2020, Folge 21–40

  • Folge 21
    Die Einschränkung von Grundrechten in der Corona-Krise sei eine „Zumutung“ für die Demokratie, sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel – und doch sah sie keinen anderen Ausweg, um das Virus einzudämmen. Ausgangssperren, Versammlungsverbote und Zwangsisolation wurden auch in Staaten verhängt, in denen bürgerliche Freiheiten sonst hoch im Kurs stehen wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Die Bevölkerung hat die Beschneidung demokratischer Grundrechte und die Einschränkung des öffentlichen und privaten Lebens anfangs großteils akzeptiert – doch mittlerweile regt sich Unmut.
    In Frankreich ist aus der sozialen Protestbewegung der „Gelbwesten“ inzwischen die der „Weißkittel“ entstanden, die sich aus unzufriedenen Bediensteten des Gesundheitswesens rekrutieren. Sie fordern, dass Pflegerinnen entsprechend der Verantwortung bezahlt werden, die sie besonders in Zeiten von Corona tragen mussten. Die Corona-Maßnahmen der Regierung hätten die soziale Kluft im Land besonders deutlich gemacht, sagt Priscilla Ludoski, eine prominente Gelbwesten-Aktivistin der ersten Stunde, die jetzt die Weißkittel unterstützt. Anwälte sammeln Klagen gegen den Staat, die sich nicht nur gegen einzelne Maßnahmen von Präsident Macron richten, sondern gegen ein System, das der französischen Regierung erlaube, im Krisenfall ohne Kontrolle zu agieren.
    Großbritanniens 329 Seiten starke Corona-Notverordnung wiederum sieht vor, dass Testverweigerer inhaftiert werden können. Ärzte sollen Totenscheine ausstellen, ohne den Verstorbenen gesehen zu haben, mutmaßlich Infizierte können festgenommen und zwangsisoliert werden. Ganze zwei Jahre lang sollen die Maßnahmen aufrecht bleiben. Es sind Einschnitte in Freiheitsrechte, wie es sie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat.
    Und doch sind die Briten mit Premier Boris Johnson zufrieden: „Wir haben es hier mit einer Regierung zu tun, die sich weigert, die alten Regeln zu befolgen. Das kommt bei vielen Briten gut an“, sagt der Politologe und ehemalige BBC-Journalist Peter Kellner. Die Insel habe etwas verloren, was für gesunde Gesellschaften unabdingbar ist, sagt Sir Paul Collier, renommierter Wirtschaftsökonom und Oxford-Professor: den Sinn für die Gemeinschaft, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, eine gemeinsame Identität.
    Auch in Deutschland ist ein Streit über die Verhältnismäßigkeit von Grundrechtseinschränkungen entbrannt. Ob es angemessen ist, bei heutigem Stand der Pandemie, die bürgerlichen Freiheiten einzuschränken, fragen nicht nur die Verschwörungstheoretiker unter den Demonstranten bei den sogenannten Hygiene-Demos, sondern auch Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Im Interview wundert sich der Staatsrechtler, dass die Einschränkungen so anstandslos hingenommen werden. Ein Regieren per Notverordnung, vorbei an den Parlamenten, meint er, sollte es auch in Pandemie-Situationen nicht geben. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 01.07.2020ORF 2
  • Folge 22
    Weit über den Nahen Osten hinaus herrscht Hochspannung vor der geplanten Annexion von Teilen des palästinensischen Westjordanlandes durch Israel. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete eine Annexion als schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht und forderte die israelische Regierung dringend auf, von ihren Pläne abzusehen. Das WELTjournal begleitet den französischen Juden Pinhas Attali, der sich mit Frau und neun Kindern in der jüdischen Siedlung Kiryat Arba nahe Hebron im Westjordanland niedergelassen hat.
    In Kyriat Arba leben 8.000 jüdische Siedler, von denen sich viele als harter Kern der radikalen Siedlerbewegung begreifen und unter Berufung auf das biblische Eretz Israel das mehrheitlich von Palästinensern bewohnte Westjordanland für Juden beanspruchen. Auch Pinhas Attali sieht die jüdische Besiedlung des Westjordanlandes als seine ‚göttliche Mission‘, die er mit allen Mitteln befördern will. Bei vielen gilt er als das Gesicht des Extremismus, bei den Siedlern als Held. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 08.07.2020ORF 2
  • Folge 23
    Helden oder Rassisten – in den USA ist ein erbitterter Streit um Denkmäler historischer Führungsfiguren der Südstaaten entbrannt. Im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung haben Demonstranten quer durchs Land Statuen und Monumente von Generälen und -Politikern attackiert, die die sogenannten „Sklavenhalter-Staaten“ im Süden repräsentierten. Allein im Kapitol in Washington stehen elf solcher umstrittener Statuen. Abbilder von Barbarei und Grausamkeit, sagen die einen und fordern ihre Entfernung. Von wertvollen Werken und historischem Erbe, sprechen die anderen.
    Das WELTjournal begibt sich auf eine Reise durch die amerikanischen Südstaaten, von South Carolina über Georgia bis Mississippi, von Tennessee über Louisiana bis Alabama. Unterwegs treffen wir Anhänger und Kritiker des umstrittenen Südstaatenerbes, Nachfahren der damaligen Plantagenbesitzer und Nachfahren ihrer damaligen Sklaven. Jeder mit seiner eigenen Sicht auf das, woran man sich erinnern und das, was man bewahren oder eben besser nicht bewahren sollte. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 15.07.2020ORF 2
  • Folge 24
    Über Jahre boomte die Branche wie keine andere. An die 30 Millionen Menschen haben ihren Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff verbracht. Die Umsatzzahlen der Reedereien waren beneidenswert. Die Corona-Pandemie hat dem Kreuzfahrt-Business aber beinahe über Nacht ein Ende bereitet. Seit Mitte März liegen weltweit über 300 Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Wann die schwimmenden Hotels wieder in See stechen werden, ist ungewiss. Das WELTjournal zeigt die letzte Fahrt der MS Amera, die von Argentinien über Uruguay mit Ziel Manaus in Brasilien unterwegs war. Als die Reise am 24. Februar losging, war Covid-19 noch kein großes Thema, an eine Pandemie dachte damals keiner. Doch nur zweieinhalb Wochen später sitzen 568 Passagiere und 423 Crewmitglieder an Board fest, weil fast alle Häfen gesperrt sind. Die folgenden 18 Tage ohne Landgang werden für Urlauber und Crew eine noch nie da gewesene Herausforderung. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 22.07.2020ORF 2
  • Folge 25
    Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat unser Leben völlig verändert. Vor allem Reisen – für viele Menschen eines der schönsten Dinge der Welt – ist in Zeiten von Covid-19 zur echten Herausforderung geworden. Kreuzfahrtschiffe haben ihren Betrieb gänzlich eingestellt, für die meisten Länder gilt eine erhöhte Reisewarnung, Flüge und Bahnfahrten sind nur unter Einhaltung strenger Auflagen zur Reduktion der Ansteckungsgefahr möglich. Der Urlaub 2020 fordert von uns eine Portion Gelassenheit, um mit der sogenannten „neue Normalität“ zurechtzukommen.
    Im WELTjournal zeigen wir eine Reise, die so wahrscheinlich länger nicht mehr möglich ist: der Wiener Journalist Jakob Horvat ist noch vor Corona um die Welt gereist, möglichst nachhaltig, mit möglichst geringem Ressourcenverbrauch und möglichst budget-schonend: von Wien per Anhalter nach Portugal, mit dem Segelboot über den Atlantik, durch Südamerika, über Hawaii nach Borneo und Indien. Auf seiner Reise begegnen ihm neben beindruckenden Menschen aber auch die Auswirkungen von Klimakrise, Umweltverschmutzung und Raubbau an der Natur. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 29.07.2020ORF 2
  • Folge 26
    Beliebte Reiseziele wie die Lagunen-Stadt Venedig und die kroatische Hafenstadt Dubrovnik, die bis vor Corona völlig überlaufen waren, sind diesen Sommer nahezu leer. Im Gegensatz dazu stöhnt zur Zeit Amsterdam unter einem Touristenansturm: vor allem Deutsche, Belgier und Franzosen, die früher in Italien und Kroatien geurlaubt haben, fahren jetzt corona-bedingt stattdessen in die Niederlande. Das WELTjournal sieht sich an, wie Corona die Touristenströme verändert hat: Reporter Patrick Hafner erkundet das pittoreske mittelalterliche Dubrovnik, das nun wieder den Einheimischen gehört.
    Früher haben bis zu sieben Kreuzfahrtschiffe pro Tag angelegt, tausende Tagesgäste drängten sich durch die engen Gassen der historischen Altstadt. Im Vorjahr wurde die Zahl der Riesen-Kreuzer auf zwei pro Tag begrenzt, doch seit Corona kommen gar keine mehr. Auch Venedig ist so beschaulich wie seit Jahrzehnten nicht mehr – für Reporterin Ines Pedoth und die wenigen Touristen in der Lagunenstadt faszinierend, doch ein enormer Verdienstentgang für Hoteliers, Restaurants und Souvenir-Shops.
    Die wenigen noch dort wohnhaften „Einheimischen“ hoffen jetzt auf einen Neustart des Tourismus, der auch für sie wieder ein lebenswertes Venedig ermöglicht. Reporter Benedikt Feichtner sieht sich unterdessen das Kontrastprogramm an: er besucht das malerische Amsterdam, das sich zur Zeit vor Touristen kaum retten kann und bereits aufruft, am Wochenenden nicht mehr zu kommen, weil sich in der Stadt der vorgeschriebene Corona-Mindestabstand nicht mehr einhalten lässt. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 05.08.2020ORF 2
  • Folge 27
    Der russische Regimekritiker Alexej Nawalny, der einem Giftanschlag zum Opfer gefallen sein dürfte, liegt seit Tagen im Koma. Die Ärzte an der Berliner Charité, an die er von Sibirien aus überstellt wurde, gehen von einer Vergiftung mit einer Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer aus. Der 44jährige Rechtsanwalt ist Russlands bekanntester Oppositioneller und schärfster Kritiker von Präsident Putin und hat Korruptionsskandale in höchsten Polit-Kreisen aufgedeckt. Auf ihn wurden schon mehrere Anschläge verübt, wiederholt wurde er festgenommen. In der Charité, in der Nawalny nun behandelt wird, steht er unter dem Schutz des deutschen Bundeskriminalamts. Der Kreml weist Vorwürfe eines Giftanschlags zurück.
    Das WELTjournal zeigt, wie sich der Fall Nawalny einreiht in eine Serie mysteriöser Giftanschläge und Mordkomplotte gegen Kritiker und Oppositionelle in Russland und im Ausland. Vor zwei Jahren wurden der ehemalige russische Geheimdienstler und Überläufer Sergej Skripal und seine Tochter in Großbritannien mit dem Nervengift Novitschok vergiftet. Beide überlebten den Anschlag. 2015 wurde der Oppositionelle Boris Nemzow auf einer Brücke in der Nähe des Kremls per Kopfschuss getötet. 2006 wurde der ehemalige russische Geheimdienstoffizier Alexander Litwinenko in London mit Polonium vergiftet und starb. Im gleichen Jahr wurde die bekannte Investigativ-Journalistin Anna Politkowskaja in Moskau erschossen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 02.09.2020ORF 2
  • Folge 28
    Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA geht in die heiße Phase. Seinen Wahlsieg vor vier Jahren verdankt Donald Trump auch und vor allem erzkonservativen evangelikalen Christen, die gegen Schwangerschaftsabbruch wettern und die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen. Nach Umfragen glauben 42 Prozent der Amerikaner nicht an die Evolutionstheorie, sondern sind überzeugt, dass Gott die Welt erschaffen hat. Trumps Vize-Präsident Mike Pence setzt sich sogar dafür ein, dass die Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht gelehrt wird. Das WELTjournal unternimmt eine Reise durch die USA und besucht Erlebnisparks und Attraktionen, in denen christliche Fundamentalisten Bibelgeschichten als faktische Wahrheiten präsentieren.
    In Kentucky etwa steht eine riesige Arche Noah, sieben Stockwerke hoch, mit Noahs Familie und unzähligen nachgebildeten Tierpaaren. Auf der Info-Tafel wird Noahs Alter gemäß der Bibel mit 950 Jahren angegeben. Auf die Frage einer Schülerin, wie das sein könne, sagt die Lehrerin „damals sind die Menschen eben anders gealtert“. Sie ist eine der vielen erzkonservativen Amerikaner, die für die Wiederwahl von Präsident Trump kämpfen: sie sehen ihn als „Gottes Werkzeug, um die Welt besser zu machen“. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 09.09.2020ORF 2
  • Folge 29
    Seit Mitte März liegen weltweit über 300 Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Die Corona-Pandemie hat dem Milliarden-Business beinahe über Nacht ein Aus beschert und seine Zukunft ist ungewiss. Noch im Vorjahr haben fast 30 Millionen Menschen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff gemacht. Doch je mehr das Geschäft boomte, desto mehr standen die schwimmenden Luxus-Hotels im Kreuzfeuer der Kritik. Allem voran wegen der hohen Schadstoffemissionen: fast alle Schiffe fahren mit Schweröl, das Schwefel enthält. Seit Anfang des Jahres gilt ein neuer Grenzwert: statt 3,5% sind nur noch 0,5 % Schwefelausstoß erlaubt. Um die Anforderung zu erfüllen, müssen die Reedereien nachrüsten.
    Das WELTjournal nimmt die Technologien, die die Luxus-Liner umweltfreundlicher machen sollen, unter die Lupe: der norwegische Kreuzfahrtanbieter Hurtigruten setzt auf Hybrid-Antriebe, während die „Mein Schiff“-Flotte von TUI mit sogenannten Scrubbern die Abgase reinigen. Mit der AIDAnova, dem weltweit ersten Kreuzfahrtschiff, das ausschließlich mit flüssigem Erdgas betrieben wird, hat AIDA Cruises die maritime Energiewende eingeläutet. Ist all das nur „Green-Washing“ oder kann es beim Neustart nach der Corona-Krise in der Kreuzfahrtbranche zu einem Kurswechsel in Richtung Nachhaltigkeit kommen? (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 16.09.2020ORF 2
  • Folge 30
    Nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind mittlerweile 9.000 Menschen im neuen Zeltlager untergebracht worden. Die griechische Polizei versucht, die restlichen 3.000 Flüchtlinge aus Moria in das neue Lager zu eskortieren. Viele weigern sich, weil sie ihre Überstellung aufs Festland durchsetzen wollen. Sechs mutmaßliche Brandstifter wurden verhaftet. Die Behörden fürchten, dass Asylwerber auf anderen Inseln ebenfalls Lager anzünden könnten, um ihre Weiterreise zu erzwingen. Die dramatische Situation hat erneut einen Streit über die Flüchtlingspolitik der EU entfacht.
    WELTjournal-Reporter Patrick Hafner hat auf Lesbos mit Flüchtlingen, den griechischen Einwohnern der nahegelegenen Ortschaften und den Behörden gesprochen. Er zeigt die chaotischen Zustände ebenso, wie die Bemühungen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. WELTjournal-Reporter Benedict Feichtner hat sich angesehen, wie lange die Bearbeitung der Asylanträge der Menschen in Moria dauert, wie es nach einem positiven Bescheid weitergeht, wie viele Rückführungen es gibt und wieso Griechenland bei der Bewältigung der Asylversorgungskrise im Mittelmeer vom Rest Europas so allein gelassen wird. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 23.09.2020ORF 2
  • Folge 31
    Vor 30 Jahren ist die DDR untergegangen und Ost- und Westdeutschland sind zum größten und mächtigsten Land Europas zusammengewachsen. Mit der deutschen Wiedervereinigung beginnt der bemerkenswerte Aufstieg von Angela Merkel bis ins Berliner Kanzleramt. Im Dezember 1989 betritt sie als unscheinbare junge Frau in abgewetzten Cordhosen und Sandalen zum ersten Mal die politische Bühne. Nur ein Jahr später sitzt sie als Ministerin in Bonn am Kabinettstisch von Kanzler Helmut Kohl. Die ostdeutsche, protestantische Frau überlebt alle Machtkämpfe in der westdeutschen, katholischen und männerdominierten CDU. Sie kämpft sich im Jahr 2000 an die Spitze der Partei und 2005 als erste Frau ins deutsche Kanzleramt.
    Wie hat sie das geschafft? Wie hat ihr erstes Leben im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat sie darauf vorbereitet, Kanzlerin einer der stärksten Demokratien der Welt zu werden? Wie ist Merkel zur weltweiten Marke für Krisenmanagement, Demokratie und Freiheit geworden? ORF-Deutschland Korrespondentin Birgit Schwarz hat für das WELTjournal nach den Wurzeln der späteren Kanzlerin in der ostdeutschen Provinz gesucht und mit Wegbegleitern und engen Vertrauten über Aufstieg und Erbe der mächtigsten Frau der Welt gesprochen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 30.09.2020ORF 2
  • Folge 32
    Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum, so haben es die Vereinten Nationen in ihrer Charta der Menschenrechte festgeschrieben. Doch seit Immobilienpreise weltweit immer mehr in die Höhe schießen, wird leistbarer Wohnraum knapp. Nach der Finanzkrise von 2008 sind Investment-Firmen im großen Stil in das Immobilien-Geschäft eingestiegen. Während topsanierte Wohnungen als Geld-Anlagen leer stehen, müssen ehemalige Mieter an den Stadtrand ziehen. Das WELTjournal begleitet die langjährige UNO-Sonderberichterstatterin Leilani Farha zu den Brennpunkten der weltweiten Wohnungskrise von New York, über London und Barcelona bis nach Seoul. Sie hat mit delogierten Familien gesprochen, mit streikenden Mietern, Hausbesitzern, Finanzexperten und Kommunalpolitikern. „Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Wohnen als Handelsware und Gold als Handelsware,“ sagt Leilani. „Gold ist kein Menschenrecht, Wohnen schon“. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 07.10.2020ORF 2
  • Folge 33
    Bis Mitte Oktober sollten Großbritannien und die EU ihre künftigen Beziehungen nach dem Brexit geklärt haben, anderenfalls steht wieder das Szenario eines harten Brexit ohne Deal im Raum. Vor allem die Schotten fürchten eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Sie haben mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt. Viele fühlen sich von der Regierung in London zunehmend entfremdet. Nirgendwo sonst ist Premier Boris Johnson so unbeliebt, nirgendwo sonst ist die Kritik an seiner Corona-Politik so stark.
    Im Norden des Vereinigten Königreichs herrscht eben nicht nur ein anderes Wetter, sondern auch ein anderes politisches Klima als im Rest des Landes: „Das ist das erste Mal in der Geschichte, dass Umfragen über eine lange Zeitspanne eine Mehrheit für eine Unabhängigkeit Schottlands prognostizieren“, sagt John Curtice. Der Politologe gilt als wichtigster Meinungsforscher des Landes und hat die letzten vier Unterhauswahlen richtig vorausgesagt. Reporter Benedict Feichtner, selbst Brite, ist für das WELTjournal quer durch das Land der Highlands gefahren.
    In Sterling trifft er den Flötenbauer George Ormiston, der aus einer der ältesten Familien Schottlands stammt und seit seiner Jugend für die Unabhängigkeit kämpft. Im Nordwesten besucht er Whisky-Destilleure, die sich einst in die unzugänglichsten Regionen zurückzogen haben, um sich vor den englischen Steuereintreibern zu verstecken. Jetzt wollen sie, so wie die klare Mehrheit der Schotten, durch die Unabhängigkeit zurück in die EU. Doch kann das gelingen? (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 14.10.2020ORF 2
  • Folge 34
    Selten zuvor war der Ausgang einer US-Präsidentschaftswahl so ungewiss, selten zuvor die Spannung so groß. Mit seinem brachialen Politikstil beherrscht US-Präsident Donald Trump die weltweiten Schlagzeilen. Ob ihm das für seine Wiederwahl nutzt oder eher schadet – darüber gehen die Meinungen auseinander. Trump liegt in den Umfragen zwar hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden, doch auch bei den Wahlen vor vier Jahren lag Trump in den Umfragen hinten und gewann dennoch. Dazu kommt, dass die Corona-Krise und die Black-Lives-Matter-Bewegung USA noch tiefer gespalten haben. Das WELTjournal unternimmt einen Roadtrip durch die sogenannten Swingstates Ohio, Michigan und Pennsylvania.
    Sie gelten als Zünglein an der Waage und könnten den letzten Ausschlag geben, wer das Rennen macht. Bei den Wahlen 2016 haben sie für Trump gestimmt. „Trump ist zwar ein Rüpel, aber sagt, was er denkt. Ich werde ihn wieder wählen“, meint Friseurin Londa aus Michigan. Jennifer aus Ohio hingegen wird diesmal nicht mehr für Trump stimmen: „Ich habe meinen Respekt vor ihm verloren, er ändert ständig seine Meinung und widerspricht sich selbst“. Die überzeugte Republikanerin will diesmal den Demokraten Joe Biden wählen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 21.10.2020ORF 2
  • Folge 35
    Die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump, First Lady Melania Trump, hat weit mehr Einfluss auf ihren Mann als allgemein angenommen, sie kommuniziert über ihre Kleidung und hat ein angespanntes Verhältnis zu Trumps Lieblingstochter Ivanka aus dessen erster Ehe – das ist zumindest der Tenor einer nicht-autorisierten Biografie über Melania Trump. Das frühere Model aus Slowenien ist Trumps dritte Ehefrau und gilt als unnahbar und medienscheu. In der Öffentlichkeit wird sie oft belächelt, doch Insider meinen, ihre Macht und ihr Einfluss im Weißen Haus seien nicht zu unterschätzen. Das WELTjournal zeigt ein Porträt der First Lady, die den 24 Jahre älteren Donald Trump bei einer Modeschau in New York kennengelernt hatte.
    Trumps Wähler sehen in ihr die ideale Verkörperung des konservativen Amerika: eine Frau, die ihren Platz an der Seite ihres Mannes und ihrer Familie sieht, die ihren Mann vorbehaltlos unterstützt, zu repräsentieren weiß und sich ansonsten im Hintergrund hält. Kritiker bezeichnen sie spöttisch als die „Schöne und das Biest“ oder als „Prinzessin, die im Schloss mit dem Drachen gefangen ist“. Wer ist Melania Trump wirklich? Und wie groß ist ihr Einfluss auf den amerikanischen Präsidenten und seine Politik tatsächlich? (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 28.10.2020ORF 2
  • Folge 36
    Der Attentäter von Wien mag als Einzeltäter gehandelt haben, er ist dennoch Teil eines internationalen islamistischen Netzwerks, das sich rege austauscht. Europäische Jihadisten radikalisieren sich in einschlägigen Moscheen ebenso wie über Social Media, sie pflegen persönliche Kontakte über Ländergrenzen hinweg. Der Attentäter von Wien hatte Verbindungen zu amtsbekannten Schweizer Islamisten aus dem Jihadisten-Hotspot Winterthur. Er hatte Verbindungen zu deutschen Islamisten, die er in einem IS-Haus an der türkisch-syrischen Grenze kennengelernt hatte. Sowohl deutsche als auch schweizer Islamisten waren im Sommer in Wien um ihn zu treffen. Und der Attentäter hatte Verbindungen in die Heimat seiner Eltern Nordmazedonien.
    Die Muslime in dem kleinen Land am Balkan pflegen traditionell einen gemäßigten Islam. Gemeinsam mit Bosnien, dem Kosovo und Albanien weist Nordmazedonien aber eine radikale Islamisten-Szene auf, die vor allem ihre Landsleute im Rest Europas beeinflusst. Das WELTjournal beleuchtet diese internationalen Verbindungen des Attentäters zu Jihadisten in Europa: die Salafistenszene auf dem Balkan, die von saudischen und kuwaitischen Geldgebern finanziert wird. Die Islamisten-Hotspots in der Schweiz und in Deutschland, mit denen er in Kontakt war. Die Türkei als Transitland europäischer Dschihadisten, die wie er zum IS nach Syrien wollten. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 11.11.2020ORF 2
  • Folge 37
    Der Ausgang der Präsidentenwahlen in den USA bestätigt, wie tief die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft geht. Auch wenn wenig Zweifel daran bestehen, dass der nächste US-Präsident Joe Biden heißt, haben doch mehr als 70 Millionen Amerikaner für Donald Trump gestimmt. Und der will seine Anhängerschaft auch in Zukunft über Twitter und Foxnews gegen das sogenannte politische Establishment mobilisieren. Das WELTjournal analysiert die Gründe für diese dramatische Polarisierung im mächtigsten Land der Welt. Während in den Küstenstädten im Osten und Westen der USA immer mehr Menschen auf Diversität und Multikulturalität setzen, klammern sich viele Bewohnerinnen des amerikanischen Hinterlandes an traditionelle Lebensformen und wollen die Vorherrschaft der weißen Bevölkerungsmehrheit verteidigen.
    Der Kulturkampf zwischen liberalen und konservativen Gruppen wird durch den schrittweisen Abstieg der Mittelschicht verschärft. Während die Einen mehr Hilfe vom Staat erhoffen, kämpfen die Anderen gegen das, was sie als ‚sozialistische Bedrohung‘ ansehen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 18.11.2020ORF 2
  • Folge 38
    Seit Wochen demonstrieren in Polen zigtausende Menschen gegen die geplante Verschärfung des ohnehin äußerst restriktiven Abtreibungsrechts. Demnach soll Schwangerschaftsabbruch auch dann verboten werden, wenn der Fötus schwere Fehlbildungen aufweist. Die Demonstrationen sind die größten, die Polen seit den Achtzigerjahren erlebt hat – und das mitten in der Corona-Krise. Sie richten sich auch gegen die mächtige Kirche. „Offiziell gibt es natürlich die Trennung von Kirche und Staat, doch im heutigen Polen ist das nur noch eine Illusion“, sagt die Psychotherapeutin und Aktivistin Ella Podle?na, die wegen ihres Engagements zunehmend unter Druck gerät.
    Das WELTjournal zeigt, wie sehr der umstrittene klerikal-konservative Kurs der Regierung Polen verändert hat. Vorstöße gegen Minderheiten und liberale Rechte, gegen Medien und Rechtsstaatlichkeit haben bereits die EU auf den Plan gerufen. Und auch in Polen selbst ist laut Umfragen der Rückhalt für den Rückwärtskurs der Regierung auf ein Drittel geschrumpft. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 25.11.2020ORF 2
  • Folge 39
    Brasiliens umstrittener Präsident Jair Bolsonaro wird oft als der „brasilianische Trump“ bezeichnet. Wie sein US-amerikanisches Vorbild leugnet Bolsonaro die Gefahren des Corona-Virus und des Klimawandels. Wie Trump wettert er gegen Journalisten, verbreitet offensichtliche Lügen, schürt Hass und ruft die Polizei zu mehr Gewaltbereitschaft auf. WELTjournal-Reporterin Julieta Rudich hat sich angesehen, wie vor allem die arme Bevölkerung von der Regierung Bolsonaro benachteiligt und vergessen wird. Die Menschen in den Favelas sind der Corona-Pandemie nahezu schutzlos ausgeliefert und müssen zur Selbsthilfe greifen.
    Die Zahl der Todesopfer ist hier am höchsten. Die Zahl derer, die ihre meist prekären Jobs und kargen Einkünfte verloren haben, ebenfalls. Bolsonaro hat unterdessen den Gesundheitsminister gefeuert und durch einen Militär ohne jegliches medizinische Knowhow ersetzt. Fast die Hälfte seiner Minister stammt aus den Streitkräften, viele von ihnen sind Mitglieder einer der ultra-konservativen evangelikalen Freikirchen. „Wir müssen brutal sein, wir töten viel zu wenig“, sagt ein Major der gefürchteten Militärpolizei, der unter Bolsonaro zum Stadtrat von Rio de Janeiro befördert wurde. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 09.12.2020ORF 2
  • Folge 40
    In Corona-Zeiten, im Lockdown und speziell vor Weihnachten boomt das Online-Geschäft – und damit nicht nur eine Flut an Paket-Sendungen, sondern auch an Rücksendungen. Jedes sechste online bestellte Paket geht retour, bei Kleidung ist es sogar jedes zweite Paket. Was bei Kunden beliebt ist, hat sich zu einer Plage ausgewachsen. Das WELTjournal zeigt die Gewinner und Verlierer dieser Retourenflut. Während kleinen Online-Händlern Kosten und Aufwand über den Kopf wachsen, punkten die großen Plattformen wie Amazon und Zalando mit dem Angebot kostenfreier Rücksendemöglichkeit. 140.000 Artikel landen täglich in Europas größtem Retourenzentrum und werden dort geprüft, aufgebügelt und neu verpackt. Die doppelten und dreifachen Transportwege sind energie- und klimatechnisch eine große Belastung. Um die Unmengen an Retouren ist aber auch eine ganz neue Branche entstanden. Findige Geschäftsleute kaufen palettenweise Retour-Sendungen und verkaufen sie weiter. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 16.12.2020ORF 2

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