2021, Folge 364–384

  • Folge 364
    Einschränkungen sollen helfen, das Coronavirus einzudämmen, doch viele Bereiche unserer Gesellschaft sind dauerhaft betroffen. „ZDFzoom“ blickt noch einmal auf die Themen zurück. Wie funktionieren Homeoffice und Homeschooling, wie wirksam ist die Corona-Warn-App, haben wir genügend Medikamente, und wie wird den vielen kleinen Unternehmen geholfen? „ZDFzoom“ hakt nach und zeigt, wie es den Menschen heute geht und ob die Probleme gelöst werden. Mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 wurden Schüler, Lehrer und Eltern ins Homeoffice geschickt. Statt im Klassenraum büffelten Kinder vor dem Laptop.
    Eine große Herausforderung für alle, bei der deutlich wurde, wie sehr Deutschland in Sachen Bildungs-Digitalisierung hinterherhinkt. Keine Konzepte, keine Datenleitungen, keine Laptops und Ideen, wie man das Defizit schnell ausräumen kann. Die Bildungsminister versprachen Lösungen, doch hat sich die Situation wirklich verbessert? „Nachgezoomt“ begleitet noch einmal Schüler, Eltern und Lehrer im Alltag und stellt den verantwortlichen Politikern kritische Fragen zu den Konzepten. Große Erwartungen gab es an die Corona-Warn-App. Unter Hochdruck entwickelt, doch funktioniert sie auch so, wie es Virologen und Experten erwartet haben? „Nachgezoomt“ geht der Frage nach: Funktioniert die App jetzt, und liefert sie tatsächlich die Daten, mit denen die Pandemie erfolgreich bekämpft werden kann? Hotels und Gaststätten, viele Geschäfte geschlossen, Sport und Kulturveranstaltungen abgesagt, die Pandemie hat vor allem kleine Unternehmen und Selbstständige getroffen.
    Viele mussten Hartz IV beantragen, um zu überleben. Der Bund hatte finanzielle Hilfen beschlossen. Doch reicht das? „Nachgezoomt“ blickt zurück und zeigt, wie sich die zweite Corona-Welle und erneute Beschränkungen auf das wirtschaftliche Leben auswirken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.01.2021ZDFDeutsche Streaming-PremiereMi 06.01.2021ZDFmediathek
    TV-Premiere ursprünglich für den 06.01.2021 angekündigt
  • Folge 365
    Der scheidende US-Präsident Donald Trump stand von Anfang an in Verdacht, nicht die Interessen der USA zu verfolgen, sondern seine eigenen und die fremder Mächte. In der „ZDFzoom“-Dokumentation geht ZDF-Amerika-Korrespondent Johannes Hano der Frage nach, was aus den Vorwürfen geworden ist, Donald Trump habe Verbindungen zur russischen Mafia und zu russischen Geheimdiensten. Auch sieht sich der US-Präsident mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert, die nach dem Ende seiner Präsidentschaft zu Verfahren gegen ihn führen könnten. Was hat Donald Trump zu erwarten, wenn er nicht mehr Präsident der USA ist? Darüber spricht Johannes Hano mit ehemaligen hochrangigen CIA- und FBI-Agenten, mit Staatsanwälten und Verfassungsexperten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.01.2021ZDF
  • Folge 366
    Krankenhausärzte in Deutschland schlagen Alarm. Viele Mediziner arbeiten am Limit, mit und ohne Corona. Fast jeder zweite denkt darüber nach, zu kündigen oder den Beruf aufzugeben. Der Grund: In den vergangenen Jahren haben sich Kliniken immer mehr zu Wirtschaftsunternehmen gewandelt. Sehr zum Nachteil des Personals und der Patienten. Immer häufiger heißt es, der Profit zähle mehr als das Wohl der Patienten. Die medizinische Versorgung in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Kliniken und Leistungszentren stellen das jeden Tag unter Beweis, gerade jetzt in der Corona-Krise.
    Doch es gibt auch enorme Schwächen im Gesundheitssystem, die Mediziner und Pflegepersonal immer häufiger ans Limit treiben. Schon lange vor der Corona-Pandemie berichten Ärzte, dass Profit oft mehr zähle als der Patient. Die „ZDFzoom“-Autoren Liz Wieskerstrauch und Robert Wortmann berichten von Belastungen und Notstand in den Kliniken. Dazu gehören wenig Zeit für die Patienten, chronischer Personalmangel und ein stark angestiegener Kostendruck. Wie sich dieser Druck auswirkt, das hat die Ärztin Friederike Schlingloff erlebt. Sie hat viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet und dann gekündigt.
    Heute arbeitet sie als Notärztin auf dem Rettungswagen und erzählt: „Dieses wirtschaftliche Denken in den Krankenhäusern, dass Geld erwirtschaftet werden soll mit Krankheiten, mit kranken Menschen, das funktioniert eben nicht. Wenn ich als Notärztin arbeite, dann ist das eine großartige Freiheit für mich als Ärztin. Als Notärztin kann ich alles, was ich auf dem Auto habe an Ausrüstung, an Medikamenten verwenden, wie ich das für richtig halte. Ich kann mir auch so viel Zeit nehmen, wie ich für richtig halte für den Patienten.
    Als Notarzt habe ich das Gefühl, das erste Mal als Arzt das zu tun, was für den Patienten das Beste ist und auf nichts anderes achten zu müssen.“ Kostendruck und Personalmangel erlebt das medizinische Personal derzeit in der Corona-Pandemie ganz besonders. Prof. Peter Rosenberger ist Ärztlicher Direktor an der Uniklinik in Tübingen, er fordert ein Umdenken. „Was ich mir wünschen würde – eine wirklich nachhaltige Veränderung der Arbeitswelt. Weniger monetär geprägt, weniger geprägt durch Prozesssteuerungen, finanzielle Hintergründe, sondern etwas mehr durch den Inhalt oder Krankheitsinhalt bestimmt.
    Vielleicht bleibt als Fazit von der Pandemie übrig, dass man in der Gesellschaft mal die Diskussion führt: Wie wichtig ist uns das Gesundheitssystem? Vielleicht ist es eben nicht nur ein Kostenfaktor, sondern vielleicht ist es ja eine ganz starke Säule der Gesellschaft, dass jeder keine Angst haben muss, gleich an einer Krankheit zu versterben.“ Ein Jahr lang hat „ZDFzoom“ Ärzte an Kliniken begleitet. Die Dokumentation zeigt Kostendruck und Arbeitsbelastung vor und während der Corona-Pandemie. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.01.2021ZDF
  • Folge 367
    Über 50 000 Menschen starben im ersten Jahr der Corona-Pandemie in Deutschland. Jede Zahl erzählt eine traurige Geschichte, ein individuelles Schicksal von einem Menschen und den Angehörigen. Am Corona-Tod ist nicht nur schlimm, dass Menschen sterben, sondern auch, wie sie sterben. Denn durch Corona findet der Tod oft hinter verschlossenen Türen und in der Einsamkeit statt. „ZDFzoom“ fragt: Wie gehen wir damit um? Die Reporterinnen Nicola Albrecht und Susann von Lojewski gehen der Frage nach, wie sich unser Sterben durch Corona verändert. Sie haben mit Angehörigen gesprochen, wie Manu, der seine Verlobte Brittanya sehr jung an Corona verloren hat – sie wurde gerade mal 29 Jahre alt.
    Noch von ihrem Krankenbett hatte die Rapperin über Instagram sich und ihren Fans Mut gemacht, den Kampf gegen die Krankheit gewinnen zu können. Wenige Tage später war sie tot. Ralf Brepohl verlor seine Mutter und fragt sich seitdem, ob er es war, der sie angesteckt hat, denn „ich hätte es mir nie verzeihen können“. Oft sind Intensivpfleger*innen die Letzten, die an Corona erkrankte und sterbende Menschen begleiten dürfen. Und auch, wenn sie es gewohnt sind, geraten sie bei COVID-19 an ihre Grenzen. Pflegerin Celine Pinkau aus Senftenberg beschreibt den Moment, als sie zum ersten Mal einen lieb gewonnenen Patienten in einen seuchensicheren Leichensack stecken musste.
    „Ich habe geweint und gedacht, wo bleibt die Menschlichkeit an der Stelle? Wo bleibt die Würde?“ Nicht immer können Seelsorger wie Stefan Pfeifer im Klinikum die Angehörigen trösten. Er hat Sorge, dass sie in eine große emotionale Not geraten, wenn sie sich nicht verabschieden können. Der Film erzählt, wie Corona unsere Sterberituale auf brutale Art verändert und was wir tun können, um auch in Zeiten von Corona das Sterben so würdevoll wie möglich zu gestalten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.02.2021ZDF
  • Folge 368
    Corona und der Shutdown – für die meisten Unternehmen heißt das: Vollbremsung mit Folgen. Der Staat verspricht Unterstützung im Dilemma, das ohne Vorwarnung auch die Wirtschaft getroffen hat. Wie wirksam sind die Medikamente, die der Staat dem Markt verabreicht? Wann setzen die Selbstheilungskräfte wieder ein? Die „ZDFzoom“-Reporterinnen Denise Jacobs und Juliane Kussmann begleiten Unternehmen auf dem steinigen Weg zur Rettung ihrer Existenz. Frontbericht von denen, die wirtschaftlich unmittelbar und besonders stark von der ersten und zweiten Corona-Welle betroffen sind.
    Eigenkapital oder Altersvorsorge sind bei vielen Unternehmerinnen und Unternehmern inzwischen längst aufgebraucht. Wer in der Pandemie unverschuldet in Not gerät, dem wird geholfen. Das ist das Versprechen der Regierung. Doch vielfach reichen die Hilfen nicht aus, oder diese kommen nur schleppend an: „Es herrscht eine unglaublich große Existenzangst, und ich finde das wirklich schlimm, dass Menschen, die jahrelang alles gegeben haben – ich bin im 20. Jahr Unternehmerin – vor dem Nichts stehen, von ganz vorne anfangen.
    Und die betteln müssen, dass ihnen geholfen wird“, sagt die Düsseldorfer Gastronomin Kerstin Rapp-Schwan. Dort, wo bereits vorher strukturelle Probleme herrschten, wirkt Corona wie ein Brandbeschleuniger. Beispiel Automobilzulieferer-Industrie. Durch Absatzrückgang und technologischen Wandel steht die Branche seit Jahren unter Druck. Doch Insolvenz muss nicht immer das Ende bedeuten. „Insolvenz ist durchaus ein probates Mittel, auch wenn der Begriff ‚Insolvenz‘ negativ behaftet ist. Aber es ist auch ein sehr gutes Mittel, Restrukturierungsmaßnahmen durchzuführen“, so Insolvenzverwalter Dr. Franz-Ludwig Danko.
    Die Zahl der Insolvenzen ist im Corona-Jahr 2020 allen Erwartungen zum Trotz rückläufig. Grund dafür ist mit der befristeten Aufhebung der Insolvenzanzeigepflicht eine umstrittene Änderung im Insolvenzrecht. Normalerweise bildet das Insolvenzgeschehen die reale Lage der Wirtschaft ab. Experten warnen, was gut gemeint sei, könne am Ende schwerwiegende Folgen haben. Nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern für das ganze Wirtschaftssystem. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.02.2021ZDF
  • Folge 369
    Zehn Prozent der Bundesbürger wollen sich nicht gegen Corona impfen lassen. Mehr als 20 Prozent sind unsicher. Durch die Corona-Pandemie haben viele Impfskeptiker jetzt Aufwind bekommen. „ZDFzoom“ will wissen: Was bewegt Impfskeptiker, warum lehnen sie eine Impfung ab? Und sind Impfskeptiker eine Gefahr bei der Bekämpfung der Pandemie? Viele Menschen haben Bedenken, sagen Expert*innen, fürchten, der Impfstoff könnte mehr Schaden als Nutzen bringen. „ZDFzoom“ hat eine Familie in Bayern besucht. Die Familienmitglieder bezeichnen sich selbst als „Impfkritiker“.
    Nachdem eine Heilpraktikerin bei ihrer Tochter einen angeblichen Impfschaden diagnostiziert hat, lehnt die Familie jegliche Art von Impfung ab, auch gegen COVID-19. Auch unter den Ärzten gibt es Kritiker. Für den Kinderarzt Steffen R. gehört das Impfen zum täglichen Geschäft. Und trotzdem: Für den Mediziner sind alle wichtigen Fragen zu den Impfstoffen derzeit noch unbeantwortet. „Aller Hysterie zum Trotz – wir reden nicht über die Pest. Wir reden über eine Erkrankung, die die meisten, die sie bekommen, gar nicht bemerken.“ Die Aussagen von Impfskeptikern und Impfgegnern treffen am „Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München“ auf Unverständnis: „Ich halte mich ehrlicherweise mittlerweile von Social Media relativ fern, weil ich werde unfassbar wütend!“, sagt eine Stationsleiterin.
    Sie bekommt die schwerwiegenden Folgen der Pandemie täglich hautnah mit und warnt vor einer Verharmlosung der Folgen. Der nordrhein-westfälische CDU-Innenminister Herbert Reul betrachtet die gegenwärtige Situation mit Sorge: „Wir sind in einer Zeit, wo die Menschen unsicher sind.“ Und Unsicherheit sei der Nährboden für Demagogen und Verschwörer.
    Auch Sozialpsychologin Pia Lamberty sieht eine enge Verbindung von Verschwörungstheorien und Impfgegnern: „Im Verschwörungsglaube ist es ja so, dass alle die, die als mächtig markiert werden, also die Pharmafirmen, die Medizin, die Wissenschaft, als Feindbild betrachtet werden, und da passt es natürlich auch, dass Impfungen abgelehnt werden.“ Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.02.2021ZDF
  • Folge 370
    Wer kennt das nicht: Kaum ist die Garantie abgelaufen, sind Fernseher oder Küchenmaschine schon wieder kaputt. Eine Reparatur wäre aufwendig und teuer, und so landet das Gerät auf dem Müll. Elektroschrott ist global der am stärksten wachsende Abfallzweig. Allein 2019 fielen weltweit 53,6 Millionen Tonnen an. Die Deutschen sind in der EU die größten Verursacher. Woran liegt das? Was müssen wir tun, um die Berge an Elektroschrott zu reduzieren? Experten sagen: Unsere Geräte müssen langlebiger werden, und nur ein Recht auf Reparatur kann dabei helfen.
    Die „ZDFzoom“-Reporterinnen Carolin Hentschel und Viktoria Timkanicova finden heraus, dass Reparaturen von den Herstellern oftmals schwer gemacht werden, weil sie keine Ersatzteile, Reparaturanleitungen oder Software-Updates zur Verfügung stellen. Reparaturen werden dadurch oftmals so teuer, dass Verbraucher lieber ein neues Gerät kaufen. Die EU hat das Problem erkannt. So gelten ab März 2021 auch in Deutschland erstmals neue Vorschriften im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie. Hersteller dürfen Haushaltsgeräte wie Wasch- und Spülmaschinen, Kühlgeräte und Displays nur noch auf den Markt bringen, wenn sie Ersatzteile und Reparaturanleitungen für sieben bis zehn Jahre zur Verfügung stellen.
    Experten gehen die EU-Vorgaben nicht weit genug. Auch auf nationaler Ebene müsste mehr passieren. Immerhin steht im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, dass Hersteller Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit stärker berücksichtigen müssen. Passiert ist bisher dennoch wenig. Warum? Das will „ZDFzoom“ von Bundesumweltministerin Svenja Schulze wissen. Immerhin ist man in anderen europäischen Ländern schon deutlich weiter beim Thema „Recht auf Reparatur“.
    So hat Frankreich Anfang 2021 einen Reparatur-Index für Elektrogeräte auf den Weg gebracht. Eine simple Skala von 1 bis 10, die Verbrauchern beim Kauf anzeigt, wie einfach sich ein Gerät reparieren lässt. Warum ist so etwas in Deutschland, dem Land, das in Europa am meisten Elektroschrott verursacht, nicht möglich? Woran liegt es, dass die Themen Reparatur und Langlebigkeit von Geräten hierzulande so schleppend vorangehen und Hersteller nicht stärker in die Pflicht genommen werden? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.02.2021ZDF
  • Folge 371
    24 Stunden zu Hause, oft sieben Tage die Woche: keine Schule, kein Sport, keine Freunde. Kinder haben in der Corona-Krise Sorgen, sind einsam. Der Shutdown hat Folgen für die Psyche. Viele Kinder leiden, weil sie noch immer nicht zur Schule gehen können. Wechselunterricht gibt es oft nur in Grundschulen, und das längst nicht überall. Häufig fühlen sich Kinder abgehängt, denn die Situation hat sich seit Monaten kaum verändert. Millionen Kinder und Jugendliche sitzen seit Monaten im Shutdown fest. Das Leben wird zur großen Herausforderung, vor allem für diejenigen, die zu Hause keine optimalen Bedingungen haben.
    Die ZDF-Dokumentation lässt diese Kinder zu Wort kommen und zeigt, wie sehr sie unter dem Shutdown leiden. So etwa der zwölfjährige Angelo aus Berlin. Er erzählt sehr offen von seinen Ängsten und Nöten: „Wir müssen nur zu Hause bleiben und können nur sehr selten raus, weil eben Lockdown ist“, erzählt er niedergeschlagen an der Tür. Seine Familie hat große Angst, sich anzustecken, und sich deshalb in die kleine Wohnung nahezu komplett zurückgezogen. Angelo ist darüber sehr unglücklich: „Gut ist eigentlich nichts an der Sache.
    Meistens bin ich auch überfordert, sitze in der Ecke und weine dann.“ Diese Erlebnisse sind kein Einzelfall. Bernd Siggelkow kennt viele solcher Kinder und Berichte. 1995 hat er die Kinderstiftung „Die Arche“ gegründet und ist seit Beginn der Pandemie im Dauereinsatz. Sein Team kümmert sich um die Nöte der Kinder, fährt Lebensmittelpakete zu den Familien und schafft es so, den Kontakt zu halten. Der Leiter der Arche klagt: „Das Hilfesystem ist runtergefahren, die meisten Jugendeinrichtungen sind gar nicht da, wir sehen viele Dinge an der Tür oder vermuten sie zumindest.
    Wir kommen auch nicht rein, dürfen wir auch nicht, aber wir merken schon auch an dem Verhalten von Kindern und Eltern, wie angespannt die Situation ist.“ Während viele Kindereinrichtungen pandemiebedingt geschlossen bleiben, ist für Siggelkow und die Arche-Mitarbeiter*innen klar: Es gibt Fälle, da geht Kinderschutz vor Infektionsschutz. Deshalb sind die Arche-Einrichtungen weiter geöffnet. Kinder bekommen dort auch weiterhin ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und wann immer es benötigt wird, ein offenes Ohr. Und das ist bei sehr vielen Kindern nötig. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf Kinder ziehen sich durch alle sozialen Schichten.
    71 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich laut Studien durch die Pandemie abgehängt. Zwei Drittel von ihnen geben eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden an. Expert*innen beobachten schlechte Ernährung, wenig Bewegung und zunehmende Gewalt in Familien. Sie machen sich Sorgen um die Gesundheit und Langzeitfolgen der Pandemie. „ZDFzoom“ gibt einen Einblick in das Leben der Kinder und Familien, stellt die Fragen nach den Folgen eines langen Shutdowns und diskutiert Wege aus den Belastungen mit der Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.03.2021ZDF
  • Folge 372
    Taxis und andere Mobilitätsanbieter streiten seit Jahren um Kosten, Kilometer und Kunden. ‎Kann das neue Gesetz für die Branche nun fairen Wettbewerb garantieren?‎ Erstmalig soll es einen Rechtsrahmen auch für „die Neuen“ am Mobilitätsmarkt geben: für ‎Uber & Co.Deutschlands Taxifahrer*innen aber sind stinksauer. Was bringt ‎das Anfang März im Bundestag beschlossene neue Gesetz – nicht zuletzt den Verbraucher*innen? Vor wenigen Tagen erst hat der Bundestag das neue Personenbeförderungsgesetz ‎beschlossen.
    Damit gibt es erstmals auch für Taxi-ähnliche digitale Mobilitätsanbieter einen ‎gesetzlichen Rahmen. Taxibetriebe kritisieren, dass die bereits bestehenden Ungleichheiten ‎damit nur noch stärker werden. Sie nämlich fahren zu einem festen Kilometertarif, den ‎Städte und Kommunen bestimmen. Sie müssen 24 Stunden, sieben Tage die Woche verfügbar ‎sein und jede Fahrt annehmen, um flächendeckende Mobilität auch auf dem Land zu ‎gewährleisten. Das soll sich auch mit dem neuen Gesetz gar nicht ändern. Das ‎Bundesverkehrsministerium aber spricht nach jahrelangem Ringen von einem „guten ‎Kompromiss“ und „mehr Mobilität“ für alle.
    ‎ „ZDFzoom“-Reporter Thorsten Poppe will herausfinden, was das neue Mobilitätsgesetz für die ‎Fahrerinnen und Fahrer bedeutet, wie Expertinnen und Experten die digitalen Geschäftsmodelle bewerten ‎und wer am Ende den Preis zahlt für den andauernden Kampf um Deutschlands Straßen. ‎Wenn Ende des Monats das neue Gesetz auch im Bundesrat eine Mehrheit findet, bedeutet ‎das: Es gibt ganz offiziell unterschiedliche Bedingungen für dieselbe Dienstleistung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.03.2021ZDF
  • Folge 373
    Jedes sechste Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Da Eizellspende und Leihmutterschaft hier verboten sind, sehen viele Paare als „letzte Chance“ den Weg ins Ausland. Spanien erlaubt Eizellspenden auch für ausländische Paare, Griechenland sogar die Leihmutterschaft – wenn nicht Geld im Vordergrund steht, sondern Nächstenliebe. Tatsächlich aber spenden Frauen oft aus finanzieller Not ihre Eizellen oder tragen Kinder für andere aus. Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland sogar Messen rund um das Thema Kinderwunsch.
    Bei den „Kinderwunsch-Tagen“ werben ausländische Kliniken auch für Reproduktionsmethoden, die in Deutschland verboten sind, wie die Eizellspende oder die Leihmutterschaft. „ZDFzoom“-Autorin Julia Kaulbars fährt nach Griechenland, in das einzige EU-Land, in dem auch Deutsche eine Leihmutter in Anspruch nehmen können. Wesentlicher Vorteil hier für die Paare: Das Kind wird ihnen schon vor der Schwangerschaft rechtlich zugesprochen. In den Kliniken heißt es, die Leihmütter handelten aus reiner Nächstenliebe, sie bekämen nur eine Aufwandsentschädigung von maximal 10 000 Euro.
    Doch eine angehende Leihmutter berichtet, es gehe um sehr viel höhere Summen. Beim Gespräch in einer Klinik wird schnell klar: Geld spielt eine große Rolle. Am Geschäft mit der Leihmutterschaft verdienen offensichtlich viele gut, auch die Kliniken. Für die Eizellspende besonders beliebt ist Spanien, wo jährlich etwa 24 000 Eizellen eingesetzt werden. Offiziell ist diese ebenfalls nur aus Nächstenliebe erlaubt.
    Die Bezahlung für die Frauen in Höhe von etwa 1000 Euro pro Spende gilt als Aufwandsentschädigung. Doch welche Rolle spielt das Geld tatsächlich in einem Land, in dem fast jeder zweite junge Mensch arbeitslos ist und eine junge Spanierin im Durchschnitt deutlich weniger als 1000 Euro monatlich zur Verfügung hat? Zwei junge Eizellspenderinnen sind bereit, erstmals über das in Spanien tabuisierte Thema zu sprechen. Elìa berichtet, dass sie als Studentin nur 200 Euro monatlich zur Verfügung hatte und wiederholt Eizellen spendete, um ihre Miete bezahlen zu können.
    Nilsa, die ebenfalls des Geldes wegen spendete, dachte damals, sie tue dabei ja auch etwas Gutes. Heute bereut sie die Spenden. Die übermäßige Hormongabe habe ihrem Körper damals so stark zugesetzt, dass ihr Leben in Gefahr gewesen sei. Und da die Spenderinnen anonym bleiben müssen, weiß sie nicht, ob es irgendwo biologische Kinder von ihr gibt. Der Gedanke daran belastet sie: „Ich ziehe es vor, zu glauben, dass nichts geschehen ist und dass es keine Kinder gibt, die mit meinen Genen geboren wurden.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.03.2021ZDF
  • Folge 374
    Maschinengewehre und Handgranaten – in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien ist es nicht schwer, sich solche Waffen zu besorgen. Viele werden auch nach Deutschland geschmuggelt. Nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes seien auf dem Balkan noch etwa sechs Millionen Waffen in Umlauf. Viele davon stammen aus Beständen der ehemaligen deutschen Volksarmee. Eigentlich müssten sie zerstört werden, stattdessen werden sie illegal weiterverkauft. Oft hilft der Polizei nur Kommissar Zufall. In Dresden stand ein schwarzer Mercedes vor dem Bahnhof.
    Dem Fahrer war der Sprit ausgegangen. Bei der Kontrolle des Fahrzeuges fanden Beamte rund hundert Handgranaten, mehrere Hundert Patronen, acht Handfeuerwaffen und fünf Kalaschnikow-Maschinengewehre. Die Waffenschmuggler kamen aus Bosnien, sie waren auf dem Weg in die Niederlande. Sie wurden festgenommen. Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass die Waffen aus dem Balkankrieg stammten und jetzt weiterverkauft werden sollten. Die beiden Männer, die in Dresden festgenommen wurden, waren nur die Kuriere.
    Die Hintermänner sitzen in Bosnien. Dort sind heute immer noch eine Vielzahl von Kriegswaffen illegal zu bekommen, sich damit einzudecken, ist offensichtlich nicht schwierig. Den örtlichen Behörden gelingt es nicht, den Waffenhandel vollständig zu unterbinden. Bojana Balon arbeitet im Auftrag der UN: „Es muss noch viel getan werden. Das betrifft auch die Strafverfolgung. Das reicht vom Grenzschutz und der Polizeiarbeit, dass man die Waffen besser aufspürt und dann auch gegen die Leute ermittelt.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.03.2021ZDF
  • Folge 375
    Immer mehr Menschen suchen Hilfe wegen psychischer Probleme. Doch oft müssen sie lange auf einen Therapieplatz warten. Es fehlten Kassensitze für Psychotherapeuten, klagen deren Vertreter. Schon vor Corona lag die Wartezeit auf einen Therapieplatz bei 20 Wochen. Anfang 2021 sollen die Anfragen laut der Deutschen Psychotherapeutischen Vereinigung um 40 Prozent gestiegen sein. „ZDFzoom“ fragt, warum Patienten so lange auf eine Therapie warten müssen. Psychische Störungen sind verbreitet: Jedes Jahr sind rund 28 Prozent der Erwachsenen betroffen. Am häufigsten sind Angststörungen, Depressionen und Erkrankungen durch Alkohol- und Medikamentenkonsum.
    In Deutschland sind psychische Erkrankungen zweithäufigster Grund für Arbeitsfehltage. Und sie verursachten 2019 volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 14,4 Milliarden Euro. Mit knapp 42 Prozent waren sie 2019 Hauptgrund für Erwerbsminderungsrenten. Trotzdem gibt es seit Jahren lange Wartezeiten auf eine kassenfinanzierte Psychotherapie. 2017 ist mit einer Reform der Psychotherapie-Richtlinie unter anderem festgelegt worden, dass Psychotherapeuten Sprechstunden sowie Akutbehandlungen anbieten müssen, um den Zugang zu Hilfsangeboten für Betroffene zu verbessern.
    Beides wird rege angenommen. Doch nach den Sprechstunden können viele Psychotherapeuten keinen Therapieplatz anbieten, sagt die Bundespsychotherapeutenkammer. Für Patienten beginnt dann nicht selten eine lange und kräftezehrende Suche. Genau das hat Sarah (Name von der Redaktion geändert) erlebt: Sie steht mitten im Leben, als sie nach einem Unfall an einer Angststörung erkrankt. Die Angst überfällt sie in alltäglichen Situationen, sie wird häufiger krankgeschrieben. Rund 30 Psychotherapeuten mit Kassensitz hat sie abtelefoniert, wie sie sagt, aber niemand hatte einen Therapieplatz frei. Wartezeit: sechs bis zwölf Monate.
    Über die Anzahl und räumliche Verteilung von Vertragsärzten und Psychotherapeuten entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). In ihm sitzen sich unter anderem Ärzte und Krankenkassen gegenüber. 2018 wurde der Bedarf an Ärzten und Psychotherapeuten in einem vom G-BA beauftragten Gutachten ermittelt. Die Empfehlung: Bis zu 2400 zusätzliche Kassensitze für Psychotherapeuten. Ein Jahr später entstanden aber nur 776 neue Kassensitze. Wieso? „ZDFzoom“-Autorin Franziska Wielandt hat bei Verantwortlichen nachgefragt und mit Betroffenen gesprochen, die lange auf einen Therapieplatz warten mussten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.04.2021ZDF
  • Folge 376
    Fast die Hälfte der Corona-Todesopfer in Deutschland lebte in Pflegeheimen. Die hohe Zahl der Toten und Infizierten zeigt: Es gelang nicht, die Schwächsten zu schützen. Wie ein Brennglas hat die Pandemie Defizite aufgezeigt, die schon zuvor bekannt waren. Auch nachdem die meisten Pflegebedürftigen und Mitarbeiter geimpft sind, bleibt die Lage angespannt und viele alte Menschen isoliert. Was läuft falsch in den Pflegeheimen? „Wir dürfen uns aussuchen, ob wir den sozialen oder den Corona-Tod sterben“, sagt Heimleiter Georg Huber.
    In der Coronapandemie ist der drastische Personalmangel besonders deutlich geworden. Zeitlicher Mehraufwand durch Hygienevorschriften und krankheitsbedingte Ausfälle machen eine gute Versorgung der Pflegebedürftigen immer schwerer. Demente und pflegebedürftige Menschen zu isolieren und in Quarantäne zu halten, hat sich in den meisten Fällen als unmöglich erwiesen, denn Nähe und Zuwendung sind im Pflegeheim unverzichtbar. Dabei war schon vor der Krise klar, dass die Heime ein Drittel mehr Personal brauchen, um Menschen am Lebensende gut versorgen zu können.
    Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Universität Bremen. Doch in der Pandemie haben bisher 9000 Pflegekräfte ihren Job aufgegeben, darunter auch viele Altenpflegerinnen und -pfleger. Die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege stehen schon lange in der Kritik; vor einigen Wochen scheiterten auch noch die Verhandlungen für einen einheitlichen Tarifvertrag in der Pflege. „Ich glaube, die Problematik im Gesundheitssystem wird neben dem Klima eines der Hauptthemen sein.
    Die Gesellschaft muss erkennen, dass jeder Pflege braucht“, ist der Altenpfleger und Aktivist Stefan Heyde überzeugt. Altenpflegerin Andrea Gabber liebt ihren Beruf. Doch auch sie kam in der Pandemie an ihre Grenzen. „Man hat immer zu wenig Zeit für die Menschen“, sagt die 36-Jährige. „Die körperliche Pflege sehen die meisten nur, aber es ist vieles mehr. Dass man für die Menschen da ist und die Menschen auch für einen selber da sind. Dieses Geben und Nehmen ist so wichtig.“ Die Hygieneregeln im evangelischen Altenheim in Bergneustadt, wo Andrea Gabber seit 16 Jahren arbeitet, sind immer noch streng.
    Nur wenige Besucher sind erlaubt, und die müssen vom Personal zusätzlich zu der normalen Arbeit getestet werden. Ehrenamtliche Helfer dürfen noch nicht wieder ins Haus, auch nicht der Friseur. Heimleiter Georg Huber ist weiterhin vorsichtig. Niemand weiß bisher, wie gut der Impfschutz ist. Für ihn steht fest: Die Politik muss handeln und den Pflegeberuf attraktiver machen, um den Personalnotstand zu beheben.
    „Wenn klar ist, dass 140 000 Stellen fehlen, dann war das vorher klar, und dann ist das auch nach Corona klar. Dann ist das 2021 klar, und dann ist das 2022 klar – uns rennt die Zeit davon. Wir brauchen Unterstützung.“ Wie konnte es in der Pandemie zu derart vielen Todesfällen in Pflegeheimen kommen, und wer trägt die Verantwortung dafür? „ZDFzoom“ zeigt, welche Einschränkungen auch nach der Impfung für alte Menschen bestehen, und fragt Pfleger und Angehörige, Politiker, Gesundheitsämter und Wissenschaftler, was sich jetzt dringend ändern muss. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.04.2021ZDF
  • Folge 377
    Wie steht es um die Meinungsfreiheit? Wird der Meinungskorridor enger – im Freundeskreis, im Job, in den Medien? Diesen Fragen ist Jochen Breyer für „Am Puls Deutschlands“ nachgegangen. Immer öfter hören Breyer und sein Team, dass „man ja nicht mehr alles sagen dürfe“ – etwa bei Corona-Themen oder in der Flüchtlingsfrage. Hat sich da tatsächlich etwas verändert? Um das herauszufinden, haben sie einen Aufruf gestartet – mit gewaltiger Resonanz. 3000 Kommentare, Hunderte E-Mails – Nachrichten aus einer aufgewühlten Gesellschaft: „Viele verwechseln leider ‚eine Meinung haben‘ mit ‚Rassismus‘“, heißt es da.
    Oder: „Meinungsfreiheit gibt es nur noch in eine Richtung – alles andere wird in die große Nazi-Schublade gepackt.“ Auch für Mareike M. aus Hürth hat sich der Meinungskorridor in letzter Zeit verengt, sie spricht von einer Meinungs- und Gesinnungsdiktatur: „Eine Meinung wird vorgegeben ( …) auch von Zeitungen oder Medien. Und dieser Meinung, der müssen alle folgen. Und wenn man dann wagt, eine kleine Kritik zu äußern, dann wird man sofort in Grund und Boden gestampft.“ Vertriebsleiter Armin P. hat Sorge, mit seiner Meinung allzu schnell in eine Schublade gesteckt zu werden: Der leidenschaftliche Harley-Fahrer hat bereits seit der Flüchtlingskrise 2015 das Gefühl, nicht mehr alles sagen zu können: „Wenn du dich jetzt mit irgendjemandem über Migranten unterhältst, da bist du doch ratzfatz ein Nazi.“ Er wünscht sich mehr Sachlichkeit und mehr Respekt vor der Meinung Andersdenkender.
    Psychologie-Studentin Mirjam M. (22) dagegen sieht eine Geisterdebatte – angezettelt von denen, die Meinungsfreiheit mit Widerspruchsfreiheit verwechseln. „Ich sehe nicht wirklich, dass wir in Deutschland ein Problem mit Meinungsfreiheit haben.
    Zur Meinungsfreiheit gehört ja nicht dazu, dass jede Person sagen kann, was sie möchte, und das im leeren Raum steht. Wenn ich etwas zum Beispiel als sexistisch empfinde, dann sag ich das auch. Und genauso sprechen ja immer mehr Menschen viel lauter auch Rassismus an.“ Etwa Basketballprofi Moses P. Im letzten Sommer hat er eine Petition ins Leben gerufen, in der er die Umbenennung der Berliner U-Bahn-Station „Onkel Toms Hütte“ fordert: „Der Begriff ‚Onkel Tom‘ ist in der afroamerikanischen und Black Community höchst beleidigend.“ 13 000 Menschen haben seinen Aufruf inzwischen unterzeichnet.
    Doch auch Moses sieht, dass viele Menschen Angst vor einer Diskussion haben – aus Angst, man würde sie als Rassist abstempeln: „Menschen werden in die rechte Richtung gedrängt. Die vielleicht gar nicht einmal so rechts sind. Leute, die vielleicht nicht immer politisch korrekt sein wollen, haben auf einmal das Gefühl von Ausgrenzung.“ In der inzwischen elften Ausgabe von „Am Puls Deutschlands“ wird deutlich: In der Debatte um Meinungsfreiheit geht es vor allen Dingen um die Art, wie wir miteinander sprechen. Der Ton ist rauer geworden, Diskussionen oft polarisierend und polemisch. Woran es häufig fehlt? Augenhöhe, Wohlwollen und Respekt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.04.2021ZDF
  • Folge 378
    Die Corona-Pandemie sehen radikale Rechte als Chance: Sie wollen die Wut auf der Straße und in digitalen Räumen nutzen, um in neue gesellschaftliche Schichten vorzudringen. Radikal rechte Kräfte werben in der Krise offen um Anhänger der neuen Querdenken-Bewegung. Sie unterstützen national-patriotische Initiativen, gründen eigene Vereine. Aber gelingt es ihnen tatsächlich, damit ihren gesellschaftlichen Einfluss zu vergrößern? Die „ZDFzoom“-Reporter Patrick Stegemann und Johanna Bentz besuchen rechte Vereine zum Beispiel in Cottbus, die das Thema Corona für sich entdeckt haben. Die radikale Rechte ringe in der zweitgrößten Stadt Brandenburgs seit Jahrzehnten um Einfluss, erzählt Sven Bogacz, der regionale Polizeichef.
    Bomberjacke und Springerstiefel seien inzwischen kaum noch zu sehen. Man gebe sich eher bürgerlich. Besonders auf digitalen Plattformen wie dem Messengerdienst Telegram erfahren rechte Akteure viel Zuspruch von Querdenkern und Anhängern von Verschwörungsmythen. Gemeinsam mit dem Datenanalysten Josef Holnburger haben die „ZDFzoom“-Reporter Tausende Telegram-Nachrichten ausgewertet. „Rechte und verschwörungstheoretische Inhalte nehmen auf der Plattform zu“, beobachtet der Datenanalyst. Viele Nutzer hätten erst mit dem Beginn der Pandemie zum ersten Mal Kontakt mit digitalen Plattformen wie Telegram gehabt.
    Einer von ihnen ist der vierfache Familienvater und Pflegedienstleister Markus Thumm, der von sich selbst sagt: „Ich war vor der Pandemie ein Schlafschaf, ich habe selbst an das Pandemie-Szenario geglaubt.“ Den Autoren berichtet Markus Thumm, wie er über YouTube-Videos und Telegram-Gruppen in eine neue Welt gelangte – voller Verschwörungsmythen und scheinbar geheimer Kräfte. „Erfolgreich kann sein, dass die Normalisierung des Rechtsradikalismus damit auch in kulturellen und sozialen Milieus voranschreitet, die bisher damit nichts zu tun gehabt haben“, sagt Rechtsextremismus-Experte Matthias Quent. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.04.2021ZDF
  • Folge 379
    Fast Fashion, billige Mode, kurz getragen und schnell entsorgt. Übrig bleiben Textilberge. Die Anbieter versprechen ihren Kunden nun Nachhaltigkeit und Recycling von getragenen Altkleidern. Die Käufer werden kritischer. Die Fast-Fashion-Branche braucht ein neues Image. Schnell gekauft und dann weggeworfen, soll kein Grund mehr für ein schlechtes Gewissen sein. Was taugt das Versprechen der Anbieter, neue Kleidung aus Alttextilien herzustellen? Der Verkauf neuer Kleidung hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Mehr als 120 Milliarden Kleidungsstücke werden weltweit pro Jahr produziert. Entsprechend wachsen die Kleider-Müllberge.
    Einen bedeutenden Anteil daran hat die Fast-Fashion-Industrie. Gab es früher vier Kollektionen im Jahr, bringen es die Billigketten inzwischen auf bis zu 52 Mikrokollektionen. Jede Woche eine neue. Umweltschutzorganisationen kritisieren seit Langem die Ressourcenverschwendung und die Berge an Textilmüll, die damit verbunden sind. Greenpeace fordert einen Ausstieg aus der „Droge Fast Fashion“. Die Fast-Fashion-Anbieter geben sich offen gegenüber der Kritik. Sie versprechen ihren Kunden einen nachhaltigen Umgang. Sie propagieren ein Recyclingsystem für getragene Kleidung. Aus Alt soll Neu werden.
    „ZDFzoom“-Autorin Anne Kauth geht den Versprechen der Branche nach und findet heraus, dass die abgegebene Fast Fashion zunehmend die Altkleiderverwerter überfordert. Das Entsorgungssystem steht vor dem Kollaps. Nach ihren Recherchen ist es kaum möglich, aus entsorgter Fast-Fashion-Kleidung neue zu fertigen. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia verfolgt sie die Spur illegaler Alttextilverkäufe. Am Ende landet die Kleidung in Wohnungsöfen – zum Heizen. Die Autorin fragt aber auch, welche Maßnahmen die Politik ergreift, um dem Problem der Textilmüllflut zu begegnen. Und gibt es Alternativen zum schnellen Modekonsum? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.05.2021ZDF
  • Folge 380
    Deutschland ist äußerst beliebt bei internationalen Geldwäschern.
    Deutschland ist ein Paradies für Geldwäscher. Rund 100 Milliarden schmutzige Euro werden schätzungsweise jedes Jahr hier gewaschen. „ZDFzoom“ geht der Frage nach, warum Deutschland nach wie vor ein idealer Standort ist, um die Herkunft illegaler Vermögen zu verschleiern. Einer der Gründe: Es gibt keine Bargeld-Obergrenze. Alles, egal wie teuer, kann cash bezahlt werden. Eine Ausweispflicht besteht erst ab 10 000 Euro. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist niedrig, zeigt „ZDFzoom“-Reporter Robert Grantner.
    Das deutsche System der Geldwäsche-Bekämpfung hat viele Schwachstellen. Vor allem die Zentralstelle für Transaktionsuntersuchungen, die sogenannte Financial Intelligence Unit (FIU), wird ihrem gesetzlichen Auftrag nicht gerecht – so ein geheimer Prüfbericht des Bundesrechnungshofes. Der Vorwurf: Der Behörde fehlten entscheidende Zugriffsrechte auf Polizei- und Steuerdaten, und die Analyseberichte, die sie an die Strafverfolgungsbehörden weiterleite, kämen oft verspätet an oder seien unzureichend.
    „ZDFzoom“-Reporter Robert Grantner recherchiert – teils mit verdeckter Kamera – welche Schwachstellen Geldwäscher gezielt ausnutzen. Er spricht unter anderen mit Experten, Politikern und einem Insider der FIU. Außerdem trifft er eine Notarin, die zu den sogenannten Meldeverpflichteten gehört. Sie muss wie zum Beispiel Banken-, Autohändler-, Immobilienmakler- Geldwäsche-Verdachtsfälle an die FIU melden. Ob das in der Praxis funktioniert und wer das kontrolliert, dem geht der Autor ebenso nach. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.05.2021ZDF
  • Folge 381
    Während das Impfen im Kampf gegen Corona an Fahrt aufnimmt, zeigt sich, wie hoch die Ansteckungsraten gerade in manchen Brennpunktvierteln sind, zum Beispiel in Berlin-Neukölln. Im zweiten Jahr der Pandemie gewinnt eine heikle Debatte an Brisanz: Sind bestimmte Teile der Bevölkerung, wie solche mit Migrationshintergrund, Infektionstreiber? Oder ist Armut schuld daran, dass manche Menschen stärker von Corona betroffen sind als andere? Schlagzeilen von Clan-Hochzeiten und anderen Ereignissen, bei denen Migranten mit vermeintlichen Superspreader-Events in Verbindung gebracht werden, eignen sich bestens für populistische Hetzpropaganda.
    Doch Soziologen und Migrationsexperten betonen immer wieder, dass Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, besonders schutzbedürftig seien. Deshalb dürfe das Thema nicht tabuisiert werden. Doch die Recherchen der „ZDFzoom“-Reporterinnen Joanna Michna und Candan Six-Sasmaz zeigen: Aus Angst, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu diskriminieren, werden soziologische Daten in Bezug auf Krankheiten gar nicht erst erhoben. Was auf breiter politischer Ebene versäumt wurde, versucht Medizinsoziologe Nico Dragano mit seinen Mitteln zu erforschen.
    Für ihn steht fest, wen Corona am härtesten trifft: „Regionen, in denen viele Menschen mit geringem Einkommen leben, stechen durch eine erhöhte Sterblichkeitsrate heraus.“ Auf lokaler Ebene gibt es unterdessen Anstrengungen, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen besser über Infektionsrisiken zu informieren. Die „ZDFzoom“-Reporterinnen gehen der Frage nach, wie es gelingen kann, auch bundesweit Menschen, die der Pandemie besonders ausgeliefert sind, jetzt und in Zukunft besser zu schützen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.05.2021ZDF
  • Folge 382
    Die Maskenaffäre erschütterte das Land. Gerade jetzt, wo viele um ihre Existenz bangen, bereichern sich Politiker an der Corona-Krise. Sind das Einzelfälle oder gibt es ein strukturelles Problem? Doch nicht nur Bereicherung, auch Korruptionsvorwürfe und der intransparente Einfluss von Lobbyisten sorgen für Empörung in der Bevölkerung. „ZDFzoom“ will wissen, welche Auswirkungen das Fehlverhalten von Politikern auf unsere Demokratie hat. Laut einer aktuellen Umfrage des ZDF-„Politbarometer“ durch die Forschungsgruppe Wahlen vom Mai 2021 haben 53,5 Prozent der Befragten nicht so großes Vertrauen in die Politik, 9 Prozent gar kein Vertrauen.
    Großes Vertrauen haben 33,6 Prozent, sehr großes nur 1,7 Prozent. Laut Schätzungen soll es 6000 Lobbyisten im Berliner Regierungsviertel geben, das wären neun auf einen Bundestagsabgeordneten. Timo Lange von LobbyControl ist überzeugt, dass Interessensvertretung zur Demokratie gehört. Aber schwierig werde es, wenn es „finanzstarken Akteuren gelingt, sich durch Geld in politische Prozesse einzumischen, und wenn Politiker selbst als Lobbyisten arbeiten“.
    Das wurde auch Philipp Amthor im vergangenen Jahr vorgeworfen. Der Jungstar der CDU setzte sich beim Bundeswirtschaftsminister für das amerikanische Start-up-Unternehmen „Augustus Intelligence“ ein, erhielt später Aktienoptionen im Wert von bis zu 250 000 Dollar. Der Vorgang löste ein politisches Beben aus. Im Exklusivinterview mit „ZDFzoom“ räumt er ein: „Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe mich angreifbar gemacht.“ Doch er weist von sich, für politische Interessensvertretung bezahlt worden zu sein.
    Philipp Amthor ist jedenfalls zurück auf der politischen Bühne. Er wurde im Januar von seinem Landesverband zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt. Ausgelöst von der Maskenaffäre setzen sich nun CDU/​CSU, SPD, Grüne und Linke gemeinsam für ein neues strengeres Abgeordnetengesetz ein, das im Juni 2021 verabschiedet werden soll.
    Doch Clara Helming von abgeordnetenwatch.de geht der Gesetzentwurf nicht weit genug. Die Organisation fordert eine Transparenzkommission, die die Angaben der Abgeordneten überprüft. Schon im März wurde ein Lobbyregister beschlossen, das in Zukunft den Einfluss von Lobbyismus auf Politik transparenter machen soll. Doch Timo Lange von LobbyControl kritisiert, dass der legislative Fußabdruck fehle, das heißt, dass nicht transparent gemacht werde, welche Lobbyisten an welcher Stelle und auf welche Weise auf einen Gesetzentwurf eingewirkt haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.05.2021ZDF
  • Folge 383
    Mit der bevorstehenden Pensionierung der sogenannten Babyboomer in den kommenden Jahren gerät das Rentensystem in Deutschland gehörig ins Wanken – und damit auch der Generationenvertrag. Finanzierten im Jahr 2005 noch rund drei Beitragszahler einen Rentner, so werden es 2050 voraussichtlich nur noch 1,2 Rentenbeitragszahler sein. Das Umlagesystem Rente, schon jetzt mit vielen Milliarden Steuergeldern gestützt, würde dann endgültig kollabieren. „ZDFzoom“-Autorin Stephanie Gargosch spricht mit Angehörigen aller Generationen über die Rente und stellt fest, dass gerade viele junge Leute wütend und enttäuscht sind.
    Sie fühlen sich bei diesem Thema im Stich gelassen. Angesichts stark steigender Rentenbeiträge bleibt ihnen kaum die Möglichkeit für zusätzliche private Vorsorge. Schon jetzt ist absehbar, dass die Altersarmut in den kommenden Jahrzehnten enorm zunehmen wird, bei gleichzeitig immer stärkerer Belastung der jungen Generation. Die Beiträge müssten deutlich steigen, um den Renteneintritt der vielen Babyboomer auszugleichen, das Rentenalter müsste angehoben werden und die Renten gleichzeitig sinken. In 15 Jahren wird etwa jeder fünfte Neurentner in Armut leben, bei den Frauen wird es sogar jede Dritte sein.
    Schon jetzt leben 16 Prozent der Rentner unter der Armutsgrenze, haben weniger als 917 Euro monatlich zur Verfügung. Vom erträumten würdevollen Lebensabend sind sie weit entfernt, wenn sie berichten, wie schmerzhaft es ist, im Alter arm zu sein. Mögliche Lösungen bietet der Blick in Europas Norden: Schweden hat sich dem demografischen Wandel gestellt und Reformen bereits vollzogen. Taugt das schwedische Modell, um auch in Deutschland den Menschen ein würdevolles und finanziell sorgenfreies Leben im Alter zu sichern? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.06.2021ZDF
  • Folge 384
    Auch wenn die AfD ihr Ziel, stärkste Kraft in Sachsen-Anhalt zu werden, nicht erreicht hat, ist das Ergebnis für die Partei ein Erfolg: Platz zwei hinter der CDU. Doch intern rumort es. Die Rechtsextremen in der AfD treten immer lauter in Erscheinung. Das belegen interne Chat-Protokolle, die dem ZDF vorliegen. Darin wird unter anderem gegen Muslime gehetzt, und es werden rassistische Äußerungen vorgenommen. In den Chats äußern sich auch AfD-Funktionäre und Landtagsabgeordnete. AfD-Parteivorsitzender Jörg Meuthen sieht in den Chats aber nur eine Minderheitenmeinung in seiner Partei: „Wir haben im Moment um die 31 000 Mitglieder.
    Das hier sind die 500 schlimmen, die solche Dinge raushauen.“ Dagegen stünde eine „irrsinnig große Gruppe an Leuten“ denen „solche letztlich menschenfeindlichen Positionen völlig fern sind“. Politikwissenschaftler schätzen dagegen die Zahl der Rechtsextremisten in der AfD weit höher ein. Im Interview mit „ZDFzoom“ ordnet der Politologe Prof. Wolfgang Schröder vom Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung etwa 30 Prozent der Mitglieder und Funktionäre extrem rechts ein.
    Auf der anderen Seite stehen in der AfD die sogenannten Gemäßigten. Einer ihrer Vertreter ist auch Parteichef Jörg Meuthen. Die Gemäßigten lehnen nach eigenen Angaben den Kurs der Rechtsextremen ab. Beide Gruppen kämpfen jetzt um die Vorherrschaft in der Partei. Der Politologe Prof. Wolfgang Schröder sagt, die Gräben zwischen den beiden Gruppen seien sehr tief.
    „Die Positionen sind so unterschiedlich“, dass eine Vermittlung kaum möglich sei. „Deshalb sprechen wir auch davon, dass es sich hier um zwei Parteien in einer Partei handelt“, sagt Schröder. Wie intensiv der Konflikt derzeit intern ausgetragen wird, belegen zahlreiche Aussagen in den internen Foren der AfD. In einem selbst gefertigten Video wird der Sarg von Parteichef Meuthen getragen. Ein anderer Chat-Teilnehmer fragt: „Wie kriegen wir den Meuthen los?“ „ZDFzoom“ berichtet über das Innenleben einer offensichtlich gespaltenen Partei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.06.2021ZDF

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ZDFzoom online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…