2023, Folge 212–233
1984-2017 unvollständig
Winter im Harz – Von Goslar bis zum Brocken
Folge 212Das kleine Gebirge mitten in der Norddeutschen Tiefebene ist beliebt: Bis zu 2 Millionen Besucher jährlich wollen auf den Brocken – den weit und breit höchsten Berg. Sie kommen zu Fuß, mit der Brockenbahn oder mit dem Mountainbike. Wind und Schnee machen den Brocken für die, die hier leben und arbeiten zur Herausforderung. Beim Brockenwirt auf 1142 m Höhe geht es mitunter zu wie auf dem Oktoberfest. Bergluft macht hungrig – und so gibt es an manchen Wochenenden tausende Menschen zu bewirten. Der Touristensaal fasst 300 Besucher, oft heißt es Schlange stehen.
„Wir müssen hier oben auf alles gefasst sein: dass wir eingeschneit sind, dass wir von Besuchern überrannt werden oder dass bei Unwetter nicht ein einziger Wanderer kommt.“ Daniel Steinhoff ist Pächter der Gastwirtschaft und eines Hotels fast genau auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Auch die Versorgung ist nicht so leicht zu organisieren, wie im Flachland. Jede Tüte Pommes, jeder Satz Bettwäsche wird über den ehemaligen Grenzpostenweg hinaufgebracht. Für die Mitarbeiter aus dem Restaurant und Hotel gibt es einen eigenen Allradbus, mit dem geht es morgens hoch und abends wieder runter.
„Wir haben hier schon alles erlebt. Es ist jeden Tag anders. Orkan, Schneesturm, Nebel. Manchmal geht’s nur mit Schneemobil. Das ist schon eine besondere Atmosphäre hier oben“, sagt Mandy S., Restaurantleiterin auf dem Brocken, die ihre Arbeit auf dem Gipfel genießt. Das meistfotografierte Motiv hier oben dürfte jedoch die dampfende Brockenbahn sein. Fünfmal am Tag schnauft sie im Winter hinauf auf Deutschlands höchstgelegenen Bahnhof.
Meist sind Dampfloks unterwegs – die letzten ihrer Art, die in der DDR gefertigt wurden. Sie fehlen auf keiner Postkarte mit Harz-Motiv. Das Fun- and Action-Areal „Harzdrenalin“ an der Rappbodetalsperre hat es auf den Nervenkitzel der Besucher abgesehen. An kilometerlangen Stahlseilen können Mutige, wie Kati und Mandy aus Suhl, durch die „Hölle“ rasen. Oder den „Gigaswing“ ausprobieren, wo man an einem riesigen Pendel hängend 75 Meter in die Tiefe fällt. Mehr als 500.000 Besucher pro Jahr zählen sie hier.
Trainerin Sophie gehört zu jenen schwindelfreien Mitarbeiterinnen des „Harzdrenalin“-Teams, die jede Woche die Anlagen auf Sicherheit überprüfen. Sie hangelt sich unter einer knapp 500 m langen Hängebrücke entlang, um die Verbindungen der Stahlseile zu prüfen. Schwindelerregend, dieser Job. „Aber genau der Kick, den ich haben wollte. Und hier kann ich ihn ausleben!“ Etwas gemütlicher und gediegener geht es im Westharz, in der 1000-jährigen Stadt Goslar zu. Die Weltkulturerbestadt lockt zahlreiche Besucher mit mittelalterlicher Fachwerkarchitektur.
Von einer ganz besonderen Seite erleben Schornsteinfegermeister Joachim Miehe und seine Schwiegertochter Hilke die Stadt. Beide kennen hier so gut wie jeden Dachboden, jeden First, jede Feuerstätte – und die Bewohner, die noch Öfen betreiben. Jetzt im Winter der Energiekrise haben sie besonders viel zu tun, weil viele ihre alten, teils stillgelegten Feuerstätten wiederentdecken. Die „ZDF.reportage“ erzählt von den Menschen hinter den Kulissen des Harzes im Winter. Der Film zeigt Lebens- und Arbeitswelten dort, wohin andere ziehen, um einen Kurzurlaub zu genießen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 08.01.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.01.2023 ZDFmediathek Sylt im Winter: Surfer, Muscheln, leere Strände
Folge 213Sylt – eines der exklusivsten Urlaubsziele Deutschlands. Im Winter aber hat die Nordseeinsel ganz andere Seiten – weit ab von Luxus und Prominenz. Wenn der Großteil der Touristen abgereist ist, bleiben die Einheimischen zurück. Der Winter ist für viele hier die Zeit zum Durchatmen. Und zur Vorbereitung auf die nächste Saison. Und für manche ist jetzt sogar Hauptsaison. Für Muschelfischer Jan etwa ist der Winter in seiner Firma die beste Zeit des Jahres. Zwar bleibt sein kleines Bistro von November bis April geschlossen.
Dafür brummt sein Exportgeschäft umso mehr. „Im Herbst und Winter gibt es die besten Muscheln“, weiß Jan nach über 30 Jahren im Miesmuschel-Business. Mit dem Kutter werden die Meeresfrüchte entlang der Küste geerntet und dann fast komplett nach Belgien und die Niederlande verkauft. Hier gibt es kaum einen Supermarkt, der keine Miesmuscheln aus Sylt im Sortiment hat. Für Aurelia und ihren Freund Boy-Ole ist der Sylter Winter großartig. Die beiden studieren unter der Woche in Flensburg. Spätestens am Wochenende stehen die beiden Kitesurfer aber wieder auf dem Brett.
Kaltes Wasser kurz vor dem Gefrierpunkt macht ihnen nichts aus. „Das muss man aushalten. Nicht zu surfen ist für uns keine Alternative!“ Der Winter hat für die beiden sogar zwei große Pluspunkte: „Im Winter haben wir deutlich stärkeren Wind. Und wir haben den Strand fast für uns allein. Im Sommer kämpft man um jeden Quadratmeter auf dem Wasser.“ Gastronom Felix hat dieser Tage ungewöhnlich wenig Ruhe. Er hat das legendäre Restaurant „Sturmhaube“ nach über fünf Jahren Leerstand wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt.
Das Restaurant wurde aufwendig saniert. Doch die Wiedereröffnung musste immer weiter verschoben werden. „Eigentlich wollte ich natürlich die Hauptsaison mitnehmen. Aber die Bauarbeiten zogen sich ewig in die Länge!“ Lieferengpässe und Handwerkermangel haben Felix das Leben schwer gemacht. Die Hotelzimmer sind immer noch nicht fertig. Jetzt steht er vor der Herausforderung, mitten in der Winterflaute den Gastrobetrieb erfolgreich neu zu starten. Eine „ZDF.reportage“ von der Urlaubsinsel im Winter (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 15.01.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 13.01.2023 ZDFmediathek Wohin mit den Flüchtlingen? Gemeinden am Limit
Folge 214Die Flüchtlingszahlen sind schon wieder so hoch wie 2015. Seit Jahresanfang 2022 sind knapp eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland geflohen. Auch aus anderen Ländern kommen wieder deutlich mehr Menschen nach Deutschland. Viele Städte schlagen Alarm. Ihnen fehlen Unterbringungsmöglichkeiten und Kapazitäten. Viele Gemeinden sind am Limit und fühlen sich von der Bundesregierung alleingelassen. Im Ankunftszentrum des Landes Baden-Württemberg in Heidelberg durchlaufen neu angekommene Geflüchtete die ersten Stationen ihres Asylverfahrens: von der Registrierung und Identitätsprüfung bis hin zur Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Leiter Markus Rothfuß versucht, hier den Überblick zu behalten. Das Ankunftszentrum ist für rund 2600 Bewohner ausgelegt und schon im Herbst mit rund 3000 überbelegt. Die Weiterverteilung auf die Gemeinden funktioniert nicht mehr reibungslos, da an manchen Orten Unterkünfte fehlen. Im ostthüringischen Greiz musste Martina Schweinsburg bereits hart durchgreifen. Die hohen Flüchtlingszahlen ließen der Landrätin keine andere Wahl.
Sie hat einen Flüchtlingsaufnahmestopp verhängt. „Wir können einfach nicht mehr!“ Der Landkreis hat in diesem Jahr bisher so viele Flüchtlinge aufgenommen wie noch nie. 2016, im Jahr des Höhepunkts der Flüchtlingskrise, kamen knapp 1000 Asylbewerber nach Greiz. Jetzt sind es schon mehr als 1600. Die Landrätin sucht rund um die Uhr nach Lösungen, beklagt aber die fehlende Unterstützung der Landesregierung. „Wir haben aus 2015 nichts gelernt!“, sagt Matthias Schimpf, Beigeordneter im Kreis Bergstraße in Hessen. Er weiß, was es heißt, wenn Hunderte Flüchtlinge eine warme Unterkunft brauchen.
Bereits 2015 war er zuständig für die Organisation. Weitere Hunderte Schutzsuchende sollen dem Kreis zugewiesen werden. Helfen soll dabei ein ehemaliges Krankenhaus in Winterfels. Eigentlich ist das nur ausgelegt für 200 Bewohner. Zurzeit sind dort mehr als 300 untergebracht. In Bautzen hat Kreisbeigeordneter Jörg Szewczyk ganz andere Sorgen. Seit 2015 kommt es immer wieder zu Gewalttaten gegen Asylbewerber. Zuletzt brannte es Ende Oktober 2022 in einem ehemaligen Hotel am Bautzener Stausee, das als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen war.
Jörg Szewczyk ließ das Spreehotel wieder instand setzen. Rund 200 Geflüchtete wurden vor Kurzem aus einem abrissreifen Plattenbau dorthin umgesiedelt, denn im gesamten Landkreis sind kaum Unterkünfte verfügbar. Mehr Geflüchtete heißt oft auch mehr Nachfrage bei den Tafeln. Hartz-IV-Empfänger, Obdachlose, Flüchtlinge: Der Vorsitzende der Krefelder Tafel, Hansgeorg Rehbein, hat 2022 einen enormen Ansturm an Kundschaft beobachten können. „Es kommen immer mehr Menschen dazu, da gibt es natürlich Sozialneid, wenn alle Hunger haben.“ Eine „ZDF.reportage“ über die Flüchtlingshilfe in Deutschland am Limit (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 22.01.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 20.01.2023 ZDFmediathek Jung, arm, gefrustet – Generation Dauerkrise
Folge 215Nach zwei Jahren Coronapandemie sollte das gesellschaftliche Leben 2022 eigentlich wieder richtig losgehen. Doch: Eine Krise jagt die nächste. Erst die Pandemie, dann der Krieg in Europa und die Inflation. Besonders junge Menschen leiden darunter. Auszubildende, Berufsanfänger und Studierende: Sie alle haben sich nach den Unsicherheiten der vergangenen Jahre darauf gefreut, Zukunftspläne zu machen. Sie alle haben sich darauf gefreut, sich beruflich zu verwirklichen, Geld zu verdienen und die Welt zu bereisen.
Doch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat Deutschland in eine tiefe Energiekrise gestürzt, die die Inflation in die Höhe treibt. Das Leben ist seitdem teurer geworden. All das hinterlässt in der Psyche der Jugend dramatische Langzeitspuren. Medizinstudentin Dina (24) aus Berlin reicht es. „Als ich den Brief des Stromversorgers aufgemacht habe, da wurde mir schon anders.“ Rund 60 Euro mehr, gerade mal so viel wie die BAföG-Erhöhung. Dabei spart sie jetzt schon an allen Ecken und Enden.
Dinas Sorgenliste wird länger, so wie die vieler 14- bis 30-Jähriger. William (18) spürt immer noch die Nachwirkungen der Coronapandemie – ohne soziale Kontakte auf dem platten Land, ohne funktionierendes Internet. Er wuchs bei Salzwedel in der Altmark in Sachsen-Anhalt in bescheidenen Verhältnissen auf. Wie viele junge Menschen dort verpasste er während der Pandemie viel in der Schule und erreichte 2021 so gerade einen Abschluss. Seine Lehrstelle hat er in Magdeburg gefunden. Er lernt nun im zweiten Lehrjahr Kfz-Mechatroniker.
Ohne Nachhilfeunterricht, sagt er, hätte er keine Chance, die Zwischenprüfung zu bestehen. Auch Sarah (25) und ihr Freund Momo (23) sind frustriert. Die Hochschule Koblenz geht zurück auf Onlineunterricht, um in der Energiekrise Geld zu sparen. Wie sie, lernen Tausende Studenten wieder von zu Hause: „Es ist eine Riesenfrechheit, dass die Hochschule das Problem auf uns abwälzt!“ Beide studieren an der Hochschule Soziale Arbeit. Finanziell geht es ihnen nicht schlecht, weil beide neben dem Studium arbeiten.
Sparen müssen sie trotzdem – sie heizen nur wenig und versuchen, günstig einzukaufen. „Es ist eine furchtbare Zeit, in der wir leben. Wir gehen von einer Scheiße in die nächste. Corona hat uns gefühlt die besten Jahre gestohlen, und jetzt gibt es immer wieder eine Steigerung.“ Elsa und Reena besuchen eine Gesamtschule in Köln, sie stehen kurz vor dem Abitur. Eigentlich hatten sich die beiden Mädchen darauf gefreut, bald endlich auf eigenen Beinen zu stehen.
Doch vom „Multikrisenmodus“ fühlen sie sich stark verunsichert. „Es macht mir Angst, weil quasi nichts Positives mehr in den Nachrichten kommt“, erzählt Reena. Laut einer Studie sind die größten Sorgen der Jugend die Inflation, gefolgt vom Krieg in Europa und vom Klimawandel. Dazu kommen Wirtschaftskrise, Energieknappheit und Angst vor Altersarmut. Ein Viertel der befragten 14- bis 29-Jährigen gibt zudem an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein.
„Bei vielen jungen Menschen sind die Kräfte der psychischen Abwehr verbraucht, und die Risikofaktoren mehren sich. Wir werten das als ein dringendes Warnsignal“, sagt Studienautor Simon Schnetzer und erklärt: „Diese Krisen tragen dazu bei, dass Jugendliche sich fühlen, als würden sie aus dem Tunnel gar nicht mehr herauskommen. Die Krisen überlagern sich und hören nicht auf.“ Die „ZDF.reportage“ begleitet junge Menschen in ganz Deutschland und zeigt, wie diese persönlich mit den Schwierigkeiten umgehen. Unterwegs mit der „Generation Dauerkrise“. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 29.01.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 27.01.2023 ZDFmediathek Kliniken in Not: Kein Personal am Krankenbett
Folge 216Fachkräftemangel überall. Besonders in Krankenhäusern spitzt sich die Situation derzeit zu. Operationen müssen verschoben werden, Pflegekräfte kommen an ihre Grenzen. Aber nicht nur Schwestern und Pfleger sind gesucht. Auch in anderen, nichtmedizinischen Klinikbereichen fehlt es an Personal, ob bei der Reinigung, dem Fahrdienst oder in der Küche. „Es ist der schönste Beruf der Welt, aber ein bisschen mehr Zeit würde unheimlich helfen“, sagt Stationsschwester Alina Rafael. Auf der kardiologischen und herzchirurgischen Station im Universitätsklinikum Lübeck sind sie am Limit.
Acht Überwachungsbetten werden derzeit auf der Station betrieben, die sind ständig belegt. Räume für fünf weitere Überwachungsbetten gäbe es, aber weil nicht genügend Personal vorhanden ist, musste die Pflegedienstleitung die Betten „abmelden“. Insgesamt könnten im Klinikum 50 Betten mehr belegt werden, wenn das Personal vorhanden wäre. Auch in der Küche und beim hausinternen Krankenfahrdienst sind permanent Stellen offen.
Das heißt, der Arbeitsdruck beim Stammpersonal steigt, was nicht gerade zu Begeisterung führt. Manche kündigen, weil Handwerk und Industrie besser bezahlen und die Schichtarbeit wegfällt. Ein Krankenhaus ist eben 24 Stunden an sieben Tagen die Woche in Betrieb. In manchen Bereichen wirkt das Klinikum durch Automatisierung dem Personalmangel entgegen, wie bei der Sterilisation von OP-Besteck. Ohne technologische Neuerungen wäre die Personalnot dort noch viel schlimmer. Anderswo ist Automatisierung unmöglich.
Das Personal in der Notaufnahme am Standort Kiel weiß am Nachmittag nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Zwei Schockräume für Notfälle gibt es, aber vier schwer kranke Patienten sind von den Sanitätern gebracht worden. Personal aus umliegenden Stationen muss in Windeseile umgeschichtet werden. Krankenpfleger Jan Schmidt kommt erst nach Stunden zu einer kleinen Pause. Das Essen, das er sich bestellt hatte, ist schon lange kalt, er tritt ins Freie vor der Notaufnahme: „Ein bisschen frische Luft ist schon gut.
Man ist stundenlang da drin in den fensterlosen Räumen. Frische Luft tut einfach gut.“ Die Notaufnahme hat sich eigentlich bei der Leitzentrale abgemeldet, dennoch rollt ein Rettungswagen nach dem anderen vor die Pforte. Als Maximalversorger muss das Universitätsklinikum alle schweren Fälle aufnehmen. Bei Oberarzt Nihat Tahmaz hat sich der Adrenalinspiegel auf einem hohen Niveau eingependelt. Scherzhaft meint er: „Andere nehmen Drogen, ich geh’ arbeiten.“ – Alltag in einem ganz normalen deutschen Krankenhaus. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 05.02.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 03.02.2023 ZDFmediathek Wir müssen schließen – Betriebe geben auf
Folge 217Immer öfter heißt es in Innenstädten: „Geschäftsaufgabe – Wir müssen schließen!“ – oft erwischt es alte Familienunternehmen. Eine Tragödie für die Unternehmer, ein Verlust für die Kunden. Viele Selbstständige sind zermürbt. Nach den schwierigen Jahren der Pandemie kam die Inflation, die Energiepreisexplosion und der Personalmangel. Immer mehr Kleinunternehmerinnen und Kleinunternehmer sehen keinen Ausweg mehr, als ihren Betrieb zu schließen. Die Wäscherei Bittmann im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen ist eine echte Institution.
Vor über 50 Jahren eröffneten Bruno und Irma Bittmann den kleinen Betrieb. Mittlerweile führt Tochter Angelika das Geschäft, ihre über 80-jährigen Eltern packen aber auch heute noch mit an. Jetzt steht der Familienbetrieb vor dem Aus. Schon die Pandemie war eine schwere Zeit, aber der Betrieb warf für die Familie und ihre Angestellten gerade noch genug ab. Die gestiegenen Energiekosten sind jetzt aber zu viel. Frank und Annett Schumann führen das Hotel Rabenauer Mühle im sächsischen Rabenau bei Dresden. Seit 36 Jahren sind die beiden Hoteliers mit Leib und Seele, aber unter den aktuellen Bedingungen sehen sie keine Möglichkeit mehr, den Betrieb ihres Hotels aufrecht zu halten.
„Es tut weh. Wir haben das Haus nach der Wende aus Ruinen aufgebaut, auch das Hochwasser 2002 und die Coronakrise überstanden, aber eine Verdreifachung der Kosten allein für Gas können wir nicht mehr stemmen“, sagt Frank Schumann. Deshalb bleibt dem Ehepaar nichts anderes übrig, als ihr Hotel zu schließen. Aber immerhin: Sohn Bert führt das Ausflugslokal nebenan, er will wenigstens diesen Betriebszweig durch saisonale Öffnungszeiten halten.
In der attraktiven Wanderregion könnte das durchaus erfolgversprechend sein. Tobias Plaz aus dem baden-württembergischen Eutingen im Gäu ist verzweifelt, aber noch nicht verstummt. Der Bäckermeister postet seine zukünftigen Abschlagszahlungen in den sozialen Netzwerken. Denn seine Handwerksbäckerei, die er in vierter Generation führt, soll zukünftig über 100.000 Euro pro Jahr allein an Strom und Gas zahlen. Wie der 45-jährige Familienvater das bewerkstelligen soll, weiß er noch nicht.
Die Situation zerrt an den Nerven: „Ich bin Einzelunternehmer, meine Woche hat sechs oder sieben Tage. Und ich habe 28 Mitarbeitende. Ich habe große Angst, Leute entlassen zu müssen – oder schlimmer noch: Ganz schließen zu müssen.“ Doch Bäckermeister Plaz will kämpfen, versucht alles, damit es nicht zur Schließung kommt. Der Zuspruch seiner Kunden gibt ihm Hoffnung. Anfang 2023 sieht seine Situation dann endlich wieder etwas besser aus. Die „ZDF.reportage“ unterwegs zu Kleinunternehmen, die ums Überleben kämpfen und solchen, die aufgeben mussten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 19.02.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 17.02.2023 ZDFmediathek Zu schade für den Müll – Zweites Leben für Gebrauchtes
Folge 2181,5 Kilogramm Abfall produziert jeder Deutsche im Durchschnitt täglich. Auch das rostige Fahrrad, Omas alte Vitrine oder die schrumpelige Möhre wandern schnell mal in den Müll. Doch mangelnde Ressourcen, steigende Inflation und Materialmangel zwingen zum Umdenken. Und viele Dinge sind eigentlich auch zu schade für den Müll. Ihnen kann man leicht zu einem zweiten Leben verhelfen und damit sogar etwas Geld verdienen. Ressourcen und den Geldbeutel zu schonen, ist die Mission von Mark Vomberg und seinem Team der Kölner „Möbelkiste“. Sie retten alte Schränke, Kommoden und Tische vor der Müllkippe und geben damit alten Möbeln eine zweite Chance.
Bis das Möbelstück einen neuen Besitzer findet, steckt das Team viel Arbeit in die Möbel. Von der Abholung bis zum letzten Schliff in der Werkstatt – jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Wertstoffhöfe sind Anlaufstellen für alle, die Möbel, Elektroschrott und allerlei andere Dinge loswerden wollen, für die sie keine Verwendung mehr finden. Was für den einen nutzloser Müll ist, kann für den anderen ein wertvoller Secondhandfund sein.
Auf dem Herner Wertstoffhof wird nicht mehr nur weggeschmissen, sondern auch wiederverwendet. Die Mitarbeiter Sven und Martin haben seit Kurzem nicht nur die Müllcontainer, sondern auch die neue „Verschenkbude“ im Blick. Herner Bürger füllen darin die Regale mit Dingen, die zu schade für den Müll sind. Andere Kunden können dort stöbern und sich kostenlos bedienen. Auch die Lebenszeit von Fahrzeugen kann verlängert werden. In einer Kölner Mietwerkstatt kann jeder Autobesitzer, mit fachkundiger Unterstützung, die Reparatur des eigenen Fahrzeugs in Angriff nehmen.
In München sorgen Grisha Banev und Luigi Molinari von der „Radlramadama“ dafür, dass herumfliegende Fahrräder in einen zweiten Kreislauf gelangen. Auf ihren Touren durchforsten die beiden jährlich etwa 35.000 Fahrradständer. Eine unerschöpfliche Arbeit, die Grisha und Luigi in den Wintermonaten bei Schnee und Eis viel Durchhaltevermögen abverlangt. Die „ZDF.reportage“ über Menschen, die mit viel Kreativität und Know-how daran arbeiten, alltäglichen Dingen neues Leben einzuhauchen, um den Geldbeutel und damit auch die Umwelt zu schonen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 05.03.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 03.03.2023 ZDFmediathek Die Verkaufsprofis – Mit Vertretern unterwegs
Folge 219 (30 Min.)Unternehmer und Vertreter Bernhard Grassinger (r.) in der familieneigenen Staubsaugermanufaktur im Allgäu.Bild: ZDF und Walter KriegProdukte an den Kunden bringen – das passiert heute meistens im Internet. Doch es gibt noch Verkäufer, die von Tür zu Tür fahren, um ihre Produkte in Läden und bei Privatkunden vorzuführen. Etwa 35.000 selbstständige Vertreter sind täglich im Land unterwegs, auf der Suche nach neuen Kunden oder um ihren Stammkunden die Neuheiten im Sortiment zu präsentieren. Im Jahr machen die deutschen Handelsvertretungen etwa 178 Milliarden Euro Umsatz. Verena Lanz arbeitet auf Provisionsbasis. Sie ist eine von 2400 „freien“ Vertreterinnen der Stuttgarter HYLA-Werke und versucht, Staubsauger zu verkaufen.
Einen Großteil ihrer Kundschaft findet Verena Lanz in den typischen Reihenhaussiedlungen mit Vorgärten, wie in Heilbronn. Zur Begrüßung überreicht sie der Gastgeberin erst einmal „ein Geschenk“: ein Mikrofasertuch im handlich glänzend-weißen Karton. Das schafft Vertrauen. Verena Lanz ist Mutter von vier Kindern und hat elf Jahre als Rechtsanwaltsgehilfin gearbeitet. Halbtags, weil sie die Kinder betreute. Als ihr Ehemann wegen Rückenproblemen um seinen Job bangen muss, entschließen sie sich, dass er Hausmann wird, und sie umsteigt auf einen Ganztagsjob.
Seitdem sorgt sie für das Einkommen der Familie, mit allen Risiken einer Selbstständigen. Der Berliner Handelsvertreter Peter Nass arbeitet vornehmlich im Osten Deutschlands. Seine Kundschaft sind die kleinen und mittleren Geschäfte, denen er Wohnaccessoires für ihr Warensortiment vermittelt. Rund 50.000 Kilometer ist Nass jedes Jahr auf Achse. Seine Einnahmen sind ausschließlich von seinen Verkaufserfolgen abhängig. Britta Busch ist Kundin von Peter Nass.
Sie hat einen Laden für Möbel und Wohnaccessoires. Vertreter Nass ist für sie eine wichtige „Navigationshilfe“ durch die Deko-Welt und die Massen an Waren. Ein willkommener Vorfilter, der das Leben erleichtert. Sie bestellt lieber über Vertreter statt übers Internet direkt bei den Firmen, auch weil Vertreter wie Nass dann Vertragsfragen, Reklamationen oder Zahlungsabläufe regeln. So kann sie vieles abladen, womit sie allein überfordert wäre. Eine „ZDF.reportage“ aus dem Handelsleben und dem Überlebenskampf der selbstständigen Vertreter. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 19.03.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 17.03.2023 ZDFmediathek Tatort Geldautomat – Sprengstoff-Räubern auf der Spur
Folge 220Ermittlerin Sabine W. ist Automatensprengern auf der Spur.Bild: ZDF und Robert HellerGesprengte Geldautomaten, mitten in Deutschland – die Meldungen sind fast schon Alltag. Dabei gehen die Täter mit brachialer Gewalt vor, zerstören Eigentum und gefährden Menschenleben. Organisierte Kriminalität, die neuerdings sogar mit Plastiksprengstoff arbeitet. Meist kommen sie nachts, mit schnellen Autos. Ein Knall, ein schneller Raub und schon sind sie wieder auf der Autobahn, Richtung Grenze. Was kann die Polizei dem entgegensetzen? „Die Täter nehmen die Verletzung von Anwohnern und Passanten billigend in Kauf!“, sagt LKA-Ermittlerin Sabine W..
Gerade betritt sie einen Tatort in Koblenz. Mitten in der Nacht kam die Sprengbande, hebelte die Tür zu einem Einkaufscenter auf und sprengte einen Automaten. Die Expertin vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz läuft über Scherben, in den Gängen liegen zerstörte Lebensmittel. In der Decke klaffen Löcher, Risse sind zu sehen, noch viele Meter entfernt. Die Explosion muss gewaltig gewesen sein. „So sieht das auch in Innenstädten aus, da fliegen die Splitter Hundert Meter weit in die Wohnungen der Anwohner.“ Über die Höhe der Beute ist noch nichts bekannt.
Überwachungskameras schrecken die Täter nicht ab, sie schlagen vermummt zu, werden oft sogar dabei beobachtet. Diesmal geht es für die Sprengbande nicht gut aus – sie landen nach 30 Minuten Autoflucht mit Hochgeschwindigkeit im Straßengraben. Die Ermittlerin begutachtet das Fahrzeug, sichert Beweise. „Die Täter wissen genau, was sie tun. Sind gut vorbereitet, schlagen oft mehrmals zu.“ Und sie kommen meist aus den Niederlanden. Denn dort sind die Geldautomaten mit Sicherheitssystemen ausgestattet, die das Geld nach einer Sprengung unbrauchbar machen.
Ein System, das sich auch in Deutschland bereits bewährt hat – aber noch viel zu selten angewendet wird. Die „ZDF.reportage“ zeigt, wie die Täter vorgehen, welche Verwüstungen sie hinterlassen und was das für die Anwohner bedeutet. Die Reportage begleitet die Ermittlungen der Polizei bis zur Verurteilung der Täter – und stellt die Frage, ob die Banken in Deutschland nicht mehr tun könnten, um Menschenleben und Sachwerte zu schützen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 26.03.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Sa. 25.03.2023 ZDFmediathek Zum Nordkap mit Hurtigruten – Selfie am Polarkreis
Folge 221 (30 Min.)Sie gilt als eine der schönsten Postschifffahrten der Welt: die Hurtigruten-Tour entlang der norwegischen Küste. Im Winter ein außergewöhnliches Naturerlebnis für die Passagiere, aber auch harte Arbeit für die Crew. Die Post- und Frachtschiffe sind seit Jahren auch bei Touristen beliebt – als Alternative zu normalen Kreuzfahrtschiffen. Mit an Bord sind dieses Mal auch Reisebloggerin Henni (24) und ihr Freund Cedric (28) aus Köln. Die Influencerin und der Wirtschaftspsychologe freuen sich besonders auf die Polarlichter, die es zu dieser Jahreszeit fast täglich zu sehen geben soll. Außerdem wollen sie die Ausflüge genießen: Ob eine Husky-Schlittentour oder ein Besuch im traditionellen Wikingerdorf – ihre Followerschaft nehmen sie dabei digital mit.
Auch Familie Koall hat sich für die Tour entschieden. Die Eltern Dominik und Aukje reisen zusammen mit Tochter Livia (5) und Sohn Dax (2) vom niederländischen Nijmegen bis ans Nordkap. Das deutsch-niederländische Paar hat Norwegen schon lange auf seiner Reiseliste stehen, obwohl Kreuzfahrten eigentlich nicht so ihr Ding sind. „Aber die norwegischen Hurtigruten haben eine lange Tradition und sind nicht nur ein schwimmender Ferienklub“, meint Vater Dominik. Dass inzwischen umweltfreundliche Hybridschiffe zum Einsatz kommen, beruhigt das Gewissen vieler Reisender zusätzlich.
Seit 1893 fahren die Schiffe von der Stadt Bergen im Süden Norwegens über den nördlichen Polarkreis bis nach Kirkenes und zurück. Vorbei an Fjorden, Fischerdörfern und den Inselgruppen Lofoten und Vesterålen. Schnell wurden die Hurtigruten so für die Einheimischen ein beliebtes Transportmittel und später ein Anziehungspunkt für Touristen. Seit Winter 2022 gehört auch das Hybridschiff „MS Richard With“ zur neuen Hurtigruten-Flotte. Ein Blick hinter die Kulissen der traditionsreichen Postschiffe – Nordlichter und Winterspaß inklusive (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 02.04.2023 ZDF Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 26.03.2023Immer mehr Flüchtlinge – Gemeinden am Limit
Folge 222 (30 Min.)Die Flüchtlingszahlen sind schon wieder so hoch wie 2015. Seit Jahresanfang 2022 sind knapp eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland geflohen. Auch aus anderen Ländern kommen wieder deutlich mehr Menschen nach Deutschland. Viele Städte schlagen Alarm. Ihnen fehlen Unterbringungsmöglichkeiten und Kapazitäten. Viele Gemeinden sind am Limit und fühlen sich von der Bundesregierung alleingelassen. Im Ankunftszentrum des Landes Baden-Württemberg in Heidelberg durchlaufen neu angekommene Geflüchtete die ersten Stationen ihres Asylverfahrens: von der Registrierung und Identitätsprüfung bis hin zur Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Leiter Markus Rothfuß versucht, hier den Überblick zu behalten. Das Ankunftszentrum ist für rund 2600 Bewohner ausgelegt und schon im Herbst mit rund 3000 überbelegt. Die Weiterverteilung auf die Gemeinden funktioniert nicht mehr reibungslos, da an manchen Orten Unterkünfte fehlen. Im ostthüringischen Greiz musste Martina Schweinsburg bereits hart durchgreifen. Die hohen Flüchtlingszahlen ließen der Landrätin keine andere Wahl.
Sie hat einen Flüchtlingsaufnahmestopp verhängt. „Wir können einfach nicht mehr!“ Der Landkreis hat in diesem Jahr bisher so viele Flüchtlinge aufgenommen wie noch nie. 2016, im Jahr des Höhepunkts der Flüchtlingskrise, kamen knapp 1000 Asylbewerber nach Greiz. Jetzt sind es schon mehr als 1600. Die Landrätin sucht rund um die Uhr nach Lösungen, beklagt aber die fehlende Unterstützung der Landesregierung. „Wir haben aus 2015 nichts gelernt!“, sagt Matthias Schimpf, Beigeordneter im Kreis Bergstraße in Hessen. Er weiß, was es heißt, wenn Hunderte Flüchtlinge eine warme Unterkunft brauchen.
Bereits 2015 war er zuständig für die Organisation. Weitere Hunderte Schutzsuchende sollen dem Kreis zugewiesen werden. Helfen soll dabei ein ehemaliges Krankenhaus in Lindenfels. Eigentlich ist das nur ausgelegt für 200 Bewohner. Zurzeit sind dort mehr als 300 untergebracht. In Bautzen hat Kreisbeigeordneter Jörg Szewczyk ganz andere Sorgen. Seit 2015 kommt es immer wieder zu Gewalttaten gegen Asylbewerber. Zuletzt brannte es Ende Oktober 2022 in einem ehemaligen Hotel am Bautzener Stausee, das als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen war.
Jörg Szewczyk ließ das Spreehotel wieder instand setzen. Rund 200 Geflüchtete wurden vor Kurzem aus einem abrissreifen Plattenbau dorthin umgesiedelt, denn im gesamten Landkreis sind kaum Unterkünfte verfügbar. Mehr Geflüchtete heißt oft auch mehr Nachfrage bei den Tafeln. Hartz-IV-Empfänger, Obdachlose, Flüchtlinge: Der Vorsitzende der Krefelder Tafel, Hansgeorg Rehbein, hat 2022 einen enormen Ansturm an Kundschaft beobachten können. „Es kommen immer mehr Menschen dazu, da gibt es natürlich Sozialneid, wenn alle Hunger haben.“ Eine „ZDF.reportage“ über die Flüchtlingshilfe in Deutschland am Limit. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.04.2023 ZDFinfo Zum Nordkap mit Hurtigruten – Polarlicht, Fjorde, Influencer
Folge 223Sie gilt als eine der schönsten Postschifffahrten der Welt: die Hurtigruten-Tour entlang der norwegischen Küste. Während Aukje und Dominik mit ihren Kindern einfach nur Urlaub machen wollen, nutzt Influencerin Henni ihren Instagram-Account, um die Reise für ihre Community festzuhalten. Für das deutsch-niederländische Paar Aukje und Dominik ist der Aufenthalt auf dem Schiff eine Herausforderung, denn ihre Kinder Livia (5) und Dax (2) sind noch recht jung: „Es ist halt kein schwimmender Kinderklub, sondern ein Transportschiff. Die müssen sich natürlich an den Fahrplan halten – auch, wenn es an Land noch viel zu sehen gäbe für die Kinder“, so Aukje.
Die Ausflüge in den Schnee und Rentierfütterung gefallen aber allen vieren gut. Und als Mutter und Tochter unerwartet Nordlichter am Himmel entdecken, ist der Tag perfekt. Influencerin Henni nutzt die zwölftägige Hurtigruten-Tour, um ihrer Community ständig neue Eindrücke von der Reise zu bieten. Ob Hundeschlitten-Fahrt, Shopping-Tour in Trondheim oder Besuch in Norwegens kleinster Bar – Hennis rund 18 Tausend Follower sind immer digital dabei. Der Moment im Outdoor-Pool mit romantischem Sonnenuntergang jedoch ist nur für sie und ihren Freund Cedric bestimmt.
Seit 1893 fahren die Schiffe von der Stadt Bergen im Süden Norwegens über den nördlichen Polarkreis bis nach Kirkenes und zurück. Vorbei an Fjorden, Fischerdörfern und den Inselgruppen Lofoten und Vesterålen. Schnell wurden die Hurtigruten so für die Einheimischen ein beliebtes Transportmittel und später ein Anziehungspunkt für Touristen. Seit Winter 2022 gehört auch das Hybridschiff „MS Richard With“ zur neuen Hurtigruten-Flotte. Ein Blick hinter die Kulissen der traditionsreichen Postschiffe – auf dem Weg vom Nordmeer zu Norwegens Südküste. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 09.04.2023 ZDF Berlin – Stadt der Bettler
Folge 224In Berlin wird gebettelt – im öffentlichen Nahverkehr, vor Supermärkten, in Cafés. Der Verteilungskampf wächst, und viele Passanten sind genervt. In keiner anderen Stadt ist Betteln so geduldet, in den meisten Städten darf man höchstens still und demütig betteln – oder eben gar nicht. Deswegen kommen die Bettler nach Berlin. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen um Geld betteln. Dani hält einer Geldautomatenkundin die Tür auf. Sie lächelt freundlich und zaubert dabei sogar ein Lächeln auf das Gesicht der Kundin. Das freut Dani sehr, auch wenn die Kundin nichts springen lässt.
„Ich möchte freundlich sein und die Leute nicht bedrängen.“ Dani kam vor zehn Jahren aus Hamburg nach Berlin. Obwohl sie drogensüchtig ist und bettelt, schauen die Menschen dort nicht auf sie herab, bemerkt sie. Dani weiß das zu schätzen und verteidigt ihren Bettelplatz im Geldautomatenraum einer Berliner Bank bis aufs Blut. Thomas hat Angst, dass er erkannt werden könnte, wenn er seine täglichen Betteltouren durch die U- und S-Bahnen Berlins macht. Schließlich hat er bis vor drei Jahren noch als Fleischermeister gearbeitet, lebte mit seiner Frau in Nordrhein-Westphalen.
Die Heroinsucht hat ihn aus der Bahn geworfen. „Die Berliner nehmen Anteil. Das macht die Stadt für mich attraktiv“, sagt er. Auch Stela finanziert ihren Drogenkonsum über das Betteln. Vor 20 Jahren kam sie aus Bayern in die Hauptstadt. Die 42-Jährige hat zwei Söhne. Der Ältere studiert Medizin, der jüngere lebt in einer Wohngruppe. Sie selbst hat einen Platz im Obdachlosenheim. Sünje Hansen ist Einzelfallhelferin und im Auftrag der Deutschen Bahn und der Berliner Verkehrsbetriebe unterwegs.
Früher wurden die Bettler einfach aus den U- und S-Bahnstationen geworfen – heute will man ihnen lieber helfen. Sünjes Ziel ist es, obdachlose Bettler langfristig wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Der Berliner Hauptbahnhof scheint fest in der Hand der Roma. Dort ist ihr Revier. Sie bleiben oft mehrere Monate in Berlin und schicken das Geld zu ihren Familien nach Hause. In Rumänien ist Betteln verboten. Die „ZDF.reportage“ begleitet Bettler in Berlin, zeigt den Verteilungskampf und die Konflikte zwischen den Gruppierungen und bietet einen Blick auf Berlin als Hauptstadt der Bettler. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 16.04.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 14.04.2023 ZDFmediathek Wie werde ich Millionär – Erfolg mit Poker, Beauty, Social Media
Folge 225Dr. Mariana Mintcheva ist erfolgreiche Unternehmerin und Mutter von zwei Kindern.Bild: Martina FalzErfolg hat viele Gesichter. Und die sehen 2023 anders aus, als man es gewohnt ist. Es sind Pokerspieler oder TikToker, andere verdienen ihr Geld mit der Schönheit. Manchen fallen Ruhm und Geld quasi in den Schoß, andere müssen hart dafür kämpfen. Noel Dederichs (17) hat das geschafft, wovon viele seiner Mitschüler träumen: Er ist als YouTuber und TikToker durchgestartet. Er hat eine Fangemeinde von mehr als einer Million Follower. Große Kooperationspartner stehen bei ihm Schlange, Werbung und Gewinnspiele bringen ihm stattliche Summen ins Haus.
Seine sieben Geschwister und seine Eltern sind immer wieder Akteure in seinen Videos. Mutter Katja betreibt mittlerweile selbst einen TikTok-Kanal mit 200.000 Followern. Noel hat es ihr beigebracht. Dabei vergisst der 17-Jährige aber nicht seine Ausbildung. In der Schule gehört er zur Spitze seines Jahrgangs und wird 2024 sein Abitur machen. Danach möchte er studieren – irgendwas mit Medien – und seine Karriere professionell ausbauen. Sein Geld legt er in Aktienfonds an. Er sorgt vor, für schlechte Zeiten. „Vor neun Jahren war ich arbeitslos und schwanger“, berichtet Mariana Mintcheva lachend.
Doch sah sie darin keine Krise, sondern die perfekte Gelegenheit für den Start in die Selbstständigkeit. Heute begrüßt die 41-Jährige viele Stars und Sternchen in ihrer Zahnarztpraxis im Düsseldorfer Medienhafen. Mariana ist eine Kämpferin: Mit 14 Jahren kam sie mit ihren Eltern aus Bulgarien nach Bonn. Sie sprach weder Deutsch noch Englisch, ihre Lehrerin prognostizierte ihr keine große berufliche Zukunft. Doch Mariana biss sich durch. Heute lebt die Zahnärztin mit ihrem Mann und zwei Kindern in einem Reihenhaus mit Blick auf den Rhein.
Das Paar gönnt sich zwei Haushälterinnen, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Wann immer möglich, genießt die Familie Luxusurlaube in Südfrankreich, Österreich und Dubai. Mariana Mintcheva zeigt, dass sich erfolgreiches Unternehmertum und Familie nicht ausschließen. Auch Birgit Möllers Weg zum Erfolg war mehr als steinig. Mit 21 Jahren beginnt sie mit dem Konsum von Ecstasy, wird heroinabhängig und landet wegen Beschaffungskriminalität hinter Gittern.
Zur Geburt ihrer ersten Tochter geht’s vom Gefängnis direkt in den Kreißsaal. Erst eine Langzeittherapie beendet die dunkelste Zeit ihres Lebens. Schließlich gründet Birgit Möller ein Kosmetik-Unternehmen, das sie mit viel Beharrlichkeit aufbaut. Im Jahr 2017 verzeichnet die Firma das erste Mal siebenstellige Umsätze. Luxus bedeutet für die 56-Jährige vor allem Freiheit: „Für jemanden, der im Knast war, gibt es kein höheres Gut!“ Aber „Freiheit“ bedeutet für die Zweifach-Mama auch, nicht auf jeden Cent gucken zu müssen.
Schicke Urlaube und Wellness-Tage gehören dazu. Fedor Holz (30) ist Pokerweltmeister und hat bei den größten Turnieren der Welt bis heute fast 40 Millionen Euro gewonnen. Nach einem abgebrochenen Studium in Medieninformatik lernt er eine Clique von jungen Pokerspielern kennen und beginnt mit dem Training. Damals lebt er von 500 Euro im Monat, und seine Einsätze beim Poker muss er sich vom Mund absparen. 2012 wagt er sich das erste Mal auf ein Live-Turnier und kommt mit einem Gewinn von 13.000 Euro nach Hause.
Seine Karriere geht steil bergauf. Als „Prince of Poker“ wird er mit 22 Jahren in Las Vegas Pokermillionär und baut für seine Mutter ein Haus in Köln. Heute spielt Fedor Holz nicht mehr nur Poker, sondern betreibt eine Coaching-Plattform und einen Designer-Modeladen in seiner Wahlheimat Wien. Die „ZDF.reportage“ zeigt Erfolgsgeschichten von Menschen, die volles Risiko eingegangen sind, um ihr Ziel zu erreichen. Zwischen harter Arbeit, Luxus, Freizeit und Familie lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer Persönlichkeiten kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 23.04.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 21.04.2023 ZDFmediathek Alltag im Jobcenter – Zwischen Beratung und Burnout
Folge 226Hohe Fallzahlen, Anfeindungen, geringes Gehalt: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den deutschen Jobcentern klagen über die hohe Arbeitsbelastung. Bereits die Coronahilfen und die hohe Zahl von Flüchtlingen haben für ein bürokratisches Chaos gesorgt. Die Einführung des Bürgergeldes wird die Lage noch einmal massiv verschärfen. Der Alltag in den deutschen Jobcentern – zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Christian Niggemaier ist im Jobcenter Paderborn das, was man wohl einen „alten Hasen“ nennt: Seit 2006 arbeitet er bei der Agentur für Arbeit.
So schnell bringt den Sauerländer nichts aus der Fassung. Dabei hat Christian mit den besonders schwierigen Fällen zu tun. Er ist Fallmanager, also zuständig für diejenigen, die erst mal nicht vermittelbar sind. Einer seiner Kunden ist eine Art Härtefall. Er weigert sich seit Monaten, bei den vermittelten Unternehmen vorstellig zu werden und will einfach nicht arbeiten. Zum Arbeiten zwingen kann Christian niemanden. Sein einziges Druckmittel ist eine Minderung des Bürgergelds: Bei einer ersten Pflichtverletzung werden die Bezüge für einen Monat um zehn Prozent gesenkt, bei einem zweiten für zwei Monate um 20 Prozent.
Aber der Verlust von etwa 50 Euro scheinen ihn nicht zu interessieren. Das Jobcenter in Kassel ist gut erreichbar. Trotzdem gibt es immer mehr Dauerarbeitslose, die nicht mehr vorbeikommen, sagt Teamleiterin Cornelia Helmer. Sie reagieren nicht auf Einladungen zu Terminen und auch nicht auf die Androhung von Sanktionen. Oft haben sie Schulden oder auch psychische Probleme.
Manche schämen sich einfach. Im Jobcenter kam man auf die Idee, wenn die Kunden nicht zu uns kommen, dann gehen wir zu ihnen. Jede Woche ist jetzt ein dreiköpfiges Team unterwegs zu den Vergessenen und Verlorenen des Arbeitsmarktes. Auch Tina F. ist überfordert. Der Weiterbewilligungsantrag für das Bürgergeld sieht ganz anders aus als der für das ALG II. Die 41-Jährige lebt in Wiesbaden. Wegen gesundheitlicher Probleme wurde die gelernte Altenpflegerin mit 26 Jahren arbeitsunfähig. Seitdem muss Tina mit der Grundsicherung über die Runden kommen.
„Jetzt wird alles teurer – vor allem meine Wohnkosten. Ich hoffe, dass sie den Antrag so annehmen.“ Die letzten Vermittlungsversuche des Jobcenters gingen ordentlich schief. So wie Tina geht es vielen Menschen in Deutschland, die in den Strudel der Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind. Je länger sie arbeitslos blieb, desto schlechter war ihre Qualifikation – und desto schwerer fiel ihr der Weg zurück ins normale Leben. Eine „ZDF.reportage“ über den Alltag in deutschen Jobcentern. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 30.04.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 28.04.2023 ZDFmediathek Albtraum Hausbau – Steine, Stress und Schulden
Folge 227 (30 Min.)Explodierende Baukosten erschweren den Traum vom Eigenheim.Bild: 3satNie mehr Miete zahlen, im eigenen Haus wohnen mit genug Platz für die Familie, vielleicht sogar mit Garten. Immer weniger Menschen können sich ihren Traum vom Eigenheim noch leisten. Denn der Weg zum eigenen Zuhause ist mit vielen Hindernissen gepflastert: Steigende Kosten und Probleme auf der Baustelle, fehlende Bauelemente oder schlechte Wetterbedingungen führen häufig zu Bauverzögerungen. Da braucht man gute Nerven und viel Ausdauer. Sandra und Moritz Müller haben sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllt. Ihr Glück: Sie haben mit der Planung des Hauses bereits 2020 begonnen und das Ganze zu einem Festpreis vereinbart.
2021 haben sie angefangen zu bauen – im Raum Stuttgart, ein Fertighaus aus Holzständerbauweise zum Festpreis. Heute könnten sie sich das nicht mehr leisten, denn die wirtschaftliche Lage und explodierende Materialpreise lassen einen Festpreis laut Branche kaum mehr zu. Hinzu kommen die steigenden Zinsen für einen Baukredit. Amira und Ferdinand Flack aus dem Raum Tübingen haben zwar den niedrigen Zinssatz noch mitgenommen, sich aber bewusst gegen ein Fertighaus und somit einen möglichen Festpreis entschieden.
Sie wollten lieber alles selbst planen und viel in Eigenleistung machen. Begonnen haben sie mit ihrem Bau im Januar 2022. Dass der Hausbau nicht nur finanzielle Herausforderungen birgt, war ihnen klar. Doch wie viel auf dem Bau tatsächlich schiefgehen kann, mussten sie am eigenen Leib erfahren. Welche Herausforderungen die beiden Paare finanziell und privat in der Bauphase meistern müssen und wie sehr der Traum vom Eigenheim manchmal zum Albtraum wird, zeigt die „ZDF.reportage“. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 07.05.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 05.05.2023 ZDFmediathek Bremen – zwischen Hafen, Hartz und Hanse
Folge 228Kleinstes Bundesland, norddeutsche Hansestadt. Bremen ist bekannt für Kaufmannsreichtum – einerseits. Andererseits sind die sozialen Brennpunkte und Probleme der Stadt nicht zu übersehen. Gegensätze eng nebeneinander. In keinem anderen Bundesland ist die Arbeitslosenquote höher. Beim Bruttoinlandsprodukt aber spielt Bremen ganz oben mit. Renommierte Unistadt – und gleichzeitig macht dort jeder zehnte junge Mensch keinen Schulabschluss. „Mir war gar nicht bewusst, dass Bremen so eine Rolle spielt in der Raumfahrt“, sagt die 21-jährige Emma M. Im Reinraum eines Bremer Raumfahrtunternehmens übt die Werkstudentin an einem Modell, wie man Chips und Kabel an einem Satelliten anbringt.
Hätte sie die Möglichkeit, würde sie sofort zum Mond fliegen. Bremen ist für sie der erste Schritt zum Weltraum. Die Stadt ist stolz auf solche Unternehmen und bezeichnet sich auch deshalb als „City of Science“. Emma kann sich eine Zukunft in Bremen in der Raumfahrtbranche gut vorstellen, nach dem Studium gibt es dort gute Jobchancen. Für Aytac A. ist ein Uniabschluss so weit weg wie die Sterne. Der 21-Jährige hat die Schule abgebrochen und sich buchstäblich durchs Leben geboxt. „Ich habe viel Scheiße gebaut, aber seit drei Jahren habe ich mein Leben geändert“, sagt der Bremerhavener mit türkischen Wurzeln.
Seit November 2022 bietet er in Bremerhaven-Lehe, bekannt als Deutschlands ärmstes Wohnviertel, Hood-Training an: ein kostenloses Boxtraining, um Kids von der Straße zu holen. Das geht nicht ohne klare Ansagen. „Wer sich draußen auf der Straße boxt, hat hier keinen Platz“, sagt er seinen Schülern. Den gläubigen Muslim erfüllt die Aufgabe. Sein Geld verdient er noch als Leiharbeiter in einer Lebensmittelfabrik. Aber sein Ziel ist, als Sozialarbeiter in Bremerhaven von seinem Boxtraining zu leben.
So unterschiedlich ihre Lebenswelten im kleinen Bremen sein mögen, was die meisten vereint, ist die Leidenschaft für den Fußballverein Werder Bremen. Wenn die Grün-Weißen spielen, fiebern fast alle mit: der erfolgreiche Immobilienunternehmer Marco Bremermann, der in der Bremer Innenstadt gerade ein großes Gebäude ausbaut, ebenso wie die Arbeiter im Neustädter Hafen, wo Schwergut verladen und in die Welt verschifft wird. Die Reportage spiegelt das Lebensgefühl des kleinsten Bundeslandes in all seiner Gegensätzlichkeit und Spannung wider. Vor allem junge Menschen zeigen ihren Blick auf die Chancen und die Probleme der Hansestadt an der Weser. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Do. 23.11.2023 ZDFinfo Deutsche Streaming-Premiere Mi. 10.05.2023 ZDFmediathek Parkplatzstress und Abschleppfrust – Problemzone Innenstadt
Folge 229 (30 Min.)Guido und Angela Dentz betreiben seit 16 Jahren einen Abschleppdienst in Frankfurt am MainBild: Jarek Presnück / Autorenkombinat / ZDFParkplatzfrust in deutschen Großstädten. Laut Statistik verbringt jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich rund 41 Stunden mit der Parkplatzsuche. Die Folge: Geparkt wird, wo Platz ist. Allein in Köln schreibt das Ordnungsamt Hunderte Knöllchen pro Tag. Schwerstarbeit auch für die Mitarbeiter der Abschleppdienste. Knapp 16.000 Autos holen die Abschlepper jährlich von den Straßen der Stadt. Sehr zum Ärger der Fahrzeugbesitzer. In Frankfurt ist die Parkplatznot groß. Parkplätze sind in der Bankenmetropole kaum zu finden.
Das Ordnungsamt hat alle Hände voll zu tun. Gerade haben sie einen Transporter entdeckt, der direkt vor einer Feuerwehreinfahrt parkt. Von dem Fahrer ist weit und breit keine Spur zu sehen. „Das passiert uns eigentlich täglich. Den Leuten ist gar nicht bewusst, wie gefährlich das ist. Was, wenn es da drinnen jetzt brennt und die Feuerwehr nicht durchkommt? Nicht auszumalen!“ Auch in Ladezonen wird häufig illegal geparkt. Die Folgen: Lieferanten müssen in zweiter Reihe parken und blockieren die Fahrbahn.
Stau ist dadurch im dichten Pendlerverkehr Frankfurts vorprogrammiert. Einfach einen Strafzettel schreiben reicht hier nicht mehr aus. Das Auto muss abgeschleppt werden. Während Rainer den Abschleppdienst ruft, stellt Stephan den Strafzettel aus. 25 Euro kostet allein das illegale Parken in der Ladezone. Hinzu kommen noch die Abschleppkosten. Gut und gern 300 Euro ist man da in Frankfurt mal los. Auch auf der Autobahn fehlt es überall an Parkplätzen. Gerade in den Ferienzeiten unterstützt auch das THW die Polizei, um den Rückreiseverkehr nach Polen und Tschechien am Laufen zu halten.
Doch die Lkw-Parkplätze sind schon am Mittag belegt. Die Lastzüge stauen sich bis auf die Autobahn. Einsatzleiter Andreas Heinrich und sein Team versuchen, die Lage zu entschärfen. Über 23.000 Lkw-Stellplätze fehlen laut ADAC an Deutschlands Autobahnen. Viele Lkws machen daher Pause auf dem Standstreifen. Eine große Gefahr. Denn immer wieder kommt es dabei zu tödlichen Unfällen.
Andreas entdeckt einen Lkw auf dem Standstreifen. Doch dieser macht nicht etwa Pause, sondern hat eine Panne. Einsatz für Martin Nerger und sein Team. Der Bergeleiter hat sich auf Großfahrzeuge spezialisiert. Doch die Arbeit direkt an der Autobahn ist sehr gefährlich. „Wir müssen sehen, dass wir den Lkw so schnell wie möglich von der Straße bekommen. Die Leute fahren hier mit 100 Sachen vorbei. Da muss nur einer mal unaufmerksam sein, und es endet tödlich.“ Eine „ZDF.reportage“ über Parkplatzmangel und Abschleppärger (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 21.05.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 19.05.2023 ZDFmediathek Achtung Betrug! Miese Tricks an Tür und Telefon
Folge 230 (30 Min.)Sie sind psychologisch geschult, technisch versiert und skrupellos: Täter an Tür und Telefon. Ihre Opfer überrumpeln sie, indem sie eine emotional angespannte Situation schaffen. Zurück bleiben Menschen, die neben dem finanziellen Verlust zutiefst verunsichert sind. Doch auch die Ermittler verbessern ständig ihre Untersuchungsmethoden und kommen so vielen Betrügern auf die Spur. Ein Trick, der immer wieder funktioniert: Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und suggerieren eine gefährliche Einbruchssituation.
Hauptkommissar Tim Ratajczak vom Kriminaldauerdienst Hannover kennt das Prinzip dieser Masche: „Das Opfer wird emotional aufgescheucht, unter Stress gehalten und übergibt schließlich Wertgegenstände und Bargeld an falsche Polizeibeamte.“ Die Drahtzieher solcher Betrügerringe sitzen oft in der Türkei. Hier fühlen sie sich sicher vor der Strafverfolgung durch deutsche Behörden. Doch die Sonderabteilung AG Phänomene der Münchener Polizei arbeitet inzwischen eng mit den türkischen Kollegen zusammen.
Gemeinsam gelang es ihnen, mehrere Köpfe der sogenannten Callcenter-Mafia festzunehmen. Einer der Bandenchefs, Halit D. – genannt Papa Kralle – hat mit der Abzock-Masche „Falscher Polizist“ deutsche Rentner um Millionen gebracht. Inzwischen ist er verurteilt worden, zu 199 Jahren und drei Monaten Gefängnis. Abzocken geht aber auch im kleinen Stil sehr effektiv. Angebliche Pelzankäufer bieten in Lokalzeitungen gute Preise für alte Pelzmäntel. In Wirklichkeit sind sie an Goldschmuck und Uhren interessiert, die sie ihren Opfern für viel zu wenig Geld abschwatzen.
Ein Test zeigt, wie kaltschnäuzig die Betrüger vorgehen. Wenn die Betreiber einer vermeintlichen Dating-Plattform in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen darauf hinweisen, dass ausschließlich mit Fake-Profilen gechattet wird, liegt die Vermutung recht nah, dass hier jemand an das Geld von einsamen Menschen ran will. Über 9.000 Euro hat Andrea S. gezahlt, bis ihr klar wurde, dass der Mann, dem sie schreibt, gar nicht existiert. Jetzt klagt sie gegen den Betreiber der Chat-Plattform. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 28.05.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 26.05.2023 ZDFmediathek Trucker gesucht – Wer fährt unsere LKW?
Folge 231Fast alles, was wir alle täglich brauchen, kommt auch per LKW: ob Lebensmittel, Medikamente, Elektronik oder Kleidung. Ohne Laster geht nichts. Aber die Branche klagt: Fahrer sind Mangelware. Gegenwärtig fehlen in Deutschland mindestens 70.000 LKW-Fahrerinnen und Fahrer, so der Branchenverband BGL. Jährlich gehen 30.000 in Rente, aber nur 15.000 fangen neu an. Das heißt: die Lücke wird immer größer. „Allmählich macht es immer weniger Spaß“, sagt Trucker Udo, seit Ewigkeiten in der Branche. Seine Hauptroute, einmal von Eichenzell bei Fulda nach Italien und zurück, fährt er Jahr um Jahr.
Es ist ein harter Job, viel Stress, jede Menge Verkehr, wenig Wertschätzung. Und fast immer ist er allein. „Mit Trucker-Romantik hat die Arbeit nichts zu tun.“ Auch Udos Chef macht sich Gedanken, wie er seinen langgedienten Fahrer ersetzen kann, wenn der demnächst in den Ruhestand geht. Auch einige andere in der Spedition stehen kurz vor dem Rentenalter, aber Nachwuchs ist kaum zu finden. „Ohne Fahrer aus dem Ausland würde in Deutschland schon jetzt nichts mehr gehen“, davon ist Angela Papenburg überzeugt.
Die Unternehmerin repräsentiert eines der großen Logistik-Unternehmen in Deutschland. Die „Papenburg Group“ sucht in ihrer Not inzwischen in Usbekistan nach Fahrern. Die Hälfte ihrer 200 Auszubildenden kommen aus dem zentralasiatischen Land. Nur wenige von ihnen aber können sich auf Dauer vorstellen, fern ihrer Heimat zu bleiben. Die Familie fehlt, das Heimweh ist oft groß. Ein Problem für die Speditionen. In der Branche aber tummeln sich auch viele schwarze Schafe. Speditionen, die ihre Fahrer schlecht bezahlen und nicht sozialversichern.
Tricksereien und Lücken im Gesetz machen das möglich. An einer Autobahnraststätte bei Darmstadt ist es Mitte März 2023 einigen Fahrern aus Usbekistan und Georgien zu viel. Sie streiken, rücken die LKW nicht raus, wehren sich sogar gegen gewalttätige Angriffe. Ihr Lohn – weit unter dem Mindestlohn, so berichten sie. Erst nach Wochen gelingt es ihnen, ausstehende Gehaltszahlungen zu erstreiten. Ein Erfolg in einer Branche, in der oft das Recht gebeugt wird. Die große Lebensmittelkette REWE will sich nach und nach vom unsicheren Markt in der Logistik unabhängig machen.
Im Verteilzentrum für Nord-Ost-Deutschland in Oranienburg will der Betriebsleiter neuerdings eine eigene Flotte aufbauen. Er bietet mit 3600 Euro monatlich einen überdurchschnittlichen Monatslohn an, Personalrabatt im Supermarkt und: keine langen Touren. Abends sind die Fahrer Zuhause, das ist attraktiv. Vor allem Deutsche bewerben sich dort. Doch sie fehlen dann für den Fernverkehr. Die „ZDF.reportage“ unterwegs zu Truckern, die den Job im Führerhaus nicht mehr so machen wollen, wie bisher. Und zu Kunden, denen erst langsam klar wird, wie wichtig die Speditionsbranche für sie ist. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 04.06.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 02.06.2023 ZDFmediathek Festival XXL – Rock am Ring
Folge 23290.000 Besucher, 70 Bands, 1.000 Rettungskräfte und unzählige Hektoliter Bier – Rock am Ring ist ein Festival der Superlative und seit 1985 eine Institution in der Musikszene. Dabei ist Rock am Ring mehr als nur eine Vielzahl von Konzerten an einem Wochenende. Seinen legendären Charakter hat das Festival durch seine Fans, die im Dauerregen ihre Zelte aufschlagen und auch bei Rekordhitze vor der Bühne ausharren. Ringrocker eben. Andi und seine Freunde sind Hardcore-Ringrocker. Seit fast 10 Jahren reisen sie jedes Jahr bereits am späten Dienstagabend an.
Konzertbeginn ist zwar erst freitags, aber es gilt ab Mittwoch früh den besten Campingspot zu ergattern: idealerweise möglichst nah am Festivalgelände und nicht zu weit weg vom festivaleigenen Supermarkt. Denn eins brauchen Ringrocker ganz dringend: immer ausreichend Kaltgetränke in Griffweite. Wenn am Freitag die ersten Konzerte beginnen, wird es auch für Einsatzkräfte und Veranstalter stressig. Armin Link arbeitet seit 35 Jahren am Nürburgring und leitet das Team vom Deutschen Roten Kreuz. Rund 1.000 Einsatzkräften, 35 Rettungswagen und 12 Sanitätsstationen koordiniert er bei diesem XXL-Einsatz vor Ort.
Im Laufe des Wochenendes kümmert sich sein Team um bis zu 10.000 medizinische Notfälle, dehydrierte Konzertbesucher, Alkoholvergiftungen und Knochenbrüche inklusive. Kommissar Nils Christ ist ebenfalls mit mehreren hunderten Kollegen vor Ort im Einsatz. Von einer fest eingerichteten Wache auf dem Gelände aus koordiniert er die Fußstreifen, die um das Festivalgelände herum für Ordnung sorgen. Besonders dringend wurde die Hilfe der Polizei 2016 benötigt, als bei einem Unwetter mehrere Menschen verletzt wurden und die Veranstaltung abgebrochen werden musste.
Tausende Festivalgäste blieben im Matsch stecken und wurden evakuiert. Der Wechsel zwischen Regen und Sonne gehört bei Rock am Ring aber dazu. Darauf sind sowohl Besucher als auch Einsatzkräfte vorbereitet und stehen in den Startlöchern für ein Wochenende voller Musik, Alkohol und guter Laune. Die „ZDF.reportage“ begleitet Festivalbesucher und Einsatzkräfte und gibt Einblick in die logistischen Herausforderungen eines XXL-Festivals. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 11.06.2023 ZDF Baustelle XXL – Stuttgart 21
Folge 233 (30 Min.)Stuttgart 21 – Deutschlands größte Baustelle, technisch enorm anspruchsvoll und immer noch umstritten. Arbeiten unter höchstem Zeitdruck, damit der Bahnhof endlich fertig wird. Ein Jahrhundertwerk. Ein unterirdischer Bau, dessen Kosten explodiert sind auf über neun Milliarden Euro. 60 Kilometer neue Tunnelröhren, filigran geschwungene Säulen, unglaubliche Massen an Beton und Stahl. Tausende Bauarbeiter verwirklichen hier Architektenträume. „Was wir hier schaffen, ist einzigartig, und ich bin stolz, dabei zu sein“, sagt Ehsan Atigh. Er arbeitet als Bauüberwacher auf der Riesenbaustelle.
Eigentlich ist er für Beton zuständig, aber jetzt muss er für seine Kollegin einspringen, die sich den Knöchel verstaucht hat. Heißt: Er muss auch noch die Fertigstellung der letzten Kelchstütze überwachen, eine noch nie da gewesene Säulenkonstruktion, die das architektonische Wahrzeichen des neuen Bahnhofes werden soll. Die Zeit drängt: Um die mehrfach verschobene Eröffnung einzuhalten, soll die Säule mit 350 Tonnen eingearbeitetem Stahl noch vor dem Sommer 2023 fertig werden. Eisenflechter aus der Türkei arbeiten unter Hochdruck im Zweischichtbetrieb.
Und Ehsan, der aus dem Iran stammt, schaut ihnen auf die Finger. „Ich bin genau, aber trotzdem vernünftig“, sagt er von sich selbst. Denn es heißt, schnell zu sein und trotzdem gründlich zu arbeiten. „Ich will den Menschen auf der Baustelle ein Gesicht geben“, sagt Peter Maile, Deutschlands einziger Baustellenseelsorger. Er kennt fast jeden Bauarbeiter mit Vornamen und packt bei den verschiedenen Trupps mit an, um die harten Kerle zum Reden zu bringen. Über ihr Heimweh, die oft kriselnden Ehen, über Konflikte auf der Baustelle.
„Ich würde mir wünschen, dass es hier eine Kantine, einen Ort der Versammlung gibt“, sagt der Seelsorger. Denn trotz Zehn- bis Zwölfstundenschichten verpflegen sich die Bauarbeiter selbst. An diesem Tag kocht Peter Maile Putengulasch für die Gleisbauer. Auf einem Campingkocher, unter einem provisorischen Zeltdach. Die Männer erzählen in der kurzen Mittagspause von ihren Sorgen. Bojan fühlt sich zu Hause bei der Familie wie das fünfte Rad am Wagen. Für seine Söhne würde er gern ein richtiger Vater sein. Sein Kollege spricht wehmütig vom ersten Zähnchen seines Kindes, das er verpasst hat.
Von Momenten, die nie wieder kommen. Die Menschen hinter den Maschinen würdigen, als Teil des Jahrhundertprojektes, das fehlt dem Baustellenseelsorger Peter Maile. Hart im Nehmen, schnörkellos und kantig: Das zeichnet Tunnelbauer wie Hubert Rams aus. Im Tunnelbau ist es essenziell, Natur und Geologie nicht nur zu kennen, sondern auch zu bezwingen. Sprengen, bohren, baggern – alles höchst präzise. In Zwölfstundenschichten arbeiten sie unter der Erde, ohne Tageslicht, fressen sich mit ihren schweren Maschinen Meter für Meter durch das Gestein.
Hubert Rams, ein Österreicher Anfang 60, war schon bei Tunnelarbeiten in Indien und Schweden im Einsatz, ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet, von denen es weltweit nicht viele gibt. Sich jederzeit auf den anderen verlassen können, darauf kommt es bei der gefährlichen Arbeit unter Tage ganz besonders an. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen und Maschinen auf Deutschlands größter Baustelle und zeigt, was es heißt, unter Zeitdruck dieses gewaltige, milliardenschwere Projekt, das manche für größenwahnsinnig halten, fertigzustellen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 18.06.2023 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 02.06.2023 ZDFmediathek
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