2019, Folge 62–81

  • Folge 62
    Beim Wolf ist die Nation leidenschaftlich gespalten. Zwar begrüßt eine Mehrheit der Deutschen die Rückkehr des Wolfes. Doch dort, wo er neu auftaucht, herrscht mitunter blanke Angst. „Wir sind kein Wolfsfutter“, steht auf Plakaten bei einem Mahnfeuer im niedersächsischen Rodewald, wo sich mehr als 100 Wolfsgegner zum Protest verabredet haben. Viele hier sagen, dass die Situation völlig außer Kontrolle geraten sei. Mehr als 1000 Tiere sollen mittlerweile durch Deutschland streifen. Über 5000 Risse an Nutztieren wie Schafen, Ziegen und Ponys zählt die Statistik in den vergangenen zehn Jahren.
    Und das sind nur die, für die der Wolf als Verursacher nachgewiesen wurde. „Ich gehe nur noch mit Pfefferspray aus dem Haus.“ Solche Sätze hört man häufig in Regionen, in denen sich der Wolf angesiedelt hat. Im brandenburgischen Ziesar berichtet Ulrike H., dass die Wölfe gar auf dem Friedhof waren. Sie hätten dort einen Wassertrog für Gießkannen als Tränke genutzt. Vasilio H. aus Winsen an der Aller schildert eine unheimliche Begegnung mit dem Wolf frühmorgens mitten im Stadtzentrum. „Schießen“, meint ein Schafzüchter von der Nordseeküste auf die Frage, wie man dem wilden Tier begegnen sollte.
    „Der Wolf gehört hier nicht her, er war noch nie hier, seit neun Generationen züchtet meine Familie Schafe, ich bin der Erste, der mit dem Wolf leben soll.“ Er will, dass das Land hinterm Deich zur wolfsfreien Zone wird. „Das ist alles Augenwischerei“, sagt Jens Matzen, der als sogenannter Wolfsmanager vom Umweltministerium beauftragt ist, zwischen Tierhaltern und Wolf zu vermitteln. „Mit der Forderung nach wolfsfreien Zonen gaukelt man sich Sicherheiten vor, die gar nicht vorhanden sind. Meine tiefste Überzeugung ist, es hilft nur ein guter Zaun.“ Tatsächlich ist der behördlich genehmigte Abschuss von zwei sogenannten „Problemwölfen“, die zu häufig hohe Zäune überwunden haben, über Monate hinweg nicht gelungen.
    Das zeigt, wie schwer es ist, die Tiere in ihren großen Revieren überhaupt aufzuspüren. In den 20 Jahren seit der Rückkehr des Wolfes hat es noch keinen nachgewiesenen Angriff auf Menschen gegeben. Doch die Angst scheint stärker zu sein als der nüchterne Blick auf die gegenwärtige Lage. Die Reportage erkundet an verschiedenen Orten zwischen Nordseeküste und Südbrandenburg, wie Menschen den Wolf wahrnehmen. Wie soll man mit dem wilden Tier umgehen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.07.2019ZDF
  • Folge 63
    Am Wochenende spielt die Musik in Willingen: Freitags fallen die Partyhorden ein. Sportvereine, Kegelclubs – rund 6000 Feierwütige reisen an, doppelt so viele, wie der Ort Einwohner hat. Willingen liegt in schöner Berglandschaft – eine Urlaubsregion für Wanderer und Skifahrer. Aber vor allem der Partytourismus bringt Geld in den Ort: Eine Million Übernachtungen im Jahr – das Feiervolk lässt viel Bares zurück, aber auch Ärger, Lärm und Müll. Anwohnerin Katja C. beispielsweise berichtet, dass sie neben einer vermieteten Ferienwohnung lebt, in der es oft zu Randalen von Betrunkenen kommt – sie lässt ihre Kinder am Wochenende nicht mehr gern aus dem Haus.
    Sie hat sich deshalb dem Bürgerforum Willingen angeschlossen. Die besorgten Anwohner stören sich vor allem an der Lärmbelästigung und dem Dreck nach den Partywochenenden, fordern mehr Sicherheit im Ort. Denn viele kommen gezielt nach Willingen, um dort in die inzwischen kultigen Kneipen zu gehen – zum Beispiel in „Siggis Hütte“ am Ettelsberg auf 838 Metern Höhe.
    Seit Jahrzehnten ist der inzwischen 77-jährige Siggi eine Institution in Willingen, für Partygäste – bekannt für seinen Schnaps „Feuerwasser“, seine Schleudertrompete und seine selbst gemachte Erbsensuppe mit Bockwurst im Glas. Jeden Morgen öffnet Siggi seine Hütte um zehn Uhr zum Frühschoppen und schließt sie jeden Abend um 16:00 Uhr. Danach geht es für die Leute wieder ins Dorf. Was in dem Dorf nach der Schließung passiert, da hält Siggi sich lieber raus. „Wenn ich den Laden am Nachmittag schließe, dann war es das für mich für den Tag.“ Neben den Partygästen besuchen aber auch viele Erholungstouristen den Ort – nicht zuletzt wegen der vielen Freizeitmöglichkeiten.
    Familie D. aus Dortmund fährt, gemeinsam mit Freunden, schon seit mehr als 20 Jahren jedes Jahr für ein Wochenende nach Willingen. Sie sagen: „Hier kommt jeder auf seine Kosten – wir lieben zum Beispiel die Sommerrodelahn und das Wandern. Und unser Nachwuchs geht abends feiern.“ Ein Mann zwischen den Stühlen ist Willingens Bürgermeister Thomas Trachte.
    Er steckt mitten im Konflikt zwischen dem Wunsch nach einer friedlichen, familiären Ferienregion und dem Wirtschaftsfaktor Partytourismus. Seiner Aussage nach hat Willingen einen leistungsfähigen Tourismus. Am Wochenende aber findet dann Clubtourismus statt, was immer mal wieder zu Problemen führe – Trachte formuliert es bewusst vorsichtig: Von Sonntag bis Freitag sei Willingen ein ruhiger Ferienort.“ An den Freitagnachmittagen und den Samstagen sind in bestimmten Bereichen des Ortes die negativen Begleiterscheinungen des Wochenendtourismus verstärkt zu spüren“, so Trachte.
    Aber genau dieser Partytourismus, betont Trachte, erlaube dem kleinen 3000-Seelen-Dorf Investitionen, denn die Gemeinde profitiere durch die Gewerbesteuereinnahmen von den gut laufenden Kneipen und Discos. Andererseits versteht der Bürgermeister seine Anwohner auch und sucht nach Lösungen. So patrouilliert inzwischen eine „Dorf-Security“ an vielen Wochenenden durch den Ort, sorgt für Ordnung und gibt den Bürgern ein besseres Gefühl. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.07.2019ZDF
  • Folge 64
    Steigende Hotelpreise, immer mehr Verbote, wachsende Proteste der Einheimischen: Mallorca möchte sich ein neues Image zulegen. Weg vom Billig-Urlaub, hin zum exklusiven Reiseerlebnis. Jährlich reisen rund 4,5 Millionen Deutsche nach Mallorca. Die einen suchen Ruhe und Erholung, die anderen wollen lieber Party machen. Doch gerade dem Billig-Tourismus mit seinen exzessiven Saufgelagen hat die Inselregierung 2019 den Kampf angesagt. Ein weitreichendes Alkoholverbot am sogenannten „Ballermann“ soll den Imagewandel einleiten. Denn die Party-Touristen sind für viele Einheimische und die Politik immer mehr zum Ärgernis geworden.
    Steht Mallorca damit am Wendepunkt? Entwickelt sich die Insel zu einem Ziel für Besserverdiener und Familien? Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen während ihres Urlaubs oder ihrer Arbeit auf der Insel und geht der Frage nach, welche Folgen eine Abkehr vom Billig-Tourismus haben könnte. Seit April 2019 gilt an der Playa de Palma das Alkoholverbot. Jahrzehntelang haben feier- und trinkwütige Party-Touristen das Bild des Ortes geprägt. Das Alkoholverbot macht vielen Angst, die am Ballermann ihr Geld verdienen.
    Die Deutsche Gerlinde W. ist seit 30 Jahren im Geschäft und betreibt vier Restaurants. Trotzdem steht sie dem Alkoholverbot nicht nur kritisch gegenüber. Wo einige wenige sich nicht benehmen können, sei es durchaus sinnvoll, sagt sie. Abseits vom Ballermann arbeiten viele Hoteliers seit Jahren daran, mit dem Image der Billiginsel aufzuräumen und ein Angebot für gehobene Ansprüche zu machen. So wie Carmen O., die ein Viersternehotel im Südwesten Mallorcas leitet. Ob an der Rezeption oder in der Küche, beim Wareneinkauf oder im Lebensmittellager – überall warten täglich neue Herausforderungen auf die Hotelmitarbeiter.
    Wer auf Mallorca ein besonderes Urlaubserlebnis sucht, findet auch schon heute vielfältige Angebote. Andreas S. aus Münster veranstaltet Segeltörns für Anfänger, die aktiv mitsegeln und kräftig mit anpacken müssen. Der etwas andere Mallorca-Urlaub steht für einen Trend, der in der Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte: Individuelle und exklusive Reiseerlebnisse sollen Urlauber anlocken, die jenseits des Massen- und Pauschaltourismus die Insel erkunden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.07.2019ZDF
  • Folge 65
    Wenn die Innenstädte kurz vor dem Hitzekollaps stehen, suchen schweißgebadete Großstädter dringend etwas Abkühlung. Gerade den Zuhausegebliebenen, die nicht ans Meer in den Urlaub fahren können, bleibt nur das Strandbad oder ein kaltes Bier in den grünen Oasen der Stadt, um den Sommer gut durchzustehen. Bei Badewetter strömen in Köln die Menschen zu Tausenden an die Baggerseen rund um die Stadt. Einer der beliebtesten ist der Otto-Maigler-See mit seinem Strandbad. Besonders am Wochenende ist hier die Hölle los. Kilometerlange Autokarawanen schieben sich aus der Innenstadt zum kleinen See.
    Ewig lange Schlangen am Einlass lassen die Hitzegeplagten über sich ergehen, um am Ende ein paar Quadratzentimeter für ihr Handtuch zu ergattern. Alles ist dicht gedrängt und überlaufen. Trotzdem ist jeder glücklich, dass er es hierher geschafft hat und in den kühlen See springen kann. Seit Jahrzehnten ist der Otto-Maigler-See für viele Kölner der schönste Platz im Sommer. Die ZDF-reportage begleitet den Arbeitsalltag von Bademeister und anderen Strandbad-Mitarbeitern, wie Imbissbetreiber oder badinterner Sicherheitsdienst.
    Sie geben Einblick in ihre Arbeit inmitten der Badegäste, die hier ihre Freizeit genießen, während sie selbst in der Hitze arbeiten müssen. In München treibt es die Menschen im Sommer in die unzähligen Biergärten der Stadt. In der bayerischen Landeshauptstadt zeigt der Film die ganz besondere Biergartenkultur und die Menschen, die sie leben und hier arbeiten. Während die Gäste auf den Bierbänken den Sommer genießen, ist beim Personal Akkordarbeit angesagt. Wie am Fließband gehen hier Bier und Brathändel über den Tisch.
    Gemütlichkeit und Stress liegen hier nah beieinander. Ein ganz anderes Sommer-Erlebnis bietet der Leipziger Zoo: Zu Ferienbeginn ist hier Hochsaison. Der Zoo gilt nicht von ungefähr als einer der schönsten in ganz Europa. Gerade für viele einheimische Familien, die nicht in die Ferien fahren, ist der Zoo eine besonders beliebte Alternative zu den Baggerseen vor der Stadt. Die „ZDF.reportage: Schwitzen, schwimmen, feiern – Sommer in der Stadt“ zeigt Menschen, die den Sommer genießen, auch wenn sie nicht in die Ferne reisen können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.08.2019ZDF
  • Folge 66
    Urlaub im eigenen Land boomt. Vorbei die Zeiten, in denen nur Spanien und Italien als „richtige“ Urlaubsziele galten. Deutschland kommt! Der letzte Super-Sommer bescherte den Hotels hierzulande Rekordzahlen. Der Erfolg liegt im Trend: Es war das neunte Rekordjahr in Folge. Langsam aber werden die Arbeitskräfte rar. Gastronomen und Hoteliers suchen händeringend nach gutem Personal. Fast drei Millionen Jobs hängen in Deutschland direkt am Tourismus. Zum Vergleich: In der Automobilbranche sind hierzulande gerade mal 800 000 Menschen beschäftigt.
    Trotzdem redet kaum jemand über die Personen, die uns Gästen den Urlaub schön machen. Bisher konnte man als Tourist davon ausgehen, dass die fleißigen Helfer im Hintergrund einfach da sind. Aber die Zeiten ändern sich. Beispiel Usedom: Gut ausgebildete Fachkräfte sind dort heiß begehrt. Lange Zeit hatte die Insel ganz im Nordosten einen großen Standort-Vorteil: Polnische Arbeitskräfte aus dem nahen Swinemünde kamen in großer Zahl und übernahmen viele Jobs.
    Doch seitdem auch in Polen die Wirtschaft läuft, bleiben viele Helfer zu Hause. Für Hoteliers wird die Situation langsam kompliziert. „Ich musste noch nie so viel um Mitarbeiter werben wie heute“, erzählt ein Personalchef. Denn in kaum einer Situation sind Arbeitnehmer so umworben wie auf einer Ferieninsel in der Hauptsaison. Und wenn ein Nachbar-Betrieb besser zahlt, gerät mancher Koch in Versuchung. In Bayern, der anderen touristischen Boom-Region Deutschlands, ist die Situation kaum besser. Hier konkurriert die Branche zusätzlich mit einer florierenden Industrie, die viele Arbeitskräfte bindet.
    Im Schwangau – berühmt für sein Alpen-Panorama und das Schloss Neuschwanstein – herrscht mancherorts regelrecht Alarmstimmung wegen der fehlenden Fachkräfte. „Ich sehe es kommen, dass einige Betriebe in wenigen Jahren zumachen müssen“, sagt der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes der Lokalzeitung. Es scheint ein genereller Trend: Jede 20. Stelle im Gastgewerbe ist laut dwif (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V.) unbesetzt.
    Bei Lehrstellen war es 2017 sogar jede sechste. Einige Betriebe machen – anders als früher – auch während der Saison Ruhetage, fahren Angebote zurück. So kann es durchaus sein, dass ein Hotelier nur seine eigenen Gäste im Restaurant bewirtet. Früher war die Laufkundschaft eine gute Zusatzeinnahme, heute findet sich kein Personal dafür. Eine „ZDF.reportage“ über Tourismusziele und Gastgeber, die viel tun müssen, um Gäste wie Angestellte gleichermaßen zufriedenzustellen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.08.2019ZDF
  • Folge 67
    Ein Imbiss ist oft viel mehr als nur ein Ort, an dem sich schnell und günstig essen lässt. Er ist Begegnungsort, und die Inhaber sind oft Wirt, Seelsorger und Sozialarbeiter in einer Person. Die „ZDF.reportage“ begleitet drei Besitzer von Imbissbuden im Ruhrgebiet, in Thüringen und in Sachsen-Anhalt. Sie stehen selbst täglich hinter der Theke oder an der Gulaschkanone und schuften rund um die Uhr für ihren Traum von der Selbstständigkeit. Sie kämpfen ständig um ihre Existenz – und vermutlich haben sie deshalb auch das Vertrauen ihrer Kunden. Wer etwas über die Sorgen und Nöte der Menschen in diesem Land erfahren will, der muss zum Imbiss kommen und hinhören.
    Was bewegt die Menschen in Deutschland, welche Sorgen, aber auch welche Träume haben sie? Da kommen einsame Rentner, die sich in der Feldküche einen Teller Suppe gönnen – und da sind junge Auszubildende, die um alles in der Welt in ihrer Heimat bleiben wollen. Im Ruhrgebiet betreibt André Kattner seinen mobilen Imbiss „Knolle 82“, einen echten Familienbetrieb. Mit seiner Frau teilt sich André die Schichten. Und auch seine Eltern helfen mit, so gut es geht. „Das funktioniert ganz gut. Reich werden wir damit zwar nicht, aber für eine dreiköpfige Familie reicht es aus.“ In Sangerhausen in Sachsen-Anhalt macht sich Danny Hollmann in der Frühe mit seiner Gulaschkanone auf den Weg.
    Seit nunmehr fast zehn Jahren fährt er damit durch Städte und Dörfer im Osten Deutschlands, sogar bis nach Leipzig und Erfurt. Seine Stammgäste: fast ausschließlich Rentner, die nicht nur Dannys Gulasch, sondern auch den Plausch mit ihm schätzen. Das Ganze hat das Flair einer zentralen Ausschenkstation aus der Nachkriegszeit. „Man wird zusammen mit der Kundschaft älter“, scherzt Danny. Die Reportage zeigt den „Treffpunkt Imbiss“ als den Ort, an dem wir Menschen, Meinungen und Stimmungen erleben – ein Ort, an dem man erfährt, was Menschen in Ost und West bewegt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.08.2019ZDF
  • Folge 68
    Fußgängerzonen sind ihr Revier, Passanten ihr Publikum, die Münzen im Hut der Lohn. Sie sind Straßenkünstler und träumen längst nicht mehr von der ganz großen Karriere. Hobbymusiker, Jongleure, Pantomime, Straßenmaler – Berufe für Überlebenskünstler: Jobs, bei denen das Geld auf der Straße liegt, könnte man meinen. Doch es ist ein karger Lohn: Das Kleingeld, das ihnen Passanten spendieren, reicht kaum zum Leben. In München ist der Markt unter den Straßenmusikern hart umkämpft: Morgens um 8:00 Uhr müssen die Künstler erst einmal Schlange stehen. Barbara Breinl von der Stadtinformation entscheidet, wer auftreten darf und wer nicht.
    Maximal zehn Personen sind das pro Tag – fünf in der Vormittagsschicht und fünf am Nachmittag. Eine Genehmigung bekommt in der Regel, wer ganz vorne in der Reihe steht. Wer allerdings nicht mindestens drei vernünftige Stücke im Repertoire hat, sollte erst einmal weiter zu Hause üben, bevor er die Münchener Innenstadt beschallen darf. Stets unter den ersten Wartenden ist Alexander K. aus Polen, Statuen-Künstler und seit 15 Jahren in Deutschland. Man kennt ihn als „bronzefarbenen Mann“ aus der Münchener Innenstadt.
    Acht Stunden steht er dort, bei gutem Wetter – fast täglich. Sein Kostüm – mit vielen Accessoires – hat er für viel Geld selbst entworfen. Bis er sich fertig geschminkt und die bronzene Farbe sorgfältig auf allen freien Hautflächen verteilt hat, dauert es fast zwei Stunden. Ab 12:00 Uhr muss er sich für den Rest des Tages konzentrieren. Dann heißt es: nicht blinzeln, nicht lächeln und stets auf demselben Fleck verharren. Auch in Leipzig gibt es viele Straßenkünstler. Doch hier darf noch jeder auftreten, wer Spaß daran hat.
    Gitarrist und Songwriter Falko Linß hofft, dass das so bleibt. Wenn eine höhere Instanz darüber entscheiden dürfte, ob er weiterhin in der Innenstadt spielen darf oder nicht, wäre das für ihn eine Art von Zensur. An die auferlegten Regeln hält er sich gern. Für ihn ist die Straße ein Sprungbrett für noch viel mehr. Mitunter kann in angesagten Gegenden Straßenmusik den Anwohnern auch kolossal auf die Nerven gehen. Vor allem, wenn manche Musiker nur ein Lied richtig können und es stundenlang spielen. Ist dann endlich der eine weg, kommt der nächste.
    Das Geld auf der Straße zu finden, das versuchen die Flaschensammler. Besonders wenn im hohen Alter das Geld knapp wird, bessern manche Senioren mit dieser Tätigkeit ihren Lebensunterhalt auf. Karin ist 70, ihre Rente ist winzig klein, fast täglich zieht sie durch die Straßen von Berlin-Wedding, sammelt auf, was andere so liegen lassen – und greift dazu auch in den Müll. Dafür schämt sie sich zwar, am Ende ist ihr das Kleingeld im Portemonnaie aber wichtiger. Ob Künstler oder Flaschensammler, sie sind mehr oder weniger auf die finanzielle Gunst der Passanten angewiesen. Die Reportage begleitet sie in ihrem harten Alltag. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.09.2019ZDF
  • Folge 69
    Ob Elektriker, Maler oder Dachdecker: Wer einen Handwerker braucht, muss sich in Geduld üben. Kunden werden wochen-, ja monatelang vertröstet. Denn die Betriebe finden einfach keine Leute. Neun Monate dauern die Dach-Arbeiten an der Berliner Villa schon an: Die Besitzer sind genervt von Lärm und Dreck der Dauerbaustelle. Normalerweise arbeiten vier Fachleute an so einem Großauftrag, doch Dachdecker-Meisterin Caroline P. hat nur noch einen Mitarbeiter. Dabei sind die Auftragsbücher von Caroline P. voll. Was die Dachdecker-Meisterin erlebt, macht Handwerksbetrieben deutschlandweit zu schaffen.
    Nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit gab es Ende 2017 im Handwerk 150 000 gemeldete offene Stellen. Experten gehen sogar von bis zu 250 000 fehlenden Fachkräften im Handwerk aus. Darunter leiden alle: die Betriebe, die überlastet sind, aber gleichzeitig nicht mehr wachsen können, und die Kunden, die häufig bis zu elf Wochen warten müssen, bis es auf ihren Baustellen weitergeht. Dem Betrieb von Karosseriebauer Sitgi Özdemir in Oberursel geht es gut: Die Stadt liegt im Schatten Frankfurts, seine Kunden sind wohlhabend, bringen eben mal einen Oldtimer vorbei.
    An Autos schrauben war mal ein „Jungstraum“, erzählt Özdemir. „Früher kamen auf eine Ausbildungsstelle 40 Bewerbungen, heute kann ich froh sein, wenn es drei sind. Handy statt Handwerk“, fasst er die neuen Träume Jugendlicher zusammen, und er weiß, dass er dabei wie ein alter Mann klingt. Mit 16 Jahren kam er Ende der 70er aus der Türkei nach Deutschland. 22 Jahre später, mit Facharbeiter-Abschluss und zwei deutschen Meistertiteln, gründete der Fahrzeugbauer seinen eigenen Handwerksbetrieb.
    Mit zwei Gesellen „schrubbt“ er derzeit seine Aufträge ab – ein stressiges Zu-viel-arbeiten-Szenario. Deshalb ist Sitgi Özdemir auch glücklich über seinen afghanischen Azubi. Und doch löst dieser die Probleme des Unternehmens nicht. Denn Özdemir macht sich Sorgen um seine Nachfolge. Etwa ein Fünftel aller deutschen Handwerksbetriebe, circa 200 000 Unternehmen, steht in den nächsten Jahren vor der Übergabe. Für viele dieser Betriebe gibt es niemanden, der das Unternehmen fortführen kann.
    Früher übernahmen im Handwerk meist die Kinder den Betrieb der Eltern. So war die Tradition, und so war es auch bei Schmied Raymund K. aus Teltow. Sein Sohn sollte alles übernehmen. Doch dann machte ein schrecklicher Unfall alle Pläne zunichte. Heute ist der 76-jährige Raymund K. meist allein in seiner Werkstatt und erledigt die Arbeiten, die er sich noch zutraut. Einen Nachfolger konnte er bisher nicht finden. Er kann kaum begreifen, dass mit ihm wohl auch das Schmiedehandwerk in der Region sterben wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.09.2019ZDF
  • Folge 70
    Noch blinken die Lichter hell auf Deutschlands Volksfesten. Doch der Zauber ist in Gefahr. Hohe Transportkosten, Sicherheitsauflagen, Personalmangel – viele Schausteller haben Sorgen. Besucherrekorde, Spaß und Attraktionen auf Deutschlands größten Jahrmärkten, der Münchner Wiesn und dem Cannstatter Wasen. Heile Schaustellerwelt. Doch Jahrmarkt-Profis fragen sich immer häufiger: Lohnt sich der Aufwand noch? Auch Thomas Meyer, Betreiber einer Wildwasserbahn und Schausteller in sechster Generation, muss ständig kämpfen. In diesem Jahr hat er einen Stellplatz auf dem Münchner Oktoberfest ergattert.
    Hier, auf dem größten Volksfest der Welt, wollen alle Schausteller ihr Geschäft aufbauen. Ein Garant für sicheren Profit ist ein Stellplatz aber noch nicht. Nichts brauchen die Schausteller so dringend wie gutes Wetter. Aber auch mit Sonnenschein-Garantie ist das Jahrmarkt-Geschäft nicht krisensicher. Meyers Wildwasserbahn gehört zu den größten Fahrgeschäften, und Meyer rechnet mit Vorleistungen für Transport und Aufbau in Höhe von fast 200 000 Euro – gigantische Kosten, bevor er den ersten Euro Gewinn macht. Christian Preuss, der mit Kompagnon Thomas Gründler rund 10- bis 15-mal im Jahr das Karussell Circus-Circus von Kirmes zu Kirmes bewegt, weiß: „Bevor man den ersten Euro verdient hat, muss man schon mal so zwischen 15 000 und 20 000 Euro in Vorleistung treten.“ Dabei gehört Preuss’ Karussell eher zu den kleineren Fahrgeschäften, und die Karussell-Betreiber trotzen dank eines festen Aufbauteams von vier polnischen Arbeitern erfolgreich der größten Gefahr aller Schaustellerbetriebe: dem fehlenden Personal.
    Viele Jahre arbeitete die Branche mit Arbeitskräften aus Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern.
    Doch die wirtschaftliche Lage in Rumänien hat sich deutlich verbessert, und viele frühere Aufbauhelfer arbeiten heute lieber wieder daheim oder werden vom Baugewerbe und der Gastronomie abgeworben. Der Aufbau der Fahrbetriebe, meist unter Zeitdruck, wird immer mehr zur logistischen Herausforderung. Geno Distel, Thomas Meyers Platznachbar auf der Münchner Wiesn, träumt von den Zeiten, als er noch mit festem Personal über die Jahrmärkte zog. Der Schausteller, der schon mit 18 einen eigenen Autoskooter betrieb und heute mit einem kleinen Amüsiergeschäft herumreist, erinnert sich an früher.
    Damals waren seine Mitarbeiter „so fünf, sechs oder sieben Jahre immer dabei und wussten blind jeden Handgriff“. Doch Arbeitskräfte aus Deutschland findet der Schausteller schon lange nicht mehr: „Das ist harte körperliche Arbeit, die will heute doch keiner mehr machen!“ Hart gearbeitet wird auch im Göckelesmaier-Festzelt auf dem Cannstatter Wasen. Bier und halbe Hähnchen schleppen, Teller abräumen, den Überblick im Feier-Chaos behalten. 90 Kellnerinnen und Kellner schuften für 17 Tage auf dem Wasen, Oberkellnerin Arijana ist eine von ihnen.
    Mit Mann, Geschwistern und Freunden reist sie seit drei Jahren aus Kroatien an, um in der Volksfest-Saison viel Geld zu verdienen. Für ein teures Auto wird es nicht reichen, aber Arijana weiß: „Es sind lange und harte Arbeitstage, dennoch könnte ich daheim so viel in 2,5 Monaten nicht verdienen.“ Und sobald die erste Maß Bier „O’zapft is“ und es auf den Fahrgeschäften heißt „Los geht’s – ab in die nächste Runde!“ scheint die Welt auf den Jahrmärkten doch noch in Ordnung zu sein. Dass kein Besucher ihre Probleme sieht, dafür sorgen die Jahrmarkt-Profis, die immer weitermachen. Solange es noch geht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.09.2019ZDF
  • Folge 71
    Waschbären rumoren im Dachstuhl, Füchse wühlen in Sandkästen, Wildschweine verwüsten Vorgärten. Berlin ist ein Großstadtdschungel: Das Miteinander von Mensch und Tier birgt leider Konflikte. Die einen fürchten um Beete und Blumenzwiebeln, wieder andere sehen jeden Waschbär als Problembär. Viele Berliner wünschen sich da eine schnelle Lösung für ihre Probleme mit den wilden Zuwanderern. Doch meist helfen nur Geduld und stabile Zäune. „Big 5“ – so nennt Wildtier-Experte Derk Ehlert die vierbeinigen Zuwanderer: Längst sind Wildschwein, Fuchs, Waschbär, Marder und Kaninchen in der Hauptstadt heimisch. Ehlert ist ein Streiter für das friedliche Zusammenleben, hat fast täglich mit empörten oder verängstigten Bürgern zu tun.
    Er berät Anwohner und bemüht sich, ihnen Ängste zu nehmen, aber auch Tierfreunde vom Füttern abzuhalten. Futter ist ein Hauptgrund für die Zuwanderung: Monokulturen und Pestizide schränken das Nahrungsangebot auf dem Land enorm ein – die Nahrungsquellen in der Stadt sind dagegen schier unendlich, die vollen Mülltonnen am Straßenrand die reinsten Supermärkte für Tiere. Zudem herrscht in Berlin Jagdverbot – nur in Ausnahmefällen dürfen Wildtiere in der Hauptstadt geschossen werden. Berlin ist ein Zoo ohne Zaun, und eins ist klar: Vertreiben lassen sich die wilden Tiere nicht – die Hauptstädter müssen wohl oder übel lernen, mit ihnen zu leben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.09.2019ZDF
  • Folge 72
    Es ist ein künstliches Südsee-Paradies und eine gigantische Event-Maschine: die Therme Erding, von Anfang an gemacht für die große Masse. Josef Wund, der Gründer, schuf hier auf über 400 000 Quadratmetern eine Badelandschaft, die zur größten Therme der Welt heranwuchs. Lange vor den Terroranschlägen in Urlaubsregionen im fernen Ausland ahnte der weitsichtige Geschäftsmann, dass sich die Haushaltskassen oder die Lust der Deutschen an Fernreisen eines Tages erschöpfen könnten. Knapp zwei Millionen Gäste kommen pro Jahr, manche gleich für mehrere Tage.
    Die Logistik ist daher aufwendig und komplex: 30 Wasserbecken, 34 Saunen und Dampfbäder, 27 Rutschen, dazu jede Menge Gastronomie, Animation, Partys und Erlebniswelten. Wie funktioniert diese bombastische Badelandschaft, die seit 20 Jahren niemals stillsteht? Wie überleben rund 400 Palmen aus Asien und Südamerika im oberbayerischen Erding? Wie halten die Mitarbeiter das Wasser sauber? Warum stehen die Gäste Schlange für dröhnende Saunaaufgüsse zu Heavy-Metal-Klängen? Die Reportage blickt vor und hinter die Kulissen des Wellnesstempels, der längst zu einem wahnwitzigen Resort mutiert ist.
    Der Film taucht ein in Action, Adrenalin und „Luxuschillen“ der bis zu 11 000 Besucher täglich. Er begleitet Techniker in die Katakomben der riesigen Wasserreinigungsanlagen; er folgt den erhitzten Animateuren in die Saunawelt; er trifft nachts auf Putzkolonnen und durch Rutschen krabbelnde Prüfer, die bis zur Öffnung um 9:00 Uhr alles gereinigt und gewartet haben müssen.
    Eine eigene Welt. Immer höher, immer schneller, immer weiter. Doch Santiago, der leidenschaftliche Saunameister, beispielsweise liebt seinen Job hier. „Ich bin den Citrus- und Rosenaufgüssen regelrecht verfallen.“ Jürgen Büttner, der Palmenflüsterer der Therme, wiederum kämpft täglich um das Wohlergehen der tropischen Pflanzen. „Das hier ist eben Erding und nicht die Südsee.“ Der Film taucht 24 Stunden lang ein in Trubel und Turbulenzen dieser künstlichen Welt unter Glas, in der die Besucher ein Problem niemals haben: schlechtes Wetter. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.10.2019ZDF
    ursprünglich für den 21.04.2019 angekündigt
  • Folge 73
    Erst zu einer Ausflugsfahrt einladen, dann einschüchtern und belügen und schließlich den gutgläubigen Senioren das Geld aus der Tasche ziehen. So funktioniert das System Kaffeefahrten. Mehr als fünf Millionen Deutsche sollen jährlich an Busfahrten mit Verkaufsveranstaltungen teilnehmen. Mit sogenannten Kaffeefahrten machen die Veranstalter einen Umsatz von geschätzt rund 500 Millionen Euro. Verkauft werden dabei in der Regel Produkte, die meist minderwertig, oft sinnlos, fast immer zu teuer und in manchen Fällen sogar gesundheitsgefährdend sind.
    Dass auf Kaffeefahrten oft wertlose Produkte völlig überteuert verkauft werden, wissen viele Senioren und fahren trotzdem mit. Warum ist das so? Die Antwort lautet in den meisten Fällen – aus Einsamkeit. Ein Tag in Gesellschaft, eine Fahrt raus aus der Enge des Alltags. Aus diesen Gründen nehmen viele ältere Menschen an Kaffeefahrten teil. Oft sind sie der Meinung: „Ich weiß, was hier passiert, doch ich lasse mir nichts andrehen.“ Doch genau das wissen die geschulten Verkäufer, denen es mit psychologischen Tricks und Einschüchterung gelingt, ihren „Ramsch“ doch teuer zu verkaufen.
    Einem älteren Ehepaar drehen die Verkäufer für fast 3000 Euro eine Matratze an, die Rheuma und Arthrose heilen soll. Einen 79-Jährigen überreden sie, ein Fitnessgerät für 2700 Euro zu kaufen. Weil der Rentner aber nicht genug Geld dabei hat, wird er von einem Fahrer zur Bank gebracht, wo er die Summe abhebt. Sein Nachbar hat am Ende der Verkaufsveranstaltung zwei Reisen gebucht und eine Vermittlungsgebühr von rund 200 Euro gezahlt.
    Der pensionierte Polizeihauptkommissar Hermann Kipnowski jagt seit fast 40 Jahren Kaffeefahrten-Veranstalter. Auch im Ruhestand heftet er sich noch immer an die Fersen der Betrüger. Da der 83-Jährige in der Szene bereits gut bekannt ist, kann er selbst nicht mehr undercover an Fahrten teilnehmen. Für die Reportage wird er deshalb nicht mit im Bus sitzen, sondern mit im Pkw der Tour folgen. Eine „ZDF.reportage“ über die dubiosen Tricks der Kaffeefahrt-Branche. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.10.2019ZDF
  • Folge 74
    Der Zufall hat sie zusammengebracht: eine Flaschenpost, eine Begegnung im Zug, ein Preisausschreiben. Sie lernten sich kennen, trotz Mauer. Sie wurden Freunde, trotz innerdeutscher Grenze. Eine Ost-West-Bekanntschaft war nicht einfach, und doch fanden sich Menschen, die das Wagnis eingingen. Es gab heimliche Treffen am Plattensee in Ungarn, verbotene Mitbringsel aus dem Westen für DDR-Bürger, komplizierte Besuche der Wessis hinterm Eisernen Vorhang. Die Freundschaft von Silke und Heike beginnt mit einem Preisausschreiben, das Silkes Familie gewinnt: Ihre Adresse steht in einer West-Illustrierten. Eine Ausgabe findet den Weg an den Arbeitsplatz von Heikes Mutter.
    Die wiederum ermuntert ihre Tochter, den unbekannten „Wessis“ zu schreiben. Zwischen Silke und Heike entsteht eine Brieffreundschaft: „Es war eine völlig fremde Welt. Ich glaube, mit zehn kann man das nicht verstehen, was bedeutet das überhaupt? Die Grenze? Die Mauer?“, erinnert sich Silke heute. Die beiden Frauen leben immer noch in den Orten, in denen sie aufgewachsen sind, sind immer noch eng befreundet: Arbeitslosigkeit, Familientragödien – bei vielen Widrigkeiten des Lebens haben sie sich gegenseitig gestützt – über 340 Kilometer hinweg.
    Auch die Freundschaft von Erika und Reinhard beruht auf einem Zufall. Kurz nach dem Mauerbau wirft die Achtjährige eine Flaschenpost mit ihrer Adresse in die thüringische Werra. Schon zwei Wochen später bekommt sie eine Antwort, abgeschickt im Westen vom 14-jährigen Reinhard. „Mit 18 offenbart er seinen Eltern, er fährt jetzt dahin, wo die Briefe herkommen“, erinnert sich Erika. Reinhard kann viele Geschichten von seinen Besuchen im Osten erzählen – immer verknüpft mit großem Misstrauen durch die DDR-Behörden. Im Zug von Prag nach Dresden begegnen sich Katrin aus Ostberlin und Henson aus Westberlin.
    Sie schreiben sich regelmäßig, treffen sich im Osten, beginnen eine Liebesbeziehung. Im Sommer 1989 flieht Katrin über Ungarn, lebt heute im Westen, doch der Kontakt zwischen den beiden bricht ab. Die Reportage reist mit den Protagonisten an die Orte, die für ihre Geschichte wichtig sind. Alle drei Freundschaften haben ihren Ursprung in einer Zeit, als Deutschland geteilt war. Wie sieht ihre Lebenswirklichkeit heute aus? Wie gehen sie mit ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen um? Wie blicken sie zurück? Was erwarten sie von der Gegenwart? Und wie haben sie es geschafft, ihre Freundschaft, die nun schon Jahrzehnte währt, zu erhalten? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2019ZDF
  • Folge 75
    Die Schränke voller Klamotten, der Keller voller Kram und allerlei Krempel auf dem Dachboden. Laut einer Statistik hat jeder Deutsche unbenutzte Waren im Wert von mehr als 1000 Euro zuhause. Ab damit auf den Flohmarkt: Hier herrscht Jagdfieber, hier finden Menschen zusammen, tauschen, feilschen kaufen. Ob Hobbyhändler oder Profi- trödler, ob Schnäppchenjäger oder Marktbummler. Rund 40 000 Flohmärkte finden jährlich in Deutschland statt. Trödeln hat viele Perspektiven: Für die einen ist es ein großer Spaß, den Keller leerzuräumen und sich ein bisschen Kleingeld zu verdienen, andere räumen gleich ihr Leben auf: Melanie hat ihre große Wohnung gekündigt und verkauft nun ihr komplettes Hab und Gut.
    Sie will künftig mit dem Bulli durch Europa reisen. Der Auszug ihrer Tochter und eine schwere Krankheit haben sie zum Umdenken gebracht – sie möchte nun nach dem Motto „weniger ist mehr“ leben. Melanie verkauft auf dem Kölner Stadtflohmarkt. Seit 46 Jahren treffen sich hier jeden Samstag Trödler und Schnäppchenjäger – und Reiner S. dirigiert sie. Von fünf Uhr morgens bis 17:00 Uhr sorgt er für einen reibungslosen Ablauf. Meistens steht er an der großen Schranke, die alle Verkäufer und auch die Besucher passieren müssen. Per Funk klärt Reiner Schilling außerdem ab, wer wo parken soll und weist die Verkäufer auch mal selbst mit ihren Fahrzeugen ein.
    Der 59-Jährige ist auf diesen 450-Euro-Job angewiesen. Mira dagegen ist ein echter Flohmarkt-Junkie und würde am liebsten jede Woche losziehen. Die zweifache Mutter verkauft mindestens einmal im Jahr auf dem Kölner Trödel. Und zwar immer dann, wenn sie beschließt, sich von alten Kinderklamotten und Spielzeug zu trennen. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes, denn er teilt diese Leidenschaft nur bedingt. Am liebsten kauft sie nämlich, statt zu verkaufen. Die „ZDF.reportage“ begleitet Hobby-Händler und Profi-Trödler, Schatzsucher und Schnäppchenjäger. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.11.2019ZDF
  • Folge 76
    Weltweit sind Millionen von Menschen auf der Flucht, vor Naturkatastrophen, Bürgerkriegen oder vor Hungersnöten im eigenen Land. Die Not dieser Menschen zu lindern, ihnen akut zu helfen und eine Perspektive zu geben, ist das Ziel humanitärer Hilfe. Im Aktionsbündnis Katastrophenhilfe rufen seit 2001 die Caritas International, das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie und UNICEF Deutschland gemeinsam zu Spenden für die notleidenden Menschen auf, auch im ZDF. Im Falle einer Katastrophe steht die Versorgung der betroffenen Frauen, Kinder und Männer mit allem, was zum Überleben notwendig ist, im Vordergrund. Doch auch den Wiederaufbau und die mittelfristige Entwicklung hin zu einem selbstbestimmten Leben für die Betroffenen müssen die Hilfsorganisationen im Blick haben.
    Drei ZDF-Auslandskorrespondenten haben sich die Bedingungen in einem Flüchtlingslager und in Bürgerkriegsgebieten angeschaut. Wie leben die Menschen dort, was fehlt ihnen, und welche Projekte der Hilfsorganisationen helfen ihnen? Südostasien-Korrespondent Normen Odenthal war im größten Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch. Dort sind über eine Million Menschen vom Volk der Rohingya vor Verfolgung in Myanmar geflüchtet. Seit über zwei Jahren leben sie dort unter teils menschenunwürdigen Bedingungen.
    ZDF-Nahost-Korrespondent Uli Gack ist in Syrien unterwegs. Seit 2011 herrscht dort Bürgerkrieg. In der zu zwei Dritteln zerstörten Stadt Homs versuchen dennoch Menschen einen Neuanfang zu einem halbwegs normalen Leben. Dabei sind sie für jedes Hilfsprojekt dankbar. An der Grenze von Venezuela zu Kolumbien sammeln sich immer mehr Menschen, die aus Venezuela fliehen, da dort vielfach das Nötigste zum Leben fehlt. Vor allem Frauen mit Kindern suchen hier dringend Hilfe. ZDF-Südamerika-Korrespondent Christoph Röckerath hat sich dort umgeschaut und beleuchtet die Perspektiven der Geflüchteten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.11.2019ZDF
  • Folge 77
    Ein Koloss aus Stahl und Beton, höher als der Kölner Dom. Die Hochmoselbrücke ist Deutschlands größtes Brückenbauprojekt: 1,7 Kilometer lang und 160 Meter hoch. Ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst und dringend benötigte Infrastrukturmaßnahme für die einen. Ein Riesenärgernis, das die Landschaft verschandelt, für die anderen. Gar ein Monstrum, das die Qualität des weltweit berühmten Mosel-Rieslings gefährde. Ein wenig wehmütig schaut Michael Arz auf die Brücke. Acht Jahre lang hat der Schweißfachingenieur gemeinsam mit seinem Team aus kroatischen Stahlarbeitern auf Europas größter Brückenbaustelle gearbeitet.
    35 000 Tonnen Stahl haben Arz und seine Mitarbeiter zusammengeschweißt und Zentimeter für Zentimeter über die Mosel geschoben. Eine Arbeit, die absolute Präzision verlangt. Die Brücke ist das Herzstück eines 25 Kilometer langen Bundesstraßen-Ausbaus. Ein Projekt, das die Planer als direkte Fernstraßenverbindung zwischen den Beneluxstaaten und dem Rhein-Main-Gebiet preisen. Der neue „Hochmoselübergang“ zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach soll die kleinen Orte entlasten, durch die sich bisher der Schwerverkehr quälte. Dennoch ist der Bau umstritten. Wie bei allen großen Bauvorhaben stiegen auch hier kontinuierlich die Kosten, und der Fertigstellungstermin rückte immer weiter nach hinten.
    Für Ernst Loosen ist die Hochmoselbrücke schlichtweg eine Abscheulichkeit. Der Winzer ist Chef eines großen Weinguts, das seine Erzeugnisse auf dem internationalen Markt bis nach Amerika und Asien vertreibt. Nicht nur, dass die Brücke den schönsten Abschnitt der Mittelmosel verschandele, auch die Streckenführung der neuen Bundesstraße sei für die Winzer rundherum ein großes Problem. Die asphaltierten Flächen auf den Bergkämmen störten den Wasserhaushalt der Weinberge nachhaltig.
    Holger Linden wiederum setzt große Hoffnungen in die Brücke. Der 33-jährige Bäckermeister aus Traben-Trarbach führt den Familienbetrieb in mittlerweile vierter Generation. Linden würde gern expandieren, aber dafür reicht der Platz am Stammsitz des Betriebs nicht aus. Eine neue, moderne Backstube muss her. Diese will Linden weiter außerhalb bauen. Damit sich die Lieferwege durch das eng verschlungenen Moseltal nicht ins Unendliche ziehen, braucht Holger Linden die Direktverbindung, die die Hochmoselbrücke schafft. Die Hochmoselbrücke, ein Bauprojekt der Superlative, das die Mittelmoselregion grundlegend verändern wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.11.2019ZDF
  • Folge 78
    Bis ins hohe Alter unabhängig leben, das wollen wir alle. Aber wenn der Partner stirbt, die Kinder aus dem Haus sind und selbst Freunde rar werden, braucht es einen Neuanfang im Alter. Lieber allein als ins Heim. Aber Einsamkeit macht krank: Laut einer Statistik fühlen sich über 22 Millionen Menschen der Altersgruppe 65 plus einsam und isoliert. Da werden der Hausarzt oder die Kassiererin im Supermarkt oft zu den einzigen Gesprächspartnern. Im Alter neue Kontakte zu knüpfen, fällt schwer: Doch in der Gesellschaft wächst das Bewusstsein für das Problem „Einsamkeit“.
    Es entwickeln sich viele Projekte und auch Geschäftsideen, die Senioren aus ihrer Isolation holen wollen. So versucht es ein Bitterfelder Seniorenheim mit „Rentner-Speeddating“. Schließlich ist man auch im Alter gegen eine neue Liebe nicht gefeit. Die Teilnehmerlisten jedenfalls sind voll, vor allem die Frauen sind begeistert von der „Acht-Minuten-Chance“. Viele Teilnehmer waren lange verheiratet, oft 30 bis 40 Jahre, bevor sie den Partner verloren. So auch Edith H. – ihr Mann starb vor zwei Jahren, jetzt erhofft sie sich, wieder Anschluss zu finden.
    Aber auch Zweckbündnisse bringen Vorteile: Bei „Wohnen für Hilfe“ lassen Rentner einen Studenten kostenlos bei sich wohnen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten. Denn im Gegenzug übernehmen die Studenten Aufgaben im Alltag, wie Putzen, Gartenarbeit oder Einkaufen. Rentner Klaus S. (79) hat auf diesem Weg Student Andy (35) kennengelernt. Zwischen den beiden ist mittlerweile eine echte Männerfreundschaft entstanden. Die beiden unternehmen viel zusammen, machen lange Fahrradtouren. Ingrid R. wurde selbst aktiv und gründete das „Ratsch-Treffen“.
    Was als Kaffeerunde begann, ist heute ein umfassendes Freizeitangebot für Senioren. Ehrenamtlich versteht sich: Im Sommer wird montags und donnerstags Boule gespielt, dienstags und mittwochs gekegelt. Inzwischen umfasst die Gruppe rund 100 Mitglieder. Neben dem Spaßfaktor ist auch der Flirtfaktor sehr hoch: Bereits sieben Paare haben sich durch die Gruppe gefunden. Vom sozialen Engagement bis zur cleveren Geschäftsidee: Die „ZDF.reportage“ besucht die „Generation Gold“ und begleitet Senioren, die ihren Weg gefunden haben, der Einsamkeit zu entkommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.12.2019ZDF
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 10.11.2019 angekündigt.
  • Folge 79
    Tote Wälder, abgestorbene Bäume: „Wie nach einem Atomkrieg!“, so beschreiben Wanderer im Harz ihre Eindrücke, die sie beim Aufstieg auf den Brocken, gesammelt haben. Das Mittelgebirge im Herzen Deutschlands ist vom Klimawandel besonders hart getroffen. Millionen Fichten sind allein in den vergangenen Monaten dem Waldsterben zum Opfer gefallen. Von der größten Krise des Deutschen Waldes sprechen Fachleute, wie Nationalparkleiter Andreas Pusch. Das jetzige Waldsterben sei viel umfangreicher als der vom sauren Regen verursachte Waldkollaps der 80er Jahre. Weit über 200 000 Hektar, ein Gebiet dreimal so groß wie Hamburg, verteilt im Bundesgebiet, ist jetzt schon von Dürre, Hitze und Borkenkäfer dahingerafft.
    Wie dieses Sterben gestoppt werden soll, ist zur Zeit nicht klar. Dass es sich wohl um einen nationalen Notstand handelt, zeigen verschiedene Einsätze der Bundeswehr im Kampf gegen den Borkenkäfer. Wie im Osterzgebirge, so sind Kolonnen von Soldaten in den Wäldern mit Schäleisen unterwegs, um die Forstleute im Wettlauf gegen den Schädling zu unterstützen. Dabei sind die Ursachen auch hier von keiner Armee zu bekämpfen: ausbleibender Regen und Stürme haben die Bäume so geschwächt, dass sie dem kleinen Schädling bisweilen schutzlos ausgeliefert sind.
    Waldbesitzer Jörg von Beyme im südlichen Sachsen-Anhalt sieht sich in einer existenziellen Krise. Nicht nur, dass ein Großteil seines etwa 700 Hektar großen Waldes unter Stürmen und Dürre zusammengebrochen ist. Selbst besonders wehrhaft geltenden Laubbäume, wie Buchen, müssen reihenweise notgefällt werden. Doch wohin damit? „Ich werde mein Holz einfach nicht mehr los. Durch das Überangebot sind die Preise derart im Keller, dass ich kein Einkommen mehr erzielen kann.
    Wie ich meine Kredite bedienen soll, ist mir zur Zeit ein Rätsel“, sagt der Vater von drei Kindern. Eigentlich hatte er vor, sich und seine Familie langfristig von einem gesunden Wirtschaftswald zu ernähren. Brennholz – darin sieht er mittlerweile die einzige Chance, noch etwas verkaufen zu können. Vielfältig sind die Bemühungen, vom Wald noch zu retten, was zu retten ist. Aus Sorge um den wertvollen Rohstoff lassen viele Waldbesitzer mit Hochdruck Fichten und Buchen fällen. Revierförsterin Anne-Sophie Knop aus dem Soonwald sieht im Anbau von Monokulturen eine der Ursachen für die Krise des Waldes.
    Viele Forstbetriebe haben jedoch schon vor Jahrzehnten begonnen, Mischwald zu pflanzen. Dort hat die nötige Verjüngung bereits begonnen. Wo alte Fichtenbestände sterben, wächst junger Wald heran. Die Hoffnung ist, dass sich der junge Wald von heute besser an häufigere Dürrejahre anpassen kann. Die Reportage erzählt von Menschen, die dem Waldsterben auf unterschiedlichste Art begegnen und es aufzuhalten versuchen. Zwischen Wiederaufforstung und „Natur, Natur sein lassen“ zeigt der Film Strategien zwischen Hoffnung und Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.12.2019ZDF
  • Folge 80
    Die Kreuzfahrtbranche boomt. Weltweit reisen immer mehr Passagiere auf den schwimmenden Hotels. Vor allem zu Weihnachten und über Neujahr wollen viele dem deutschen Winterwetter entfliehen. Die Reedereien haben sich auf die Nachfrage eingestellt. Und so müssen die Gäste auch in der Ferne nicht auf’s Weihnachtsgefühl verzichten. Vom Weihnachtsbaum über die Lebkuchenhäuschen, bis hin zum Adventssingen ist auf der Kreuzfahrt an alles gedacht. Familie Hechel hat sich entschieden, ihren Weihnachtsurlaub weit weg vom kalten Winter und vom alljährlichen Weihnachtstrubel in der Karibik zu verbringen.
    Mit dem Kreuzfahrtschiff geht es 14 Tage in die östliche Karibik, zu Traumzielen wie St. Lucia, Domenica und Guadeloupe. Sonnenbrille und Shorts sind angesagt, statt dickem Mantel und Pudelmütze. Auf Weihnachten und Geschenke müssen die beiden Kinder aber nicht verzichten, denn an Bord des Ozeanriesen ist für Weihnachtsstimmung gesorgt. „So haben wir das Beste von beidem“, sagt Nicole Hechel,“Sonne und Weihnachten“. Auch für die Crew ist die Weihnachtsreise etwas Besonderes. Für Bordfriseurin Nadine Leis gibt es bei über 3000 Passagieren viel zu tun, denn an den Festtagen wollen alle besonders gut aussehen.
    Nadine hofft, dass das Heimweh nicht zu stark wird. Es ist das erste Mal, dass sie Weihnachten nicht zuhause feiert. Chefkoch Sebastian Heinze dagegen fährt seit 16 Jahren zur See. Für ihn hat die Weihnachtsplanung vor Monaten begonnen – mit den ersten Bestellungen. Zu seiner Küchencrew gehören 105 Köche, 12 Bäcker und 104 Küchenhelfer. Sie müssen über die Feiertage mehr als 4000 Menschen versorgen. Und das 24 Stunden am Tag. Pausen gibt es während der 14-Tage-Tour kaum.
    An Heiligabend möchte Heinze für seine Schiffsgäste auch in der Karibik etwas ganz Traditionelles bieten: Gänsebraten mit Klößen und Rotkohl. Hans-Dieter Tenhaef und seine Lebensgefährtin Doris Terlau möchten auch dem Weihnachtstrubel entfliehen. Beide sind erfahrene Kreuzfahrer. In der Karibik suchen sie bei den Ausflügen sportliche Abenteuer. Mit den Fischen tauchen und Jetski fahren, für Dieter ein Traum. So vergisst man schnell, dass es eigentlich Weihnachtszeit ist. Die „ZDF.reportage“ blickt hinter die Kulissen einer Weihnachtskreuzfahrt in die Karibik. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.12.2019ZDF
  • Folge 81
    Eine Schiffsreise zum Polarkreis ist Naturkino pur. Besonders im Winter, wenn Schnee und Eis die Küste in eine bizarre Landschaft verwandeln und Reisende vom Polarlicht verzaubert werden. 2400 Kilometer – 34 Häfen – 11 Schiffe. Vernetzt wie ein Busfahrplan legt die Flotte an jedem der Häfen an und ab. Die Postschiffe der Hurtigruten sind keine Kreuzfahrer im klassischen Sinn, sondern die Gäste machen eine Reise auf einem Versorgungsschiff. Vom Postpaket bis zum Auto kann man alles mit dem Schiff verschicken. Sie sind der Schulbus für Kinder und der Lieferwagen für den Supermarkt. Von Bergen aus geht es immer Richtung Norden, den Golfstrom entlang.
    Als „Reichsstraße Nr. 1“ wurde die Route früher bezeichnet, denn lange Zeit war die Strecke für viele der Hafenstädtchen entlang der Westküste nicht nur die schnellste, sondern oft auch die einzige Verkehrsanbindung zum Rest des Königreichs Norwegen. Die Linie der alten Postschiffe wurde 1893 zum ersten Mal befahren. Aus der Transportroute von damals ist längst ein Touristenmagnet geworden, der jährlich viele Tausende Gäste anzieht. Sie wollen die Urgewalten der zerklüfteten Fjord-Landschaften erleben, meterhohe Eiswände bestaunen und sich von den bizarren Polarlichtern verzaubern lassen.
    Eine Reise im Winter kann zudem sehr abenteuerlich werden. Schnee, Kälte und Sturm sind vor allem für die Besatzung eine Herausforderung. Das Wohlfühlprogramm an Bord, Wandertouren und Schlittenfahrten an den verschiedenen Orten werden für die Passagiere zu einem einzigartigen, unvergesslichen Erlebnis. Die Reportage begleitet Menschen, die sich mit dieser Reise einen Lebenstraum erfüllen, Besatzungsmitglieder, die das einzigartige Erlebnis möglich machen, und Einheimische, die die „MS Nordkapp“ für Behördengänge oder Arztbesuche nutzen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.12.2019ZDF

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