüssiggas-Boom ein Irrweg?
Folge 427Deutschland steckt in einem Gas-Dilemma. LNG, verflüssigtes Erdgas, soll den Wegfall der russischen Lieferungen ausgleichen. Doch die Pläne der Bundesregierung sind teuer und klimaschädlich. Mit hohem Tempo will die Bundesregierung neun LNG-Terminals an der Küste anschließen. Ein Rückschritt in fossile Energiegewinnung, die auf Kosten der Umwelt geht. Langfristige Lieferverträge sorgen dafür, dass in Zukunft mehr Gas geliefert wird, als wir benötigen. „ZDFzoom“ will von Wirtschaftsminister Habeck wissen, warum die LNG-Kapazitäten so groß geplant wurden: „Ich will mir nicht den Vorwurf anziehen zu sagen, hättest du mal ein bisschen mehr Reservekapazität geschaffen, dann hätten wir jetzt nicht wieder die nächste Not“, antwortet der Minister.
Doch der Preis für den LNG-Notstopfen ist hoch, die Gelder fehlen für Investitionen in die Klimawende. Die Preise für Gas explodieren, und Unternehmen und private Haushalte leiden unter den gestiegenen Kosten. Die Autoren Steffen Mayer und Joachim Ottmer prüfen auch die Klimabilanz von LNG.
Im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl ist LNG kaum umweltfreundlicher. Das liegt am umstrittenen Fracking, das besonders in den USA und in Australien zur Gasförderung genutzt wird. Das so gewonnenen Gas macht einen erheblichen Teil der Lieferungen aus. Unter dem neuen LNG-Hunger leiden auch Schwellenländer. Pakistan etwa steckt in einer Energiekrise, es gibt regelmäßig Stromausfälle, und Gas wird rationiert. Mangels Pipeline-Anbindung ist das Land auf LNG-Lieferungen angewiesen.
Doch zu den hohen Preisen, die der Westen zahlt, kann es sich das verflüssigte Erdgas nicht mehr leisten. Pakistan hat Gas-Einbußen von rund 20 Prozent. So ergeht es vielen Ländern im globalen Süden, sie müssen nun wieder verstärkt auf schmutzige Kohle und Erdöl setzen. Klar ist, die deutsche Regierung musste unter Hochdruck handeln, als das russische Gas wegfiel. Doch ihre LNG-Pläne fordern einen hohen Preis: für die Umwelt, die Klimaziele, den Haushalt und global. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 01.02.2023 ZDF Plattform, Lieferdienst & Co. – Wie fair ist die neue Arbeitswelt?
Folge 428Sie radeln, hämmern, putzen – während der Corona-Pandemie hielten Plattformbeschäftigte Deutschland am Laufen. Lieferdienste für Lebensmittel wuchsen rasant. Für Menschen mit schlechter formaler Ausbildung oder fehlenden Deutschkenntnissen, die sich auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt schwertun, bieten Plattformwirtschaft und Lieferdienste die Möglichkeit, überhaupt einen Job zu finden. Das Prinzip: Über eine App ordert der Kunde seine Einkäufe, bestellt eine Putzhilfe oder eine Betreuungskraft. Die Vorteile: Verbraucher sparen Wege, können den günstigsten Anbieter auswählen, es entstehen neue Jobs.
Die Schattenseite: Es herrscht harte Konkurrenz unter den Plattform-Arbeiter*innen, viele sind arbeitsrechtlich kaum abgesichert. Zwar sind viele Fahrradkuriere, sogenannte „Rider“, mittlerweile in Deutschland angestellt, jedoch haben viele befristete Verträge, anderen wird noch während der Probezeit gekündigt. Die Angst vor Job- und Einkommensverlust fährt bei vielen mit. „Wenn ich stürze und es passiert nichts Ernstes, nur etwas Schmerzen hier und da – dann ziehe ich es vor weiterzuarbeiten, statt mich krank zu melden,“ berichtet ein Rider, der nicht erkannt werden möchte.
Gesteuert von einer App sind die Beschäftigten der neuen Arbeitswelt oftmals vereinzelt und austauschbar. Viele kennen ihre Rechte nicht oder scheuen sich, diese gerichtlich einzufordern, weiß Rechtsanwalt Martin Bechert. In Brüssel hat man erkannt, dass die neue Arbeitswelt bessere Regeln braucht. „Es kann nicht sein, dass wir einen neuen Wirtschaftszweig aufbauen, der auch seine Wichtigkeit hat, ( …) und dass die sozialen Regeln dem nicht entsprechen.“, sagt EU-Kommissar Nicolas Schmit im Interview mit „ZDFzoom“-Reporter Arne Lorenz. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 08.02.2023 ZDF Die verschwundenen Kinder von Cherson – Auf der Spur eines Kriegsverbrechens
Folge 429In Cherson verschwinden Kinder. Auch in anderen Orten der Ukraine werden Kinder vermisst. „ZDFzoom“ zeigt, wie Russland viele von ihnen verschleppt hat und welche Strategie Putin damit verfolgt. Die Deportation Minderjähriger gilt als ein Kriegsverbrechen. ZDF-Reporter Arndt Ginzel stößt bei seiner Recherche unter anderem auf 15 Heimkinder, die von Russen verschleppt wurden und denen die Flucht aus Russland gelang. Sie erzählen ihre Geschichte. Mit ihren Erlebnisberichten und forensischen Methoden rekonstruiert Arndt Ginzel das Schicksal der Kinder und vieler anderer ukrainischer Familien.
So zeigte das russische Fernsehen Bilder von Kindern, denen die russische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware kann der ZDF-Autor nachweisen, dass es sich dabei tatsächlich um vermisste ukrainische Kinder handelt. Verantwortlich für die Verschleppung der Kinder ist die Kommissarin für Kinderrechte des russischen Präsidenten, Maria Lvova-Belova. In russischen Medien erklärte sie, man wolle die Kinder dem ukrainischen Regime entziehen.
Die UNO schätzt, dass über 1800 Kinder und Jugendliche bislang aus der Ukraine nach Russland verschleppt wurden. Die Ukraine selbst rechnet mit über 15.000 verschleppten Minderjährigen. Im April 2022 hat die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberg (FDP) deshalb bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gestellt. „Weil das so unmenschlich ist und ein ganzes Leben zerstören kann, gehört das auf alle Fälle mit zu den Kriegsverbrechen, die verfolgt werden müssen“, sagt Leutheusser-Schnarrenberg.
Und weiter: Es sei schon immer eine Strategie Russlands gewesen, möglichst viele Menschen zu Russen zu machen. Und das sei natürlich bei Kindern viel leichter. Auch nach Einschätzung der UN handelt es sich bei der Deportation von Kindern um ein Kriegsverbrechen. Der russische Angriffskrieg habe ukrainische Familien auseinandergerissen, Eltern wurden getötet, Kinder zu Waisen gemacht. Verschleppung und Zwangsadoption beraube die Kinder und Jugendlichen nun um ihre Heimat und ihre Identität. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 22.02.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 21.02.2023 ZDFmediathek Was bremst die Bahn?
Folge 430Runter von der Straße, rein in die Bahn. Um massiv CO2 einzusparen, brauchen wir klimafreundliche Mobilität. Aber immer noch wird in Deutschland zu wenig in die Schiene investiert. Will Deutschland die Klimaziele erreichen, müssten sehr viel mehr Menschen auf die Bahn umsteigen. Wo aber bleiben die kreativen Lösungen dafür, damit sich endlich mehr bewegt in der Verkehrspolitik? Ein technischer Defekt. Personen im Gleis. Kaputte Oberleitungen. Irgendwas ist immer bei der Bahn. Dabei brauchen wir sie dringend.
Deutschland müsste so schnell wie möglich mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen. Denn die sogenannte Verkehrswende ist ein zentraler Baustein, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen und das 1,5-Grad-Ziel zu halten. Doch besonders der Verkehrssektor hinkt hinterher, stellt „ZDFzoom“-Reporter Maik Gizinski fest und fragt sich „Was bremst die Bahn?“, warum kann sie nicht endlich ein bedeutender Teil der Lösung für die klimafreundliche Zukunft der Mobilität werden? Zwar stellt das Unternehmen regelmäßig neue Fahrgastrekorde auf, doch das Netz ist massiv überlastet.
Die Infrastruktur ist marode, und nie war die Bahn im Fernverkehr unpünktlicher als im Jahr 2022. Die Ursachen für das Debakel sind zahlreich – und sie sind hausgemacht. Jahrzehntelang hat die Politik die Bahn kaputtgespart. Nun aber hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Bahn zur „Chefsache“ gemacht. Tatsächlich aber tut sich offenbar zu wenig, um die Bahn verlässlich, komfortabel und klimafreundlicher zu machen.
Gerade einmal 61 Prozent des Schienennetzes sind elektrifiziert, auf dem Rest der Strecken fahren die guten, alten Dieselloks. Und: Der Neubau von Straßen, wie aktuell der A100 in Berlin, sorgt für heftige Debatten innerhalb der Ampelregierung. Die Grünen wollten mit Blick auf den Klimawandel eine Priorisierung der Schiene durchsetzen. Auf Druck der Liberalen aber hat der Bundestag vor Kurzem beschlossen: Auch Straßenbauprojekte sollen beschleunigt werden.
„Das ist eine Fortsetzung der Verkehrspolitik der letzten 60 Jahre. Es ist ein Stillstand“, sagt der renommierte Zukunfts- und Mobilitätsforscher Stefan Carsten. „Überall wird in Fahrradwege investiert, überall wird in den Ausbau von ÖPNV und von Schienen investiert. Nur in Deutschland wird Beton verbaut für Autos.“ Die Verkehrswende und der Weg dahin sind offenkundig umstritten. „Was bremst die Bahn?“: ein Film über die Zukunft, über Stillstand und über das Autoland Deutschland, das dringend auch zum Bahnland werden müsste. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 01.03.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 28.02.2023 ZDFmediathek Instacrime – Auf der Spur der Fälschermafia
Folge 431Instagram ist eines der erfolgreichsten sozialen Netzwerke der Welt. Das wissen auch Kriminelle und nutzen die Plattform weitgehend unbehelligt für ihre dunklen Geschäfte. Ein Beispiel dafür ist der illegale Handel mit Fake-Sneakern. Egal ob Produktfälscher, Schmuggler oder unzählige illegale Shops in deutschen Großstädten – sie alle nutzen Instagram professionell als Werbekanal und erschließen sich hier immer größere Kundengruppen. Der „ZDFzoom“-Reporter Gunnar Krupp folgt der Spur der Produktfälscher auf Instagram, deckt illegale Shops mitten in Deutschland auf und trifft auf Großhändler gefälschter Waren in der Türkei – als vermeintlicher Kunde aus Deutschland.
Die Türkei ist einer der Hauptknotenpunkte im Handel mit Fakes. Nach und nach stößt er auf ein weltweit agierendes Netz aus hoch professionellen Produzenten und Großhändlern von Fake-Ware und findet Hinweise auf organisierte Kriminalität. Mit einem eigenen Account und einem Smartphone kann jeder Instagram-Nutzer vom Sofa aus und fast unwissentlich auf die kriminellen Kanäle geraten und Teil dieses großen Geschäfts werden.
Die Recherche zeigt: Wer bestimmten Accounts mit illegalen Angeboten folgt, bekommt tiefe Einblicke in die Produktion und Organisation von Fälscher-Netzwerken. Felipe Thomaz, Professor für Marketing mit dem Schwerpunkt digitale Schwarzmärkte in Oxford, erläutert die Dimension hinter den vermeintlich harmlosen Fake-Sneakern. Er erklärt, dass Konzernstrukturen in kriminellen Netzwerken für riesige Gewinne sorgen, die unter anderem genutzt wurden, um die Terrormiliz „Islamischer Staat“ mit Waffen zu unterstützen.
Der Handel mit gefälschten Markenprodukten hinterlässt auch hierzulande seine Spuren: Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft verursachte Produktpiraterie bei deutschen Unternehmen 2022 Schäden von mehr als 60 Milliarden Euro im Jahr. Wer ist in Deutschland für diese Art der organisierten Kriminalität zuständig und verfolgt die illegalen Händler und Hersteller? Der Film zeigt: Die deutschen Strafverfolgungsbehörden haben das Thema zu wenig im Blick. Die Fälscher nutzen das aus, um ihr Geschäft immer weiter auszubauen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 22.03.2023 ZDF Keine Lehrer! Kein Plan? Schulchaos in Deutschland
Folge 432Unterrichtsausfall, gekürzte Stundenpläne, größere Lerngruppen. Experten schätzen: In Deutschland fehlen Zehntausende Pädagogen. Es herrscht Lehrermangel ohne Aussicht auf Besserung. Ausgebrannte Lehrkräfte, kaum Nachwuchs, Bundesländer, die sich die Lehrerinnen und Lehrer gegenseitig abjagen. In der Not werden freie Stellen mit Quereinsteigern aus anderen Berufen besetzt, die kaum pädagogische Kenntnisse haben. Chaos in der Schulpolitik. Unter dem Lehrermangel leiden die Schüler. Verlässlicher Unterricht wird seltener. Bildungskonzepte seien bedroht, bei denen es auch um den Ausbau von Ganztagsschulen und der Förderung von Inklusion ginge, sagt der Erziehungswissenschaftler und emeritierte Professor für Bildungsforschung, Klaus Klemm, gegenüber „ZDFzoom“.
Um diese Ziele umzusetzen, müssten laut seiner Berechnungen bis 2030 mindestens 360.000 neue Lehrer eingestellt werden. Er geht jedoch von einer Lücke von mehr als 80.000 Pädagoginnen und Pädagogen aus. Was ist da schiefgelaufen? Die „ZDFzoom“-Autoren Sibylle Bassler und Nicolai Piechota gehen auf Spurensuche: in Schulen, bei Lehrerinnen und Lehrern und bei Experten. Und fragen die Verantwortlichen: Können Bildungspolitiker etwa nicht mehr rechnen? Oder wie kommt es, dass so sehr am Bedarf vorbeigeplant wurde? Wieso wurden die Überalterung der Lehrerschaft übersehen und zu wenig Lehrkräfte ausgebildet? An Schulen erleben die Autoren, wie sehr das alle belastet.
Kinder berichten, dass sie nicht mehr mitkommen im Unterricht, weil zum Beispiel durch den Personalmangel fünf Mal im Jahr die Lehrkraft für die Mathestunden wechselt. Die Lehrer versuchen ihr Möglichstes, damit normaler Unterricht stattfinden kann. Doch sie schaffen es nicht, die Fehler der Politik damit auszugleichen. Ein Schuldirektor berichtet verzweifelt: Er habe zwei Stellen vakant, aber keine Bewerbungen. Die Lage ist ernst an deutschen Schulen. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 29.03.2023 ZDF
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